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Full text of "Jahrbuch der Kais. Kön. Geologischen Reichs-Anstalt"

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JAHRBUCH 


DER 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


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JAHRGANG 1868. XVII. BAND. 


NRO. 4, OCTOBER, NOVEMBER, DECEMBER. 


Mit Tafel XII—XVI. 


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WIEN. 


DRUCK DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 


IN COMMISSION 


BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES, FÜR DAS INLAND. — 
BEI F. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


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JAHRBUCH 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


XVIM. Band. 1868. 


Mit 16 Tafeln. 


ER E- 


WIEN. 


DRUCK DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 


IN COMMISSION 


BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES, FÜR DAS INLAND. — 
BEI F. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


Digitized by the Internet Archive 
in 2011 with funding from 
California Academy of Sciences Library 


http://www.archive.org/details/jahrbuchderka181868unse 


Inhalt. 


Personalstand der k. k. geologischen Reichsanstalt im Jahre 1868... 

Correspondenten, „ ,„ n h = ERRR, 

Abonnentenfürdas Jahrbuch der geologischen 5 N , Pl 
I. Heft. 


I. Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. Blatt 
Nr. VI. Oestliche Alpenländer. Von Franz Ritter v. Hauer........ 

U. Beiträge zur Geognosie Tirols. Von Adolph Pichler.............. 
III. Zur Geologie des siebenbürgischen Erzgebirges. Von Franz PoSepny 
IV. Höhenmessungen in Oberungarn. Von Dr. Karl Rothe............ 
V. Beiträge zur Kenntniss der geologischen Verhältnisse der Umgegend 
von Raibl und Kaltwasser. Von Dionys Stur. Mit Tafel I und I.. 

VI. Der Jura von St. Veit bei Wien. Von Karl Griesbach. Mit Tafel III 
Fra FA N A EEE ORAL TE DIE OL SEE ER 

VU. Fossile Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge von Tergove in Croatien. 
MON DIOnyanStmE Se ar ne A: 
VIII. Kleine paläontologische Mittheilungen, 2. Folge (Ill. Die Brachiopoden 
der böhmischen Kreide). Von Dr. Urban Schloenbach. Mit Tafel V. 


II. Heft. 

I. Studien über die Gliederung der Trias- und Jura-Bildungen in den 
östlichen Alpen. Nr. II. Die Gebirgsgruppe des Osterhornes. Mit Taf. 
NI—-VIE Von BE Ssuessiund BE v.Mojsisowies.. n.....0, 

Habiesnordliche Arvaz/Von KR. M.Baul Sn near. 

III. Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhmischen Kreideablage- 
rungen bei Wartenberg unweit Turnau. Von F. v. Hochstetter. 
KMistemiem Holzschnith)” een. a. Jr Da 

IV. Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka in Ungarn. Von 
BINIETET IE ATERNiRON N ee a Al ea. 

V. Geologische Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 
NonsEaRKarrenund Eh Rwcheue, Sun aa ne 
1. Die Tertiärbildungen von Goys und Breitenbrunn am Neusiedler 

SEENNVOLIE DIENTE DIS ee N te el 

2. Das Verhältniss der Congerien-Schichten zur sarmatischen Stufe 

beisliesinen Von al au on and ee a N 

3. Die Tertiärbildungen in der Umgebuug von Pressburg und Hain- 
BRBEY Von EN. EUOMaRR Be cn 3 REEL Tara Pe: 

4. Conchylien aus einer Brunnenausgrabung bei Pötzleinsdorf. Von 

HET RUE u en ENT RER LOSE 

VI. Neue Reste von Squalodon aus Linz. Von E. Suess. (Mit Tafel X). 

VII. Ueber einige Mineralvorkommen in Swoszowice. Von F. Ambroz.. 

VIII. Allgemeines Bild der Erzführung im siebenbürgischen Bergbau-Dis- 

brIete Von ESP OI SH yE a NS ee TEE OST ANGER ur 

IX. Bemerkungen über den alten Gletscher des Traunthales. Von E. v. 
IE OMSESONELESE IR, an le ee RER netz Ada 

X. Die Erdölgruben in Böbıka bei Dukla in Mittelgalizien. Von J. 
IN Rn, Au Al Ra DE Do PER AREA ER EINE NER Hicks DRIN IPE DEE 

XI. Arbeiten in dem chemischen Laboratorium der k. k. geologischen 
Kerehsanstalt»Von Krk vr Hameln. ee 


III. Heft. 
I. Zur Erinnerung an Ferdinand Freiherrm v. Thinnfeld. Von W. Ritter 
DREIER N ee ae erene eere a sieieheliei een 
I. Bericht über die geologische Aufnahme im oberen Waag- und 
Gran-Rhaleıı Vom. D. Stur.2......0.. EDEN Rn oe: 


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Seite 
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123 
131 
139 


167 
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247 
257 
269 


321 
397 


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Tafel 


Die geologischen Verhältnisse des Terrains zwischen Rosenberg, 
Kralovany. und Kobımı VonR, Meilen 
Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. Blatt X. 
Dalmatien. Monlranzekitteriy. Hanler ee 
Kleine paläontologische Mittheilungen. Dritte Folge. (Nr. IV. Ueber 
Pelemnites rugifer. V. Ueber Belemnites lanceolatus Sharp. und Sow. 
und #el. granulatus Sow.) Mit Tafel XI. VI. Polyptychodon Ow. aus der 
Bukowina. VII. Amm. Austeni Sharp.) Vou Dr. U. Sehloenbach.... 


IV. Heft. 


. Die geologische Beschaffenheit der Herrschaft Hälmägy im Zaränder 


Comitate in Ungarn. Von Dionys Stur. Mit Tafel XI............. 
Die geologischen Verhältnisse der Mätra. (Erste Abtheilung). Von 
Meranmmand. Freih. v.LAmdriam"...... Era na Ra N: 
Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. Von Dionys Stur. 
N ANSIERERITT fund. RTV". 0 N ER RR an Eee 
Geologische Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 
Von RsRarrer und Th. Fuchs. Mit Tatel XV nd Xena, 
1. Die Tertiärbildungen in der Bucht von Berehtoldsdorf. Von F. 
Karrer 


2. Die Tertiärbildungen in der Umgebung von Eggenburg. Von Th. 
Fuchs 


. Paläontologische Notizen über Lias-, Jura- und Kreide-Schichten in 


den bayrischen und österreichischen Alpen. Von Dr. Karl Zittel 


Verzeichniss der Tafeln. 


I—I zu: D. Stur. Beiträge zur Kenntniss der geologischen Verhältnisse 


II — 


der Umgegend von Raibel und Kaltwasser ............ Heft I 
IV „ K, Griesbach. Der Jura von St. Veit bei Wien. Heft I.... 
V „ Dr. U. Schloenbach. Kleine paläontologische Mittheilungen 

2. Folge. II. die Brachiopoden der böhmischen Kreide. Heft I. 


VI-VII „ E. Suess und E. v. Mojsisovies. Studien über die Gliede- 


rung der Trias- und Jurabildungen in den östlichen Alpen. 
Nr. II. Die Gebirgsgruppe des Osterhornes. Heft II.......... 
IX „ R. Meier. Der Gold- unn Antimon-Bergbau von Magurka in 
Ungarn: Heft Taeso ng TR halt RT 
X „ E. Suess. Neue Reste von Squalodon aus Linz. Heft II...... 
XI „ Dr. U. Schloenbach. Kleine paläontologische Mittheilungen. 
Dritte Folge. Heft II 


Bun elelelne Haliet ei le: se rlel jenen; ee halisde len eria, wigen ale: hentai aufuiranin ee 


XI „ D. Stur. Die geologische Beschaffenheit der Herrschaft Hal- 


mägy im Zaränder Thale in Ungarn. Heft IV 


XII-XIV „ D. Stur. Eine Exeursion in die Umgegend von St. Cassian. 


Heft IV 


xV-XVI „ F. Karrer und Th. Fuchs. Geologische Studien in den 


Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 2te Folge. (XV. zu F. 
Karrer. Bucht von Berchtoldsdorf — XVı. zu Th. Fuchs. 
Tertiärbildungen von Eggenburg). Heft IV.................. 


Seite 
427 
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455 


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575 
573 
584 
599 


Personalstand der k. k. geologischen Reichsansialt. 


Director: 


Hauer, Dr. Franz Ritter von, Ritter des königl. sächsischen Albrecht- 
Ordens, k. k. wirklicher Sectionsrath, M. K. A. III. Lagergasse Nr. 2. 


Chef-Geologen: 


Erster: Foetterle, Franz, Ritter des kais. österr. Franz Josef-Ordens»,. 
k. k. wirklicher Bergrath, III. Rasumoffskygasse Nr. 3. 

Zweiter: Stur, Dionys, k. k. wirklicher Bergrath, III. Rasumoffsky- 
gasse Nr. 10. 


Chemiker: 


Hauer, Karl Ritter von, Besitzer des k. k. goldenen Verdienstkreuzes 
mit der Krone, k. k. wirklicher Bergrath, Vorstand des chemischen 
Laboratoriums. 


Assistent: 


Stache, Dr. Guido, k. k. wirklicher Bergrath, III. Heumarkt Nr. 5. 


Sections-Geologen: 


Wolf, Heinrich, III. Rochusgasse Nr. 12. 

Andrian - Werburg, Ferdinand , Freiherr von. I. Landhausgasse 
Nr. 22. 

Paul, Karl Maria. I. Augustinergasse N. 12. 

Mojsisovies von Mojsvär, Dr. Edmund. III. Traungasse Nr. 1. 

Schioenbach, Dr. Urban. III. Heumarkt Nr. 5. 


Volontaire: 


Vivenot, Franz Edler von. IV. Technikerstrasse Nr. 5. 
Griesbach, Karl L. VI. Andreasgasse Nr. 11. 
Neumayr, Dr. Melchior. III. Heumarkt Nr. #3. 
Kolbay, Johann. III. Pfefferhofgasse Nr. 6. 
Kreutz, Felix. III. Neulingsgasse Nr. 10. 
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VI 


Schöffel, Joseph k. k. pens. Oberlt. VII. Nelkengasse Nr. 4.) Im Labo- 
Glasl, Dr. | ratorium. 


Montan-Ingenieure: 


Von dem k. k. Finanzministerium zu zweijähriger Verwendung (für 1869 und 1870) 
an die Anstalt einberufen: 


Hampel Adolph, k. k. Bergexpeetant, von Joachimsthal. 
Mayer Victor, k. k. Bergexpectant, von Pfibram. 


Für die Kanzlei: 


Senoner, Adolph, Ritter des kais russ. Stanislaus Ordens und des 
königl. griech. Erlöser Ordens. Magist. Ch. III. Hauptstrasse Nr. 88. 
Jahn, Eduard, Zeichner, III. Barichgasse Nr. 24. 


Diener: 


Cabinetsdiener: Suttner, Johann. 

Laborant: Böhm Sebastian. 

Erster Amtsdieners-Gehülfe: Schreiner( III. Rasumoffsky- 
Rudolph. gasse NT. 3. 

Zweiter: Unbesetzt. 

Heitzer und Zimmerputzer: Fuchs Joseph. 

K. k. Militär-Invalide als Portier: Gärtner, Anton, Unterofficier. 
Ottakring Habergasse Nr. 328. 


Correspondenten 


der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Fortsetzung des Verzeichnisses im XVII. Bande des Jahrbuches. 


Abdullah Bey, Dr. Oberst und Stabsarzt im k. Garde-Spital zu 
Hayder Pacha. Constantinopel. 

Aberle, Karl, Dr. Professor. Salzburg. 

A driany, Joseph, königl. Oberbergrath, Berg- Forst- und Güter Director. 
Schmöllnitz. 

Aigner, August, k. k. Bergmeister. Aussee. 

Arnaud, Emil. Apt. (Vaucluse). 

Barnard, F. A. P, President of the School of mines, Columbia College. 
New - York. 

Becker, Dr. Ewald. Breslau. 

Berzewicze, Constantin v., in Berzewieze. 

Broja, Berginspector. Zabrze. 

Chyzer, Dr. Cornel. Bartfeld. 

Delgado, J. F. N. Lissabon. 

Ditscheiner, Leander, Docent am k. k. Polyt. Institute, Professor a. d. 
Handelsakademie. Wien. 

Dumreicher, A., königl. Maschinenmeister. Saarbrücken. 

Ehlers, Dr. E., Privat-Docent am anatomischen Institute. Göttingen. 

Ferjentsik, Johann, Hütten-Direetor. Jeckelsdort. 

Frenzel August, Schiehtenmeister. Karwin. 

Frischmann, L., München. 

Gärtner, F., k. k. Vice- Consul. Suez. 

Gotthar dt ‚ Georg, Vice-Präsident der Oberung. Waldbürgerschaft. Iglo. 

Grenier, Ch., Präsident des Comites der Gruben u. Salinen in Bex. 

Gürtler, Gyula, Gewerke. Göllnitz. 

Hammer, Dr. Albin. k.k. Oberfinanzrath u. Finanzprokurator. Ozernowitz. 

Hebert, Edmund, Professor der Geologie an der Sorbonne. Paris. 

Heppner, Alois, k. k. Schiehtenmeister. Hall. 

Herb, königl. bayr. Bergmeister. Berchtesgaden. 

Le Hon, H., Brüssel. 

Hornstein, F. F. Frankfurt a. M. 

Hummel, Wenzel, Berg-Eleve. Sagor. 

Jahns, Heinrich, Markscheider. Mähr. -Ostrau. 

Jervis, W. P. Conservator des königl. ital. Industrie -Museums. Turin. 

J iczek, F. Markscheider. Sagor. 


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Kanitz, Franz. Wien. 

Kamienski, Ludwig. Neumarkt Galizien. 

Kaszanitzky, königl. Bergmeister. Schmöllnitz. 

Kirchmayer, Gregor, Gutsbesitzer. Palocsa. 

Koch, Anton, Assistent an der königl. Universität in Pesth. 

Könen, Dr. A. v., Marburg. 

KrippzuKrippach, Anton v. k. k. Hauptprobierer. Hall. 

Lapparent, Albert de, Ingenieur des mines. Paris. 

Lemberg, Johann. Dorpat. 

Litwinowiez, Spiridion, Exc., k. k. w. geheimer Rath, Griechisch- 
katholischer Erzbischof. Lemberg. 

Lossen, Dr. K. A., Berlin. 

Märtyäk, Alexander, königl. Oberstuhlrichter. Zborö, Säroser Comitat. 
Ungarn. 

Mayer, Gustav, königl. bair. Revierförster. Reichenhall. 

Medlicott, Henry B. Caleutta. 

Meier, Rudolph, k. k. Montan-Expektant. Wieliezka. 

Meitzen, Bergrath. Königshütte. 

Menzel, Herrmann, Bergmeister. Peterswald. 

Meyerbeer, Cäcilie, Frl. Berlin. 

Mladek, Anton, Ober-Ingenieur. P.-Ostrau. 

Nies, Dr. Friedrich. Würzburg. 

Öbermaier, Joh. Mich. Haag am Hausruck. 

d’Orbigny, Charles. Paris. 

Oväry, Dr., Endre. Szanto. 

Oväry, Dr., Paul. Szanto. 

Palezmann, Martin v., Grubendireetor. Szlovinka. 

Palkovics, Georg, Mitglied der naturw. Gesellschaft in Pest-Ofen. 

Pallausch, Alois, k.k. Berggeschworner. Hall. 

Perry, John. Boston. 

Petersen, Dr. Theodor. Frankfurt. 

Petrino, Otto Freiherr v., Präsident der Landwirthschafts-Gesellschaft 
in Czernowitz. 

Pfeiffer, Rudolph, k. k. Berggeschworner. Wien. 

Pflücker y Rico, Dr. L. Peru. 

Purgold, Alfred, Montan-Ingenieur. Aussig. 

Radwany Imre v., Ober-Notar des Säroser Comitates. Eperies. 

Rauhwolf, Professor. Hracholusk bei Raudnitz. 

Rideli, Michael, Civil-Ingenieur. Wien. 

Rochelt, Franz, k. k. Markscheider. Hall. 

Säaärosy, Franz v., königl. Verwalter. Aranyidka. 

Sadebeck, Dr. Alexander, Assistent an der königl. Universität. Berlin. 

Sauer, Rudolph, Bau-Ingenieur. Mähr.-Ostrau. 

Schlichting, M., Mitglied des königl. preuss. Abgeordnetenhauses. Kiel. 

Schrempf, Joseph, k. k. Bergschaffer. Ischl. 

Schultz, Dr. Fritz, Wissembourg (Bas Rhin). 

Siegel, Christian, Professor. Syra. 

SittravonEhrenheim, Franz, Gutsbesitzer. Vidrany, Zempliner Comi- 
tat.. Ungarn. 

Steudel, Albert. Ravensburg in Würtemberg. 


IX 


Stieber, Wenzel, Markscheider. Pol.-Ostrau. 

Ulrich, Oberbergrath. Klausthal. 

Umlauff, Karl, k. k. Kreisgeriehts-Rath u. Bezirksvorsteher in Kremsier. 

Watzel, Dr. Cajetan. Böhm.-Leipa. 

Wein, Ernst, k. k. Salinenverwalter in Kalusz. 

Weiser, Dr. Moriz Eduard, k. k.Corvettenarzt auf Sr. M. Panzerfregatte 
Kaiser Max. 

Windt, Ludwig v., Gruben-Direetor. Iglo. 

Wolf, Johann, Gruben-Director. Göllnitz. 

Wolfrum, €. Aussig. 

Wallmann, Josef, k. k. Bergmeister. Ischl. 


X 


Verzeichniss der Abonnenten für das Jahr 1868. 
Agram,k.k. Berghauptmannschaft. 
Ambroz Ferdinand, k. k. Bergwesens-Exspeetant, Szwoszowice. 
Barrande Joachim, Prag. 
Benecke Dr. Wilhelm, Heidelberg. 
Czoernig Dr. Karl Freih. v., Exc., k. k. w. geh. Rath, Wien. 
Delle Grazie Cesar, K. Klein’scher Kohlenwerks-Direetor, Berszaszka 
bei Basiasch. 
Diekmann Albert Freih. v., Lölling, Kärnten. 
Douglass Sholto, Gutsbesitzer, Thüringen bei Bludenz, Vorarlberg. 
Ellbogen, Communal-Oberrealschule. 
Ezer K., Bergwerks-Verwalter, Mirischau, Böhmen. 
Fritsch Karl v., Frankfurt am Main. , 
Gabriel Dr. Philipp, Se. Hochw., k. k. Gymnasial-Direetor, Teschen. 
Graz, St. Oberrealschule. 
Hannover, Polytechnische Schule. 
Hartl Franz, Director des Obergymnasiums, Reetor u. s. w., Temesvär. 
Herbich Franz, Bergb.-Direect., Balan bei Csik St. Domokos, Siebenb. 
Hochstetter Ferdinand v., Professor am k. k. Polyteehnikum, Wien. 
Innsbruck, k. k. Gymnasium, 
Ivacskovics Mathias, k. Bergverwalter, Diösgyör, Ungarn. 
Joachimsthal, k. k. Bergoberamt. 
Leitomischl, k. k. Gymnasium. 
Meyerbeer Fräul. Cäcilie, Berlin. 
Mersitz Michael, Verwalter, Szaszka, Banat. 
Münichsdorfer Friedrich, Verweser, Heft, Kärnten. 
Mürle Karl, Se. Hochw., Prof. a. d. k. k. Art.-Schule, Liebenau, Steierm. 
Nagybänya, k. ung. Berg-, Forst- und Güter-Direction. 
OÖbermayer Georg, Se. Hochw., Consistorialrath, Vice-Archidiaconus, 
Dechant und Pfarrer, Vitenz, Ungarn. 
Ofen, k. ung. Finanzministerium. 
Ofen, k. Josephs-Polytechnikum. 
Olmütz, k. k. Berghauptmannschaft. 
Padiaur Wenzel, Bergmeister, Adamsthal. 
Papi-Balogh Peter v., Direetor der höheren land- und forstwirthschaft- 
lichen Lehranstalt, Debreezin. 
Pauk Franz, Schichtmeister, Thomasroith, Oberösterreich. 
Peter Eduard, Gewerke, Davidsthal, Böhmen. 
Pribram, k. k. Bergoberamt. 
2 k. k. Berg-Akademie. 
Sagor, Gewerkschaft am Savestrom. 
Schaumburg-Lippe’sches (Prinz v.) Bergamt, Schwadowitz, Böhmen. 
Schwarz v. Mohrenstern Gustav, Wien. 
Seebach Karl, v., Professor, Göttingen. 
Szigeth, k. ung. Berg-, Forst- und Güter-Direction. 
Waclawick Franz, k. k. Hauptmann in Pension, Pilsen. 
Wieliezka, k. k. Salinen-Verwaltung. 
Wien, Geologisches Cabinet der k. k. Universität. 
Würtemberg Wilhelm, Herzog v., k. Hoheit, k. k. GM. Trient. 
Zichy Karl, Graf v., k. k. w. Kämmerer, Pressburg. 


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Ausgegeben am 31. Wärz 1868. 


JAHRBUCH 5 


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Fr  . KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 
-/ GROLOGISCHEN REICHSANSTALT. 

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Br | JAHRGANG 1868. XVIIL. BAND. 

| ni N®Ro. 1, JÄNNER, FEBRUAR, MÄRZ. 

Br Mit Tafel I—V. 
WIEN. 
DRUCK VON F.B. GEITLER. 
IN BEN ; 
BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. NOFES, FÜR DAS INLAND, — 
BEI B, a. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


” » ” ” ” ” U. ” 78 ” ” +. 36 ” 80 ” 
„IH „5 ns. BL Dan 
Der dritte Band'der Abhandlungen enthält ausschliesslich das folgende Werk: 
Hörnes, Dr. M. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Unter der Mit- 
wirkung von P. Partsch, Vorsteher des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Nr. 1—10. 
Abhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. Band IV, Nr. 11—16, Mit 44 lithogr. Tafelı,. 
Enthält :Hörnes, Dr.M. Die fossilen Mollusken d. Tertiärbeckens v. Wien. Nr. 11&12.M. 11T. 6,— „ 
” ” “ n ” ” » ” ” „ 13 „ 14 „20 „ 10, 
” m ” ” ” ” ” ” ” 10m 10.2.4335 8S— , 
» 10,18. ,23, Rn — 5 
Andrae, C. I. Dr. Beiträge zur "Kenntnis der fossilen Flora Siebenbürgens und des Banates. 
Mit. 12 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 5 „ 8 „ 
Ettinsshausen, Dr. Const. v. Beitrag zur Flora der Wealdenperiode. Aus den Abhandlungen 
der k. k.’ geologischen Reichsanstalt. Mit 5 lithographirten Tafeln...» 2... 2.2 2.2. „68,5 
» Ueber Palaeobromelia; ein neues fossiles Pflanzengeschlecht. Aus den Abhandlungen der k.k. 
geologischen Reichsanstalt, Mit 2 lithographirten Tafeln...» » 2. 2-22... 02202. 1.4 erst 
» Begründung einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der Lias- und Oolithflora. Mit 
3 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt .. . 1,60 „ 
„ Die Steinkohlenflora von Stradonitz.' Mit 6 ee Tafeln. Aus den Abhandlungen der 
k..k. geologischen Beichsanstalt‘.. ul Ay rn ee u tee. 64, 
„ Pflanzenreste aus dem trachytischen Mergel ' von Heiligenkreuz bei Kremnitz, Mit ‚2 lithogra- 
phirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.. . . S ER; 
» Die tertiäre Flora von Häring in Tirol. Mit 31 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen 
der 'k. k. geologischen Beichsanstalt . urn un ae ee en nr Eh 
„ Die Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen. Mit 29 Hthographirten Tafeln. Aus den Abhand-" 
lungen der k. k. geologischen Reichsanstalt -. .-..- - 2. 22.2. 2 200. a ne I 
Haidinger, ‘W. Naturwissenschaftl, Abhandl. Gesammelt und durch Subseript. herausgegeben 
U. Band 1848, in 2 Abth. m. 30 lith. Taf. 18 fl. 92 Nkr. III. Band 1850, in 2 Abth. m. lith, 33 Taf. 21, — „ 
IV, Un ABEL ind: mer BON ee En een a | 110 
Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. Gesammelt 
und durch Subscription herausgegeben 
1. Band 1887 3,7 07.2 SE 1 fl. 60 Nkr.  BRRITERG HE 5 Br 
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Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, SRDD AE0H2 u en 207 0 Rn 
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General-Register der ersten zehn Bände, Nr. 1 von 
1850 bie. Nr. "10 von 1859, des Jahrbuches der x. k. geologischen Reichsanstalt. Von A. F. b 
Grafen: Marschall 2 Ur ee ee a ee harte ea 2,50 
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrgang IBGT-en ar: Dal a I un TE 
Kenngott, Dr. G@. A. Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 
1844—1849. Herausgegeben von der k. k. geologischen Reichsanstält . » » ».... a 
„ Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1850 und 1851. Bei- 
lage zum Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt . -. . ». 2.2. > .... un WB Oh, 
„ Vebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in dem Jahre 1852. Beilage zum Jahr- 
buche der k. k. geologischen Reichsanstalt --- ...2 - 2. 2-2 nun nenn an en 2 WAS 
Kudernatsch, Joh. Die Ammoniten von Swinitza. Mit 4 lithographirten Tafeln. Aus den Ab- , 
handlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt - -.». 2... 22 22 0. TE De FAN 
Morlot, A. v. Geologische Karte der Umgebung von Leoben und Judenburg . ..... EIER NR 
Partsch, P. Katalog der Bibliothek des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Herausgegeben von der 
k. k. Beoülczischen "Beichsanatalbin en Te ee a ee 2,12 „ 
Peters, Dr. K. Beitrag zur Kenntniss der Lagerungsverhältnisse der oberen Kreideschichten an 
'einigen Localitäten der östlichen Alpen. Mit ı lithographirten Tafel. Aus den Abhandlungen 
der k. k. geologischen Beichsanstall ar Fa a N en Bm 
Pettko, Joh. v. Die geologische Karte der Gegend von Schemnitz. Mit 1 lithographirten Tafel. 
Aus den Abhandlungen der k. k, geologischen Reichsänstalt .. --»..... east ir, 2 Di 
Reuss, Dr. A. E. Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Aschergebietes in ö 
‘Böhmen. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Mit 1 lithogr. Karte. 1,6 „ 
Zekeli, Dr. F. Die Gastropoden der Gosaugebilde. Mit 24 lithographirten Tafeln. Aus den Ab- er 
handlungen der k. k. geologischen Reichsanstäalt . . -». »» 2.2. 2 2.222 an. 12,60 „ 
Vebersicht, allgemeine, der Wirksamkeit der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht über } 
aie Jahre 1850-1852... en eo se ie nk ER a TS ER 
Im Verlage der Beck'’schen Universitäts- -Buchhandlung (A. Hölder) 


in 


Bei der Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt, Wien, Landstrasse, im 
fürstlich Liechtenstein’schen Palaste, dann bei W. Braumüller, Buchhändler des k.k. 
Hofes, Wien, Graben Nr. 572, sind zu haben: 


Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsänstalt. Band I. Mit 48 lithographirten Tafeln . 23-1. 12 Nkr 


Wien ist erschienen: \ 


Geologische UVebersichtskarte der Oesterreiohischen Monarohte, nach den RER derk.k. 
geologischen Reichsanstalt bearbeitet von Franz Ritter v. Hauer: Blatt Nr. V. Westliche Alpen- 


länder. Subscriptionspreis für die ganze Karte (12 Blätter) .. . 2.2.2222... ..40f.— 
Blatt V für die Subsoribenten auf die ganze Karte... .. 2... .. 2. 2... Bu — 
Blatt V im Einzelverkauf ........ DE LE De Er Ber 1 
Blatt V1. Oestliche Alpenländer für die Subseribenten . .» - » 2 2» 2.2 2 2 2. 5, — 
Blatt VIim; Einzeinvorkaufs 7. 05 Sa a a 


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JAHRBUCH 


DER 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


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JAHRGANG 1868. XVII. BAND. 


N8o. 1. JÄNNER, FEBRUAR, MÄRZ. 
Mit Tafel I—V. 


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WIEN. 


DRUCK VONF.B. GEITLER. 


IN COMMISSION 


BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K.K. HOFES, FÜR DAS INLAND, — 
BEI F. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


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18. Band. 1868. | J AHRBUCH l. Heft. 


KAIS, KÖN. GEOLOGISCHEN REICHS-ANSTALT. 


I. Geologische Uebersiehtskarte der österreichischen 
Monarchie. 


Nach den Aufnahmen der k. k. geologischen Reichsanstalt, bearbeitet von 


Franz Ritter von Hauer. 


Blatt VI. Oestliche Alpenländer. 


Oestlich von dem Meridian von Lienz oder des Grossglockners, der 
nahezu die Grenzlinie der Blätter V und VI unserer Uebersichtskarte 
bezeichnet, fällt, abgesehen von dem kleinen zu Bayern gehörigen Gebiete in 
der Umgeburg von Berchtesgaden, dann von einer etwas ausgedehnteren, 
noch zu Venetien gehörigen Partie im Süden, die ganze Breite der Alpen- 
kette auf österreichisches Staatsgebiet. Diese ganze östliche Hälfte unserer 
Alpen, mitalleiniger Ausnahme des nordöstlichen Theiles des Wienerwaldes, 
der, so wie die Reichshauptstadt selbst, bereits auf das nördlich anstossende 
Blatt II unserer Karte fällt, ist auf Blatt VI zur Darstellung gebracht, 
welches überdies noch im Osten die westlicheren Theile der grossen ungari- 
schen Ebene mit der Grazer Bucht und der kroatischen Bucht, so wie ein- 
zelne aus diesem Tiefiande emporragende Gebirgsinseln, das Leithagebirge und 
die Rusterberge, den Sausal westlich bei Leibnitz, die Gleichenberger Berge, 
den westlichsten Theil des Plattenseegebirges, endlich weiter im Süden das 
Agramer, Moslaviner und einen Theil der westslavonischen Gebirge umfasst, 
Im Süden fällt auf dasselbe Blatt die südöstliche Fortsetzung der Alpen in 
die Karstgebiete und die kroatischen Gebirge, welche die Verbindung mit 
den dalmatinischen Küstengebirgen und den Dinarischen Alpen vermitteln. 

Nach der politischen Eintheilung entfallen demnach auf unser Blatt 
VI der grössere Theil von Salzburg und Kärnten, die südliche Hälfte des 
Erzherzogthumes Oesterreich, ganz Steiermark, Krain, Görz und Gradiska, 
das Gebiet von Triest, Istrien, Kroatien, die kroatische Militärgrenze, und 
die westlichsten Theile von Ungarn und Slavonien. 

Für einen grossen Theil dieses ganzen Gebietes liegen uns bereits De- 
tailaufnahmen vor, so für das Erzherzogthum Oesterreich, für Salzburg, 
Kärnten, Krain, Görz, Triest und Istrien; für Steiermark besitzen wir die 
Aufnahmen des geognostisch-montanistischen Vereines, für die übrigen auf 
dem Blatte dargestellten Landestheile dagegen erst nur unsere Uebersichts- 
aufnahmen. ; 

Was nun die Betheiligung der einzelnen Geologen an diesen Aufnahmen 
betrifit, so wurden im ‚ersten Jahre des Bestehens der Anstalt (1850) zur 

1 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1868. 18. Band 1. Heft. 


p) Franz R. v. Hauer. [2] 


Gewinnung sicherer Anhaltspunkte, namentlich zur Gliederung der nörd- 
lichen Kalkalpen eine Reihe von Durchschnittslinien näher untersucht und 
zwar auf der Linie Neunkirchen-Lilienfeld durch die Herren J. Cäjzek, 
D. Stur, R. Mannlicher; — Lilienfeld-Brandhof durch J. Kuder- 
natsch und Fr. Friese; — Steier-Eisenerz, K. Ehrlich; — Steier-Ad- 
mont, durch mich und J. Rossiwall; — im Salzkammergut, F. Simony 
und entlang der Salzach :M. V. Lipold, H. Prinzinger. 

Die eigentlichen Detailaufnahmen besorgten dann: 

1. In Salzburg in den Jahren 1852 und 1853 die Herren: M. V. 
Lipold als Chefgeologe und H. Prinzinger, Dr. K. Peters undD. 
Stur als Sectionsgeologen. 

2. In dem südlich von der Donau gelegenen Theil von Ober- und 
Nieder-Oesterreich, mit den angrenzenden Theilen von Ungarn und Steier- 
mark, in den Jahren 1851 bis1853, nebst mir selbst die Herren J. CZjZek, 
Fr. Foetterle, M. V. Lipold als Chefgeologen, die Herren J. Kuder- 
natsch, D. Stur, F.v. Lidl, H. Wolf, H. Prinzinger als Sections- 
geologen, während sich die Herren Dr. M. Hörnes, E. Suess und Ferd. 
Seeland zeitweilig zu freiwilliger Theilnahme angeschlossen hatten. 

Eine Revision, die zunächst zum genauesten Studium der in den nord- 
östlichen Alpen vorfindlichen Kohlenflötze unternommen wurde, die aber 
weiter zu einer Umarbeitung der ganzen Karte der nordöstlichen Kalkalpen 
führte, wurde dann noch in den Jahren 1863 und 1864 durch die Herren 
M. V.Lipold und D. Stur unter Mitwirkung der hehufs einer höheren 
Ausbildung von dem k. k. Finanzministerium an die Reichsanstalt einbe- 
rufenen Herren Montan-Ingenieure L. Hertle, J. Rachoy und G. Freih. 
v.Sternbach, dann des Herrn Dr. Alfr. Stelzner als Volontär’s aus- 
geführt. 

Weitaus die wichtigsten kartographischen Vorarbeiten, die nur zum 
Theil veröffentlicht worden waren, hatte für das ganze Gebiet der nordöst- 
lichen Alpen Herr P. Partsch geliefert. Dass überdies auch die werth- 
vollen Publicationen einesLill v. Lilienbach, Dr. A. Bou6&, Sir R. Mur- 
chison, ferner die unter Haidinger’s Leitung zusammengestellte geogno- 
stische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie, die geologische 
Uebersichtskarte der nordöstlichen Alpen von A. v. Morlot, und viele in 
der Literatur zerstreute Daten wichtige Anhaltspunkte lieferten und fleissig 
benützt wurden, versteht sich von selbst.!) 

3. In Kärnten, mit den angrenzenden Theilen von Tirol und den Vene- 
tianer-Alpen in den Jahren 1854 und 1855 die Herren M. V. Lipold und 
Fr. Foetterle als Chefgeologen und die Herren Dr. Peters und D. Stur 
als Sectionsgeologen. Wichtigere Beiträge zur geologischen Kenntniss des 
Landes hatten in früherer Zeit namentlich die Herren Dr. A Bou& und 
Fr. Rosthorn geliefert. 


1) Es würde unthunlich sein, hier ein vollständigeres Literaturverzeichniss 
beizufügen. Bezüglich der älteren Literatur bis zum Jahre 1850 darf ich wohl auf 
ein früher von mir gegebenes Verzeichniss (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt Bd. I, p. 17) und bezüglich der neueren, auf die Jahrbücher der k. k. geo- 
logischen Reichsanstalt, in welchen nebst Originalmittheilungen auch alle wichti- 
geren, auf die Geologie des Kaiserstaates bezüglichen anderweitigen Publicationen 
angezeigt werden, verweisen. 


[3] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 3 


4. In Krain, Görz, Triest und Istrien in den Jahren 1856 bis 16859 
edi Herren: M. V.Lipold als Chefgeologe, Dr. G. Stache und D. Stur 
als Sectionsgeologen. Als wichtigste Vorarbeiten sind hier hervorzuheben 
jene von Haquet, von Dr. A. Bou& von L. v. Buch, von A. v. Morlot 
u.8. w. 

5. Die geologischen Aufnahmsarbeiten in Steiermark für den dortigen 
geognostisch-montanistischen Verein wurden in den Jahren 1846 bis 1860 
durchgeführt. Als Aufnahms-Commissäre fungirten der Reihe nach die 
Herren Ad, v. Morlot, Dr. J. Andrae, F.Rolle und Th. v. Zollikofer. 
Zeitweiligen Antheil an den Arbeiten nahmen überdies die Herren Al. G o- 
banz, Alb. v.Miller, Vine. Pichler, Ferd. Seeland, A. v.Schouppe 
und Fr. Wodiczka. Eine Revision einiger Theile des Landes wurde spä- 
ter in den Jahren 1863 und 1864 durch Herrn D. Stur, der die schliess- 
liche Zusammenstellung der vom Vereine herauszugebenden Karte über- 
nommen hatte, ausgeführt. 

Wichtige Vorarbeiten für die geologische Landeskenntnpiss hatten in 
früherer Zeit nebst den schon bei Oesterreich genannten, insbesondere die 
Herren M. J. Anker und F. Unger geliefert. 

Von den uns erst nur in Uebersichtsaufnahmen vorliegenden weiteren 
Gebieten wurde: 

6. Kroatien und die kroatische Militärgrenze, sowie Slavonien in den 
Jahren 1861 und 1862 von Herrn Bergrath Fr. Foetterle als Chefgeolo- 
gen, und den Herren D. Stur, Dr. F. Stoliczka und Heinrich Wolf als 
Sectionsgeologen und 

7. der noch auf Blatt VI entfallende westliche Theil von Ungarn im 
Jahre 1861 von mir als Chefgeologen und den Herren Dr. G. Stache und 
Dr. F. Stoliczka als Sectionsgeologen bearbeitet. 

Die Alpenkette, die wir bei Besprechung des Blattes V unserer Karte 
ostwärts bis zum Meridian des Grossglockners verfolgt hatten, streicht im 
Wesentlichen unverändert und immer noch deutlich geschieden in eine 
Mittelzone, dann eine nördliche und südliche Nebenzone ostwärts fort bis 
in die Nähe von Graz. Die weit nach Westen eingreifende Bucht jung- 
tertiärer Gesteine, welche ringsum an den händern des grossen ungarischen 
Beckens entwickelt sind, spaltet sie hier in zwei Arme, deren nördlicher 
eine Richtung nach NO. annimmt und die Verbindung mit den Karpathen 
vermittelt, während der südliche nach SO. sich wendend, wenn auch mit 
theilweise sehr abweichenden geologischen Charakteren durch die ausge- 
breiteten Bergländer des Karstes und der kroatischen Gebiete mit den Ge- 
birgen Dalmatiens und des ganzen sogenannten illyrischen Dreieckes in 
unmittelbarer Verbindung steht. — Die am Rande der Grazer Bucht ab- 
gelagerten älteren Sedimentgesteine stehen weder mit jenen der nörd- 
lichen noch mit jenen der südlichen Nebenzone in unmittelbarer Verbin- 
dung, sie erheischen daher für sich eine abgesonderte Behandlung. Der 
besseren Uebersicht wegen gliedern wir demnach unseren Stoff hauptsäch- 
lich nach den angedeuteten geologischen Momenten und betrachten der 
Reihe nach: 1. Die Mittelzone der Alpen, 2. die nördliche Nebenzone, 8. 
die südliche Nebenzone mit den sich ihr im Süden anschliessenden Berglän- 
dern des Karstes, Kroatiens und der kroatischen Militärgrenze, 4. die älteren 
Sedimentgesteine der Grazer Bucht, 5. die tertiären Randgebilde der 
Ebene und die letztere selbst. 

i * 


% 


A Franz R. v. Hauer. [4] 


I. Die Mittelzone der Alpen. 


Mit stets zunehmender Breite, dagegen aber mehr und mehr abnehmen- 
der Höhe streicht die Mittelzone der Alpen vom Meridian des Grossglockners 
her weiter nach Osten. Als ihre nördliche Grenze muss man die Grauwacken- 
zone betrachten, welche aus der Gegend von Saalfelden durch das obere 
Ennsthal und weiter über Kottenmann, Vordernberg und Neuberg in fast 
ununterbrochenem Zusammenhange zu verfolgen ist bis Schottwien und 
Gloggnitz südlich von Wien. 

In gleicher Weise betrachten wir als Südgrenze der Mittelzone im 
westlichen Theile des Gebietes unserer Karte den Zug von Gesteinen der 
Steinkohlenformation, der aus derGegend von Inichen und Sillian im Puster- 
thale entlang der Südseite des Gailthales ununterbrochen fortstreicht, bis 
in die Gegend südlich von Villach in Kärnten. Weiter im Osten dagegen ist 
es schwieriger diese Grenze zu fixiren, da in diesem südöstlichen Theile der 
Alpen sich die an der Zusammensetzung der Gebirgsmassen theilnehmenden 
sedimentären und krystallinischen Gesteine in wiederholte Züge gliedern ; 
als ungefähre Grenze mag betrachtet werden die Drauebene bis in die Ge- 
gend von Völkermarkt und weiter eine Linie über Bleiburg, Windischgraz, 
Rötschach bis Windisch-Feistritz. Aber auch weiter im Süden noch tritt in 
dem langen schmalen Zuge aus der Gegend südwestlich von Eisenkappel in 
Kärnten, über Schwarzenbach bis Pleschivetz Südlich von Windischgraz 
eine bedeutende Partie krystallinischer Gesteine zu Tage, welche analog den 
krystallinischen Inseln im westlichen Theil der südlichen Nebenzone (siehe 
Erläuterungen zu Blatt V unserer Karte Seite 13) durch zwischenliegende 
Sedimentgesteine von den krystallinischen Gesteinen der Mittelzone ge- 
trennt ist. 

Die Hauptmasse der nach den angedeuteten Grenzlinien abgeschlos- 
senen Mittelzone besteht aus krystallinischen Schiefer- und — weit unter- 
geordueter — Massengesteinen, aber nebenbei gelangen innerhalb dieser 
Grenzen auch sehr bedeutende Massen von sedimentären Gesteinen zur Ent- 
wicklung. So insbesondere in den Radstädter-Tauern, wo dieselben als zur 
Schieferhülle der Centralmasse des Ankogel gehörig eben so wie die analo- 
gen Gebilde weiter im Westen bereits bedeutende Metamorphosen erlitten 
haben, so ferner die ihnen im Süden gegenüberliegenden, aber weiter nicht 
wesentlich metamorphosirten Sedimentgesteine des Lienz-Villacher-Z uges, 
— so die Steinkohlengebilde des Eisenhut und der Stangalpe, dann des Paal- 
grabens, so die älteren Sedimentgesteine im Gurk- und Lavantgebiet, so 
endlich zahlreiche isolirte Ablagerungen jüngerer Tertiärgebilde in zahl- 
reichen Niederungen und Thaltiefen des ganzen Gebietes. 


a) Die krystallinischen Schiefer und Massengesteine der 
Mittelzone. 


Nur im westlichen Theile unserer Mittelzone, so weit sie auf Blatt VI 
dargestellt ist, und zwar ungefähr in der Mitte ihrer Breite erscheint noch 
der charakteristische Centralgneiss der bereits in den Erläuterungen zu 
Blatt V Seite 5 näher geschildert wurde. Er bildet hier die mächtige Cen- 
tralmasse des Ankogel-Hafnereck und die kleinere im Südwesten von dieser 
gelegene und nur durch eine schmale Zone von Gesteinen der Schieferhülle 
von ihr getrennte Centralmasse des Hochnarr-Herzog Ernst Beide zusammen 


[5] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 5 


sind von der grossen auf Blatt V unserer Karte fallenden Oentralmasse des 
Löffelspitz und der Krimler-Tauern durch eine breitere Schieferzone getrennt, 
welcher auch die imponirende Grossglocknerspitze angehört. Die Ankogel- 
masse scheint einen nach unten oftenen Fächer zu bilden und auch in der 
Masse des Hochnarr ist im nordwestlichen Theil dieselbe Anordnung der Schich- 
ten zu beobachten; im südöstlichen ‘[’'heil dagesen fallen nach Stur die 
Schichten gleichmässig nach SW. conform den Schichten der Schieferhülle, 
welche diese Masse von der des Ankogels trennt, und auch conform den zu- 
pächst anliegenden Centralgneisspartien der Letzteren selbst. 

Die Gesteine der Schieferhülle, welche die genannten Centralmassen 
umgeben, und von einander scheiden, bestehen, namentlich nordseits, der 
Hauptsache nach aus Kalkglimmerschiefer und chloritischen Schiefern, denen 
sich eigentliche Glimmerschiefer, körnige Kalke, Serpentine u. s. w. beige- 
sellen. Von dem mannigfaltigen Wechsel dieser Gesteine, deren ostwestlich 
streichende Zonen von dem Gross-Arler-, Gasteiner-, Rauriser-, Fuscherthal 
senkrecht durchschnitten werden, können wohl nur Karten in grösserem 
Maassstabe als unsere Uebersichtskarte ein annähernd richtiges Bild ge- 
währen. 

Weiter im Süden und Osten von den eben erwähnten Centralmassen 
scheint durchwegs nur altkrystallinisches Gebirge in der Mittelzone zu herr- 
schen, das im Norden nachweisbar älter ist als die ihm auflagernde siluri- 
sche Grauwacke, im Süden jedenfalls wenigstens älter als die auflagernden 
Gesteine der Steinkohlenformation. 

Die südlich vom Ankogel entwickelte Masse des Pollinik und Kreuz- 
eck besteht vorwaltend aus granatführendem Glimmerschiefer, der constant 
nach Süden, von der Ankogelmasse ab, fällt; eben so besteht die südlich 
von den Sedimentgesteinen des Lienz-Villacher-Zuges im Gailthale auftau- 
chende Zone krystallinischer Gesteine, welche nach Westen zu über Sillian 
mit der Hauptmasse der Mittelzone zusammenhängt, aus echtem Glimmer- 
‘ schiefer, der steil aufgerichtet ist, aber doch an einigen Stellen eine sattel- 
förmige Stellung der Schichten, mit Einfallen nach Norden unter die an- 
grenzenden Triasgebilde und nach Süden unter die Kohlenformation er- 
kennen lässt, 

Ostwärts vom Ankogel bis zum Meridian von OberZeyring und Gutta- 
ring in Kärnten herrschen in der ganzen Breite der Mittelzone die Glimmer- 
schiefer und Thonglimmerschiefer weitaus gegen alle übrigen krystallinischen 
Gesteine vor. Namentlich im Ennsgebiete, aber auch theilweise weiter im 
Süden lassen sich im Glimmerschiefer selbst noch zwei Gruppen unterschei- 
den, eine ältere, von Stur bezeichnet als „Erzführender Glimmerschiefer* 
bestehend aus quarzreichen, groben, uneben brechenden Gesteinen, die häu- 
fige Uebergänge und Wechsellagerungen mit untergeordneten Gneiss- 
schichten zeigen, und vielfach Eisenkiese, dann aber auch Kupfer, Nickel 
und Kobaltkiese führen. Jünger als sie sind dann die „Granatführenden 
Glimmerschiefer,“ in welchen meist der Glimmer sehr reichlich entwickelt 
ist und über den Quarz vorherrscht. Ueber ihnen erst folgt der auf unserer 
Karte ausgeschiedene Thonglimmerschiefer, der im Ennsthal noch durch 
eine sehr regelmässig fortstreichende Zone von Chloritschiefer von den 
Grauwackengebilden getrennt wird. 

Dass übrigens auch untergeordnete Einlagerungen anderer Schiefer, 
und namentlich krystallinischer Kalksteine nicht fehlen, bedarf kaum einer 


6 Franz R. v. Hauer [6] 


besonderen Erwähnung. Letztere finden sich am mächtigsten und verbrei- 
tetsten einmal in der Umgegend von Murau, Oberwölz und Friesach, dann 
wieder in jener von Ober-Zeyring und Judenburg. 

Das östliche Ende der Mittelzone, sowohl der noch ungetrennt fort- 
streichende Theil vom Meridian von Zeyring bis zur Grazerbucht, wie auch 
weiter die diese Bucht im Norden und Süden begrenzenden Arme, ja selbst 
die noch weiter östlich aus dem Tertiärlande emporragenden Inselgebirge, 
die als eine Fortsetzung dieser Arme betrachtet werden können, zeichnen 
sich wieder aus durch das Auftreten sehr bedeutender Gneiss- und selbst 
Granitmassen, von welchen aber wenigstens die Ersteren nirgends die Charak- 
tere von Eruptivgebilden zeigen und daher auch nicht mit dem Centralgneiss 
der Tirol-Salzburger-Alpen, von dem sie überdiess petrographisch ver- 
schieden sind, zusammengestellt werden können. 

Derartige Gneissmassen finden sich noch vor der Spaltung der Cen- 
tralkette durch die Grazer-Bucht, im Norden die des Zinkenkogel und Bösen- 
stein, in deren südlicher Hälfte auch echter Granit in bedeutenden Partien 
entwickelt ist, dann im Süden die noch viel ausgedehntere Masse der Sau- 
und Koralpe, welche durch das Lavantthal in eine östlrehe und eine west- 
liche Hälfte getrennt wird. In dieser Masse kömmt kein echter Granit zur 
Entwicklung, sehr zahlreich sind dagegen die Einlagerungen krystallinischer 
Kalke, die durch ihre ausgedehnten Spatheisensteinlager (Hüttenberg und 
Lölling) eine besondere Bedeutung erlangen, dann anderer krystallinischer 
Schiefer, darunter insbesondere auch die durch ihren Reichthum an seltenen 
Mineralien bekannten Eklogite. 

Getrennt werden die Gneiss- Massen der Sau- und Koralpe von jener 
des Hochzinken durch eine vorwaltend aus Glimmerschiefer bestehende 
Gesteinszone, welche häufig mit Hornbiendeschiefern in Verbindung steht 
und in welcher bei Kraubath nordöstlich von Knittelfeld eine mächtige Ser- 
pentinmasse ausgeschieden ist. 

Noch möchte ich hervorheben, dass, wie namentlich aus den Unter- 
suchungen von Rolle hervorgeht, die Gablung der Centralkette hier an 
ihrem Ostende auch im Schichtenbau sehr deutlich ausgedrückt ist. Die 
nordwestlich an die Grazerbucht angränzenden krystallinischen Gesteine, im 
Systeme der Stubalpe, streichen von Südwest nach NO. und fallen zunächst 
an den Sedimentgesteinen nach SO. unter die devonischen Gesteine der Grazer- 
bucht, weiter im Norden dagegen nach NW. — Im Systeme der Koralpe da- 
gegen streichen die Schichten beinahe im rechten Winkel zu jenem der Stub- 
alpe von NW. nach SO. und fallen meist nach NO. 

‘In dem nördlichen Schenkel der Grazer Bucht bemerken wir die lange 
gestreckte, aber verhältnissmässig schmale Gneissmasse, welche an der Nord- 
seite des Mürzthales entwickelt ist; ihre Schichten fallen regelmässig und 
concordant nach Norden unter die Grauwackengesteine ein, von welchen sie 
nur stellenweise noch durch schmale Zwischenlagerungen von Glimmer- 
schiefer und Chloritschiefer, erstere in Verbindung mit körnigen Kalken, ge- 
trennt werden, Südlich vom Mürzthale herrschen Glimmerschiefer mit den 
gewöhnlichen Einlagerungen vor, unter welchen aber in der Umgegend von 
Bärnegg die Hornblendeschiefer mit Serpentinen in sehr bedeutender Mäch- 
tigkeit selbstständig entwickelt sind. Das Fallen dieser verschiedenen 
Schiefer weiter im Norden noch nördlich unter den Gneiss gerichtet, wird 
gegen die devonischen Gesteine der Grazer Bucht zu ein Südliches. 


17] seologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. T 


Noch weiter östlich folgt dann die ausgedehnte Gneissmasse des Raben- 
waldes und Wechsel’s, deren Schichten, ganz abweichend von jenen der bis- 
her betrachteten Partien, beinahe durchgehends von NW. nach SO. streichen 
und nach Südwest einfallen. Man kann sie demnach gewissermassen als 
Gegenflügel der Gneissmasse der Koralpe betrachten. C2jZek, dem wir sehr 
genaue Untersuchungen über diese Gegend verdanken, bezeichnet die Gegend 
von Scheiblingkirchen (im Leithathale zwischen Pitten und Aspang gelegen) 
als einen Knotenpunkt, von welchem aus die Schichten des krystallinischen 
Gebirges nach drei Richtungen abfallen; einmal nach SW., die eben er- 
wähnten Gneissmassen, dann nach NW., in Uebereinstimmung mit der all- 
gemeinen Fallrichtung im Mürzthale, die Glimmerschiefer, Gneisse und kör- 
nigen Kalke in der südlichen Umgebung von Gloggnitz und Pitten, endlich 
nach O. und SO. die ganze Schieferpartie zwischen Forchtenau und Bern- 
stein, in welcher in langen von Norden nach Süden streichenden Zügen im 
vielfachen Wechseln Gneiss, Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer ein- 
ander folgen, und in welchen in der Umgebung von Bernstein mächtige 
Massen von Serpentin und Chloritschiefern entwickelt sind, während weiter 
im Norden bei Landsee westlich von Kobersdorf eine ansehnliche Basalt- 
masse den Gneiss durchbricht. 

Mit völlig zerrissenen Rändern endet das krystallinische Gebirge des 
Nordost-Armes der Centralkette gegen das Tertiärland der Niederungen. 
Oberflächlich völlig getrennt durch über die hohen Sättel wegziehende Ter- 
tiärgebilde, aber orographisch doch noch zusammenhängend mit der Haupt- 
kette erscheinen die ausGlimmerschiefer und, mitunter granitartigem, Gneiss 
bestehenden Inseln südwestlich bei Oedenburg, die immer noch ein hoch aus 
der Niederung emporragendes Gebirge darstellen; die gleichen 'Gesteine be- 
obachtet man in den, theilweise nur in den Thälern blossgelesten Partien 
am Stob-Bach, der durch den lange bekannten Basaltdurchbruch bei Ober- 
Pullendorf ein besonderes Interesse erregt, und an der Rabnitz. Nur durch 
einen schmalen Arm bei Bernstein endlich hängt die mächtige Halbinsel 
krystallinischer Gesteine zwischen Güns und Schlaming mit der Centralkette 
zusammen. Sehr bemerkenswerth ist es, dass in dieser Halbinsel nach den 
Untersuchungen von Stoliczka wieder Gesteine auftreten, welche mit jenen 
der Schieferhülle der Centralmassen der Salzburgeralpen die grösste Aehn- 
lichkeit besitzen. Sie bestehen aus nordsüdlich streichenden, aber westlich 
einfallenden wechselnden Zonen von Kalkglimmerschiefer und „grünen 
Schiefern“ d. h. Glimmerschiefern, in welchen der Glimmer häufig durch 
ein grünes chloritartiges Mineral ersetzt ist. Weiter im Süden schliessen 
sich dann die aus den gleichen Gesteinen bestehenden Inseln westlich von 
Steinamanger und bei Güssing so wie die inmitten der Grazer Bucht auf- 
tauchende kleine Glimmerschiefer-Insel östlich von Gleichenberg an. 

Als eine nordöstliche Fortsetzung des nördlichen Armes der Central- 
kette erscheinen dann ferner noch die kleinen Gneisshügel in der südöst- 
liehen Umgebung von Oedenbuig, die kleinen Gneiss- und Granit-Inseln der 
Rusterberge, die ausgedehntere Gneissmasse des Leithagebirges, deren 
Schichten von SW. nach NO. streichen und nach SO. einfallen, endlich die 
am Nordrande unserer Karte noch erscheinenden»Gneiss- und Granitpartien 
der Hainburgerberge, die aber, wenn auch durch das Donauthal getrennt, 
mehr schon dem Systeme der Karpathen als jenem der Alpen anzugehören 
scheinen. 


8 Franz R. v. Hauer. [8] 


Wenden wir uns nunmehr zum südlichen Arme der Mittelzone. Der- 
selbe bricht weit rascher gegen die Ebene ab als der nördliche. In der That 
wird er nur durch den Stock des Bachergebirges, und die diesem im Norden 
vorliegenden krystallinischen Gesteine des Drauthaleszwischen Hohenmauthen 
und Marburg gebildet. 

Wenn irgend eine Partie der Ostalpen, so könnte das Bachergebirge 
mit den Centralmassen der Westalpen verglichen werden. Dasselbe besteht 
auseinem ausgedehnten, elliptisch geformten eentralen Stoek von Granit, der 
Yingsum mantelförmig von krystallinischen Schiefern, namentlich Gneiss und 
Glimmerschiefer umhüllt und überlagert wird. Das Centralgestein gleicht aber 
weder dem Protogyn der Schweizeralpen, noch dem Centralgneiss der Tauern- 
masse, es ist vielmehr gemeiner, theils gröber theils feiner körniger Granit, und 
was die umhüllenden Schiefer betrifft, so zeigen auch nur jene, die sich in NW. 
anschliessen und die Bachermasse von jener der Koralpe trennen, die chlori- 
tischen, thonschieferartigen, weniger scharf charakterisirbaren Varietäten, 
welche den Gesteinen der Schieferhülle eigen zu sein pflegen. 

Die durch eine schmale Zone tertiärer Gesteine von der Bachermasse 
getrennten krystallinischen Schiefer des Drauthales bestehen zu unterst aus 
(neiss, dem nach oben Glimmerschiefer mit Einlagerungen von Hornblende- 
schiefern, und noch höher chloritschiefer- und thonschieferartige Gesteine 
folgen. 

So wie im Nordosten haben wir nun auch im Südosten eine Reihe aus 
den Niederungen auftauchender Inseln von krystallinischen Gesteinen zu 
verzeichnen, welche, wenn auch hier vielleicht mit weniger Sicherheit als im 
Norden, als eine weitere Fortsetzung des südöstlichen Armes der Mittelzone 
betrachtet werden können. Es gehören dahin: 

1. Die wenig ausgedehnten Glimmerschiefer-Partien nordwestlich von 
Kreuz in Kroatien. 

2. Die zwei krystallinischen Inseln des Agramer Gebirges, deren nord- 
östliche aus Glimmerschiefer besteht, während die südwestliche nach den 
Mittheilungen von Vukotinoviö wie vonFoetterle in ihrer Hauptmasse 
aus eigenthümlichen dioritischen, theils körnigen theils schiefrigen Gesteinen 
gebildet wird, die im Wesentlichen aus Hornblende und einem Feldspath 
bestehen. 

3 Das Moslavinergebirge OSO. von Agram bestehend aus einer an- 
sehnlichen Masse von feinkörnigem gewöhnlichem Granit, dem sich im Osten 
eine eben so ansehnliche Masse von Glimmerschiefer anschliesst. 

4. Das Westslavonische Gebirge, dessen westliche Hälfte nur auf 
unserem Blatt VI erscheint. In demselben ist insbesondere Granit, meist 
grobkörnig, mitunter auch mit porphyrartig eingewachsenen Feldspath- 
zwillingen, mächtig entwickelt; nebstbei ist aber auch Glimmerschiefer mit 
Einlagerungen von Gneiss und von Hornblendeschiefern in der südlichen 
Hälfte weit verbreitet. 


b) Petrefactenführende Sedimentgesteine im Gebiete der 
Mittelzone. 


Gebilde sehr verschiedenen Alters, und sehr unregelmässig vertheilt, 
sind es, welche im Bereiche der nach den oben angegebenen Linien abge- 
srenzten Mittelzone auf theilweise Ueberfiuthungen dieses Gebietes im Laufe 
der verschiedenen geologischen Epochen schliessen lassen. Dass derartige 


[9] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. g 


Ueberfluthungen aber, schon von den Zeiten des Absatzes der silurischen 
Gesteine her stets nur theilweise waren, dass also während der ganzen Zeit- 
dauer der Bildung der Sedimentgesteine der nördlichen und südlichen Neben- 
zone im Gebiete der Mittelzone Inseln oder grössere zusammenhängende 
Festlandsstrecken aus dem umgebenden Meere emporragten, scheint eine 
nähere Betrachtung der Verhältnisse ziemlich klar zu beweisen. 

Als der Silurformation angehörig verzeichnet unsere Karte, nach 
den Aufnahmen von CZjZek eine Reihe von theils aus Thonschiefern und 
Quarziten, theils aus Kalksteinen, Rauchwacken und Dolomiten bestehenden 
Gesteinspartien, welche gegen das Ende des nordöstlichen Schenkels der 
Mittelzone zu, in der Gegend südlich von Wiener-Neustadt, Gloggnitz, 
Mürzzuschlag theils in isolirten Partien den krystallinischen Gesteinen auf- 
lagern, theils im Zusammenhange stehend mit der nördlichen Grenzzone der 
Grauwackengesteine tief in das Gebiet der Mittelzone eingreifende Buchten 
bilden. Bei dem gänzlichen Mangel an bezeichnenden Petrefacten hält es 
schwer, die kalkigen Gesteine dieser Partien von den krystallinischen Kalken, 
die Thonschiefer aber von den Thonglimmerschiefern der Mittelzone mit 
einiger Sicherheit zu scheiden. 

Eine Fortsetzung der in der Grazer Bucht so mächtig entwickelten 
devonischen Gesteine weiter nach Westen in das Gebiet der Mittel- 
zone hat man bisher nirgends beobachtet. 

Sehr mächtig dagegen wieder sind die Ablagerungen der Stein- 
kohlenformation im Gebiete der Mittelzone vertreten. Vor Allem ist 
unter denselben die mächtige Masse des Eisenhut und der Stangalpe, an 
der Grenze zwıschen Steyermark, Kärnten und Salzburg hervorzuheben. Die- 
selbe ist muldenförmig den krystallinischen Schiefern aufgelagert und be- 
steht nach den Beobachtungen von Vincenz Pichler aus von unten nach 
oben concordant gelagerten: 1. feinkörnigem Kalkstein, 2. den unteren grau 
oder grünlichgefärbten Thonschiefern, 3. Conglomerat mit schmalen Einla- 
gerungen von dunkelgefärbten feinen Schiefern, 4. den oberen Schiefern, 
welche petrographisch von den unteren Schiefern (Nr. 2) nicht zu. unter- 
scheiden sind. Nur in den dem Conglomerate eingelagerten Schiefern kennt 
man bisher organische Reste, und zwar eine reiche und mannigfaltige Land- 
flora der Steinkohlenzeit. Die anderen drei Schichtgruppen haben bisher nichts 
davon geliefert, und insbesondere gelang es nicht in denselben marine 
thierische Reste aufzufinden, wie dieselben so häufig in den Gailthaler 
(Steinkohlen-) Gebilden der südlichen Nebenzone sich vorfinden. 

Eine zweite kleinere Insel von Steinkohlengebilden ist im Paalgraben 
südwestlich von Murau entwickelt. Sie besteht der Hauptmasse nach aus 
Conglomeraten, denen sich am Westrande auch Schiefer und Kalksteine bei- 
gesellen. 

Auf weniger sicheren Anhaltspunkten beruht die Einreihung der auf 
unseren Karten der Steinkohlenformation zugezählten Gebilde im kärntne- 
rischen Mittellande nördlich von der Drau in den nördlichen Umgebungen 
von Klagenfurt und Völkermarkt Dieselben bestehen aus verschieden ge- 
färbten Thon- und Quarzschiefern mit Einlagerungen von halb kıystallini- 
schen Kalksteinen. Sie ruhen auf Thonschiefer, und werden von den untersteri 
Gesteinen der Triasformation überlagert. 

Ablagerungen mesozoischer Schichtgesteine im Gebiete der Mittel- 
zone, so weit dieselbe auf Blatt VI unserer Karte dargestellt ist, haben wir nur 

Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft. 2 


10 Franz R. v. Hauer. 110] 


in drei Regionen zu verzeichnen, und zwar in dem Gebiete der' Radstädter- 
Tauern, in dem merkwürdigen Lienz-Villacher Gebirgszuge, und im kärnt- 
nerischen Mittellande im Gebiete des Gurk- und des Lavantthales. 

DieRadstädter-Tauerngebilde bestehen aus mehr:oder weniger 
metamorphosirten sehr verschiedenartigen Schiefern und Kalksteinen,, von 
denen, wenn sie auch vielfältig mit einander wechsellagern, doch im Allge- 
meinen die Schiefer eine tiefere Lage als die Kalksteine einzunehmen 
scheinen. Sie bilden eine von Ost gegen West allmählig an Breite abneh- 
mende Masse, die sich keilförmig einschiebt, zwischen die hoch krystal- 
linischen Gesteine der Schieferhülle der Ankogelmasse im Süden und die 
Grauwacken- und weiter altkrystallinischen Gesteine des Pongau und Pinz- 
gau im Norden. Den einen, wie den anderen dieser sie begrenzenden Ge- 
steine liegen die Radstätter - Tauerngebilde und zwar meist mit concor- 
danter Schichtenstellung auf; Spuren von Petrefacten, die an mehreren Stellen 
darin gefunden wurden, schienen dem Entdecker derselben Herrn Stur auf 
Trias zu deuten und so wurde denn auch aufunseren Karten die ganze Masse 
als der unteren Trias angehörig verzeichnet; wahrscheinlich wird es übrigens 
bei wiederholten eingehenderen Untersuchungen gelingen hier eben so mehrere 
Formationen zu unterscheiden, wie diess neuerlich Herrn A. Pichler im 
Sillgebiete gelang. 

Parallel dem Zuge der Radstädter-Tauerngebilde und ihnen gegenüber 
nahe am Südrande der Mittelzone erstreckt sich der Zug der Sedimentge- 
steine des Lienz-Villacher Gebirgszuges von Westen nach Osten. Seine 
Gesteine stehen aber nicht in Contact mit der Schieferhülle der Tauern-Cen- 
tralmassen, sondern sind von denselben durch eine breite Zone altkrystalli- 
nischen Glimmerschiefers getrennt. Im Süden scheidet sie der schmale 
Glimmerschieferzug des Gailthales von dem Hauptzuge der Steinkohlenge- 
bilde der südlichen Nebenzone. 

Eben so viele, schwer erklärbare Eigenthümlichkeiten aber wie das 
Auftreten dieses ganzen Zuges überhaupt, eben so viele bietet auch seine 
Zusammensetzung. Er besteht aus Sedimentgesteinen, die nicht weiter me- 
tamorphosirt und völlig analog sind jenen der nördlichen und südlichen Ne- 
benzonen, und zwar von der unteren Trias angefangen bis hinauf zum Lias, 
Als tiefstes Glied treten die Werfener-Schiefer auf und ruhen ohne Zwi- 
schenlagerung von Gesteinen der Kohlenformation auf dem Glimmerschiefer, 
während doch im Süden von der kaum eine halbe Meile breiten Glimmer- 
schieferzone des Gailthales die Gesteine der Steinkohlenformation in so aus- 
serordentlicher Mächtigkeit entwickelt sind. Diese Werfener-Schiefer bilden 
im Westen die Süd-, im Osten dagegen die Nordgrenze des Zuges gegen den 
Glimmerschiefer; ihnen folgen dann im Osten gegen Süden, im Westen da- 
gegen gegen Norden zu, in mehr oder weniger regelmässigen Zonen, die jüngeren 
Gesteine, und unter diesen fällt es wieder sehr auf als höchstes Glied über 
den Kössener-Schichten und Dachsteinkalken echte rothe Adnetherkalke 
und graue Fleckenmergel mit bezeichnenden Petrefakten entwickelt zu sehen, 
wie sie uns sonst aus den ganzen Südalpen östlich vom Gardasee nicht be- 
kannt geworden sind. 

In der dritten der bezeichneten Regionen endlich in der nördlichen 
Umgebung von Klagenfurt und Völkermarkt folgen auf die schon 
früher erwähnten wahrscheinlich der Kohlenformation angehörigen Gesteine 
zunächst untere Trias und zwar Werfener-Schiefer und Guttensteinerkalke und 


[11] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 11 


weiter, während alle anderen Zwischenglieder fehlen, unmittelbar obere Kreide, 
der sich noch bei Guttaring die bekannten petrefaktenreichen, aber räumlich 
sehr beschränkten Eocengebilde anreihen. 

Allgemeiner verbreitet, wenn auch meist in nicht sehr ausgedehnten 
Partien finden wir im Gebiete der Mittelzone Ablagerungen jungtertiärer 
Gesteine, welche durch reiche Braunkohlen - Ablagerungen für unsere an 
mineralischem Brennstoffe leider so armen Alpenländer eine besondere Wich- 
tigkeit erlangen. Meist an die Thalniederungen gebunden, aber doch oft 
zu beträchtlichen Höhen emporsteigend, auch abgesonderte, mitunter ansehn- 
lich hoch gelegene Becken erfüllend, lassen sie erkennen, dass das Alpen- 
festland zur Zeit der Ablagerung der jüngeren Tertiärgebilde vielfach von 
Wasseransammlungen unterbrochen war. 

Nur für eine Region übrigens, für das untere und obere Lavantihal 
ist das Hereinreichen einer Meeresbucht in das Gebiet der Mittelzone durch 
das Vorkommen zahlreicher Petrefakten, die mit solchen der Marinschichten 
des Wiener-Beckens übereinstimmen mit Sicherheit nachgewiesen. In den 
übrigen Ablagerungen sind nur Reste von Land oder Süsswasser-Organis- 
men bekannt geworden. 

In den Tertiär-Ablagerungen entlang dem Mürz- und Murthal, dann 
dem Ennsthale (hier theilweise schon im (ebiete der Grauwackenzone), so 
wie in jenen der isolirten Becken in den steyerischen Alpen überhaupt, lassen 
sich nach den Untersuchungen von Stur ‚zwei wesentlich verschiedene Alters- 
stufen unterscheiden. Die ältere, die namentlich in der Gegend des Mürz- 
thales und unteren Murthales verbreitet ist, wird von ihm als gleichalterig 
mit den marinen Schichten des Wiener-Beckens betrachtet. Ihr gehören 
namentlich sämmtliche Braunkohlenablagerungen des Mürzthales, Parschlug, 
Turnau, Urgenthal u s. w., dann jene der Umgebungen von Leoben an. A- 
allen diesen Localitäten findet man zu unterst Mergel, Schiefer, und Sandn 
steinschichten mit einer reichen Landflora und hin und wieder mit Wirbal- 
thierresten, welche mit solchen des Leithakalkes und der Cerithienschichten 
des Wienerbeckens übereinstimmen ; über diesen Schichten, welche die Koh- 
lenflötze enthalten, folgen Conglomerate, häufig mit hohlen Geschieben und 
bei Leoben mit Säugethierresten, welche die ganze Ablagerung als ein 
Aequivalent der Leithakalkconglomerate erscheinen lassen. — Auch die 
Kohlenablagerungen von Fohnsdorf, NO. bei Judenburg, gehören übrigens 
wahrscheinlich der in Rede stehenden älteren Stufe der Tertiärschichten an, 
denn die in denselben vorfindliche Congeria scheint doch nicht wie früher 
angenommen wurde mit der die höheren Congerienschichten bezeichnenden 
©. triangularis übereinzustimmen !) und im Hangenden der Kohlenflötze 
finden sich Conglomerate, die Herr Bergrath Foetterle mit Sicherheit 
den Conglomeraten des Mürzthales parallel stellen zu dürfen glaubt; in Ver- 
bindung mit den Letzteren sollen neuerlich sogar echte Nulliporenkalke ge- 
funden worden sein. 

Die obere Stufe der Tertiärablagerungen, die hauptsächlich im oberen 
Mur- und Drauthale, verbreitet ist und die ebenfalls aus mächtigen Schotter- 
ablagerungen besteht, wird von Stur als ein Aequivalent des Belvedere- 


1) Hörnes führt Fohnsdorf unter deu Fundorten der Art in seinem grossen 
Werke über die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien nicht mehr auf. 
{ \ | * 


13 Franz R. v. !lauer. [12] 


Schotters des Wienerbeckens betrachtet; eine Anschauung für welche frei- 
lich die vermeintliche Congeria triangularis von Fohnsdorf den wichtigsten 
Anhaltspunkt geliefert hatte. Bestimmbare Fossilien wurden in diesen Abla- 
gerungen bisher nicht vorgefunden; aber ihre Lagerungsverhältnisse, als 
Hochschotter, im Gegensatze zu dem Terrassen-Diluvium der Flussbetten 
unterscheiden sie einerseits ebenso sicher von den Letzteren, wie sie ander- 
seits jünger zu sein scheinen als die Leithakalkschotter des Mürzthales. Auf 
unserer Karte sind derselben Stufe auch die mächtigen Schottermassen des 
mittleren Drauthales in der südlichen Umgebung von Klagenfurt, unter 
welchen lignitführende thonige Schichten liegen, beigezählt. 


ll. Die nördliche Nebenzone. 


Was bei Besprechung des Blattes V im Allgemeinen über die Gestaltung 
und Beschaffenheit der nördlichen Nebenzone gesagt wurde, gilt mit wenig 
Abweichungen auch von der östlichen Fortsetzung dieser Zone bis zu ihrem 
Bruchrand gegen die Niederung des Wienerbeckens. Sie besteht auch hier 
aus einem breiten Zuge von Sedimentgesteinen, die weder von Aufbrüchen 
altkrystallinischer Massen, noch von irgend ausgedehnteren Durchbrüchen 
jüngerer eruptiver Felsarten unterbrochen werden. 

Im Süden schliesst sie ein regelmässig fortlaufender Zug von silu- 
rischen (Grauwacken-) Gesteinen, die weiter im Norden nicht wieder zum 
Vorschein kommen, gegen die Mittelzone ab. Im Norden dagegen wird sie 
von den jüngeren Tertiärgebilden des oberen Donaubeckens begrenzt, welche 
auch hier wieder auf den Nordrand beschränkt bleiben; keine Ablagerung 
zeugt für ein Eindringen des Neogenmeeres, aus welchem dieselben abge- 
setzt wurden, weiter in das Innere der Nebenzone, und beschränkte Ablage- 
rungen der Neogenzeit, die man daselbst an mehreren Orten kennt, enthalten 
nur Reste von Land- und Süsswasser-OÖrganismen. 

Die Hauptmasse der Nebenzone besteht auch hier aus ziemlich un- 
regelmässig vertheilten oder stellenweise in wiederholten Zügen auftretenden 
Gesteinen von der Trias bis hinauf zum Eocenen. Schärfer aber noch als in 
den westlicheren Theilen macht sich hier der Gegensatz einer nördlichen, 
hauptsächlich aus Sandsteinen bestehenden Zone, gegen die südlichen nach 
ihrem Hauptbestandtheil als „Kalkalpen“ bezeichneten Ketten geltend. 

1. Silurformation. Sie bildet bald in grösserer bald in geringerer 
Mächtigkeit einen fortlaufenden Zug von Saalfelden an der Westgrenze un- 
isees Blattes ostwärts bis zum Südende des Wienerbeckens bei Gloggnitz, 
und ist nur im Ennsthale zwischen Oeblarn und Döllach, in welcher Gegend 
sie überhaupt die geringste Mächtigkeit darbietet, theilweise gänzlich unter- 
brochen, oder von den Enns-Alluvien verhüllt. Ihr Auftreten bezeichnet im 
Allgemeinen zwischen den krystallinischen Gebirgen im Süden und den 
eigentlichen Kalkalpen im Norden eine Tiefenlinie der namentlich das Längs- 
thal der Enns auf eine weite Erstreckung aus der Gegend von Radstatt bis 
Admont folgt. 

Unter den Gesteinen erlangen die meiste Verbreitung Schiefer, dann 
Grauwackensandstein und Conglomerate, aber auch Kalksteine in Verbindung 
mit Dolomiten und Rauchwacken kommen in mächtigen Stöcken oder länger 
fortstreichenden Zügen vor und Quarzite sind namentlich in den östlichen 
Partien des ganzen Zuges entwickelt. Von untergeordneten Lagerstätten 
uutzbarer Mineralien sind vor allem die Spatheisensteinzüge hervorzuheben, 


113] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Mon archie. 13 


auf deren Ausbeutung die für unsere Alpenländer so hochwichtige steye- 
rische Eisenindustrie basirt ist, ferner die seit lange schon in Abbau befind- 
lichen Gypsmassen bei Schottwien und die Stöcke von Magnesit (am Semme- 
ring, im Tragössgraben, im Ennsthal u. s. w.), die sicher mit der Zeit noch 
eine bedeutende praktische Wichtigkeit erlangen werden. Endlich kennt 
man im Gebiete der Grauwackenzone auch Lagerstätten von Kupferkies, von 
silberhaltigem Bleiglanz, von Kobalt und Nickelerzen u. s. w. 

Ein bestimmtes Gesetz der Aufeinanderfolge dieser verschiedenen Ge- 
steinsarten, oder eine gesetzmässige Gliederung der ganzen Formation durch- 
zuführen ist bisher nicht gelungen, indem ungeachtet des beinahe überall 
regelmässigen, in Beziehung auf das ganze Gebirge normalen Einfallens der 
Schiehten nach Norden, die verschiedenen Gesteine, welche an der Zusammen- 
setzung der ganzen Zone Antheil nehmen, bald in höherem bald in tieferem 
Niveau aufzutreten scheinen, und Querprofile, wie sie uns aus den verschie- 
denen Regionen der ganzen Zone vorliegen, durchaus keine Uebereinstim- 
mung erkennen lassen. 

Die wenigen organischen Reste, die man bisher kennt, und zwar sowohl 
die schon älter bekannten von Dienten bei Werfen, als auch die in neuerer 
Zeit entdeckten und von Hrn. D. Stur sehr sorgfältig studierten vom Erz- 
berg bei Eisenerz weisen auf obersilurische Schichten, oder Barrande's 
dritte silurische Fauna. In Eisenerz lassen sich sogar mehrere petrefacten- 
führende Horizonte unterscheiden, ein tieferer im graphitischen Thonschiefer, 
mit verkiesten Orthoceren, übereinstimmend mit dem Vorkommen bei Dienten, 
dann zwei oder drei höhere Horizonte in Kalksteinen und im Spatheisen- 
stein selbst mit Bronteus, Gastropoden, Bivalven, Spiriferen, Rhynchonellen 
u.s.w. Ein Versuch schärfere Parallelen dieser Horizonte, etwa mit den 
Unterabtheilungen der Barrande’schen Etagen in dem böhmischen Silur- 
becken zu ziehen, müsste aber wohl als verfrüht erscheinen. 

2. Untere Trias. Auch in dem östlichen Theile unserer Alpenkette 
folgen die der unteren Trias angehörigen Werfenerschichten mit den sie be- 
gleitenden Guttensteinerkalken, Rauchwacken u. s. w. unmittelbar, und in 
meist concordanter Lagerung auf die silurischen Grauwackengesteine, gegen 
die es sogar in der Praxis nicht selten schwer hält, eine sichere Grenze zu 
ziehen. Sie bilden eine nur im Ennsthale von Gröbming abwärts bis gegen 
Lietzen fehlende, sonst aber ununterbrochen fortstreichende Zone am Nord- 
rand des silurischen Zuges, vom Westende des Blattes VI unserer Karte bei 
Saalfelden bis zu dem schon oft erwähnten Bruchrand der Kalkalpen gegen 
das Wiener Becken, den sie in der Gegend von Ternitz westlich von Neun- 
kirchen erreichen. — Zahlreiche, mitunter zu lange fortstreichenden Zügen 
verbundene Aufbrüche, meist auf Tiefenlinien zu Tage tretend, beweisen 
aber überdiess, dass die unteren Triasgesteine die Unterlage der gesammten 
Kalkalpen bis gegen deren Nordrand hin bilden. Der ausgedehnteste dieser 
Züge bildet einen nach Norden offenen Bogen, dessen Scheitelpunkt in der 
Umgebung von Windischgarsten mit der südlichen Grenzzone der unteren 
Triasgesteine beinahe in Berührung steht, während seine Endpunkte bei 
Gmunden im Westen und Mödling im Osten ganz ,am Nordrande der Kalk- 
alpenkette liegen. Schon bei früheren Gelegenheiten wurde hervorgehoben, 
dass dieser Bogen parallel läuft dem Südrand der ausgedehnten krystalli- 
nischen Gesteine des Böhmerwald-Festlandes. 

Die Hauptbestandmassen der unteren Trias in dem in Rede stehenden 
Theile der Alpen sind die vorwaltend roth oder grünlich gefärbten glimmer- 


14 Franz R. v. Hauer. [14] 


reichen schiefrigen Sandsteine, die wir speciell als Werfener Schiefer be- 
zeichnen, dunkle, meist dünn geschichtete Kalksteine, unsere Guttensteiner 
Kalke, dann Rauchwacken. Grobe Conglomerate, die dem Verrucano der Süd- 
alpen verglichen werden könnten, sind in dem östlichen Theile der Nord- 
alpen verhältnissmässig nur sehr untergeordnet entwickelt. Häufig und in 
bedeutender Mächtigkeit erscheinen Gypslagerstätten. Was die Salzstöcke 
der Alpen betrifft, so wird der Salzstock von Aussee entgegen ‘den früheren 
Ansichten, von Suess und Mojsisovics sowohl als von Stur in neuerer 
Zeit in höhere Niveaux der Trias versetzt, und zwar von den Ersteren in das 
Niveau der Anhydritgruppe, von Letzterem noch höher in das Niveau des 
obertriassischen Lunzersandsteines. 

Nach ihren Beobachtungen aber Schlüsse auf das Alter aller alpinen 
Salzlagerstätten zu ziehen, möchte wohl nicht gerechtfertigt erscheinen, wenn 
man sich des durch Stur selbst constatirten Auftretens von Salz in der un- 
teren Trias des Ennsthales beiHall, dann der von Haidinger beschriebenen 
Pseudomorphosen von Gyps nach Salzwürfeln an zahlreichen Stellen im 
Werfener Schiefer erinnert. Es scheint vielmehr, dass wir es in den Alpen 
mit mindestens zwei Salz führenden Niveaux zu thuen habe. — Dass auch 
ein Theil der Eisenerzlagerstätten der nordöstlichen Alpen der unteren Trias 
zugezählt werden müssen, wurde namentlich durch Lipold nachgewiesen. 

Eine weitere Gliederung der Schichten der unteren Triasformation der 
nordöstlichen Alpen in einzelnen Etagen oder Zonen wurde bisher nur an 
wenigen Stellen versucht. Dass sich häufig in dem höheren Niveau die den 
Sandsteinen eingelagerten Kalke und hauchwacken zu selbstständigen 
Massen entwickeln, ist eine lange bekannte Thatsache, aber auch Detailpro- 
file, wie sie z.B. Stur im Ennsthale, oder Hertle am Gscheid bei Reichen- 
au ausführten, lassen zwar die Aufeinanderfolge petrographisch verschie- 
dener Schichten, nicht aber eine Abtheilung in durch organische Reste 
charakterisirte verschiedene Stufen erkennen. Andeutungen zu einer der- 
artigen Abtheilung werden aber doch durch das von Mojsisovics stu- 
dierte Profil am Arikogl bei Hallstadt geliefert, in welchem als tiefstes 
Glied die Lingulasandsteine, und als das höchste die Kalkplatten mit Natr- 
cella costata erscheinen. 

Räumlich sehr wenig ausgedehnte Durchbrüche von Eruptivgesteinen 
(Gümbel’s Sillit) wurden von mehreren Stellen wie bei Scheffau, am St. 
Wolfgangsee bei Ischl, am Arikogel u. s. w, beobachtet; auf unserer Karte 
konnten sie des kleinen Maassstabes derselben wegen nicht ausgeschieden 
werden, wohl aber bringt dieselbe den ebenfalls mit der unteren Trias im 
innigsten Verbande stehenden Serpentin von Wirflach westlich von Neun- 
KuaOn zur Darstellung. 

Mittlere Trias. (Virgloriakalk.) m dem südlichen Grenz- 
zuge ii Triasgesteine der Ostalpen sind Petrefacten der mittleren alpinen 
Trias bisher nur sehr vereinzelt nachgewiesen. Ein Beweis, dass sie übrigens 
daselbst nicht wirklich fehlen, bieten die von Stur entdeckten, bezeichnen- 
den Brachiopoden Spirif. fragılis u. s. w. bei Golrad südlich von Mariazell. 
— In den nördlichen Aufbrüchen älterer Triasgesteine dagegen wurden von 
unseren Geologen bei den Revisionsarbeiten nicht nur an mehreren Stellen 
diese Petrefacte gefunden, sondern sie haben auch da, wo dieselben fehlten, 
gestützt auf Lagerungsverhältnisse und petrographische Beschaffenheit aller- 
orts eine Scheidung der Gesteine der mittleren von jenen der unteren Trias 


[15] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 15 


durchzuführen gesucht, und ihre sogenannten Gösslinger- oder Reiflinger- 
kalke überall abgesondert zur Darstellung gebracht. 

Was die beiden letzteren Namen betrifft, so wurden ursprünglich der 
Erstere von Lipold in Oesterreich, der Letztere von Stur in Steiermark !) 
für dieselbe Gesteinszone in Anwendung gebracht, welche wir vorher als 
alpinen Muschelkalk, oder nach dem Vorgange Richthofens als „Vir- 
gloriakalk“ bezeichnet hatten. In dieser Bedeutung sind, daher wie mir 
scheint beide überflüssig. — Später dagegen bezeichnet Stur als „Reiflinger 
Kalk“ den alpinen Muschelkalk mit der Cephalopodenfauna im Gegen- 
satze zu jenem mit der Brachiopodenfauna, für welchen er den Namen 

„Recoarokalk“ in Anwendung bringt. 

Diese Trennung, die durch die Vorkommen in n. den Südalpen (Dont im 
Gegensatzezu Recoaro) im Bakonyerwalde u. s. w. hinlänglich gerechtfertigt 
erscheint, beizubehalten, scheint wohl räthlich, wenn es auch bisher noch 
nicht gelang durch direkte Beobachtungen einer Ueberlagerung eine Alters- 
verschiedenheit der beiden Gruppen nachzuweisen, und wenn auchBeyrich 
in seiner Arbeit über die Cephalopoden des Muschelkalkes der Alpen angibt, 
in der Umgegend von Reutte einen Grund zur Trennung dieser Gebilde 
überhaupt nicht gefunden zu haben.?) 

Die Gesteine unserer mittleren Trias sind durchgehends kalkiger Na- 
tur, vorwaltend dunkelgefärbt und dünn geschichtet. Häufig zeichnen sie 
sich durch knollige Erhabenheiten auf den Schichtflächen aus, oder sind 
wohl auch als wirkliche Knollenkalke entwickelt. Charakteristisch ist insbe- 
sondere auch ihr Reichthum an meist dunkel gefärbten Hornsteinen. 

Die ziemlich reiche Fauna der Reiflingerkalke sowohl als der Recoaro- 
kalke erlaubt eine Parallelisirung nur mit der unteren Abtheilung der ausser- 
alpinen Muschelkalkformation, das ist mit dem Wellenkalke. Ziemlich nahe 
liegend ist es daher, dass man in den nächst höheren alpinen Schichtgrup- 
pen, namentlich in den Partnachschiefern, oder anderen Halobien führenden 
Gesteinen das Aequivalent des eigentlichen oder oberen Muschelkalkes suchte. 
Obgleich aber diese Schiefer in der That oft nur schwer gegen den Reiflin- 
_ gerkalk abzugrenzen sind, der selbst ebenfalls noch eineHalobia nicht selten 
enthält, so würde es doch, wie mir scheint noch schwieriger sein die Grenze 
zwischen mittlerer und oberer alpiner Trias in einem höheren Niveau zu 
finden, und überdiess bietet auch die Fauna der gedachten Schiefer gar keine 
Beziehungen zu ausseralpinem Muschelkalk. 

4. Obere Trias. In dem westlichen Theil des auf unserem Blatte VI 
dargestellten Gebietes am Südfusse des ewigen Schneeberges und Dachstein- 
stockes würden, nach den vorliegenden Aufnahmen, entlang der südlichen 
Grenzzone der unteren Triasgesteine die Gebilde der oberen Trias zu fehlen 
scheinen. Spätere Funde des Herren Mayerhofer in Werfen jedoch (Glo- 
bose Ammoniten, Korallen der oberen Trias u. s. w.) beweisen, dass die 
hellen oberen Triaskalke von Westen her mindestens bis an den Fuss des 
ewigen Schneeberges reichen. 

Seit lange berühmt durch ihren ausserordentlichen Reichthum an 
wohl erhaltenen Petrefacten dagegen sind die bunt gefärbten Marmore der 


1) Jahrbuch XV. Verh. S. 42. 

?) Es wäre wichtig zu erfahren ob Beyrich die Cephalopoden wirklich in 
denselben Handstücken oder in einer und derselben Schichte zusammen mit den 
Brachiopuden auffand. 


16 Franz R v. Haner; [16] 


weiter im Norden gelegenen Triasaufbrüche in der Umgegend der Salzlager- 
stätten von Hallein, Hallstatt, Ischl, Aussee u. s. w. die wir als eigentliche 
Hallstätterkalke im engeren Sinne des Wortes bezeichnen. Stellen dieselben 
schon ein Formationsglied dar, welches mit gleichen paläontologischen und 
petrographischen Charakteren nur an sehr wenigen anderen Stellen in den 
Nord- und Südalpen bisher aufgefunden wurde, so wird ihre scharfe Paralle- 
lisirung mit den in anderen Theilen der Alpen entwickelten oberen Trias- 
schichten noch durch den Umstand erschwert, dass in ihrer Nähe die 
verschiedenen genauer charakterisirten Abtheilungen der Letzteren wie Cas- 
sianerschichten, Raibler Fischschiefer, Raibler- und Torerschichten bisher 
kaum mit hinlänglich befriedigender Sicherheit nachgewiesen werden konn- 
ten. Die ganze Masse der Ablagerungen besteht weitaus vorwaltend aus rein 
kalkigen Gesteinen, und gelang es auch Herrn v. Mojsis’ovics in neuerer 
Zeit in seinem Complexe der Zlambach-Schichten eine unter den eigent- 
lichen Hallstättermarmoren gelegene untergeordnete Gruppe von mehr mer- 
geligen und schiefrigen Gesteinen nachzuweisen, so bleibt doch bisher jede 
Gleichstellung derselben mit einer der im obigen genannten Schichtengrup- 
pen zweifelhaft. Ebenso endeckte er zwar lichte dolomitische Bänke, die 
durch ihre Gastropodenfauna an die Esino-Gastropodenkalke erinnern, doch 
konnte das Verhältniss ihrer Lagerung zu den Hallstätterkalken nicht ins 
Klare gebracht werden. — Den wichtigsten Anhaltspunkt zur Beurtheilung 
der Stellung der Hallstättermarmore in der oberen Trias bieten uns die 
Beobachtungen Stur's. In Uebereinstimmung mit Suess und Mojsiso- 
vies nimmt er an, dass unter dem Hallstätter Marmor zunächst der hydrau- 
lische Kalk von Aussee folge, der den Salzstock selbst eingebettet enthält. In 
diesem hydraulischen Kalke fanden sich nebst einigen Korallen und Ammo- 
niten, die mit solchen des Hallstätterkalkes selbst übereinstimmen, zwei 
Bivalven von Dr. Laube als Cassianer-Arten mit Sicherheit bestimmt, und 
unter dem hydraulischen Kalke liegen, wie in Südtirol unter den Cassianer- 
schichten, Wengerschiefer mit Halobia Lommeli. Diese Beobachtungen, die 
es übrigens erwünscht wäre, wiederholt und an anderen Orten bestätigt zu 
sehen, stehen jedenfalls nicht im Wiederspruch, mit meiner älteren Auf- 
fassung der zu Folge die Hallstättermarmore in das gleiche Niveau mit den 
oberen Triaskalken Nordtirols und der lombardischen Alpen zu stellen sind. 
Die Hallstätterkalke selbst lassen nach den Untersuchungen von Herrn v. 
Mojsisovics, deren detaillirter Publication wir mit grosser Erwartung 
entgegen sehen, eine ganze Reihe verschiedener, durch abweichende Petre- 
factenführung wohl charakterisirter Zonen erkennen. 

In weit mächtigerer Entwicklung als in der eben besprochenen Ge- 
gend verzeichnet unsere Karte obere Triasschichten weiter im Osten bis an 
den Bruchrand der Alpen. 

Aus der Umgegend von Eisenerz angefangen bis in die Gegend west- 
lich von Wiener-Neustadt finden wir einen mächtigen Zug von oberen Trias- 
kalken, nördlich von dem Grenzzuge der Werfener- und Guttensteiner- 
schichten entwickelt, der hauptsächlich nur durch die zahlreichen Aufbruchs- 
spalten der letzteren Gesteine in seiner Continuität unterbrochen wird. 
Die Haupt-Bestandmasse des ganzen Zuges bilden hell gefärbte Kalk- 
steine und Dolomite, die man kaum anstehen kann als ein Aequivalent 
der lichten oberen Triaskalke Nordtirols zu betrachten; am Nassköhr bei 
Neuberg stehen mit ihnen auch wieder echte Hallstätterkalke in Verbindung. 


117) Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 17 


Eine Zwischenschichte zwischen ihnen und den unteren Triasgebilden ent- 
lang ihrer Südgrenze ist nicht beobachtet, wohl aber finden sich in einigen 
Aufbrüchen nördlich von Mürzsteg an ihrer Basis mergelige Gebilde, Stur’s 
Avieculaschichten, die derselbe als ein Aequivalent des hydraulischen Kalkes 
von Aussee betrachtet und die demzufolge so wie der letztere auf unserer 
Karte mit der Bezeichnung der Cassianerschichten eingetragen wurden. 

Wesentlich anderer Art endlich sind die Triasschichten in den zahl- 
reichen Aufbrüchen weiter im Norden der Kalkalpen, namentlich in dem 
Gebiete, welches nördlich von der oben erwähnten bogenförmigen Aufbruch- 
linie älterer Triasgesteine Gmunden, Windischgarsten, Mödling liegt. Die 
Kalksteine und Dolomite treten hier ganz zurück, dafür finden sich nebst 

‚ Mergeln und Schiefern in grosser Verbreitung Sandsteine, die Lunzersand- 
steine, mit Kohlenflötzen und einer reichen Landflora Die Reihenfolge der 
Schichten von unten nach oben ist eine sehr bestimmte und in zahlreichen 
Profilen festgestellt. Zunächst über dem Muschelkalk (meist als Reiflinger- 
kalk entwickelt) folgen: 

a) Wengerschiefer. Dunkle Schiefer mit Halobia Lommeli, Ammonites 
Aon. u. 8. w. 

b) Lunzersandstein mit Kohlenflötzen und fossilen Pflanzen, die der 
Flora der Lettenkohle angehören. Eingelagert sind den Lunzersandsteinen 
namentlich in dem tieferen Niveau die sogenannten Reingrabenerschiefer mit 
Halobia Haueri. 

c) Opponitzerkalk. Mergelige Kalkbänke mit zahlreichen Bivalven, 
darunter einige bezeichnende Formen der oberen Abtheilung der Raibler- 
schichten, die neuerlich von Suess mit dem Namen der Torerschichten be- 
zeichnet wurden. Nach oben wechseln sie mit Dolomitbänken bis endlich 

d) der Opponitzer Dolomit herrschend wird. 

Ganz analog mit diesem Verhältnisse beobachtete bekanntlich Pichler 
in den Tiroleralpen Wechsellagerungen an der Grenze seiner oberen Cardita- 
schichte gegen den Hauptdolomit, als welcher auf unserer Karte der Oppo- 
nitzer Dolomit verzeichnet ist. Der Upponitzer Kalk wurde mit den Raibler- 
(oberen Cardita-) Schichten, der Lunzersandstein und Wengerschiefer mit 
den Cassianerschichten vereinigt. 

5. Rhätische Formation. Ostwärts vom Kaisergebirge, in der 
Umgegend von Berchtesgaden hört, wie diess Gümbel so anschaulich dar- 
stellt, die regelmässige Dreitheilung der Schichtengruppe, welche wir als 
thätische Formation zusammenfassen auf. Schrittweise von der Kammer- 
kahrplatte ostwärts die Kössenerschichten, welche den Hauptdolomit vom 
oberen Dachsteinkalk trennen, verfolgend, fand er, dass dieselben sich aus- 
keilen und dann die höheren und tieferen kalkigen Gesteine zu einer kolos- 
salen fast untrennbar verbundenen Kalkmasse zusammenschmelzen, welche 
die Plateaux des steinernen Meeres, des Haagen-, Göhl-, Tännen-, Dachstein- 
gebirges u. s. w. zusammensetzt. 

Nur um eine Schattirung, wenn ich so sagen darf, ist, wie mir scheint, 
diese Anschauungsweise zu ändern. 

In den Kalkhochalpen, namentlich den meisten der eben genannten 
Stöcke, fehlen in der That die typischen Kössenerschichten, das heisst die 
dunkel gefärbten Mergelbänke, mit der bezeichnenden Fauna. Unterscheiden 
lassen sich aber in der Regel auch hier tiefere, versteinerungsarme oder 
leere Schichten von den höheren, hell gefärbten Kalksteinen mit Megalodus 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft: 3 


18 Franz R. v. Hauer. 18} 


triqueter, und diese letzteren sind es, welche von uns ursprünglich mit dem 
Namen der Dachsteinkalke bezeichnetwurden. Eingelagert diesen Dachstein- 
kalken nun sind die in unseren Arbeiten als Starhembergschichten 
bezeichneten Gebilde, das heisst licht gefärbte kalkige Bänke mit der Fauna 
der Kössenerschichten. 

In dem weiter nördlich gelegenen Mittelgebirge, namentlich in dem 
Gebiete zwischen der Salza und Traun, in der Umgegend von Salzburg, 
Hallein, Wolfgang u. s. w. beginnt dagegen die rhätische Formation zwar 
ebenfalls mit mächtigen, dolomitischen, versteinerungsarmen Bänken, über 
diesen aber folgen in mächtiger Entwicklung Lithodendronkalke und typische 
Kössener-Schichten, und zwar erstere nach den älteren Angaben unter den 
Kössener-Schichten gelagert, nach den neueren Beobachtungen von Suess 
am St. Wolfgangsee dagegen ein Zwischenglied zwischen verschiedenen 
Stufen der Kössener-Schichten bildend. Die von Suess beobachtete Einla- 
gerung einer bituminösen Schichte mit Semionotus, die den Seefelderschiefern 
verglichen werden kann, in der höheren Abtheilung des Dolomites, liefert 
einen Beweis mehr, dass der Letztere wirklich Hauptdolomit ist. Den Kös- 
sener-Schichten in wechselnden Bänken eingelagert, und zwar in ihrer tiefsten 
Abtheilung wurden bekanntlich Kalksteine mit den Dachsteinbivalven ge- 
funden. Eine höhere Masse kalkiger Bänke mit dem bezeichneten Fossile, 
dem Gümbel’schen Dachsteinkalk vergleichbar, wurde aber auch im Mittel- 
gebirge nirgends angetroffen. Dem Gesagten zu Folge stellt sich folgende 
Parallelle heraus: 


In Tirol und den baye- Im Hoehgebirge Salzburgs Im Mittelgebirge Salzburgs 


rischen Alpen. u. Ss. W. us w. 
Megalodus-Bänke Dachsteinkalk und Star- Kössener-Schichten und 
(Gümbels Dachsteinkalk.) hemberg-Schichten. Lithodendronkalk. 
Kössener Schichten 
Haupt-Dolomit. _ Haupt-Dolomit. Haupt-Dolomit. 


Noch ist hier zu erinnern, dass es den Bemühungen der HerrenSuess 
und Mojsisovics gelungen ist, in den Kössener-Schichten des Mittelge- 
birges eine ganze Reihe verschiedener durch Petrefacten wohl charakterisirter 
Stufen zu unterscheiden und zwar von unten nach oben 1) die schwäbische 
Facies, 2) die karpathische Facies, 3) den Hauptlithodendronkalk, 4) die 
typische Kössenerfacies, für die Stur den Namen Tirolerfacies vorschlägt, 
5) die Salzburgerfacies. 

Weiter nach Osten bleiben die Verhältnisse nahezu die gleichen Auf 
den schon im Obigen erwähnten Opponitzer-Dolomit, den wir mit dem 
Hauptdolomit parallelisirten, folgt namentlich im Mittel- und Hochgebirge 
Dachsteinkalk, weiter gegen Norden zu aber im Vorgebirge liegen ihm un- 
mittelbar die Kössener-Schichten auf. Nicht selten sind aber auch, wie 
namentlich aus den von Stur und Hertle mitgetheilten Untersuchungen 
hervorgeht, im Hochgebirge Dachsteinkalk und Kössener-Schichten über 
einander entwickelt. In diesem Falle bildet der Dachsteinkalk das tiefere, 
die Kössener-Schichten das höhere Glied. Auch Lithodendronkalke wurden 
an mehreren Stellen beobachtet und zwar nach Hertle als das oberste Glied 
der Kössenerschichten. 

4. Liasformation. Hatten wir schon bei Besprechung der im Vo- 
rigen behandelten Gebilde mehrfach auf Verschiedenheiten im Ganzen gewiss 
gleichzeitiger und einander paralleler Ablagerungen hinzuweisen, die wahr- 


[19] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarehie. 19 


scheinlich auf abweichende Verhältnisse, unter welchen die Ablagerungen 
erfolgten, zurückgeführt werden müssen, so treten uns noch auffallendere 
Unterschiede in der „Facies“ der Ablagerungen der Liasgebilde der Alpen 
entgegen. Zu den bei Besprechung des Blattes V unserer Karte bereits er- 
wähnten Gruppen, den Hierlatz- und Adnether-Schichten, dann den Flecken- 
mergeln gesellt sich in den österreichischen Voralpen eine weitere, die der 
kohleführenden Grestener-Schichten hinzu. 

Vorzugsweise in den Hochalpen als unmittelbare Auflagerung auf 
Dachsteinkalk treten die diekbankigen, marmorartigen, buntgefärbten, so 
ausserordentlich petrefactenreichen Hierlatzschichten auf, von keinen an- 
deren liassischen Schichten unter- oder überlagert. Dass es beigenaueren Detail- 
untersuchungen gelingen wird die ganze Grnppe noch weiter zu gliedern, ist 
jedenfalls sehr wahrscheinlich. Bevor eine derartige Gliederung aber durch- 
geführt ist, wird man wohl auch kaum mit Sicherheit festzustellen im Stande 
sein, welchen Zonen des ausseralpinen Lias die Hierlatzschichten genau 
entsprechen. 

Auch am nördlichen Rand der Kalkalpen aber, in der Umgegend von 
Lilienfeld und an anderen Orten sind petrefacten- insbesondere brachiopoden- 
reiche Kalksteine entwickelt, die viele Arten mit jenen der Hierlatzschichten 
der Hochalpen gemeinsam haben und die in den Arbeiten unserer Geologen als 
Hierlatzschichten bezeichnet werden. Hat aber schon Pe ters nach sorgfäl- 
tiger Untersuchung der Fossilien dieser Schichten auf manche Unterschiede 
gegen die Hierlatzschichten der Hochalpen hingewiesen, und es für wahr- 
scheinlich gehalten, dass sie nur dem ausseralpinen mittleren Lias ent- 
sprechen, während die Letzteren den ganzen oder doch den unteren und mitt- 
leren Lias zu repräsentiren scheinen, so finden seine Ansichten in den Beob- 
achtungen Hertle’s, dass die sogenannten Hierlatzschichten des Nordrandes 
der Kalkalpen stellenweise auf Grestenerschichten (unterem Lias) ruhen, eine 
weitere Bestätigung. 

Die gewöhnliche Form, in welcher der Lias, da wo er auf Kössener- 
schichten gelagert ist, in dem uns beschäftigenden Theile der Alpen auftritt, ist 
die der Adnetherschichten, das heisst in der Form intensiv roth gefärbter 
Kalksteine, mit einer reichen Cephalopodenfauna, gegen welche die seltenen 
anderen organischen Reste völlig in den Hintergrund treten. Für eine schär- 
fere Abgrenzung dieser Adnetherschichten, die übrigens doch wohl noch sehr 
verschiedene Zonen der Liasformation umfassen, wurden in der neuesten 
Zeit mehrere sehr lehrreiche Anhaltspunkte gewonnen. Schon aus den 
früheren Untersuchungen Stur’s kannten wir die gelben „Enzesfelder- 
schichten,“ die mit Amm. angulatus und den zahlreichen Arieten sich an 
mehreren Stellen als unterer Lias von höher gelegenen, dem mittleren Lias an- 
gehörigen rothen Adnetherschichten scheiden, während in Adneth selbst, 
wie die dort vorfindlichen Arieten beweisen, auch tiefere Glieder des Lias 
noch in der Form der Adnetherschichten auftreten. In den schönen Profilen 
westlich vom St. Wolfgangsee entdeckten die Herren Suess und Mojsi- 
sovics zunächst über den Kössenerschichten die Aequivalente der schwä- 
bischen Psilonotusbank mit A. planorbis, darüber die Enzesfelder Arieten- 
kalke und über diesen die rothen Adnetherschichten, welche, da sie noch 
von Fleckenmergeln überlagert werden, ungefähr dem mittleren Lias gleich- 
zustellen sein dürften. Jedenfalls ein höheres Niveau endlich als die tieferen 
Lagen der Adnetherschichten in Adneth selbst, repräsentiren ” neuerlich von 


20 Franz R. v. Hauer. [?0] 


Mojsisovies näher untersuchten rothen Adnetherschichten vom Fusse 
des Plassen bei Hallstatt, in denen ausschliesslich nur Formen des mittleren 
Lias beobachtet wurden. 

Die Fleekenmergel in den eben erwähnten Profilen am St. Wolf- 
gangsee, über den Adnetherschichten liegend beobachtet, und daher hier 
jedenfalls nur die obersten Stufen des Lias repräsentirend, umfassen, wie 
auchStur hervorhebt, an anderen Stellen unzweifelhaft auch tiefere Abthei- 
lungen dieser Formation, ein Verhältniss, welches um so weniger befremden 
kann, wenn man bedenkt, dass petrographisch von den Liasfleckenmergeln 
kaum zu unterscheidende Gesteine nicht nur nach aufwärts bis in die Neo-. 
comformation hinauf bekannt sind, sondern neuerlich auch von Mojsiso- 
vics viel tiefer in der oberen Trias nachgewiesen wurden. Am verbreitetsten 
in unserem Gebiete finden sich die Liasfleckenmergel in den Voralpen nörd- 
lich von der oft genannten Aufbruchlinie der älteren Triasgesteine Gmun- 
den — Windischgarsten — Mödling, in der auch die kohlenführenden Lunzer- 
und Grestenerschichten die bedeutendste Entwicklung erlangen. 

Die’Kohle führenden Grestenerschichten endlich, bestehend theils 
aus Sandsteinen und Schiefern mit einer unzweifelhaften Liasflora theils aus 
Kalksteinen mit einer reichen, meist aus Brachiopoden und Bivalven beste- 
henden Fauna, repräsentiren jedenfalls die unteren Abtheilungen der Lias- 
formation. Ihre Unterlage, wo sie bekannt ist, bilden die Kössenerschichten, 
ihre Decke die Fleckenmergel. Ihrer so abweichenden petrographischen Be- 
schaffenheit wegen konnten sie auf unserer Karte besonders ausgeschieden 
werden. 

i. Juraformation. Verhältnissmässig nicht sehr bedeutende Fort- 
schritte hat in den letzteren Jahren unsere Kenntniss der Juragebilde der 
nordöstlichen Alpen gemacht. Auf einzelne, meist nicht sehr ausgedehnte, 
von einander isolirte Vorkommen beschränkt, nur selten einen grösseren 
Reichthum an organischen Resten darbietend, setzen sie jedem Versuche 
einer schärferen Gliederung und Parallelisirung sowohl untereinander als 
mit ausseralpinen Gebilden grosse Schwierigkeiten entgegen. Nur sehr in’s 
Detail gehende Studien, wie uns solche eben Herr Griesbach über die 
Juragebilde von St. Veit bei Wien lieferte, vermögen diese zu überwinden. 
Es gelang demselben hier drei Zonen des Dogger, die Zone des Amm. Sauzei, 
des A. Humphriesianus und des A. Parkinsoni nachzuweisen, über welche 
dann discordant rother Crinoidenkalk und der bekannte rothe Aptychenkalk 
folgen Weiter als dem unteren Jura angehörig kann man bezeichnen; 

Die Klausschichten. Braunroth oder ziegelroth gefärbte Kalk- 
steine, mit einer mitunter reichen Fauna, welche jener der Schichten von 
Swinitza im Banat entspricht und 

Die Vilserschichten, ebenfalls dem unteren Jura beizuzählende 
helleKalke, mit einer reichen Brachiopodenfauna. Oft auch in der Form von 
Crinoidenkalksteinen entwickelt. 

Als ein Analogon oder eine Fortsetzung der jurassischen Wekratein» 
schichten der bayerischen und Vorarlbergeralpen dürften die als „Jura- 
Aptychenschiefer“ in den Voralpen von unseren Geologen an vielen 
Stellen beschriebenen Schichten zu betrachten sein, denen auch, als östlichster 
bekannter Punkt der eben erwähnte überaus hornsteinreiche rothe Aptychen- 
kalk von St. Veit bei Wien angehören wird. Diese Schiefer liegen aber nament- 
lich weiter gegen Osten zu, wie auch die neueren Untersuchungen von Paul, 


[21] Geologisene Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. %% 


Hertle u. a. nachweisen, nicht mehr im normalen Schichtverbande auf den 
nächst älteren Schichten, sondern meist discordant auf weit älteren Gebilden. 
DieOberalmer-Schichten Lipold’s, die namentlich in der Um- 
gegend von Hallein und in dem Gebirgsstocke weiter östlich in ungeheurer 
Mächtigkeit entwickelt sind, scheinen sich nur durch eine etwas abweichende 
petrographische Beschaffenheit, — sie bestehen vorwaltend aus dieken Bänken 
eines bräunlichen Kalksteines, denen nur untergeordnet Mergelschiefer ein- 
gelagert sind, — von den Wetzsteinschichten zu unterscheiden. Im Salzbur- 
gischen liegen sie nach Lipold normal auf den Adnetherschichten, in den 
. Profilen am Oster-Horn aber unterscheidet Suess zwischen beiden noch 
Fleckenmergel, dann Conglomerate, die den Swinitzaer- (Klaus-) Schichten 
analoge Gesteine eingebettet enthalten. 

Die Oberalmerschiehten wie die Aptychenschiefer sind auf unserer 
Karte als oberer Jura verzeichnet : 

Demselben gehören überdiess manche, namentlich durch Ammoniten aus 
der Familie der Inflaten charakterisirte weisse Kalksteine, wie vom Kren- 
kogel bei Grossau, der Vorderlegstätte bei Aussee u. s. w. an und die thito- 
nischen Schichten endlich sind einerseits durch echte Strambergerkalke, 
wie namentlich vom Plassen bei Hallstadt, anderseits durch die Vorkommen 
von Ter. diphya am Hals bei Weyer und beim Klausriegler unweit Ternberg 
(entdeckt von Hın. A. Stelzner) vertreten. 

8. Untere Kreide (Neocom-Formation) findet sich in dem östlichen 
Theile der Nordalpen stets in der Form der Rossfelderschichten (Enl. 
zu Bl. V, 8.12) und der von Lipold sogenannten Schrambachschichten 
oder Neocom-Aptychenkalke. Diese letzteren bestehen aus hell gefärbten 
muschlig brechenden Kalksteinen, die dünn geschichtet mit Mergelschiefern 
wechsellagern und liegen in der Umgegend von Hallein unter den Rossfelder- 
schichten, mit welchen sie durch allmälige Uebergänge verbunden sind. Die 
Rossfelderschichten selbst scheiden sich hier in eine untere aus mergeligen 
und eine obere aus Sandsteinen bestehende Stufe. 

So wie im Thale der Salza finden wir auch weiter im Osten die Neo- 
eomgebilde im Inneren der Kalkalpen meist an die Tiefenlinien der Thäler 
gebunden, so namentlich im Thalkessel von Ischl, im Gebiete des Reich- 
raming-Baches, der Enns u. s. w. 

Eine andere Art des Vorkommens aber ist jenes am Südrande und im 
Inneren der Sandsteinzone. Hier finden sich an der Basis der Sandsteine 
und in wiederholten, oft weithin fortstreichenden Parallelzügen, nach CZjZek 
unzweifelhaft den Sandsteinen selbst eingelagert, weisse muschlig brechende 
Mergelkalke und Fleckenmergel, in Verbindung mit vorwaltend röthlich 
oder grünlich gefärbten Schiefern, in welchen an vielen Stellen am Südrande 
der Sandsteine, dann aber auch bei Stollberg inmitten der Sandsteinzone 
Neocom-Fossilien, Aptychen und Belemniten gefunden wurden. Diese Mergel- 
kalke, die ein an mehreren Stellen ausgebeutetes, vortreffliches Materiale für 
hydraulische Kalke und: Cemente liefern, und die nicht selten als Ruinen- 
marmor ausgebildet erscheinen, sind unzweifelhaft ein Aequivalent der 
Schrambachschichten, so wie anderseits der Majolica der Südalpen. 

9. Wiener-Sandstein. Die Hauptmasse der ganzen Sandstein- 
zone vom Salzathal ostwärts ist auf unserer Karte als Kreideformation 
colorirt, ungeachtet der grossen Analogie, welche dieselbe mit der allgemein 
als eocen anerkannten Flyschzone der westlicheren bayerischen Alpen u: s. w. 


232 Franz R. v. Hauer. [22] 


darbietet. Wiederholt wurden die Gründe, das Wechsellagern der Sandsteine 
mit den Neocom-Aptychenkalken, das Vorkommen von Inoceramen am 
Kahlenberg bei Wien u. s. w. hervorgehoben, welche beweisen, dass Kreide- 
gebilde in den Gesteinen der gedachten Zone zum Mindesten mit vertreten 
sind. Eine weitere Unterstützung unserer Annahme liefern aber wohl auch die 
in den letzteren Jahren durchgeführten Untersuchungen in den Karpathen, 
deren mächtige Sandsteinzone sich in mehrere wohl unterscheidbare Stufen 
der Kreide- und der Eocenformation gliedert, und weniger Widerspruch 
als früher dürfte dieselbe gegenwärtig finden, seit auch die neue Auflage der 
Karte der Schweiz von Studer und Escher den Macigno der lombardischen 
Voralpen als Kreide verzeichnet. 

Hoffentlich wird es mit der Zeit doch noch gelingen, auch die Sand- 
steinzone der Nordostalpen noch genauer zu gliedern, obgleich alle bisherigen 
Versuche in dieser Richtung an den Verwicklungen, die der viel gestörte 
Schichtenbau darbietet, und an dem beinahe völligen Mangel bezeichnender 
organischer Reste scheiterten. 

Sehr bemerkenswerth erscheint es dass die Gesteine der Flyschzone 
von dem Inneren der Kalkalpen beinahe völlig ausgeschlossen sind. Aus- 
nahmen hiervon beobachtet man nur einmal in der Gegend südwestlich von 
Waidhofen, wo, und zwar nicht gebunden an eine Thalniederung, ein mäch- 
tiger nordsüdlich streichender Zug echter Wiener Sandsteine, unterteuft von 
Aptychenschiefern das ganze Gebiet der Voralpen quer durchsetzt und sein 
Ende findet an dem südlichen Scheitelpunkte des grossen Bogens, in welchem 
die älteren Triasgesteine der Aufbruchlinie Gmunden-Windischgarsten-Möd- 
ling zu Tage treten und dann wieder in der Umgebung von Kirchberg und 
Frankenfels, wo dieselben Sandsteine auch wieder unterlagert von Aptychen- 
schiefern in den regelmässigen Schichtverband mıt den anderen Gesteinen 
eintreten und ihr oberstes Glied bilden. 

10. Obere Kreide. Nur in der Form der sogenannten Gosau- 
schichten in einzelnen von einander getrennten, meist auf Tiefenpunkte be- 
schränkten Ablagerungen erscheinen Gebilde der oberen Kreideformation in 
den nordöstlichen Alpen. Ein Zwischenglied zwischen ihnen und den um so 
vieles älteren Neocomgebilden nachzuweisen, ist bisher nicht gelungen ; dass 
aher derartige Mittelglieder in der Sandsteinzone mit vertreten sein dürften, 
muss wohl jedenfalls als wahrscheinlich betrachtet werden. 

Ungeachtet der grossen Fortschritte welche unsere Kenntnisse der so 
reichen Fauna der Gosauschichten namentlich durch die Arbeiten von 
Keuss, Stoliezka und Zittel in neuerer Zeit gemacht haben, ist doch 
bezüglich einer weiteren Gliederung des ganzen Schichtencomplexes, der 
mannigfaltig ausgebildete Gesteine, Sandsteine, Mergel, Schieferthone, 
Kalksteine u. s. w. umfasst, ein übereinstimmendes Gesetz bisher nicht auf- 
gefunden worden, ja eingehendere Versuche, zu einem derartigen Ergebnisse 
zu gelangen, liegen eigentlich nur bezüglich des Gosaubeckens am Fusse 
der hohen Wand bei Wiener Neustadt vor, in welchem die folgende Schich- 
tenreihe von unten nach oben namentlich in den Durchschnitten aus der 
Gegend von Grünbach als festgestellt zu betrachten ist. 

a) Conglomerate. 

b) Hippuritenkalke. 

c) Ein System von Sandsteinen und Mergeln mit Kohlenflötzen. 

d.) Orbitulitenkalk. 

e) Inoceramenmergel. 


[23] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 23 


Jedes dieser Glieder hat unzweifelhaft seine eigenthümlichen orga- 
nischen Einschlüsse, weiteren Untersuchungen muss es vorbehalten bleiben 
ihre Constanz in den anderen Gossaumulden nachzuweisen. 

Noch wäre zu erinnern, dass nach der Ansicht Zittel’s, des letzten 
Forschers, der eingehende Studien in dieser Richtung veröffentlichte, die Ge- 
sammtmasse der Gosaugebilde einzig und allein der Zone des Hipp. cornu vac- 
cinum oder dem Provencien (Coquand’s) mit Ausschluss der tiefer und 
höher gelegenen Kreideschichten entsprechen. 

Einem wohl noch über den Gosauschichten gelegenen Gliede der Kreide- 
formation endlich gehören die Mergel mit Echinodermen vom Gschliefgraben 
bei Gmunden an, welche unzweifelhaft Gümbel’s Nierenthalerschichten 
entsprechen und deren Vorkommen auch an den aus Nummulitenschichten 
bestehenden Ufern des Trummersee’s nördlich bei Salzburg durch die daselbst 
vom See ausgeworfenen abgerollten Bruchstücke von Belemniten angedeutet 
wird, wofern nicht etwa diese Reste, analog den Belemniten, die wir kürzlich 
aus den Ober-Eocenschichten von Ronca im Vicentinischen erhielten, aus den 
Nummuliten-Schichten selbst stammen. 

11. Eocenformation. Nur in sehr geringer Verbreitung erscheint 
dieselbe im Gebiete der östlichen Alpen. Eigentliche und zwar sehr petre- 
faetenreiche Nummulitenschichten finden sich in etwas grösserer Verbrei- 
tung nur in der Umgebung von Salzburg, wo sie die Unterlage des dort als 
Eocenflysch bezeichneten Sandsteines bilden ; weiter treten sie dann noch in 
sehr kleinen Partien bei Oberweis nördlich von Gmunden und im Gschlief- 
graben am Nordfuss des Traunstein, endlich im Pechgraben nördlich von 
Gross-Raming zu Tage. 

Von den Gesteinen der Wienersandsteinzone sind auf unserer Karte 
östlich vom Salzathale nur die Partien in der Umgegend von Laufen, die auf 
Nummulitenschichten ruhen, dann eine Partie in der Umgegend von Greifen- 
stein an der Donau (auf Blatt II unserer Karte fallend) als eocen verzeichnet. 
In der letzteren Partie wurden, wenn auch sehr selten Nummuliten gefunden. 
Dass übrigens auch noch weitere Partien unserer Sandsteinzone der Eocen- 
formation angehören können, ist wie schon erwähnt sehr wahrscheinlich. 

12. Jüngere Tertiärformation. Angelagert am Nordrand der 
Kalkalpen erscheint auf unserer Karte noch der südliche Saum der gewal- 
tigen Masse von jüngeren Gebilden, welche das Tiefland zwischen den Alpen 
und den krystallinischen Gesteinen des böhmisch-mährisch- österreichischen 
Gebirges erfüllen. Die Hauptmasse dieser Gebilde fällt schon auf Blatt II 
unserer Karte, bei dessen Besprechung ich eingehender auf die jüngeren te- 
bilde des oberen Donauthales zurückkommen werde. Hier sei nur vorläufig 
erwähnt, dass am Nordrand der Alpen zunächst der Wiener-Sandsteinzone 
ın grosser Verbreitung und Mächtigkeit Schotter und Conglomerate auf- 
treten, die ein höheres Hügelland bilden und durch diesen Umstand schon 
sich von dem Terassen bildenden Diluvium unterscheiden und als Tertiär 
zu erkennen geben. — Die wenig ausgedehnten Tertiärablagerungen im Innern 
der Kalkalpen zeigen ganz analoge Verhältnisse wie jene in der Mittelzone. 
Auch sie sind nach dem Vorgange von Stur in ältere, dem Leithakalkcon- 
glomerat parallel stehende und in jüngere Ablagerungen (Belvedere-Schotter) 
geschieden. 

13. Das Diluvium endlich erscheintim Innerender Kalkalpe sowohl 
als zunächst an ihrem Nordrand durchwegs nur als aus Schotter und Con- 


94 Franz R. v. Hauer. [24] 


glomeraten bestehendes Terassen-Diluvium, während eigentlicher Löss hier 
fehlt. Von erratischen Erscheinungen der Diluvialzeit ist ebenfalls aus 
diesem Theile der Alpen wenig sicheres bekannt geworden. 


I. Die südliche Nebenzone und die Bergländer des Aarstes und Kroatiens. 


In regelmässiger west-östlich streichendem Zuge als im westlichen 
Theile der Südalpen reihen sich in der östlichen Hälfte derselben die Sedi- 
mentgesteinean die krystallinischen,Gebilde der Mittelzone an. In einer breiten 
Masse, die südlich begränzt wird durch den Nordrand der Ebene von Udine 
und weiter durch eine Linie, die ungefähr durch die Orte Cividale, Laibach, 
Neustadtl, Samobor bezeichnet wird, behalten dieselben die erwähnte 
Streichungsrichtung im Allgemeinen bei und bleiben demnach unabhängig 
von den Aenderungen die sich in dieser Beziehung am Ostende der Mittel- 
zone in den krystallinischen Gesteinen der Koralpe bemerklich machen. 
Das Streichen der letzteren von NW. nach SO. gibt sich aber wieder sehr 
deutlich ausgeprägt zu erkennen in den südlich von der bezeichneten Linie 
Cividale - Samobor gelegenen Berglandschaften des Karstes, von Kroatien 
u. s. w. bis hinab zur Südspitze von Dalmatien. 

Ein Aufbruch älterer krystallinischer Gesteine, bestehend aus Granit, 
Tonalit-Gneiss u. s. w. tritt in einem langen schmalen, ebenfalls ostwestlich 
streichenden Zuge südlich von der Karawankenkette, südwestlich von Windisch- 
gratz zu Tage; er ist in mancher Beziehung den Aufbrüchen der Cima d’Asta 
u. s. w. im Westen vergleichbar. Andere Aufbrüche von älteren und 
jüngeren Eruptivgesteinen finden sich an zahlreichen aber verhältnissmässig 
meist wenig ausgedehnten Punkten, die nirgends auf die Tektonik des Ge- 
birges im Ganzen und Grossen einen wesentlichen Einfluss ausüben. 

Das Vorhandensein wiederholter Parallelaufbrüche der älteren Forma- 
tionen gibt sich namentlich in dem östlichen Theile der südlichen Nebenzone 
deutlich zu erkennen, nach Westen zu vereinigen sich dieselben in einer Art 
Knotenpunkt in dem nordwestlich von der Laibacher Ebene gelegenen Ge- 
birgsstocke; nach Osten zu endet die Nebenzone ungemein zerrissen gegen 
das ungarische Tiefland, aus welchem mit Tertiärgebilden erfüllte Buchten 
weit gegen Westen eindringen, während die älteren Sedimentgesteine gegen 
Osten vorragende Sporen bilden, unter welchen insbesondere der lang ge- 
dehnte Rücken der Jvandica und des Kalniker Gebirges bis in die Gegend 
nördlich von Kreuz in Kroatien zu verfolgen ist. 

In dem südlicher gelegenen Gebiete, in welchem die Streichungsrich- 
tungen von Nordwest nach SO. vorherrschen, vereinfacht sich in sehr auf- 
fallender Weise die geologische Zusammensetzung. Auf eine ältere Gruppe 
von Gesteinen, die der Steinkohlenformation und der Trias angehören, folgen 
mit Ausschluss aller Zwischenglieder Kreide und über dieser Eocengebilde. 
Die ersteren bilden zwei von NW. nach SO. streichende Züge, der westlichere 
ebenfalls in dem nordwestlich von der Laibacher Ebene gelegenen Knoten 
beginnend und über Gottschee und das obere Kulpagebiet fortstreichend nach 
Dalmatien, wo wir seine weitere Fortsetzung bei Besprechung des Blattes X 
der Karte näher kennen lernen werden; der östlichere aus der Gegend von 
Karlstadt fortstreichend bis an die Grenze von Türkisch-Kroatien- bei Kla- 
dus, dann aber nochmals auf österreichischem Staatsgebiet erscheinend in 
der südlichen Umgegend von Glina in der Masse des Tergoveer Gebirges bis 
Unna bei Novi. (Auf Blatt X.) Getrennt werden diese beiden Züge durch 


[25] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie . 35 


eine mächtige Ablagerung von Kreidegesteinen, die dann auch im Westen 
des ersteren eine ausserordentliche Entwicklung erlangen und nur von den 
ausgedehnten Zügen von Eocengesteinen, durch die sich der faltenförmige 
Bau des ganzen Gebirges deutlich zu erkennen gibt, unterbrochen werden. 
Nur im Norden an der Grenze gegen die eigentliche Nebenzone finden sich 
auch Gesteine der rhätischen und Juraformation, die theilweise schon an der 
Streichungsrichtung von NW. nach SO. Antheil nehmen. 

Betrachten wir nun die einzelnen in den Südalpen auftretenden For- 
mationen etwas eingehender. 

Die einzige Andeutung eines Vorkbınihahl von Sedimentgebilden, die 
einer älteren als der Steinkohlenformation angehören würden, liefern die von 
Franz v. Rosthorn schon vor einer längeren Reihe von Jahren an Herrn 
Prof. Suess gesendeten Fossilien von Kappel (Jhrb. IX. Verh. 59), in 
welchen derselbe, wie es scheint neue, Formen von Bronteus und Brachio- 
poden, die einen silurischen Typus besitzen, erkannte Leider gelang es bis- 
her nicht den Punkt, an welchem diese Fossilien gesammelt worden waren, 
wieder aufzufinden. Die Gesteinsmasse, in welcher sie eingeschlossen sind, 
stimmt nach Suess völlig mit jener überein, welche von Lipold als unterer 
Gailthalerkalk bezeichnet wird. 

1) Die Steinkohlenformation erscheint in grosser Verbreitung 
und Mächtigkeit. Der breite Zug, der sich südlichan die Glimmerschiefer des 
Gailthales anlehnt, ist weiter östlich mit geringen Unterbrechungen zu ver- 
folgen bis an das Ostende der Alpenkette überhaupt. In seiner östlichen 
Hälfte bildet er aber nicht mehr die Grenzzone gegen die krystallinischen 
Schiefer der Mittelzone, sondern ist von diesen durch die aus mesozoischen 
Schichtgesteinen aufgebaute Kalkkette der Karawanken, an deren Nordfuss 
die Niederung des Drauthales sich ausbreitet, geschieden; diese Kette muss 
wohl als eine Fortsetzung des Lienz-Villacher Zuges betrachtet werden. 
Eben so mächtig entwickelt erscheint aber auch dıe Steinkohlenformätion 
noch weiter im Süden. Die Gebirge nordwestlich von der Laibacher Ebene 
bilden, wie schon erwähnt, eine Art Knotenpunkt, dem sich im Osten die west- 
östlich streichenden Parallelzüge Stein-Cilly und Laibach-Lichtenwald, im 
Südosten aber die zahlreichen Aufbrüche in den südöstlich streichenden Aus- 
läufern der Alpen anschliessen. 

Die Gesteine, aus welchen die Kohlenformation besteht, lassen sich 
nach den Untersuchungen unserer Geologen, namentlich in dem Hauptzuge 
südlich vom Gailthale deutlich in drei Abtheilungen gliedern und zwar: 

a. Unterer:Gailthalerkalk, ein dünn geschichteter, halbkrystallinischer, 
hell gefärbter, dolomitischer Kalkstein, bisher ohne organische Reste. 

b. Gailthaler-Schiefer, meist dunkel gefärbt, mit Einlagerungen von 
Anthrazit, oft reich an Versteinerungen, nach oben übergehend in Sandsteine 
und sehr feste Conglomerate. Beı Bleiberg sowohl, als auch weiter im Osten 
stehen mit diesen Schiefern Diorite und Diorit-Tuffe in Verbindung. 

c. Oberer Gailthalerkalk, ein bald licht, bald dunkler gefärbter, sehr 
dichter, etwas durchscheinender, ebenfallsoft dolomitischer Kalkstein, stellen- 
weise mit organischen Resten. 

In den westlichen Partien des ganzen Zuges aus der Gegend von 
Mauthen westlich, scheint das unterste dieser drei Glieder zu fehlen, in den 
östlichen dagegen in der Umgegend von Kappel findet sich nach Lipold 

4 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Hett. 


36 Franz R. v. Hauer. [26] 


unter dem unteren Gailthalerkalk noch ein viertes Glied, ein unterer Gail- 
thalerschiefer, durch ein mehr krystallinisches Gefüge von dem oberen ver- 
schieden und bisher ohne Petrefacten. 

Sollten die oben erwähnten Fossilien von silurischem Typus wirk- 
lich aus Lipold’s unterem Gailthalerkalk stammen, so wäre es in der That 
geboten, diesen zusammt dem unteren Gaithaler-Schiefer von der Steinkoh- 
lenformation als ein älteres Gebilde abzutrennen, doch schienjes mir nicht ge- 
rathen, ohne bestimmtere Anhaltspunkte von der Auffassung, welche in die- 
ser Beziehung auf unseren Karten zur Darstellung gebracht ist, abzuweichen. 

Die Fossilien des Gailthalerschiefers, die insbesondere bei Bleiberg in 
grosser Zahl und Mannigfaltigkeit vorkommen, stimmen durchgehends mit 
Arten des Bergkalkes überein; weit seltener sind die Fossilien des oberen 
Gailthalerkalkes; die meisten bisher aufgefundenen Arten finden sich auch 
im Gailthalerschiefer vor, eine grosse von D. Stur gesammelte Schnecke 
vom Monte Canale bestimmte. neuerlich Suess als Cerithium ingnoratum 
Trautsch. aus dem jüngeren Bergkalke von Moskau. 

In den südlichen Aufbrüchen der Steinkohlenformation ist eine weitere 
Gliederung in verschiedene Stufen nicht durchgeführt; einerseits fehlen in 
denselben Kalksteine entweder gänzlich oder sind doch nur auf einzelne 
Schichten beschränkt, ohne sich zu selbsständigen Formationsgliedern heraus- 
zubilden, andererseits sind auch organische Reste selten. Einen reichen Fund- 
ort derselben entdeckte Fötterle bei Mersla Vodiza nordwestlich von 
Lagus im Kulpagebiet; die Arten stimmen durchgehends mit solchen von 
Bleiberg überein. 

Dass übrigens die, Steinkohlenformation die wirkliche Unterlage aller 
Schichtgebirge in der ganzen südöstlich den Alpen sich anschliessenden Berg- 
landschaft bilde, dafür spricht unter Anderem auch das Auftreten einer 
kleinen Partie von hierher gehörigen Sandsteinen, Schiefern und Conglome- 
raten am Ostrande dieser Landschaft gegen die Ebene, bei Samobor west- 
lich von Agram. 

2) Die Dyasformation. Zwar sind auf unserer Karte eben so wenig 
in der südlichen wie in der nördlichen Nebenzone Gebilde als der Dyasfor- 
mation angehörig bezeichnet, doch darf ich es hier nicht unterlassen, wenn 
auch nur flüchtig die kühnen und geistreichen Theorien zu berühren, welche 
jüngst Herr Professor E. Suess in einem Vortrage in der k. Akademie der 
Wissenschaften am 21. Jänner bezüglich des Vorkommens der genannten 
Formation in den Südalpen aufstellte. Gerne hätte ich Aeusserungen über 
Suess’s Anschauungen, die, wie derselbe selbst bemerkte, eine gänzliche 
Umstaltung unserer bisherigen Auffassungen des Baues der Südalpen be- 
dingen, bis zu dem Zeitpunkte verschoben, in welchem uns die Abhandlung 
selbst gedruckt vorliegen wird, doch kann ich die vorliegende Arbeit bis 
dahin nicht zurückhalten, noch weniger aber die so bedeutsame Publication 
unseres gelehrten Freundes ‚hier ignoriren. 

Von der Westseite des Gardasee’s her, entlang der ganzen Alpenkette 
bis an ihr östliches Ende bezeichnet Herr Suess eine Reihe von mächtigen 
Gebirgsmassen, die seiner Ansicht zu Folge als Glieder der Dyasformation 
zu betrachten wären. Es gehören dahin insbesondere der unter der Triasfor- 
mation gelagerte Verrucano, die Porphyrtuffe und eruptiven Porphyre des 
grossen Massiv’s von Botzen, weiters die Glimmerschiefer und mehr oder we- 
niger hoch krystallinischen Schiefer, welche die granitischen Massen der Süd- 


[27] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie, 97 


alpen namentlich die Cima d’Asta etc. zunächst umschliessen, wie auch diese 
Granite selbst die als. der Dyasformation eingebettete Lager betrachtet werden ; 
weiter der Glimmerschiefer von Recoaro, der Glimmerschiefer des Gailthales und 
der Zug von scheinbar altkrystallinischen Gesteinen in den östlichen Kärnt- 
neralpen, und, habe ich recht verstanden, selbst der Granitstock des Bacher- 
gebirges mit den ihn umgebenden Schiefergebilden, sowie ein grosser Theil 
der halbkrystallinischen Schiefer überhaupt, die sich in den bezeichneten 
Gebieten vorfinden. Alle diese Schiefer bezeichnet Suess als Casannaschiefer 
und nimmt an, dass sie in regelmässiger Schichtenfolge zwischen den Ge- 
steinen der Steinkohlenformation und jenen der Trias eingelagert dem Roth- 
liegenden angehören. Insbesondere wird hervorgehoben, dass einem etwas 
höheren Horizonte dieser Formation die sämmtlichen Quecksilberlagerstätten 
der Südalpen, die in sehr verschiedenartigen Gesteinen, darunter namentlich 
auch Kalksteinen u. s. w. auftreten, angehören. 

Palaeontologische Beweise für die Richtigkeit der erwähnten Ansichten 
. fehlen bisher wohl so gut wie vollständig. Das einzige Factum welches in 
dieser Beziehung zur Geltung gebracht wird, sind fossile Pflanzen, die Suess 
zwischen den Erzlagern von Tergove im südlichsten Punkte der kroatischen 
Militärgrenze in einem Schiefer auffand und unter welchen Geinitz drei 
Arten bestimmte, von denen zwei dem unteren Rothliegenden, und eine der 
Steinkohlenformation entsprechen. Wollte man aber auch so weit gehen durch 
diesen Fund die Existenz des Rothliegenden im Tergoveer Gebirge für er- 
wiesen zu betrachten, so müsste es doch wohl mehr als gewagt erscheinen, 
die Tragweite seiner Beweiskraft auch noch weiter auf die Feststellung des 
Alters sämmtlicher im obigen erwähnten Gebirgsmassen, in der Centralkette 
und der südlichen Nebenzone der Alpen auszudehnen. 

Für diese müssen andere, aus den Lagerungsverhältnissen und der pe- 
trographischen Beschaffenheit hergeholte Beweise beigebracht werden, denen 
wir mit um so grösserem Interesse entgegen sehen, je weniger die früheren 
auf unserer Karte zur Darstellung gebrachten Beobachtungen solche zu 
liefern scheinen. 

38) Untere Trias. Sehr verbreitet in dem uns beschäftigenden Theile 
der Alpen bieten doch die Schichten dieser Formation nur wenig Veranlas- 
sung zu weiteren detaillirten Bemerkungen. Im westlichsten Theile nach 
Osten bis zum Schlizathale bilden sie eine fortlaufende Zone am Südrande des 
Zuges der Steinkohlengebilde, dem weiter im Süden entlang einer Anticlinal- 
linie ein Parallelzug in der Gegend südlich von Ponteba und Tarvis folgt. 
— Weiter im Osten schliessen sich die unteren Triasgesteine beinahe 
allenthalben den Zügen und Aufbrüchen der Steinkohlenformation an, 
erscheinen aber überdies an zahlreichen Puncten, an welchen .die Aufbrüche 
nicht bis auf die Letztere herabreichen. Als besonders bemerkenswerth 
möchte ich hier die kleinen isolirten Partien im Gebirgsstock des Terglou 
hervorheben, die in bedeutender Seehöhe mitten im Gebiete des Hauptdolo- 
mites zum Vorschein kommen. Nach Osten zu, reichen die Gesteine der 
unteren Trias weiter hinaus fort als jene der Steinkohlenformation, insbe- 
sondere beobachtet man sie auch noch an der Basis der lang gestreckten 
Kalkkette des Ivancicagebirges. 

Die Bestandmassen der unteren Trias sind, sowie in anderen Theilen 
der Alpen theils die Werfenerschieier, theils Kalksteine, Dolomite und 
Rauchwacken Gypslagerstätten sind an vielen Stellen bekanink Auch Por- 

’& 


98 Franz R. v. Hauer. [28] 


phyrdurchbrüche verzeichnet unsere Karte an mehreren Stellen, doch wurde 
neuerlich von Suess nachgewiesen, dass der Porphyr von Raibl nicht der 
unteren, sondern einem tieferen Gliede der oberen Trias angehöre und 
demnach bedeutend jünger sei als der Porphyr von Botzen. 

4) Mittlere Trias oder Virgloriakalk istaufunserer Karte in dem 
östlichen Theile der südlichen Nebenzone nirgends ausgeschieden, doch 
fehlt es auch hier nicht völlig an Angaben über das Vorkommen von Petre- 
facten aus dem Wellenkalke. So fand namentlich Lipold Spirif. Mentze- 
li u. s. w. im Mittnichgraben westlich von Schwarzenbach in der Kara- 
wankenkette, 

5) Obere Trias. Auch in dem östlichen Theile der südlichen Neben- 
zone der Alpen ist auf unserer Karte eine Scheidung der sehr mächtigen 
und verbreiteten oberen Triasgebilde in die drei, in den anderen Alpen- 
gegenden unterschiedenen Stufen; die Cassianer-, die Hallstätter- und die 
Raiblerschichten durchzuführen versucht und die neuesten schönen Unter- 
suchungen von E. Suess in den schon seit lanser Zeit als classisch be- 
trachteten Umgebungen von Raibl, indem sie uns zum erstenmale ein De- 
tailprofil der gesammten Schichtenreihe der oberen alpinen Trias bis hinauf 
zum Haupt-Dolomit liefern, verleihen, wie mir scheint, meiner bisherigen 
Auffassung eine neue mächtige Stütze, wenn ich auch nicht verschweigen 
darf, dass Herr D. Stur, der sich in letzterer Zeit ebenfalls mit Detail- 
untersuchungen in der Umgebung von Raibl beschäftigte, zu gänzlich ab- 
weichenden Ergebnissen gelangte, die soeben in unserem Jahrbuche ver- 
öffentlicht werden. 

Auf den deutlich erkennbaren Werfenerschiefer und schwarzgrauen 
Kalkstein mit Nat. costata, folgt im Thale von Raibl nach den Beobachtun- 
gen von Suess *) zunächst lichter Kalkstein 70—100 Fuss mächtig, dann 
dunkler Kalkstein ebenfalls 70—100 Fuss mächtig, beide ohne Fossilien, 
dann aber ein Complex von oft grün gefärbten doleritischen Tuffen, Kalk- 
conglomeraten, u. s. w., dem grauer Sandstein mit Pflanzenresten, dann 
ziegelrothe, mitunter dem Werfenerschiefer ähnliche Sandsteine und Schiefer 
eingebettet sind und denen der Porphyr von Raibl als Lagermasse aufruht. 
Petrographisch, sowie nach den allerdings nicht zahlreichen organischen 
Resten auch paläontologisch kann dieser Schichtencomplex als ein Aequi- 
valent der Cassianerschichten (im weiteren Umfange des Wortes, vergl. 
Erläuter. zu Blatt V. S. 16.) betrachtet werden, und leicht ist es, nach den 
von unseren Geologen gegebenen Beschreibungen seine Uebereinstimmung 
mit den weiter im Süden und Osten auf unserer Karte als „Cassianerschich - 
ten“ bezeichneten Gebilden zu erkennen, so namentlich mit den grauen und 
braunen Sandsteinen, schwarzen Schiefern u. s w., die südöstlich von Tol- 
mein bei Orecca, Göriach u. s. w., unmittelbar die Steinkohlenformation 
überlagern und Equisetites columnaris, dann mehrere Cassianer-Petrefacten 
lieferten, — mit den augitischen Tuffen und grünen, als Pieira verde bezeichne- 
ten Gesteinen im Gebiet des Idriaflusses NW. von Idria, die mit Melaphyren 
in Verbindung stehen und Amm. Aon. und Halobia Lommels enthalten und mit 
den doleritischen Sandsteinen und Tuffen, Tuffconglomeraten, dann verschie- 


*) Nach diesen neuen Angaben unsere Karte zu berichtigen, war leider nicht 
mehr möglich. 


[29] „Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 29 


den gefärbten Kalksteinen mit Hornsteinknollen, die mit Mergelschiefern 
und Sandsteinen wechsellagern, welche Lipold in Unterkrain bei Auers- 
berg südöstlich von Laibach, dann in den nördlichen Umgebungen 
von Nassenfuss u. Ss, w. beobachtete, und in welchen er ebenfalls Amm. 
Aon., Halobia Lommeli und andere Cassianer Petrefacte auffand. 

Was endlich am Nordrand der Gebirgspartie von Tergove, südlich 
von Glina, auf unserer Karte mit der Bezeichnung der Cassianerschichten 
ausgeschieden ist, sind nach den Beschreibungen von Stur sehr mächtig 
entwickelte, vorwaltend grün gefärbte Schiefer und Sandsteine, die allerorts 
mit Grünsteinen und Serpentinen in Verbindung stehen und theils auf 
Petrefacten führenden Werfenerschiefern, theils unmittelbar auf den Ge- 
steinen der Steinkohlenformation aufliegen, beiOblaj südwestlich von Ravna 
aber von lichtem Kalkstein (von Stur „Oborakalkstein“ benannt), über- 
lagert werden, dessen Fossilien, Megalodus, Chemnitzien, Natica u. a Gas- 
tropoden wohl erlauben, ihn als oberen Triaskalk zu betrachten. 

Ueber dem Porphyre von Raibl folgt die gewaltige Masse des „erz- 
führenden Kalkes“ die Suess in Uebereinstimmung imit uns dem Schlern- 
dolomit parallelisirt, und aus welchem er Orthoceras und eine grosse Nateca 
anführt. Dieser obere Triaskalk erscheint in grosser Verbreitung weiter im 
Westen sowohl als im Osten. Ihm ist nach Stur der rothe Marmor des 
Mt. Clapsavon westlich von Ampezzo (noch auf Blatt V der Karte), der petro- 
graphisch und durch seine Petrefactenführung völlig mit den Hallstätter- 
marmoren des Salzkammergutes übereinstimmt, eingelagert. In der Kara- 
wankenkette liegen die oberen Triaskalke häufig ohne Zwischenglied der 
unteren Trias auf. Hier befinden sich die Fundstellen der schönen von 
Hörnes beschriebenen Gastropoden (Fladungbau am Obir, Unterpetzen 
westlich von Schwarzenbach), welche zum grossen Theile mit den Esino- 
arten übereinstimmen. 

In ausserordentlich grosser Verbreitung verzeichnet unsere Karte 
obere Triaskalke in dem südlich und südöstlich von der Laibacher Ebene 
gelegenen Gebirgstheile. Dieselben besitzen, wie aus den Darstellungen 
Lipold’s und Stache’s hervorgeht, einen von den bisher geschilderten 
Vorkommen ziemlich abweichenden Typus Von unten nach oben bestelien 
sie nach Letzterem aus a. einer mächtigen Folge von Dolomitbänken, 
b. feinen oolithischen Kalken mit kleinen Gastropoden und Bivalven der 
Cassianerschichten, c. schwarzen Peutacriniten-Kalken. Stache bezeichnet 
die petrefactenführenden Schichten des ganzen Systemes als den Schichten 
von St. Cassian entsprechend, doch wurde dasselbe auf unserer Karte des 
vorwiegend kalkigen Charakters der Schichten wegen mit den oberen Trias- 
kalken vereinigt; ebenso habe ich zu denselben Lipold’s Gurkfelderschich- 
ten gezogen, dünn geschichtete, hell gefärbte, sehr hornsteinreiche Kalksteine, 
welche über den Cassianerschichten folgen, von ihnen aber noch durch ein 
Zwischenglied, bestehend aus dunklen, nach oben lichteren, Globosen und 
andere Petrefacten führenden Kalksteinen getrennt werden. 

Die in Raibl über dem lichten (Hallstätter- oder Esino-) Kalkstein 
gelegene Schichtengruppe, die ich unter demNamen der Raiblerschichten 
zusammenfasste und in der schon frühere Beobachter (Foetterle, Stur, 
und ich selbst) weitere Unterabtheilungen constatirt hatten, sliedert nun 
Suess in eine grössere Anzahl wohl unterschiedener Gruppen und zwar 
von unten nach oben. 


30 Franz R. v.“Haver. [9 07 


a. Die schwarzen Schiefer mit Fisch- und Pflanzenabdrücken. 

b. Die eigentlichen Raiblerschichten (Hauptlager dor Myophoria 
Kefersteini). 

c. Bleibergerschichten (mit Amm. Johannis Austriae und Spirif. 
gregaria); im Hangenden Mit einer Bank voll Kernen grosser Gastropoden, 
die an die Esinoformen erinnern. 

d. Hornsteinreiche Dolomite und lichte Kalkbänke mit Megalodus 
chamaeformis und Durchschnitten eines grossen flachen Zweischalers wahr- 
scheinlich einer Perna. 

e. Die Torerschichten mit Corbis Mellingi, Perna Bouei, Pecten 
filosus, Corbula Rosthorni u. s. w. Sie entsprechen den Opponitzerschich- 
ten der nordöstlichen Alpen, einem grossen Theil der Schichten von Gorno 
und Dossena der lombardischen Alpen, den Lünerschichten in Vorarlberg 
und Bündten und einem grossen Theil der oberen Carditaschichten 
Nordtirols. 

Ich muss bezüglich weiterer Details auf Herrn Suess Abhandlung 
selbst verweisen (Jhrb. 1867, S. 554) und will hier nur noch erwähnen, dass 
die wichtigsten Differenzpunkte in der Auffassung Stur’s darin bestehen, 
dass derselbe die Fischschiefer von Raibl für ein Aequivalent des tiefsten 
Gliedes der oberen Trias, der Wengerschiefer, erklärt, und entgegen allen 
früheren Beobachtern nicht zugibt, dass dieselben normal auf dem erzfüh- 
renden Kalk lagern. 

Noch möchte ich darauf aufmerksam machen, dass die Gastro- 
podenbank im Hangenden der „Bleibergerschichten“ selbst wenn sie, und 
nicht der erzführende Kalk, das Aequivalent der Gastropodenschichten von 
Esino darstellen sollte, hier unter und nicht über den Vertretern der Schich- 
ten von Gorno und Dossena liegt. 

Weiter nach Osten zu, in der Karawankenkette u. s. w. sind nun 
durchwegs die mergeligen Ablagerungen, welche auf den lichten Triasdolo- 
miten und Kalksteinen lagern, als Raiblerschichten verzeichnet. In der Kara- 
wankenkette beobachtete Lipold in Verbindung mit ihnen insbesondere 
auch oolithische Gesteine, völlig erinnernd an die Oolithe der Cardita- 
schichten. 

Die in dem Gebirge zunächst südöstlich von der Laibacherebene als 
Raiblerschichten ausgeschiedenen Gebilde bestehen nach Stache aus 
Kalksteinen und Dolomiten die mit röthlichen Mergeln wechsellagern, 
welche Letztere Megalodus chamaeformis, Corbula Rosthorni und andere 
Raiblerfossilien enthalten. Die riesige Bivalve aus der Familie der Ostreen, 
deren Stache Erwähnung macht, ist unzweifelhaft dasselbe Fossil, welches 
Suess aus der Schichtengruppe Nr. 4 als Perna bezeichnet. — Dass ich 
endlich auch die über den Gurkfelderschichten liegenden Schiefer und 
Sandsteine in Unterkrain, die Lipold als Grossdornerschichten bezeichnet 
und die nach Zollikofer von rhätischen Kalksteinen überlagert werden, 
mit den Raiblerschichten verband, ist wohl durch ihre Stellung gerechtfertigt. 

6) Rhätische Formation. Die breite Masse der lichten Kalksteine 
und Dolomite der südlichen Venetianeralpen streicht nach Osten fort bis 
an den Thalkessel von Krainburg. Sie lagert im Norden auf den Raibler- 
schichten oder wo diese fehlen auf Hallstätter Kalk und wird an der Süd- 
gränze, meist ohne weiteres Zwischenglied von Kreide und Eocengebilden 
überdeckt. An vielen Stellen wurden Megalodonten aufgefunden. Kössener- 


[31] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 31 


schichten sind in diesem Zuge nirgends bekannt geworden; er ist auf unse- 
rer Karte in seiner ganzen Ausdehnung als Hauptdolomit verzeichnet. 

Weiter im Osten nimmt die Verbreitung der Schichten, die wir als 
rhätisch bezeichnen, rasch ab. Nur. wo als Zwischenlager Raiblerschichten 
den Hauptdolomit von dem lichten Triasdolomit oder Kalk trennen, darf 
die Grenzlinie beider als einigermassen sicherer festgestellt betrachtet wer- 
den, so namentlich in einem Theile der Karawankenkette. Wo aber dieses 
Zwischenglied fehlt bleibt eine Scheidung beider Gresteinsarten sehr unsicher, 
so namentlich in Unterkrain in dem ostwestlich streichenden Zuge NO. 
bei Laibach, dann in der Partie, östlich bei Nassenfuss und im Uskokenge- 
birge südlich von Landstrass in Unterkrain.. 

7) Liasformation. Schon bei Besprechung des Blattes V unserer 
Karte wurde das Fehlen von sicher erkennbaren Liasschichten im Bereiche 
der Venetianer Kalkalpen hervorgehoben, auch weiter nach Osten habe ich 
nur eine Stelle des Vorkommens, und zwar im Wocheiner Gebirge zu erwäh- 
nen. An mehreren Stellen in der Umgebung von Feistritz sammelte hier 
Herr Stur in einem weissen und röthlichen Crinoidenkalk Brachiopoden 
der Hierlatzschichten und verfolgte die gleichen Schichten, die von Mergel- 
schiefern mit Amm radians unterteuft werden, weit nach N. in das Pokluka- 
gebirge, während sie Lipold auch im Jelouzagebirge, östlich von der 
Wocheiner Sau beobachtete. 

Die genaue Abgrenzung dieser Schichten nach Norden ist übrigens 
nicht durchgeführt und eine erneute Untersuchung der ganzen Gegend, der 
die Durchbrüche porphyrartiger Gesteine westlich und südwestlich von Rad- 
mannsdorf, — die von Fleckner entdeckten Vorkommen von Beauxit 
u. 8. w. ein erhöhtes Interesse verleihen, erscheint sehr wünschenswerth. 

8) Juraformation. Nur in kleinen von einander isolirten Partien er- 
scheinen die weiter im Westen so mächtig entwickelten Juragebilde im öst- 
lichen Theile der Venetianer Kalkalpen und in ihrer weiteren Fortsetzung 
bis zur Ebene von Radmannsdorf; so namentlich in der Umgegend von Ge- 
mona, in jener ven Caporetto und Flitsch im Jsonzothale (rothe Aptychen- 
kalke) und in der Wochein (Oolithe überlagert von lichten Kalken). Etwas 
ausgedehnter ist ein hierher gehöriger Gesteins szug am Nordrand der Kara- 
wankenkette, der vom Nordfuss des Obir mit geringen Unterbrechungen nach 
Osten fortstreicht bis Siele westlich von Windischgratz. Derselbe besteht 
nach Lipold theils aus rothen bis braunrothen, nicht selten marmorartigen, 
theils aus weissen oolithischen Kalksteinen und enthält an einigen Stellen 
Ammoniten, Aptychen und Crinoiden. 

Die mächtigste Entwicklung aber zeigen die Juragebilde in der östlich 
vom Isonzo gelegenen Gebirgspartie. In zwei ausgedehnten Massen, deren 
genauere Kenntniss wir namentlich Herın Stur verdanken, findet sich hier 

a. Dogger oder unterer Jura, wie in den westlichen Venetianer und 
Südtiroleralpen ein Oolith, charakterisirt durch einen kleinen Megalodus un- 
zweifelhaft Meg. pumilus Ben. 

b. Malm oder oberer Jura, vertreten durch die weissen in den oberen 
Schichten conglomeratischen Strambergerkalke des Tarnovanerwaldes, an 
mehreren Stellen mit den für dieses Gebilde so bezeichnenden Nerineen. 

9) Kreideforma tion. Mit den Charakteren, wie wir dieselben in den 
westlichen Venetianeralpen kennen lernten, tritt die Kreideformation am 
Südrand der Alpenkette auf das Gebiet unseres Blattes VI herüber. Eine 


33 Franz R. v. Hauer. [32] 


Partie von Rudistenkalk, überlagert von Scaglia verzeichnet unsere Karte 
hier an der rechten Thalseite des Tagliamento südwestlich von Gemona, eben 
so besteht auch nach den Aufnahmen von Foetterle die bei Tarcento süd- 
östlich von Gemona zunächst folgende Kreidepartie aus Rudistenkalk. 

Wesentlich abweichend aber gestalten sich die Verhältnisse in der 
ausgedehnten Kreidepartie, welche rings um den aus rhäthischen Kalk- 
steinen bestehenden Monte Matajur (SW. bei Robig) beginnend, das ganze 
Gebiet das Isonzo von Caporetto abwärts bis gegen Görz zusammensetzt. 
Die hier auftretenden Gebilde, welche ich selbst und später viel eingehender 
Stur untersuchte und beschrieb, habe ich zwar versucht mit den in anderen 
Theilen der Alpen auftretenden Kreidegesteinen in Parallele zu stellen, nicht 
aber ohne selbst einige dieser Parallelisirungen als sehr zweifelhaft zu be- 
trachten. 


Als tiefstes Glied im Isonzogebiete erscheint der „Woltschacherkalk, * 
bestehend aus dünn geschichteten, mergeligen, grauen oderröthlich gefärbten, 
hornsteinführenden Kalksteinen, mit vielfach gewundenen Schichten, bisher 
obne Petrefacten. Seine Unterlage kennt man nicht, da er nirgends mit den 
Strambergerschichten des Tarnovanerwaldes in Contact tritt, überlagert wird 
er überall von den gleich zu beschreibenden Caprotinenkalken. Auf un- 
serer Karte ist er mit den Rossfelder oder Aptychenschichten vereinigt, wo- 
für nebst der eben erwähnten Lagerung insbesondere seine innige Verbin- 
dung mit den Kreideschichten, wenigstens theilweise petrographische Ana- 
logien, endlich seine Verschiedenheit von den zunächst befindlichen oberen 
Juraschichten sprechen. 


Ueber dem Woltschacherkalk folgen zunächst graue, dickschichtige 
Kalksteine in Verbindung mit breccienartigen Kalksteinen. Häufig finden 
sich hier Reste von Rudisten, unter welchen Capr. ammonia, Radiolites 
Marticensis u. s. w., welche es gestatten diesen Kalkstein als Caprotinen- 
kalk zu bezeichnen. Mit demselben wurde aber auch die zunächst folgende 
Schiehtengruppe verbunden, bestehend aus wechselnden Schichten von rothen 
oder grauen oft seidenartig glänzenden Mergelschiefern, dann von Kalkcon- 
glomeraten und Kalksteinen, die ebenfalls Rudisteu enthalten 


Nach oben treten mit diesem Schichtencomplexe Mergelschiefer und 
Sandsteine vom Charakter des Maeigno in Verbindung, die mit licht gefärbten 
Kalksteinen wechsellagern. Ist auch eine scharfe Grenze gegen die tieferen 
Gebilde nicht vorhanden, so geben sich doch die oberen Partien des ganzen 
Complexes, denen sowohl dierothen und grauen Mergelschiefer, wie die dunkle- 
ren Kalksteine und Conglomerate fehlen, durch Radiolites alata Orb. und Bira- 
diolites fissicosta Orb., die Stur darin entdeckte, als der obersten Kreide 
angehörig zu erkennen, wesshalb sie auf unserer Karte als dem Senonien an- 
gehörig, mit der Scaglia verbunden wurden. Ich selbst hatte diese Schichten, 
denen auch die bekannten Flyschfucoiden nicht fehlen, früher als eocen be- 
trachtet und mit ihnen insbesondere auch die Sandsteinablagerungen im Thal- 
kessel von Flitsch verbunden, in welchen übrigens Stur später Inoceramen 
aufland. 

Hier gleich möge beigefügt werden, dass in der Umgegend von Idria 
obere Kreideschichten von wieder etwas anderem Typus auftreten. Es sind 
theils Hippuritenkalke, theils Conglomerate, welche Lipold als Gosau- 
gebilde verzeichnete, 


[33] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie, 33 


Verhältnissmässig einförmig endlich ist der Typus der Kreidegebilde 
in den sämmtlichen weiter im Süden gelegenen Gebieten, sowohl im Karst, 
der istrischen Halbinsel und dem kroatischen Küstenlande, wie im südlichen 
Krain und in dem breiten Zuge überhaupt, der die beiden weiter oben ge- 
schilderten Züge älterer von NW. nach SO. streichenden Sedimentgebilde 
trennt. Beinahe überall haben wir es in diesen Gebieten nur mit kalkigen 
und dolomitischen Gesteinen zu thun, Sandsteine und namentlich Gebilde, 
welche mit dem Fucoidenführenden Kreide-Macigno der lombardischen 
Alpen und mit dem Kreide- Wiener- und Karpathensandstein verglichen 
werden, könnten fehlen, oder sind vielmehr eben wahrscheinlich durch die 
Kalkgesteine vertreten. 

Diese einförmige petrographische Beschaffenheit, verbunden mit der 
Seltenheit organischer Reste, von welchen sich Rudisten und diese häufig 
auch nur in nicht näher bestimmbaren Exemplaren vorfinden, erschweren sehr 
eine weitere Gliederung der ganzen Formation, deren Grenze sogar oft gegen 
die ebenfalls durchgehends aus kalkigen Gesteinen bestehenden, sie unmit- 
telbar unterteufenden Triasgebilde unsicher bleibt. 

Nach den Untersuchungen namentlich des Herrn Dr. Stache kann 
man die folgenden Glieder unterscheiden : 

a. Caprotinenkalk, bestehend aus vorwaltend diekbankigen, mehr 
weniger dunkel grau oder ‘gelblich gefärbten Kalksteinen in Verbindung 

- mit sandigen Dolomiten und dolomitischen Breccien. Die eingeschlossenen 
organischen Reste, namentlich Caprotina ammonia erlauben diese Stufe, die 
auf unserer Karte besonders ausgechieden ist, mit dem Caprotinen- und 
Spatangenkalk der westlichen Alpen zu verbinden und sie in das obere 
Neocom zu stellen. 

b, Die Fischschiefer von Comen,das einzige nicht rein kalkige 
Gebilde der istrischen Kreideformation, bestehen theils aus dunklen Platten- 
Kalken mit Hornsteinausscheidungen , theils aus dünnblättrigen schwarz- 
braunen bituminösen Schiefern, die insbesondere durch die zahlreichen vor- 
trefilich erhaltenen Fischreste, die sie einschliessen, bekannt geworden sind. 
Sie treten nirgends mit den Caprotinenkalken in Berührung, unterteufen aber 
regelmässig den gleich zu erwähnenden Radioliten-Kalk, und werden von 
Stache auch noch in die untere Kreide gestellt, wenn gleich ihre 
organischen Reste, durchwegs aus anderen Gegenden nicht bekannte Arten, 
keine näheren Anhaltspunkte für ihre Altersbestimmung liefern. Auf unserer 
Karte wurden sie ebenfalls besonders ausgeschieden. 

In ein Glied zusammengefasst, erscheinen dagegen auf derselben die 
beiden der oberen Kreide angehörigen Stufen und zwar: 

c. Der Radiolitenkalk in dessen unteren Schichten noch dunkle, oft 
sehr bituminöse Kalke und bräunliche Dolomite vorherrschen, während weiter 
nach oben die Dolomite mehr und mehr zurücktreten; dann 

d. Der Hippuritenkalk, vorwaltend reiner, hell gefärbterKalkstein, 
von dem manche Lagen ganz vorzugsweise zu Bauten geeignete dichte Kalk- 
steine und Marmorarten liefern. 

Nur aus der Gegend westlich bei Kostanjevaez (Möttling O.) werden 
von Stur in der obersten Abtheilung der Kreideformation bunte Mergel und 
Conglomerate angeführt, die wahrscheinlich den Senonschichten des Isonzo- 
thales gleichzustellen sein dürften, — und eine wahre Scaglia, röthlichen und 
grauen Kalkmergel, mit grossen Inoceramen beobachtete derselbe in einer 

Jahrbuch der k. k. reologischeh Reichsanstalt 1868. 18 Band 1, Heft 


34 Franz R. v. Hauer. [34] 


ganz kleinen Partie im Tergoveer Gebirge auf der Höhe der Sumarica östlich 
beı Lieskovaez, SO. von Glina. Von gleicher petrographischer Beschaffenheit 
endlich scheint das ebenfalls isolirte Kreidevorkommen der Plesivieza SSW. 
von Szamobor in Kroatien. 

10.Eocenformation. In drei Regionen sind die Vorkommen von 
Eocenschichten in dem uns beschäftigenden Theile der Südalpen und der 
vorliegenden Gebirgsländer vertheilt. Die erste dieser Regionen reicht vom 
Südrand der Venetianer-Kalkalpen in der nördlichen und östlichen Umgebung 
von Udine durch den Karst und Istrien in südöstlicher Richtung fort über 
die Quarnerischen Inseln nach Dalmatien; die zweite Region ist die Umgebung 
des weiten Thalkessels von Kadmannsdorf, Krainburg bis Laibach, die dritte 
die Nordseite des Tergove’er Gebirges in der weiteren Umgebung von Glina 
in Croatien. 

In den nördlichsten Theilen der ersten dieser drei Regionen lehnen 
sieh die Eocengebilde als äusserste Randzone an die Kreide und älteren Ge- 
steine der Kalkalpen, weiter nach SO. zu bilden sie langgestreckte Wellen- 
thäler im Gebiete der Kreideablagerungen, die überall deutlich einen mulden- 
förmigen Bau erkennen lassen, wobei aber nicht selten die auch in anderen 
Gebieten der Alpen so oft beobachtete Erscheinung einer geneigten Stellung 
der ganzen Mulde zu erkennen ist, bei welcher die Schichten des einen (hier 
südwestlichen Flügels den tieferen Kreideschichten regelmässig aufruhen, wäh- 
rend die des anderen nordöstlichen Flügels die Kreideschichten unterteufen. 

Die Eocenschichten der Karstgebiete und Istriens, über welche uns 
die eingehenden und sorgfältigen Studien von Dr. G. Stache vorliegen, sind 
auf unserer Karte in dreiHauptgruppen zusammengefasst und zwar von unten 
nach oben. 

a. Die Cosinaschichten, bestehend aus vorwaltend dunkel gefärbten, 
meist bituminösen, dünn geschichteten Kalksteinen und Mergelsehiefern, mit 
einer reichen Süsswasserfauna, Spuren einer Landtlora und eingelagerten 
Kohlenflötzen. An der Basis dieses Schichtensystems erscheinen an einzelnen 
Orten noch mächtige, der Eocenformation angehörige Schichten, Stache's 
untere Foraminiferenschichten, die aber auf den Karten von den Cosinaschich- 
ten nicht getrennt wurden. 

b. Die Hauptnummulitenkalke mit rein mariner Fauna und grossem 
Reichthum an organischen Kesten. Häufig lassen sie sich noch weiter gliedern 
in durch besonders vorwaltende Fossilien charakterisirte Bänke, namentlich 
liessen sich in den meisten Gebieten weiter unterscheiden, 

&) Die oberen Foraminiferenkalke, mit meist kleinen Foraminiferen- 
Arten, an anderen Orten als Korallenkalke SUIEISEeN. 

B) Die Boreliskalke. 

y) Die Nummulitenkalke in engerem Sinne, in welchen sowohl, was 
die Zahl der Arten als der Individuen betrifft, die Nummuliten das Maximum 
ihrer Entwicklung erlangen. 

c. Oberes Eocen. Auch diese Abtheilung zerfällt weiter in zwei 
Stufen, die aber auf unserer Karte weiter nicht getrennt sind. 

«) Die unteren Schichten, vorwaltend bestehend aus kalkigen Mergeln 
und Mergelschiefern, dann aus Conglomeraten sind noch sehr reich an Petre- 
facten. Von den Hauptnuummulitenkalken sind sie durch Nummulitenarme oder 
leere Mergelschiefer, die Lagerstätte zahlreicher kurzschwänziger Krebse und 
darum die „Krabbenschichte‘ benannt, getrennt. Nach oben ist diese 
Stufe durch ganz allmählige Uebergänge verbunden mit: 


[35] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 5 


ß) dem Macigno und Tassello (Flysch), einer mächtigen aus weicheren 
und härteren Sandsteinschichten bestehenden Ablagerung, welche ausser 
Fucoiden fast keine organischen Reste erkennen lässt, 

In der zweiten der oben bezeichneten Regionen, im Thalkessel von 
Krainburg bestehen die Eocenschichten nach den Mittheilungen von Lipold 
aus Sandsteinen und Mergeln, die an einigen Stellen reich an Petrefakten 
sind und wohl sicher dem unteren Niveau der im vorigen als oberes Eocen 
bezeichneten Stufe entsprechen ; ihnen schliessen sich dann weiter nach Osten 
die durch ihren Petrefaktenreichthum bekannt gewordenen Gebilde in der 
Umgegend von Oberburg und Prassberg an, die übrigens nur in sehr wenig 
ausgedehnten von einander isolirten Partien zu Tage tretend , nur theilweise 
auf unserer Karte ersichtlich gemacht werden konnten. 

In der Umgegend von Glina endlich bilden die Eocengebilde, wie sich 
aus den vereinzelten Aufbzüchen an der Kulpa bei Lasinia, an der Glina 
bei Topusko, südlich bei Petrinia u. s. w. ergibt, auf weite Strecken hin die 
Unterlage der jüngeren Tertiärgebilde; in mächtigen Massen treten sie aber 
namentlich nördlich vom Tergove’er Gebirge westlich von Kostainica zu Tage. 
Nach den Untersuchungen von Stur besteht die untere Abtheilung dieser 
Masse aus grün gefärbten Sandsteinen, dann Schiefern und Mergeln, in 
welchen an einigen Stellen Nummuliten aufgefunden wurden; höher oben 
folgen Conglomerate. 

11.Neogenformation. Von Osten herein reichen bisweit in das Ge- 
biet der Kalkalpen mit Tertiärgebilden erfüllte schmale Buchten und Fiords, 
welche wesentlich dazu beitragen das geologische Bild dies Landestheiles 
zu eınem so ausserordentlich complizirten zu gestalten; ausser ihnen haben 
wir zahlreiche noch weiter im Inneren der Alpen gelegene isolirte Tertiär- 
becken, und Thalausfüllungen, dann die oberen Tertiärgebilde am Südrande 
der Kalkalpen zu erwähnen. Diese letzteren, die auf unserer Karte am Nord- 
rand der mit Diluvial- und Alluvialgebilden erfüllten Ebene von Udine ver- 
zeichnet sind, bestehen aus thonigen und sandigen Schichten, die bei Ragogna 
nordwestlich v. St. Daniele Lignitflötzchen einschliessen. Uebrigens haben diese 
Tertiärgebilde, wie aus denneueren Untersuchungen von Pirona hervor- 
zugehen scheint, auf unserer Karte eine zu grosse Ausdehnung erhalten, indem 
die Hügelreihen zwischen den Flüssen Torre und Tagliamento von ihm als aus- 
gedehnte Moränen betrachtet werden, die aus einem ungeschichteten Gemenge 
von Geschieben, Sand und Thon bestehen. — Am rechten Ufer des Tagliamento 
in der Umgebung von Forgaria und Paludea (St Daniel NW.) beobachtete 
jedoch Foetterle deutlich geschichtete Sandsteine. 

Die tertiären Alagerungen in einzelnen Thälern der Kalkalpen, die 
unsere Karte verzeichnet, sind meist Süsswassergebilde, und zwar vorwaltend 
Schotter, an deren Basis aber oft auch sandige und mergelige Schichten mit 
Pflanzenresten, wohl auch Braunkohlenflötze auftreten. Eine Ausnahme 
machen die Tertiärablagerungen in dem merkwürdigen Wocheinerkessel, in 
welchem unter einer mächtigen Schotterdecke (Belvedereschotter), nebst den 
pflanzenführenden Schichten auch Sandsteine und Mergel mit marinen Con- 
chylien (Cerithium margaritaceum, Natica, Pecten,) gefunden wurden. 

Die Tertiärgebilde in den von Osten eindringenden Buchten sind nach 
den von Stur, auf dessen geologischer Karte von Steiermark gegebenen 
Daten, wobei die von ihm als ganz oder nahezu gleichzeitig bezeichneten 
Schichten stets in eine Gruppe vereinigt wurden, dargestellt. Einer genaueren 

5* 


36 Franz R. v. Hauer. [36] 


Auseinandersetzung der Verhältnisse dieser Ablagerungen, über welche der- 
selbe eingehende Studien gemacht hat, sehen wir in den noch zu erwartenden 
Erläuterungen zur geologischen Karte der Steiermark entgegen. Ich muss - 
mich hier auf nur wenige Andeutungen beschränken. 

Als tiefer wie die marinen Schichten des Wienerbeckens werden be- 
trachtet die Schichten von Sotzka und Eibiswald, die aber selbst 
noch eine Reihe altersverschiedener Ablagerungen von den früher häufig als 
eocen gedeuteten Schichten von Sotzka bis hinauf zu jenen von Eibiswald, 
deren reiche Säugethierfauna bereits mit der ersten Söugethierfauna des Wie- 
nerbeckens übereinstimmt, umfassen, Sie zeichnen sich aus durch sehr mäch- 
tige Braunkohlenflötze und enthalten in einigen Schichten Mergelschiefer 
mit einer ungemein reichen Landflora. 

Der Anfang der Eruptionen der Hornsteintrachyte, und der von Rost- 
thorn sogenannten Leutschite, welche an zahlreichen Punkten in der 
nördlichen und nordwestlichen Umgebung von Cilly zu Tage treten, hat 
schon in der Ablagerungsperiode der Schichten von Sotzka und Eibis- 
wald begonnen, aber noch weit hinein in die Neogenperiode fortgedauert. 
Die mächtigen Tuffablagerungen, die mit ihnen in Verbindung stehen, und 
von denen uns kürzlich erst Suess eine anregende Schilderung gab, reprä- 
sentiren demnach auch eine grössere Reihe altersverschiedener Ablagerungen. 

Die Ablagerungen vom Alter der Marinschichten des Wienerbeckens 
sind, mehr wohl nach petrographischen als geologischen Anhaltspunkten, in 
zwei Gruppen gesondert. Die erstere umfasst die sandigen und thonigen 
Marinschichten, Die zweite wird durch die marinen Leithakalke dann Con- 
glomerate und Schotter gebildet. 

Die Sarmatische Stufe der Tertiärablagerungen, d. i. die Cerithien- 
schichten und Hernalser Tegel, reichen weit weniger tief in das Innere der 
Kalkalpen, als die bisher genannten Gebilde. Ihre westlichsten Ausläufer ver- 
zeichnet die Karte nördlich bei Montpreis SO. von Cilly. 

Der jüngsten Stufe der Neogengebilde endlich dem Congerientegel und 
Belvedere-Schotter sind eine Reihe von einander isolirter Vorkommen 
in der südlichen Nebenzone zugezählt ; ihnen gehören aber auch die früher 
als diluvial betrachteten, von Lipold ausführlich geschilderten, Eisensteine 
führenden Lehme an, welche in den Umgebungen von Neustadtel und Mött- 
ling in Krain in grosser Verbreitung den Kreide- und älteren Kalksteinen 
aufgelagert sind; denn in den, sich denselben unmittelbar anschliessenden, 
völlig gleichen Gebilden in Kroatien entdeckte Herr Stur westlich von 
Topusko die bezeichnenden Congerien, sowie Oardium Arpadense Hörn. 

12. Diluvial- und Alluvialgebilde. Die ersteren erscheinen in 
unserem ganzen Gebiete vorwaltend als Schotterablagerungen, doch wurden 
in dem Becken von Krainburg von Lipold auch diluviale Lehme als Löss 
ausgeschieden. Sie liegen theilweise über dem Schotter, bezüglich der stren- 
gen Richtigkeit der Bezeichnung können aber immer noch Zweifel erhoben 
werden, da von einem Vorkommen der Landschneckenfauna des Löss keine 
Erwähnung geschieht. — Eigentliche Knochenbreeecien kennt man aus den 
nördlichen Theilen von Istrien und am kroatischen Littorale nicht, doch liegt 
uns eine Andeutung eines analogen Vorkommens in einem Pferdezahn vor, 
den Herr Stache in einem in einer Kalksteinspalte eingeschlossenen rothen 
Lehm bei Lippa nordwestlich von Fiume aufland. 

Bezüglich der Alluvialgebilde erinnere ich hier nur noch an das 
grosse Laibacher Torfmoor. 


[37] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie, 37 


IV, Die älteren Sedimentgesteine der @ratzer Bucht. 


Betrachtet man die östlichen Ausläufer des Gebirgsstockes des Wech- 
sel im Norden und den Endpunkt des Sporens des Ivandica Gebirges, südlich 
von Warasdin im Süden als die Endpunkte der grossen Gratzer Bucht, welche 
die ganze Alpenkette an ihrem östlichen Ende in zwei Arme spaltet, so er- 
scheinen die älteren Sedimentgebirge nur auf ihren innersten Winkel, und 
zwar hauptsächlich auf die westliche und nördliche Umgebung von Gratz 
beschränkt. 

Die auffallende Erscheinung, dass die Hauptmasse dieser Gebilde aus 
Gesteinen der in der ganzen Kette der Alpen sonst bisher nirgends nach- 
gewiesenen Devonformation bestehe, wurde schon durch die älteren der zahl- 
reichen uns vorliegenden Arbeiten festgestellt, sie fand aber auch in den 
neuesten Untersuchungen durch Römer, der die sämmtlichen im Gratzer 
Joanneum befindlichen Fossilien vom Plawutsch und den Steinbergen einer 
erneuten Prüfung unterzog und durch Peters, der das von Herrn Klar in 
der Hochlantschgruppe aufgesammelte Materiale bearbeitete, volle Be- 
stätigung. 

Ihre mächtigste Entwicklung erlangen die Benele in dem Vier- 
eck zwischen Gratz, Anger, der Breitenau und: der Gegend südwestlich von 
Uebelbach ; eine schmälere Zone umringt dann weiter die Kreidemulde von 
Kainach und setzt nach SO. fort bis Voitsberg, während die von Rolle 
ebenfalls noch hierher gezählten Schiefer des Sausalgebirges südlich von 
Gratz eine isolirt aus dem umgebenden Tertiärlande emporragende Insel 
darstellen. 

Petrographisch wie geologisch scheidet sich die Gesammtmasse der 
als devonisch betrachteten Gesteine in zwei Gruppen, die untere der 
Schiefer und die obere der Kalke. 

Die Gruppe der Schiefer besteht in dem Hauptverbreitungsgebiete 
der ganzen Ablagerung, im Norden von Gratz aus feinschiefrigen, schmutzig 
gelbgrau bis schwarzgrau gefärbten, mitunter glimmerig glänzenden Thon- 
schiefern, die durch allmälige Uebergänge mit dem unterlagernden Glim- 
merschiefer verbunden sind. 

In dem Randstreifen, der die Kainach-Voitsberger Bucht umgibt, 
zeigen die Schiefer eine viel ausgesprochener krystallinische Struktur und 
stellen sich als quarzige und chloritische Schiefer mit Uebergängen in 
weissen Quarzit dar, und eben so herrschen auch im Sausalgebirge chlori- 
tische, theilweise an Serizitschiefer erinnernde Varietäten. 

Von Fossilresten kennt man aus den Schiefern bisher nur Fucoiden 
aus den Schichten, welche den Kalkstein des Plawutsch unterteufen. Sie 
wurden von Goeppertals der Gattung Bythotrephis H all angehörig be- 
zeichnet. 

Die Kalk steine sind vorwaltend dicht, hell oder dunkler gefärbt, oft 
schiefrig, nicht selten auch dolomitisch. Auch sie zeigen in dem schmalen 
Streifen am Westrande der Kainachermulde eine viel mehr krystallinische 
Beschaffenheit. 

An vielen Orten umschliessen sie zahlreiche enikohh Reste, welche, 
bei übrigens nicht viel verschiedener petrographiseher Beschaffenheit des 
einhüllenden Gesteines, zwei verschiedene Horizonte zu unterscheiden 
erlauben. 


38 Franz R. v. Hauer. [38] 


Dem älteren derselben gehören an: die Fundstellen am Plawutsch, in 
den Brüchen von Sayersberg und im Libochgraben bei Stiwoll, endlich in 
der Hochlantschgruppe. Hier finden sich vor allem zahlreiche Korallen, 
dann auch Brachiopoden und Bivalven, welche erlauben, die Schichten als 
mitteldevonisch zu bezeichnen. 

In den Kalksteinen der Steinberge dagegen, die Olymenia laevigata 
und andere Cephalopoden führen, hat man aller Wahrscheinlichkeit nach 
das Aequivalent der obersten Stufe der Devonformation, der Clymenienkalke 
vor sich. 

Darf man folgerichtig die Schiefer als unterdevonisch ansehen, so 
zeigt es sich, dass in der Gratzer Bucht eben sowohl wie in der Devonforma- 
tion Mährens die drei in den Rheinlanden und im Nassauischen so wohl unter- 
schiedenen drei Altersstufen des Devonischen sich ungezwungen unter- 
scheiden lassen und dass hier wie dort die unterste dieser Stufen vorwal- 
tend aus schiefrigen, die beiden oberen aber aus kalkigen Schichten 
bestehen. 

Aber auch Eruptivgesteine, von Peters und Klar, welche dieselben 
neuerlich genauer studirt haben, als Diabas bezeichnet, fehlen der devoni- 
schen Formation der Gratzer Bucht nicht, Ein grösserer Stock von massigem, 
grob krystallinischen Grünstein findet sich in den unteren kalkigen Schich- 
ten östlich vom Hochlantsch (Passail N.), Lagerstöcke von dichtem stellen- 
weise mit Kalkspathmandeln versehenem Diabas sind zwischen den unteren 
und oberen Schichten des Hochlantsch und an anderen Orten eingebettet, 
und eine ganz analoge Lage haben Diabasschiefer oder schiefrige Tuffe am 
Plawutschberg und unterhalb der Kirche von St. Florian bei Strassgang. 

Obgleich übrigens diese Diabase auch von Schaalsteinen begleitet 
werden, sind sie doch petrographisch wesentlich verschieden von den rheini- 
schen Diabasen. Bei der mikroskopischen Untersuchung ergaben sie nach 
Peters neben zersetztem Kalkfeldspath als herrschendem Gemengtheil 
einen zweiten Feldspath in zahlreichen wasserhellen Kryställchen. 

Ohne weiteres Zwischenglied den devonischen Kalksteinen aufgelagert, 
findet sich in der Umgegend von Kainach, nördlich von Köflach, eine mäch- 
tige Masse von Sandsteinen, die hin und wieder mit Conglomeraten in Ver- 
bindung stehen, und denen Schiefer eingelagert sind. Die von Dr. Rolle 
in diesem Gebiete aufgefundenen Fossilien, darunter insbesondere Rudisten, 
erlauben dasselbe als obere Kreide und zwar als ein wahrscheinliches Aequi- 
valent der Gosauformation zu bezeichnen. 


V. Die tertiären Randgebilde und die Ausfüllung der Ebene. 


Nicht viel weniger als die Hälfte des Flächenraumes der auf Blatt VI 
unserer Karte dargestellt ist, wird von den jungtertiären, dann den diluvia- 
len und alluvialen Ablagerungen eingenommen, welche sich an den Ostrand 
der alpinen Gebirgsketten anlehnen und weiterhin das ausgedehnte unga- 
rische Tiefland erfüllen. 

Dürfte man die Grenzlinien, welche die älteren, sei es krystallinischen 
oder sedimentären Gesteine von den jungteriären Gebilden scheiden, aller- 
orts als die Küstenlinien des ehemaligen Neogenmeeres betrachten, so wür- 
den diese Küstenlinien eine sehr reiche Längenentwicklung darbieten. Von 
Norden nach Süden fortschreitend lassen sich drei grössere Buchten unter- 
scheiden, und zwar der alpine Theil des Wiener Beckens zwischen dem 


[39] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 39 


Bruchrand der Kalkalpen der nördlichen Nebenzone im Westen und dem 
Rosaliengebirge, den Rusterbergen und dem Leithagebirge im Osten, — die 
grosse, schon mehrfach erwähnte Gratzer Bucht, die in ihrer südlichen Hälfte 
durch den weiten Vorsprung des Bachergebirges in zwei Arme getheilt wird, 
— und endlich die kroatische Bucht zwischen dem Invan£icagebirge im Norden 
und der Petrovagora und dem Tergoveergebirgeim Süden, die ebenfalls wieder 
durch den Vorsprung des Samoborergebirges in zwei secundäre Buchten, die 
von Rarn und die von Karlstadt getheilt wird. 

Die jüngeren Tertiärschichten im Wiener Becken sowohl, als in der 
grösseren nördlichen Hälfte der Gratzer Bucht bis in die Nachbarschaft der 
Mur lehnen sich, — ganz untergeordnete locale Ausnahmen (Oberhart bei 
Gloggnitz u. s.w.) abgerechnet — in ungestörter horizontaler oder sehr sanft 
geneigter Schichtenlage an den Küstensaum des Festlandes und der Inseln 
an. Nur continentale Hebungen und Senkungen also, welche ihr Verhältniss 
zu den angrenzenden älteren Gebirgen unberührt liessen, können seit der Zeit 
ihrer Ablagerung ihr Niveau geändert haben. 

Anders gestaltet sich das Verhältniss weiter im Süden. Im Murge- 
biete beobachtete Rolle überall gestörte uud gehobene Schichten, und eben 
so sind die Tertiärschichten im nördlichen Theile der kroatischen Bucht, 
am Südrand des Ivandicagebirges steil gehoben, während in der südlichen 
Häfte der kroatischen Bucht wieder die horizontale Stellung der Neogen- 
schichten zu herrschen scheint. 

Was die weitere Gliederung der Neogen-Tertiärschichten betrifft, so 
ist auf unserer Karte die Scheidung der drei grossen, zuerst von Suess 
in ihrer wahren Bedeutung dargestellten Gruppen, 1. der marinen, 2. der 
sarmatischen oder Cerithien- und 3. der Congerien- oder Inzersdorferschich- 
ten durchgeführt. Wir wollen diese drei Gruppen der Reihe nach etwas 
näher betrachten : 

1. Marine Schichten. Die tiefsten Schichten im Wiener Becken 
selbst bestehen aus Gebilden von sehr verschiedenem petrographischen Typus, 
Sanden und Sandsteinen, Mergeln, Thonen, Conglomeraten und Kalksteinen, 
deren reiche, marine Fauna im Allgemeinen den Typus der Mittelmeerfauna, 
bereichert durch eine Reihe von mehr südlichen Formen, darbietet. In man- 
chen Schichten eingeschwemmte Reste von Landbewohnern, insbesondere 
Säugethierknochen verrathen die Nähe des Festlandes zur Zeit der Ablage- 
rung dieser Gebilde, die Art ihres Auftretens selbst in einer Zone am West- 
rande der Bucht, und ringförmig um die Inseln krystallinischer Gesteine 
der Rusterberge und namentlich des Leithagebirges lassen erkennen, dass sie 
die Küstenlinie des Neogenmeeres bezeichnen. 

Nach der Art der organischen Reste sowohl, als des dieselben um- 
schliessenden Gesteines, kann man in den marinen Schichten der alpinen 
Bucht des Wiener Beckens eine ganze Reihe verschiedener Gebilde unter- 
scheiden, unter denen insbesondere der „Tegel von Baden“, der „Sand von 
Pötzleinsdorf“, die „Schichten von Gainfahren und Enzesfeld“, der „Sand 
von Sievering“, dann der Leithakalk oft genannt werden. Wie viel von den 
Verschiedenheiten der Fauna dieser Schichtgrupp@n auf abweichende Exi- 
stenzbedingungen und wie viel davon auf wirkliche Altersverschiedenheiten 
zurückzuführen ist, erscheint bisher keineswegs auch nur mit einiger Sicher- 
heit festgestellt. Bei weitem sicherere Anhaltspunkte als in diesem Theile 
des Wiener Beckens wurden von Suess in dem nördlich der Donau gelege- 


40 Franz R. v. Hauer. [40] 


nen ausseraälpinen Theile für eine Gliederung der marinen Tertiärschichten 
gewonnen, auf die ich aber erst bei Besprechung des Blattes II unserer 
Karte zurückkommen kann. Hier sei nur noch erwähnt, dass nach seiner 
Ueberzeugung sämmtliche oben genannte Schichtengruppen jünger sind als 
der Schlier, der selbst schon eines der obersten Schichtglieder der marinen 
Schichten des ausseralpinen Beckens bildet. 

Auf unserer Karte sind nur die schon durch ihre petrographische Be- 
schaffenheit leicht unterscheidbaren Leithakalke, die meist als eine deutlich 
ausgesprochene Korallenbildung der Küste auftreten und die mit ihnen in 
Verbindung stehenden Leithaconglomerate von den übrigen marinen Neogen- 
schichten durch eine besondere Bezeichnung getrennt; die untergeordneten 
Süsswasserablagerungen, die ein gleiches oder höheres Alter als die marinen 
Schichten besitzen, wie namentlich der Tegel von Gaden und der Jauling- 
wiese sind nicht besonders ausgeschieden. 

In der nördlichen Hälfte der Gratzer Bucht sind marine Schichten, ab- 
gesehen von den kleinen Vorkommen in derUmgebung von Neckenmarkt SW. 
von Oedenburg bisher nicht nachgewiesen ; in grosser Verbreitung treten sie 
dagegen wieder in der südlichen Partie dieser Bucht, westlich und südlich 
von der Mur zu Tage. Es gehören hierher die von Rolle sehr eingehend 
beschriebenen Sand- und Tegelgebilde in der Umgegend von Stainz, St. 
Florian, Ehrenhausen bis in die nördliche Umgebung von Marburg, ferner 
die Leithakalke von Wildon, Ehrenhausen, Spielfeld u. s. w., endlich die 
ausgedehnte Schotterpartie westlich von Gratz zwischen der Kainach und 
Mur, die Stur als Leithaschotter bezeichnet. 


Von den an Braunkohlen reichen Süsswasserschichten der Gratzer 
Bucht liegen jene der Köflach-Voitsbergermulde unmittelbar unter dem 
Leithakalkschotter und sind nach Stur mit den bei Besprechung der Mit- 
telzone erwähnten Kohlenablagerungen im Inneren der Alpen, im Mürzthale, 
bei Fohnsdorf u. s. w. zu parallelisiren. Alle diese Ablagerungen ge- 
hören aber weiter dem gleichen Horizonte an, wie der durch eine reiche 
Fauna bezeichnete Süsswasserkalk von Rein NW. von Graz. 


Aelter dagegen als selbst die marinen Sand- und Thonablagerungen 
wären die schon früher (Seite 36) erwähnten Schichten von Eibiswald, die 
in der nördlichen Umgebung des Bachergebirges als ältestes Glied der Ter- 
tiärformation unmittelbar den krystallinischen Gesteinen aufruhen. 


Der lange westöstlich streichende Sporn des Ivandidagebirges, der die 
Gratzer Bucht von der kroatischen Bucht scheidet, ist im Norden wie im 
Süden von marinen Tertiärschichten begrenzt. Insbesondere aus der durch ihre 
Schwefelflötze, wie nicht minder durch ihren Reichthum an fossilen Pflanzen, 
Fischen und namentlich Inseceten berühmt gewordenen Umgebung von Rado- 
boj in Kroatien, besitzen wir eingehendere Nachrichten bezüglich der 
Zusammensetzung der dortigen Tertiärgebilde. Die nach Süd geneigten 
Schichten lassen sich in drei Gruppen sondern, und zwar von unten 
nach oben. 

a. Conglomerate nach oben in Sandsteine und Thonschiefer mit ein- 
gelagerten Kohlenflötzen übergehend. 

b. Kalkstein, auf unseren Karten als Leithakalk bezeichnet, nach oben 
übergehend in Mergel mit zahlreichen Petrefacten, die durchgehends mit 
solchen der Marinschichten des Wiener Beckens übereinstimmen. 


[41] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 41 


e. Mergel, deren Schichten, während die der andern beiden Gruppen 
sehr steil geneigt sind, mehr und mehr verflachen. Nur wenige Klafter 
über dem Kalkstein sind ihnen die zwei Schwefelflötze eingelagert. 

Die Mergel von Radoboj sind auf unseren Karten als der sarmatischen 
Stufe angehörig bezeichnet, eine Auffassung, für welche ihre Lage über 
dem Leithakalke sowohl, wie auch der Umstand, dass in der westlich gele- 
genen Fortsetzung des mächtigen Zuges, den sie zusammensetzen, in Steier- 
mark nach Stur, wirkliche Cerithienschichten mit bezeichnenden Petrefacten 
vorkommen, zu sprechen scheint. Doch aber ist neuerlich die Richtigkeit 
dieser Auffassung zweifelhaft geworden, seit Suess nachzuweisen suchte, 
dass der fischführende Mergel von Radoboj ident sei mit dem sogenannten 
Schlier, welch letzterer selbst nicht jünger sondern älter wäre als der 
Leithakalk und die sämmtlichen marinen Schichten der alpinen Bucht des 
Wiener Beckens; der vermeintliche Leithakalk von Radoboj würde sich 
dann als ein Aequivalent des von Suess für weitälter gehaltenen Nulli- 
porenkalkes der „Schichten von Eggenburg“ herausstellen. Unverkennbar 
gewichtige Gründe sprechen für eine derartige Annahme, vor allem die ge- 
neigte Lage der Schichten, welche auf ein höheres Alter der Ablagerungen 
hinzuweisen scheint, dann nicht minder der Umstand, dass die Flora von 
Radoboj wesentlich abweicht von jener der sicher bestimmten Cerithien- 
schichten und namentlich durch ihre Palmen einen mehr tropischen Charak- 
ter zeigt. — Anderseits kann ich aber doch auch nicht umhin, zu erinnern, 
dass die häufigste Art der Radobojer Fische die Meletta sardinites neuerlich 
auch mehrfach in sicher sarmatischen Gesteinen nachgewiesen wurde, «dass 
Stur bei Pliesivieza südwestlich von Samobor über dem Leithakalk zu- 
nächst Cerithienkalk mit bezeichnenden Fossilien und über diesem erst die 
weissen Mergel mit Spuren von Pflanzen beobachtete, endlich dass auch hier 
wieder fehlen würde, was auch im Wiener Becken zur vollen Sicherstellung 
der Richtigkeit der von Suess angenommenen Reihe der sämmtlichen Ab- 
tagerungen vermisst wird, der Nachweis einer Auflagerung der vermeintlich 
höheren Marinschichten des alpinen Wiener Beckens auf dem Schlier. Auf 
die Mergelformation von Radoboj folgen nämlich in Croatien allenthalben 
die Schichten der Congerienstufe. 

In ähnlicher Weise nun wie in Radobay selbst gestalten sich die 
Verhältnisse allenthalben am Saume des Ivandi&a und des Kalnikergebir- 
ges, nicht minder aber auch rings um das Agramergebirge und am Ostrande 
des Gebirges von Samobor, überall folgt auf eine Randzone von Leithakalk 
in grosser Ausdehnung der eigenthümliche Mergel der beispielsweise bei 
Podsused im Agramergebirge auch wieder denselben Reichthum an fossilen 
Fischen darbietet, wie in Radoboj. Minder constant scheint ‚dagegen die 
unter dem Kalksteine entwickelte Braunkohlenformation. 

Noch habe ich die ausgedehnte Masse von, als marine Neogenschich- 
ten bezeichneten Gebilden nördlich von der Ivaneica südlieh von Pettau zu 
erwähnen Dieselbe besteht vorwaltend aus Sandsteinen, die nach Foetterle 
mitunter Flyschgesteinen ähneln, die aber nach Stur sicher auf den „Schich- 
ten von Eibiswald und Sotzka,“ die unsere Karte,in einem langen Zuge im 
Gebiete der Sandsteine ausscheidet, aufruhen, und anderseits von Leithakalk 
überlagert werden. h 

Südlich vom Samoborergebirge, in der Umgegend von Karlstadt und 
an der Ostseite der Petrovagora fehlen an der alten Küste die marinen 
Jahrbuch der k k. geologischen Reichganstalt. 1868 18. Band. t. Heft b 


42 Franz R. v. Hauer. [42] 


Schichten, in ziemlicher Verbreitung finden wir sie aber wieder an der 
Nordseite des Tergoveergebirges, dann in einzelnen vom Gebirgsrande ent- 
fernteren Stellen zwischen Karlstadt und Petrinia, wie nicht minder am 
Rande des Moslaviner und des westslavonischen Gebirges, meist als Leitha- 
kalk entwickelt. 

2. Sarmatische oder Cerithienschichten. Die Fauna die- 
ser, im Wienerbecken über den marinen Schichten abgelagerten Stufe lässt 
sich, wie die neueren umfassenden Untersuchungen von E. Suess zeigen, 
in drei verschiedene Gruppen sondern. 

a. Eingeschwemmte Reste von Landthieren, namentlich Säugethier- 
knochen übereinstimmend mit den Arten, die schon in den marinen Schich- 
ten, ja selbst in den Schichten von Eibiswald vorkommen, die demnach 
zeigen, dass die Landfauna die Umänderungen, welche die Meeresfauna be- 
trafen, ungestört überdauerte. 

b. Eine geringe Zahl von Conchylien, dann Foraminiferen, welche 
ebenfalls mit jenen der marinen Schichten übereinstimmen und als Ueber- 
reste aus der früheren Epoche zu betrachten sind. 

c. Eine Anzahl von Conchylien, die den tieferen marinen Schichten 
fehlen, und aus dem Osten oder Nordosten in das Becken von Wien einge- 
drungen sind. Diese Arten, zu denen aber nicht die häufigen, auch in den 
Marinschichten schon vorkommenden Cerithium pietum, CO. rubiginosum 
u. s. w., sondern als bezeichnendste Fori::en gewisse Bivalven Mactra podo- 
lica, Ervilia podolica, Tapes gregaria u. s. w. gehören, verleihen der sar- 
matischen Fauna ihren eigenthümlichen Charakter, den sie in weiten Länder- 
gebieten im Osten unverändert beibehält, während der Ostrand unserer 
Alpen die Gränze ihres Verbreitungsgebietes gegen Westen darstellt. 

Die in neuerer Zeit von Stur sorgfältig studirten Pflanzenreste der 
sarmatischen Schichten führen zu anderen Ergebnissen bezüglich der Aen- 
derungen der Landflora während der Zeit der Ablagerung unserer Neogen- 
schichten, als sie bezüglich der Aenderungen der Landfauna gewonnen wur- 
den. Nicht nur wurden unter diesen Pflanzenresten eine beträchtliche Anzahl 
von Arten erkannt, die den marinen Schichten fehlen, sondern es scheint 
auch das Aussterben der ein wärmeres Clima verrathenden Palmen an das 
Ende der Ablagerung der marinen Schichten gebunden. 

Die sarmatischen Schichten des Wienerbeckens, so wiejene der Gratzer 
Bucht erscheinen theils in der Form von mehr oder weniger sandigen Kalk- 
steinen, dann Sandsteinen, theils in der von thonigen Gebilden, welche man 
mit dem Namen der Hernalser Tegel bezeichnet hat. Vielfach bilden sie 
mehr oder weniger regelmässige Zonen an den Uferrändern über den marinen 
Schichten. Eine besondere Erwähnung erheischt nur noch ihr Vorkommen 
in der Berggruppe von Gleichenberg, ostsüdöstlich von Gratz, in der sie in 
Verbindung mit den lange bekannten Trachyt- und Basaltdurchbrüchen, 
dann mit Basalttuffen stehen, welch Letztere Stur als ebenfalls wahr- 
scheinlich der sarmatischen Stufe angehörig bezeichnet. 

Ueber die den Cerithienschichten zugerechneten Mergel der Ivanciea-, 
des Agramer- und Samoborergebirges, wurde bereits früher gesprochen. Der 
Hauptsache nach dieselben Gebilde sind es aber auch, welche unsere sarma- 
tischen Schichten in der Umgegend von Glina und Petrinia, und an der 
Nordseite des Tergoveergebirges, dann im Moslaviner und dem westslavo- 
nischen Gebirge zusammensetzen. Doch fehlen in diesen Gebieten auch die 
echten Cerithienkalke mit den bezeichnenden Fossilien der sarmatischen 


[ 43] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. A3 


Stufe nicht. Als Punkte ihres Vorkommens erwähnt Stur in der Gegend 
südlich von Glina, Sibine an der Buzeta, dann östlich von Kostajnica die 
Gehänge zwischen Bacin und Dubica, endlich im westslavonischen Gebirge 
Ober-Lipovac (schon auf Blatt V1l unserer Karte) wo wieder über dem Nulli- 
porenkalk Cerithienkalk mit Mactra podolica, Ervilia podolica u. s. w. und 
über diesem der eigenthümliche weisse Kalkmergel folgt. 

3. Congerien oder Inzersdorferschichten. Den Schluss 
der neogenen Ablagerungen am Östrande der Alpen bilden ausgedehnte 
Schichtmassen von lacustrem oder fluviatilem Charakter, deren Fauna in 
brackischen oder süssen Gewässern gelebt hat; Congerien, eigenthümliche 
Cardien, Melanopsidenund Paludinen bilden die wichtigsten Elemente dieser 
Fauna, die zunächst mit jener der grossen asiatischen Binnenmeere ver- 
glichen werden kann. Die Säugethierfauna dieser Schichten besteht durch- 
gehends aus Arten, die verschieden sind von jenen der unterliegenden sar- 
matischen und marinen Schichten. Die Flora, wenn auch ausgezeichnet 
durch eine Reihe eigenthümlicher Arten, hat doch auch viele mit den tieferen 
Schichten gemein. 

Die unteren Schichten der ganzen Ablagerung bildet Tegel, darüber 
folgen Geröllmassen, der sogenannte Belvedereschotter, wohl auch Süsswasser- 
kalke. (Kalk von Moosbrunn, Eichkogel u. s. w.) In der alpinen Bucht des 
Wiener Beckens erscheinen die Gebilde dieser Stufe mehr auf die Niede- 
rungen beschränkt, so dass man wohl annehmen darf, der Wasserspiegel sei 
hier zur Zeit der Ablagerung der Congerienschichten minder hoch gewesen, 
als zur Zeit der Ablagerung der marinen und sarmatischen Schichten. Nicht 
ganz sichergestellt ist die gleiche Erscheinung für die@ratzer Bucht, da hier 
' in der nördlichen Partie an der Linie zwischen Gratz und Oedenburg die 
Congerienschichten ohne weiteres Zwischenglied an die krystallinischen Ge- 
steine der Mittelzone herantreten.'!) -— In einem Theile der kroatischen 
Bucht aber und zwar in der Umgegend von Karlstadt und an den Grehängen 
der Petrovagora bedecken nach den Beobachtungen von Stur die Ablage- 
rungen der Congerienstufe übergreifend die älteren neogenen Ablagerungen 
und verbreiten sich westlich bis tief hinein in das Gebiet der Kalkgebirge 
in Niveau’s, bis zu welchen die Wässer der älteren neogenen Meere niemals 
emporreichten. 

In dem auf Blatt VI dargestellten südlichen Theile des alpinen 
Wiener Beckens erscheinen die Congerienschichten nur in geringer Verbrei- 
tung am Tage, da sie in den mittleren Theilen desselben durch mächtige 
Massen von Diluvialschotter verhüllt sind. In grösserer Ausdehnung erschei- 
nen sie aber schon in den Niederungen zwischen den Hainburger Bergen und 
dem Leithagebirge, so wie zwischen diesem und den Oedenburger Bergen; 
die grössten Flächenräume nehmen sie aber in der Gratzer Bucht ein. Auch 
hier beobachtete Stoliczka zunächst über den Cerithienschichten meist 
thonige und sandige Ablagerungen, an manchen Orten mit Flötzen von Lig- 
nit oder Braunkohle von untergeordneter Qualität, und über diesen, die 
Hügel krönend, den Belvedereschotter. In den höchsten Lagen der Inzersdorfer- 
schichten in einem durch Eisenoxyd roth gefärbten Sande liegen bei Balta- 


1) Die Schlüsse, zu welchen Stoliczka bezüglich dieser Frage gelangte, 
haben wohl nur mehr theilweise Geltung, da es nunmehr wohl als sicher gestellt 
betrachtet werden darf, dass die Tertiärschichten westlich von der Mur sämmtlich 
den älteren neogenen Stufen angehören. + 


AA Franz R. v. Hauer. Geo]. Uebersichtskarte der österr. Monarchie. [A4[ 


var, nordwestlich von Zalaber die zahlreichen Reste einer Säugethierfauna 
begraben, welche nach den Untersuchungen von Suess die grösste Ueber- 
einstimmung zeigt, mit jener von Pikermi in Griechenland. 

Unter den Gesteinen der Umgegend von Gleichenberg ist noch insbe- 
sondere als hierher gehörig der in zwei Brüchen gewonnene Mühlstein her- 
vorzuheben. Derselbe ist ein Belvedereschotter, dessen Gerölle durch Infiltra- 
tion von kieselsäurehältigen Wässern fest verkittet wurden. Eingeschlossene 
Thier- (Melan. Martiniana) und Pflanzenreste stellen sein geologisches 
Alter ausser Zweifel. 

Auch-im kroatischen Becken, und rings um das Gehänge des west- 
slavonischen Gebirges treten die Congerientegel und die Belvederschotter in 
grosser Verbreitung zu Tage. Nebst den Braunkohlenflötzen enthalten sie 
hier auch unter ziemlich eigenthümlichen Verhältnissen Eisensteine. In der 
Umgegend von Karlstadt und weiter im Osten von der Petrovagora und im 
Norden von dem Tergoveergebirge beobachtete Stur an zahlreichen Punkten 
einen Uebergang der Belvedereschotter in Sand und weiter in Lehm, der 
häufig roth gefärbt ist, und in einzelnen Knollen und unterbrochenen Lagen 
die Brauneisensteine enthält. Die innige Verbindung dieser Lehme mit dem 
Belvedereschotter, ihre Lage auf den Congerien-Tegeln und Sanden, endlich 
die Auffindung von Congerien selbst in dem rothen Lehme bei Topusko 
stellen dieZugehörigkeit desselben zu den Inzersdorferschichten ausser Zweifel. 
Weiter westlich von Karlstadt tritt nun der Belvedereschotter gegen den 
Lehm mehr und mehr zurück. Der Letztere erscheint, eisensteinführend wie 
weiter im Osten in zahllosen kleinen Mulden und Auflagerungen, deren Ver- 
breitung und Vertheilung im Neustädtlerkreise in Krain Lipold ausführ- 
lich beschrieb, dem Karstkalke aufgelagert. 

Diluvium und Alluvium. Die Diluvialgebilde, die sich immer 
noch durch ein etwas erhöhtes Niveau von der eigentlichen Alluvialebene 
abheben, sind auf unserer Karte durch zwei Farbentöne geschieden in Dilu- 
vialschotter und Löss. Nur in der nördlichen Partie des alpinen Theiles des 
Wiener Beckens ist der Löss in ausgedehnteren Partien entwickelt, die ganze 
südlichere Hälfte ist von Diluvialschotter bedeckt, über dessen Vertheilung 
insbesondere die schönen Darstellungen von Suess in dem Berichte der 
Wasserversorgungs-Commission des Gemeinderathes der Stadt Wien eine 
klare Uebersicht liefern. Hauptsächlich von zwei Funkten her, Wöllersdorf 
und Neunkirchen, den Scheitelpunkten ungeheurer Schuttkegel, ergossen 
sich die Schottermassen, welche nunmehr die Niederung erfüllen. An 
mehreren Punkten am Rande, so insbesondere in der Gegend von Wirflach 
im Westen und gegenüber in der Umgegend von Pitten, finden sich erratische 
Blöcke, am ersteren Orte auch eine Moräne, die von ehemaligen Gletschern 
Kunde geben, deren Spuren in der Ebene selbst aber durch die noch weiter 
fortgesetzte Ablagerung von Diluvialschotter verhüllt sind. 

Noch weit grössere Verbreitung erlangen die Diluvialgebilde weiter im 
Süden, insbesondere deckt der Löss, der vielfach namentlich nach abwärts 
sandig wird und in reine Sandablagerungen übergeht, weite Landflächen. 


II. Beiträge zur Geognosie Tirols. 


Von Adolph Pichler. 


Fortsetzung der Mittheilungen V—VII im Jahrbuch 1866, Seite 73, und in den 
Verhandlungen 1867. Seite 50 und 236. 


(Vorgelegt in der Sitzung vom 17. December 1867.) 


VII. Gneiss aus derGegend vonSchwaz. 


Die Berge am rechten Ufer des Inn von Schwaz bis Rattenberg be- 
schäftigten die Geognosten wegen ihrer Erzführung bereits vielfältig. Ich 
habe die Gesteine, welche sie zusammensetzen, in einem der vorigen Beiträge 
kurz skizzirt, und auch des Thonglimmerschiefers erwähnt, der als ältestes 
Formationsglied dieses Gebirges betrachtet werden darf, wenn sich auch nicht 
mit Bestimmtheit behaupten lässt, er gehöre der Grauwackenformation an. 

Nachdem ich unlängst die Steinkohlenformation auf dem Trunerjoch bei 
Steinach wieder besucht, kannich nicht umhin zu bemerken, dass manche Arten 
Thonglimmerschiefer von Schwaz zunächst den erzführenden Kalken, petro- 
graphisch mit dem Thonglimmerschiefer jenes Joches völlig übereinstimmen. 
Man möchte sich versucht fühlen, der Steinkohlenformation, für welche mir 
nun eine grosse Suite zahlreicher Pflanzenarten als Beleg vorliegen, nicht 
mehr bloss auf das Trunerjoch zu beschränken, sondern sie auch auf die 
Thonglimmerschiefer zunächst der erzführenden Kalke bei Schwaz und viel- 
leicht auch auf jene unter dem bunten Sandstein bei Brennbichl und Wenns 
am Eingange des Pitzthales auszudehnen. Das nur nebenbei 

Interessant ist jedoch, dass sich der Thonglimmerschiefer bei Schwaz 
zu einem förmlichen Gneiss von grosser Mächtigkeit entwickelt. Der Nord- 
abhang des Gebirges von Schwaz bis Pill und wohl auch noch weiter west- 
lich unter der Decke des Diluvium, auf der das Kirchlein von Weerberg 
ruht, besteht aus Gneiss, den die Schlucht des Pillerbaches von Norden nach 
Süden durchquert. Die Mächtigkeit mag wohl gegen 2000 Fuss betragen. 
Bei Kolsass lagert sich ein schmaler Grat aus Thonglimmerschiefer vor, so 
typisch wie er nur bei Wiltau und Amras bricht. 

Gegen Osten überdeckt den Gneiss der erzführende Kalk und es lässt 
sich daher seine Ausdehnung nicht ermitteln, eben so wenig konnte ich bis 
jetzt die Grenzverhältnisse beider Gesteine untersuchen, 


46 Adolph Pichler. [2] 


Dieser Gneiss liesse sich eigentlich am besten als Thonglimmerschie- 
fer mit Orthoklas bezeichnen. Es treten nämlich in dem Gestein Linsen und 
Körner von weisslichem Orthoklas auf, um welche sich die Lager des Schie- 
fers wellenförmig biegen. Die Körner und Linsen des Feldspathes erreichen 
manchmal die Grösse eines halben Zolles, die Bruchfiächen zeigen ausser den 
Blätterdurchgängen auch noch die Zwillingsebenen und sind hie und da mit 
Flocken von staubigem Eisenoxydhydrat bedeckt, wol einem Zersetzungs- 
produkte von Siderit, mit den ihn manchmal begleitenden Eisenlinsen. Ausser 
den Lagen und Streifen graulichweissen Quarzes sind auch Körner desselben, 
manchmal fast wasserhell, eingewachsen. Der bleigraue Glimmer, der so wie 
die Glimmer unserer I honglimmerschiefer überhaupt, wohl erst einer einge- 
henden Untersuchung nach seinen chemischen und physikalischen Eigen- 
schaften bedarf, bildet dünne Häute auch Schuppen eines talkartigen Mine- 
yals von graulicher oder öhlgrüner Farbe, über welches ich gelegentlich einiges 
berichten werde und kleine Fetzen eines hellweissen Glimmers sind hie und 
da sichtbar. Mit dem ausgesprochenen Gneisse wechseln manchmal Lagen 
eigentlichen Thonglimmerschiefers. Uebrigens: zeigen die Thonglimmer- 
schiefer bei Schwatz nicht immer jene typische Form, die man bei Innsbruck 
studiren kann, sie entfernen sich noch mehr von dem krystallinischen Cha- 
vakter, das Gefüge erscheint verworren. Dieser Umstand kommt wohl vor- 
züglich auf die Rechnung des Glimmers. 

In diesen Thonglimmerschiefern und Gneissen liegen die Stollen zum 
„Schwazer-Eisenstein” und bei Heiligen-Kreuz. Der grossblätterige Siderit 
kommt stock- und gangförmig vor, enthält jedoch auch Schwefelkiese. Die 
Stollen, noch vor Kurzem in Betrieb, sind jetzt verlassen, 


Der Bergbau auf der hochgelegenen Schwader wird noch rüstig fort- 
gesetzt, die Siderite verschmilzt man zu Jenbach und Kiefer. 


IX Asphalt im Haupt-Polomit. 


Zwischen Leibeltingen und Telfs ist theils durch die Umlegung der 
Jaudstrasse, theils durch Steinbrüche, welche den Bedarf an Schotter decken, 
der Fanptdolomit an mehreren Stellen schön entblösst, Ausser dünnen 
Schichten asphaltischer Schiefer findet man auch in dem grauen weissade- 
rigen Dolomit oft nussgrosse Nester und Schnüre von Asphalt eingesprengt 
Manchmal überdeckt er in dicken Lagen die Schichten, dass sie, wenn man 
nieht auf den Querbruch achtet, wie Schwarzkohlen erscheinen oder dringt 
in die Klüfte des Gesteines Dieser Asphalt ist schwarz, fettglänzend, hat 
einen ausgezeichneten, muschligen Bruch und lässt sich leicht in ein dunkel- 
braunes Pulver zerreiben. Der unverbrennliche Rückstand ist sehr gering. 
Solehe Nester von Asthalt entdeckte ich auch im Hauptdolomit des Arz- 
srabens nördlich von Telts und auf der Lamsen nördlich von Schwaz. Auch 
bei Häring und am (eltenbergel bei Wörgl findet sich Asphalt in den 
Drusenräumen des grauen Kalkes, der seine Stellung noch zu den unteren 
Schichten der Cardita erenata zählt. Dieser Asphalt hut eine geringere Con- 
sistenz und erweicht sich schon an ler Sonne, xo dass er von den Felsen ab- 
rınnt. 'Er'imuss 2lso mehr Erdöl enthalten. 


[3] Beiträge zur Geognosie Tirols, 47 


X. Megalon triqueter im Hauptdolomit 


Bekannt ist die klassische Stelle bei Leibelfingen, wo F. v. Hauerim 
Hauptdolomit die Durchschnitte von Megualodon entdeckte. Es ist das nicht der 
einzige Platz, wo in diesem Dolomit Megalodon vorkommt. Etwa dreiviertel 
Stunden westlich vom Zirl findet man ihn ebenfalls an der Strasse. Bekannt- 
lich befindet sich Megalodus triqueter auch in den „oberen Schichten der 
Cardita erenata“, in der Schlucht hinter dem Zirler Calvarienberg. Hier ist 
die Schale verschwunden und nur der Steinkern erhalten. Im Hauptdolomit 
füllt den Raum der Schale späthiger, weisser Kalk aus. 


XI. Fossiles Harz. 


Von fossilen Harzen wurde bis jetzt in Tirol, abgesehen vom Asphalt, 
wenig entdeckt. Ich erinnere an das bernsteinähnliche Harz in den Schiefer- 
thonen der Gosauformation, welches ich in Brandenberg, nördlich von Ratten- 
berg entdeckte. Heuer im Herbst fand ich ein fossiles Harz in den Thon- 
mergeln der „oberen Schichten der Cardita cerenata“ im Kochenthale bei 
Telts. Diese Thonmergel sind schwärzlichgrau, sie enthalten-viel weisse cal- 
cinirte Schalen. Hie und da zeigt sich ein Körnchen oder Tröpichen eines 
honiggelben bis braunen Harzes, freilich viel zu wenig, um eine chemische 
Untersuchung zu ermöglichen. Es zeigt Fettglanz, ist durchsichtig bis durch- 
scheinend und bricht muschelig, ist sehr spröde und lässt sich leicht pulvern, 
Härte etwas über I. Das Gewicht nicht viel höher als 1. Es schmilzt etwa 
bei 1549 Cels. Alkohol löst wenig, Aether mehr auf, 


Dieser lässt einen weisslichen pulvrigen Rückstand, der sich erst bei 
grösserer Hitze vom Glase verflüchtigt. Wir haben es hier wohl mit einer 
neuen Art zu thun, deren genaue Bestimmung freilich erst dann möglich 
wird, wenn es gelinet, mehr Material zu gewinnen. Von welchen Pflanzen 
dieses Ilarz stamme, lässt sich nicht sagen, wir kennen aus dem Kochenthale, 
wie ich bereits früher mitgetheilt, nur Pterophyllen, kquisetites-Arten und 
eme Pecopteris. Von diesen ist kaum vorauszusetzen, dass sie unsere Sub- 
stanz lieferten. Dieses Harz gehört einer anderen, geologischen Periode an 
als der Berustein, es unterscheidet sich von diesem auch in seinen Eigen- 
schaften, sa weit diese eine Untersuchung zulassen. Nennen wir es vorläufig, 
um, wenn wir es bei anderen Gelegenheiten erwähnen, weitläufige Um- 
schreibungen zu ersparen, Kochenit, 


Xli Die Trias des Stubai. 


Ich hatte die merkwürdigen Kappen triadischer Gesteine bereits vor 
zehn Jahren untersucht und fast Alle zum Theil auf das weniger zuverläs- 
sige Kennzeichen der petrographischen Beschaffenheit gestützt, vorzüglich 
aber aus einigen Schalen der Cardita crenata, welehe mir einen sicheren 
Horizont gaben, festgestellt. Heuer im Herbste wollte ich die Eriahrungen, 
welche ich indess auf ändere Gebiete gewonnen, auf dieses schwierige Terrain, 
wo eine tiefgreifende Metamorphose die Steine zum Theil umgewandelt, über- 
tragen. Dass die Arbeit keine überflüssige und unnöthige war, möge die 
folgende kurze Skizze bezeugen. | 


48 Adolph Pichler. [4] 


Das Grundgestell des ganzen Gebirges ist Glimmerschiefer, so zeigt 
die Karte des geognostisch-montanistischen Vereines. Heuer fand ich einen 
mächtigen Gneissstreifen eingelagert, derin Stunde 12 ziemlich steil westlich 
fallend, sich quer über die Schlucht zieht, durch welche bei Mieders der 
Sulzbach fliesst. Südöstlich von Mieders wurde in diesem wohlgeschichteten 


Gestein ein Bruch angelegt, der eine nähere Einsicht gestattete. Es ist der . 


Gneiss desGlimmerschiefers, ein Gneiss von dem Gneisse des 
Thonglimmerschiefers ebenso verschieden, als der echte Glimmer- 
schiefer vom Thonglimmerschiefer. 


Quarz und Orthoklas, letzterer auf Querbrüchen die Zusammensetzung 
zu Zwillingen zeigend, sind grau und zusammen in Lagen und Bändern aus- 
geschieden, welche der silberweisse oder bräunliche Glimmer trennt. Manch- 
mal, wenn auch selten, sind zolllange Tafeln braunen Glimmers ausge- 
schieden. Hie und da ist auch ein Körnchen braunrother Granat eingestreut. 
Kıystalle von schwarzem Turmalin in dem bekannten sechs- und dreiseitigen 
Prismannicht selten von mehr als Zolllänge trifft man nicht oft. Tritt der Glim- 
mer zurück, so gleicht das Gestein, wie z. B. auf dem Wege nach Innsbruck 
jenseits des Steinthalerhofes, einem Quarzit um so mehr, da der dem Quarz 
gleichfärbige Feldspath nur in kleinen, ziemlich seltenen Körnchen einge- 
wachsen ist. Durch die Zersetzung von Kupferkies sind manche Glimmer- 
blättchen spangrün gefärbt. Hie und da trifft man auch eine kleine Quarz- 
druse, der Quarz weiss, durchscheinend, an der Oberfläche mit einem 
schmutzig grünen, dünnen Häutchen. Zwischen Nauders und Schönberg legt 
sich diesem Gneiss ein Streifen Hornblendeschiefers vor, den die Karte auch 
nicht angibt. 


Das Grundgestell des ganzen Gebirges bildet, wie erwähnt, der Glim- 
merschiefer. Der Glimmer ist meist silbergrau; eingewachsen finden sich bis- 
weilen schwarze Turmalinkrystalle und zahlreiche Oktaederchen von Mag- 
netit. 


Wenden wir uns zur Trias. 


Nicht überall beginnt sie mit den bunten Sandsteinen, und nicht über- 
all sind in der Gegend alle Glieder vorhanden oder gleich gut entwickelt. 
Nördlich von der Saile z. B. liegen unmittelbar über dem Glimmerschiefer 
die schwarzen Schiefer, Schieferthone und Sandsteine von Schichten der 
Cardita crenata; während hier die ganze Bildung mit den Schichten des 
Hauptdolomites abschliesst, ist die Waldrast von den metamorphen Schie- 
fern der Avicula contorta-Schichten gekrönt. 


Am Schliggbach bei Pleben zwischen Telfes und Vulpmes liegt un- 
mittelbar über den Glimmerschiefer der bunte Sandstein. Früher be- 
trachtete ich als Vertreter desselben ein Conglomerat von violetten Quarz- 
geschieben, und ausgezeichnet spaltbarem Magnetit in Körnern bis Erbsen- 
grösse, wozu sich wohl auch Haematit gesellt. Dieses Conglomerat bildet 
im bunten Sandstein nur ein untergeordnetes Vorkommen. Die Mannig- 
faltigkeit der Gesteinsarten des bunten Sandsteines ist hier trotz seiner 
verhältnissmässig geringen Mächtigkeit selır gross. Wir begegnen groben 
Conglomeraten, weissen Quarziten und Quarzschiefern von ziemlich feinem 
Korn, mitten darin liegen grünlichgraue Schiefer mit Lagen förmlichen 


15] Beiträge zur Geognosie Tirols. 49 


Eisenglimmerschiefers. Letzterer besteht aus feinschuppigem Haematit von 
stahlgrauer Farbe mit eingestreuten Octaederchen von Magnetit. Dieses Ge- 
stein mag man früher für die Eisengewerke Stubai’s ausgebeutet haben. In 
‘einem Stücke bunten Sandsteines fand ich Bleiglanz eingesprengt. Auch ein 
schuppiges, chloritähnliches Mineral trifft man manchmal eingestreut. 

Die Rauchwacke ist nicht überall und dann stets nur in der geringen 
Mächtigkeit von wenigen Fussen überdeckt. 

Eben nicht sehr mächtig sind auch die schwarzen krystallinischen 
Kalke mit rothen unebenen Schichtflächen, sie gehören dem Muschelkalk an. 
| Den Virgloriakalk findet man stellenweise mit den unebenen Schicht- 
flächen, welche manchmal ein silberweisses Glimmerhäutchen überzieht, sehr 
gut entwickelt, wenn auch ohne Petrefacten. 

Die „unteren Schichten der Cardita crenata“ sind auf der 
Seite gegen das Innthal, wo die älteren Schichten nicht auftreten, unmittel- 
bar den Glimmerschiefer überlagernd, sehr gut entwickelt, im innern Stubai 
dürften ihnen die meisten schwarzwolkigen Kalke angehören, die der unteren 
Trias auflagern. 

Die „Schichten der Chemnitzia Bosthorni“ entsprechend den 
Wettersteinschichten; hier zu schneeweissen feinkörnigen Kalken, 
genauer gesprochen zu Doloniiten splitterigen Bruches mit reichlichem Gehalt 
an Kiesel umgewandelt, zeigen im Gegensatz zu den Nordalpen, wo sie hohe 
Gebirge zusammensetzen, eine verhältnissmässig geringe Mächtigkeit. Man 
möchte wohl an der Identität zweifeln, wenn man nur die petrographi- 
schen Merkmale berücksichtigt, indess ist es mir bei Pleben gelungen, die 
für die Wettersteindolomite so characteristischen Spongien und Korallen zu 
finden in jeder Beziehung erkennbar, wenn auch zum Theil der Umgestaltung 
erliegend, deren sich die Trias der Centralalpen fügen musste. In der Rich- 
tung gegen Sellrain — ober Axams — fehlen auch die bunten Knollen- 
kalke oder Draxlehnerschichten nicht. Sie gehören bekanntlich einem tieferen 
Niveau der Chemnitzienschichten an und werden manchmal als das Aequi- 
valent der Hallstätterschichten betrachtet. 


Zu den weisseu Chemnitziendolomiten der Waldrast oder Serles-Spitze 
gesellt sich stellenweise ein sehr eigenthümlicher Zellendolomit, wenn ich 
diesen Ausdruck gebrauchen darf. Das Gestein ist in eckigen Stücken und 
Stückchen zersprengt, die oftgar nicht verschoben sind, wohl aber verkittet, 
die Fugen ein lichtgelbes, sandig mergeliges Cement. Hie und da ist ein 
Stückchen zu Staub zerfallen, und man findet dann eine Lücke, meistens 
sind jedoch die Stückchen in ihrem Aeussern völlig unverändert, was 
Härte, Bruch und Farbe betrifft; — in der Mitte befindet sich aber eine Höhle, 
die sich meistens nach der Form des Stückchens richtet, sie ist mit kleinen 
Krystallen von Caleit ausgekleidet, manchmal enthält sie etwas dolomiti- 
schen Staub. Die Wände der Höhle sind in der Regel ziemlich dick. Ob 
und wie weit die Versuche, die man hie und da gemacht, solche Vorkomm- 
nisse zu erklären, hier passen, lassen wir unerörtert. 


Die „oberen Schichten der (ardita crenata“ sind durch eine 
grosse Menge von Gesteinsarten, wenn auch nicht gerade sehr mächtig ver- 
treten. Da begegnen wir den Sandsteinen, Oolithen, Mergeln und Schiefer- 
thonen, letztere auf den Kluftflächen nicht selten mit einem Anflug von 
Schwefelkies; sie wurden alle von einer theilweisen Pseudomorphose, wie 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft. 


50 Adolph Pichler. [6] 


ich es bereits bei anderen Anlässen geschildert, ergriffen. Sie boten mir be- 
reits vor mehr als einem Decennium die sichere Handhabe, um die triadi- 
sche Formation in den Centralalpen festzustellen. Auch Versteinerungen 
fehlen nicht, wenn sie auch schlecht erhalten sind, neuerdings fand ich Car- 
dita-crenata auf der Waldrast. Die Carditaschichten ziehen für Jeden, der 
sie sehen will, schon von weitem erkennbar, an den schroffen Wänden der 
Waldrast oder Serlesspitze hin; ober ihnen liegt der wohlgeschichtete 
Haupt- oder Mitteldolomit; er ist krystallinisch, bricht muschlig, 
graulich von Farbe, an der Oberfläche weiss anwitternd und verbreitet an- 
‚geschlagen einen sehr unangenehmen Geruch nach Schwefelwasserstoffgas. 


In ungeheurer Mächtigkeit, Gipfel und Grat krönend, treten die 
Schiehten der Avicula contorta auf. Auch die Mannigfaltigkeit 
der Gesteinsarten ist eine sehr grosse: bunte Schiefer, dunkelgrauer Schie- 
fer im Aussehen selbst Thonglimmerschiefer nahestehend, beweisen neuer- 
dings, wie vorsichtig man bei der Benützung petrographischer Merkmale 
sein müsse; schneeweisse salinische Marmore und graue wohlgeschichtete 
Marmore zu Platten, werden beide bereits zu technischen Zwecken gebro- 
chen; ferner gelbliche Kalke in dicken Bänken, an der Oberfläche uneben, mit 
grünlichem, gelblichem, röthlichem thonigen Ueberzuge, oft mit Würfelchen 
von Pyrit bestreut; röthliche, sandige und schieferige, GE lbs Con- 
glomerate und dergleichen mehr. 


In den grauen Kalken und bunten Schiefern finden sich wohl auch 
Spuren von Versteinerungen; Pecten, Ostrea, Gervillia inflata wohl erkenn- 
bar. Besonders wichtig war der Fund eines Zahnes beim Anstieg zur Ser- 
lesspitze. 


Hermann v. Meyer schreibt darüber: 


„Mit mehr Sicherheit, als der aus dem Bonebed von Maidring mitge- 
theilte Zahn, glaube ich den grösseren Zahn aus dem Bonebed von Wald- 
rast im Stubai meinem Belodon von der Grösse des Belodon Kapffi Meyer 
beilegen zu können, indem er durchaus den Anforderungen an die hinteren 
Zähne dieses Thieres entspricht, wie sie in dem Stubensandstein des Keupers 
* bei Stuttgart vorkommen und von mir in meinen Paläontographicis sich ab- 
gebildet finden. Es ist freilich immer gewagt auf vereinzelte Zähne, zumal 
wenn sie nicht vollständig sind, einen sichern Ausspruch zu thun. Einen 
ähnlichen nicht ganz so grossen Zahn kenne ich auch aus dem echten Bone- 
bed von Stuttgart.“ 


Die Schichten der Avicula contorta sind entwickelt auf dem Grat von 
der Waldrastspitze bis Pinnis, im Gschnitz, vom Trunerjoch gegen das Obern- 
bergerjoch, wo sie der Steinkohlenformation auflagern, am Tribulaun zwi- 
schen Pflersch und Obernberg. Auf dem Grat der Saile und des Burgstall 
zwischen Innthal und Stubai habe ich sie noch nicht beobachtet. 


Wir haben also in den Centralalpen die Trias durch alle Glieder vom 
bunten Sandstein bis zu den Schichten der Avicula contorta; bei Schönwies 
zwischen Imst und Landeck habe ich auch die Adnetherschichten nachge- 
wiesen; die Schiefer auf den Sarnthaler Köpfen im Navis-Thal gehören 
wahrscheinlich zu den Schichten der Avscula contorta und den Flecken- 
mergeln. | 


7] Beiträge zur Geognosie Tirols. 51 


Dieses möge im allgemeinen genügen; über die kartographische Be- 
grenzung liesse sich noch manches beibringen, zu thun bleibt wie in den 
Alpen überall noch viel mehr. 


XI. Bactryllienmergel von Arzl. 


Eine Stunde östlich von Innsbruck liegt das Dorf Arzl. Steigt man 
über die Bänke des Tertiärconglomerates zum Bauernhof, so erreicht man 
bald den bunten Sandstein. Nun erhebt sich der Berg steil gegen das Arzler- 
albl. Man klettert vom bunten Sandstein über die Rauchwacken ; dunkel- 
graue weissaderige Kalke, zum Theil mit Hornsteinconcretionen; darüber 
klotzige Mergel, wohl bereits zum Complex der mannigfach entwickelten 
unteren Schichten der Cardita erenata gehörig. In den grauen Mergelschie- 
fern findet man, wenn auch nur stellenweise ein Bactryllium. In seiner Ge- 
sellschaft trifft man keine Versteinerungen, wohl aber in den mergeligen 
dünngeschichteten Kalken unmittelbar darüber, welche oft eine förmliche 
Muschelbreceie darstellen, in der man Ostrea montis caprilis, Corbis Mellingi, 
Pentacrinus propinquus, einen kleinen, glatten Gastropoden und Fischschüpp- 
chen erkennt. Jenes Bactryllium möchte man wohl für BD. striolatum erklären. 
Bactryllium striolatum wurde jedoch bisher ausschliesslich den Schichten 
der Avicula contorta zugeschrieben. (Heer in Escher’s Bemerkungen über 
das nördliche Vorarlberg p. 118, 1853, das dermalige obere S. Cassian der 
Schweizer, entspricht nämlich den Schichten der Avicula contorta.) Hier 
treffen wir es jedoch in den unteren Schichten der Cardita cerenata. 
Es sind das die ersten Bactryllien aus dem Innthal. 


XIV. Zur Fauna der „oberen Carditaschichten.“ 


' Zirl hat für die Kenntniss der „oberen Carditaschichten“ schon man- 
chen interessanten Fund geliefert. Wir erinnern an die Pflanzenreste, an Me- 
galodon triqueter u. s. w. Heuer fand ich das Bruchstück eines Ammoniten, 
den Franz v. Hauer unzweifelhaft als A. (Gon.) Haidingeri bezeich- 
net, der bisher nur aus dem rothen Hallstätter Marmor des Salzkammer- 
gutes bekannt war. Cephalopoden sind bekanntlich in den „oberen Schichten 
der Cardita erenata“ selten. Die Stelle, wo ichihn auflas, befindet sich seitlich 
vom Calvarienkirchlein. Er war in den dünngeschichteten Mergeln einge- 
bettet, welche die in den Nordalpen häufigen Species von Mollusken bergen 
und fand sich in ihrer Gesellschaft. 


« 


XV. Mineralogisches. 


Bei diesem Anlasse muss ich noch einmal des am gleichen Orte vor- 
kommenden und von mir bereits erwähnten „Thonerdehydrates“ gedenken. 
Ich habe mittlerweile Bauxit (Beauxit) von Krantz bestellt. Das erhaltene Stück, 
einem Erbsensteine, dessen Kügelchen von Eisenoxydhydrat überzogen sind, 
sehr ähnlich, trägt die Etikette: „Bauxit (Berth) kieselsaure Thonerde mit 
Eisen und Vanadium. Loec.: Vallon el l’Escaube zwischen Aubagne und Ca- 


55 Adolph Pichler. Beiträge zur Geognosie Tirols. [8] 


moins les Bains Dept. Bouches du Rhone.“ Das Zirler Mineral ist — abge- 
sehen von dem verschiedenen Aeusseren Thonerdehydrat, dem sich aus dem 
mergeligen Sandstein der oberen Carditaschichten hie und da etwas Kiesel- 
sand, Kalk, Eisenoxydhydrat beigemengt haben; stellenweise ist es fast 
rein. Das specifische Gewicht beträgt 2183 und nicht 2:55 wie das Mineral 
von Herrn Mertens; das Aussehen stimmt auch nicht ganz zu demselben, 
auf die Härte 3°5 nehmen vielleicht eingestreute Kieselpartickelchen Ein- 
fluss. 


II. Zur Geologie des siebenbürgischen Erzgebirges. 


Von F, Posepny. 
(Vorgelegt in der Sitzung vom 21. Jänner 1868.) 


Eine Urlaubsreise im vorigen Spätherbste gab mir die langersehnte 
Gelegenheit, den südlichen Erzdistrikt kennen zu lernen. Da ich bereits 
früher einige Arbeiten im nördlichen Theile dieses Gebietes durchführte, so 
gelang es mir dabei ein klareres Bild des geologisch zusammengehörenden 
Ganzen aus eigener Anschauung zu gewinnen. 

Die Beziehungen der Erzführung zum geologischen Bau dieses Di- 
striktes bildeten das Hauptobjekt meiner Studien. 

Bei meinen Reisen habe ich meist noch nicht begangene Touren ge- 
wählt. Ich konnte daher auf meinen Arbeitskarten im Massstabe 1 Zoll = 
400 Klafter detaillirtere Einzeichnungen machen. Die allgemeine Basis dieser 
Karten wurde durch eine Vergrösserung der Karten des siebenbürgischen 
provisorischen Katasters, und das Detail derselben durch gleichzeitige & la 
vue-Aufnahme gewonnen. Die Begränzung des Terrains gegen Norden und 
Süden ist ungefähr durch den Lauf des Aranyos und der Märos gegeben. 

Die krystallinischen Schiefer liegen an zwei paralellen in NO. 
streichenden Linien. An der westlichen liegt bei Offenbänya der Ausläufer 
des Bihar und bei Solymos der Ausläufer des Pojana Ruska-Gebirges. An 
der östlichen liegt die Thoroczköer, die neu gefundene Nuvas Gyogyer und 
die Värmagaer Partie. Diese beiden Linien deuten die unterirdische Conti- 
nuität zwischen den beiden grossen, metamorphischen Massen-Linien an; 
diese Massive bestehen vorwaltend aus einer Gesteinsgruppe, die durch eine 
mächtige Kalkzone charakterisirt wird, und ihre klassische Entwicklung an 
den Rodnaer Alpen erlangt. Sie ist wahrscheinlich das Resultat der Meta- 
morphose einer und derselben Sedimentärformation, deren spezielle Bezeich- 
nung wünscheuswerth ist. Es empfiehlt sich für dieselbe der Name bastur- 
nische Formation (nach dem ältesten Namen der Rodnaer Alpen Alpes 
basturnicae der aus dem dritten Jahrhundert stammenden Peutingerischen 
Tafel. (Geol. Sitzungsbericht vom 8. August 1865, pag. 183.) 

Das Juragebirge habe ich weiter nach Süden verfolgen können, als 
es die Uebersichts-Aufnahme darstellen, und es ergibt sich aus meiner Karte 
die Verzweigung durch den ganzen Berg-Distrikt. Die im Norden continuir- 
lichen Züge zerschlagen sich gegen Süd in einzelne Partien, die nur an den 
Knotenpunkten grössere Complexe bilden. Ein solcher ist der Dimb6, der höchste 
Berg des Erzdistriktes nördlich ven Zalatna, und die früher bereits bekannt 
gewesene grosse Partie bei Cieb. Der Hauptzug streicht gegen Mada, und zer- 


BA F. Posepny. [2] 


splittert in der Nähe des Üsetra’ser Daeit-Zuges in einzelne Klippen, ohne 
sich jenseits desselben bei Nagyag anders als durch Bachgerölle zu ver- 
rathen. Dagegen setzt sein westlicher Zweig, der sich bei Annäherung an 
den Gebirgszug bei Balsa und Voja gleichfalls in einzelne Klippen auflöst, 
jenseits desselben insofern fort, als man die einzelnen Partien im Trestia- 
thale, wie das Massiv des Boitsaergebirges und die isolirten Kalkpartien des 
Rudacs, und Karacser-Gebirges für seine Fortsetzung zu halten berechtigt ist. 

Da nun. beiderseits nur die Spitzen der Kalkberge aus den den Cset- 
ra’ser Zug umgebenden, jüngeren Sedimenten hervorragen, so kann man an- 
nehmen, dass unter dieser Decke eine mächtigere Kalkmasse an das Eruptiv- 
Gestein tritt. Ein zweiter mehr verzweigter Ast des Hauptzuges tritt bei 
Cierbu, Dupa piatra, Vulcan und Strimba auf und weist somit auf eine Ver- 
bindung mit dem Nezbänyer Gebirge hin. 

Die Augit-Porphyreund die sie begleitenden Gesteine treten haupt- 
sächlich in Begleitung des Hauptkalkzuges und seiner westlichen Ver- 
zweigung auf, und verdrängen bei Zalatna und Boitsa ganz die den Kalkstein 
sonst begleitenden Sandsteine. Nur die aus den Uebersichts-Aufnahmen be- 
kannte Partie von Miheleni, die aber nicht mit dem erst erwähnten Com- 
plexe zusammenhängt, ‚wie in den bisherigen Karten verzeichnet ist, sowie 
einige neue Partien bei „Dupa piatra“ gränzen nicht unmittelbar an die Kalk- 
züge, sondern sind von jenem von Dupa piatra, Vulkan und Strimba durch 
eine mächtige Standsteinzone getrennt. Augit-Krystalle habe ich ausser an 
den zwei bekannten Lokalitäten noch an vielen anderen Stellen in diesen Ge- 
steinen angetroffen, so dass sich die Zugehörigkeit der ganzen Gesteinssuite 
zum Augit-Porphyr nicht bezweifeln lässt. 

Den Karpathensandstein habe ich wegen Mangel an Anhalts- 
punkten nicht zu gliedern versucht. Da ich darin aber weder Numuliten 
noch Fucoiden und keine petrographische Analogie mit den Rodnaer 
Eocengesteinen entdecken konnte, da ferner der in Verespatak häufige 
Bronnites transylvanicus Eitingsh. dem dortigen Lokalsedimente, und nicht 
den Karpathensandsteinen angehört, wie zuerst angenommen wurde, da end- 
lich die innerhalb des Terrains bei Solymos, Vidra, Thoroczkö auftretenden 
Petrefacten der Gosau angehören, so halteich denselben für geologischälter, als 
die Eocenformation. In’einigen Durchschnitten des Kalkgebirges sah ich den 
Kalkstein auf Sandsteinen aufliegend, und glaube sogar dass einige Kalk- 
steine älter sein können, als die Juraformation, welche Ansicht sich freilich 
nur auf die verschiedene petrographische Beschaffenheit und nicht auf Petre- 
facten basirt. 

Die jüngeren Sedimente zeigen durch ihre Gesteinselemente bei- 
nahe überall die innigsten Beziehungen zu den jüngeren Eruptivgesteinen. 
Sie füllen nebst den im Sitzungsbericht vom 19. März 1867 erwähnten zwei 
kleinen Becken von Verespatak-Korna und von Abrudtiell ein grösseres 
Becken Zalatna-Tekerö aus, und finden sich zwischen der Körös und der 
Märos über eine grosse Fläche ausgedehnt vor. Bei den Uebersichts-Auf- 
nahmen ist das Zalatnar Becken bloss in der Umgebung des Ortes verzeichnet, 
es reichtaber über d«n Andesitzug Judenberg-StanicZa westlich hinaus, wo sein 
grösster und am besten entblösster Theil liegt. Es kann wohl einst mit dem 
Körös-Märoser Becken zusammengehangen sein, wie dies einige Fragmente 
am Rücken des sie trennenden Augit-Porphyr-Terrains andeuten. Das letztere 
Becken umrandet das Cseträser-, Rudaer-, Boitsaergebirge u. s. w. und setzt 
meist die höheren Terraintheile zusammen, während die Thalsolen aus 


[3] Zur Geologie des siebenbürgischen Erzgebirges, 55 


älteren Gebilden, Karpathensandstein, Jurakalk, Augitporphyr etc. bestehen. 
Es kann somit, wenn man sich bloss in den Thalsoolen bewegt, .der Beob- 
achtung gänzlich entgehen. { 

Diese Sedimente werden häufig von den jüngeren Eruptivgesteinen 
durchsetzt und schliessen zugleich Gesteinselemente von diesen ein. 
Sie sind in den letzgenannten zwei Complexen meist intensiv roth ge- 
färbt und obgleich ich keine Versteinerungen fand, so dürfte dennoch 
die Analogie mit den Gesteinen des rothen Berges bei Mühlenbach ihre Zu- 
theilung zu denSchyltthaler-Schichten rechtfertigen. Diese Annahme 
wird durch die in denselben häufig vorkommenden Gypse und durch die 
Ueberlagerung von verschiedenen Miocengebilden bei Varmaga und Kosing, 
Halmagy und Ribicza unterstützt. Die Gleichartigkeit des Vorkommens 
macht es wahrscheinlich, dass die zwei kleinen, isolirten Becken von Veres- 
patak und Abrudtiell derselben Epoche angehören, und das Vorkommen 
von Bbronnites transylvanicus steht nach der Deutung von Hın. F. Ettings- 
hausen (Jahrbuch 186, Nr. 4, pag. 74) dieser Annahme durchaus nicht 
entgegen. Nebstdem muss ich bemerken, dass der Vulkojer Hermanni-Erb- 
stollen eine Partie Conglomerate mit Dacit-Geröllen durchfuhr, welche so- 
mit auch hier als ähnliche Gesteine aufgefasst werden müssen. 

Diejüngeren Eruptivgesteine haben der Karte eine etwas andere 
Physiognomie gegeben, da ich denselben besondere Aufmerksamkeit zu- 
wendete, und so ihre ziemlich regelmässige Anordnung in paralellen Zügen 
entdeckte. Ohne hier näher in die petrographische Charakterisirung einzu- 
gehen, werde ich mich bloss auf bereits näher bekannte Gesteine berufen. 
Falls man von den isolirten Kuppen, NO. von ÖOffenbänya und Deva abstra- 
hirt, kann man vier Gruppen von Zügen unterscheiden. 

1. Die Offenbänyer-Gruppe besteht aus wenigstens zwei, etwa 
eine halbe Meile langen, schmalen, sich verzweigenden Zügen. Der öst- 
liehe, eontinuirlichere schliesst die Bergbaue ein, der westliche aus mehreren 
Partien bestehende wird an seinem südlichen Ende durch den letzterer Zeit 
häufig genannten Coltsu Csoramuluj bezeichnet. Sie bestehen aus Andesiten 
vom Typus des Gesteines von den Ufern des Timok und von jenem von Deva. 

2. Die Verespataker-Gruppe besteht wenigstens aus zwei Zügen, 
deren Gesammtlänge circa 2'/, Meilen und deren grösste Gesammtbreite nahezu 
1 Meile (sammt den Zwischenräumen) beträgt. Der Oestliche, besteht aus 
dem im Sitzungsberichte vom 31. Juli 1867 skizzirten Cicera-Massiv, dem 
Doppelkegel Giamena und mehreren dazwischen liegenden Trachytkuppen. 

Der westliche Zug bildet die Gesteinsinseln Verespatak-Kornia, Abrud- 
trel, und einen continuirlichen Zug bis zum Vulkoj. Während der erste 
Zug aus mehr oder weniger rauhen Andesiten besteht, besteht dieser bis zum 
Vulkoj aus Dacit. Das eigenthümliche Gestein von Verespatak gibt sich als 
eine gebleichte Ausbildung der Dacite mit dunkler Grundmasse zu erkennen, 
die sowohl in Verespatak als auch in Abrudtriel an einzelnen Stellen vor- 
kommen, von letzterem Orte aber bis zum Vulkoj einen eontinuirlichen 
„Contin“ genannten Zug zusammensetzen. Vulkoj und der :1/, Meile südlich 
davon liegende Berg Dialu Sudori bestehen aber aus Andesit. 

3. Die Judenberg StaniZa-Gruppe habe ich auf 3 Meilen Länge 
nachgewiesen, doch scheint sie noch weiter gegen Norden fortzusetzen, wie 
eine kleine nur einige Klafter mächtige Partie bei Miheleni andeutet. Ein 
Theil beginnt mit den isolirten Kuppen Judenberg, Magura Cupului, Briasa, 
' und setzt sodann vom Grohäs bis über StaniZa als ein 1'/, Meile breiter 


56 F. Posepny. [4] 


continuirlicher Zug fort. An beiden Flanken seines südlichen Theiles lagern 
die Vorkommen von Quarzporphyren, wovon einige alte Feldsteinporphyre 
dem Petrosilex und der Hälleflinta gleichkommen, und an einem Punkte am 

Berge Bodia als Rhyolithe ausgebildet sind. 

Hieher gehören auch die früher mit dem Dacit vereinigten Gesteine von 
Petrosan und Zalatna, deren klastische Natur neuerdings Dr. Tschermak 
erkannte. Ich habe nun gefunden, dass sie wahre Lager in den Sedimenten 
des Zalatnaer Beckens bilden, und zwar vıel regelmässiger, als die Melaphyre 
im Kothliegenden von Starkenbach und Semil in Böhmen. Gesteine, die 
man mit dem Namen „Palla“ zu bezeichnen angefangen hatte, finden sich bei 
Nadosdia und Almäs, ebenso zwischen den beiden Thälern von Herzegany, 
Im Pereu Bodi bei Tekerö finden sich in den Quarzporphyren Bänke von 
Pechsteinen, die oft in einem Handstücke in Feldsteinporphyr und in Obsidian 
übergehen. Die Kuppe und die Gehänge des benachbarten Berges Bodia be- 
stehen hingegen aus Rhyolith vom Typus der gleichnamigen Gesteine des 
Hliniker Thales bei Schemnitz. Weiter an der Westseite des Zuges liegen 
einige Andesit-Partien innerhalb des Karpathensandsteines. 

4. Die Cseträs-Ruda-Karäkcser-Gruppe bildet den längsten, 
wichtigsten und verzweigtesten Zug. Seine Länge beträgt 6 Meilen, seine grösste 
Breitenausdehnung zwischen Toplica und Porcura 1!/, Meilen. Der Haupt- 
rücken, oder der eigentliche Cseträser Zug und seine Fortsetzung, das Duba- 
und Cordura-Gebirge bei Kureti, sowie die Ausläufer bei Herzegany bestehen 
ausschliesslich aus Daeit. An seiner Ostflanke tritt, durch ein schmales Band 
von den Schylthaler-Schichten getrennt, zwischen Toplica, Hondel und Trestia 
ein grosses aus Andesit bestehendes Massiv auf, in dessen Fortsetzung ein 
zweiter, von diesem aber isolirter Andesit-Zug liegt, an welchem die Berg- 
baue von Kajniel, Ruda, Csebi und Kovacs liegen. Dieser bildet somit einen 
Paralellzug ; einen dritten bilden nun mehrere isolirte Dacitpartien zwischen 
Boitsa und Füzesd, wo sie den dort herrschenden Augit-Porphyr und Jura- 
kalk durchsetzen. Zu diesem vierten System gehören w.hl auch die grossen Tra- 
chytpartien von Prevaleny und Tuldos an der Körös, wofür die Beobach- 
tung von Andesit-Geröllen spricht, die Tschermak und ich in der Um- 
gegend von Väcza bemerkten. 

Diese Eruptivgesteine kann man durch ein Dreieck einschliessen, 
dessen Ecken nahezu durch die Orte Offenbänya, Halmagy und Nagyag be- 
zeichnet werden. Darin liegen die vier doppelten bis dreifachen Züge nahezu 
paralell der Basis Halmagy-Nagyag und werden von der Spitze gegen diese 
Basis zu stets länger und mächtiger. 

Verwerfungen lassen sich sowohl im Kleinen als auch im Grossen 
nachweisen, und dieses mit der stufenweisen Senkung des Terrains bis zur 
Körös-Maroser Depressionslinie im Zusammenhange lässt diese Züge als 
vier Spaltungsgruppen erkennen, durch welche die Eruptivgesteine bei der 
stufenweisen Senkung bis auf die Oberfläche herausgepresst wurden, An 
einigen Stellen, meist um die Eruptionscentren herum, entstanden durch die 
Senkungsmaxima Vertiefungen, die nach und nach durch die klastischen 
Produkte des anliegenden Terrains ausgefüllt wurden. 

Sind nun die Lokalsedimente ein Aequivalent der Schyitäialene 
Schichten, so liegt der Anfang dieser Senkungen, der Eruptionen und der 
Ausfüllung der Becken an der Gränze zwischen der Eocen- und Miocen- 
formation. 


IV. Höhenmessungen in Oberungarn. 
Von Dr. Karl Rothe. 


(Vorgelegt in der Sitzung vom 17. December 1867.) 


In Verbindung mit meinen meteorologischen Beobachtungen in Leut- 
schau untersuchte ich gleichzeitig die Höhenverhältnisse der näheren und 
ferneren Umgegend meines Beobachtungsortes, und nahm barometrische 
Messungen vor an allen irgendwie auffallenden und auf Karten bemerklichen 
Punkten, welche ich auf meinen Excursionen berührte. Hierbei berücksich- 
tigte ich zugleich Standorte von Pflanzen, die in geographischer Beziehung 
wichtig sind, und bestimmte deren Seehöhe. Von diesen Messungen konnte 
ich diejenigen, welche Punkte der höhern Zips berühren, schon früher ver- 
öffentlichen, !) da ich sie auf einen correspondirenden Punkt beziehen konnte, 
dessen Seehöhe hinreichend bestimmt erschien, auf Käsmark, von welchem 
Orte die an die k. k. Centralanstalt für Meteorologie zu Wien eingesendeten 
meteorologischen Tabellen mir die entsprechenden Beobachtungen direkt 
oder durch Interpolation lieferten. 

Die Höhen in der Nähe von Leutschau wünschte ich mit Leutschau 
selbst zu vergleichen, von welchem Orte jedoch bisher sehr widersprechende 
Angaben bezüglich seiner Seehöhe vorhanden sind.2) Eine Höhenbestimmung 
dieses Ortes mit Hilfe von correspondirenden Messungen auf den benach- 
barten trigonometrisch bestimmten Bergspitzen erschien mir als Grundlage 
für den Mittelpunkt eines Beobachtungssystems zu unsicher, zumal die 
Messungen auf verschiedenen Punkten etwas zu stark abweichende Resultate 
ergaben.>) 


a 1) Blätter des Vereines für Naturkunde zu Pressburg. VIIL Jahrgang, pag. 
4 und 10. 

2) Schmid gibt in seinem Lehrbuch der Meteorologie, p. 720, die Seehöhe 
von Leutschau mit 1015 Par.-Fuss (= 1043 Wr.-Fuss) an, welche Angabe wohl 
den Jahrbüchern der k. k. Centralanstalt für Meteorologie entnommen ist, wo Kreil 
im V. Bande die Seehöhe mit 1692 Toisen (= 1043 Wr.-Fuss) angibt. Im I. Bande 
dieses Jahrbuches ist die Seehöhe mit 291 Toisen (= 1794 Wr.-Fuss), in den 
Uebersichten der Centralanstalt für 1859 mit 272 (= 1675 Wr.Fuss) angegeben. 
Kornhuber fand aus einer Beobachtung im Juli 1856 mit Zugrundelegung der See- 
höhe von Pressburg 1744 Fuss (Blätter des Vereins für" Naturkunde in Pressburg. 
Band I), F. Fuchs berechnete 1803 Wr.-Fuss. 

3) Die nächsten Punkte, welche trigonometrisch gemessen wurden, und die 
ich an Barometermessungen vergleichen konnte, sind das Gehohl, der Krivan, der 
Knollaberg, der Buchwald und der Königsberg. Im nachfolgenden: Verzeichnisse 
gebe ich die Vergleichung der daselbst ermittelten Zahlen mit den früheren Messungen. 


Jahrbuch der k. k. geologische Reichsanstalt. 186%. 18. Band, 1. Heft. 


58 Karl Rothe. [2 


Es blieb nur übrig, die Höhenbestimmung von Leutschau mit Zu- 
orundelegung der täglichen Aufzeichnungen auszuführen, welche ich im 
October 1860 mit Hilfe eines genauen Heberbarometers von Kapeller be- 
sonnen und die seitdem von Herrn med. Doctor Aug. Hlavacsek dreimal 
täglich in ununterbrochener Reihe fortgesetzt wurden. Diese Beobachtungs- 
reihe umfasst nun 6 Jahre, eine hinreichende Zeit, um darauf eine genaue 
Berechnung zu gründen. 

Leider konnten die täslichen Aufzeichnungen am Barometer, sowie 
die correspondirenden Beobachtungen nicht sämmtlich in demselben Locale 
angestellt werden. Sowohl ich, als mein Nachfolger waren genöthigt, den 
Standort des Barometers zu ändern. Da auch noch andere Freunde in ihren 
Wohnungen Barometer zu correspondirenden Beobachtungen mit den meini- 
gen vergleichbar aufhängen wollten, suchte ich mir vorerst über die Höhen- 
verschiedenheiten der Stadt Leutschau Klarheit zu verschaffen und unter- 
nahm zu dem Zwecke mit Herrn Comitats-Ingenieur G. Scholz ein genaues 
Nivellement der Stadt. Dies ergab, dass das Pflaster am Comitatshause der 
höchste Punkt der Stadt ist, und aus dem Höhenunterschied der gemessenen 
Punkte liess sich mit Hilfe der Gaussischen Formel die Beobachtung an 
irgend einem der verschiedenen Barometer auf ein anderes beziehen. Es um- 
fasste in allen Theilen der Stadt 44 Punkte und ergab hierbei den sehr ge- 
ringen Fehler von drei Zoll bei der Rückkehr zum Ausgangspunkt. Die 
wichtigsten Punkte dieser Nivellirung, insbesondere diejenigen, welche bei 
den Barometerbeobachtungen gebraucht wurden, sind in der folgenden Zu- 
stammenstellung enthalten 


Tabelle i. Nivellement der Stadt Leutschau. 


Barometer-Korrektion auf 
Korrektur au den: 


das Pflaster Normalstand 
am Comitats-[Nullpunkt am Aus) Bar 2. Bl 

hause Comitats- en ale 
Wr.-Fuss hause Hlavacsek 


G er. m. e.s.sie,n,e,. .‚Pm:n k.tie 


1. Strassenpflaster unter dem Balkon 
'am Comitatshause, als höchster 
Punkt der Stadt k 
2. Obere Fläche des Wasserbeckens am 
Komitstshanwen see 
3. Promenadeplatz, Ecke des Casino- 
PEDAUTER. TE ae POERe 
4. Wohnung des Herrn Ingenieurs Fr. 
Fuchs, am Oberring 577, Pflaster 


am Thor „OST. IR 
Standort des Barömaterk daselbst im 
erste DIıStiockt.1.m, Yyaalerondah, 


5. Ecke des Hauses von Herrn Vietor 
Justus, am'Ring 574... . 
6. Haus des Hrn. Georg any 
Fleischergasse 598 . 
Standort meines Barofastäls daselbst, 
ebener Erde, vom Mai 1861 bis 
Ende August 1862 . k ; 
7. Bräuhaus, Fleischergasse 393 . 
8:0berthöor.hmyialdong uf. „Bd 


[3] 4 Höhenmessungen in Oberungarn. 59 


Tabelle I. Nivellement der Stadt Leutschau, 
(Fortsetzung.) 


FRSEENSeSE Eee Ben mm MET TCBOSES TEE ES OBBE RS Paaren DIS SO EEE une, 
Barometer Korrektion auf 
den: 


Normalstand 
des Barome- 
ters von Dr. 
Hlavacsek 


Korrektur auf 
das Pflaster 
am Comitats-[Nullpunkt am 
hause Comitats- 

Wr.-Fuss hause 


Gıeemessene Punkte 


9. Haus des Herrn Probstner, vor 


der Stadt 205 2 nd ET 731 
10. Mittelthor, äussere Ecke gegen 
denıRniedhöf' zur. PN DHIIDIO INT, 83-1 
11.Andahazischer Meierhof ... 111°8 
12. Unteres Thor, Ecke der Neugasse 100-1 
13.Haus des Herrn Hendel, Hoch- 
ra a 43:6 
| Standort meines Barometers daselbst 
ı im ersten Stock, von October 
1860 bis Ende April 1861 31:0 — 038 — 018 
14. Haus des Herrn Wagner am Unter- 
RP ERROR DO EN SAN 19-9 
15. Haus des Herrn Andreas Scholz, 
Klostergasae] wti-mumn.dLınn h ame. 32 
16. Haus des Herrn Kaufmann Bartsch 
SelUnterrIne iO. a. 0. er 71 
Standort des Barometers daselbst 
im ersten Stock (Herr Director 
Söhmheitty . Jso1d as339 Am Bi: — 5) 0:06 0:26 
17. Haus der Frau Bossniach am 
ee a 6°2 
Standort des Barometersim ersten 
Stock (Herr Director Schubert) — 2.0 0:02 0:22 
18. Haus des Hrn. Aug. Hlavacsek, 
Spitalgasse 616, Beobachter der me- | 
teorologischen Station. 
Standort des Barometers zu ebener 
Erde=. NILW. UN, IND TRHIRM 278 — 0:34 —- 0.14 
Standort des Barometers im er- 
sten Stock, als Normalstand 
16-1 --0:20 ° 0:00 


BHEEHOMMEN . - beyanreı m; ugfh ya 


Der letztere Punkt war beim Nivelliren übergangen, daher wurde seine 
Differenz barometrisch bestimmt. Als Grundlage diente die Vergleichung 
viermonatlicher Aufzeichnungen zu drei Tagesstunden, des Herın Direktor 
Schubert in seiner Wohnung (Punkt 17) mit den Beobachtungen des 
Herrn Dr. Hlavacsek. 


Bei der Schwankung im Barometerstand von 305— 325 Pariserlinien 
für die vorkommenden geringen Höhenunterschiede ist die Korrektur so 
gleichförmig, dass man eine für jede Barometerhöhe gültige Korrektur aus 
dem mittleren Stande von 315 Pariserlinien berechnen kann, die auch bei 
den wechselnden Temperaturen von —5° und + 15°R. nur unerheblich 
sich ändert, also einfach proportional dem Höhenunterschiede genommen 
werden darf, wie sich aus folgender Zusammenstellung ergibt $ 


60 Karl Rothe. [4] 


Tabelle II. Korrektur des Barometerstandes auf andere Höhen für Leut- 
schau. 


(Mittlerer Luftdruck!) = 315 Pariserlinien.) 


Et  ARUMR 0:07]0 09501050 1240-13 
+15 R .. 0.20... [0.0150 02]0 0410 05[0 06]0 070 : 08]0 : 1010: 11f0-12 


Die aus den Beobachtungen der meteorologischen Station unmittelbar 
entnommenen Barometerstandmittel für die Zeitabschnitte der Beobach- 
tung mitzutheilen, dürfte, wenn auch der Standort des Barometers einigemal 
wechselte, überflüssig sein. Ich will nur bemerken, zu welchen Zeiten ein 
Wechsel eintrat, und welche Korrektur für die einzelnen Monate je nach 
dem verschiedenen Aufhängepunkt des Instrumentes sich nöthig machte. 
(Siehe Tab. I). 

Vom October 1860 bis Ende April 1861 beobachtete ich in meiner 
Wohnung bei Herrn Hendel, welche gegen den angenommenen Normal- 
stand 149 Wr.-Fuss tiefer liegt, also eine Aenderung im Barometerstand 
um — 018 Pariserlinien bedingte. Von da bis Ende August 1862 beob- 
achtete ich im Hause des Herrn Czebänyi (Differenz 4°9 Fuss; Correktur — 
0:06 Linien.) Herr Dr. Hlavacsek beobachtete im eigenen Hause bis jetzt 
und zwar im September und October 1862 im ersten Stock, welcher Stand- 
ort als Normalstand des Barometers angenommen wurde, da es der später 
bleibende Standort geblieben ist. Nur in den Monaten November 1862 bis 
Ende Mai 1863 und Jänner bis Mai 1864 hing das Instrument zu ebener 
Erde. (Diff. 11°/, Fuss, Corr. — 014 Linien.) 

Die benützten Barometer waren sämmtlich Heberbarometer von Ka- 
peller. Von Anfang bis Ende November 1862 wurde dasInstrument Nr. 618 
benützt, dessen Korrektur auf das Normalbarometer zu Wien = — 012 
Linien beträgt. Später wurde ein Instrument benützt, dessen Korrektur 
gegen jenes = + 0'27 Linien, was also auf das Normalbarometer eine Kor- 
rektur von + 015 Linien bedingt. Mit Berücksichtigung dieser verschie- 
denen Korrekturen wurden nun die Beobachtungen auf den Standort des 
Barometers im ersten Stock des Hauses von Dr. Hlavacsek, 16 Fuss tie- 
fer, als der höchste Punkt der Stadt berechnet Um mich von der Richtig- 
keit der Beobachtungsreihe zu überzeugen, verglich ich die erhaltenen Mo- 
natsmittel mit denen anderer Orte, insbesondere mit Wien, Käsmark und 
Pressburg, wobei ich nur unbedeutende Abweichungen in den Differenzen 
der Barometerstände der verglichenen Orte fand, wie sie bei solchen stets 
vorkommen. Weit geringer sind natürlich die Differenzen in den Jahres- 
mitteln, wie sich aus der hier folgenden Zusammenstellung ergibt. 


1) Als selbstverstän@lich ist unter Luftdruck hier stets der auf den Null- 
punkt des Thermometers reducirte Barometerstand zu nehmen, sowie auch die 
Korrektur auf das Normalbarometer der Centralanstalt zu Wien stets angebracht 
wurde. 


[5] Höhenmessungen in Oberungarn. 61 


Tabelle IH. Jahresmittel des Luftdruckes zu Leutschau, nebst den Differen- 
zen gegen andere Orte. 


| 1861 | 1862 | 1863 1864 | 1865 | 1866 |pitteı 


315-57][315 69[315 :99][315 -62[315 -90[315 - 701315 e 
2.491 2501| 2.65] 2783| — 
13-67] 13-88] 1423| 14-09] 13:77 
14-41] 1457| 1461| 14-19] 14-21 
Pressburg|— 16:53[ 16:24] 16-35] 16:27] 1601| 16:03 
Debreczini— 16'741] 16:37] 16:62] 16°48| 16-09] 16-15 
17051 1702| 1707| 1691| 16:70 


Von diesen Orten wurde Käsmark gewählt, wegen seiner Nähe und 
ähnlichen Lage, die andern als meteorologische Stationen mit genauen Beob- 
achtungen, welche Leutschau in einem weiten Ring umgeben. Sie lieferten 
zugleich Anhaltspunkte zur Berechnung der Seehöhe von Leutschau, und 
stellte ich die benutzten Daten mit der darauf gegründeten Berechnung in 
folgender Uebersicht zusammen. 


Tabelle IV. Berechnung der Seehöhe von Leutschau durch Vergleichung 
von Barometerständen nach der Gaussischen Formel. 


Absolute Höhe von 


Luftdruck | Wärme Höhen- Leutschau 


unterschied 
gegen | Standort | Pflaster 

Mittel Mittel $ Leutschan des am Üomi- 

Barometers | tatshause 


Seehöhe | Par.-Lin. $ Reaumur 


beutschau... .1 — 315:74 | 576 — — 

Basmark...... 1978-5 | 31319 | 4:84 |— 210°3| 1768:2 | 17843 
Krakau. ......]| 682-5 | 329-47 | 626 [+1107:8| 1790:3 | 1806-4 
Wien... ... 20.14.6147 1 330-211. 7-84 1.4.1166-8| 1784-5 | 1800-6 
Pressburg . . ... .| 465-5 | 33198 | 8-28 |+1311-7| 1777-2 | 1793-3 
Debreezin .:... .| 401:9 | 332-165 | 8-71 |+4324-7] 1726-6 | 1742-7 
a 0, tennis 4044 | 33273 | 8:96 |+1373-0| 17774 | 1793-5 


Von den erhaltenen Zahlen der letzten Columne weicht die für Debre- 
czin erhaltene soweit ab, dass man zu der Annahme berechtigt ist, es müsse 
die Seehöhe dieses Ortes nicht ganz genau bestimmt sein. Die Vergleichung 
mit den übrigen Orten liefert Zahlen von befriedigender Uebereinstimmung, 
doch dürfte es nicht gerathen sein, als Seehöhe für Leutschau ein Mittel aus 
ihnen zu nehmen. Sie mögen nur als annähernde Controllbestimmungen für 
die anzunehmende Seehöhe gelten. Als wirkliche Seehöhe für Leutschau 
nehme ich einfach die aus der Vergleichung mit Wien entnommene Zahl. 
Es wird dies um so mehr geboten, da ja die Höhen der andern Punkte eben- 
falls erst durch Vergleichung mit Wien erhalten wurden. Ich nehme mithin 
in runder Zahl für den höchsten Punkt von Leutschau als Seehöhe die 
Zahl 1800 Wr.-Fuss. 


62 Karl Rothe. [6] 


Auf diese Zahl beziehe ich nun die im Folgenden mitzutheilenden 
Höhenmessungen. Die correspondirenden Beobachtungen verdanke ich der 
Güte mehrerer Freunde in Leutschau, insbesondere des Herrn Gymnasial- 
directorsW.Schubert, der auch einige von den Höhenmessungen ausführte, 
die icb mit den meinen hier aufführe und dem ich noch überdiess sehr zu 
Dank verpflichtet bin für die Erlaubniss, von seinen Barometern eines 
durch eine Reihe von Jahren fortwährend benutzen zu können. Einige corre- 
spondirende Beobachtungen notirte Herr Civilingenieur F. Fuchs, andere 
Herr med. Dr. A. Hlavacsek, welchen Herren sämmtlich ich hier meinen 
herzlichen Dank ausspreche. Die Beobachtungen zu Leutschau wurden 
während der Excursionen mehrmals täglich noch ausser der gewöhnlichen 
Beobachtungszeit notirt, so dass man für die Interpolation nur kleine Zwi- 
schenräume zu berücksichtigen hatte. Wegen der verschiedenen Lage der 
Wohnungen meiner Freunde benützte ich noch die in Tabelle I. enthaltenen 
Korrekturen, wie aus der nun folgenden Uebersicht meiner Höhenmessungen 
ersichtlicht ist. 

Einzelne gelegentliche Beobachtungen über Quellentemperaturen, über 
besondere Umstände bei den Messungen und anderes füge ich als Anmer- 
kung bei. Es ist wohl kaum nöthig, darauf hinzuweisen, dass die Barometer 
vor und nach den Excursionen öfter verglichen wurden, sowie dass auf den 
Excursionen selbst die möglichste Sorgfalt angewendet wurde, Fehlerquellen 
auszuschliessen. Die gebrauchten Abkürzungen sind wohl ohne Erklärung 
verständlich. Bei der Anordnung bin ich von Leutschau ausgegangen und 
nach den verschiedenen Richtungen wie bei den Excursionen selbst vorge- 
gangen. 


K 63 


Höhenmessungen in Oberungarın. 


Anmerkung. Die Beobachtungsjahre 1860—1865 sind in der Columne des Datums durch einfache 
Ziffern von 0—5 bezeichnet; Tag und Monat ist durch die neben der Jahreszahl stehende Bruchzahl ange- 
dentet. Von den Tageszeiten ist Vormittags durch m., Mittags dürch mi., Nachmittags-Abends durch a., 
angemerkt. 


Beobachtungs- | Leutschau | Gemessene |23 |$ |4e|32 
ee Höhe 35123132185 
Nr. Ort u ee een ai cart: == 
18 = = W.FE. 
B1806 aı Barom IThm, Barom. | Thm.|w. 7,[w. r [w. r.|tiitei 
1 |Räuberwiese . . .[11%/, | 1a. 319.39] 7.5 | 308.67] 5.9] 891 | +2| — 12693 


2 |Knöpfchen, ein Fels | 
am Wege 11%, |110.|319.38| 7.5 | 306.80] 5.8 11048] +2 | — [2850 


3 |Koller's Bienenhaus ! 11%/, | 4*5a. | 319.24| 6.6 | 313.92] 5.0 | 437 | -2 |2239 I 
1%/, |5°0a| 315.19] 6.5 | 309.75] 6.0 +2 
4 |Bad Hölle, am Tanz-| 12%/, | 6%%a, | 315.57|17.0 | 309.33]|15.0 
platz! 12°/, | 7a. | 318.57[17.0 | 309.52)14.0 |)525 
12%, |72° a.| 315.57]17.0 | 309.57|13.1 
5 |Galgenberg . ... „| 3%, | 3a. 317.10) 5.2] 314.10] 4.6|246| +2|20481) ') 
416/ ,|3?°a.| 309.08) 6.2 | 306.92] 5.0 | 228) - : |2030 
51%/, | 9 m. | 318.56] 8.2 | 315.48] 8.0|249 | ;-2 2051 
‚6 [Marienberg . . .|07/, |2?° a.| 315.10] 1.7 307.24] 3:6 |629| +5 12434] , 
337, |120mil 313.98|16.3 | 306.11|13.8 | 690 | +2 [24921 |, .) 
314/,,| 4a. | 318.82] 6.0 [311.10] 7.2 | 638) +2 2440 
5°2/, | 4a. | 319.30] 10.0 | 311.25] 9.0 1676| ; 21% 


7 \Katschelak . . . 24), |9° m.| 314.90|14.8 | 313.47116.6 | 124 | 2) — [1926 


8 Brücke u. d. Si 1:2/, [8° m.| 317.24]15.8 | 318.60) 15.8 |-117| -21 | — [1662 


platz zu Leutschau 


9 |Brücke nebhn der} | 112/, [95 m.| 317.24116.0 | 316.2817.5| 83 | ı 
Drathfabrikf] 21%/, | 3a. | 315.04|10.5 | 314.2410.8| 68 | | 


10 |Meierei auf d. Wege j| 1!%, |930 m.| 316.74116.5 | 313.13] 16.5 | 139 | ;-2 [1941 
zur Hölle}, 2'%, | 35%a. | 315.04110.0 1313.21] 99 | 154) --2 


ars bezeich-)| 1:3/, | 4 a. | 315.23] 6.7 | 296.84] 3,0 11554| --2 [3356 
net)an der Pyramide) | 1?°/, |415 a.| 315 66118 5 | 297.64 15.011608] -6 13402 


12 Gehohl, zweite Ip) 110/, 135 a.| 319.26] 7.0 | 300.101 4.8)1609| +2 |3407 


11 |Gehohi (als Beni 110/, | 3a. | 319.26) 7.0 [300.84 3.1 1538| -2 mis ‘) 
2 
waldete Spitze | 


1'13,, 13% a.| 315.24] 7.0 | 296.27| 3.5 2 ollarnal\'dass 

113, |a202.|315.19| 6.2 [296 21) 3.1] 1607| H2 13408 

12%, | 4a. | 315.66,18.5 | 297.23|15.0 [1646| -6 |3452 
| 3) 
13 KBuRndorf, Pfarrhaus | 11%), |11-3] 316.73|18.0 |310.49|16.2| 545 | -21 | — 12324 
) 


14 |Burgerhof ..... .|2”,| 3a |317.61|-4.0 | 306 17|-7.0 [900 | -21 | — |2679 
15 Berg Horbi . . . |112/, |102%m,| 316.74|17.0 | 309.67|17.9 | 618 | +2 | — [2420 


1) Beobachtet von Herrn Direktor Schubert. > Beobachtet von Herrn Direktor Schubert. 
3) !/, Meile von Leutschau. %) Trigonometrische M essung — 3372‘. ®) Mittel aus 5 Beobachtungen. #) Be- 
obachtet von Herrn Direktor Schubert, 


64 


Nr. 


46 


29 
30 


Beobachtungs | 
Ort Datum-]| < 

v. 1816| = 

b.1865 | 2 


Höchster Punkt auf! 
dem Wegen.Toriskaf 
Toriska, Kirchthor | 1'!°/, 


Toriska, Forsthaus | 11?/, 


Lavada 


11, 


Gorg an der Strassef 0?” ,, 


19/1 
11%, 
0?7/,, 


Kirchdrauf, Wirths-) 0°7/, 
haus n. d. Kirche(f 1!°,, 


h N 128) 
Kirchdrauf, Kafl ech. Fe 
/8 
Zips. Schloss höch- 119, 
ster Punkt des Hofes) /6 


Zipser Schloss, aml| j10, 
Hofthor re 


Drevenik, erst. Gipfelf 11°/, 

H letzt: „ 129% 
(vom Schlosse aus) 
Wallendorf ,"° 41% 098 
2 


Dobra-volya 7 


Krompach, Eisenwerk en, 


1) Gewitter mit Regen. 
2) 10 Beobachtungen. 


1 12/, |11t5m. 


3. 
ö 18. 
.| 317.10|11. 
6 20 
. 317, 06112. 


| Leutschau 


Barom. IThm, 


316.74117.3 


-1 316.67116 7 
.| 316.65]16.6 


316.64|16.0 


.| 316.62]15.0 


316.61|14.6 


‚| 316.61|13.6 
.[313.00[-0.5 


316.73|19.0 


‚| 316.66|19.5 
.| 312.95]-2.5 
.| 312.80|-0.8 


316.49119.0 


.| 315.20]22.0 
.| 317.48] 18.0 


.| 316.78}19.0 


316.78[19.0 


.| 316.78/19.0 


316.78] 19.0 


.| 312.64] 0.8 


314.80|24.0 
314.90]24.0 


321.23|-0.4 


314.52]21.0 
315.31|12.3 


.| 316.84113.0 


317.0411 
316.50 


8 
9 
8 
316.89]20 0 
6 
0 


317.38119. 


Gemessene | 


Höhe 


Barom. | Thm 


= Differenz 


I d. Höheu 


303.78/14 6 11139 


308.47115.8 | 716 


308.26]16.0 
307.98114.0 
308.00113.8 
308.00]12,4 
307.32112,0 


317.53] 4,0 
320.30 19.6 


319.69/99.2 
317.594 6 


318.78|_9 
321.87 5 0 


320.08199.0 
323.03]18.0 


314 54119.0 


315.64)19.0 


315.39] 17.5 
315.36]19.0 


320.40|-0.4 
321.55]24.0 
321.00|24.0 


319.97| 1.2 
320.25121.8 


323.44|12.2 |- 


324.89114.0 
325.38|11.5 


324.57|18.9 | - 


325.00[11.0 


324 70|20.0 | - 


325 33111.4 


-689 


325.39118.8 | -689 


3Correc- 
4 tur 


2941 


2518 
on) 
2546 


— [2602 


1442 


1425 | 1468| 


1524 


1437 


1330 
1366 


19911] 


— [1894 


1916 


ee hıoıe 


1186 
1202 his 


1259 


1097 


1124 
1120 
1126 
{105 
1106 
1119 
1126 
1113 
1113 


®) 


1115 


a 
4 


rss mo m m OO a re. 
| Beobachtungs-| 7 ontschan | Gemessene | 89 |<e|32 
Zar | Höhe |s&l2#l28l|25 
O&t Datamı|- 8 2 m EHE ZE-# 
1861|) 3 m = ‚E,. 
vis] Z | Barom. \Thm.| Barom. | Tim. w.r.lw.r.lw. v.jhite 
| i 
Ladislaus, Erbstol-\] 12%,,,| 7 m. | 315.48113.3 | 321,27[13.0 | -489| +2 [1313 
len am Eingange ‘ 129,, |3%0 a.| 316.68|17.5 | 322.50)17.5 |-500| +2 1302 jascı 
[Slovinka, Kirehthür | 1?%, | 8 m. |315.54113.4 | 321.03113.0 [-464| +2 | — |1338 
Scala (bei Slovinka)f 1?°/, 110 m.| 316.03)14.2 | 300.32]12.0 11372] +2 | — |3174 
7 Ay 
Kapelle im Thal zwi- 1 
schen der Scala u.d.!f 12%, | 3 a. | 316.67117.9 | 321.46117.0 | -416| +2 | — |1386 
Kalmusgebirge 
Kalmus, höchst. Gipf.| 12%, |1 mi. | 316.50]17.5 | 303.75)16.2 11125] +2] — |2927 
Kalmus , Einsatte-) ‚ 450 ; ” Irre 
ESP & URJERE pa aa al A a LES Ira 2543 
Kalmus, zweit. Gipfelf 12%, |22° a.] 316.53[18.0 | 396.21|14.0 | 208] +2 | — [2710 
Aurelia, Pochwerk . | 129, |42° a.| 316.69|16.7 | 322.87117.0 |-554| +2 | — [1248 
?) 
9 [Kalyava,oberesDori\ | (0, 14055n.1317.09116.0 | 317.22]16.0 111.0] +2 | — |1791 
ende 4 
Kalyava, Anhöhe . 5 EN \ 
en. Doriest 130, [1013| 317.13]16.2 | 316.40116.0 | 63] +2 1365 
3 
Szlatvina....... . 4314, |9-111.1 317.27|17.4 |. 321.71119.9 |-389| +2] — [1413 
2 [Szlubiza, Gipfel . 131/, |1 mi. | 317.12]21.6 | 297.44|20.0 11767| +2 | — 13569 
3 |Szlubiza, letzte Höhe n ds ld trgledual N 
De Oleera Kira A 131/, | 23°a.| 317.00122.2 | 306.01|22.0 | 990) +2 279% 
Richnau, Brücke ne-: ; ; moal ,o| —_ re 
der Kilehe | 131/, | 4 a. | 316.89|21.0 | 325.33]21.0 |-733] + er 1169 
> Untere Meierei am | 222/, 7 m. | 314.66| 7.0] 318.67] 8.3 |-332] +2 1470|) = 
Wege 'n. Neudorf | 22”,, | 8 m. |316.20|12.0 | 320.73]12.0 -381| --2 |142: | Yıa1s 
| 5%, |2°° a.]313.90|10.0 318.06] 8.7 |-349| +2 |1453 
Palmsdorf , Brücke u x 4 SipRZ 2 
42° üb. d. Bach- Ni 222, |7°5 m.|314.62| 70|319.32| 9.8 |-390| +? 141 
Neudorf, Turnplatz | 22°/, | 8 m. | 314 58] 8.0 | 318.92]10.0 |-362| +2 | — 11440 
Hernath- 5) 
brücke auf dem Wege 2227, |1020,. 314,66| 9.2] 319,80111.2 |-430| +2 | — [1472 
nach Rosenau | 
Schmögen, ob. Endel 222/, |8°;:m.| 314 51| 8.0] 318.03]10.0 |-294| +2 | — [1508 
Höhe zw. Neudorf u. i % 
Hutta, durch einyf 27/, ı 175 m.| 317.14|13.0 | 320.87|15.8 [-316| -6 | — 1478 
Thürmchenbezeichn. 


1) Es fliesst 30’ tiefer ein Bach. 


beobachtet. ?) 20’ über dem Wasserspiegel. 


2) StarkerWestwind. 3) 3 Beobachtungen. 


%) Von Herru Dir. Schubert 


9 


66 [10] 


B obi ht 5- S [ = u 
et | LDentschan a B 5 SICH 25 
Nr Ort Datım| g | | 1 |E8 54 25 |S 
.18 = Ar O W, F. 
v. 1668) 2 Baron. | Thm. Barom. | Thm. W.ELW.eW.r Witten) 
50 |Iglo Hutta, Wirthsh. | 22°/, [1001| 314.69|10.2 | 315.82]12.0 |-101| +2 [1701 
zur Johannisnütte (| 223/, | 6 a. |314.16|10.0 | 314.54l11.1 | -32| -21 yrazlı ır2a 
51 |Iglo Hutta, Wirths-I| 37 5 . 
ee ahslis ' 27/, |8 m.| 317.16|13.1 | 318.27|16.9 | -95| -6 | — [1699 
52 Sr 222/, |12 mil 314.72]10.2 | 305.44] 9.2 | 792] +2 12594 v & 
” 923 & ; 
(Grube Otto) ı222/, | 5 a. |314.10111.0 | 304.32|10.8| 842| +2 |2644 
53 [Greinarberg, Kreuz‘ | : 
am höchsten Punktel| 22%/, |2 a. |314.72]13.2 | 298.23] 9.2 1398| +2 |3200|}, 
der Strasse zwischen( | 223/, | 9 m. | 314.31|10.0 | 297.66| 9.0 |1439] +2 |3241|f °*%9 
Gr.- und Kl.-Hniletz) 
\ 2 
54 |Knollaberg, Signal . | 2*°/, | 3—4 | 314 63]13.0 | 289.64] 7.0 12194] +2] — 3996| 
55 IGross-Hniletz . . . | 2?2/, |6-9 a.| 314.70|10.0 | 311.42] 8.9 | 277| -; 2 ]2079|ı ®) 
223), |6-8m} 314,39] 8.0 | 311.17| 6.5 | 269| +2 207 1|j207 
i i 4 
56 |Stangenberg. Gipfel | 2°3/, [1 mi. |314.05] 11.2] 300.58| 9.6 1164| +2 | — [2966 
57 |Rostockerth. a. Mar- E 
KunGbrielistollen | 2, |2 a. |313.84|11.5 | 308.40]12,0 | 460] +2 | — 12262 
58 |K1.-Hniletz, Wirthsh.| 2%/, [4 a.|313.52|12.7 | 305.#7|11.0 | 65e| +2] — |2458 


NB. Daneben wurde noch am Eingange verschiedener Gruben gemessen, und zwar: 
Anna = 2825‘; Emilia = 2717'; Unterer Martinistollen = 2626’; Oberer 
Martinistollen = 2870’; Rinnengangberg am Kupferschacht = 2823‘. 


59 jMarksdorf, unterest] 
Ende des Dorfes 1] 274 19°" m.| 316.10 16.0|322.42]16.0 |-540| +2] — |1262 
60 |Marksdorf, oberes 


| 
| 
Ende, Wirthshaus 


227/, 16%5 a.| 315.36115.0 | 320.53]15.0 |-441] +2 | — 11361 


Haskesirdiekleenäth ‚2?7/, |10 m.| 316.00|16.0 | 322.29|16.8 |-538| +2] — [1264 


61 ae a 
62 |Kotterbach. Jägerh. | |2?”/, |10°0m.| 315.90]18.0 | 318.85]20.0 |-257| +2 | — [154 
63 [Untere Josephigrube 1977, 12 mi.| 315.»9]18.1 | 310.65|18.4| 452] +2 | — [2254 


64 |Am Buchwald-Signall 27/, |ı--3 a.| 315.65]21.4 | 296.06]17.8 [1776| +2| — [3578 


65 |Bovacs, Ende gegen . 9a| « 
Hoktelbach 8 227/, 142° a.| 315.53| 20% 309.33] 20| 551] +2] — 2353] 


66|Grube Heiliggeist\f ” 
: ‚2°7],|4° a.| 315.50]15.8 | 312.31]15.8] 277| +2] — |207011 


67 \Kotterbach. Vereini- 


ek Thaler, ‚2277, |525 „| 315.44|15.0 | 318.88115.0 |-294| +2 | — 1508 


1) Von hier ein Fussweg auf den Knollaberg. ?) Trig. Messung — 3946’. 3) Je 3 Beobachtungen. 
*) Ausbeissen des Erzganges. 5) Trig. Mass — 3550. 


11] 


67 


1) 10° oberhalb des Wassers. ?) Der‘ Sauerbrunnen zeigt 8° R, 


h - S ı do 

Baba PRO IER" Leutschau Er ne 33 5 E 2|2= 

INr. Datum| | _leE# [EP SS 55 

ni 1861 S B Th B Th As IO 5 W.EFE. 

b. 1865 22 atom. m.} Darom. m. w. E.Jw. E.|w. F.|Mittel 
63 /Donnersmarkt, ob.)| 17/, |8°°m.| 313.63|16.0 | 314.32]15.4 | -60| +2 |1742 

Ende (an einer al-)I 17/, |6° a.|312.95[18.1 | 313.68]17.1 | -64] +2 1738|) 1740 
ten Pappel) 27/5 |11%m.| 317.22]20.0 | 317.85]21.4 | -55| -611739 

69 |Donnersm., Kirche . | 27/, |12mi.| 317.22|20.0 | 317.33]20.0| -9| -6| — 11785 
70 |Donnersm., Wirths-\f 1't/, |11 m.| 315.24]14.9 | 316.28115.0 | -89| +2 1713 

haus oberh. a.Dortes) 218/, [3% m.| 315.67|14.3 | 316.77|14.2 | -94| +2 1708 [174 
71 [Widernik, Kirche . | 27/, | 2 a. | 317.19[20.0 | 315.98|19.2 | 106] -6 |1900 

| 27/, |3 a. | 317.19]20.0 | 316.15119.2] 91] -6 1asa| 1892 
17/, |10 m.| 313.40114.1 | 314.11|18.7 | -64] +2 1738 

72 |Kapsdorf, Wirthsh.‘f 17/, |5°° a.| 312.90|19.1 | 313.51/19.0 | -53| --2 |1749| 1730 
211/, | 2 mi | 314.32|19.6 | 315.42|20.0 | -97| -6 |1709 

73 |Kapsdorf a. d. Kirchef 218/, |9-10m.| 315.72|15.2 | 317.34115.9 | -139] +2 [166311663 

74 |Klasstorisko, Ruine f 17/, |1?° mil 313.10]21.8 | 306,52|17.0 | 589] +2 | — [2391 

75] dto. Quelle danebenf 1”/, |1% mil 313.10]20.7 | 306.73|19.0 | 562| +2] — |2364 

76 | dto. Berggipfel 17/,. 13° a.| 312.81]20.7 | 300.98]18.3 |1059| +2 | — |2861 
77 |Die Glatz, Waldhe-]f 211/, |11 m.| 314.85/15.6 | 300.17|15.6 |1300] -6 |3094 

gerhaus 227/, 11 m.| 317.50]18.5 | 303.11|18.5 |1280| +2 3ogal 3085 

1 

78 |Hernathbrücke, am 50 ) 
YgeR 4 17/, |[11°°n.| 313.21/20.0 | 314.57|19.8 |-120] +2 11682 

Eintritt des Flusses 7 (ges } Fisse 
aliSchlucht | 1772 a.| 312.87119.8 | 314.21 21.4 |-119| + 2 [1683 

79 |Bethlenfalu.. . . . | 2'%/, |11 m.| 315.77[15.2 | 317.54|15.2 |-152] +2| — [1650 

80 |Kastell Schawnik . | 2”/, | 4 a. | 317.2020.0 | 318.17[17.3 | -84| -6| — 11710 

81 |Schawnik, Kirchhof | 27,, |#°° a.| 317.20]20.0 | 317.17]20.0 | +3] -6 11797], 

218/, |11%0%m.| 315.80115.7 | 316.39|16.3 | -51) +2 [1751 i: 

82 |Drawez, Kirche . . 13), 2°* a.| 316.30|24.0 | 313.65|22.0 | 237) +2 2039 {anna 

218%/,| 8 m.| 315.64|13.8 | 313.53]13.0 | 215] +2 2017] °%° 

83 |Machelsdorf. unter. so P 182 

en! | 1°/, |8°° a.| 316.30[23.8 | 316.00123.0| 27] +2 18 h 

84 |St. Andräs, Sauerbr.] 1°/, |4 a. | 316.31]23.5 | 314.88[19.8 | 127) +2 | — }1929 

85 |Kissoez, Brücke . . | 1'%, |10 m.| 315.21]14.2 | 314.82]15.1) 33] +2] — |1835 

86 |Ganocz. Kirche . . | 1:1,, |10?°m.| 315.23]14.6 | 314.97|16.6 | 22] +2| — |1824 

87 |Hosselecz 1°/, |4*5 a.| 316.22|22.5 | 311.91]18.8 | 382] +2] — 2184 
88 |Teufelskopf, höchst. der} url 

ee Sei: 27/, [9 m.| 317,24]14.0 | 300.22|15.2 1495| -6| — [3289 


68 


12] 


Beobachtungs- Als 1; oe 
EEE. Aueutschäu ei Di >22 5 >: 33 
Datum | a 5 EZ SEC 
ses 5 |Barom. Thm.| Barom. |Thn. were 
1...) 27/6 112 mil 317.22]20.0 | 310.02117.6 | 6341 --6.|2428]) 
82 [onofen-Dobschau-] 247, | 91m. |313.00|13.6 307.84|18.6 | 6261 -6 12420115410 
ayanip 21%,,.|75 m.| 316.15[14.2 | 309.10]13.0 | 608] +2 [2410 
90 |Dobschau, unt. Ende] 8 FR Li f nn ter ennochg fa 
ass en (1 27, |7m. [315.41)12.0 |319.72]13.6)-364| -6 1430 
He, 211/, 112. mi| 316.05|13.0 | 320.85[17.0 +2 |1388 
91 |Dobschau, Stadth. 22°/, | 7 m. |516.75113.4 | 321.35113.4 —2 11414|\1404 
1 2°°/ | 2? mi | 316.03|21.6 | 320.49121.6 —2 11410 
92 |Dobschau, Hohofen | 2”/, |5 a. | 317.22|18.0 | 318.45|17.0 -6 11688 
2°/, | Mittel | 317.49)19 5 | 318.91 118.2 -6 1671|) 9) 
2°/. | 5m. | 316.66|12.0 | 318.02112.0 -s 16791, 
2°/, | 10 a.| 315 38] 17.0 | 316.73|14.0 -6 |1678]/'® 
210, | Mittel | 315.21/15.8 | 316.431 6.2 -6 11689) ?) 
211,, |630 m.| 345.41|10.8 | 316.80| 9.8 -6 11679 
93 |Csuntawa, höchster | 2°/, |7® m.| 316.50|17.1 | 295.19117.1 -6 1370511 
Punkt der ST 22%/, |73° a.| 316.04116.5 | 294.47 13.3 +2 1371916 ° > 
94 |Csuntawa, Wirthsh. | 2°°,, |7 a. | 316.04117.5 | 296.78|14.9 +2] — [3520 
95 |Langenberg, Was-)f 
serscheide zwischen? 2:!/, 8% m.| 315.19]14.0 | 304.8713.6 -b| — [2693 
Göllnitz und Sajo 
96 |Wasserscheide ER 2°/,. 19° m.| 316.40[ 19.0 | 301.72117.2 -6 13102 
Göllnitz und Gran || 22%, 17%5 ı.| 316.04|16.5 | 300 89|13.2 +2 z13a]j 315 
97 |Straczena, Wirthsh. 2°/, 12 mil 316.12|20.0 | 308.48[20.0 -6 12473 
2%, 15°° a,| 315.60|20.0 | 307.64117.6 -6.12500| ,.. 
21%,, |6 m.| 316.15|12.0 | 308.27|11.6 2 [2461| )*7 
227,7 |9 m.[317.60117,2 | 309.98|16.2 +3 2465 || 
Rabenstein, Hütt \ 
"auf demeeiben 4] 2% [til 316.00123.0 | 205.52]18.2 [iso] -6 | = Iaeco 
\ } a 
99 |Periodische Quelle . 2°%/, |2—4 | 315.84|23.2 | 302.91|18.9 -6.) — 12961 
100) Patzmannshütte.. . | 21%,, |8 m. | 316.15] 14.2 | 309.61114.2 +2] = 
101/Rabenseifen ... | 219/,19 m.| 316.15[16.0 | 310.23]16.0 +2| — [2317 
1102|Grenitz, E.d. Dorf. } \ 
gegend Königsberg( | 276 | 5 a |317.21|19:0 | 315.60|18.3 -6| — [1934 
103|Grenitz, M..d. Dorfes] 218/, [12 mil 315.83|17.0 | 315.08|17.0 +2| — 1867 
Gr der 21 ’ | 
fer Strassen 11 27% 18% a1 317.22]18.0 | 312.20]15.0 -s| - [2229 
1051 Vernär . . . 27/, 16° a.| 317.25[18.0 | 210.23|15.6 -6 [24061 
| 5. 2 [239516 0 


2°/, 11-2mi] 315.90] 17.4 | 309.12[15.5 


1) 5 Messungen. *) 5 Messungen. 3) 4 Beobachtungen. 


[13] 69 
Beobachtungs- Gemessene | 23 |5 | e|S 2 

Leutschau Höhen 32 |2 43|2|23 

Ort N a u Seo 2= 

) v..1861 = m R “= Anz IO W.F. 

v. 1865| 2 Barom. | Thin.| Barom. | Chin [y, £.|w. r.lw. r.laitei 


11106/Popova, höchster | | 317.37[17.0 | 300.42[12.0 11436], -6 1328011 _, 
| [Punkt der Strasse | 313.38|16.6 | 298.94] 13.2 |1495 |} ı- 21329716 °°°° 
107|Popova, Gipfel des) f 
Berges, nahe dem 315.88116.6 | 298.30]13.2 11553] +2 | — [3355 
_ _|vorigen Punkte | 
317.45115.2 | 305.61|15.2 [1033| -6 an 
| | „|317.93]12.0 | 305.56| 8.2 |1087| -6 [2881 
108|Pusta Polya . . . .| 316.30|19.0 | 305.44| 9.0 | 956) -6 [2760| 55 
\ 315 83|16.1 | 317.71|15.2 [1065| +2 |2867 
317.85[13.3 | 305.79| 8.0 [1056| +2 |294u|\ 
1109lAm spitzigen Stein, ) 
| Grenze zwisch. Dob- 316.20118.6 | 306.39[18.3 | 809) -6 | -—- |2663 
schau und Vernär ) 
ee u oa ‚[317.90|16.5 |2.7.85114.5 2709| -6| — |4503 
M1ı Gr.d. Baumwuchses, N) 
jauf d. Wege v. Pusta)| 2°/, |?3" m.| 317.95|17.4 | 285.10/13.6 [2967| -5 | — [4761 
Polya z. Königsberg 
2 
| ) 
112|Hauptqu. d. Göllnitz| 2°/, |83° m.| 317.85[18.0 | 280.84]14.0 13376] -5 | — [5170 
ai u im 2°. [915 m.| 317 80]19.0 | 276.48]14.0 [3807| -6| — |s001 
114|Königsberg, felsiger\ | 2°/, O9. 317.72120.4 | 270.75|14.2 1390] -6 [6184 ; 
fe} 18 
Gipfel 222, [2-3mi| 316.30[16.3 | 268.93| 8.0 [4387| 2 [6189]$°°°° 
115|Königsb., trig. Sig-1| 2%, |i0 m.| 317.72|20.4 |270.82|12.9 |4370| -6 |6164|, *) 
nal (Kralowa hola) || 222/, [33% mil 316.80]16.3 | 268.36] 10.0 4412) +2 6214|) 61°” 
Grenze sog” Zinmor| 2% [tt m] 312.50123.0 |272.15115.0 [a7u0] -6 | — 15563 
I Een en 28/, [12 mil 317.50]23.0 | 289.20[17.0 12595] -6| — [4389 
\ 28, |2-6 a.| 317.04]22.0 | 311.31|20.1 | 509] -6 [2303 
2%/, |6°° m | 316.04]19.0 | 308.40119.4 | 511] -6 |2305 
118]Z1: A176 i ‚2019 
ae a oho-| 2277, Is; ..314.94]17.0 | 309.35|13.0 | 488] +2 an 
Herrn  Verwalters | 27.2 | Mittel | 316.75|14.8 | 310.88] 14.5 | 507| +2 [2309| \»0s 
Senke | 22%, | Mitter| 315 38|14.3 | 309.91|12.8 | 472| +2 12274 
| 225,, | Mittel | 317.60]14.0 | 311.80|13.4 | 497] --2 |2289 
226/,|6 a. |317.88]20.8 | 312.18|18.0 | 502] +2 |2304 
22/, |2 mi | 315.37]20.2 | 311.15|17.4 | 372] +2 [2174 
near . 22, \63° m.| 316.57|10.4 | 312.26] 9.6 | 321] +2 2123120 
| 2%, |8*0m.| 316.40|19.0 | 308.41|19.4| 7us| -6 |2502|) 
0 stein... 41 2% 
ee [ a“ 317.87|18.4 | 309.78118.4| 711] 4-2 ja513]j 2505 


1) Gemessen an einer verkrüppelten Fichte, 2) Eine kleinere Quelle noch etwa 30' höher. 3) Trigo- 


nometrische Messung = 6144. 


70 [14] 
PERS" Leutschau Gemessene 58 2,@elE2 
Höhe :< 1 312518 
Nr. Ort Datum | S | ——— | —  £# 15 F a | 
oz Baron. | Thm. Barom. |Thn. Ka = Elw. 8. NER 

121lTelgart , Wirthsh.}| 2%, |9 m. |316.36|19.4 |305.25l18.8| 980] -6 |2783 
im oberen Dorfe | 22s/.|8 a. |317.87]18.0 | 306,66|16.0 | 984] +2 |2786|f ?7°5 
i22/Quelle der Gran .| 2°/, |9% m.| 316.40]19.4 | 303.68118.8 [1135| -6 | — [2929 
123/Baumgrenze, ober- || yuı, Igsom |316.r0l12.0 I282.00| 72 koss| +2 | _ Ira 

halb Pehorella | / a le aa Imeieı MC a ie 
124|Nocheine 12‘h.Fichte| 25%, |10 m.| 316.75[12.0 | 280.53! 8,0 3219| +2 | — |so21 

D} » 

” Die Fichte 1108 221, |10:,.|316.75[12.0 | 278.55] 8.0 [3407| +2] — 5209 
126lAdlerspitze . . . . | 22% |12 mil 316.80|14.0 | 272.47 l11.0 12043] +2] — |s84$ 
n ee s1,, [350 „.|316.80| 16,0 | 276.10110.0 [3697| +2| — [5499 
u E 2%/, | 4 a. [316.80|16.0 | 281.81l11.4 Is157) +2] — [4959 
129/Sumjär, Wirthshausl 22/, |6-7 a.| 316.80114.0 | 305.46112.3 | osıl +2 | — |ar83 
130|Murany, Schlossruinef 225/? I14-ı mi] 317.35}16.0 | 304.18/13.3 1148] +2 | — [2950 
a or 25,, [22° mil 317.50|17.4 | 307.56l15.5 | 860] +2 | — |eerı 

132|Meisrei zwisch. Mu-}| 92, | 3 „, | 317.50[17.4 | 306-36|14.0 | 973] +2| — 


rany und Zlatno 


!) Meist schon strauchartige Bäume. 


2775 


V. Beiträge zur Kenntniss der geologischen Verhält- 
nisse der Umgegend von Raibl und Kaltwasser. 


Von D. Stur. 


Mit einer geologischen Karte und mehreren Durchschnitten. (Taf. I. u. I.) 


(Vorgelegt in der Sitzung am 4. Februar 1868.) 


So oft ich an irgend eine noch so kleine, die Gliederung unserer Trias- 
gebilde betreffende Arbeit schreite, erinnere ich mich stets dankbar und mit 
vielem Vergnügen an die im Sommer 1865 ausgeführte Reise in die angrän- 
zenden deutschen Länder, während welcher ich vielfach Gelegenheit hatte, 
unter andern Studien, auch mehrere die Feststellung des Horizontes unseres 
Lunzersandsteins bestimmende Daten, insbesondere zu Basel, Stuttgart und 
Würzburg zu sammeln. 

Die örtlich so verschiedene und mannigfaltige Entwicklung unserer 
Trias bringt es mit sich, dass nur in einem sehr kleinen Theile unseres Ge- 
bietes der Lunzersandstein vorhanden ist: in den nordöstlichen Alpen. An vielen 
anderen Punkten ist dieser Horizont wegen etwas abweichender Entwicklung 
nur schwierig nachzuweisen und sicherzustellen, oder er fehlt als solcher 
ganz, und es treten an seiner Stelle Ablagerungen auf, die petrographisch und 
in Bezug auf Führung von Versteinerungen gänzlich verschieden sind. So 
grosse Hilfe daher wohl der Horizont des Lunzersandsteins bei der Gliede- 
rung der alpinen Trias und der Vergleichung dieser mit ausseralpinen Trias- 
gebilden leistet, ist doch das Gebiet desselben verhältnissmässig so klein, 
dass der Wunsch, diesen Horizont auch für andere Gegenden auszubeuten, 
sehr natürlich erscheint. In dieser Richtung hat man wohl das Hangende des 
Lunzersandsteins zunächst als werthvoll erkannt. Ich habe vorzüglich auf 
die Liegendschichten des Lunzersandsteins meine Hoffnung gestellt, weil die- 
selben bei ganz gleicher petrographischer Entwicklung in den Südalpen so- 
wohl, als in den Nordalpen, als Wengerschiefer auftreten und dieselben Pe- 
trefacten führen — und überdiess an den Orten der verschiedensten Entwick- 
lung unserer Trias wie in St. Cassian, zu Raibl und auch in den nordöstlichen 
Kalkalpen vorhanden sind. 

Der innige Zusammenhang der Wengerschiefer mit den weiter im Lie- 
genden vorkommenden Reiflingerkalken, deren Ammonitenfauna ebenfalls 
im Norden und Süden der Centralkette erwiesen ist, das Mitvorkommen der 
Retzia trigonella in den Reiflingerkalken, wie aus der schönen Suite der 
Reiflingerkalke im Züricher-Museum hervorgeht — hat die Wichtigkeit 
des Horizontes von Wengen nur noch vermehrt. n 


12 D. Stur. [2] 


Es war daher natürlich, dass ich nach meiner Rückkehr von der Reise 
sehnlich wünschte, auch das mir bis dahin noch nicht näher bekannt gewe- 
sene Raibl zu sehen. Herr Hotrath Ritter v. Haidinger, damals Direk- 
tor unserer Anstalt, wusste die nöthigen Mittel herbeizuschaffen und ich 
ging mit frohem Muthe neuen Studien entgegen: über das Hangende des 
Lunzersandsteins, die Raiblerschichten und über das Liegende desselben, den 
Wengerschiefer von Raibl, welche beide hier einen Reichthum an Fossilien 
darbieten, wie an keiner andern Stelle. 


Da schon. damals die zwei verschiedenen Niveaux: der: Myophoria 
Kefersteini und der Corbula Rosthorni, durch Bergrath Fötterle festge- 
stellt waren, ans dem Wengerschiefer ein prachtvolles Material in unserem 
Museum vorlag, konnten es nicht die stratigraphischen Verhältnisse allein 
sein, die meine ganze Aufmerksamkeit in’ Anspruch nahmen. Allerdings 
waren die Faunen der ersterwähnten zwei Horizonte nicht mit wünschens- 
werther Genauigkeit getrennt worden, und lagen insbesondere über die, 
zwischen dem Wengerschiefer und den Raiblerschichten gelagerten Schichten 
keine eingehenderen Daten vor. Was mich nebstdem insbesondere interes- 
sirte, war vorzüglich das Lagerungsverhältniss des Wengerschiefers zu 
dem erzführenden Kalke von Raibl, “ind ferner das des erzführenden Kalkes 
zu jenen Gebilden, die als schwarze Kalke und Werfenerschiefer nördlich 
von Kaltwasser angegeben wurden. 


Ich konnte nämlich die palaeontologischen Daten über den Wenger- 
schiefer von Raibl nicht in Einklang bringen mit den Daten über dessen 
Lagerungsverhältnisse zum erzführenden Kalke des Königsberges. Es war 
mir damals schon klar, dass nach den Angaben von v. Richthofen’s aus 
der Umgegend von St. Cassian, unter dem Wengerschiefer kein so mäch- 
tiges Kalklager zu erwarten sei, wie das des erzführenden Kalkes von Raibl, 
welches von älteren Beobachtern auf 1800 Klafter Mächtigkeit geschätzt 
wurde, und dass somit auch hier eine Täuschung vorliegen müsse, wie die es 
war, welche die Gosaugebilde in der neuen Welt als älter erscheinen liess als 
den Alpenkalk, wie jene Lagerung bei Lienz, welche den Glimmerschiefer 
von den Adnetherschichten und Fleckenmergeln unterlagert darstellt und 
andere, ohne dass desswegen die unterlagernden Schichten auch in der That 
älter wären als die überlagerten. 

Es kostet keine besondere Mühe über die stratigraphischen Verhält- 
nisse der Umgegend von Raibl in kürzester Zeit hinreichende Klarheit zu 
erlangen — man hat eben Aufschlüsse ganzer Gehänge und Gebirgsrücken, 
nackt vor sich. Auch gelingt es. insbesondere, wenn auf den Hauptpunkten 
lange nicht gesammelt worden war, ein Material aus jeder einzelnen Schichte 
bald zusammzutragen, welches ‚hinreicht, die Fauna derselben ganz ein- 
gehend zu gliedern, denn das vauhe Klima der Gegend erhält die Aufschlüsse 
stets offen und nagt beständig an ihnen. Doch überzeugt man sich sehr bald, 
dass eben in Bezug auf die Lagerungsverhältnisse der grossen Gruppen, die 
Aufschlüsse bei Raibl selbst nicht hinreichen um vollständige Klarheit zu 
bieten. Obwohlbeladen mit einer Sammlung von Petrefacten, die manches Neue 
enthielt und vereinigt mit der alten Sammlung, gewiss eine derschönsten und 
vollständigsten über Raibl ist, kehrte ich doch unbefriedigt am 15. September 
von Raibl zurück, nachdem ich die Tage vom 7.—13. September 1865 zu Ex- 
cursionen daselbst verwendet hatte,stets‘die Hoffnung nährend, wieder nach 


[3] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. der Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser, 73 


Raibl und in die Gegend westlich davon kommen und meine Beobachtungen 
vervollständigen zu können. 

Die Sammlung wurde allsogleich geordnet und die Bestimmung jener 
Arten, die gemeinschaftlich sind mit St. Cassian, von Herrn Dr. Laube, dem 
genauen Kenner der Fauna dieser Localität, freundlichst vorgenommen. 
Dann wurden das höhere Niveau der Raiblerschichten als: „Opponitzer- 
schichten, Niveau der COorbula Rosthorni, Keuper, (Corbulaschichten v. 
Alberti's) — das tiefere Niveau als: „Raiblerschichten, Niveau der Myo- 
phoria Kefersteini, Lettenkohle (Grenzdolomit)* mit gesonderten Faunen 
zur Schau in unserem Museum ausgestellt und die übrigen Funde in der 
Schubladensammlung der Benützung übergeben. 

Im Herbste 1867 war Herr Prof. Suess in Raibl und die Resultate 
seiner Untersuchungen daselbst sind im XVII. Bd. 1867, p. 553 unseres 
Jahrbuches niedergelegt. Es ist meiner Saumseligkeit zuzuschreiben, dass 
in dieser, wie gewöhnlich glänzenden und gewiss sehr hoch anzuschlagenden 
Arbeit, die Hauptfrage von Raibl, nämlich das Verhältniss des Wenger- 
schiefers zum erzführenden Kalke und zu den Tufischichten von Kaltwasser 
keine weitere Fortschritte gemacht bat, dameine Zweifel über die übliche Auf- 
fassung dieses Lagerungsverhältnisses nicht veröffentlicht wurden. Ich will den 
begangenen Fehler hiemit nachholen und auch die übrigen Daten, die ich 
sammeln konnte, dem wissenschaftlichen Publikum übergeben, hoffend, aass 
dieselben, gestützt auf eine reiche und sorgfältige Aufsammlung der Vor- 
kommnisse von Raibl, auch heute nicht veraltet sind und beim Wiederbe- 
suche von Raibl sowohl, als auch bei vergleichenden Studien über die Trias 
in und ausser den Alpen als brauchbare Zugabe benützt werden können. 

Da die Literatur über Raihl in oben citirter Arbeit ausführlich be- 
handelt ist, kann ich unmittelbar zur Sache schreiten, und erwähne nur noch 
der verdienstlichen Arbeit von Dr. Gustav Tsehermak !) über den Raibler 
Porphyr, in welcher in sieben verschiedenen Abtheilungen die porphyrischen 
Gesteine des Raiblerthales gebracht und beschrieben sind. Dieselben sind 
sämmtlich der Kaltwasserer Tuffschichtengruppe entnommen. 


l. Umgegend von Raibl. 


1.Schichtenfolge im Durchschnitte vom Königsberg durch 
dieSchartenklamm, den Rinngraben oder Kempferbach zum 
oberen Loch und aufs Alpl, im Westen bei Raibl. 
(Siehe den Durchschnitt auf Taf. I.) 

Da in Raibl nur ein einziger Fundort der Myophoria Kefersteini auf 
der Scharte nämlich bekannt ist, so ist es natürlich, dass auch ich zuerst 
dem Westgehänge des Raiblerthales meine Aufmerksamkeit zugewendet habe. 
Gerade im Orte Raibl mündet von Westen her in das Hauptthal ein Seiten- 
thal, der Rinngraben oder der Kempferbach. Etwa 300 Klafter von seiner 
Mündung gabelt sich dieser Bach in zwei Arme. Der eine, die Schartenklamm 
ist tiefin das Südgehänge des Königsberges eingerissen, mit einer nordsüdlichen 
Richtung ; derandere Arm bildet die Fortsetzung des Kempferbaches zur Scharte 
hinauf und erhält einen ebenfallssehr tiefeingerissenen Zufluss von Süden her, 
von den Gehängen des Alpls. Der letzterwähnte Zufluss mit seiner südnörd- 
lichen Richtung, und die Schartenklamm, bilden zusammen einen natürlichen 


1) Sitzungsber. d. k. Akademie. Sitzung am 19. Oct. 1865. 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band 1, Heft. 10 


74 D. Stur. 5 [4] 
Durchschnitt, der fast Schritt für Schritt alle Schichten des Gebirges 
entblösst. 

Der Lehrer Tronegger führte mich zum Fundorte der Myophoria 
Kefersteini, und wir schlugen den Fussweg ein, bei der Oberhutmannswoh- 
nung vorüber, auf das rechte Gehänge des Kempferbaches, steil aufwärts, über 
zwei kleine Wiesflächen hinauf, in die Gegend des unteren Loches. Unmittel- 
bar hinter der Wohnung des Oberhutmanns am Südfuss des Königsberges, 
sind die obersten Schichten des Wengerschiefers entblösst, darin eine 
auffallende breccienartige Schichte, ausgezeichnet durch weisse Reste von 
Schnecken, Muscheln und Korallen. Darüber folgen in der Bachsohle und 
steil aufwärts bis zum ersten Wiesfleck, mit südlichem Einfallen schwarze, 
plattige Kalke ohne Versteinerungen. Von da aufwärts, mit gleichem Ein- 
fallen, sind dunkelgraue plattige Kalkmergel mit Zwischenlagerungen von 
grauem Mergelschiefer, ebenfalls ohne Versteinerungen anstehend. Bald 
darauf wird das Ersteigen des Gehänges sehr mühsam, indem man auf einer 
wandartigen, sehr steilen nackten Fläche, nur in den hier und da mehr her- 
vortretenden Köpfen der einzelnen Schichten, Stützpunkte zum Aufwärts- 
schreiten findet. 

Das steile Gehänge wird gebildet von dünnschichtigen, aussen gelblich- 
grauen, innen bläulichgrauen Mergeln und Mergelschiefern. Einige Schichten 
derselben zeigen eine auffallende Aehnlichkeit mit dem Wengerschiefer. Ich‘ 
bemerkte in diesem Schichtencomplexe wiederholt dünne Mergelschichten 
mit Sphaerosideritknollen, die sich an der Luft okergelb färben und dann 
häufig herausfallen. In der hangendsten Partie dieses Mergelschiefers sind 
ziemlich vollständig erhaltene Fische nicht selten in einem Schiefer, der von 
dem Wengerschiefer nur mit Mühe unterschieden werden kann. Auch eine 
Voltzia fand ich als seltene Erscheinung in einer sandigeren Schichte. 

Nach oben wird dieser Mergelschiefer begränzt von einer etwa fuss- 
mächtigen Kalkmergellage, die das unmittelbare Liegende jener Schichten- 
reihe bildet, die durch das Vorkommen der Myophoria Kefersteini ausge- 
zeichnet ist. Es sind diess diekschichtige, bläuliche, gelbverwitternde, feste, 
sehr trockene, 4—5 Schuh mächtige Mergelbänke, aus welchen die genannte 
Myophoria sehr vollständig und mit beiden Klappen, die nur selten geöffnet 
sind, herauswittert. 

Wenn man an der Basis der Myophorienbänke stehend, die steile 
Wandfläche aufwärts blickt, bemerkt man einen kleinen Vorsprung, der von 
härteren und festeren Bänken gebildet wird. Hat man auf gefährlichen Um- 
wegen diesen Vorsprung erreicht, so bemerkt man unmittelbar unter dem- 
selben eine graue schiefrige Mergelschichte, die durch die weissen oder perl- 
mutterglänzenden Schalen, der darin enthaltenen Muschelreste auffällt. Das 
häufigste Petrefact dieser Schichte ist der Solen caudatus v. H. Nur selten 
ist die Myophoria Kefersteini, und auch diese zeigt eine sehr wohlerhaltene 
weisse Schale. 

Ueber der Solenschichte folgt der schon erwähnte gesimseartige Vor- 
sprung, gebildet aus härteren Gesteinen, die der Verwitterung besser als die 
Darunterliegenden, wiederstehen, Die unterste Partie des Vorsprunges be- 
steht aus dickeren, bis ein Fuss mächtigen Kalkmergelbänken, die mit leicht- 
verwitternden Zwischenlagen von Mergelschiefer wechseln. Erklettert man 
auf den einzelnen, gesimseartig vorspringenden Schichtköpfen die Wand des‘ 
Vorsprunges, so wird man reichlich belohnt durch zahlreiche Funde an lose 


[5 Beiträge z Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 75 


ausgewitterten, auf den Schichtenvorsprüngen herumliegenden Petrefacten, die 
wohl häufiger als Steinkerne, nur selten mit Schale, aber dann sehr schön 
erhalten sind. Zunächst sind darunter zahlreiche Steinkerne von Gastero- 
poden, und zwar von sehr grossen Chemnitzien auffallend. Dann bemerkt 
man eine meist kleine, höchstens Zollgrösse erreichende Megalodonart, ferner 
zahlreiche Exemplare der Myophoria Kefersteini, die sich von den in tie- 
feren Schichten vorkommenden dadurch auszeichnen, dass sie eigentlich 
Steinkerne sind, die nur mit einer sehr dünnen Schale, wie mit einem Schleier 
eingehüllt sind, der oft Falten bildet und zu schlottern scheint, während die 
Schalen dieser Muschel aus den tieferen Lagen dick und sehr kräftig ist. 

Dass diese erwähnten Fossilien nicht den Zwischenschichten vom Mer- 
gelschiefer, sondern den dickschichtigen Kalkmergelbänken angehören, über- 
zeugt man sich an Ort und Stelle dadurch, dass man letztere Bänke mit den 
halbausgewitterten genannten Schnecken und Muscheln bedeckt findet. Am 
häufigsten ist der Megalodon und die Schnecken, ziemlich häufig ist die 
Myophoria. Nur ein einziges Exemplar fand ich ausgewittert von Solen cau- 
datus v. H. in einer Kalkmergelbank. 

Nach oben hin werden die Zwischenschichten von Mergelschiefer 
dünner und verschwinden endlich ganz, zugleich bemerkt man, dass die 
Bänke eine lichtere, lichtgraue, endlich fast rein weisse Farbe annehmen, 
erst in einen weissen dolomitischen Kalk und noch höher in Dolomit über- 
gehen. Die untersten Bänke dieses Niveau’s enthalten wo möglich noch zahl- 
reichere Megalodon-Steinkerne, die die Schichtköpfe dicht bedecken. Ein 
Stück dieser an Ort und Stelle gesammelten Mergelbank, von etwa 4 Qua- 
dratzoll Fläche enthält 10 Steinkerne von Megalodon ausgewittert. 

Der gesimseartige Vorsprung der Megalodonbänke endet hier mit einer 
Wand, deren oberste Partie schon von den weissen dolomitischen Kalk- und 
Dolomitbänken gebildet wird, und dieser Theil ist hier allerdings unersteig- 
lich. Doch liess sich diese Wand von der Scharte aus umgehen, und ich 
fand auf dem allerdings sehr selten nur von Schafhirten betretenen Fuss- 
steige in’s obere Loch die direkte Fortsetzung des Durchschnittes. Die Linie 
der direkten Beobachtung des Durchschnittes ist von da an somit um einige 
Klafter westlicher verlegt, doch bin ich überzeugt, dass hierdurch kein Glied 
der Schichtenreihe der Beobachtung entzogen wurde; denn ich hatte auf der 
Scharte die Sohlenschichte und die Megalodonkalkmergel, wenn auch weniger 
vollkommen aufgeschlossen, bis an den Fuss jener Wand, ununterbrochen 
beobachtet, über welche nun der Fusssteig in’s obere Loch führt. 

Die Wand besteht aus weissem oder lichtgrauem Dolomit. In dem- 
selben bemerkt man wiederholt Bänke, die eben so voll sind von Durch- 
schnitten von Megalodon wie die tieferen Kalkbänke. Nach oben hin, bevor 
man die oberste Kante der Wanderstiegen hat, stellen sich graue Kalkmergel- 
bänke ein, die je höher hinauf, häufiger mit dem weissen Dolomit wechsellagern, 
endlich allein vorhanden sind und der Dolomit ganz ausbleibt. Die Basis 
des oberen Loches, eines kleinen Kaar’s, welches mit dem Kalk und Dolomit- 
schutt der Alplwände fast ganz ausgefüllt ist, wird gebildet von den obersten 
Kalkmergellagern, deren Flächen Durchschnitte des Megalodon zeigen. 

Der erste Anblick des Kaar’s verspricht wenig Lohn für die Mühe des 
Ersteigens der Wand. Doch noch einige Schritte in südöstlicher Richtung 
unter die Wände des Alpls, und man findet hier zwar nicht vollständig klar 
aufgeschlossen, aber immerhin zweifellos das höhere ar, Raibler- 


76 D. Stur: [61 


schichten anstehen, das so sehr charakteristische Gestein mit der Corbula 
Rosthorni Boue, (Mergelkalken eingelagert, wie am Torersattel). 

Wenn auch der Complex der Corbulaschichten hier nicht klar offen 
steht, so gewinnt man doch mit dem einen Gang zum Myophoria-Fund- 
orte und ins obere Loch, die unzweifelhafte Thatsache, dass das Niveau 
der Oorbula Rosthorni. hoch über dem Niveau der Myophoria Kefersteimi 
liegt, getrennt durch eine sehr mächtige Schichtenreihe von Kalkmergeln 
und Dolomiten. 

Sehr schön aufgeschlossen findet man im oberen Loch die Basis der 
mächtigen, weissen, zackigen Dolomitmassen des Alpls und der Kaltwasser- 
spitze, die auf den beiden Raiblerschichten lagern. Erst eine Bank von dolo- 
mitischem, grauen Kalk, darauf folgen mehrere lichtgraue Dolomitbänke, 
wechselnd mit etwa 3—4 Zoll dicken Zwischenlagen von einem lichtgrün- 
lich grauen dolomitischen Kalkmergel, der mit Säuren in Berührung ge- 
bracht erst nachträglich schwach aufbraust. Weiter im Hangenden ist der 
Delomit in deutliche Bänke gesondert und ziemlich reich an Versteinerungen ; 
doch ist die Erhaltung derselben leider eine sehr missliche. Sehr häufig 
sind Durchnitte von Schnecken, theils Chemnitzien, theils .Natica, Turbo 
und Trochus angehörig. Die Schale ist überall durch Kalkspathkrystalle 
ersetzt und man erhält entweder die Steinkerne oder die Hohldrücke der 
Schnecken, die letzteren mit Krystallen überzogen, so dass die Schalenober- 
fläche an Abgüssen rauh erscheint. 

Zwei Formen dieser Schnecken erwähne ich als solche, die noch am 
besten erhalten sind. Die eine ähnelt als Steinkern dem Turbo Stabilei v. H. 
vom Monte Salvatore bei Lugano. Doch ist kaum ein Umgang vollkommen 
erhalten, die Spitze des Gewindes fehlt. Die andere Form ist ein Hohldruck, 
dessen Abguss an Turbo subeoronatus Hörnes. entfernt erinnert, doch ist 
keine Spur der Ornamentik der letzteren Art an dem Exemplar von haibl 
zu sehen, indem die Fläche des Hohldruckes rauh erscheint. Auch ist das 
Raiblerstück viel kleiner als die gewöhnlichen Exemplare von der Unter- 
Petzen. Am häufigsten erscheint in den Dolomitbänken, und bedeckt die 
ganze Oberfläche der Gesteinsstücke jenes Fossil, das Stoppani Evinospongia 
vesiculosa genannt hat. Mehrere mitgebrachte Stücke von Raibl sind so 
vollkommen ident mit der Abbildung Stoppani’s, *) dass sie als Originalien 
zu derselben gelten könnten. 

Ueber dem geschichteten Dolomite folgt die grosse, sehr mächtige 
Masse des ungeschichteten Dolomites des Alpl’s und der Kaltwasser Spitz. 
Mehrere Gesteinsriesen, diejede für sich aus einem anderen Niveau des Dolo- 
mites die Blöcke in’s Kaar’ des oberen Loches herabführen, erlauben die Ueber- 
zeugung zu gewinnen, dass auch die höheren, ungeschichteten Dolomitmas- 
sen, am häufigsten die oben erwähnte Evinospingia und auch wohl diesel- 
ben Schnecken führen, wie die vom Beobachter erreichbaren unteren Theile 
des Dolomites. | 

Stellt man das Resultat der ersten Begehung von Raibl zum Alpl 
kurz zusammen, so ist es folgendes: 

Ungeschichtete Dolomitmasse des Alpl’s. 

Geschichteter Dolomit mit Evinospingien. 


*) Petrif. d’Esino. 4. 31. F. 1 ınd 2, 


[7] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 77% 


Dolomitplatten, wechselnd mit lichtgrünlichgrauen dolomitischen 
Kalkmergeln. 

Die Schichtenreihe der Corbula Rosthorni. 

Megalodon-Kalkmergelplatten, im Wechsel mit Dolomit. 

Dolomit mit Megalodon. 

Megalodon-Kalkmergelplatten. 


Kalkmergelplatten, im Wechsel mit Mergelschiefer; Niveau Ki losen 
Petrefacte. 


Solen-Schichte. 

Myophoria Kefersteinw-Hauptbänke. 

Dünnschiefrige Mergel und Mergelschiefer oben mit Fischen und 
Pflanzen, tiefer mit Sphaerosiderit führenden okerigen Lagen. 

Dunkler Kalkmergel mit Zwischenlagen von Mergelschiefer. 

Schwarzer plattiger Kalk. 

Wengerschiefer und die Korallenschichte. 

In den höheren Schichten von der Myophoria-Bank aufwärts, habe ich 
eine reichliche Ausbeute an Petrefacten gemacht. Die tieferen bis zur 
Korallenschichte hinab, habe ich allerdings nur ein einzigesmal auf dem be- 
zeichneten Wege verquert, und kaum mehr Aufmerksamkeit denselben zu- 
gewendet, als es bei flüchtigem Bergsteigen möglich ist. Sie sind daher 
möglicher Weise nicht ganz frei von Versteinerungen; insbesondere dürfte 
ein sorgfältiges Suchen in den Rutschen des vom unteren Loch herabkom- 
menden steilen, ganz vollständig entblössten Zuflusses des Kempferbaches 
lohnend werden. Ich habe die nöthige Zeit hierzu nicht mehr erübri- 
gen können. 

Die nächste Excursion in die Schartenklamm, um den nördlichen 
Theil des Durchschnittes zu vervollständigen, habe ich mit dem Lehrerssohn 
Josef Tronegger, absolvirten k. k, Bergschüler, ausgeführt, 

Wir schlugen einen Fusssteig beim oberen Berghaus vorüber ein, erst 
nördlich aufwärts, dann westlich in horizontaler kichtung meist durch 
Wald, und gelangten an das linke Gehänge der Schartenklamm hoch oben 
gerade über jener Stelle, an welcher sich mehrere felsige Zuflüsse der Klamm 
in einer Rinne vereinigen. Es ist dies die einzige Stelle, an welcher im 
Wengerschiefer bei Raibl gesammelt wird. Alle unsere Schätze an den wun- 
dervollen Pflanzen und Thierresten aus diesem Schiefer wurden hier gefun- 
den. Eine etwa unter 30 Graden geneigte Felsenplatte, oben gegen den 
Königsberg und östlich vom hohen Walde umsäumt, nach Westen und 
Süden vonsteilem Abfalle in die Klamm umgeben, ist der lebensgefährlichste 
Fundort von Versteinerungen unter allen die ich kenne. Jedes dem Samm- 
ler aus der Hand gefallene Stück fällt über die Platte in den tiefen Abgrund, 
der zum Theil schon von einer kolossalen Halde des Schiefers ausgefüllt ist. 

Das steile linke Gehänge der Klamm entblösst dürftig die Schichten 
des Wengerschiefers. Die hangendsten Schichten desselben zeigen eine Ein- 
lagerung von einer breccien- oder conglomeratartigen, bituminösen, dunkeln 
Kalkschichte. Wir fanden Stücke dieser Schichte auf dem ganzen Wege 
von den Bergbauen bis zur Stelle zerstreut herumliegen, die durch weisse 
Schalen der darin enthaltenen Petrefacten : Schnecken, "Muscheln und insbe- 
sondere sehr häufigen Korallen sehr in die Augen fallen. In dem über der 
Korallenschichte lagernden Wengerschiefer fand ich keine Petrefacte. Unter 


78 D. Stur. [8] 


der Korallenschichte wurde gewöhnlich erst der Schiefer Petrefaeten führend 
bemerkt. Mir wurde keine Erfahrung der Sammler über einzelne Vorkom- 
men mitgetheilt, auch war zur Zeit der Fundort länger brach gelegen — 
daraus geht die Wichtigkeit der Angaben des Prof. Suess über die einzel- 
nen Lagen des Schiefers hervor. 

Im Liegenden der Korallenschichte folgen mehrere dicke Bänke von 
dünnschiefrigem Wengerschiefer — wie gesagt jener Horizont, in welchem 
gesammelt wird. Tiefer im Liegenden stellt sich eine Wechsellagerung des 
2—3 Zoll dickschichtigen Wengerschiefers mit einem porösen Dolomit ein, 
der in dicken Bänken auftritt. Ueberraschend ist der Einblick in die Riesen, 
die vom Königsberg der Klamm zugehen. Die Riesen sind im erzführenden 
Kalke des Königsberges eingeschnitten und schliessen die Grenze desselben 
gegen den Wengerschiefer ganz auf. Man sieht insbesondere an einer Stelle 
des westlichen Gehänges der Klamm, die von der Raibler Scharte hierher 
reichenden Wengerschiefer unter fast senkrechter Aufrichtung der Schichten 
an den Königsberger Kalk angelehnt, dabei sieht man die Schichten des 
Wengerschiefers gewunden und in Zickzack gefaltet. 


Der poröse Dolomit zwischen den Wengerschieferschichten macht alle 
die Knickungen der Schichten mit und ersichtlicher, indem dieselben als 
schwarze Zeichnung auf weissem Grunde besser hervortreten. An einer 
Stelle des westlichen Gehänges bemerkt man eine vollständige Umbiegung 
der Schichten, wobei der Bug nach oben convex ist, und man von dem Ge- 
danken nicht los werden kann, es sei hier eine Antiklinallinie zerstört und 
in eine scheinbar einfache Verwerfungslinie gewaltthätig umgestaltet worden. 


Mühsam ist der Weg von der Platte über die äusserst rutschige Halde 
des Wengerschiefers hinab an die Sohle der Klamm. Diese ist ganz nackt 
wie gewaschen und die Felsen, von dem sparsamen Wasser angefeuchtet, 
glänzen wie polirt. Im weiteren Abwärtsgehen durch die Klamm geht man 
bald auf horizontalen Platten, bald auf den Köpfen senkrecht gestellter 
Schichten des Wergerschiefers und hat fortwährend vielfache Biegungen 
und Knickungen der Schichten, und plötzliche Veränderungen im Schichten- 
falle, von der horizontalen bis zur senkrechten Lage oft innerhalb einer oder 
weniger Klafter vor den Augen. Selbst die Thalsohle der Klamm fällt im 
Zickzack tiefer hinab, und der Wanderer hat wiederholt klafterhohe und 
höhere, sehr steile oder senkrechte Stellen zu passiren, die wegen der 
ganz abgeschliffenen Bachsohle, entweder nur als Sprung- oder Rutschpar- 
tien zu passiren sind, wobei einigemale das frische Wasser der Klamm als 
Reibungs - Verminderungsmittel sich unwiederstehlich aufdringt. Ganz 
ermattet, mit vor Anstrengung schlotternden Knieen, verschafft man 
sich am Wege durch die Klamm abwärts ins Kempferthal hinaus die Ueber- 
zeugung, dass es mindestens den gegebenen Thatsachen Gewalt anthun 
heisst, anzunehmen, dass die Lagerung des Wengerschiefers zum Königs- 
berger erzführenden Kalk nur als eine einfache Auflagerung betrachtet wer- 
den dürfe. 

Diese merkwürden Knickungen des Wengerschiefers nehmen an 200 
Klafter der Klammlänge ein. / 

Am Rückwege suchten wir im Liegenden der Korallenschichte bei 
der Wobnung des Oberhutmanns vergebens nach den Pflanzen und Thier- 

resten des Wengerschiefers. Es ist dies zugleich die östlichste Partie des 


[9] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 79 


Wengerschiefers im Raibler Thale, unter welcher im Liegenden unmittelbar 
der erzführende Kalk von Raibl ansteht. 


2. Der Schiehtencomplex der Corbula-Rosthorni Boue, 
im Durchschnitte des Torer- und Thörler-Sattels im 
Osten von Raibl. 

(Siehe das Profil auf Taf. II.) 

Von Raibl in Ost und Südost ist, seit den Aufnahmen von Bergrath 
Foetterle, eine Reihe von Aufschlüssen der Raiblerschichten bekannt, die 
sich bis in die Coritenza, östlich bei Ober-Preth erstrecken. Unter diesen 
Aufschlüssen ist, insbesondere in den Sammlungen, durch die sehr schön 
erhaltene Corbula Rosthorni Boue, der Aufschluss der Raiblerschichten am 
Torersattel bestens bekannt. Um wo möglich die ganze Reihe der Auf- 
schlüsse kennen zu lernen, ging ich mit dem Lehrerssohn zu Raibl, längs 
der Strasse von Raibl nach Predil, Ober-Preth, bis in die Coritenza, von 
da nördlich zur Zlavaalpe und nordwestlich über einen Sattel zur Mangert- 
alpe (Mangert SW.) hinab, dann abermals steil aufwärts in nordwestlicher 
Richtung auf den Torersattel (Sattel zwischen der Mangertalpe und dem 
Torer Graben -— einem Zuflusse des Weissenbach). Vom Torersattel westlich 
führt ein nur selten betretener Fusssteig, am Fusse der Carnitza und der 
Wände der Predilspitzen, zum Thörlsattel (Sattel zwischen dem Torerbach 
und den bei kaibl östlich mündenden Kunzen- und Rauschengraben) und 
von da über die Thörleralpe (Raibl ©.) herab durch den Rauschengraben 
nach Raibl. 

Längs der sogenannten „Sommerstrasse“ von Raibl, eine bedeutende 
Strecke hindurch, deckt der Lawinenschutt der Lahnwände und des Predil 
das anstehende Gebirge vollständig. Endlich, hoch östlich über dem Raibl- 
See erreicht man eine Entblössung des anstehenden Dolomits, der geschich- 
tet ist und mit lichtgrünlichgrauen dolomitischen Kalkmergeln wechsel- 
lagert. Die Schichten fallen flachı südlich und bilden offenbar die Fortsetzung 
der tiefsten Dolomitbänke, dieman im oberen Loch über den Corbulaschichten 
anstehend findet. Diese Entblössung liegt somit schon über den Raibler- 
schichten, die in dem bisher verquerten Gehänge vom Lawinenschutt bedeckt 
sind. Der anstehende Dolomit zeigt auch hier reichliche Auswitterungen 
der Evinospongia vesiculosa Stopp. Auf der‘ weiteren Strecke der Strasse 
sind, je weiter südlich, immer hangendere Massen des ungeschichteten Dolo- 
mites aufgeschlossen, bis auf den Predil, wo die:flacheren Gehänge des Sat- 
tels mit Kalk und Dolomitschutt bedeckt erscheinen, der theilweise voll- 
kommen abgerollte Gerölle enthält. Von Predil zieht die Poststrasse in 
nordöstlicher Richtung und führt den Beobachter wieder in die liegenden 
Theile des Dolomites. Dort wo sie das Thälehen der Mangertalpe verquert, 
schliesst sie zum zweitenmale die tiefsten Dolomitschichten vom oberen 
Loch auf. Die Zwischenschichten von grünlichem dolomitischen Kalkmergel 
sind hier bedeutender, auch fussdicke Bände bildend, und enthalten linsen- 
förmige flache Einlagerungen eines dunkleren Kalkmergels, ähnlich den ge- 
wöhnlichen Gesteinen der Raiklerschichten. 

Vom Mangertgraben über Ober-Preth bis zur Coritenza bewegt man 
sich meist im Dolomitschutt. Sobald man von der Strasse den Fussweg zur 
Zlavaalpe in das Liegende des Dolomites eingelenkt hat, findet man im Ge- 
hänge zwar anstehend aber nicht hinreichend aufgeschlossen das charak- 


80 D. Stur. 110] 


teristische Gestein der Corbulaschichte, in der Nähe einer Kalkofenrnine. 
Gleichzeitig bemerkt man in einiger Entfernung thalaufwärts einen bedeu- 
tenden Steinbruch, in welchem dicke Kalkmergelbänke als Platten, und 
überhaupt als Baumateriale gebrochen werden. Diese Kalkmergelbänke 
zeigen eine Menge Durchschnitte urd ausgewitterte Steinkerne von Mega- 
lodon. Zwischen den einzelnen Kalkmergelbänken sieht man Einlagerungen 
von dunklem an der Luft zerbröckelndem Mergelschiefer, der sehr zahlreiche 
Schalen des Pecten filosus v. H. enthält. Der ganze aufgeschlossene Schich- 
tencomplex fällt flach südwestlich, unter die Eingangs des Thälchens an- 
stehenden Corbulaschichten. Die neben dem Steinbruch östlich vorüber 
fliessende, stellenweise tief eingeschnittene Zläva schliesst das weitere Lie- 
gende, einen plattigen weissen Dolomit auf, in welchem auch noch Durch- 
schnitte von Megalodon bemerkbar sind. Ueber die Deutung dieses Auf- 
schlusses kann man wohl kaum Zweifel haben; es sind offenbar hier die 
Schichten, ähnlich jenen im Oberen Loch gegliedert, nur mit dem Unter- 
schiede, dass an der Zläva die Megalodon führenden Kalkmergelbänke Ein- 
lagerungen von Mergelschiefern mit Pecten filosus v. H. zeigen, die in jenen 
am Grunde des Kaar’s im Oberen Loch nicht bemerkt wurden. 

Vom Steinbruch am Eingange der Zläva, zur Alpe hinauf, sind die 
Aufschlüsse nirgends bedeutend, man sieht nur stellenweise unter Schutt 
und Waldbedeckung die Corbulaschichten anstehen, zum Beweise, dass die- 
selben hier durchziehen. Die Uebergangsstelle in den Mangertgraben wird 
vom hangenden Dolomit gebildet. Das steile Gehänge hinab zur Mangert- 
alpe entblösst sehr dürftig denselben Dolomit. 

Auch der Weg von der Mangertalpe aufwärts zum Torersattel bietet 
nur mangelhafte Aufschlüsse der Corbulaschichten. Erst gegen die höchste 
Partie des Sattels hin, dort wo zwischen Krummholzpartien der spärliche 
Wiesengrund beginnt, sieht man an einer Stelle die Mergelkalkbänke mit 
Mergelschiefer-Zwischenlagen, genau in derselben Form, wie im Steinbruch 
an der Zläva, entblösst. Von der Quelle aufwärts zum Sattel sieht man den 
Boden dicht belegt mit Stücken der verschiedenen Gesteine der Corbula- 
schichten. Am häufigsten und auffälligsten durch wohl erhaltene Petrefacte, 
sind Plattenstücke, dicht belegt mit Myophorienschalen. Dieselben gehören 
nach der Bestimmung des Herrn Dr. Laube zwei Arten an: Myophoria 
inaequwicostata Klipst. und der Myoph. Ohenopus Laube. 

Bald darauf erreicht man am nordöstlichen Fusse der Carnitza (siehe 
T. II) den höchsten Punkt des Torersattels, und befindetsichim Augenblicke 
mitten in einem der schönsten Aufschlüsse der Alpen. 

Der nur selten betretene Fussweg am Torersattel führt den Wanderer 
gerade über die wichtigste Schichte des Anufschlusses, die Corbulaschichte. 
Der Boden ist hier geschottert mit einer Unzahl wohlerhaltener, vollständig 
ausgewitterter Exemplare der Corbula Rosthorni Boue, und ebenso häufigem 
Ptychostoma Sanctae Orucis Wissm. sp., neben einer Auswahl der schönsten 
Stücke des Corbulagesteins. Jedes dieser Stücke enthält, ausser der genannten 
Muschel, ein oder das andere Stück der wichtigst gewordenen Leitpetrefacte 
unserer oberen Trias: Corbis Mellingi v. H., Perna Bouei v. H., Hörnesia 
Johannis Austriae Klipst. Es dauert wohl erst eine Weile bis man sich an 
diesem kostbaren Schotter sattgesammelt hat, und man den entfernter ste- 
henden Dingen der prachtvollen Hochalpen-Gegend seine Aufmerksamkeit 
zuwenden kann. 


[11] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 81 


In nördlicher Richtung ist im sanfteren Gehänge des Sattels das Lie- 
gende der Corbulaschichten aufgeschlossen in der Form von Kalkmergel- 
bänken mit Mergelschiefer-Zwischenlagen, ähnlich jenen im Zläva-Steinbruch. 
Die ersteren enthalten, wie an allen Punkten wo sie aufgeschlossen sind, 
jene Durchschnitte und Steinkerne ausgewittert, die theils Gasteropoden an- 
gehören, theils unterdem Namen von Megalodon wiederholt erwähnt wurden. 
Die Mergelschiefer enthalten nicht selten den .Peeten filosus v. H., doch sind 
davon nur selten brauchbare Stücke, wegen tiefer Verwitterung des Gesteins, 
zu sammeln. Das sanftere Gehänge des Sattels endet weiter nördlich mit 
einer steilen Wand, die in den Torergraben abfällt. Der obere Theil dieser 
Wand besteht aus dünnschichtigem Dolomit. Der tiefere Theil der Dolomit- 
wand zeigt keine Schichtung. 

Nach Süden hin, im Hangenden der Corbulaschichte, zeigt das steil 
zur Carnitza sich erhebende Gehänge eine reichgegliederte Folge von Kalk- 
' mergeln und Mergelschiefern. Ueber der Corbulaschichte folgt zunächst 
Kalkmergel, dann eine grössere Partie von dünnschiefrigem Mergelschiefer 
und wieder Kalkmergelbänke mit Mergelschiefer wechselnd. Erst im oberen 
Theile dieser letzteren bemerkt man eine durch wohlerhaltene Petrefacte 
auffallende Schichte, die man als jene wieder erkennt, die so häufig, im süd- 
lichen Gehänge des Torersattels den Boden bedeckend gefunden wird, und 
die ausser einigen Cidaritenstacheln nur die Myophoria inaequwicostata Klipst. 
und M. Chenopus Laube enthält. Zu oberst lagern dünnplattige,, dunkel- 
graue Kalke, die unmittelbare Unterlage des Dolomites der Carnitza bildend, 
der im unteren Theile deutliche Schichtung zeigt, in der höheren Masse aber 
ungeschichtet erscheint, ähnlich, wie dies im oberen Loch deutlich zu beob- 
achten ist. h 

Am Torersattel, auf der Corbulaschichte stehend, bemerkt man im 
Westen in einer Entfernung von etwas 3—400 Klaftern, einen zweiten Auf- 
schluss im nördlichen Gehänge der Predilspitzen, der ebenso vollständig ent- 
blösst erscheint; während das Gehänge vom Torersattel bis dahin, mehr 
oder minder vollständig vom Schutt der Dolomitwände bedeckt ist. Doch 
sieht man zugleich, dass sowohl der hangende Dolomit der Carnitza unun- 
terbrochen westlich fortsetzt, als auch der liegende, dünnschichtige Dolomit 
vom Torersattel, durch das Kaar des Torerbaches bis zum westlicheren Auf- 
schluss zu verfolgen ist, und auch hier das Liegende der aufgeschlossenen 
Schichtenreihe bildet. Man hat somit volle Sicherheit vor sich, dass der 
zweite Aufschluss, Schichten von demselben Horizont der Beobachtung 
zugänglich macht, wie der Torersattel. Diesen zweiten, westlich vom 
Torersattel, auf der Wasserscheide, zwischen dem Torerbach und dem 
Rauschenbach liegenden Sattel, hat der Volksmund „Thörlsattel“ benannt, 
da derselbe über der Thörleralpe östlich bei Raibl aufragt. 

Am Thörlsattel wird man überrascht durch die Thatsache, dass hier 
die reichliche Entwicklung der Corbulaschichte, vom Torersattel nicht vor- 
handen sei. Man bemerkt rechts (nördlich) vom Fusssteige, etwa zolldicke 
Platten eines gelblich verwitternden Kalkmergels, deren eine Fläche stellen- 
weise dicht besetzt ist, mit sehr gut erhaltenen Bactryllien. Es ist wohl 
zweifelsohne das Bactryllium canaliculatum Heer so schön erhalten, wie 
auf keinem andern Fundorte in unseren Alpen. Die Kehrseite dieser Platten 
ist bedeckt mit, meist als Steinkerne erhaltenen Exemplaren der Corbula 
Rosthorni Boue. Ausserdem bemerkte ich darauf nur noch die Hörnesia Joh, 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868 18. Band. 1. Heft 11 


82 D. Stur. 12] 


Austriae Klipst. Ist schon diese erste beobachtete Schichte abweichend von 
der gleichen Schichte des Torersattels, so ist dies noch mehr auffallend in 
der Entwicklung und reichlicheren Gliederung der übrigen Schichtenreihe. 
Insbesondere fällt uns eine bedeutend mächtige Bank eines zerklüfteten 
weissen Dolomites in die Augen, die sich westlich eine Strecke hindurch 
im Gehänge verfolgen lässt, etwa im oberen Drittel des Aufschlusses, den 
dunkleren Bänken der Corbulaschichtenreihe eingelagert ist, und im Durch- 
schnitt des Torersattels gänzlich fehlt. Nicht minder ist eine Verschieden- 
heit in den einzelnen hervorragenderen Bänken, von jenen am Torersattel, 
zu bemerken. 

Im Liegenden der Bactryllienbank folgt eine reichliche Entwicklung 
der.schon wiederholt erwähnten Megalodonbänke mit ihren Zwischenschich- 
ten von Mergelschiefer, die auch am Torersattel das Liegende der Corbula- 
schichte bilden. In einiger Entfernung von der Bactryllienschichte bemerkte 
ich eine kaum einen halben Zoll dicke Schichte dem Mergelschiefer einge- 
lagert, deren eine Fläche bedeckt ist mit sehr kleinen, 3 Linien im Durch- 
messer messenden Exemplaren der Myophoria inaequicostata Klipst. Der 
liegendere Theil der Megalodonbänke ist nicht vollständig entblösst; tiefer 
folgt erst eine Wechsellagerung von Kalkmergelplatten, mit Dolomit, einen 
ähnlichen Uebergang in den liegenden Dolomit vermittelnd, wie im oberen 
Loch. Endlich folgt der Liegend-Dolomit oben geschichtet, tiefer unge- 
schichtet, 

Zwischen der Bactryllienbank und der eingelagerten Dolomitbank sind 
mir vorzüglich zwei Schichten aufgefallen die reichlich Petrefacte enthalten, 
und leicht wieder erkennbar sind. Die tiefere davon ist ausgezeichnet durch 
häufiges Vorkommen der Avicula Gea Orb.,nach Dr. Lau be’s Bestimmung. Sie 
wird gebildet von einer etwa zolldicken, innen dunkelgrauen, aussen gelblich- 
grauen oder röthlichen manchmal fast ziegelrothen Kalkplatte, die dicht, fein 
und dunkel punktirt ist, von den kleinen Schalen einer Bairdia, die nach 
der Angabe des Fundortes zu schliessen wohl die Bairdia subeylindrica 
Sandb. sein dürfte. Die grauen oder röthlichen Platten zeigen ausser der 
häufigen schwarzschaligen Avicula Gea. nur sehr selten hier und da ein 
mittelmässig grosses Exemplar der Myophoria inaequicostata Klipt. 

Die weiter oben im Liegenden des Dolomites auftretende zweite Kalk- 
bank ist etwa zolldick, innen dunkelgrau, aussen grau und gelblichröthlich 
gefleckt, und enthält kleine Exemplare der Myophoria inaequicostata Klipst. 
in Form von Steinkernen, indem die Schalen, sowie die Oberfläche der Platten 
überhaupt stark abgewittert erscheinen. 

Ueber der weissen zerklüfteten Dolomitbank folgen erst Mergelkalke 
mit Mergelschiefer wechselnd, endlich die obersten dünnplattigen dunkel- 
grauen Kalke beschliessen wie am Torersattel die Schichtenreihe nach oben 
und bilden wie dort das unmittelbare Liegende des unten geschichteten, 
oben massigen Dolomites der Predilspitzen. 

Während ich nördlich vom Thörlsattel, auf der Gräthe, die von da 
zum Schober und Fünfspitz hinzieht, und die Wasserscheide zwischen dem 
Torergraben und dem Rauschengraben bildet, etwa über dem hintersten 
Theile des Kunzengrabens (Raibl. 0.) meine Beobachtungen skizzirte, war 
Tronegger, östlich von mir auf den Gehängen zum Torergraben hinab, ab- 
wärts gestiegen und brachte mir nach einigem Suchen zwei lose Stücke eines 
blaugrauen Kalkmergels, dessen eine Fläche dicht bedeckt ist mit zahlrei- 
chen Exemplaren der Ostrea montis caprilis Klipst. und einem Stachel der 


[13] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 83 


Cidaris Braumii Desor. Ausserdem fand er zwei sehr vollständig erhaltene 
Exemplare einer Terebratel, die wohl die Waldheimia Stoppanis Suess ') 
sein dürfte. Der Abend war bereits so nahe und wir noch so hoch über Raibl, 
dass ich es nicht mehr unternehmen konnte, diesen Funden weiter nachzu- 
gehen. Da wir ziemlich entfernt, etwa 400 Klafter vom Thörlsattel gegen 
Norden uns befanden, ist es anzunehmen, dass die erwähnten Funde Tron- 
egger’s nur aus den tiefsten bis hierher reichenden Lagen der Schichten- 
reihe der Corbula Rosthorni stammen können. 

Die Gesteine und die Petrefacte zum Theil, die man im Thörlsattel 
zu sammeln Gelegenheit hat, machen auf den Beobachter, auch noch in der 
Sammlung geordnet, einen so ganz verschiedenen Eindruck von jenen im 
Torrersattel gewonnenen, dass man, wenn die Aufschlüsse nicht genügende 
Sicherheit bieten würden, vollständig in Zweifel bleiben müsste, ob man es 
in diesen beiden Satteln mit Schichten eines und desselben Niveaus zu thun 
hatte. Nicht besser ergeht es, wenn man die gewonnene Schichtenreihe der 
beiden Sättel mit einander vergleicht. 


Torersattel. 
Ungeschichteter Dolomit. 
Geschichteter Dolomit. 

Dunkelgraue plattige Kalke. 

Kalkmergel mit Mergelschiefer. 

Bank mit Myophoria Chenopus und 
M. inaegwicostata. 

Kalkmergel mit Mergelschiefer. 

Mergelschiefer. 

Kalkmergel. 

Corbulaschichte, reich an Versteine- 
rungen. 


Megalodon Kalkbänke und Mergel- 
schiefer mit Pecten filosus v. H. 

Geschichteter Dolomit. 

Ungeschichteter Dolomit. 


Thörlsattel. 
Ungeschichteter Dolomit. 
Geschichteter Dolomit. 

Dunkelgraue plattige Kalke. 

Kalkmergel mit Mergelschiefer. 

Dolomit. 

Bank mit kleinen Exemplaren der 
Myoph. inaequicostata. 

Bank mit Avicula Gea und Bairdia. 

Schichte mit Corbula Rosthorni 
und Bactryllien. 

Kalkmergel und Mergelschiefer. 

Bank mit kleinen Exemplaren der 
Myoph. inaeqwicostata. 

(Hierher wahrscheinlich die Funde 
von ÖOstrea montis caprilis und 
der Waldheimia Stoppani. 

Megalodon Kalkmergel und Mergel- 
schiefer. 

Geschichteter Dolomit. 

Ungeschichteter Dolomit. 


Die reiche Entwicklung der Corbulaschichte, und der Schichts mit 


Myophoria Chenopus Laube und M. inaequicostata am Torersattel, — die 
Dolomit-Einlagerung, die Schichte der Avicula Gea, die Bactryllienschichte 
am Thörlsattel, — sind so auffallend von einander verschieden, dass, wenn 
man diese Daten aus zwei verschiedenen Gebirgen von getrennten Fundorten 
gesammelt hätte, man es kaum je wagen könnte, diese beiden Bildungen in 
eine Parallele zu stellen. 

Vervollständigt man nach den Daten, die auf dem Wege von der 
Coritenza über die Zlava- und Mangertalpe, zum Torer- und Thörlsattel 
gesammelt wurden, die im westlichen Gehänge bei Raibl gewonnene Schich- 
tenreihe, so lautet sie wie folgt. 

Ungeschichtete Dolomitmasse des Alpl’s, der Predilspitzen und der 
Carnitza, sehr mächtig. 


k 
1) Stopp. Petrif. d’Esino T. 23, f. 12—16, 11* 


84 D. Stur. _ [14] 


Geschichteter Dolomit mit Evinospongien. q 

Dolomitplatten, wechselnd mit lichtgrünlichen dolomitischen Kalk- 
mergeln: Oberes Loch, Predilstrasse, Ausgang des Mangertalpen Grabens, 
Carnitza. 

Schichtenreihe der Corbula Rosthorni, vom Torrer- und Thörlsattel 
hierher einzuschalten ; Oberes Loch; am Zläva-Steinbruch. » 

Megalodon-Kalkmergelbänke und Mergelschiefer-Zwischenlagen mit 
Pecten filosus v. H.: Torrersattel, Zläva Steinbruch. 

Wechsellagerung des Dolomites mit Megalodon-Kalkmerzelbänken. 

Geschichteter Dolomit mit Megalodon : Oberes Loch, Zläva Steinbruch. 

Ungeschichteter Dolomit, Torrer- und Thörlsattel. 

Geschichteter Dolomit in Wechsellagerung mit Megalodon-Kalk- 
mergeln : Scharte. 

Megalodon-Kalkmergelbänke : Scharte. 

Megalodon-Kalkmergel, mit Mergelschiefer-Zwischenlagen: Niveau 
der losen Petrefacte, auf der Scharte, 

Solenschichte: Scharte, 

Myophoria Kefersteinii. -— Hauptbänke. 

Dünnschieferige Mergel und Mergelschiefer, oben mit Fischen und 
Pflanzen, tiefer mit Sphaerosiderit führenden okerigen Lagen. 

Dunkler Kalkmergel mit Zwischenlagen von Mergelschiefer. 

Schwarzer plaitiger Kalk. 

Korallenschichte und Wengerschiefer in der Schartenklamm, 


3, Studien zur Darstellung der geologischen Karte der 
Raiblerschichten, in der Umgegend von Raibl. 
(Siehe die geologische Karte T. 1.) 

Seit bereits achtzehn Jahren sind wirgewöhnt bei unsern Aufnahmsarbei- 
ten stets die Landesaufnahme oder Anfertigung geologischer Karten, als unsere 
Hauptaufgabe zu betrachten. Es muss uns oft dasmehr oder minder detaillirte 
Studium eines oder des andern,. mitunter sehr unvollständigen Aufschlusses 
genügen oder hinreichen, um darnach geologische Karten ganzer grosser Län- 
dertheile anzufertigen. Da diese Arbeiten in vielen schlecht aufgeschlossenen 
oder einfach gebauten Gegenden, trotz der aufrichtigen Mühe und kostbaren 
Zeit, die man darauf verwenden muss, kaum je solche glänzende Resultate 
liefern wie oft die, einige Tage in Anspruch nehmende Begehung eines ein- 
zigen Durchschnittes in aufgeschlossener Gegend, mit reicher Gliederung 
der Gebirgsschichten, ist es erklärlich, dass die Konstruktion geologischer 
Karten oft als eine Last erscheint, im Vergleich zu jenen Vergnügungen, die 
dem Glücklichen zu Theil werden, der ohne einer Verpflichtung Karten zu 
machen, sich den aufgeschlossensten Punkt der Alpen zu seinen Studien 
wählen kann. 

Doch jung gewohnt, alt gethan! — Ich war nach Raibl gegangen, um 
Studien nach Durchschnittslinien vorzunehmen, und bin, ohne Verpflichtung 
dazu, auf die Studien zur Darstellung der geologischen Karte der Raibler- 
schichten übergegangen, und habe dabei Gelegenheit gefunden, den grossen 
Werth kartographischer Darstellung neben der Durchschnittsbegehung 
ebenso wieder einzusehen, wie uns Allen diess im ersten Jahre unserer Be- 
gehung, bei den Arbeiten nach Durchschnittslinien, klar geworden war. Mein 
kleines Reisegeld, eigentlich eine Remuneration für die gehabten Auslagen 
bei der Aufsammlung mehrerer Petrefacten-Suıten, nahm leider bald ein 


[15] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl. u.Kaltwasser. 85 


Ende, bevor ich die begonnene geologische Karte der Raiblerschichten 
vollenden konnte. Die Studien zur Darstellung der Karten führten mich 
zur Erkenntniss einiger Erscheinungen, die geeignet sind Zweifel zu erhehen, 
gegen die unbedingte Benützung jener Resultate, die man bei Begehung der 
Durchschnitte gewonnen. Es folgt eine getreue Darstellung dieser Studien 
und Zweifel. 

Während der Excursion auf den Torersattel war es mir möglich, hin- 
reichende Daten zu sammeln zur kartographischen Darstellung der Schich- 
ten der Corbula Rosthorni, im Osten von Raibl und zwar aus der Coritenza 
über die Zläva und Mangertalpe zum Torersattel, von da zum Thörlsattel 
und die Thörlalpe abwärts östlich durch das obere Wassergebiet des Fall- 
baches, quer über die Sommerstrasse bis an den nördlichen Rand des Raib- 
lersee’s. Die letztere Strecke ist zwar zugedeckt vom Dolomitschutte der 
Lahnspitzen, doch sicher festzustellen, indem nicht nur an der „Sommer- 
strasse“ sondern auch an der „Winterstrasse,“ und zwar unmittelbar hinter 
den beiden lavinengefährlichen, daher überdachten Stellen dieser Strasse, 
der geschichtete Dolomit, wechselnd mit lichtgrünlichen dolomitischen Kalk- 
mergeln bekannt wurde, wo dessen Flächen ebenfalls mit Durchschnitten 
von Schnecken, und Evinospongien-Auswitterungen bedeckt sind. 

Im Westen des Raiblersee’s findet man die Corbulaschichten in einer 
Riese entblösst, die den See kurz südlich von jenem Punkte erreicht, wo 
der Seeweg sich von der Winterstrasse abzweigt — somit etwa westlich 
vom Nordende des Sees im steilen Gehänge des Alpl’s. Steigt man in dieser 
Riese höher hinauf, so erreicht man bald die anstehenden Corbulagesteine, 
genau in der Beschaffenheit wie am Torersattel. Auch die Bank der Myo- 
phoria Chenopus fand ich in einigen Stücken. Weiter aufwärts im Verlaufe 
zum Oberen Loch sind die Corbulaschichten im obersten Theile des Eisen- 
grabens schon von Bou& bekannt gemacht worden, und durch reichliche 
Funde der betreffenden Gesteine auch heute noch nachzuweisen. Im Oberen 
Loch habe ich die Corbulaschichte bei der Begehung des Scharte-Durch- 
schnittes entdeckt. Der weitere Verlauf dieser Schichten ab- und aufsteigend 
durch die Kaare des Kaltwasserthales ist mit möglichster Sicherheit an- 
zunehmen, da die hangenden Dolomite, bis auf den Sattel am Schwalben- 
spitz ins Wolfsbacherthal sehr regelmässig fortsetzen. Es ist zu bemerken, 
dass die Mächtigkeit der Corbulaschichten nicht in allen Aufschlüssen die- 
selbe erscheint. Sehr gering ist sie im Oberen Loch, am mächtigsten am 
Thörlsattel, wo auch die Dolomit-Einlagerungentwiekeltist, weniger mächtig 
' am Torersattel, und ganz unbedeutend auf der Strecke, von da über die 
Mangert- und Zläva-Alpe zum Zläva-Steinbruch. 

Von diesem Zuge der Corbulaschichten vollkommen abhängig ist die 
Nordgrenze des hangenden Dolomites, der den Schwalbenspitz den Alplkopf, 
die Lahnspitzen, den Predilkopf und die Carnitza bildet. 

Ebenso regelmässig ist der Verlauf. des Zuges der Liegendschiehten 
der Corbulagesteine, jener Megalodonführenden Kalkmergelhänke und Dolo- 
mite, die die Corbulaschichten von der Solenschichte und den Myophoria- 
Hauptbänken trennen. | 

Sie wurden nur stellenweise anstehend beobachtet, auf der Strecke 
von der Coritenza über die Zläva und Mangertalpe zum Torersattel, und hier 
wird es noch mancher Begehung nöthig sein, um den Verlauf des Zuges 
sicher festzustellen. Sehr gut aufgeschlossen ist der Zug der Megalodon- 


38 D. Stur. [16] 


schichten vom Fusse des Torersattels auf den Rücken des Thörlsattels. Von da 
bildet der Zug die felsigen Partien im Süden über dem Kunzengraben und 
Rauschengraben, am Thörlalplkopf, und am Wasserfall des Fallbaches, und 
ist quer über die Sommerstrasse bis zum See unter dem Schutt der Lahn- 
spitzen sicher zu vermuthen. 

Im westlichen Gehänge des Raiblerthales sind diese Megalodonschich- 
ten am Alten Ofen von Prof. Suess nachgewiesen und von da in felsigen 
Partien bis in die Scharte, und an die Wand unter dem Oberen Loch un- 
unterbrochen zu verfolgen. Sehr kenntlich ist der weitere Verlauf der Mega- 
lodonschichten von der Scharte westlich durch die Kaare des Kaltwasser- 
thales bis unter den Schwalbenspitz. Der die Mitte der Megalodonschichten 
einnehmende Dolomit scheint vom Torersattel an, wo er am mächtigsten ist, 
in westlicher Richtung langsam an Mächtigkeit abzunehmen, und in den 
Wänden unter dem Schwalbenkopf, von Ferne gesehen, sich endlich ganz 
auszukeilen. Wenigstens erlaubt das Verschwinden der weissen Farbe in 
dem Felszuge diese Annahme zu machen und sie zur weiteren Beobachtung 
zu empfehlen. 

Bis zu diesem Niveau der Megalodonbänke herab ist die Entwicklung 
der genannten Gebilde eine ganz regelmässige, die durch gleiche geographi- 
sche Verbreitung, gleichen Verlauf der Züge offenbar zu einer Gruppe ver- 
bunden sind — und bietet in Bezug auf Lagerung und Verbreitung kaum 
irgend einen Zweifel. Diese beginnen erst mit dem nächst tieferen Horizont. 

Bei der Untersuchung der Corbulaschichten am Torer- und Thörl- 
sattel übersieht man sehr deutlich das ganze Kaar des Torergrabens bis tief 
hinab in die Sohle des Weissenbach’s, ebenso hat man, insbesondere in den 
späteren Nachmittagsstunden die Wände der östlichen Gehänge des Römer- 
thales, vom Mittagkogel bis tief hinab fast an die Thalsohle, prachtvoll be- 
leuchtet vor sich — und vergebens sucht man auch nur eine Spur der tieferen 
Etage der Raiblerschichten mit Myophoria Kefersteini und der Liegend- 
schichten derselben zu entdecken, die doch hier, bei regelmässiger Entwick- 
lung der Schichten, unter den Megalodonbänken sich in’s Torerthal fort- 
setzten sollten. Auch die Begehung des Weissenbach von unten aufwärts, 
lässt keine Spur der Myophoria Kefersteini-Schichten entdecken. Unsere 
alten Karten enthalten ebenfalls in den genannten Thälern die Raibler- 
schichten nicht verzeichnet, sondern deuten nur den Verlauf der Corbula- 
schichten vom Torersattel bis in die Coritenza an. 

Es drängt den Beobachter, vom Thörlsattel nördlich auf der Wasser- 
scheide zwischen dem Torergraben und dem Kunzengraben weiter zu schrei- 
ten bis an die untere Grenze desMegalodondolomits, um hier irgend eine Ver- 
anlassung oder Erklärung für diese Erscheinung, etwa eine Verwerfung oder 
Verschiebung des Gebirges zu endecken. Doch vergebens, Unter den Mega- 
lodon- Kalkmergelbänken folgt der geschichtete, endlich der ungeschichtete 
Megalodondolomit, und dieser lagert mit der grösst möglichen Regelmässig- 
keit auf dem völlig ungeschichteten weissen erzführenden Kalke des Schobers, 
der seinerseits die ununterbrochene Fortsetzung bildet, vomerzführenden Fünf- 
spitzkalk. Weiters sieht man vom Schober ebenfalls ganz deutlich, dass die 
Megalodonschichten in einiger Entfernung vom Sattel nach West, die im 
Kunzengraben anstehende, in steilen Wänden vollkommen aufgeschlossene 
Fortsetzung der Raiblerschichten von derScharte, mit deutlichem conformen 
Fallen der Schichten nach Süd überlagert. Auf dem Wege vom Thörlsattel 


[17 ] Beiträge z. Kenntniss.d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 8% 


durch den Rauschengraben hinab übersieht man dieses Verhältniss ebenfalls 
sehr gut, indem der auf den Raiblerschichten lagernde Megalodondolomit 
und Kalk des Thörlalplkopfes, quer über den Rauschengraben in den Kunzen- 
bach streicht und auf dieser ganzen Strecke stets unter den weissen Wänden 
des Dolomitzuges die braungefärbten Schichtenköpfe der Raiblerschichten 
hervorragen, bis an die Thallinie des Kunzerbaches, längs welcher rechts 
(südlich) die Raiblerschichten, links (nördlich) der erzführende Kalk an- 
einander stossen, und weiter oben beide gleichförmig von Megalodondolomit 
überlagert werden. 

Mir war diese wunderbare Erscheinung nicht mehr neu, denn v.Mel- 
ling!) hatte schon in einer sehr wahren aber nicht richtig erklärten Zeich- 
nung auf dieselbe aufmerksam gemacht, und ich konnte mir schon auf der 
Scharte nicht versagen, von der zu begehenden Durchschnittslinie rechts 
und links zu blicken, und hat mich das prachtvoll entfaltete Bild des öst- 
lichen rechten Gehänges des Raiblerthales mächtig angezogen, durch den 
klaren Aufschluss der eben auseinander gesetzten Lagerungsverhältnisse. Die 
an Ort und Stelle gemachte Skizze dieses wunderbaren Bildes ziehe ich zu- 
rück, weil dieselbe in künstlerischer Beziehung weit nachsteht hinter der von 
Prof. Suess gegebenen prachtvollen Copie, die als T. XIII im vorjährigen 
Jahrgange 1867 unseres Jahrbuches gedruckt, vorliegt — obwohl meine 
Skizze von einem südlicheren Punkte aufgenommen, insbesondere den An- 
stoss der Raiblerschichten an den erzführenden Kalk im Kunzergraben 
schärfer ausdrückt, und den regelmässigen Verlauf der Megalodonbänke vom 
Fallbachthal an, bis auf die Wasserscheide in den Torergraben übersehen 
lässt. 

Natürlicher Weise folgte auf die Kenntnissnahme von diesen Verhält- 
nissen unmittelbar die Begehung des östlichen Gehänges des Raiblerthales 
im Fallbach, im Rauschen- und Kunzenbach und weiter nördlich längs dem 
Westfuss des Fünfspitz. 

Der Fallbach mündet südlich bei Raibl in das Hauptthal. Derselbe 
hat in den Gehängen der Thörlalpe sein spärliches Quellengebiet, und führt 
seine Wässer- in WNW. Richtung steil herab, und bildet, bevor er die Tiefe 
der Thalsohle erreicht, einen kleinen Wasserfall. In jenem tiefsten Theile, 
von der Wand, über welche der Bach herabfällt, bis zur Poststrasse ist der- 
selbe in schiefrige Gesteine eingeschnitten, die offenbar die Fortsetzung der 
Raiblerschichten von der jenseitigen Seite des Hauptthales darstellen. Leider 
suchte ich vergebens nach den Beweisen dazu. (Fig. 1, siehe S. 18.) 

Die liegendsten Schichten sind petrographisch jenen dünnschiefrigen 
Mergelschiefern mit okerigen Einlagerungen, die unter der Myophoria Kefer- 
steini auf der Scharte liegen, ähnlich. Im Hangenden folgt fester Mergel, 
ähnlich dem Gestein der Myophoriabank. Doch auch hier keine Spur von der 
grossen Menge von Versteinerungen, die diesem Niveau auf der Scharte an- 
gehören. Auf eine schmale, darüber liegende Schichtenfolge vom Mergel- 
schiefer folgen dünne, graue Kalkmergelbänke, die man als das petrographi- 
sche Aequivalent der Megalodonbänke auf der Scharte betrachten kann. 
Ausser einer Mergelplatte mit ganz undeutlichen Gastropoden, ferner drei 
Schieferstücken mit schlecht erhaltenen, ganz unbestimmbaren Bruchstücken 


!) Haiding. Berichte V. p. 33, 


88 D. Stur. [18] 


von Bivalven, fand ich nach langem Suchen im unteren Theile des Fallbaches 
nur noch einige Platten mit Fischresten. Diese Platten sind petrographisch 
ebenso schwierig zu unterscheiden vom Wengerschiefer, wie jene aus gleichem 
Niveau auf der Scharte. Ich kletterte einer kleinen Riese in dieHöhe nach, 
welche die Fischreste zahlreicher enthielt, und fand dass diese Fischschiefer 
unmittelbar unter der Lage des festen Mergels anstehen, folglich fast das- 
selbe Niveau einnehmen, wie auf ‘e Scharte. 
f ig.1 
An der Wand des Fallbaches. Raibl O. 


N 
\ 


S 
N 


N 
N 


N 


\ 
AN 


u. Ungeschichteter dolomitischer Kalk. g. Geschichteter dolomitischer Kalk. r. Raiblerschiefer. m. Fester 
Mergel. ms. Mergelschiefer. k. Geschichtete Kalkmergelbänke. 


Von diesem hohen Standpunkte übersah ich im Fallbach die Wand des 
Wasserfalls und sah im Südgehänge des Fallbaches das oben skizzirte Ver- 
hältniss der Raiblerschiefer zur Wand. Die letztere besteht oben aus ge- 
schichtetem, unten aus schichtungslosem, dolomitischen Kalk, derdem Niveau 
der Megalodonschichten angehört. Die Wand fällt fast senkrecht ab, 
und entspricht der östlichen Fläche einer Verwerfungskluft, die etwa h. 
8—4 nordsüdlich streicht. An diese Wand stossen die Raiblerschiefer mit 
flachem SO. Fallen an. An der Verwerfungsfläche, dort wo die Schiefer die 
Wand berühren, zeigen sie eine steilere Neigung des Fallens unter die 
Wand, und sind die der Berührungsfläche entnommenen Schiefer theils 
deutlich geglättet, oder zerdrückt und zu einem Lehm zermalmt. Die Ein- 
sichtnahme in dieses Verhältniss verdankt man der langjährigen Arbeit des 
Fallbaches, welcher die vor der Wand lehnenden, in dieHöhe etwa 50 Fuss 
hoch verworfenen Raiblerschiefer weggewaschen und die Wand entblösst 
hat. Ohne dieser Entblössung wäre man genöthigt anzunehmen, dass die 
höchsten hier vorkommenden entblössten Raiblerschichten, nämlich jene, 
Megalodonbänken ähnlichen geschichteten Kalkmergel, unter den obersten 
geschichten Theil der Wand einfallen. 


[19] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhä!'n. d. Umgegend v. Raiblu.Kaliwasser. 39 


Bei der Verfolgung der Raiblerschiefer des Fallbaches dem Streichen 
aach unter dem Thörlalplkopf vorüber, in das Gebiet des Rauschen- und 
Kunzengrabens, wird man durch die Halde eines Stollens im Ostgehänge, 
nördlich von der Mündung des Fallbaches und östlich an den südlichsten 
Häusern von Raibl, aufmerksam gemacht auf eine Reihe niederer Kalkberge, 
die im Osten von Raibl längs der Poststrasse thalabwärts, den Mündungen 
des Rauschen- und Kunzengrabens vorliegen. Im ganzen bemerkt man darin 
vier Stollen; den erwähnten, dann einen zweiten südlich von der Mündung 
des Rauschengrabens und zwei andere zwischen den Mündungen des Rauschen- 
und Kunzengrabens. Die erwähnten Vorhügel sind daher dem erzführenden 
Kalke angehörig, in welchem man auf zwei Gängen, dem Rauschenbachgang 
(II. zwischen dem Fall- und Rauschenbach) und dem Luscharigang (I. zwischen 
dem Kunzen- und Rauschenbach), die beide dem Hauptthale etwa parallel 
streichen, vor etwa 50 Jahren Bleierze gefunden hat. Man muss die niedere, 
vom Fallbach an beginnende und nördlich verlaufende Bergkette vom erz- 
führenden Kalk, die endlich im Westfusse des Fünfspitz mit diesem ver- 
fliesst, verqueren, bis man an den Zug des Raiblerschiefers in den hinteren 
Theilen des Rauschen- und Kunzengrabens gelangt. 

Der Rauschengraben ist wenig aufgeschlossen und verschüttet. Was 
man anstehend findet, scheint denselben Schiefern zu entsprechen, die der 
Fallbach aufschliesst. Erst die rechte Seite des Rauschenbachs zeigt felsige 
Stellen entblösster Raiblerschichten, die sich dann südlich vom Kunzenbach 
bis in den hintersten Theil dieses Grabens fortsetzen und gute Aufschlüsse 
bieten. 

Im untersten Theil des Kunzengrabens sucht man die tiefsten Schichten 
des Aufschlusses. Es sind dies dunkelgraue oder schwarze Schieferplatten, 
die mit grauen Kalkmergeln abwechseln. Weder die schwarzen plattigen 
Kalke, noch die Wengerschiefer und die Korallenschichte, konnte ich irgendwo 
entdecken. Diese beiden tiefsten Niveau’s des Schartendurchschnittes fehlen 
hier somit ganz, und nur die dunklen Kalkmergel mit Schieferzwischenlagen, 
und die oberen fischführenden Mergelschiefer mit okerigen Zwischenlagen sind 
im Ostgehänge des Raiblerthales mit grösserer Sicherheit wieder zu erkennen. 

Man ersteigt, in der Hoffnung, im linken, steilen, sehr schön enblössten 
Gehänge die Myophoria Kefersteini zu entdecken, sehr rasch den obersten 
Rand der Raiblerschiefer, wo die Megalodonschichten auf den Schiefern auf- 
lagern. Hier müssten, wie auf der Scharte bekannt, unter dem Megalodon- 
dolomite, unmittelber die Solen-Schichte und die Myophoria Kefersteini- 
Hauptbänke folgen. Doch umsonst. Man sieht in der That petrographisch 
dieselben Mergelbänke, überlagert vom plattigen Dolomit wie auf der 
Scharte, (mit Ausnahme der losen Petrefacte) aber die Mergelbänke sind 
leer und baar aller Versteinerungen. Und so ersteigt man einen Aufschluss 
nacb dem andern westlich in’s Thal hinein, und stets ohne Erfolg an Petre- 
factenfunden. 

Im hintersten ‘Theile des Kunzengrabens sieht man genau die Thal- 
linie die Grenze bilden zwischen den hier aneinander stossenden Raibler- 
schichten und dem erzführenden Kalk. 

Von da hinab bis zu der grossen Biegung, die der Kunzengraben in 
seinem unteren Theile ausführt, fallen die Raiblerschichten S. oder SO. Im 
Buge selbst fallen sie flach nach Ost und unterteufen ganz evident den erz- 
führenden Kalk. Das Ostfallen dauert fort an, bis zum Zusammenfluss des 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band 1, Heft. 


90 D. Stur. 120] 


Kunzengrabens mit dem Schlizagraben, welcher in der Gamsenklamm, am 
Fünfspitz seinen Ursprung nimmt. Nördlich vom Zusammenfluss, am rechten 
Gehänge des Schlizabaches fallen die Schichten nach NO. und N. und ist 
dieses Fallen von da nördlich so lange zu beobachten, als noch die Raibler- 
schiefer anstehend zu sehen sind, nämlich bis zur Vereinigung der Vorhügel 
des erzführenden Kalkes mit dem Fünfspitz, (siehe die geol. Karte), gerade 
im Westen von der höchsten Spitze dieses Felsenkolosses. 

Während somit im hinteren Theile des Kunzengrabens der oberste 
Theil der Raiblerschiefer an den obersten Theil des erzführenden Kalkes als 
anstossend beobachtet wird, fallen die liegenderen Schichten des Raiblerschie- 
fers unter die tieferen Horizonte des erzführenden Kalkes. Woraus der Schluss 
natürlich zu folgen scheint, dass erstens der oberste Theil des erzführenden 
Kalkes als gleichzeitig mit dem oberen Theile des Raiblerschiefers zu be- 
trachten sei — dafür spricht das deutlich aufgeschlossene Hangende, welchas 
beide neben einander vorkommende Gesteine gleichmässig, wie einen ein- 
zigen Schiehteneomple überlagert, — und dass zweitens die untersten 
Raiblerschiefer des Kunzengrabens älter seien als der ganze erzführende 
Kalk des Fünfspitz, indem dieselben noch den centralsten Theil dieser Kalk- 
masse deutlich sichtbar unterteufen. 

Auch die oft erwähäten Vorhügel des erzführenden Kalkes lagern auf 
den Raiblerschieferın des Kunzengrabens. 

Unter solchen wohl höchst merkwürdigen Verhältnissen erreicht der 
Zug der Raiblerschichten der westlichen Thalseite, auf dem östlichen Ge- 
hänge sein Ende. Es liegt kaum ein wichtiger Grund vor zu zweifeln, dass 
die Raiblerschiefer des östlichen Gehänges die wirkliche Fortsetzung der in 
der Scharte aufgeschlossenen Schichten darstellen. Doch den directen Be- 
weis durch Funde von Petrefacten gelang es mir nicht zu liefern, trotzdem 
ich selbst alle, irgend welche Hoffnung oder Berechtigung bietenden Stellen 
fleissig abgestiegen habe. Was ich von Sammlern aus dem Kunzengraben 
zu sehen bekam, waren Stücke der Gesteine der Corbulaschichten, die in 
den obersten Theil dieses Grabens direkt und durch den Rauschenbach vom 
Thörlsattel her eingeschleppt sein konnten. Allerdings ist es sehr auf- 
fallend, dass an dem Petrefacten-Reichthume der Scharte das östliche 
Gehänge auch nicht im geringsten Maasse participirt. 

Die Westseite des Raiblerthales, die Scharte und der Abfall 
der letzteren in das Kaltwasserthal sind von der Ostseite dadurch ausge- 
zeichnet, dass hier zwei tiefere Glieder, die schwarzen plattigen Kalke und 
die Wengerschiefer aufgeschlossen sind, die der Ostseite fehlen. 

Bei der Begehung des Durchschnittes der Scharte ist mir der Zug der 
Wengerschiefer von der Wohnung des Oberhutmanns in Raibl, westlich bis 
auf die Scharte bekannt geworden. Seine Configuration ist eigenthümlich. 
Von der Oberhutmannswohnung zieht der Wengerschiefer hoch hinauf am 
südlichen Gehänge des Königsberges etwa zu dessen halber Höhe, (hier 
der berühmte Fundort der Pflanzen, Krebse, Fische). Von da zieht seine 
Nordgrenze tief südwestlich hinab in die Klamm, und von da wieder steil 
aufwärts zur Scharte, wo der Wengerschiefer etwa biszu zwei Drittel der Höhe 
des Königsberges hinauf reicht. Der Wengerschiefer reicht somit in zwei 
zungenförmigen Vorsprüngen links und rechts von der Schartenklamm auf 
die Gehänge des Königsberges hinauf. Die östlich von der Klamm liegende 
Partie des Wengerschiefers reicht weniger hoch hinauf und ist auch viel 


[21] Beiträge z. Kenntn. d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 91 


flacher gelagert. Die schon besprochene Platte am Fundorte der Petrefacte 
mag etwa 30—40 Grade südlich geneigt sein. Uebrigens. ist diese Partie 
des Wengerschiefers mit hohem Wald bedeckt, und nur wenig zugänglich, 
so dass ich ausser den schon erwähnten Funden an Korallenblöcken kaum 
irgend Erwähnenswerthes bemerkt habe. 

An die Knickungen des Wengerschiefers in der Klamm und an die- 
selbe Erscheinung in dem von der Klamm sichtbaren Ostrande des auf die 
Scharte hinauf reichenden Wengerschiefers brauche ich nur zu erinnern. Viel 
steiler ist die Schichtenstellung des Wengerschiefers zur Scharte hinauf, 
durchschnittlich kaum unter 70 Gradenin Süd; und es reichen die Schichten 
des Wengerschiefers viel höher in die Gehänge des Königsberges hinauf. 

Diese verschiedene Stellung der beiden Vorsprünge des Wengerschiefers 
lässt mich im Zweifel darüber, ob die Korallenblöcke, die man am Fuss- 
steige von der Klamm zur Scharte hinauf, mitten im hohen Walde ohne 
irgend namhaften Aufschluss herumliegend, findet, demselben Niveau ange- 
hören wie die an der Oberhutmannswohnung und am Wege zum Fundort 
gefundenen. Das petrographisch und im Inhalte kaum verschiedene Gestein 
und die steilere Stellung des Wengerschiefers auf der Scharte, scheinen 
dafür zu sprechen, dass die scheinbar in zwei Linien: (am Wege zum 
Fundort und am Wege zur Scharte) gefundenen Korallenstücke einer ein- 
zigen Korallenbank entstammen, die das oberste Niveau des Wengerschiefers 
auszeichnet. 

Den eigentlichen Sattel der Scharte habe ich sehr schlecht, nur stück- 
weise aufgeschlossen, und daher zu detaillirteren Beobachtungen nicht ge- 
eignet gefunden. Trotzdem scheint es unzweifelhaft zu sein, dass auf dem 
Sattel der Scharte nicht alle Glieder des oben besprochenen Durchschnittes 
des Kempferbaches aufgeschlossen sind. Denn kaum hat man die Gegend der 
Korallenblöcke passirt, als auch schon in einigen Einrissen und am Fuss- 
steige die dünnschiefrigen Mergelschiefer (aus dem Niveau unter der Bank 
mit Myoph. Kefersteinit), sogenannter tauber Schiefer, anstehend gefunden 
werden, daher sowohl der schwarze plaitige Kalk, als auch das nächstfol- 
gende höhere Glied des Durchschniiies zu fehlen scheint. 

Das Stück des Wengerschieiers von der Scharta hinab ins Kaltwasser- 
thal ist mir nicht in der ganzen Ersireckung bekannt geworden. Der ausser- 
ordentlich steile. und ruischige Fusssieig an der Scharte hinab in’s Kalt- 
wasserthal führt durch Riesen- und Schutigräben so ziemlich in der Mitie 
zwischen dem Hangenden und Liegenden der Raiblerschichten in der Region 
der okerigen Mergelschieier. Auch eriauben Cebüsch und dichter Wald 
kaum einen einzigen Blick zu machen auf den Verlauf des Wengerschiefer. 
Ich mussta bis in’s Kaltwasserihal hinab, und erst von da bewegte ich mich 
auf dem Schuttkegel eines Grabens im Norden des Schartengrabens an die 
südwestlichen Wände des Königsberges. 

Endlich gelangt man in den anstehenden Wengerschiefer mit An- 
fangs flach südlich fallenden Schichien. Dann folgt eine Wendung des 
Grabens und zugleich eine sieile Entblössung, in welcher alle Schichten nach 
Norden, unter die hoch aufragenden Wände des Königsteins einfallen. Kurz 
vor dieser Wendung des Grabens fand ich in der Grabensohle Stücke eines 
schwarzen Kalkes, der durch weisse Schalen von glatten Brachiopoden auf- 
fiel. In der That waren diese ziemlich häufig, doch meist zerdrückt. Nach 
der Grösse und Form, dürften sie der Terebratula De sp. ange- 

2 % 


98 D. Stur, [22) 
hören, Ausserdem wurde ein zweiter, kleiner Brachiopode von der Form der 
Terebratula angusta Schl. in einem Exemplare gefunden. Eine kleine Platte 
enthält nebst der ersten Terebratel ein ausgewittertes Bruchstück eines Am- 
moniten, der wohl der Ammonites binodosus v. H. sein dürfte. Ein zweites 
Gesteinstück enthält von diesem Ammoniten ein etwas kleineres junges 
Exemplar, alsjenes von Beyrich abgebildete, ') und den{Rücken eines zweiten 
ebenfalls kleinen Exemplares. Ferner fanden sich Gesteinsplatten, bedeckt 
von jungen Exemplaren einer Halobia, die solchen der H. Moussoni sehr 
ähnlich sind. Die Erhaltung aller dieser Funde lässt manches zu wünschen 
übrig, und mag, der grossen Wichtigkeit wegen, zur Feststellung der That- 
sache, dass hier Reiflingerkalk vorliegt, nicht genügend erscheinen. Trotz- 
dem verdienen diese Funde alle Beachtung, umsomehr als, nach den mitge- 
theilten Thatsachen, längs dem Nordrande der Raiblerschichten von Kunzen- 
bach an, immer ältere und ältere Schichten zum Vorschein treten, so dass 
endlich hier am südwestlichen Fusse des Königsberges auch das Liegende 
des Wengerschiefers: der Reiflingerkalk an den Tag träte. Aus den, über 
diesem Reiflingerkalke lagernden Wengerschiefern erwähne ich eine Schichte, 
die ich bei Raibl nicht bemerkt hatte, und die aus grauem Kalk besteht, in 
welchem kleine Kügelchen, wie Oolithkörner, eingebacken sind, die durch- 
sichtig erscheinen und aus krystallinischem Kalkspath bestehen. Dieses 
eigenthümliche Gestein ist voll eines Aon ähnlichen Ammoniten, den Dr. 
Laube aus dem Wengerschiefer von St. Cassian, unter den Namen A. Ar- 
chelaus, nächstens beschreiben und abbilden wird. Pflanzenreste führt der 
Wengerschiefer im Kaltwassergraben selten, in nicht besonders guter Erhal- 
tung. Unter andern nicht näher bestiminbaren Stücken, liegt insbesondere 
Pterophyllum Sandbergeri Schl. von da vor. , 

Es ist hervorzuheben, dass ich weder auf dem Schuttkegel des Grabens, 
noch weiter oben, irgend eine Spur von Gesteinen aus den höheren Schichten 
getroffen habe, dass hier somit nur die Wengerschiefer und die Reiflinger- 
Kalke den westlichen Theil der Wände des Königsberger erzführenden 
Kalkes unterteufen. 

Ueberblickt man diese Studien längs der Nordgrenze der haibler- 
schichten gegen den sogenannten, erzführenden Kalk des Fünfspitz und 
Königsberges, so treten vor Allem folgende Thatsachen in den Vordergrund : 
erstens das Erscheinen immer tieferer und älterer Schichten von Ost nach 
West, zweitens dass diese verschieden alten Schichten den erzführenden 
Kalk bald unterteufen, bald überlagern, oder endlich an ihn anstossen. In 
ersterer Beziehung erinnere ich, dass im östlichsten Theile des Kunzen- 
grabens nur die obersten Theile der Raiblerschichten vom Niveau der Myo- 
phoria Kefersteini und die zunächst darunter liegenden Schichten aufge- 
schlossen sind, gegen die Mündung des Grabens tiefere Schichten folgen; 
dass im Westgehänge des Raiblerthales, die Wengerschiefer, im Kalt- 
‘ wasserthal auch die Reiflingerkalke unter den Wengerschiefern erscheinen. 

Wenn auch in dieser Richtung unsere älteren Angaben auf den Karten 
nicht mehr mit hinreichender Genauigkeit zu verwenden sind, so darf ich 
nicht unbeachtet lassen, dass die Wengerschiefer überhaupt die tieferen 
Schichten der Raiblerscharte auf unseren Karten nur noch bis an die Ost- 
seite des Wolfsbacherthales angegeben sind, während der weitere Verlauf 
dureh das Dognathal mit der Farbe bezeichnet wird, die für die Andeutung des 


1) Cephalopoden aus dem Muschelkalk der Alpen. T. 1. F. 2, 


[23] Beiträge z. Kenntn. d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 93 


Verlaufes der Corbulaschichten vom Torersattel bis in die Coritenza ver- 
wendet wurde. Nach diesen Angaben hat der Beobachter zu erwarten, dass 
im Wolfsbacherthale ein ähnliches Verschwinden der tieferen Raiblerschichten 
eintritt, begieitet von einer ähnlichen Ausbuchtung der Schiefer nach 
Norden ), wie im Ostgehänge des Raiblerthales. 

Diese eine Reihe von Erscheinungen würde die Linie, auf welcher die 
Raiblerschichten, von Raibl westlich bis Dogna auftreten, als eine Verwer- 
fungs- oder Antiklinallinie und die Strecke von Raibl in’s Wolfsbacherthal 
als die meist verworfene Stelle derselben kennzeichnen. 

In Bezug auf die zweite Reihe von Thatsachen erinnere ich, dass der 
erzführende Kalk des Fünfspitz, nördlich vom Torersattel von den Megalo- 
donkalken sehr regelmässig überlagert, im Kunzengraben von den tieferen 
Raiblerschiefern unterlagert, von den beiden Vorsprüngen des Wenger- 
schiefers überlagert — wobei die vielfachen Knickungen und Windungen in 
der Schartenklamm nicht ausser Acht zu lassen sind — endlich im Kalt- 
wasserthale von den Wengerschiefern und Reiflingerkalken unterlagert wird. 

Wenn das Vorkommen der vielen Knickungen und Windungen des 
Wengerschiefers bei der Auflagerung desselben auf den Königsberger erz- 
führenden Kalk berücksichtigt wird, wenn man insbesondere die regelmässige 
Auflagerung der viel jünger als Wengerschiefer scheinenden Megalodonschichten 
auf dem erzführenden Kalk des Fünfspitz im Auge behält, so neigt sich auch 
diese Reihe von Thatsachen zur Annahme, dass die Linie von Raibl als eine 
Verwerfungslinie zu betrachten sei. 

Sehr auflallend ist dagegen der sehr unregelmässige Verlauf dieser 
Linie. Aus dem Kaltwasserthal verfolgt sie bis auf die Scharte eine östliche, 
von da nach Raibl eine südöstliche Richtung. Von Raibl in Ost ist sie erst 
längs der niederen Hügelreihe vom erzführenden Kalk nach Nord unter den 
Fünfspitz, parallel dem Hauptthale (und dem sogenannten Morgenblatt), 
von da weiter insüdöstlicher Richtung geknickt (etwadem Abendblatte parallel) 
und erst im obersten Theile des Kunzenbaches zeigt sie einen rein östlichen 
Verlauf. Wenn man unsere Karten zu Rathe zieht, scheint die Linie von 
Raibl in ihrer ganzen Erstreckung solchen Knickungen unterworfen zu sein. 

Eine weitere Thatsache, die, wie die oben erwähnten Unregelmässig- 
keiten gegen die Erklärung der Linie von Raibl als einer einfachen Verwer- 
fungslinie spricht, ist der Mangel einer jeden Spur von einer Verwerfung an 
der Ueberlagerungsstelle der Megalodonschichten in der Fortsetzung der 
Thallinie des Kunzenbaches. Gegen die Annahme einer einfachen Verwer- 
fungslinie spricht endlich der von Megalodonschichten überlagerte Anstoss 
der Raiblerschiefer an den erzführenden Kalk, die Uuterlagerung des erz- 
führenden Kalkes im Kunzenbach von den Raiblerschichten und im Kalt- 
wasserthale von den Wengerschiefern und Reiflingerkalken, welche letzteren 
Thatsachen mehr für die Gleichzeitigkeit der Bildung des erzführenden 
Kalkes und der Raiblerschichten zeugen. 

Jedes weitere Eingehen in dieses Verhältniss wäre vorzeitig bei der 
Unvollständigkeit der vorläufig gemachten Erhebungen. Entschieden darf 
man jetzt schon die Meinung in den Vordergrund stellen, dass die Ueberla- 
gerung des erzführenden Kalkes durch den Wengerschiefer in Raibl als eine 
zufällige und abnorme zu betrachten sei. 


E04 14).Sjche die ee Karte von Raibl von A. v. Morlot: Jahrb. d. g 
R., A. 1 T. IV. (südlich von Wolfsbach). 


2 


‘4 D. Stur. [24] 


4. Gliederung der Fauna und Flora der bei Raibl aufge- 
schlossenen Schichten. 


Ich beginne mit der jüngsten beachteten Schichtenreihe, mit dem auf 
den Öorbulaschichten lagernden Hangenddolomit. 

Derselbe führt reichlich Schnecken und Evinospongien, Durchschnitte 
und Auswitterungen. Die schlechte Erhaltung dieser Versteinerungen er- 
laubt mir hier nur drei Namen, mit beizufügenden Zweifeln, anzuführen : 

Evinospongia vesiculosa Stopp. 

Turbo conf. Stabiler v. H. 

Turbo conf. subeoronatus. Hörnes. 

In bestimmter Weise darf ich angeben das Fehlen aller jener Petre- 
facte in diesem Dolomit von Raibl, die in neuester Zeit von Beneke, ') 
mit dem Turbo solitarius als Leitmuscheln des sogenannten Hauptdolomit 
angeführt werden; wovon ich den genannten Turbo solitarius in Schichten 
mit Cardium austriacum, die Natica incerta, die wohl eine Pleurotoma sein 
dürfte und Avicula exilis Stopp. aus dem Dachsteinkalke mit Starhemberger- 
Zwischenschichten, bei der eben fertig gewordenen Aufstellung der Petre- 
facte der rhätischen Formation der Nordalpen, nachzuweisen Gelegenheit 
hatte. Ich halte diesen Dolomit in Raibl noch für obertriadisch und werde 
unten auf diese Behauptung zurückkommen. 

In den Corbulaschichten habe ich auf fünf verschiedenen Fund- 
orten gesammelt: in der Coritenza bei Preth, am Torersattel, am Thörl- 
sattel, in den Riesen des Eisengrabens und anderen Gräben am Raiblsee 
und im oberen Loch über der Scharte von Raibl. Von den genannten wurde 
schon als abweichend bezeichnet das gesammelte Materiale vom Thörlsattel. 
Es liegt mir von der Schichte mit den Bactryllien und von der Avicula- 
schichte eine grössere Anzahl von Stücken vor. Die erstere enthält: 

DBactrylivum canaliculatum Heer. 

Oorbula Rosthorni Boue. 

Hörnesia Joannis Austriae. Klipst. sp. 

Pecten sp. 

Die letztgenannten Arten je in einem, die Corbula in mehreren, das 
Bactryllium in zahlreichen Exemplaren. 

Die Aviculaschichte enthält in Unzahl die Dairdia subeylindrica 
Sandb. und die Avicula Gea Orb. Selten die Myophoria inaequicostata Klipst. 
Dieser Schichte dürfte ein Ammonites Gaytani Klipst., jenseits der Thörl- 
alpe gefunden, angehören, nach der röthlichen fast ziegelrothen Farbe des, 
die Kammern des Ammoniten ausfüllenden Mergels zu urtheilen. Jedenfalls 
gehört derselbe nach der Angabe des Fundortes ‚dem Corbulaschichteneom- 
plexe an. Ferner gehören diesem Schichtencomplexe unzweifelhaft an die 
Ostrea Montis caprilis Klipst., Waldheimia Stoppanii Sss. und Cidaris 
Braunii Desor, ohne dass es mir gelungen wäre das Niveau dieser Petrefacte 
festzustellen. 

Am Torersattel habe ich vorzüglich zweierlei Platten mit Petrefacten 
gesammelt. Die Platten mit Myophoria Chenopus Laube und M. inaequicos- 
tata Klipst., die beide v. Morlot unter dem Namen der M. Wrhatleyae 
von Raibl erwähnt, die sich aber nach Fr. v. Hauer durch die dünne Schale 
und die auf der Innenseite der Muschel deutlich ausgeprägten Rippen von 
der echten M. Whatleyae unterscheiden, enthalten ausser den genannten nur 


ı) Dr. E. W. Benecke: geogn. pal. Beitr. 1, Heft. 1866. T. II. 


[25] Beiträge z. Kenntn.d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl und Kaltwasser. 95 


noch schlecht erhaltene Bairdienschalen, wahrscheinlich von der Bairda sub- 
eylindrica Sandb. 

Bei weitem reichhaltiger an Fossilien sind die Platten des Corbulage- 
steins, welche in einer grossen Anzahl vom Torersattel und von anderen ge- 
nannten Fundorten in unserer Sammlung vorliegen. Zweierlei Stücke von 
diesem Gestein liegen fast von allen Fundorten vor. Die einen enthalten die 
Corbula mit kreideweissen, die andern mit aschgraugefärbten Schalen, Es 
ist zu bemerken, dass die am Torersattel neben dem Piychostoma Sanctae 
Orueis Wissm. sp. lose ausgewittert, sehr zahlreich gefundenen Exemplare 
der Corbula Rosthorni aschgrau gefärbt und zweiklappig sind, während man 
sonst sowohl auf den aschgraugefärbten, als auch kreideweissen Platten des 
Corbulagesteins diese Art nur in einklappigen, die Platten dicht be- 
deckenden Stücken bemerkt. 

Fast der sämmtliche Reichthum an Fossilien der Corbulaschichten ist 
in dem Corbulagestein concentrirt Die wichtigsten Arten darunter, wie die 
Perna Bou£i v. H. sitzen auf den Platten wie angeklebt auf. Es folgt eine 


Thörlsattel 


Solenschichte 


Fossilien der Corbula-Schichten 


Torersattel 
Eisengraben 
am Raiblsee 

egalodon- 
Schichten 


Oberes Loch a. 
d. Raiblersch. 
Myoph. Kefer- 
steinii - Bänke 


Bairdia subeylindrica Sandb. .. . . . 
Ammonites Gaytani Klipst. Age 
Ptychostoma Sanctae Crucis Wissm. 
Anoplophora Münsteri Wissm. sp. : 
Corbula Rothorni Boue. . . ..... + 
Boras Mellinsi v. H. . |. . I... + 
Pachyrisma rostratum Münst. 
5 Bier he Ueh & 
Myophoria inaequicostata Münst. 
” Chenopus Laube 
Bi lineata Münst. . , ..... 
22 ke Ama FE BEN PERF En Sr ee + 
Macrodon > Münst 
Be a eh ir . 
Cucullea impressa Münst}. , Bo. °.°.°. e 
Bea ea dOrb. |. . |. -- B'.’. tr. au + + 
Gervillia angulata Münst. ...... 
= ee) Re Pe A A 
Hörnesia Joannis Austriae Er sp. 
Perna Bouei v. H. . „.. NEN aloe Ma 
Benososw. Hl... „. 0.0... 
Pecten sp. (gefältelt) . ‚ 
sp (abwechselnd stärkere Rippen) 
Ostrea Montis caprilis Klipst ; 
Waldheimia Stoppanii Suess . . .. . 
Pentacrinus propinguus Münst. . . . . 
Cidaris dorsata Braun . A 
Balbta Again. 
eco Münsti4r . ! 2.18 
eWissmannı Desor .. dd... “. ; 
Palmearıisı Munst. % . . ..,. 0% 
strisertatanbaubeir .: .ı. #.-: 
Braunil, Daauay .?ut0) nallä = 
Bactryllium canaliculatum Heer. . . . = 


++ 


+ +++4++++ + + 
+++ +++ 
rar 


4 
+ 


++ 


E+t + +++ 
++ 


ee: 


+44+44+++ 


96 D. Stur. 126] 
Uebersichtstabelle der Fossilien der Corbulaschichte. Diejenigen Arten der 
Tabelle, über die in obigen Zeilen nicht anderweitige Angaben vorliegen, 
stammen aus dem Corbulagestein selbst. Die Bestimmungen der mit St. 
Cassian gemeinschaftlichen Arten in diesem und in den folgenden Verzeich- 
nissen sind von Herrn Dr. Laube vorgenommen worden, wofür ich ihm 
meinen besten Dank ausspreche. 

In dem nächst tieferen Niveau der Megalodonschichten habe 
ich von den Fundorten Coritenza, Eisengraben und Scharte grössere Suiten 
von Petrefacten gesammelt. 

Der Steinbruch an der Zlava bei Coritenza bewegt sich wohl nur in den 
Hangendschichten dieses Schichtencomplexes, nämlich in den Mergelkalken 
über dem Megalodondolomit und unter den Corbulaschichten. Die Mergel- 
kalke selbst enthielten im Zlava-Steinbruch; 

Megalodon sp. 

Pachyrisma sp. 

Pecten filosus v. H. 

Die Mergelschiefer-Zwischenschichten enthalten zahlreich : 


Fossilien der Megalodonschichten 


Scharte 
Corbula- 
Schichten 


Raibler- 
steinii-Bänke 


Coritenza 
Eisengraben 
Solenschichte 
Myoph. Kefer- 


il Flossenstachel von Hybodus sp. { 
Ammonites Joannis Austriae Klipst #0 
NAUICBINTE, nl A ende ee wc Fer ai 
Chemnitzia gradata Hömes . .... 2... 
Axzınia Hormas. .l.. co... 1... : 
Rosthorni Hörnes . . 
R sp. gross, schwarzschalig conf. Ch. 
princeps Stopp. . . - . - 
sp. mit starken dreieckigen. Dornen 
an deriNath : .I1...}. . Rh 
Solen eatdatag rn. EEE 
Corbis: :Melima vlt. Se. r  ... 3a 
Pachyrisma,E$ 7... 006. alvshuhe and VE i4l. 2; 
Meoalodon, sp... Era rd. Les we T 
Cardinia problematica Klipst. Sp. . »..... . 
Myophoria Kefersteinii Münst. p. ...... 
= inaequicostata Münst.. . . 2»... 
Nuecula strigillata Münst. 4.1. zehn. Au aassr 
Macrodon Bp.h., > zb side „Lebt u ie 
Ayritula Ges VER E ee.  e 
Hörnesia Joannis Austriae Klipst. sp. . . . . . 
Pecten conf. discites Schloth.. .. . 2... 
er Mlosus) vH. Rt ee Ar 
HE Bp: „gölaltelb. lies). - ca ae: 2 
Waldheimia Stoppanii Sues . ».» .» 2.2.2... 
Spiriferina gregaria Suess®) ..... BR. 
Enerinus cassianus Laube . ..... AR; 
Pentacrinus conf. Fuchsii Laube ...... aM 
Bactryllium Schmidti? Heer... ....... 


Pre ae 
+ 
ea 
a 3 


4 
+44 44444 + + 


+ ++ 444 
+ + 
FE rer 
+4 


*) Nach Angaben von Prof. Suess am „Alten Ofen“ gefunden. 


[?7] Beiträge z. Kenntnisse d.geol. Verhält.d. Umgegend v.Raiblu Kaltwasser. 97 


Corbis Mellingi v. H.? klein, fiachgedrückt. 

Pecten filosus v. HA. 

Pecten sp. gefältelt, ähnlich P. acuteauwritus Schafh. aus den Kös- 
senerschichten. 

Die beiden andern Fundorte, Eisengraben und Scharte, haben aus dem 
Liegenden der Megalodonschichten, aus den Mergelkalken unter dem Me- 
galodondolomit und über der Solenschichte, d. h. aus dem schon erwähnten 
Niveau der losen Petrefacte auf der Scharte reiche Suiten von Petrefacten 
geliefert. 

Im Eisengraben sind auch die Mergelschiefer-Zwischenschichten voll 
Versteinerungen und enthält unsere Sammlung von da: 

Bactrylliium Schmidtii Heer? Abdrücke. 

Corbis Mellingı v. H.? klein und flachgedrückt. 

Pachyrisma sp. ebenso. Pecten conf. discites Schl. 

Macrodon sp. »„  losus v. H. 

Pecten sp. gefältelt wie im Zlava-Steinbruch. 

Vom Eisengraben besitzt unsere Sammlung ferner von Tronegger 
gesammelte Kalkmergelstücke mit Fucoiden ähnlichen Pflanzenresten und 
eines dieser Stücke enthält die Spiriferina gregaria Suess. 

Auf der Scharte selbst habe ich den Mergelschieferzwischenlagen keine 
Aufmerksamkeit geschenkt und keine Angaben über Vorkommen von Ver- 
steinerungen darin gesammelt. 

Die obige Tabelle enthält das Verzeichniss der vorkommenden Arten 
der Megalodonschichten in den drei Lokalitäten. (Siehe Seite 96 [26]). 

Nach den Funden von Prof. Suess gehören in dieses Niveau noch 
Ammonites Johannis Austriae Klipst. und Spiriferina gregaria ss. vom 
alten Ofen. 

Die nächstfolgende Solenschichte ist mir eigentlich nur auf der 
Scharte anstehend bekannt, wo ich einige Stücke des Gesteins gesammelt 
habe und andere in unserer Sammlung vorfand. In derselben Sammlung 
fand ich auch vom Schwalbenspitz im Kaltwasserthale, Stücke eines ganz 
ähnlichen Gesteins, in welchem ich jedoch nur folgende zwei Arten er- 
halten finde: 


Fossilien der Sohlenschichte 


Unter dem 
Schwalbenk 
Scharte 
Corbula- 
Schichten 
Megalodon- 
Schichten 


Ammonites Johannis Austriae Klipst. . . . 
Loxonema lateplicata Klipst. sp 
Solen caudatus v. H 
Corbula Rosthorni Bou& 
Corbis Mellingi v. H. 
Cardinia problematica Klipstein sp. . . . 
Myophoria Kefersteini Münst. sp. 
ee Chenopus Laube 
Myoconcha? sp 
'Avicula Gea Orb 
Hörnesia Johannis Austriae Klipst. sp. 
Perna Bouei v. H. 


+++ 


+4 444444 


Jahrbuch der k,k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. fi. Heft. 


98 D. Stur. [28] 


Corbula Rosthorni Boue. Corbis Mellingi v. H. 

Die letztere ist allerdings auch in der Solenschichte auf der Scharte 
häufig, doch habe ich die erstere auf den mitgebrachten Stücken von der 
Scharte nicht entdecken können. Trotzdem glaube ich das Gestein vom 
Schwalbenspitz bis auf weitere Bestätigung hierher einreihen zu müssen, 
da mir im Complexe der Corbulaschichten kein auch entfernt ähnliches Ge- 
stein bekannt geworden ist. 

Von Ammonites Johannis Austriae Klipst. liegt in unserer Sammlung 
nur ein einziges, uns vom Prof. Escher von der Linth geschenktes sehr 
schönes Exemplar, welches nach dem, die Kammern ausfüllenden Gestein, 
wohl dieser Schichte entnommen sein dürfte. 

Die Bänke der Myophoria Kefersteini fand ich nur auf der Scharte 
anstehend. Sie sind sonst sehr arm an andern Versteinerungen. In meinen 
an Ort und Stelle gemachten Notizen finde ich in diesen Bänken beobachtet, 
verzeichnet: 

Hörnesia Johannis Austriae Klipst. sp. 

Pecten filosus v. H. 

Professor Sandberger gibtanmit der Myophoria Kefersteiniin Raibl 
vorkommend seine Bairdia subeylindrica. Unsere Sammlung enthält ein 
Exemplar der genannten Myophoria (aus der Myophoria Kefersteini-Bank), 
worauf ich einige Schalen dieses Ostracoden bemerkte. 

In dendünnschiefrigen Mergeln, unmittelbar unter den vorigen 
Bänken, fand ich auf der Scharte eine Zahnplatte eines Placoiden und 
den hinteren Theil eines Peltopleurus gracilis Kner, der sich nach der 
Untersuchung des Herrn Prof. Kner wesentlich unterscheidet von dem in 
dem Wengerschiefer vorkommenden Peltopleurus splendens. Dann ein Bruch- 
stück einer Voltzia sp. Auch im Fallbach führen dieselben Schichten 
nicht selten Fischreste, doch in sehr mangelhafter Erhaltung. 

Die zwei nächstfolgenden Schichtengruppen: Die Mergelkalke und 
schwarze plattige Kalke haben mir keine Petrefacte geliefert. 

Die nächst tiefere Schichte, die reich an Petrefacten erscheint, ist die 
Korallenschichte des Wengerschiefers. Ich rechne sie noch zum 
Wengerschiefer, weil auch im Hangenden desselben ein dem Wengerschiefer 
ähnliches Gestein lagert. 

An der Wohnung des Oberhutmanns in Raibl fand sich in der breceien- 
artigen Schichte mit weissen Schalen: 

Myoconcha Maximiliani Klipst., junges Exemplar. 

Pecten sp., gross, radialgerippt. 

Ferner in Stücken der Korallenschichte, die theils auf dem Wege 
zum Fundort der Wengerpetrefacte, theils südlich von da im mittleren Theile 
des Rinngrabens (Kempfer B) herumliegend gefunden wurden, bestimmte 
Herr Dr. Laube folgende Arten: 

Holopella punctata Münster. sp. Oladophyllia gracilis Münst. 

Oidaris semicostata Münst. Microsolena plana Laube. 

Unter diesen ist die Oladophyllia gracilis am besten und häufigsten 
erhalten. 

Der Wengerschiefer von Raibl hat an dem wiederholt er- 
wähnten Fundorte im Osten über der Schartenklamm, nach und nach einen 
ausserordentlichen Reichthum an prachtvollen Thier- und Pflanzenresten 
geliefert, die Gegenstand vielseitiger Bearbeitung geworden sind. Der 


[29]  Beiträgez. Kenntniss d. geol. Verhält. d. Umgegend v. Raiblu. Kaltwasser. 99 


Wengerschiefer von Raibl besitzt eine so ausgebreitete Literatur, wie nur 
wenige Schichten unserer alpinen Trias. Trotzdem harrennoch einige Cepha- 
lopoden, die bisher unter dem Namen Ammonites Aon Münst. zusammen- 
gefasst werden, einige Schnecken, mehrere Bivalven, der Bearbeitung ent- 
gegen. Auch über Krebse dürfte in nächster Zeit von Prof. Dr. Reuss eine 
neue Arbeit, auf Grund derin neuerer Zeit gesammelten Stücke zu erwarten 
sein. Unvergleichlich schön und reich an wohlerhaltenen Stücken ist die Samm- 
lung fossiler Pflanzen aus dem Wengerschiefer von Raibl in unserem Museum. 

Neuerdings wurden Zweifellaut darüber, ob der Fischschiefer von Raibl 
mit dem Wengerschiefer wirklich ident sei. Die für den Wengerschiefer charak- 
teristischen Petrefacte: Der sogenannte Ammonites Aon Münst., Posidonomya 
Wengensis Wissm., und die kleine Avicula globulus Wissm. sind im Raibler 
Fischschiefer gar nicht selten, und zwar die beiden letzten sowohl auf Stücken 
mit Pflanzenresten, als auch mit der Acanthoteuthis beisammen. 

Die Halobia Lommeli Wissm. ist im Wengerschiefer von Raibl wirk- 
lich selten, doch habe ich auch von dieser ein unzweifelhaftes Bruchstück 
von Raibl, mit einem Blattrest des prachtvollen Pterophyllum Bronnü 
Schenk beisammen, somit ein Stück, welches in Bezug auf den Fundort 
Raibl, und zwar die Pflanzenschiefer von da keinen Zweifel zulässt. Es han- 
delt sich hier darum, sicher festzustellen ob der Raibler Fischschiefer ident 
ist mit dem unter dem Lunzersandstein in den Nordalpen liegenden Schiefer, 
den ich ebenfalls Wengerschiefer schon seit dem Sommer 1863 wiederholt 
genannt habe. Und diese Indentität ist wohl ausser Zweifel gestellt durch 
das Vorkommen des Wengerschiefers an der Mündung des Steinbaches unweit 
Gössling an der Strasse nach Lunz im Liegenden des dortigen Lunzersand- 
steins, in welchem ersteren ebenfalls Halobia Lommeli selten, Ammonites 
Aon, Posidonomya Wengensis und Avicula globulus häufig vorkommen 
und in diesem petrographisch dem Fischschiefer von Raibl völlig identischen 
Schiefer nebst diesen genannten Petrefacten auch noch die weiter unten zu 
erwähnende Voltzia Foetterlei n. sp., ferner ein Stück des Pterophyllum 
Bronnii gefunden wurden, trotzdem wir von diesem vielversprechenden 
Fundort kaum mehrals etliche Bruchstücke der Platten mitgenommen haben. 

Mit diesem Wengerschiefer der Nordalpen, der auch an manchen 
Orten viel reicher ist an Halobia Lommeli als zu Gössling und Raibl, kann 
der Fischschiefer von Raibl vorläufig mit aller Beruhigung als ident betrach- 
tet werden, und es ist gewiss eine Bestätigung dieser Annahme darin jetzt 
schon vorhanden, dass auch im Liegenden des Wengerschiefers von Raibl, 
wie in den Nordalpen, der Reiflinger Kalk sicher vermuthet werden darf. 

Es folgt eine flüchtige Skizze der Vorkommnisse jener Petrefacte des 
Wengerschiefers von Raibl, die irgendwie genauer bekannt geworden sind. 
Das Materiale ist bei weitem nicht erschöpft und nicht hinlänglich gewürdigt. 


Fische. 


Graphiurus callopterus Kner: Die Fische der bituminösen Schiefer 
von Raibl in Kärnthen. Sitzungsb. der k. Akademie d. W. LI, p. 4. T. I. 

Orthurus Sturii Kner. ibidem p. 12. T.IL.F.1. 

Ptycholepis Raiblensis Bronn. Leonh. u. Br. Jahrb. 1859. p. 30, 
T. 1 F. 4. Aa. 

Ptycholepis avus Kner. 1. ce. p. 16. T. II. F. 2. 

Thoracopterus Niederristi Bronn. Beitr. zur Trias. Fauna und Flora 

19* 


100 D. Stur. [30] 


der bituminösen Schiefer von Raibl. Leonh, u. Br. 1858. p. 25. T. III. 
F. 1, 2 und 3. — Kner: 1.c.p. 19. T-ID. T. 1-3. 

Megalopterus raiblanus Kner. 1. ce. p. 23. T. IV. F. 1. 

Pterygopterus apus Kner, Nachtr. Sitzungsb. d. k. Akad. d. W. LV. 
Abth. I. p. 718. T. 1. 

Pholidopleurus typus Bronn. Beitr. 1858. p. 17 T.I.F. 11—15. 16, 
T. H. F. 2. — Kner: Die Fische etc. Sitzungsb. der k. Akad. d. W. LIU. 
D- 2a NE 2. 

Peltopleurus splendens Kner: 1. e. p. 29. T. IV. F. 3 

Pholidophorus microlepidotus Kner: 1. c. p. 32. T. IL. F. 3. 

Pholidophorus Bronnü Kner:]. ec. p. 34. T. V. F. 1. 

Lepidotus ornatus. Ag. Kner: 1. c. p. 36. T. VI. F. 1. — Ganz das- 
selbe Gestein, wie jenes Stück, worauf das Originale sich befindet, habe ich 
wiederholt in der Schartenklamm selbst gesammelt und auch in der Samm- 
lung aufbewahrt, daher glaube ich, dass dasselbe dem Wengersshiefer ange- 
höre. Ident mit diesem dürfte Bronn’s Lepidotus sp. von Raibl: Leonh. u. 
Bronn. Jahrb. 1859. p. 43. F. 5, 5a u. 5b sein. — Die Stücke dagegen, 
welche Heckel als Lepidotus suleatus beschrieben hat (Denkschr. d. k, Akad. 
D), dürften von Bleyberg stammen, wenigstens liegen in unserer Sammlung 
aus dem Muschelmarmor von Bleyberg ganz idente Reste vor. 

Belonorhynchus striolatus Bronn : Beitr. p. 10. T. I. F. 1-10, T.LL. 
F. 1. — Kner: 1. c. p. 38. T. VL F, 2. 


Krebse, 


Stenochelus triasicus Rss: Ueber fossile Krebse aus den Raiblerschich- 
ten — v. Hauer’s Beitr. zur Palaeont. Oesterr. 1. Heft p. 2 T. I. F.1. 

Tetrachela Raiblana Bbronn sp. Reuss: 1. ce. p. 5. T. I. F. 2—7. 
bolina Raiblana Bronn. 1. e. p. 30. T. IV. F. 1—3. — Eryon Role 
H.v. M. Leonh. u. Br. 1858. p. 206. 

Aeger crassipes Br. 1. c. p. 35. T. V. F. 1—2. T. IV. F.5. 

bombur Aonis Br. 1. ce. p. 40. T. IV. F. 4. 


Insekten 


Blattina n. sp. Bisher ein einziges Exemplar von der Bauchseite er- 
halten, und nur bei einer Wendungder Platte gegen das Licht bemerkbar. Das 
Geäder der Flügel erlaubt den Rest vorläufigim obigen Genus unterzubringen. 


Cephalopoden. 


Acamthoteuthis bisinuata Br. sp. Ed. Suess: Sitzungsb.d. k. Akad. d. 
W. LI. Abth. I. p. 225 T. I—IV. — Belemnoteuthis bisinuata, Bronn: 
Nachtr. 1859. p. 43. T. 1. f. 1—3. 

Nautilus rectangularıs v. Hauer : Beitr. zur Kenntn. der Cephalop. 
Fauna der Hallstädter Sch. Denkschr. d. k. Akad. d. W. Bd. IX. p. 145. T. 
I. f. 1-4. Nach dem, an diesem Nautilus noch klebenden Gestein, gehört 
derselbe entweder ebenfalls dem Wengerschiefer an, oder den schwarzen plat- 
tigen Kalken, die über der Korallenschichte folgen und mag wie andere 
Stücke des Wengerschiefers vom Kempferbach in das haibler Hauptthal: 
Schlizabach, hinaus getragen und dort gefunden worden sein. 

Ammbhites Archelaus Laube, Mehrere Stücke dieser Art, die dem- 
nächst beschrieben und abgebildet wird, habe ich im Kaltwasser Thale in 
einem eigenthümlichen oolithischen Gestein gesammelt. Auch in der Schar- 
tenklamm ist diese Art im Wengerschiefer von Raibl vorhanden. 


[31] Beiträge z. Kenntniss d. geol Verhältn. d. Umgegendv.Raibl.u. Kaltwasser. 101 


Ammonites Aon Münst und zwar höcht wahrscheinlich die echte Form 
sehr zahlreich im Wengerschiefer von Raibl. 


Bivalven. 


Avicula globulus Wissm. Münst. Beitr. zur Petr. 1841 IV p. 21. 
T. XVLF. 13. 

Halobia Lommelı Wissm. ibidem T. XVI. F. 11. 

Posidonomya Wengensis Wissm. ibidem T. XVI. F, 12. — G.C. 
Laube: die Fauna der Schichten von St. Cassian. II. p. 76. T.XX. F. 12. 


Pflanzen. 


Equisetites arenaceus Schenk. Bisher eine einzige Scheide, mit nicht voll- 
ständig entblössten Zähnen, doch höchst wahrscheinlich dieser Art angehörig, 

Equisetites strigatus Dr. sp. Philadelphia strigata Bronn.: Beitr. zur 
trias. Fauna und Flora der bituminösen Schiefer von Raibl. Leonh. und Br. 
Jahrb. 1858 p. 49. T» VILF. 2. 3. Calamites Raibelianus Schenk : Ueber die 
Flora der schwarzen Schiefer von Raibl. Würzb. naturw. Zeitschr. VI. p. 14. 
15. T. I. F. 1. Equisetites sp. Schenk, ibidem p. 14. 15. 


Mehrere möglichst wohlerhaltene Exemplare diesgs Fossils sprechen 
dafür, dass die Auffassung der Form und der Zusammgehörigkeit der Fi- 
guren 2 und 3 auf T. VII von Bronn riehtig war. Die Annahme des Herrn 
Hofrathes Schenk, dass die citirte Figur 2 ein Fragment einer Equisetiten- 
Scheide sei, wird ‘durch ein in unserer Sammlung befindliches Stück unter- 
stützt, an dem man deutlich vier verschiedene Scheidezähne durch eine kurze 
dicke Scheide verbunden sehen kann. Das von Schenk dargestellte Stück des 
Calamites Raibelianus zeigt in ähnlicher Weise zwei solche verwachsene 
Scheidezähne, von welchen die Abbildung die beiden Mittelnerven ganz gut 
wiedergibt, während die Spitzen der Scheidezähne nicht erhalten sind. 

Neuropteris conf. Rütimeyeri Heer. Schenk. 1. e. p. 11. 15. 16. T. 1. 
F.2.—s wird gewiss stets schwer fallen, diesehr wohl erhaltenen Bruchstücke 
dieser Pflanze von Raibl, mit jener aus dem groben Sandsteine von Hemiken 
(Heer: Urwelt der Schweiz. T. Il. F. 6) zu identificiren, umsomehr als die 
betreffenden Lagerstätten sehr verschiedenen Horizonten angehören. Unsere 
Pflanze ist stets nur in kleinen Fetzen vorgekommen und mag bis auf weiteres 
unter obigem Namen Verwendung finden. 

Ohüropteris sp. Ein einziges Stück eines Lappens von ovaler nach unten 
verschmälerter Form mit unten deutlichem nach oben verschwindendem Mit- 
telnerv und einer vollständig der Ohöropteris digitata Kurr. (Schönlein und 
Schenk fossile Pflanzen des Keupers Frankens T. XI F. 1 a. b) entsprechen- 
den Nervation. Das Raibler Exemplar ist 11/, Zoll lang, ®/, Zoll breit. 
Aneimwa? sp. Vorläufig auch nur einmal vorgekommen, in beiden 
Platten vorhanden, erinnert in der Form und Nervation der Blättchen am 
meisten an Aneimia. 

Olathropteris sp. Ebenfalls nur ein kleiner Fetzen sines Farrens, des- 
sen Nervation an Olathropteris erinnert. 

Danaeopsis conf. marantacea Presi. sp. Bronn.: Beitr. p. 58. T. IX. 
P. 3. — Schenk l. c. p. 16. — In unserer Sammlung bisher ein einziges 
Bruchstück eines Segments mit für die genannte Art etwa normaler Breite, 
welches die ursprüngliche Bronn’sche Bestimmung nicht sicherer stellt, da 
es immer möglich ist, dass diese Pflanze in Raibl nicht gefiedert, und mit 
der D, simplex Stur aus dem Lunzersandstein verwandt oder ident war. 


3 \ 


102 D. Stur. [32] 


Uycadites Suesst n. sp. Bisher ein einziges Stück, an welchem der 
mittlere Theil des Blattes erhalten ist. Sowohl die Spitze, alsauch der unterste 
Theil des Blattes fehlen. Zunächst dem Oycadıtes rectangularis Brauns 
(Schenk:Flora der Grenzschichten, p. 157, T. XXXV.F.11} verwandt, doch 
durch die schiefabstehenden Segmente verschieden. Die Segmente sind linear, 
ganzrandig, sitzend, ander Spitze abgerundet, einnervig; dieobersten erhal- 
tenen sind am längsten, etwa 1:/, Zoll lang, und schliessen mit dem Blatt- 
stiel einen Winkel von etwa 50 Graden ein, dieunterstensind viel kürzer, etwa 
zolllang, und schliessen mit dem Blatistiel einen Winkel vonetwa40Graden ein. 

Dioonites pachyrrhachis Schenk. sp. — Filicum genus indeterminatum 
Bronn. 1. c. p. 59. T. IX. F. 4. — Oyatheites pachyrrhachis Schenk. Bei- 
trag zur Flora des Keupers und der rhätischen Formation. VII. Bericht der 
naturf. Gesellsch. zu Bamberg p. 43.— Oyatheites pachyrrhachis Schenk. Flora 
. der schwarzen Schiefer von Raibl p. 15. T. I. F. 3. Calamites arenaceus 
Schenk ibidem T. I. F.1. — Bronn. T. VII F.4. -— Taeniopteris sp. Braun 
in Leonh. und Bronn. 1859. p. 45. — Die ausserordentliche Aehnlichkeit 
der primären Segmente dieser Pflanze, die auch einzeln im Wengerschiefer 
von Raiblgefunden werden, mit dem Dioonites pennaeformis Schenk. (Beitr. 
p- 64. T. V. F. 2—4. Schenk: Bemerk. über einige Pfl. der Lettenkohle 
und des Schilfsandsteines, Würzb. naturw. Zeitsch. VI p. 54) und der ausser- 
ordentlich dicke Stiel derselben veranlassen mich diese Pflanze hier einzu- 
reihen. Die secundären Segmente sind nieht ganzrandig, sondern gekerkt, 
wie dies mehrere Stücke unserer Sammlung deutlich zeigen. Bei gut er- 
haltenen Exemplaren sieht man, dass der Stiel gestreift ist; es dürften da- 
her wohl die eitirten Figuren von Schenk und Bronn, Stücke der Stiele 
dieses Dioonites sein. Ob diese Restemitdem Pierophyllum Bronnii Schenk 
in Verbindung zu bringen sind, muss die Zeit lehren. 

Plerophyllum Bronniti Schenk. Raibl. p. 18. — Noeggerathia vogesiaca 
Dronn. Beitr. p. 44. T. VI. — Gewiss ist dies das schönste bisher bekannt 
gewordene Pterophyllum, von dessen häufig sehr vollständigen Erhaltung 
die bisherigen Abbildungen keine Ahnung geben. Unsere Sammlung besitzt 
eine bedeutende Reihe sehr vollständiger Blätter dieser Art Der Blattstiel 
ist unten etwa zollbreit, und verschmälert sich sehr langsam nach oben, 
wo er etwa einen halben Zoll Breite zeigt. Am oberen Ende des etwa 14 bis 
15 zölligen Blattstiels, durch eine deutliche Abschnürung gesondert, sitzt 
das gewöhnlich unpaare Endsegment des Blattes, bisher nur auf einem 
Exemplare ein paar gleicher Segmente ; dann folgen in ungleichen, nach 
unten an Länge zunehmenden, 1/,—1 Zoll langen Abständen noch 3—4 
Paare von Segmenten ; die einander entgegengesetzten sind, gleich und’ 
unsymmetrisch entwickelt. Die Stellung der einzelnen Segmente ist radial, - 
so dass die des untersten Paares, mit ihren untern Rändern an den Blatt- 
stiel fast anstossen, die mittleren schief abstehen und die des obersten 
Paares schief nach aufwärts gestellt, an das Endsegment anschliessen. 

Die einzelnen Segmente sind 6—8 Zoll lang, am oberen Ende 2—4 
Zoll breit, je nach ihrer Stellung gerade oder schief abgerundet, abgestutzt, 
an der Basis in einen etwa halb Zoll breiten kurzen ..Ansatz verschmälert, 
welcher immer mehr Kohle enthält, als der übrige Theil des Segmentes. 
Die Segmente sind häufig ganz vollständig erhalten, an andern Exemplaren 
sind sie bis an die Basis drei- und mehrmal geschlitzt, aufgerissen, und 
diese Risse in der Contur am Blattende deutlich sichtbar, indem sie manch- 


[33] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raiblu. Kaltwasser. 103 


mal bis einen halben Zoll breit klaffen, Solche zerrissene und vielfach 
ledirte Blätter scheinen aus einer grösseren Anzahl von Segmenten zu be- 
stehen, und sind im übel zugerichteten Zustande, in Folge von Maceration, 
wohl nur mit Mühe zu unterscheiden von der folgenden Art, 

Pterophyllum giganteum Schenk, 1. e. p. 19. T. I. F. 2. Diese Pflanze 
ist bisher noch nicht in so vollständigen Exemplaren bekannt wie die vor- 
angehende Art. Ausser dem abgebildeten Exemplar kenne ich nur noch ein 
zweites erwähnenswerthes Bruckstück dieser Pflanze, welches fünf Paare 
schmaler linearer, etwa halben Zoll breiter Segmente zeigt. Diese sind am 
untern Ende ebenfalls etwas abgeschnürt, und etwa fünf Zoll lang erhalten, 
ohne dass das obere Ende vorhanden wäre. Die benachbarten Segmente be- 
rühren sich an ihren Rändern nicht. 

Pterophyllum conf. Jaegeri Br. Bin einziges unvollständiges Exemplar 
in der Sammlung des k. k. Hof-Mineralien-Kabinetes. 

Pterophyllum Sandbergeri Schenk 1. e. p. 17. T.IF.9. — Ptero- 
phyllum minus Bronn: Beitr. p. 57. T. IX, F, 2. — Auch von dieser Pflanze 
liegen in unserer Sammlung weit vollständigere Stücke vor, als die bisher 
abgebildeten sind. Das breiteste Blattfragment zeigt an der breitesten Stelle 
9 Linien lange, und 5 Linien breite Segmente, während an dem schmälsten 
Fragment die Segmente 4 Linien lang und 2 Linien breit sind. Nach oben 
und unten sind die Blätter allmählig verschmälert und es sind die unter- 
sten Segmente bei fast gleicher durchschnittlicher Breite, kaum eine halbe 
Linie lang. Der dicke Blattstiel ist 2—3 Zoll lang; das grösste Blatt mag 
sammt Blattstiel wenigstens einen Fuss in der Länge erlangt haben. Bei 
einem kleinen Stücke, an welchem die Nerven kaum merklich sind, finde 
ich die Abdrücke der Segmente im Gestein fein vertieft punktirt. Diese Art 
wurde auch im Kaltwasserthale im Wengerschiefer gefunden. 

Voltzia raiblensis n. sp. — Voltzia heterophylia Bronn. Beiträge p. 
51. (pars.) T. VIII F.1.— Voltzia coburgensis Schenk: Raibl. p. 16. (parts). 
T.I F. 6. — Hierher zähle ich die mit langen Blättern versehenen, in 
Raibl sehr häufig vorkommenden Reste von Voltzien. Ein Stück dieser Pflanze 
liegt vor, an welchem im Zusammenhange mit dem Aste grosse Zapfen- 
Schuppen vorkommen. Die Schuppen sind zolllang, oben 5 Linien breit, 
tief dreitheilig, der mittlere Lappen etwas breiter und länger als die Neben- 
lappen, nach unten in einen 5 Linien langen Stiel ausgezogen. In der Tracht 
und Beblätterung sehr ähnlich der Voltzia heterophylia und von dieser sehr 
nahe verwandten Art durch die tief dreitheiligen Zapfen-Schuppen ver- 
schieden. 

Voltzia ? Haueri n. sp. — Voltzia heterophylia Bronn. Beitr. p. 51 
(pars) T. VI. F. 2—3. — Voltzia coburgensis Schenk. Raibl. p. 16 (pars) T.1. 
F. 4.5und 7 ? Hierherzähleich die auffallend kräftigeren, selten verzweigten, 
viel kürzer als bei voriger Art beblätterten Zweige und Aeste von Raibl, 
die Bronn ebenfalls zu seiner Voltzia heterophylia stellt. Mit diesen Zwei- 
gen bringe ich in Verbindung einen prachtvollen, leider sehr stark zer- 
drückten Zapfen, der 8 Zoll lang, 2 Zoll breit, und gewiss eines der werth- 
vollsten Stücke aus dem Wengerschiefer von Raibl ist. An den Rändern des 
Zapfens sind Reste von lanzettlichen, zugespitzten Schuppen des Zapfens mehr- 
fach, doch nur an zweien davon die Spitzen der Schuppen erhalten. Die 
besser erhaltene Schuppenspitze zeigt eine knieförmige Biegung derselben, 
so dass die Spitze von dem geraden Theile der Schuppe fast unter einem 


104 D. Stur. [34] 


rechten Winkel absteht. Eine zweite Schuppe des Zapfens zeigt das Knie 
dieser Biegung wohlerhalten. Die Schuppen sind überdies mit feinen, nach 
oben und unten convergierenden Linien bedeckt, und sind durchscheinend, 
daher wohl häutig und nicht verholzt gewesen. Bisher gelang es nur eine 
einzige freie Schuppe zu sammeln, und auch diese zeigt die Schuppenspitzen 
nicht erhalten. Die feine Streifung, und die lanzettlich zugespitzte Form der- 
selben lässt kaum einen Zweifel darüber, dass die Schuppe und der erwähnte 
Zapfen einer Pflanzenart angehören. Die Schuppe ist etwa Zoll lang und 
bis zum untern Drittel ihrer Länge gespalten, somit aus zwei lanzettlich zu- 
gespitzten Lappen bestehend, die ganz symmetrisch entwickelt und gestellt 
sind, und kaum eine Vermuthung zulassen, dass etwa ein dritter Lappen an 
derselben fehle. Die Spitzen der Lappen sind leider nicht bis zur knieförmi- 
gen Biegung derselben erhalten. Volle Klarheit muss man von'besser er- 
haltenen Stücken erwarten. Daher reihe ich vorläufig diese höchst merkwür- 
dige Pflanze bei Voltzia und nicht bei Schizolepis ein, mit welcher unsere 
Pflanze ebenfallsvielfache Verwandschaft zeigt, bis es gelingt über die gene- 
rische Stellung derselben vollständigere Daten zu erhalten. 

Voltzia Foetterlei n. sp. — Voltzia heterophylla Bronn. 1. ce. p. 51. 
ıpars) T. VIII, F. 4, 5. — Voltzia coburgensis Schenk. b c. p. 16 (pars) 
Taf. I, Fig. 8. -— Die Zweige dieser Pflanze zeichnen sich durch ihre schlanke 
Form und wiederholte dichotome Verästelung von allen mitvorkommenden 
aus. Es sind zweierlei Formen, die geschlechtlich verschieden sein dürften, 
zu unterscheiden. Die einen zeigen an den Spitzen der schlanken unver- 
zweigten Aeste mehrere kurze Aestchen, die für sich abermals dünnere sehr 
verkürzte Aestchen absenden, die rundlich enden. Die eitirte Bronnische 
Figur 4 stellt diese eine Form dar, doch sind die äussersten kleinen Aestehen 
an dem abgebildeten Exemplar nicht erhalten. 

Die andere Form, die übrigens nur äusserst selten wohlerhalten vor- 
kommt, trägt an dem unverzweigten Ende des schlanken Astes einen sehr 
lockeren Fruchtzapfen, der im ganzen etwa aus 5 — 7 lockergestellten 
Schuppen zusammengesetzt ist. Diese Schuppen sind etwa 3 Linien lang, 
gestielt, auf einem Exemplar tief, dreitheilig, auf einem zweiten fünftheilig. 
Im letzteren Falle scheinen die zwei seitlichsten Lappen weniger tief von 
den nächstfolgenden Lappen getrennt, als diese von dem mittleren oder End- 
lappen der Schuppe. Die kurzen, an der Basis abgerundeten, zugespitzten, 
am Rücken mit einem Kiel versehenen Blätter sind nur selten erhalten und 
zeigen eine unebene, dicht unregelmässig-grubige Oberfläche. Diese Art 
auch in dem Wengerschiefer der Nordkalkalpen auf demWegevon Gössling nach 
Lunz gefunden, unterscheidet sich, wie erwähnt, sowohl durch die Tracht der 
Aeste und Zweige, als auch durch die ungewöhnliche Kleinheit der Schuppen 
ihrer lockeren Fruchtzapfen, von allen verwandten Arten ganz ausgezeichnet. 

Carpolithes sp. Schenk. 1. e. p. 19, T. 1, Fig. 10, 11. 

. Mit diesem Prodromus der Flora des Wengerschiefers von Raibl ist 
der ganze Reichthum der Flora dieses Pflanzenlagers noch immer nicht erschöpft. 
Es liegt eine beträchtliche Anzahl vonunvollständig erhaltenen und trotzguter 
Erhaltung noch nicht erklärbaren Pflanzenresten vor. Erst vor Kurzem erhiel- 
ten wir von Raibl einen Ast einer an Cephalotaxus erinnernden Conifere. 1) 

Eine grosse geflügelte Frucht, 3 Zoll lang, 2 Zoll breit, nach unten 
verschmälert, eine rhombische, in der Mitte verdickte Schuppe und mehrere 


!) Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1867. Nr. 15. p. 339. 


[35] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. (05 


andere, dürften bei fortgesetztem Sammeln durch ergänzende Stücke einer 
genaueren Bestimmung zugeführt werden. 

Zu den früher bekannt gewesenen Arten des Wengerschiefers von 
Raibl: Halobia Lommeli, Posidonomya Wengensis, Avicula globulus, Am- 
monites Aon Münst. — tritt noch hinzu der Ammonites Archelaus Laube 
aus dem Wengerschiefer von Wengen, als weiterer Beweis für die Identität 
des Raibler Fischschiefers nicht nur mit dem Wengerschiefer der Nordalpen, 
sondern auch mit jenem von Wengen. Von Pflanzenarten sind die bekannten: 
Equisetites arenaceus Schenk, Danaeopsis conf. marantacea Presl sp. 
Pterophyllum conf. Jaegeri Brongn. ident oder doch nahe verwandt mit 
Pflanzen, die im Lunzersandstein oder in der Lettenkohle gefunden werden. 
Während die genannten Arten als Seltenheiten, bisher nur in Bruchstücken 
vorgekommen sind, findet man die dem Wengerschiefer von Raibl eigen- 
thümlichen Arten insbesondere aus dem Genus Voltzia reichlich vorkom- 
mend, und dieHauptmasse der Vegetation dieser Schichten bildend.Diese eigen- 
thümlichen Arten der Flora des Wengerschiefers insbesondere die Voltzia 
raiblensis, erinnern sehr lebhaft an die fossilen Pflanzenarten des bunten 
Sandsteins der Vogesen und prägen ihr den Typus einer älteren Flora auf, 
womit das Vorkommen des Pflanzenlagers im Liegenden des Lunzersand- 
steins oder der Lettenkohle, sehr wohl übereinstimmt. 


ll. Umgegend von Kaltwasser. 


1. Schichtenfolge. 

Der Umgegend von Kaltwasser konnte ich im Ganzen nur zwei Ex- 
cursions-Tage widmen. Am ersten Tage ging ich von Raibl über die Scharte 
hinab ins Kaltwasser-Thal, untersuchte den Südfuss des Königsberges, 
worüber im früheren schon berichtet ist, und von da das Kaltwasser-Thal 
abwärts bis zu dessen Vereinigung mit dem Raibler-Thal. Am zweiten Tage 
untersuchte ich den nordwestlichen Fuss des Fünfspitz im Osten bei Kalt- 
wasser, dann das Raibler-Thal hinab bis zu den Vorkommnissen des Werfe- 
nerschiefers vor Flitschl. 

Von jener Stelle, wo die Wengerschiefer und der muthmassliche Rei- 
flingerkalk den südwestlichen Fuss des Königsberges unterteufen, thalab- 
wärts, zeigt der erzführende Kalk wie an allen seinen Wänden die Schich- 
tung nirgends deutlich; nur gegen die Spitze hin scheint eine deutlichere 
Schichtung einzutreten, und zwar eine flach in Norden fallende Neigung der 
Schiehten bemerklich zu werden. Der Kalk des Königsberges verwittert viel 
dunkler als die im Süden über den Corbulaschichten lagernden Kalke und 
Dolomite, doch ist er im frischen Bruche ebenso lichtgrau wie die erwähnten. 
Auch seine Schichtflächen sind stellenweise bedeckt von denselben Auswitte- 
rungen von Evinospongien, wie die der hangenden Dolomite, doch sind in dem 
erzführenden Kalke einige der concentrischen Schalen der einzelnen .Ew- 
nospongien in Hornstein versteint, und ragen die Durchschnitte derselben 
aus der Gesteinfläche, sehr zierliche Zeichnungen bildend, empor, und geben 
dem Gestein ein eigenthümliches Ansehen. 

Tiefer im Thale findet man grosse Schuttmassen angehäuft, und nach- 
dem man den erzführenden Kalk in seiner ganzen Mächtigkeit verquert hat, 
erscheinen plötzlich im linken (westlichen) Gehänge, in einer Riese herab- 
kommend, grosse, vollständig abgerundete Gerölle des rothen Felsitporhyr’s *) 


*) Dr. &. Tschermak. 1. c. p. 2. 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft, 14 


106 D. Stur. [36] 


von Kaltwasser, die offenbar von einem im NW. liegenden Puncte stam- 
men. Kurz darauf findet man im östlichen Gehänge des Kaltwasser-Thales, 
in einem kleinen Seitenthälchen, am Nordfusse des Königsberges, folgende 
Schichtenreihe entblösst. 


Fig. 2. 
An der Wehre oberhalb Kaltwasser. 


a a.tb hieef. di ze deve e k 
&. Aphanitische grüne Schiefer und Sandsteine, wechselnd mit Hornsteinkalken. 
b. Unterer Kalk, unten mit Mergelschiefer, oben mit aphanitischem Schiefer wechselnd. 
c. Pflanzenlagen, 
d. Grobe grünliche Tuffsandsteine und Conglomerate. 
e. Oberer Kalk. — k. Erzführender Kalk des Königsberges. 


Die ersten Schichten, die unter dem erzführenden Kalke des Königs- 
berges am Nordfusse desselben entblösst erscheinen, bestehen aus schwarzem 
Kalk,derknotig-knollig,schwarzbraun verwitternd und bedecktistvonlichtbrau- 
nen Stellen, die, so wie die Rauchwacken pulverig überzogen erscheinen. Dieser 
Kalk wechselt in 3—5 Zoll dicken Schichten mit braunschwarzen, schiefri- 
gen Mergelzwischenlagen, die glänzende Flächen zeigen. Bei genauerer Un- 
tersuchung bemerkt man, dass die lichtbraunen Stellen des Kalks rundliche, 
concentrisch schalige Formen zeigen, die sehr an die oolithischen Gesteine 
der Cardita-Schichten erinnern. Auf der Kehrseite eines mitgebrachten 
Stückes tritt die oolithische Structur des Gesteins besser hervor, und man 
sieht in einem dieser Oolithkörper auch einen allerdings unvollständigen 
Rest, wohl von einer Cardita crenata Münst. Die andere Seite desselben 
Stückes enthält eine vollständiger ausgewitterte Bivalve, die Dr. Laube 
als Myophoria decussata Münst. bestimmt hat. Ausserdem fand ich an andern 
Stücken des Kalkes zwei Gasteropoden, die leider keine genaue Bestimmung 
zulassen. 


Unter diesem Kalke folgt eine bedeutende Masse von Tuffbildungen, 
die grünlich-bräunlich, überhaupt dunkel gefärbt sind, und an ähnliche 
Bildungen in den tiroler und venezianischen Alpen lebhaft erinnern. Die- 
selben wechseln in verschieden mächtigen Schichten und in verschiedener 
Beschaffenheit, untereinander und mit Kalkzwischenlagen ab. Die einen ent- 
halten grosse Gerölle von rothem Felsitporphyr, von rothen und grünen 
Breecien und Sandsteinen und von grauen Kalken. Die anderen sind grüne 
Tuffsandsteine oder fast schwarze aphanitische Tuffschiefer. Die Kalk- 


[37] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u, Kaltwasser. 107 


zwischenlagen sind dünn und ebenfalls dunkel. Die obere Hälfte der Mäch- 
tigkeit dieser Schichten enthält mehr Conglomerate, dem liegenderen 
Schichteneomplex mangeln diese groben, roh zusammengesetzten Gebilde 
und sind,Sandsteine und Schiefer vorherrschend. Drei Schichten bemerkte 
ich Petrefacten führend. Die oberste (mit einem 7 bezeichnete) Schichte, die 
Petrefacten geliefert hat, ist ein schwarzer Kalk, in welchem ich einen gan- 
zen Knäuel Petrefacte beisammen bemerkte, die so dicht aneinander gedrükt 
lagen, wie diess von den Petrefacten der Pachycardia rugosa-Schicht bei 
Naplanina, bei Medvedie Brdu, Loitsch NW., mir bekannt war. An diesem 
Knäuel von Petrefacten liess sich ganz bestimmt die Pachycardia rugosa v. 
H. an dem charakteristischen vertieften Mondchen vor den Buckeln, wieder 
erkennen. Die zweite Muschel entspricht möglichst genau der Cardinia pro- 
blematica Klipst. 

Die zwei anderen Schichten führen Pflanzenreste, doch sind die re- 
spectiven Schichten ein so sehr fester Tuffsandstein, dass es mir mit den 
gewöhnlichen Hilfsmitteln kaum einige Ecken abzuschlagen gelang, mit 
unbestimmbaren Pflanzenresten. 

Unter der tieferen pflanzenführenden Schichte folgt erst Tuffschiefer, 
dann aber eine zweite Schichtenreihe von einem, dem oberen sehr ähnlichen 
schwarzen Kalk, der im oberen Theile seiner Mächtigkeit mit Tuffschiefer 
wechselt, im liegenderen Theile aber braun-schwarze Megelschiefer einge- 
lagert enthält. Auch dieser Kalk zeigt wo möglich noch häufiger Reste von 
. Petrefacten, doch sind sie sehr schlecht erhalten. Ein gefältelter Fecten mag 
Erwähnung finden. Dieser zweite Schichtencompiex von schwarzem Kalk istleicht 
wieder zu finden, indem derselbe zu einer Wasserwehre oberhalb Kaltwasser 
Veranlassung gegeben hat und dadurch wohl als Orientirungspunct für die 
ganze Schichtenreihe verwendbar ist. 

Die Liegendschichten des unteren Zuges des schwarzen Kalks sind in der 
hier sehr breiten Sohle des Kaltwasser-Thales, thalabwärts sehr vollständig 
entblösst, indem über die Schichtenköpfe derselben der von Zeit zu Zeit 
wilde Bach dahinströmt und mit den mitgeführten Geröllen, dieselben sorg- 
fältig abwäscht und polirt. Zugänglich sind die Schichten allerdings nicht, 
es gelingt nur selten von einzelnen mehr hervorragenden, sehr harten Schich- 
ten, ein Gesteinstück mit grosser Mühe abzuschlagen. Dieser Schichten- 
complex besteht aus grünen, sehr festen Tuffsandsteinen und Schiefern, die 
vorherrschend feinkörnig, dünnplattig, sehr fest sind und mit kalkigen Schich- 
ten wechseln, die reich sind an Hornstein. Der letztere erscheint theils in 
Knollen, tbeils dem Gestein innig verbunden. Ich bemerkte erst unterhalb 
des Zusammenflusses des Kaltwassers mit dem Raibler-Thale, dort wo sich 
unterhalb des Amtgebäudes der Fusssteig auf den Luschari-Berg hinauf- 
windet, undeutliche Durchschnitte von Petrefacten, in ganz ähnlichem Apha- 
sitischen Gestein. Mir schien dieser ganze Schichtencomplex sehr ähnlich 
jenen Halobia-Lommeli führenden Gesteinen, die ich in Comelico im obersten 
Theile der Piave, in den venez. Alpen kennen gelernt hatte. Prof. Suess 
erwähnt einen zweifelhaften Fund von Halobia-Lommeli aus dieser Gegend. 

Sämmtliche Schichten dieses Durchschnittes streichen in Ost und fallen 
ziemlich steil unter den Königsberg. Man sieht sie das Raibler-Thal ver- 
queren und am Nordfusse des Fünfspitz weiter in Ost streichen. 

Ein Graben, der im Osten des Wirthshauses von Kaltwasser am rech- 
ten Gehänge des Thales einmündet und erst in Süd, dann in Ost auf die Ge- 


108 D. Star. [38) 


hänge des Nordfusses des Fünfspitz sich hinaufwindet, schliesst die Fort- 
setzung der eben untersuchten Schichten des Kaltwasser-Thales, in ganz 
geringer Entfernung östlich von der Strasse auf. 

Ersteigt man den mit einem tüchtigen Schuttkegel versehenen Graben 
aufwärts, so verdeckt der Schutt die liegenderen Schichten fast vollständig. 
Man sieht nur hier und da die Tuffschiefer aus der Thalsohle des Kaltwassers 
anstehend. Kurz vor der Wendung des Grabens in Ost erreicht man den 
unteren Zug des Kaltwasserer schwarzen Kalkes, erst mıt Mergelschiefer, später 
mit Tuffschiefer wechselnd. Auf dem unteren Kalkzuge lagert der petrefac- 
tenführende Schichtencomplex der Tuffsandsteine und Conglomerate. In diesen 
Schichten ist der Bach eine lange Strecke hinauf eingerissen und schliesst 
sie sehr vollständig auf, wie auch der zweite hangendere Zug von schwar- 
zem Kalk die linken Gehänge des Baches krönt, höher vom erzführenden 
Kalke überlagert. 

Ich hatte sehr bald, kaum 10 Klafter vom Umbug des Baches in Ost, 
die gleich im Hangenden des unteren Kalkzuges folgende pflanzenführende 
Schichte entdeckt, die der unteren in obiger Schichtenreihe entsprechen 
dürfte. Auf der Schichtfläche entblösst lag offen ein ziemlich wohlerhaltenes 
Stück des Pterophyllum Gümbeli Stur. Im Gestein selbst fand sich Equise- 
tites arenaceus Schenk und Pterophyllum Jaegeri Br., nebst andern Pflan- 
zenresten vor. Fast gleichzeitig bemerkte ich, dass die nächste im Liegenden 
der Pflanzenreste folgende Tuffschichte eine bedeutende Menge von Thier- 
resten enthielt: den Encerinus Cassianus Laube, Holopella, Loxonema, Bi- 
valwen. Eine reichliche Ausbeute aus diesen Schichten war der Lohn für die Mühe 
des Ersteigens dieser sehr interessanten Stelle. Soweit meine Zeit gestattete, 
ging ich aufwärts im Bache und fand bis hochhinauf dieselbe Schichten- 
reihe aufgeschlossen. 

Dann wurde von Kaltwasser abwärts bis Flitschl das Hauptthal unter- 
sucht. Meine Untersuchung beschränkte sich hier ausschliesslich auf die 
. Aufschlüsse der Thalsohle. Die Begehung von da in Ost bis in’s Weiss- 
wasserthal gestattete in dem mit Schutt überdeckten bewaldeten und schlecht 
aufgeschlossenen Terrain kaum eine andere Beobachtung als die That- 
sache festzustellen, dass die Schichtenfolge von Kaltwasser bis in’s Weiss- 
wasserthal fortsetzt. Diesen Umständen mögen daher wohl die spärlich 
erlangten und nicht vollständig sicher gestellten Daten zugeschrieben werden. 

Von Kaltwasser abwärts eine Strecke hindurch, bis vor den ersten 
alten Steg über das Thalwasser, ist, am rechten Gehänge deutlicher, ent- 
blösst ein Conglomerat von tertiärem Aussehen, dass mit einem rothen, dem 
Werfenerschiefer ähnlichen Schiefer wechselt. Am Steg (erster Steg im Ab- 
wärtsgehen) stehen am rechten Gehänge dickschichtige Breccienkalke an, 
mit fast senkrechter Schichtenstellung. In der Mitte der Mächtigkeit dieses 
Aufschlusses steht zwischen den Breceien ein gelblicher, plattiger, innen 
grauer Sandstein an, der Pflanzenreste ziemlich reichlich führt. Das Gestein 
hat viele Aehnlichkeit mit den die Naticella costata häufig führenden Ge- 
steinen mancher Werfenerschiefer und braust mit Säuren sehr lebhaft. Ich 
habe ein langes Stück eines Calamiten und mehrere Aststücke einer Voltzia 
darin gefunden. Die Breccienkalke führen keine Spur von einem Petrefacte. 

Beim zweiten Steg über des Thalwasser sieht man graue Kalkschiefer 
und tief rothen Sandstein entblösst. Dieser Entblössung gegenüber auf der 
linken Seite ist ineiner steilen Wand der Werfenerschiefer anstehend, in 


[39] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn.d. Umgegendv.Raiblu. Kaltwasser. 109 


welchem ich eine hinlänglich sicher bestimmbare Avicula venetiana be- 
merkte. Die zwischen diesen, genauere Beobachtung zulassenden Stellen, 
befindlichen Strecken des Thales, fand ich nicht hinreichend aufgeschlossen, 
und so viel Fremdartiges an einzelnen Punkten bietend, dass die hier vor- 
kommenden Gesteine wohl erst aus einem andern besser aufgeschlossenen 
Durchschnitte sichere Deutung erhalten können. Der Durchschnitt des 
Weisswasserthales eignet sich zu diesen Studien nicht. Westlich vom Raibler- 
thal, die Gegend von Luschariberg, habe ich nicht kennen gelernt. 

Endlich habe ich noch das im linken Gehänge des Raiblerthales in der 
Thalsohle, dann im rechten Gehänge an der Strasse oberhalb Kaltwasser 
dürftig aufgeschlossene Vorkommen des rothen Felsitporphyrs zu erwäh- 
nen. Dasselbe ist schon auf unserer alten Karte richtig eingetragen, fällt 
ganz in das Gebiet des untersten Theiles des erzführenden Kalkes und sind 
die Schichten von Kaltwasser im Liegenden davon gelegen. Ich habe weder 
im Gehänge des Nordfusses des Königssteins, noch in der rein gewaschenen 
‚Thalsohle des Kaltwasserthales eine Fortsetzung, respektive Verbindung die- 
ses Porphyrs mit dem am Luschariberge angegebenen Porphyrgesehen, welche 
nur quer durch die Schichtenreihe von Kaltwasser statthaben könnte. 

So weit ich nachsehen konnte, fand ich den Kaltwasserer-Felsitporphyr 
rundherum ohne Aufschluss, mit Schutt bedeckt, doch scheint mir die Art 
und Weise der Begränzung desselben nicht leicht vereinbar mit der Vorstel- 
lung, als bilde derselbe hier eine schiehtförmige Lage, sondern mehr für ein 
stockförmiges Vorkommen desselben zu sprechen. 


2. Die Fauna und Flora der Schichtenfolge bei Kaltwasser. 


Der hangende Zug des schwarzen Kalks von Kalkwasser hat nur die 
schon erwähnten Muscheln in bestimmbarem Zustande geliefert: 

Myophoria decussata Münst. 

Cardita erenata? Münst. 
und zwei Gasteropoden, eine Chemnitzia und Turbo sp. Ausserdem zeigt 
das Gestein jene den Carditaschichten eigenthümliche oolithische Structur. 

Die Tuffsandsteine und Conglomerate haben in einer Zwischenschichte 
von Kalk im Kaltwasserthale enthalten: 

Pachycardıa rugosa v. H. 

Cardinia problematica Klipst. 

Die erstere gehört zu den glatteren Formen dieser Art. Doch muss 
ich erwähnen, dass in Naplanina mit den glatten auch gerunzelte Formen 
der Pachycardia rugosa v. H. vorkommen, die sich von der von Agordo ab- 
gebildeten gerunzelten Form wohl nur durch die etwas geringere Grösse 
unterscheiden. 

. In denselben Tuffsandsteinen und Conglomeraten, aber in einer etwas 
tieferen wie der eben erwähnten Schichte sammelte ıch am Nordfuss des 
Fünfspitz nach einer Bestimmung des Herrn Dr. Laube die folgenden 
Petrefacten: 

Chemnitzia conf. Nympha Münst. 

Holopella Lommelis Münst. 

Loxonema subornata Münst. 

Myophoria ornata Münst. 

Oardinia problematica Klipst.? Steinkern. 

Enerinus cassionus Laube. 


110 D. Stur. [40] 


Die beiden Turritellen, die Myophoria und der Encrinus sind in Hohl- 
drücken in einem feinkörnigen Tuffe erhalten, welcher ausserordentlich 
schöne und gut bestimmbare Abdrücke der Petrefacte abnehmen lässt. Dort 
wo dieser Tuff mehr Kalk enthält, sind auch die Schalen insbesondere von 
der Holopella Lommelii Münst. sp. sehr häufig enthalten. Ausserdem enthält 
das Gestein unvollständige Hohldrücke zweier nicht bestimmbarer Ammo- 
niten und mit Schalen erhaltene, leider zerdrückte Gasteropoden und 
Bivalven. 

Das Gestein selbst ist mürbe so weit es verwittert ist; der unverwit- 
terte kalkreiche Kern desselben zeigt eıne ausserordentliche Zähigkeit und 
sind aus seiner Mitte die Petrefacten sehr schwierig und sehr unvollkommen 
erhalten, zu bekommen, was insbesondere von den nicht seltenen Ammo- 
niten gilt. 

Die im Hangenden der Turritellenschichte unmittelbar folgende Tuff- 
schichte hat folgende Pflanzenarten geliefert. 

Equisetites arenaceus Schenk : Die Normalform des Lunzersandsteines, 
mit sehr schön erhaltener Scheide. 

Dioonites conf. pennaeformis Schenk. Viel schlanker, länger und 
schmäler als die Normalform, doch unvollständig erhalten. Die Segmente 
sind viel kürzer, aber soweit es der versteinende Tuffsandstein zu entnehmen 
erlaubt, ganzrandig, somit nicht die Art aus dem Wengerschiefer. 

Pterophyllum Jaegeri Brong. und zwar die Form mit sehr entfernt 
stehenden schmalen Segmenten, in mehreren ganz sicher bestimmbaren 
Stücken. 

Pterophyllum Gümbeli Stwr. Der Blattstiel ist etwa 6 Linien breit, 
ebenso breit sind die Segmente, die etwa unter rechtem Winkel abstehend 
sich fast berühren, und 4 Zoll lang sind, ohne dass ihr oberes Ende erhalten 
wäre. Sie sind von feinen parallelen Nerven dicht bedeckt. 

Pterophyllum Haidingeri Goepp. Nicht ganz sicherzustellen, da nur 
ein unvollständiges Stück erhalten ist, welches aber nur diese Deutung 
zulässt. 

Endlich Zweige, die zahlreich das Gestein durchziehen und die ent- 
weder einer Araucarıa oder Voltzia angehören mögen, ohne dass ich ge- 
nauere Angaben darüber zu machen im Stande bin. 

In den Breccienkalken tief im Liegenden der Tuffe, fand ich in den 
Sandsteinschichten Pflanzenreste mehrerer Arten, doch erlaubt die unvoll- 
kommene Erhaltung nur zwei davon näher zu bestimmen. 

Die wichtigere Art ist ein Eqwisetites der in der Weise wie es am 
Equisetites Mougeoti, und am Holzkörper des Calamites Meriani bekannt 
ist, mit starken Rippen versehen ist. Das Exemplar von Kaltwasser ist flach 
zusammengedrückt, und ich bin nicht im Stande zu unterscheiden, ob ich 
einen Holzkörper, oder den Rindenabdruck vor mir habe. Es erübrigt daher 
nur die Berippung des fossilen Restes in die Betrachtung zu ziehen, und da 
treten die breiten flachen Zwischenräume zwischen den schmalen kantigen 
Rippen sehr bestimmend hervor für die Annahme, dass hier der Equise- 
tites Mougeoti Schimp. sp. (conf: Schenk Beitr. 1. c. p. 12) aus den Breccien- 
kalken vorliegt. 

Die zweite Pflanze dürfte eine Voltzio sein, und sieht in den verschie- 
den gut erhaltenen Stücken sehr ähnlich manchen von den gegebenen Ab- 
bildungen der Voltzia heterophylia Schimp. et Moug. 


[4] Beiträgez. Kenntniss d.geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl.u. Kaltwasser. 141 


11. Schluss. 


Es ist wiederholt von verschiedenen Autoren auf die Thatsache hinge- 
wiesen worden, dass die Pachycardia rugosa v. H., eine der eigenthümlich- 
sten Muscheln der Raiblerschichten, auf der Scharte bei Raibl selbst fehle. 
Ich habe sie an diesem Fundorte auch nicht bemerken können. Doch war 
mir schon bei der Begehung der Scharte, die ausserordentliche Aehnlichkeit 
der Reihenfolge auf der Scharte und bei Naplanina !) aufgefallen, wo ganz 
ähnliche dunkle Mergelkalkbänke mit Zwischenschichten von Mergelschiefer, 
einen Megalodon in unzähligen Individuen enthaltend, von einer ausschliess- 
lich aus Solen caudatus v. H. bestehenden Schichte, und von Schichten mit 
Myophoria Kefersteini Klipst. unterlagert werden. Im Liegenden davon 
kommt die Bank vor, welche die Pachycardia rugosa massenhaft enthält. 
Nach dieser ausserordentlichen Aehnlichkeit der Schichtenfolgen bei Raibl 
und Naplanina wäre das Niveau, welches die Pachycardıa rugosa in Na- 
planina einnimmt, auf der Raiblerscharte ins Liegende der Myophoria 
Kefersteini-Bänke zu verlegen. Ich gestehe, dass ich in diesem muthmass- 
lichen Niveau der Pachycardia mich nur sehr flüchtig umgesehen habe, 
und es ist immer noch möglich, dass sie bei fleissigem Suchen hier entdeckt 
werden wird, 

Es liegt bisher keine Andeutung vor, dass die Pachycardıa rugosa 
in einem noch tieferen Horizonte gefunden worden wäre. 

Beiläufig in demselben Horizonte wie in Naplanina dürfte die Pachy- 
cardıa rugosa zwischen dem Frombach und Cipitbach nordwestlich am 
Schlern auf der Seisser Alpe auftreten, wo sie v. Richthofen?) in seinen 
regenerirten Tuffen gefunden hat. Diese regenerirten Tuffe eigentlich Tufi- 
conglomerate, lagern auf den höchsten Tuffschichten von St. Cassian. . 

In unmittelbarer Nachbarschaft erhebt sich der Dolomit des Schlern 
3—4000 Fuss mächtig, und trägt auf dem niederen Theile seines Plateau 
über der Seisser Alpe die bekannte rothe Facies der Raiblerschichten, mit 
Myophoria Kefersteini Klipst., Cardinia problematica Klipst. sp., Pachy- 
cardia rugosa v. H. und einer an Individuen reichen Gasteropodenfauna, 
aus welcher in neuester Zeit Prof. Suess die Chemnitzia Rosthorni Hörn. 
nennt. 

Wenn man die Reihe der Schichten in der Scharte bei Raibl, mit den 
Angaben über die rothe Facies der Raiblerschichten am Schlern vergleicht, 
so stellt sich eine ausserordentliche Aehnlichkeit heraus, zwischen der Fauna 
der genannten Schichten am Schlern, und jener im Niveau der losen Petre- 
facte in Raibl, wo nebst einer vorherrschenden Menge von Gasteropoden, 
darunter Chemnitzia Rosthorni Hörnes, — Myophoria Kefersteini Klipst. 
und Oardinia problematica Klipst. sp. vorkommen. Doch auch hier habe 
ich ziemlich reichlich gesammelt und von der Pachycardia rugosa auch 
nicht eine Spur gefunden. 

Ueber Gesteinen, die v. Richthofen®) mit den Raiblerschichten von 
Pordoi und Set Sass vergleicht, folgen bei Heiligenkreuz unweit von St. 
Leonhard, die Wissmann’schen „Schichten von Heiligenkreuz.“ Darüber 


t) Jahrb. der geol. R.-A. IX. 1858. p. 340 und 360. 

2) Ferd. Freiherr v. Richthofen: Geogn. Beschreibung der Umgegend von 
Predazzo, St. Cassian und der Seisser Alpe in Südtirol. 1860. p. 91 und 9%. 

23:1. c..9.198: 


112 D. Stur. [42] 


beschreibt v. Richtbofen unter 5) einen Schichtencomplex, dessen Zwi- 
schenschichten sehr reich an Muschelschalen, ihn an den Bleiberger Muschel- 
marmor erinnerten, und Trümmer von Glanzkohle enthielten. Diese Gesteine 
von Herrn v. Richthofen gesammelt, sind in unserem Museum aufbewahrt, 
und enthalten Ostrea montis caprilis, Perna Bouei und die Corbis Mellingi. 
Zwei Stücke Gestein der Heiligenkreuzer Schichten enthalten nebst der 
häufigsten Muschel dieses Niveau: der Anoplophora Münsteri Wıssm. das 
Bactryllium canaliculatum Heer,zweiandere Stücke die Avicula Gea Orb. 
vom Thörlsattel, und die Anoplophora Münsteri Wissm. ist im Eisengraben 
am Raiblersee in dem Corbulagestein vorhanden, sowie das Plychostoma 
Santae Orueis Wissm. sp. am Torersattel sehr häufig lose neben der Corbu- 
la Rosthorni Boue zu finden ist. 

Hiernach dürfte wohl ausser Zweifel sein, dass das Niveau, welchem 
die Heiligenkreuzer-Schichten (Schichte 3) v. Richth ofen’s) eingeschaltet 
sind, den Corbulaschichten vom Torer- und 'Thörlsattel entsprechen. Beide 
sind von einer mächtigen Dolomit-Ablagerung bedeckt. 

‚Die Reihenfolge der Schichten vom Kreuzkofel über Heiligenkreuz 
herab nach Wengen, zeigt somit die grösstmöglichste Aehnlichkeit mit x 
Lagerung auf der Scharte. 


Kreuzkofel, Scharte bei Raibl. 


1. Dolomit des Kreuzkofels. . Dolomit des Alpls. 

2. Schichten m. Ostrea montis caprılis, 2. Corbulaschichten. 
Perna Bouei, Corbis Mellingt, 
Anoplophora und Bactryllium. ’ 

3. Raiblerschichten. 3. Megalodonschichten und Myopho- 

ria Kefersteini-Bänke. 

4. Sedimentäre Tuffe von St. Cassian, 4. Mergelschiefer , Mergelkalke, 
sehr mächtig. schwarze plattige Kalke. 

5. Wengerschiefer. 5. Wengerschiefer. 


An beiden Orten fehlt der, den Raiblerschichten nach Herrnv. Richt- 
hofen parallele Schlerndolomit, der im Durchschnitte der Scharte unter 
dem Niveau der losen Petrefacte eingeschaltet sein sollte. 

Doch schon jenseits des Thales von St. Leonhard inı Westen, findet 
man im Gerdenazza-Gebirge den Schlerndolomit in bedeutender Mächtigkeit 
über den Tuffen aufragend, und bedeckt von der rothen Facies der Raibler- 
schichten. Aehnlich ist das Verhältniss im Pordoi-Gebirge. Am Schlern er- 
langt dieser Dolomit seine bedeutendste Entwicklung. Am West- und Süd- 
rande dieses Gebirges fehlen die Tuffe von St. Cassian und der Schlern- 
Dolomit lagert hier auf den Schichten der untern Trias, 

Eine sehr ähnliche Rolle spielt der erzführende Kalk bei Raibl wie 
der Schlerndolomit in der Umgegend von St. Cassian und der Seisseralpe. 

Im Norden wird sowohl die Kalkmasse des Fünfspitz, als auch die 
des Königsberges, von ganz gleichartigen Tuffschichten unterteuft. Diese 
enthalten in einem höheren Niveau die Pachycardia rugosa v. H., und 
die Cardinia problematica Klipst. sp.; in einem tieferen Niveau eine Reihe 
von St. Cassianer Petrefacten wie Holopella Lommellii Münst. sp., Loxone- 
ma subornata Münst. sp., Myophoria ornata Münst., Enerinus cassianus 
Laube. Diese Gesteine sind Tuffe, die auch petrographisch den St. Cassianer 
Tuffen ähnlich sınd. 


— 


[43] Beiträge z. Kenntniss d.geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raiblu.Kaltwasser. 113 


Im Süden lagern auf dem erzführenden Kalke des Fünfspitz, auf dem 
Thörlsattel, die Gesteine der an Gasteropoden reichen Megalodonschichten. 
Est ist somit der erzführende Kalk genau zwischen denselben Schichten wie 
der Schlern-Dolomit gelagert und vertritt dessen Stelle bei Raibl. Die Er- 
scheinung, dass der oberste Theil des erzführenden Kalkes im Kunzenbach 
an einen Theil der Raiblerschiefer unmittelbar anstösst, ist nur ein Beweis 
für die Anschauungen v. Richthofens. Die weiteren Thatsachen, dass der 
erzführende Kalk am Westfuss des Fünfspitz, auf den tieferen Horizonten 
der Raiblerschichten, im Kaltwasserthale aber auf dem Wengerschiefer und 
Reiflingerkalk auflagert, scheint das Lagerungsverhältniss des Schlern-Dolo- 
mites an dessen West- und Südrande, wo derselbe unmittelbar auf den ober- 
sten Gliedern der unteren Trias liegt, dahin bestimmen zu wollen, dass 
hier schon in der ersten obertriassischen Zeit die Ablagerung des Schlern- 
dolomites, respective das Wachsthum der Korallenriffe eingeleitet wurde 
und fortgedauert hat, bis zum Schluss dieser Periode. 

Auf der Scharte bei Raibl sind die tieferen Niveaux unter den Myo- 
phoria Kefersteini-Bänken versteinerungslos gefunden worden und lassen 
keinen weiteren Vergleich mit den St. Cassianer Tuffen zu. Erst in der Ko- 
rallen-Schichte scheint mir wieder ein Horizont geboten zu sein, der unsere 
Aufmerksamkeit verdient. 

v.Richthofen beschreibt über dem Wengerschiefer, gleich an der Basis 
der Tuffbildungen, einen Korallenkalkstein, den er den Kalkstein von Cipit 
nennt,als reich an grossen Korallenstöcken wie auch an Cidariten-Stacheln 
und Encrinus-Stielgliedern. Die einzelnen Arten sind nicht bestimmt wor- 
den, auch ist kein sicheres Stück dieses Kalkes in unserer Sammlung 
vorhanden. Dennoch glaube ich die Aehnlichkeit zwischen diesem Cipit- 
Kalk und unserer Korallenschichte des Wengerschiefers hervorheben zu 
müssen. Die aus derselben vorläufig bestimmten Korallen sind allerdings 
keine besonders grossen Arten, doch enthält unsere Korallenschichte auch 
grosse Korallenstöcke bis 3 Zoll im Durchmesser, welche die ganze Mächtig- 
keit der Schichte verqueren. Die Bestimmung derselben ist vorläufig nicht 
möglich geworden, vielleicht aus der Ursache, dass sie in diesem Niveau allein 
vorkommen und von den Sammlern in St. Cassian nicht mitgenommen werden 
können, weil der Cipit-Kalk daselbst eine grosse Zähigkeit besitzt, die auch 
v. Richthofen hervorhebt. Auch in unserer Korallenschichte sind nur die 
ausgewitterten Stücke bestimmbar; durch Zerschlagen des Kalkes würde 
man kaum eine Koralle in bestimmbarem Zustande heraus bekommen. 

Im Liegenden des Cipit-Kalkes folgt der Wengerschiefer, wie in der 
Raibler Scharte. Allenthalben fand v. Richthofenden Wengerschiefer voll 
von Pflanzenresten. Leider ist bisher nur ein einziges besseres Stück davon 
in unserem Museum vorhanden und dieses enthält einen dem Genus Thinn- 
feldia angehörigen Farn *), dessen Nervation leider nur spärlich erhalten 
ist. Die andern kleinen Bruchstücke deuten auf das Vorkommen der Voltzia 
Raiblensis n. sp. im Wengerschiefer von Wengen. 

Die Wengerschichten der Umgegend von St. Cassian sind nicht an 
allen Orten vollkommen gleichgestaltet. Bald sind es dünnplattige, fast 
schiefrige, spröde Tuffschichten, bald kieselige, stark verunreinigte Kalke, 
oder thonschieferähnlich. Die Verschiedenheit zwischen der petrographischen 


*) Es ist kein Zamites wie es v. Richthofen angibt. 
Jahrbuch der k, k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band 1. Heft 


15 


114 D. Stur. [44] 


Beschafienheit des Raibler Wengerschiefers und den dünnplattigen, von 
Hornstein imprägnirten Tuffschichten in der Sohle des Kaltwasser-Thales 
steht somit der Annahme, dass beide Schichtencomplexe gleichzeitig sind, 
nicht im Wege. 

Im Liegenden der Wengerschiefer folgt in Wengen und in anderen 
Orten der „Buchensteinerkalk,“ ein dünnplattiger, knorriger, an Hornstein- 
Ausscheidungen sehr reicher Kalk. v. Richthofen eitirt daraus einen Glo- 
bosen Ammoniten, stellenweise die Halobia Lommeli. Die Beschreibung 
gibt vollständig das Bild von dem gewöhnlichen Aussehen des Reiflingerkalkes, 
und mögen sich die Angaben über die darin vorkommenden Petrefacten 
wohl genau so verhalten, wie die über den Reiflingerkalk von Kerschbuchhof. 
— Die wenigen, den Reiflingerkalk andeutenden Funde aus dem Kaltwasser- 
Thale scheinen vorläufig in der Reihenfolge der Schichten von St. Cassian 
ebenfalls Bestätigung zu finden. 

Diesen Thatsachen und Vergleichungen gegenüber hat wohl die locale 
Störung in der Schartenklamm im Wengerschiefer ihre Schärfe vollends ver- 
loren und erscheint die Lagerung des Wengerschiefers auf dem erzführenden 
Kalk als eine rein zufällige. Denn wäre diese Lagerung richtig, so könnte 
der erzführende Kalk nur dem unter dem Wengerschiefer und Buchensteiner- 
kalk folgenden Mendola-Dolomit entsprechen; dann wäre es aber nicht mög- 
lich unter diesem Muschelkalk-Dolomit am Nordfusse des Königsberges und 
Fünfspitzes die Tuffe von St. Cassian lagernd zu sehen. 

Bei der Vergleichung der Durchschnitte von Raibl und Kaltwasser mit 
den Verhältnissen im triadischen Kohlengebiete der nordöstlichen Alpen, 
darf ich die Thatsache nicht verhehlen, dass die bei Raibl aufgeschlossenen 
Myophoria-Kefersteini-Bänke, die Solen-Schicht, die Megalodon- und Corbula- 
Schichten, eine Anzahl von Fossilien untereinander gemeinschaftlich besitzen. 
Solche sind: Ammonites Johannis Austriae Klipst. 

Solen caudatus v. H. 
Corbula Rosthorni Boue 
Corbis Mellingi v. H. 
Pachyrisma sp. 
Cardinia problematica Klipst. sp. 
Myophoria Kefersteimi Münst. 

s Chenopus Laube 

n inaequicostata Münst. 
Avicula Gea Orb. 
Hörnesia Johannis Austriae Klipst. sp. 
Perna Bouei v. H. 
Pecten filosus v. H. 
Woaldheimia Stoppamit Suess. 

Von den aufgezählten, mehreren der genannten Schichtencomplexe ge- 
meinschaftlichen Arten ist hier die Corbula Rosthorni Boue allerdings nur 
zweifelhaft angeführt, da es nicht sicher festgestellt ist, ob sie am Fuss des 
Schwalbenkopf’s in der That in der Solenschichte auftritt und hier möglicher 
Weise das Corbula-Gestein petrographisch anders aussehen könnte, als an 
den übrigen Fundorten bei Raibl. 

Diese Reihe enthält fast sämmtliche wichtige Arten der Raibler Schich- 
ten, und es wird wohl sehr gewagt sein, nach diesen genannten Arten allein 
sich zu entschliessen, eine gegebene Schichte in das höhere oder tiefere 


[45] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d, Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 115 


Niveau von Raibl einzureihen, Hier wird man sich nur einigermassen dadurch 
behelfen können, dass die Corbula Rosthorni Bou£, 
Corbis Mellingi v. H., 
Myophoria Chenopus Laube, 
Hörnesia Johannis Austriae Klipst., 
Perna Bou£i v. H. 
nur in jenem Niveau häufig und gross entwickelt zu finden sind, in welchem 
die Myophoria Kefersteini fehlt, die ihrerseits von 
Solen caudatus v H., 
Cardinia problematica Klipst, sp., 
Pecten filosus v. H. vorzüglich häufig begleitet wird. 

Diess vorausgesetzt, wird man nicht anstehen, vorerst jene Schichten, 
die ich unter dem Namen der Opponitzer-Kalke zusammengefasst habe, für 
das obere Niveau von Raibl zu erklären. Die Schichten enthalten in einer 
ganzen Reihe von Fundorten: Corbis Mellingi v. H., 

Perna Bouei v. H., 
Ostrea montis caprılıs Klipst. 

Bei Meyerling im Helenenthale, ferner in einem Seitengraben des 
Sulzbaches bei Reichraming fand ich darin auch die Corbula Rosthorni Bou£. 

Wenn auch in diesem Kohlengebiete die Myophoria Keferstein? noch 
nicht entdeckt ist, so deuten doch Vorkommnisse des Pecten filosus v. H. 
an vielen Puncten, des Solen caudatus v. H. nach Funden im Feilbachgraben 
östlich bei Weyer, an, dass, wenn auch sehr unvollständig entwickelt, doch, 
an der Grenze zwischen dem Kohlen führenden Lunzersandstein und den 
Opponitzer Kalken, das tiefere Niveau von Raibl hier und da auftritt. Schon 
innerhalb der Kohlenschiefer des Lunzersandsteins ist eine Myoconcha-Art, 
wohl ident mit Myoconcha Curionü v. Hauer an mehreren Stellen insbe- 
sondere im Soisgraben bei Kirchberg a. P. beobachtet worden, die in der 
Lombardie und höchst wahrscheinlich auch in Raibl (bisher nur unvollstän- 
dig erhalten in der Solenschichte) gewöhnlich die Myophoria Kefersteini 
begleitet. 

Es ist daher wohl anzunehmen, dass die Opponitzer-Schichten den 
Corbula-Schichten von Raibl entsprechen, dass die, unmittelbar über dem 
Lunzersandstein stellenweise entwickelten Mergelkalke und Mergelschiefer 
mit Pecten filosus v. H. auch in petrographischer Beziehung die unterste Partie 
der Megalodon - Schichten vertreten, dass endlich die oberste Partie 
des Lunzersandsteins schon in das Niveau der Myophoria Kefersteinv-Bänke 
(Myoconcha Ouriomü v. H.) falle. 

Was tiefer folgt ist der kohlenführende Lunzersandstein, der petro- 
graphisch allerdings wenig Aehnlichkeit zeigt mit den Mergelschiefern und 
Mergelkalken auf der Scharte. Doch, wir sehen die petrographische Be- 
schaffenheit sich in kürzesten Strecken so ändern, dass man darüber hin- 
aussehen kann, umsomehr als im Liegenden des Lunzersandsteins endlich 
der Wengerschiefer folgt, auf dessen Identität mit dem zu Raibl ich schon 
zu sprechen kam. 

Im Lunzersandstein ist aber stellenweise über dem Wengerschiefer 
der eigenthümliche Schichtencomplex der Reingrabner-Schiefer mit Halobia 
Hauer: Stur und Ammonites floridus Wulf. sp. entwickelt. In diesem Rein- 
grabner Schiefer treten an der Enns nördlich bei Hieflau schwarze, sehr 
feste, von Schwefelkies stellenweise imprägnirte Kalkbänke auf, in weichen ich 

15 


116 D. Stur. [46] 


nebst der Halobia Haueri einen Nautilus fand, der Nautilus rectangularıs 
v. H. sein könnte. Möglich wäre es somit, wenn diese Nautilus-Art wie ich 
vermuthe, ursprünglich den schwarzen plattigen Kalken im Kempferbache bei 
Raibl (über der Korallenschichte) entnommen ist, dass in diesen Kalken 
ein Aequivalent der Reingrabner Schiefer vorliegt, welches auch petrogra- 
phisch viele Aehnlichkeit damit zeigt. 

Auf die Vergleichung der durch die verdienstvollen Arbeiten von 
Prof. Pichler bekannten Oarditaschichten mit den Raiblerschichten gehe 
ich nicht näber ein, aus der Ursache, weil es, wie ich glaube, bisher 
nicht gelungen ist, dieselben auf den Horizont der Wengerschiefer zu be- 
ziehen und zu orientiren, — und die Darstellung der schwierigen Lagerungs- 
verhältnisse mehr Raum erfordern würde, als mir hier geboten ist. Die 
Möglichkeit zweier Horizonte der Carditaschichten ist bei Raibl und Kalt- 
wasser gegeben. Die Schichten von Kaltwasser als der tiefere Horizont be- 
trachtet, führen in der That Gesteine, die an die Carditaschichten sehr er- 
innern. Es ist dies vorzüglich das oolithische Gestein des oberen Kalkzuges 
mit den angegebenen Petrefacten. Dieses Carditagestein tritt hier im Han- 
genden eines Tuffcomplexes auf, welchen vorzüglich eine Landflora auszeich- 
net, die ganz diejenige unseres Lunzersandsteines ist. Dieses Verhältniss 
erinnert lebhaft an Klein Zell, wo zwischen dem Lunzersandstein und den 
Opponitzerschichten ebenfalls das Carditagestein mit einer Anzahl Cassianer- 
Petrefacte gefunden wurde.) Ueber den Tuflschichten von Kaltwasser folgt 
der erzführende Kalk (Schlerndolomit) und auf diesen lagern die Megalo- 
don-, dann die Corbulaschichten. Die letzteren erinnern durch die Ostrea 
montis caprilis an die Oarditaschichten mancher Localitäten. 

Bei der Anwendung der Raibler-Durchschnitte auf die Verhältnisse 
der Carditaschichten erscheint es sehr störend, dass die Faunen der einzel- 
nen Schichten in Raibl nicht vollkommen getrennt sind, und gemeinschaft- 
liche Arten enthalten, die die Feststellung der einzelnen Horizonte sehr 
erschweren. So findet man insbesondere am Mitterberg des Haller-Salzberges 
mit: 

Ammonites floridus Wulf sp. 

Pecten filosus v. H. 

Cardimia problematica Klipst. 

Myoconcha conf. Ourionü. v. H. 
lauter solchen Petrefacten, die man gerne in das Niveau der Myophoria 
Kefersteimi-Bänke verlegt, in einer und derselben Gesteinschichte: 

1. Corbula Rosthorni Boue? 

2. Corbis Mellingi v. H. 

3. Perna Boußi v. H. 

4. Avieula Gea Orb. 

5. Myophoria' lineata Münst. 
die hier sehr häufig und vollkommen in Grösse und Form so entwickelt 
sind, wie ausschliesslich nur in den Corbulaschichten bei Raibl. 

Wenn man den Wengerschiefern und den Kalken von Kerschbuchhof 
die verdiente Aufmerksamkeit schenken und beachten wird, dass grosse 
Kalkmassen unmittelbar über den Wengerschiefern, wie am südwestlichen 
Fusse des Königsberges, eingeschaltet sein können, dass über den Cardita- 


1) Jahrbuch der geol. R.-A. XV. 1865. p. 45. 


!'47] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegendv. Raiblu.Kaltwasser. 117 
schichten wie in Kaltwasser, ebenfalls eine grosse Masse weissen Kalks 
folgen kann, dass ferner auch der Megalodondolomit vom Thörlsattel stellen- 
weise zu sehr grossen Massen anwachsen, auch gänzlich fehlen kann — und 
dass endlich sowohl in den Corbulaschichten am Thörlsattel ein Dolomit 
auftritt, der ebenso gut zu einer mächtigen Masse anschwellen kann, wie er 
am Torersattel ganz fehlt — wie auch über den Corbulaschichten Dolomit 
folgt — wird es auch hier gelingen, trotz grosser Schwierigkeiten die Wahr- 
heit herauszufinden. 

Für den Vergleich der Verhältnisse der Raiblerschichten mit der 
ausseralpinen Trias findet man die Untersuchungen so weit vorgeschritten, 
dass „icht nur die detaillirtesten Durchschnitte und eingehendsten Schilde- 
rungen über die Petrographie und die Petrefacten der einzelnen Schichten 
vorliegen, wie für Franken in den Arbeiten der Herren F. Sandberger') 
und des Fr. Nies?) — sondern dass auch schon sehr beachtenswerthe Ver- 
suche publicirt sind 3) über die wahrscheinlichen Aequivalente unserer alpi- 
nen Triasschichten in der ausseralpinen Trias. 

Ich darf hier meine Bemühungen um die Parallelisirung des Lun- 
zersandsteines mit der Lettenkohle, des Wengerschiefers mit den Bair- 
dienschichten bei Würzburg u. s. f. voraussetzen. — Es sei mir erlaubt 
hier nur auf die Vergleichung unserer Myophoria Kefersteini-Bänke, mit 
der von Prof. F. Sandberger entdeckten und beschriebenen Bleiglanz- 
Bank mit Myophoria Raibliana näher einzugehen. 

Bei der so ausserordentlichen Wichtigkeit dieses Vergleiches, für 
die Erkenntniss unserer eigenen Verhältnisse, ist es zu rechtfertigen, 
. wenn man bis auf die unansehnlichsten Merkmale zurückgeht, die zur Er- 
kenntniss der Gleichartigkeit oder Verschiedenheit der beiden so wichtig 
gewordenen Muscheln, nämlich jener von Raibl und jener von Hüttenheim 
führen können, eingeht. 

Ich habe zu diesem Zwecke 75 Stücke der schönsten und besten Exem- 
plare der Myophoria Kefersteini von Raibl vor mir, und finde sie folgender- 
massen gestaltet. Die Diagnose, die Abbildung und Beschreibung dieser 
Muschel wolle der freundliche Leser in F, Ritter v. Hauer’s Beiträgen zur 
Kenntniss der Fauna der Raiblerschichten *) nachsehen. 

Die linke Schale. Die Ausbildung der drei Kiele auf dieser 
Schale ist die Regel. Der hinterste Hauptkiel ist breit und abgerun- 
det (auf der rechten Schale ist derselbe scharfkantig), und nimmt in radialer 
Richtung an Dicke zu. Der zweite Kiel ist viel schwächer, am Wirbel 
fast ohne Ausnahme scharfkantig — leistenartig hervortretend, verliert sich 
seine Schärfe nach dem Rande der Schale hin nach und nach ganz, und wird 
daselbst nur noch durch eine schwache Erhöhung angedeutet oder verschwin- 
det auch ganz, ohne den Rand der Schale vollständig erreicht zu haben. Der 
dritte Kiel ist in allem schwächer als der zweite. 


1) Die Gliederung der Würzburger Trias und ikrer Aequivalente. I. Würz- 
burger naturw. Zeitschr. VI. 1866 p. 128. — II. Der Muschelkalk.: ibidem p. 158. 
— TI. Lettenkohlengruppe: ibidem p. 192. 

°) Beiträge zur Kenntniss des Keupers im Steigerwald. Würzburg 1868. 

®) Dr. F. Sandberger: Die Stellung der Raiblerschichten in dem fränki- 
schen und schwäbischen Keuper. Ibidem p. 34. 

%) Sitzungsb. der k. Akad, d. Wissensch. 1857. XXIV. p. 550. T, IV. 


118 D. Stur, [48] 


Unter den 75 ausgewählten Exemplaren sind mir nur zwei Indi- 
viduen bekannt, die eine Ausnahme bilden und vier Kiele besitzen. Da- 
von ist der vierte zwischen dem zweiten und dritten Kiele so eingeschaltet, 
dass bei einem Stück derselbe Kiel am Wirbel beginnt, und bis an den 
Rand der Schale gut ausgebildet ist, bei dem zweiten kleineren Exemplar 
derselbe Kiel (als Radialstreifen) erst in einiger Entfernung vom Wirbel 
beginnt und noch vor dem unteren Rande der Schale endet. 

Nur ein Exemplar ist in derselben Menge von Individuen, an wel- 
chem der dritte vorderste Kiel vom Wirbel an durch zwei Drittel der 
Schalenbreite nur schwach (nicht kantig) angedeutet ist. Ich finde kein 
Exemplar unter den verwendeten, an welchem nur der Haupt- und der 
erste Nebenkiel (somit nur zwei Kiele) ausgebildet wären. 

Die rechte Schale. Auch auf dieser Schale sind drei Kiele deut- 
lich ausgebildet. Von diesenist der Hauptkiel inder Regel (im Gegensatze 
zum breiten abgerundeten Hauptkiele der linken Schale) schmal und scharf- 
kantig. Die beiden ebenfalls am Wirbel beginnenden Nebenkiele sind denen 
der linken Schale gleich, nur in der Regel schwächer ausgebildet. 

Unter den 75 verwendeten Exemplaren finden sich 16 Individuen, die 
neben den drei Kielen keine deutlich ausgebildeten Radialstreifen be- 
sitzen, die übrige bedeutende Zahl hat deren aber mehrere, deren Anzahl 
bis zu sechs, selten bis zu zehn varürt. DieRadialstreifen beginnen erst 
in einiger Entfernung vom Wirbel und erreichen auch in den meisten Fällen 
den Rand der Schale nicht. Sie sind seltener zwischen dem Hauptkiel und 
dem ersten Nebenkiel, und bedecken häufiger den vorderen Theil der Schale 
vom ersten Nebenkiel an, so dass derselbe in seltenen Fällen dicht radial 
gestreift erscheint. 

Nur ein Exemplar liegt mir vor, an welchem neben dem Haupt- 
kiel nur ein Nebenkiel ausgebildet zu bemerken ist. Zwei andere 
haben nur an den Wirbeln die beiden Nebenkiele angedeutet und ist die 
übrige vordere Fläche derselben glatt, ohne Radialstreifen und ungekielt. 

Die Oberfläche beider Schalen ist gewöhnlich mit concentrischen, 
dicht nacheinander folgenden Zuwachsstreifen bedeckt. Diese sind an den 
Wirbeln sehr fein wulstförmig, sehr regelmässig unter sich und mit dem 
Rande der Muschel parallel verlaufend. Sie erleiden auf den Nebenkielen 
eine Brechung unter einem stumpfen Winkel, und wohl seltener eine Ver- 
dickung, so dass der Nebenkiel dann eine schwache Knotenreihe trägt. Auf 
dem Hauptkiel der linken Schale biegen sie allmälig um, ohne 
einer deutlichen Ausschweifung gegen den Aussenrand der Schale, und ver- 
laufen auf der Hinterfläche in der Richtung nach den Wirbeln. Auf dem 
Hauptkiel der rechten Schale dagegen sieht man die Zuwachsstreifen 
bedeutend nach Aussen hin abgelenkt, ausgeschweift und dann unter einem 
scharfen Winkel gebrochen. Entferater von den Wirbeln wurden die Zu- 
wachsstreifen in der Regel je weiter zum Rande der Schale stärker und un- 
regelmässiger, so dass hier die Schale mit unregelmässig blätterigen, con- 
centrischen Rippen bedeckt erscheint, die ohne bemerkbare Brechung über 
die Nebenkiele hinwegsetzen. 

Nur selten trifft man die Exemplare so vollständig, dass auch noch 
die oberste Schichte der Schale wohlerhalten ist. Diese besteht aus einem 
sehr dünnen Kalkhäutchen, welches mit sehr feinen leistenartigen concen- 
trisch verlaufenden Streifen bedeckt erscheint, die wohl in den meisten 


[49] Beiträge z. Kenntnissd. geo!. Verhältn.d. Umgegendv.Raib! u. Kaltwasser. 119 


Fällen parallel sind mit den Zuwachsstreifen, doch sieht man sie nicht selten 
auch einen von der Zuwachsstreifung abweichenden Verlauf nehmen. Diese 
Streifen, deren 9—10 auf einer Breite von 3 Millimeter zu zählen sind, 
anastomosiren sowohl auf der vorderen Fläche der Schale, wenn auch 
seltener, als auch auf dem Hauptkiele untereinander, und werden so wie die 
Zuwachsstreifen in der Nähe der Wirbel auf den Nebenkielen gebrochen, 
während sie am Rande der Schalen ungebrochen über diese hinwegsetzen. 

Sowohl die concentrischen Zuwachsstreifen, als auch die Streifung 
der obersten Schalenschichte ist in allen mir vorgekommenen Fällen 
schöner und regelmässiger auf der rechten als auf der linken 
Schale ausgebildet. 

Von jener Myophoria aus der Bleiglanzbank von Hütten- 
heim (Unterfranken) habe ich durch die Güte des Herrn Prof. F.Sandber- 
ger 8 Stück Kittabdrücke zur Vergleichung vor mir. Dieselben sind ge- 
fertigt nach drei verschiedenen Exemplaren. Das grösste Exemplar, 
32 Millimeter lang, ist eine linke Schale. Der Hauptkiel ist stark und 
breit abgerundet. Der erste Nebenkiel reicht von den Buckeln bis zum Rande 
der Schale, ist oben ziemlich scharfkantig, nach dem Rande zu weniger mar- 
kirt. Der zweite Nebenkiel ist von den Wirbeln an auf eine Länge von 12 
Millimeter deutlich zu verfolgen und verschwindet somit beiläufig in der 
Mitte der Schalenfläche. Die Zuwachsstreifung ist eine ziemlich regelmässig 
entwickelte zu nennen, auch glaube ich Spuren von der feinen Streifung der 
obersten Schalenschichte an den Abdrücken zu bemerken. Diese eine Schale 
stimmt in der That möglichst genau mit einigen seltenen Exemplaren von 
linken Schalen der Myophoria Kefersteinn von Raibl überein, und weicht 
nur darin ab, dass der zweite Nebenkiel viel früher (in der Mitte der 
Schalenbreite) aufhört, überhaupt nur angedeutet erscheint. 

Das zweite Exemplar, ebenfalls einer linken Schale angehörig, 
12 Millimeter lang, und in allem vollkommen das erste grössere Exemplar 
in verkleinertem Maassstabe darstellend, unterscheidet sich vom gleich alten 
von Raibl ebenfalls dadurch, dass der zweite Nebenkiel nur in der Wirbel- 
gegend angedeutet erscheint. 

Das dritte Exemplar ist der Abdruck einer rechten Schale von 
22 Millimeter Länge. Der Hauptkiel ist schärfer, als an den beiden erst be- 
schriebenen linken Schalen, wie dies auch an den Raiblerexemplaren 
gewöhnlich ist. Zwichen diesem und dem ersten Nebenkiel ist ein Radial- 
streifen vorhanden, der in einer Entfernung von 12 Millimeter Länge vom 
Wirbel beginnt und dem Nebenkiele genähert verlauft, gleichsam diesen 
verdoppelnd. Der zweite Nebenkiel ist auf dem Abdrucke nur auf i2 Milli- 
meter Länge vom Wirbel zu verfolgen. Statt einer Fortsetzung desselben er- 
blickt man einen Radialstreifen, der ihn gleichsam vertritt und etwas näher 
zum ersten Nebenkiel gestellt, bis zum Schalenrande sichtbar ist. 

Unter den vielen Raibler Exemplaren finden sich zwei Individuen, an 
denen eine ganz gleiche Verdopplung des ersten Nebenkieles, wie auf dem 
Exemplare von Hüttenheim zu bemerken ist. 

Ueberhaupt scheinen diese drei Exemplare der Myophoria von Hütten- 
heim in der That dem Formenkreise der Myophoria Kefersteini anzuge- 
hören. Doch dürfte die Identität erst dann volle Sicherheit erlangt haben, 
wenn auch jene häufigen und an allen bekannten Fundorten gleichhäufig vor- 
kommenden Formen mit drei vollständig ausgebildeten Kielen auf der linken, 


120 D. Stur. [50] 


ferner mit drei Kielen und 6—10 Radialstreifen auf der rechten Schale, 
von Hüttenheim oder überhaupt aus dem ausseralpinen Keuper vorliegen 
werden. 

Die Vergleichung der Myophoria Kefersteini mit der Myophoria 
transversa aus dem Grenzdolomit der Lettenkohle ist ebenso erforderlich, 
da beide einem nicht wesentlich verschiedenen Niveau angehören dürften, 

Die M. transversa ist nach Herrn v. Schauroth vorzüglich ausge- 
zeichnet durch ihre nach hinten oder quer verlängerte Gestalt. Doch scheint 
dieses Merkmal kein allgemein giltiges zu sein, indem ich unter 10 zu 
Beuerfeld gesammelten Exemplaren nur eines finde, welches der von Herrn 
v. Schauroth gegebenen Figur vollkommen entspricht. Die übrigen Stücke 
zeigen genau.den Umriss der Myophoria Kefersteini, und ist der vordere 
Theil der Schalen derselben vom Nebenkiel an viel breiter, als bei der als 
normal angenommenen Form. 

An den, mir von Beuerfeld vorliegenden erwachsenen Exemplaren sehe 
ich neben dem Hauptkiele nur einen Nebenkiel, und finde an keinem Exem- 
plare einen zweiten Nebenkiel auch nur angedeutet. Auch auf der linken 
Schale eines 5 Millimeter langen jungen Exemplares, ist neben dem Haupt- 
kiele nur ein Nebenkiel zu beobachten. Auf der rechten Schale eines 
zweiten jungen Exemplares von 21/, Millimeter Länge schiebt sich, wie auch 
schon Herr v Schauroth beobachtet hat, zwischen dem Hauptkiel und 
dem Nebenkiel ein Radialstreifen ein, der erst in einiger Entfernung vom 
Wirbel beginnt und bis zum Schalenrande an Stärke zunimmt. Ausserdem 
ist noch ein zweiter Radialstreifen auf der vorderen Fläche der Schale neben 
dem Nebenkiele zu bemerken, der gleichsam einen zweiten Nebenkiel vertritt 
und fast vom Wirbel an bis zum Schalenrande deutlich zu verfolgen ist. 

Die Ornamentik der Schalenoberfläche zeigt keine grossen Verschie- 
derheiten von denen der Myophoria Kefersteini, da sowohl die Zuwachs- 
streifen eine grosse Aehnlichkeit zeigen, als auch die Streifung der obersten 
Schalenschichte eine analoge ist. Doch ist zu bemerken, dass die Streifung 
der obersten Schalenschichte bei der Myophoria Kefersteini eine viel feinere 
und zartere ist. Auch darf ich nicht verschweigen, dass die analoge Streifung 
bei der Myophoria transversa an dem mir vorliegenden Exemplare erst dann 
sichtbar wird, wenn man ein äusserst feines, mit dendritischen Zeichnungen 
versehenes Kalkhäutchen, das die ganze Schale gleichmässig (an einigen 
Stellen in einer doppelten Schichte) bedeckt, weggesprengt hat. 

Die Brechung der concentrischen Streifung an dem Nebenkiele scheint 
bei der Myophoria transversa, bis zum: Rande der Schale in der Regel deut- 
lich ausgesprochen zu sein, während sie bei Myophoria Keferstewmi, nur 
näher zu den Wirbeln gewöhnlich ist. Doch die Verdickung der Streifen zu 
einer Schuppenreihe auf den Kielen, die Professor Sandberger erwähnt, 
scheint nur ausnahmsweise, wie auch bei M. Kefersteini vorzukommen. 

Diese drei Formen von Myophoria zeigen in ihren Merkmalen eine 
vielfache Analogie und grosse Aehnlichkeit. Sie gehören gewiss einer Grund- 
form an. Das fast gänzliche Fehlen der Radialstreifen auf der linken, und 
deren gewöhnliches Vorkommen auf der rechten Schale, die Ornamentik, 
die Form des Hauptkiels der rechten und der linken Schale und die der 
Nebenkiele ist bei allen dreien eine fast gleiche. 

Was bei der einen im Jugendzustande bemerkt wird, findet man bei 
der zweiten Form im vorgerückten Alter noch erhalten, und ist bei der 


[5 1] Beiträge. Kenntnissd. geol, Verhältn, d. Umgegend v. Raiblu. Kaltwasser. 124 


dritten Form in allen Lebensstadien deutlich ausgedrückt. So die Einschie- 
bung der Radialstreifen zwischen die Kiele ist bei M. transversa nur bei 
jungen Exemplaren von 2—3 Millimeter Länge auf den rechten Schalen 
beobachtet, und fehlt auf den älteren Individuen. DieMyophoria von Hütten- 
heim zeigt auf der mir bekannten rechten Schale von 22 Millimeter Länge 
die Radialstreifen noch deutlich. Bei M. Kefersteini erscheinen die zahl- 
reichen Radialstreifen in allen Altersstufen nicht nur auf der rechten son- 
dern zuweilen auch auf der linken Schale. Der zweite Nebenkiel ist bei der 
M, tramsversa nicht vorhanden, auch auf jungen Exemplaren soweit bekannt 
nicht angedeutet. Derselbe ist bei der Myophoria von Hüttenheim nur in 
der Wirbelgegend vorhanden, und erlangt bei der M. Kefersteini von Raibl 
seine volle Entwicklung. Die Myophoria von Hüttenheim scheint nach den 
mir bekannten Exemplaren eine Mittelform, ein Verbindungsglied zwischen 
der M. Kefersteini von Raibl und der M. transversa von Beuerfeld zu sein, 
und da es vortheilhafter ist alle drei Formen zu unterscheiden, als sie zu 
einer sogenannten Art zu verbinden, schlage ich vor die Form von Hütten- 
heim Myophoria Samdbergeri zu nennen. 

Ausser der Verschiedenheit der .M. Sandbergeri von der M. Kefer- 
steinid habe ich noch folgenden Grund, nicht anzunehmen, dass die Blei- 
glanzbank von Hüttenheim ein Aequivalent der M. Kefersteini-Bänke in 
Raibl sei. Dieser Grund ist oben theilweise angedeutet, dass nämlich schon 
innerhalb des Lunzersandsteines bei den Kohlenflötzen, Kohlenschiefer vor- 
kommen, in denen die Myoconcha conf. Ourionii v. H. auftritt, eine Be- 
gleiterin der M. Kefersteini in den lombardischen Raiblerschichten. Diesem 
Niveau “des Lunzersandsteines entspricht beiläufig die Bank der M. Kefer- 
steinv in Raibl. Auf der Scharte daselhst folgt aber die M. Kefersieini 
dureh zwei aufeinander folgende Horizonte: die Solenschichte und das Ni- 
veau der losen Petrefacte der Megalodonschichten. 

Aehnlich ist das Auftreten der Myophoria transversa, die sowohl in 
der Lettenkohle, als in dem darauf lagernden Grenzdolomit vorkommt. 

Die Gründe, dass man im Grenzdolomit eine Reihe von St. Cassianer 
Arten gefunden hat, können für die gegentheilige Meinung nicht ins Ge- 
wicht fallen, da ja auch noch die Corbulaschichten eine ganze Reihe von 
St. Cassianerarten enthalten, und leider bis heute noch in St. Cassian 
selbst eine Schichtenweise Gliederung der reichen Fauna nicht vorgenommen 
werden konnte. Und wie verschieden die Fauna der einzelnen Horizonte 
sein muss, und wie viel verschiedene Horizonte in St. Cassian auftreten, 
geht aus den v. Richthofen’schen Arbeiten, und aus den hier vorlie- 
genden Mittheilungen über Raibl und Kaltwasser hervor. Dies waren die 
Gründe zugleich, die mich schon im Herbst 1865 bewogen haben, in der 
Aufstellung unseres Museums, das Niveau der Myophoria Keferstemi, als 
solches zu bezeichnen, welches dem oberen Theile der Lettenkohle, und dem 
Grenzdolomit, beiläufig entspricht. 

Wenn man auch annimmt, dass die höher liegenden Corbulaschichten 
schon dem. untersten Niveau der bunten Mergel des Keupers angehören, 
also beiläufig in ein Niveau mit den Corbulaschichten v. Alberti's zu 
stellen sind, so wie ich dies schon im Herbst 1865 angenommen hatte, so 
sind wir mit unseren Corbulaschichten noch sehr tief unter der oberen 
Grenze des deutschen Keupers, und haben noch die Aequivalente des Schilf- 


sandsteines und Semionotus-Sandsteins nebst den ZUgeNOrIgen. MIELE 
6 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868 18. Band. 1. Heft- 


122 D. Stur. Geol. Verhältnisse d. Umgegend von Raibl u. Kaltwasser. [52] 


somit fast den ganzen sehr mächtigen Keuper in unseren Alpen nach- 
zuweisen. 

Der Hangenddolomit in Raibl ist den Corbulaschichten ganz conform 
und ohne irgend einer Spur von Störungen aufgelagert, und durch die in 
ihm eingelagerten dolomitischen Kalkmergelbänke auch petrographisch 
ebenso mit den liegenden Schichten verbunden, wie der Opponitzerdolomit 
in den nordöstlichen Alpen mit den Opponitzerkalken. Einlagerungen ähn- 
licher Kalkmergel wie die mit Corbis Mellingi und Perna Bouei, trifft man 
noch hoch über dem Lunzersandstein in dem Opponitzerdolomit. Es ist daher 
wohl anzunehmen, dass dieser Hangenddolomit — Opponitzerdolomit — 
noch triadisch sei, und den gesammten Keuper repräsentire, da weder 
Störungen in der Lagerung vorhanden sind, noch irgend andere Ursachen 
vorliegen, anzunehmen, dass hier die Ablagerungen der obersten Trias nicht 
stattfanden und fehlen. 

Soweit die Fauna des Hangenddolomites einer genaueren Bestimmung 
unterzogen werden konnte, stimmen die Arten.nicht mit jenen des soge- 
nannten Hauptdolomites, wie ich schon oben erwähnt habe. 

Die Trias in den Karpathen bietet ebenfalls Gelegenheit hierher zu 
beziehende Thatsachen zu beobachten, über welche ich in einem nächsten 
Aufsatze ausführlicher zu berichten haben werde. Hier sei nur soviel vor- 
läufig erwähnt, dass in den Karpathen über den Aequivalenten des Lunzer- 
sandsteines ein stellenweise sehr mächtiger Dolomit auftritt, und erst über 
diesem jene rothen Mergel in Wechsellagerung mit eigenthümlichen Dolo- 
miten folgen, die unter der rhätischen Formation gelagert, von Dr. Stache 
zuerst als dem Keuper angehörig erwiesen wurden — dass somit auch hier 
ein dem Hangenddolomite äquivalenter Dolomit vorhanden ist, der unter 
den Keupermergeln gelagert, nothwendig noch der Trias angehören muss. 

Dies sind die Beobachtungen, die ich in Raibl gemacht habe, oder 
durch diese Reise zu machen veranlasst worden bin. Sie sind leider nur un- 
vollständig, und solange unvollendet, bis es gelingt auch den westlich an- 
stossenden Theil des Zuges der Raibler-Schichten in gleicher Richtung neu 
zu begehen. Aber trotzdem dürften sie hinreichen um begründete Zweifel 
zu erheben, gegen die einseitige Deutung der Lagerungsverhältnisse auf der 
Scharte, so wie sie sich bei einer Durchschnitts-Begehung ergeben. 

Es bleibt noch vieles zu thun übrig. Sehr wünschenswerth wäre, bevor 
ein weiterer Schritt in der Aufnahme der westlichen Partie gemacht wird, 
erst jene von mir neu entdeckten Fundorte von Petrefacten in den Tuflen 
und Breceien von Kaltwasser so sorgfältig auszubeuten, wie dies verhält- 
nissmässig sehr vollständig mit den Fundorten um Raibl geschehen ist. 
Dies würde schon manche nicht hinreichend sichergestellte Thatsache 
festigen, und die Anhaltspunkte auch zur Deutung der merkwürdigen Ver- 
hältnisse im Lahnthale, vermehren. 


VI. Der Jura von St. Veit bei Wien. 
Von Karl Griesbach. | 


Vorgelegt in der Sitzung vom 4. Februar 1868. 


(Mit Taf. II und IV.) 


Zwischen dem Dorfe Lainz, den Orten St. Veit und Hietzing erhebt 
sich eine Hügelkette, die schon durch ihre Form von dem niedern Hügellande 
deutlich zu unterscheiden ist. Dieser kleine Complex von Hügeln umfasst 
Schichten, welche von der rhätischen bis in die Neocomformation reichen. 
Doppelt interessant wird diese Lokalität dadurch, dass sie so nahe bei Wien 
liegt und so leicht zu erreichen ist. Zudem ist bis jetzt kein Punct in den 
Nordalpen bekannt, ausser dieser einzelnen Insel, wo die Juraschichten so 
typisch entwickelt sind. Eine wirkliche Lücke und daher Discordanz 
zwischen den Schichten tritt eigentlich nur zwischen oberstem Dogger und 
oberem Malm ein; der untere und mittlere Malm fehlt. Ob der unterste 
Dogger fehlt, kann nicht bestimmt behauptet werden, vielleicht wird es ge- 
lingen, auch diese Schichten noch nachzuweisen. 

1. Kössener Schichten. Zur ausgezeichneten Entwickelung gelangen die 
Kössener Schichten, welche an mehreren Puncten aufgeschlossen sind. 

Von dem Wege, der von Lainz nach Ober St. Veit führt, biegt ein 
Fusssteig ab, der bis zur Thiergartenmauer, zum Gemeindewalde führt. 
Dieser Fusssteig zieht sich zwischen Weingärten hin, rechts gehören sie zum 
Bereiche der interessanten Lokalität, links liegen dieselben auf einem Ter- 
tiär- und Sandsteinterrain. 

Längs dieses Weges findet man die Gesteine der Kössener Schichten. 
Sie sind an den braungelben Verwitterungsflächen und zahlreichen Petrefac- 
ten-Durchschnitten, so leicht zu erkennen, dass man sie, einmalgesehen, augen- 
blicklich wieder erkennt. 

Herr Bergrath Stur, der dieses Vorkommen schon lange kannte, unter- 
scheidet zwei Ausbildungsformen. Ein braunes Gestein mit Petrefacten in Horn- 
stein findet sich östlich von der Einsiedelei; es enthält: 


Chemnitzia Quenstedti Stopp. Arca bavarıca Winkl. 

Turritella Stoppamii Winkl. Myophoria inflata Emmr. (Neoschi- 
Turbo alpinus Winkl. zodus posterus Qu.) 

Avicula contorta. Portl. Cardium austriacum Hauer. 
Gervillia praecursor Qu. Leda percaudata Gümbel. 


» inflata Schafh. 


194 K. Griesbach. [2] 


Die graue Schichte mit verkalkten Petrefakten enthält: 


Chemnitzia Quenstedti Stopp. Pecten acuteauritus Schafh. 
2 Gastropodenspecies. Plicatula intusstriata Emmr. 
Ostrea rhätica Quenst. Gervillia inflata Schafh. 
Anomia fissistriata Winkl. Mytilus minutus Gf. 
„  alpina Wink. Cardium austriacum Hauer. 
sp. Pholadomya lagenalis Schafh. 


” Wir haben somit hier ausgezeichnet entwickelte Kössener-Schichten 
vor uns, an deren Bestimmung nicht im Mindesten gezweifelt werden kann. 

2. Grestener Kalke. Ungefähr 50 Schritte von der Abzweigung des 
Weges zur Einsiedelei, bei einem Kreuze, an der Strasse nach Ober St. Veit 
eröffnete man einen kleinen Steinbruch, wie ich glaube, der Strassen- 
beschotterung wegen. Dieser Bruch befindetsich in einemfesten, grauen Cri- 
noidenkalke, der etwas in’s Grünliche spielt. Zahlreiche Exemplare eines 
glatten Pecten, Pecten liasinus Nyst. 

» lugdunensis Mer., 
Pentacrinus sp. 

machen es wahrscheinlich, ‘dass wir es hier mit den Grestener Kalken zu 
thun haben. — Auch zeigen die Lias-Schichten mit vortrefflichen Petrefak- 
ten bei der Einsiedelei grosse Aehnlichkeit in Betreff der Gesteine. 

Die Schichten dieses Steinbruches (Taf. HI, Fig. 3,) fallen nach N. ein 
und liegen auf einem braunen Sandstein, der zum Theil grünlich-schwarz 
wird. Er enthält Eisenoxyd-Knollen, — Petrefakte habe ich noch nicht in 
demselben gefunden. 

3. Lias «. Bevor man, von Lainz kommend, zu der eben beschriebenen 
Lokalität gelangt, zweigt ein Fahrweg zur Einsiedelei ab, auf welchem an- 
dere Liasgesteine aufgeschlossen sind. 

Man sieht dunkelgraue, ausserordentlich feste Kalke mit Crinoiden- 
Durchschnitten anstehen, die sehr schöne Petrefakten aus dem Lias «. ent- 


halten. !) 

Ammonites Oonybearı Sow. Cardinia Listeri Agass. 
Pleurotomaria anglica Sow. r gigantea Qu. 

Lima Deslongchampsi Stol. Fragment einer Saurier Pha lange. 


Kurz bevor man zur Einsiedelei kommt, geht der feste Kalk in einen 
lichteren Fleckenmergel über, der viele Hornsteine führt. 

Vor Kurzem brachte man aus dem Brunnen des Abdeckers von Ober 
St. Veit den Abdruck eines grossen evoluten Ammoniten in’s Hofmineralien- 
kabinet. Er befindet sich in einem grauen Gesteine und dürfte einem grossen 
Capricornier angehören. Es scheint, dass man in diesem Brunnen alle Jura- 
schichten durchteuft hat und in dieser sehr bedeutenden Tiefe auf die Lias- 
gesteine gekommen ist, Wenn der genannte Abdruck wirklich einem Capri- 
cornier angehört, so hätten wir auch den mittlern Lias in St. Veit ent- 
wickelt. Vielleicht dass auch jener Fleckenmergel vor der Einsiedelei dazu 

ehört. 

: 4. „Der Jura von St. Veit.“ Unter diesem Namen begriff man bis jetzt 
alle dichten Kalke mit Hornsteinen und alle weichen mergeligen Kalke 
von St. Veit, bei denen man aber sehr wohl verschiedene Zonen unterschei- 
den kann. 


1) Siehe Jahrbuch der k. k. g. R.-A. 1859 pag. 259, K.M, Paul, „Ein geologi- 
sches Profil aus dem Randgebirge des Wiener Beckens.“ 


[3] Der Jura von Ober St. Veit bei Wien. 195 


Jeder, der als Geologe St. Veit besucht hat, wird wohl die grosse 
Schichtfläche von weissem, weichem, mergeligem Kalk hinter dem letzten 
Hause von Ober St. Veit an der Strasse zur Einsiedelei kennen, Diese 
Schichte kann man in ihrem Streichen an der Strasse bis hinter die Einsie- 
delei verfolgen, wo sie in bedeutender Mächtigkeit entwickelt ist. Unmittel- 
bar im Liegenden dieser weissen Schichte steht im Garten der Einsiedelei 
ein etwas dunkler gefärbter, schieferiger Kalk an, der ziemlich viele Petre- 
fakten enthält, deren Erhaltungszustand indessen sehr viel zu wünschen 
übrig lässt. Im verflossenen Spätherbst wurde in der Einsiedelei beim Gra- 
ben eines Kellers das Gestein entblösst, welches leider bald darauf wieder 
vermauert wurde. Ich konnte jedoch beobachten, dass der dunkle Schiefer 
eine Einlagerung zwischen dem mergeligen weissen Kalke ist. Die schiefrige 
Schicht ist nicht genau begrenzt, sondern geht langsam in die darauf liegen- 
den festeren Kalkbänke über, die in der That dieselben Petrefacten zu 
führen scheinen. Beide Schichten, besonders aber der Schiefer, besitzen 
gelbe Verwitterungsflächen. Die Bank von dünngeschichtetem, schiefrigem 
Kalk steht noch an einer andern Stelle an, nämlich im Garten der Einsiede- 
lei an einem tiefer gelegenen Punkte; — endlich findet man den Schiefer 
noch beim Ackern auf den anstossenden Feldern. 

Zone des Amm. Sauzei d’Orb. Petrographisch kann man den 
Kalk im Liegenden des Schiefers von dem Hangenden kaum unterscheiden. 
Beide zeigen die graue Farbe, sind ziemlich weich una wechseln mit härteren 
Kalken. Es liegen jedoch Petrefacte vor, von denen es theils sicher, theils 
wahrscheinlich ist, dass sie aus diesen Kalken des Hangenden vom Schiefer 


stammen. Eine kleine Bivalve stammt aus dem Liegenden, — sie hat die 
meiste Aehnlichkeit mit Cardium cognatum Phil. Sie zeigt feine gestreifte 
Schalen, sehr gewölbten Wirbel und eine mehr oblonge Form. — Imk. k. 


Hofmineralienkabinete in Wien befindet sich ein ausgezeichnetes Exemplar 
eines Ammonites mesacanthus Waagen, eines Faleiferen, der in der Schichte 
des Ammonites Sauzer in Gingen vorkommt. Dieses Exemplar zeigt eine 
so vollkommene Uebereinstimmung mit der Abbildung von Waagen, dass 
es fast scheinen könnte, als wenn letztere nach demselben gemacht worden 
wäre. Derbe Knoten sitzen auf einer schwachen Rippe in der Mitte der Höhe 
der Umgänge, und nehmen an Deutlichkeit gegen die ältern Windungen zu, 
wo sie zu förmlichen Stacheln werden. In den innern Windungen beginnen 
die Knoten mit groben Rippen abzuwechseln. Der Kiel ist sehr deutlich zu 
sehen. Durch diesen Ammoniten ist das Vorhandensein einer Zone des Am- 
monites Sauzer ganz ausser Zweiiel gesetzt, leider ist es jedoch nicht mög- 
lich zu erfahren, ob derselbe aus dem Gestein unter dem Schiefer stammt, 
da letzterer bis jetzt gar keine Beachtung gefunden hat. Jedenfalls haben 
sich die darunterliegenden Kalke zuerst abgelagert, und durch die Bivalve 
(Cardium cognatum Phitl.), welche etwas älter ist, als die Zone des Amm. 
Humphriesianus, wird es wahrscheinlich, dass dieser Kalk die wirkliche 
Lagerstätte des sichern Amm. mesacanthus Waag ist. Die hierdurch cha- 
rakterisirte Zone des Amm. Sauzei in St. Veit muss nothwendig tiefer liegen 
als dieser Schiefer, da letzterer offenbar dieselben Petrefacten führt wie der 
darauf liegende Kalk. 

* In diese Schichte gehört offenbar auch ein schöner Ammonit von Ober 
St. Veit, in der Nähe des Abdeckerhauses gefunden. Waagen beschreibt 
in seinem letzten Werke (Zone des Ammonites Sowerbgi) nahestehende 

. 


126 K. Griesbach. [4] 


Former, jedoch stimmt der unserige mit keinem vollkommen überein; ich 
nenne ihn daher Amm. Vindobonensis (Siehe Taf. IV). Es ist eine sehr evolute 
Species, welche den Humphriesiani sehr nahe steht, und zwar jenen, welche 
so zu sagen den Uebergang der Coronaten zu den Planulaten vermitteln. Mit 
Ammonites Bayleanus Opp. ist er nicht zu verwechseln, da dieser regel- 
mässig in die Dicke zunehmende Windungen besitzt, bei dem unserigen da- 
gegen die letzte Windung enger wird. Auch stimmen die Verhältnisse nicht. 
Man kann vielmehr sagen, dass dieser Ammonit die Mitte hält zwischen 
Amm. Humphriesvanus plicatissimus und polymerus Waag., im Allgemeinen 
aber den Charakter des letzteren zeigt, welcher ebenfalls in die Zone des 
Amm. Sauzei gehört. Die Wohnkammer umfasst genau einen Umgang, — 
der Querschnitt eines solchen ist hoch halbmondförmig, an beiden Seiten. 
mässig stark gewölbt. 

Die Maass-Verhältnisse dieser Species sind am meisten ähnlich denen 
des Amm. polymerus Waagen, namentlich ist die Ausschnürung der Wohn- 
kammer charakteristisch für diesen, obwohl unsere Species das Merkmal 
noch in erhöhtem Grade zeigt. Die gekammerten Windungen sind bedeutend 
aufgebläht, während die Wohnkammer flache Seiten ‘zeigt. Gänzlich ver- 
schieden von Amm. polymerus zeigt Amm. Vindobonensis eine ausgezeich- 
nete Knotenreihe, welche letztere er mit Amm. Humphr. plicatissimus Qu. 
gemein hat. Der letztere besitzt jedoch nicht jene aufgeblähten innern Win- 
dungen und die ausgeschnürte Wohnkammer. Die Rippen sind ungefähr bis 
in ein Drittel der Höhe der Seiten ungetheilt, ganz wenig nach hinten ge- 
bogen und tragen, bevor sie sich in zwei Rippen theilen, einen Knoten; die 
Gabelrippen wenden sich am Rücken etwas nach hinten, und zwischen je 
zwei Paaren liegt noch eine einzelne, welche erst in der Mitte der Seite be- 
ginnt. Zuweilen, besonders bei den inneren Windungen sieht es so aus, als 
ob vom Knoten drei Rippen ausgehen würden. — Der Verlauf der Loben- 
linie ist nur zum Theil zu beobachten, da der Rücken von der Wohnkammer - 
bedeckt ist. Der Scheibendurchmesser beträgt 125 Millimeter, die Höhe 
der vorletzten Windung von der Naht bis zum Rücken 24 Millim., die der 
Mündung 34 Millim., vom kücken der vorletzten ab 27 Millim., die Höhe 
der letzten Windung diametral gegenüber der Mügdung 33 Millimeter. Im 
ganzen zeigt jene Species den Habitus der Formen aus der Schichte des 
Amm. Sauzei. 

Zone des Amm. Humphriesianus Sow. Aus den grauen Schiefern 
habe ich ein verdrücktes Exemplar eines Ammoniten,der offenbar zu den Hum- 
phriesiani gehört, ferner verschiedene Ammoniten, diesich ihres schlechten Er- 
baltungszustandes wegen nicht bestimmen lassen, einen Belemniten und 
einen Aptychus. In diesem Schiefer und dem darauf lagernden Kalk kommt 
in Menge eine Posidonia vor, welche fast kreisrund, mit vielen feinen Run- 
zeln versehen, an die Posöidonia Bronmi erinnert. In den festen Kalkbänken 
findet sich noch die feinrunzlige Posidonia mit vielen Ammoniten, deren 
Erhaltung viel vorzüglicher ist. Es folgen darauf die Ablagerungen der Zone 
des Ammonites Humphriesianus. Weisse, weiche mergelige Kalke wechseln 
mit festern grauen Kalken. 

Die häufigste Form ist die des Ammonites Humphriesianus plicatissi- 
mus Qu. Es ist eine evolute Form mit immer gleichmässig in die Dicke zu- 
nehmenden Windungen. Mit demselben kommt eine mehr feinrippige Art 
vor, welche ich aber leider nur in verdrückten Exemplaren besitze. Es ist 

“ 


[5] Der Jura von St. Veit bei Wien. 127 


ein Planulat, der grosse Aehnlichkeit mit Ammonites frequens Opp. aus dem 
schwarzen jurassischen Geodengestein von Shangra in Tibet hat 2—3 feinere 
Rippen gehen von einer schwach sichelförmig gebogenen Rippe aus, unge- 
fähr in der Höhe der stark ausgeprägten Naht. — Nördlich der Einsidelei, 
südlich von Ober St. Veit habe ich in petrographisch mit dem vorigen voll- 
kommen gleichem Gesteine eine Form gefunden, die ganz charakteristisch, 
nicht den geringsten Zweifel hinsichtlich ihrer Bestimmung als Ammonites 
baculatus Qu. zulässt. Es ist ein blosses Bruchstück, welches aber auf einen 
Scheibendurchmesser von 1!/, Zollen schliessen lässt. Die innere Windung 
hat ausgezeichnet dichotome Rippen, die bei der Gabelung feine Knoten 
zeigen. Am Rücken sind sie unterbrochen, die Rippenenden, die Knoten be- 
sitzen, verlaufen ganz schwach nach hinten. Die äussere Windung, von der 
ein blosser Abdruck vorliegt, zeigt keine Knotenreihe. — Mit Amm Garan- 
tianus d’Orb. kann man ihn nicht verwechseln, da das nicht gerippte Band 
am Rücken breiter und nicht so vertieft ist, wie bei der französischen Art. 
Mit demselben kommen zahlreiche Hamitenbruchstücke vor, unter denen 
Hamites baculatus Qu. ziemlich sicher ist. Zahlreiche, jedoch nicht näber 
zu bestimmende Ammoniten-Bruchstücke, die sehr involuten Exemplaren 
angehören, und kleine Heterophyllen sind häufig, geben jedoch keine An- 
haltspunkte für die Altersbestimmung. 

Das Vorkommen dieser Formen ist ein begrenztes und beinahe der 
Art, dassman ein eigenes Baculatenlager annehmen möchte, — es ist jedoch 
nicht leicht möglich diese Schichte kartographisch auszuscheiden, da der 
petrographische Charakter des Gesteines so vollkommen gleich ist mit dem 
frühern, dass eine Trennung nicht möglich ist. Nach allem dem möchte 
ich den Schluss ziehen, dass wir sonach über der Sauzei-Zone einen Schichten- 
complex besitzen, in dem wir zwei Horizonte unterscheiden können Einen 
tieferen mit dem Amm. Humph. plicatissimus Qu. und einen höheren, mit 
 Amm. baculatus Qu. und Hamites baculatus Qu. Die wirkliche Ueberein- 
stimmung dieser Formen mit denen des braunen Jura d von Schwaben kann 
nicht angezweifelt werden. 

Zone des Amm. Parkinsoni Sow. Noch mehr Sicherheit ge- 
winnt man bei Bestimmung der vorigen Schichte durch Betrachtung des con- 
cordant darauf liegenden Kalkes. Wenn man, um zum Gemeindewalde von 
Ober St. Veit zu gelangen, den Fusssteig hinter der Einsiedelei am Kamme der 
Hügelreihe benützt, so erreicht man nach Ueberschreitung des ersten Hügels 
eine tiefere Partie derHügelkette. Man bemerkt augenblicklich, dass man 
sich in einer andern Schichte, mit vollkommen verschiedenem petrographi- 
schen Aussehen, befindet, Statt des grauen weichen Kalkes steht hier ein 
fester röthlichgrauer Kalk an, mit stark muschligem Bruche und zahlreichen 
Hornstein-Einlagerungen. — Die Petrefacte wittern sehr schön an der Ober- 
fläche des Gesteines aus und sind ziemlich häufig. Das erste, was in die 
Augen fällt ist Amm. polymorphus d’Orb. Das vorliegende Exemplar wird 
ebenso plötzlich evolut, wie die schwäbischen von Quenstedt als Amm. 
Parkinsoni inflatus bezeichneten Individuen, andeutend, dass es vollkommen 
‚ausgewachsen war. Es zeigt vier tiefe Einschnürungen, welche die Rippen 
schief durchschneiden. Die Theilungslinie am Rücken ist sehr deutlich, und 
sowohl der enge Nabel, wie die Kleinheit des ausgewachsenen Exemplares 
lassen nicht den geringsten Zweifel, dass wir es mit einem Amm. Parkin- 
sonmi inflatus zu thun haben. — Eine andere Art, von der auch nur ein 


128 K. Griesbach. [6] 


Bruchstück vorliegt, ist doch nach Quenstedt’s Abbildungen als Amm. 
anceps zu erkennen. Es ist eine feinrippige Varietät mit einigen Ein- 
schnürungen. Der Nabel ist tief, alle Windungen aber zu sehen. Diese 
Schichte führt auch Posidonien, die in dem harten Gesteine mit verkalkt 
sind. Es ist offenbar die Posidonia alpina Gras., dieselbe, die auch neuer- 
dings in den echten Vilserkalken gefunden wurde. Mir scheint dieselbe 
identisch zu sein mit der von Quenstedt:) als Posidonia ornati abge- 
bildeten. Auch stimmt sie vollkommen mit der Schichte. — Amm. tripartitus 
Rasp. ist häufig und gut bestimmbar in dieser Schichte. — Amm. haloricus 
Hauer. Schale vollkommen involut, nicht eine Spur von Rippung oder von 
Zuwachsstreifen bemerklich. Der Rücken ist ein wenig gerundet, die Schale 
erreicht in dessen Nähe ihre grösste Breite, die Seiten sind etwas abgeflacht 
und verlaufen gleichmässig bis nahe zum Nabel. Mein grösstes Exemplar 
ist 11/, Zoll im Durchmesser. Zu erwähnen ist noch, dass dasselbe in seinem 
Habitus nnd Lobenbau noch besser mit dem Originalexemplar aus den Klaus- 
schichten stimmt, als mit der Abbildung. 

Diese erwähnten Petrefacte nebst Bruchstücken von Belemniten 
und schlecht erhaltenen Terebrateln bilden so ziemlich alles, was bis jetzt 
in dieser Schiehte gefunden wurde. Wir sehen also in der Hornstein führen- 
den Kalkschichte mitten unter ausgezeichneten schwäbischen Formen einen 
echten Klaus-Ammoniten, welcher die Zusammengehörigkeit der Klaus- 
schichten mit dem echten braunen Jura von Schwaben bestätigt. 

Die Kalkbänke der Zone des Amm. Humphriesianus Sow. haben 
überall dasselbe Streichen, nämlich von NO nach SW. und fallen nach NW. 
-— Der feste Kalk der Zone des Amm. Parkinsoni liest concordant auf 
demselben, wie überhaupt derganze Complex von Schichten, der dem Dogger 
angehört, eine wirkliche Zusammengehörigkeit zeigt. 

Aus dem Brunnen des Abdeckerhauses hat man blauschwarze Thone 
und Mergel gebracht, welche die Petrefacten verkiest enthalten. Hetero- 
phylien-Bruchstücke sind daraus bekannt, können jedoch nicht zur Bestim- 
mung benützt werden. — Am häufigsten sind darin Posidonien, welche der 
Posidonia ornati Qu. sehr gleichen und kleine Zweischaler, die als Astarte 
depressa Glf. nicht zu verkennen sind. Die Thonstücke sind ganz erfüllt von 
len verkiesten Schalen dieser kleinen Muschel. Letztere, sowie die Gesteins- 
beschaffenheit dieser Schichte scheinen dafür zu sprechen, dass wir in Ober 
St. Veit noch eine weitere dem schwäbischen = entsprechende Schichte 
unterscheiden können, da das Auftreten vollkommen dem der Dentalienthone 
von Schwaben gleicht. Indess lässt sich nichts bestimmtes darüber sagen, 
da die Lagerungsverhältnisse dieser T'hone zu unklar sind. 

Rother Crinoidenkalk von St. Veit. An einem Feldwege, südöst- 
lich von der Einsidelei und rechts an. der Strasse von Lainz nach Ober St. Veit 
stehen rothe schöne Crinoidenkalke an. Das Gestein besteht fast allein aus den 
Trümmern der Stielglieder von einem Örinoiden und enthält nieht besonders 
häufig Petrefacten. Die räumliche Ausdehnung des Gesteines ist ausseror- 
dentlich gering, und die Lagerungsverhältnisse nicht besonders deutlich. 
Nur so viel ist zu beobachten, dass das Streichen beinahe senkrecht gegen 
das des mittern und obern Doggers steht. Ueber das Verflächen lässt sich 
gar nichts sagen, da die Schichtflächen im Boden verschwinden. 


!) Quenstedt, Jura pag. 501. 


[7] Der Jura von St. Veit bei Wien. 129 


Ich habe bis jetzt durch eifrigstes Suchen zwei unbestimmbare Ce- 
phalopodenreste und einige Brachiopodenarten gefunden. Auch ein Fischzahn 
kommt vor. Am häufigsten ist eine Art von Terebratula, welche sich der 
Terebratula bifrons Opp. aus den Vilserschichten nähert. Sie zeigt die 
Haupteigenthümlichkeiten dieser Art, — die Ausbauchung an der Stirne 
mit dem gewölbten Wirbel und ganz glatter Schale. Diese Terebratel hat 
aber andererseits auch grosse Verwandtschaft mit Terebratula Roveredana 
Ben. aus den Klausschichten der Südalpen. Auch das Gestein stimmt mit 
dem von Roveredo vollkommen, während es von den echten Vilserschichten 
sehr verschieden ist. Jedoch ist die Terebratula von St. Veit, von Terebra- 
tula Roveredana meiner Ansicht nach specifisch zu trennen, da letztere viel 
ausgeprägtere Falten besitzt und viel breiter im Verhältniss zur Höhe ist. 
Dagegen hat sie eine Eigenschaft mit der Klauser Terebratel gemein, welche 
der Vilser Art nicht zukommt. Sie besitzt nämlich wie die Teer. Roveredana 
an beiden Seiten der Stirn kleine Ansätze zu weitern Falten, wodurch ihre 
Seitenansicht von der von Vils etwas verschieden wird. 

Ueber die übrigen Reste, die nur in Bruchstücken erhalten sind, lässt 
sich nichts Bestimmtes sagen, und es muss noch glücklicheren Findern vor- 
behalten bleiben, Sicherheit in dieser Beziehung zu geben.. Nach einer 
früheren Beobachtung!) stehen ähnliche Crinoidenkalke im Thiergarten an, 
also nicht weit von der beschriebenen Localität. Im Thiergarten stehen die 
Crinoidenkalke in Verbindung mit den Aptychenschiefern. Merkwürdig ist 
der Umstand, dass auch bei der Einsiedelei das Streichen der rothen Crino- 
idenkalke dasselbe ist, wie das des Aptychenkalkes, welcher dem obern 
Malm angehört. 

' Es wäre wohl sehr gewagt, aus den Lagerungsverhältnissen, welchen 
eine locale Störung- zu Grunde liegen kann, und aus den halb zweifelhaften 
Funden, dieser Schichte ein bestimmtes Alter zuzuerkennen. 

Der ganze Schichtencomplex von der Zone des Ammonites Sauzei 
@Orb. bis in die Parkinsonischichte — Posidonomyen-Gestein der Südalpen 
— zeigt ein Streichen von NO. nach SW. und ein Verflächen nach NW. und 
zwar ist das letztere ziemlich steil. — Die Bildungen des obern Malm’s 
streichen von NW. nach SO. und fallen überall nach Süden. Wir stehen also 
vor der letzten Schichte wirklich am Abschlusse des Doggers. 

5. Malm. Während der ganzen Zeit des untern und mittlern Malm’s 
muss die Localität St. Veit so weit gehoben worden sein, dass sie trockenes 
Land darstellte. Erst später trat eine Senkung des Terrains ein, die dann 
die Ueberfluthung durch das Meer des oberen Malm und die Ablagerung 
der rothen Aptychenkalke zur Folge hatte. In dieser Periode ragten die 
Schichten des Doggers als Insel aus dem Meere, um welche sich zonenförmig 
der rothe Schiefer ablagerte. Er kann als Zone um die ganze Localität ver- 
folgt werden, — nur an der Stelle NW. von der Einsiedelei wird derselbe 
zum Theil von dem Sandsteine des Thiergartens bedeckt. Auch bildet der 
Bach von Ober St. Veit ein schmales Alluvium, das aber durch Wegnahme 
aller jurassischen Gesteine die Grestenerschichten entblösste. -- Die rothen 
Aptychenkalke von St. Veit gehören denselben mächtig auftretenden Apty- 
chenzügen an, welche in den Alpen eine grosse Verbreitung haben. — Es 


1) J. Cäjäek, Aptychenschiefer in Nieder-Oesterreich. Jahrbuch der k. k. 
geol. R.-A. 1852. Heft 3. p. A. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band 1. Heft. 17 


130 K. Griesbach. Der Jura von St. Veit bei Wien. [8] 


sind rothe, matte Kalke, oft mit grünen Flecken, viel Hornsteineinlagerungen 
und wechsellagernd mit dunklern weichen Schiefern. Im letztern kann man 
die meisten Petrefacte sammeln. Auch hat Herr Karrer'') in denselben 
eine grosse Menge von Foraminiferen gefunden. 

Besonders häufig sind schön erhaltene Belemniten und Aptychen. Die 
häufigsten unter letzteren sind: 


Aptychus laevis latus (Qu. Aptychus profundus Voltz. 
„ laevis gibbosus Qu. DBelemnites canaliculatus 
„ . lamellosus Park. = hastatus. 


»  crassicauda Qu. 

Wie schon erwähnt, liegen die Aptychenkalke discordant auf den 
Doggerschichten, dagegen lässt sich nirgends eine Discordanz zwischen 
Malm und Neocom beobachten. — Die Neocom-Ablagerungen fallen überall 
continuirlich nach Süd mit den Malmschichten, daher kann man sie auch 
rings um die Localität von St. Veit als Zone wahrnehmen. Diese Neocom- 
flieckenmergel und Aptychenkalke sind repräsentirt durch weisse, weiche 
Mergel mit dunklen, von Fucoiden herrührenden Flecken, wechselnd mit 
festern weissen Kalken. Sie führen ausser schlecht erhaltenen Ammoniten 
den Aptychus Didayi Coq. 

Wir haben also, unter dem ältern Gestein des Liegenden zwei Haupt- 
gruppen von Formationen in St. Veit, die durch eine Discordanz von einan- 
der getrennt sind, den Dogger und den oberen Malm nebst dem Neocom. 
Der Dogger ist nicht nur petrographisch, sondern auch paläontologisch in 
zwei Niveaux zu trennen, in mittlern Dogger, repräsentirt durch einen Com- 
plex von grauen mergeligen Kalken (Zone d. Amm. Sauzei, Zone d. Amm. 
Humphries.) und oberen Dogger, einen festen röthlich grauen Kalk (Parkin- 
sonischichten. ) 


%) Karrer, zur Foraminiferenfauna in Oesterreich. Sitzgsber. der k. Akad., 
55. Bd., I. Abth. April 1867. 


VI. Fossile Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge 
von Tergove in Croatien, 


Von D. Stur. 


(Vorgelegt in der Sitzung am 17. März 1867.) 


Während der geologischen Uebersichts-Aufnahme im mittleren Theile 
Croatiens im Sommer 1:62 hatte ich die Kerne des Samoborer Ge- 
birges, der Petrovagora und des Gebirges westlich bei Ter- 
gove, aus Sandsteinen, Conglomeraten und schriefrigen Gesteinen zusam- 
mengesetzt gefunden, die ich unter dem üblichen Namen der Gailthaler- 
Schichten, als der Steinkohlenformation angehörig hinstellte. Die wenigen 
Funde von Pflanzenresten, Wie ich in diesen Gesteinen gemacht hatte, !) 
liessen kaum eine sichere generische Bestimmung zu, und ich blieb im Un- 
sicheren über die genauere Stellung dieser Gesteine in der Schichtenreihe 
der Steinkohlenformation, und habe die Hoffnung ausgesprochen, dass es 
Beobachtern, die über mehr Zeit zu disponiren haben, als mir bei dieser 
Uebersichtsaufnahme erübrigte, bei weiterem Nachsuchen gewiss gelingen 
wird, Lagerstätten mit sicher bestimmbaren Pflanzenresten in diesen Gebir- 
gen zu entdecken. 

Diese Hoffnung ist in der That schon erfüllt. Prof. Suess hat im 
vorigen Sommer auch die Gegend von Tergove besucht, und es ist ihm ge- 
lungen, „zwischen den Erzlagern von Tergove in der Nähe von Gvozdansko 
fossile Pflanzen aufzufinden, von denen nach den Untersuchungen des Herrn 
Geinitz Odontopteris obtusiloba Naum. und Calamites gigas Brogn. dem 
unteren Theile des Rothliegenden entsprechen, während die dritte Art, 
Alethopteris aquilina Schl., sonst den höchsten Lagen der Steinkohlenforma- 
tion angehört.“ 2) Gleichzeitig werden die Schiefer, in denen die Erzlager- 
stätten von Tergove vorkommen, für Casanna-Schiefer erklärt, und die den 
Casanna-Schiefern in den Südalpen eingelagerten Lagermassen von Granit 


‘) Jahrbuch der k k. geologischen Reichs-Anstalt. XIII. 1863, pag, 491 
und 
2) Anzeiger der kais. Akademie der Wissenschaften. Sitzung am 16. Jänner 


1868, pab. 9. erh: 


132 D. Stur. [2 


und Syenit, auch die der Cima d’Asta, als „Lager im Rothliegenden“ hin- 
gestellt. 


Schon Anfangs Jänner d. J. erhielt unsere Anstalt von Herrn Prof. 
Suess zwei Stücke des Tergovaner Casanna-Schiefers, nach einer Original- 
Bestimmung des Herrn Geinitz, mit der Odontopteris obtusiloba Naum. 
sp. Diese Stücke brachten mir die erste Kunde von dem hochwichtigen 
Funde. 


Der Wunsch, von diesem pflanzenführenden Schiefer für unser Mu- 
seum mehr Materiale zu erhalten, war um so natürlicher, als die erwähnten 
Stücke mir bei weitem nicht hinreichend schienen, eine Thatsache von so 
ausserordentlicher Tragweite festzustellen — indem an denselben ich die 
Odontopteris obtusiloba mit voller Sicherheit nicht zu erkennen ver- 
mochte. 


Alsogleich schrieb ich an unseren hochverehrten Correspondenten und 
Freund, Herrn Director Alexander Schönbucher in Brslinac bei Ter- 
gove, eine Bitte um Zusendung von möglichst viel Material aus dem pflan- 
zenführenden Schiefer von Gvozdansko. Auf sein freundliches Versprechen, 
trotz Winter und Schnee das Möglichste leisten zu wollen, folgte eine über 
anderthalb Centner schwere Kiste voll des pflanzenführenden Schiefers, die 
wir vor einigen Tagen erhalten haben. 


In dem Begleitschreiben erwähnt Herr Dir. Schönbucher, „dass 
diese pflanzenführenden Schiefer im Maidaner-Thale vorkommen, circa 
1000 Schritte vom Zusammenflusse der Gvozdna und Zirovnica, süd- 
lich bei Gvozdansko im NW. von Tergove. Diese Schiefer lagern zwi- 
schen den Erzlagerstätten, und zwar gehören die Kupferlager von Gradski- 
potok, Bunasevac und Katarina, dann die Bleilager: Franz und Zrini, end- 
lich ein mächtiges Eisensteinlager in das Hangende, mehrere mächtige 
Eisensteinlager, zwei untergeordnete Kupferkies- und zwei Bleilager in das 
Liegende der pflanzenführenden Schichten. “ 


„Nach neuester Erfahrung besitzt das pflanzenführende Gestein eine 
grössere Mächtigkeit, als bei der raschen Begehung ursprünglich ermittelt 
werden konnte. Die vorwaltend thonigen Schichten, in welchen die Pflanzen- 
abdrücke häufiger vorkommen, gehören in das Liegende. Weiter im Han- 
genden ist das Gestein gröber, ein glimmeriger feinkörniger Sandstein, in 
welchem die zarten Abdrücke fehlen, dagegen Calamiten in demselben häu- 
figer sind. Nach Thunlichkeit werden wir diese Schichten in ihrem südöst- 
lichen Streichen weiter verfolgen, und seinerzeit Bericht erstatten.“ 


Der erste Anblick des eingelangten Materials war sehr wenig ver- 
sprechend. Eine sorgfältigere Behandlung und Bearbeitung des Gesteines 
zeigte mir jedoch, dass in demselben die wenigen enthaltenen Pflanzenarten, 
zwar eigenthümlich, aber insbesondere in dem schiefrigen Gesteine sehr 
wohl erhalten sind. 


Vorerst erwähne ich aus der hangenderen Sandstein-Schichte die 
darin vorkommenden Calamiten-Reste. Unter den drei Stammstücken und 
den drei zugehörigen Abdrücken von Calamiten dieser Schichte ist nur ein 
Stück sicher zu bestimmen, da es jene Reihe von Höckerchen wahrnehmen 
lässt, mit welchen die Rippen des Calamites Suckowi Brongn. an der Glie- 
derung des Stammes versehen sind. Die Form der Rippen entspricht eben- 


[3] Fossile Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge von Tergove in Croatien. 133 


falls dieser Art. Es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, dass sämmtliche 
mir vorliegende Calamiten-Reste, nach der Form ihrer Rippen, ebenfalls 
dem Oalamites Suckowi Brongn. angehören. Jenes Stück eines Calamiten, 
‚das dem Herın Prof. Geinitz zur Bestimmung vorlag, ist ungenügend 
erhalten, zeigt keine Artieulation, und jene Zickzacklinie welche die Veran- 
lassung sein konnte, denselben für Calamites gigas Brongn. zu halten, ist 
eigentlich ein zufälliger Riss in den, die Oberfläche des Calamiten über- 
deckenden Glimmerblättchen. 


Unter der grossen Menge von Gesteinsstücken des Schiefers, die dicht 
bedeckt sind von Pflanzenresten, fand ich nur ein ganz kleines Stückehen 
einer Sphenopteris, welches nicht sicher zu bestimmen ist, das ich aber vor- 
läufig für Sph. Haidingeri Ett. halten zu dürfen glaube. 


Die häufigsten Petrefacte des Schiefers sind entschieden Reste eines 
Farn, die wohl ausser allem Zweifel der Neuropteris auriculata Brongn. an- 
gehören (Siehe Geinitz H. Br.: Die Verstein. der Steinkohlenformation in 
Sachsen. p. 21. Taf. 27. F. A—7.) Die Flächen des Schiefers sind nämlich 
stellenweise dicht belegt mit den, verschiedene Form und sehr verschiedene 
Grösse zeigenden einzelnen Segmenten dieses Farnes, die der Stiele beraubt, 
gross und klein durcheinander liegen. Nur ein einziges Stück des Farnes 
liegt vor, an welchem die Segmente noch an dem Stiel befestigt in der na- 
türlichen Lage sich befinden, und diese sind genau von der Form der Figur 
4 und 6b auf der eben citirten Tafel 27, somit etwa 8 Linien lang und 
4 Linien breit. Die grössten erreichen 2 Zoll Länge und 1 Zoll Breite. Die 
zwischen die angegebenen hineinfallenden Grössen sind in reichlicher Aus- 
wahl vorhanden. Die Segmente sind länglich-eirund an der Spitze abgerun- 
det, an der Basis herzförmig. Die an allen Stücken ausserordentlich gut 
erhaltene Nervation entspricht genau der Abbildung Brongniart's von 
Neuropteris auriculata. Unter andern Segmenten, die vollkommen den 
eitirten Abbildungen von G einitz entsprechen, sei nur noch eines erwähnt, 
welches ganz die Oyclopteris auriculata Gutb. (Zwickauer Schwarzk. T. VI. 
F. 8) wiedergibt. Doch nur in jenen Gesteinsstücken findet man die Seg- 
mente der Neuropteris auriculata wohl erhalten, die vollkommen eben sind. 
Viel häufiger ist jedoch das Gestein wellig gebogen und zeigt in dieser Er- 
haltung unsere Pflanzenreste mit verzerrter Form. Bald sieht man nämlich 
die Segmente bei gleichbleibender Länge sehr verschmälert, oder bei nor- 
mal gebliebener Breite sehr bedeutend verkürzt. Beide Fälle sind umso 
auffallender, als sie gewöhnlich auf einem und demselben Gesteinsstücke 
nebeneinander zu sehen sind, und auf eine starke seitliche Compression des 
Gesteines hinweisen. Solche verzerrte, überdies an ihrer Basis nicht hin- 
reichend gut erhaltene Segmente dieser Pflanze mögen dem Herrn Prof. 
Geinitz zur Bestimmung vorgelegen sein, wie dies die uns von Prof. 
Suess geschenkten Stücke beweisen, und ihn veranlasst haben, anzunehmen, 
dass in diesen Schiefern von Tergove die Odontopteris obtusiloba Naum. 
vorkomme. Es liegt unter hunderten von wohlerhaltenen Segmenten unserer 
Neuropteris nicht ein einziges Stück vor, welches einer Odontopteris über- 
haupt angehören könnte, und fehlt umsomehr gänzlich jede Spur von der 
obgenannten Art im Schiefer von Tergove. 


Trotz der grossen Menge der Schieferstücke, die ich sorgfältig unter- 
sucht habe, und trotz der noch grösseren Zahl jener, die ganz zertrümmert 


134 D. Stur. [4] 


wurden, fand ich unter unserem Materiale, die von Herrn Prof. Geinitz 
angegebene Alethopteris aquilina Schloth. nicht wieder. Es liegt somit vor- 
läufig nur ein einziges Bruchstück von dieser Pflanze aus dem Schiefer von 
Tergove vor, wie dieses auch mit der obenerwähnten Sphenopteris der Fall 
ist. Soweit das Bruchstück eine Bestimmung zulässt, gehört es in der That 
der Alethopteris aquilina Schloth. an, und ich halte diese Bestimmung 
für richtig. 


In einem Gesteinsstücke, welches zwischen dem Calamiten führenden 
Sandstein und dem gewöhnlichen Schiefer beiläufig die Mitte hält, und ein 
sehr feinkörniger, schiefriger, glimmriger Sandstein ist, fand ich auch einen 
weiteren Pflanzenrest von grosser Wichtigkeit für uns. Es ist diess ein etwa 
4 Zoll langes Stück einer Stigmaria ficoides Brongn., dessen obere Fläche 
mit den charakteristischen Narben bedeckt ist. An den beiden Seiten des 
Stückes sind die Wurzeln der Pflanze auf zwei bis drei Zoll Länge zahlreich 
erhalten. Da das Stück ebenfalls dem seitlichen Drucke des Gesteins aus- 
gesetzt war, erscheinen die Narben in vertiefte Grübchen versenkt, sind rund- 
lich, und die Rinde ist gerunzelt. Von einer Wurzel ist das untere Ende, 
dort, wo sie dem Stamme eingefügt war (siebe Goeppert: Gatt. foss, 
Pfl. Lief. 1, 2, Taf. X, Fig. 15) sehr wohl erhalten. Ich darf nicht uner- 
wähnt lassen, dass in dem Gesteinsstücke mit der Stigmaria ficoides auch 
Segmente der Neuropteris auriculata zahlreich zu sehen sind, und somit 
diese beiden Arten nicht in wesentlich verschiedenen Schichten getrennt 
voneinander, sondern beisammen vorkommen. 


Die kleine aber höchst wichtige Flora des Schiefergebirges von Tergova 
besteht somit aus folgenden Pflanzenarten: 
Calamites Suckowi Brongn. 
Sphenopteris conf. Haidingeri Ett. 
Neuropteris auriculata Brongn. 
Alethopteris aqwilina Schloth. 
Stigmaria ficoides Brongn. 


\ 


Der Calamites Suckowi Brongn. wird von Goeppert (Fl. d. perm. 
Form. pag. 34, Taf. I, Fig. 3, 4), aus der permischen Formation angege- 
ben, doch entsprechen die eitirten Abbildungen nicht der Normalform dieser 
Pflanze, da die Figur 3 über und unter der Articulation Höckerchen zeigt. 
Auch wird diese Art von Geinitz unter den Leitpflanzen als in der per- 
mischen Formation vorkommend, nicht aufgezählt. Somit darf man vorläufig 
den echten Calamites Suckowi Brongn. als eine Pflanze der Stein- 
kohlenformation gelten lassen. 


Die Sphenopteris conf. Haidingeri Ett. ist nicht sicher bestimmbar, 
aber mit einer echten Steinkohlenpflanze (Stradonitz) vergleichbar. 


Die Neuropteris auriculata Brongn. wird von @oeppert in der per- 
mischen Formation auf denselben Fundorten mit dem oben erwähnten Cala- 
mites Suckowi Brongn angegeben. Ich selbst habe erst neuerlichst diese 
Pflanze vom Rossitz-Oslawaner Becken aus echten dyadischen Schichten an- 
gegeben. Immerhin ist es noch möglich, dass wohlerhaltene Exemplare uns 
eine andere Meinung aufdringen werden, umsomehr, als die Neuropteris 
auriculata Brongn. von Geinitz unter den Leitpflanzen der permischen 


[5] Fossile Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge von Tergove in Croatien. 135 


Formation nicht aufgezählt wird. Diese Art ist durch die sämmtlichen Vege- 
tationsgürtel der produktiven Steinkohlenformation verbreitet. 


Endlich die Alethopteris aquilina Schloth. und Stigmaria ficoides 
Brongn. sind unzweifelhafte Pflanzenreste der Steinkohlenformation. Die 
‘erstere bezeichnet vorzüglich die drei obersten Vegetationsgürtel der pro- 
duktiven Steinkohlenformation: die Stıgmaria ficoides Brongn. wird durch 
die ganze produktive Steinkohlenformation verbreitet gefunden. 


Die Flora des Schiefergebirges von Tergove enthält somit echte Stein- 
kohlenpflanzen und solche, die zwar mit beizufügenden Zweifeln auch in der 
permischen Formation angegeben werden, deren Hauptvorkommen jedoch 
entschieden in die Steinkohlenformation fällt. 


Nicht eine einzige Art liegt aus dieser Flora vor, welche eine aus- 
schliessliche Leitpflanze der Dyas wäre. 


Es ist vorzüglich darauf Gewicht zu legen, dass die Walchia pinifor- 
mis St., die in allen mir bekannten Fundorten der permischen Pflanzen 
häufig vorkommt, und gewöhnlich als erster Andeuter dieser ‚schichten bei 
uns zuerst gefunden und bemerkt wird, hier gänzlich fehlt 


Wie aus der bisherigen Auseinandersetzung hervorgeht, halte ich da- 
für, dass die pflanzenführenden Schiefer von Tergove als 
Schichten der produktiven Steinkohlenformation aufzufas- 
sen sind. 


Allerdings ist die Flora des Schiefergebirges von Tergove, wenn auch 
durch die vorliegende Einsendung wesentlich bereichert, noch immer sehr 
arm an Arten, um zu Niveau-Studien eine hinreichende Basis zu biethen. 
Doch hat es stets zu meinen Lieblingsstudien gehört, nachzuforschen, bis 
zu welchem von den von Geinitz charakterisirten Vegetationsgürteln der 
Steinkohlenformation, die Ablagerungen unserer sogenannten Gailthaler 
Schichten in den Alpen hinaufreichen. 


Aus den wenigen in den Productenschiefern von Bleiberg gefundenen 
Pflanzenresten:: 


Calamites transitionis Goepp. 
" tenwissimus Goepp. = Calamites interlinearis de Kon. 

Sagenaria Veltheimian«a Schl. 

Stigmaria inaequalis Goepp. 

Chondrites tenellus Goepp. 
geht mit Bestimnitheit hervor, dass diese Schiefer von Bleiberg den ersten 
Vegetationsgürtel repräsentiren. Dem gleichen Niveau gehören an, die 
Schiefer vom Rio Tamai (Germula S., Paularo N.) und die Schiefer von 
Podberda am Südfuss des Wocheiner Gebirges. 


Aus der Flora der Stangalpe, namentlich aus dem ausserordentlichen 
Reichthum des geringmächtigen Pflanzenschiefers an Sigillarien geht nur 
soviel hervor, dass diese Lagerstätte dem zweiten Vegetationsgürtel ange- 
hört und die sogenannte Sigillarienzone repräsentire. Wie hoch jedoch die 
jüngeren darüber lagernden Schiefer und Dolomite mit Flinzen und Roh- 
wänden hinaufreichen, ist wegen dem Mangel dieser Hangendschichten an 
Petrefacten nicht festzustellen 


136 D. Stur. [6] 


Schon v. Morlot entdeckte über den Bleiberger Productenschiefern 
nördlich von Jauerburg am Wege zur Pristawa, eine pflanzenfüh- 
rende Schichte der produktiven Steinkohlenformation, aus welcher in unse- 
rem Museum die Alethopteris aquilina Schl. vorliegt. 


Auf dem Schuttkegel des Osselitzerbaches bei Tröpellach O. 
im Gailthale, fand ich Schieferstücke herum liegen, die folgende Pflanzen 
enthalten : 

Oyatheites unitus Brongn. sp. 

Alethopteris Defrancei Brongn. sp. 

Dictyopteris Brongniarti Gutb. 

Ueber dieser pflanzenführenden Schichte, die auch von Anthrazit be- 
gleitet wird, liegen in dem südlich von Osselitz sich erhebenden Gebirge, 
nach Bergrath Foetterle, lichte und dunkelgraue, häufig dolomitische 
Kalke, die Cyathophyllen und Crinoiden enthaltenden Gailthaler 
Kalke — die hiernach bestimmt in die oberen Horizonte der produktiven 
Steinkohlenformation hinaufreichen. | 

Beide letzterwähnte Vorkommnisse von Steinkohlenpflanzen scheinen 
einem höheren Niveau als die Stangalpener Schiefer anzugehören. Ein noch 
höheres Niveau der produktiven Steinkohlenformation dürften die pflanzen- 
führenden Schichten von Tergove bezeichnen. Darauf scheint vorzüglich die 
Alethopteris aqwilina und das Mitvorkommen solcher Arten hinzudeuten, 
die auch noch in die permische Formation hinaufreichend vermuthet werden. 

Es ist daher wohl mit Bestimmtheit zu erwarten, dass wir in unseren 
Gailthaler Schichten nicht nur die untersten Horizonte der Steinkohlenfor- 
mation, sondern sämmtliche Niveaux dieser Formation mit der Zeit nach- 
zuweisen im Stande sein dürften, — mit dem grossen Unterschiede in Hin- 
sicht auf die ausseralpinen Ablagerungen, dass in den Alpen nicht nur in 
den unteren Horizonten, sondern durch die ganze Formation hindurch, die 
mehr oder minder rein pelagischen Ablagerungen vorherrschten und limni- 
sche Bildungen nur sehr untergeordnet an den Rändern der Ablagerungs- 
gebiete, so wie auf der Stangalpe, statthatten; woraus zugleich der fast 
gänzliche Mangel an Kohlenflötzen in unserer alpinen Steinkohlenformation 
natürlich erklärt wird. 

Prof. G. Theobald beschreibt seine Casanna-Schiefer als kry- 
stallinische und halbkrystallinische schiefrige Gesteine, die Prof. A. Favre 
kurzweg krystallinische Schiefer genannt hat 
Die Schiefer von Tergove sind nur in wenigen selteneren Fällen von 
der Form der Kulm-Dachschiefer. Die Hauptmasse besteht aus grobem 
Schiefer, der, wie dies alle die vorliegenden Stücke mit Pflanzen nachwei- 
sen, sehr häufig in einen sandigen Schiefer übergeht, in welchem man die 
sandsteinartige Beschaffenheit stets, auch ohne Loupe wahrnimmt. Grosse 
Climmerblättchen sind in den gröberen Varietäten des Gesteins, kleinere in 
den schiefrigeren stets zu beobachten. Die Pflanzensubstanz ist durch Glim- 
mer ersetzt, wie in den Pflanzenschiefern der Stangalpe. Niemanden sollte 
es je einfallen die Schiefer von Tergove auch nur halbkrystallinisch zu nen- 
nen, ausser man wollte diese Bezeichnung auf alle Sedimentgesteine ausdeh- 
nen, die Glimmer enthalten. 

Wenn ich irgend ein Aequivalent der Casanna-Schiefer bei uns ange- 
ben wollte, so wäre es der von mir namentlich im Ennsthale beobachtete 


[7] Fossile Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge von Tergove in Croatien. 137 


und hervorgehobene Thonglimmerschiefer, dessen Beschaffenheit den Be- 
schreibungen von Casanna-Schiefer bestens entspricht, dessen Gebiete 
Gneisse, körnige Kalke, Serpentine, Chloritschiefer und Talkschiefer 
und auch Granite angehören. Dieser Thonglimmerschiefer gehört aber 
noch sicher der eozoischen Formation an, da auf demselben aufgelagert 
die nun hinlänglich sicher erwiesene Silurformation der nordöstlichen Alpen 
beobachtet wird. 


An dieser Altersbestimmung festzuhalten ist man trotzdem gezwun- 
gen, als über diesem Thonglimmerschiefer, in der Gegend der Stangalpe, 
unmittelbar die Gesteine der Steinkohlenformation, an anderen Stellen ebenso 
unmittelbar die Ablagerungen der Trias folgen. 


Dass dieser Thonglimmerschiefer weit hinaus in die westlichen Alpen 
hineinreicht und dort dieselbe Stellung einnimmt, wie in den nordwestlichen 
Alpen, dies beweist nicht nur das gänzlich gleichgeartete Auftreten des- 
selben, sondern auch die Thatsache, dass über demselben nach Unter- 
suchungen von Prof. A. Pichler im Gebiete der Sill (Innsbruck Süd) 
am Steınacher Joch, südlich von Matrey auch die Steinkohlen- 
formation genau so entwickelt vorkommt wie auf der Stangalpe. Zu unterst 
eine Bank Kalk mit Ankerit und Spatheisenstein, darüber eine mäch- 
tige Conglomeratbildung aus Quarzgeröllen mit Blättchen von silber- 
weissem Glimmer. Das Conglomerat geht stellenweise allmählig in Sand- 
stein und Schiefer über, der letztere oft pechschwarz und glänzend, enthält 
in Menge folgende Pflanzenreste: 

Annularia longifolia Brongn. 

Sphenophyllum emarginatum Brongn. 

Neuropteris flexuosa Brongn. 

Odontopteris alpina Sirnbg. sp. 

Oyatheites arborescens Schloth. sp. 

x Oreopteridis Brongn. sp. 

Alethopteris Defranci Brongn. sp. 

Stigmaria ficoides Brongn. 


Diese Thatsache beweist hinlänglich, dass in diesem westlichen Ge- 
biete unserer Alpen, die Gesteine der Steinkohlenformation trotz der näch- 
sten Nähe des Oentralgneises nicht wesentlich verändert sind, und dass es 
höchst unwahrscheinlich erscheint anzunehmen, dass die sogenannten Ca- 
sanna-Schiefer dieser unserer westlicheren Gegenden auch die Gesteine der 
Steinkohlenformation mit umfassen und um so weniger die Aequivalente des 
Rothliegenden bilden können. 


Aus alledem geht endlich hervor, dass die Speculation nach den 
Aequivalenten des Rothliegenden vorläufig angewiesen ist, in den Alpen 
auf jene Partie von rothen Schiefern und Sandsteinen, die unter dem petre- 
factenführenden Werfener Schiefer mitunter in sehr bedeutender Mächtig- 
keit folgen. In der That findet man — namentlich im Gailthale in der Nähe 
der dortigen Porphyre, Sandsteine und Schiefer, die sehr zahlreiche stengel- 
artige Reste enthalten, die mit Kernen von Pflanzenstengeln einige Aehn- 
lichkeit zeigen und gewöhnlich mehrere Schichten der Sandsteine und 
Schiefer verqueren. Aehnliche Funde habe ich auf mehreren Stellen in den 
Südalpen in demselben Niveau gemacht, an die ich mich stets erinnere, so 
oft ich die Abbildung des Palaeophycus Hoeianus Geinitz vor mir habe. 

Jahrbuch der k,k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft. 18 


138 D. Stur.— Fossile Pflanzenreste a. d. Schiefergebirge v. Tergove ete. [8] 


In den Nordalpen findet sich in der weiten nach Norden vorspringen- 
den Bucht des Knappendorfes Gollrad, südlich von Mariazell, eine etwa 
1500 Fuss mächtige Ablagerung eines rothen Sandsteines mit stellenweise 
eingelagerten Bänken eines verrucanoartigen Quarz-Conglomerats. Der 
Sandstein ist in Handstücken vollkommen ähnlich manchen Werfener-Schie- 
fern. Doch sucht man in der ganzen Mächtigkeit dieses Sandsteins vergebens 
nach anderen Versteinerungen als den eben erwähnten Pflanzenstengeln. 
Diesem rothen Sandsteine gehört an, die Gollrader Eisenerzlagerstätte, und 
das Gypslager daselbst, welches ohne von dem für die Triasformation 
charakteristischen Gypsthone begleitet zu sein, den Sandsteinschichten 
regelmässig eingelagert ist. 

Erst hoch im Hangenden dieses Sandsteines folgen endlich die Petre- 
facte reichlich führenden Werfener Schichten, in vollkommen concordanter 
Lagerung, so dass eine Grenze zwischen beiden Ablagerungen zu ziehen 
stets eine missliche Sache bleiben wird. 

Sowohl dieser unmerkliche Uebergang des rothen Gollrader-Sand- 
steins in den Werfener-Schiefer, als auch die petrographische Aehnlichkeit 
dieses Sandsteines mit den dyadischen Gesteinen des südlichen Böhmens, 
und die Thatsache, dass die Mächtigkeit des rothen Sandsteins in süd- 
licher Richtung sehr schnell abnimmt, so wie sieim nördlichen Theile der 
Bucht grosse Dimensionen aufgeschlossen zeigt, veranlassen zu vermuthen, 
dass man in demselben ein Aequivalent der Dyas zu suchen habe. 

Hier wären in der That Funde zu vermuthen, die sicherer zurNachweisung 
der Aequivalente des Rothliegenden in den Alpen führen würden, als die 
bisher gepflogenen Bemühungen. 

Schliesslich habe ich dem Herrn Direktor Alexander Schönbucher 
unseren freundlichsten Dank auszusprechen für die so schnell erfolgte 
Einsendung des pflanzenführenden Materiales, das hinreichende Veranlas- 
sung gab zur Erweiterung unserer Kenntnisse über das Schiefergebirge von 
Tergove. Aus der Wichtigkeit dieser Funde ist es einleuchtend, dass wir 
weitere Berichte und Untersuchungen stets dankbar entgegennehmen und 
benützen werden. 


VII. Kleine paläontologische Mittheilungen 
von Dr. U. Schloenbach. 


Hiezu Tafel V. 


Ill. Die Brachiopoden der böhmischen Kreide. 
(Vorgelegt in der Sitzung am 3. März 1868.) 


Stratigraphische Einleitung. 


Die folgenden Bemerkungen über die Gliederung und genauere Alters- 
bestimmung der verschiedenen Schichten der böhmischen Kreideformation 
sind hauptsächlich das Resultat zweier in den Spätsommern der Jahre 1864 
und 1865 in Begleitung meines Onkels, des Forstmeisters F. v. Unger zu 
Seesen (Herzogthum Braunschweig), ausgeführten Reisen in das Kreide- 
gebiet des nördlichen Böhmens sowie der bei diesen Gelegenheiten, resp. 
später bei einem 1:/, tägigen Aufenthalte in Prag (am 20. und 21. März 
1867), vorgenommenen Durchsicht des fürstlich Lobkowitz’schen Mineralien- . 
Cabinetes zu Bilin und des betreffenden Theiles des böhmischen National- 
Museums zu Prag. Als Basis bei diesen Studien dienten mir die auf zahl- 
reichen Excursionen in meiner Heimat und durch das Studium der einschlä- 
gigen Literatur, namentlich der vortrefflichen Arbeiten A. v. Strombeck’s, 
Beyrich’s und F. Römer’s, erworbene genauere Kenntniss der norddeut- 
schen und die bei meinem längeren Aufenthalte in Frankreich im Jahre 
1n8r gewonnene Einsicht in die Verhältnisse der französischen Kreidebil- 

ungen. 

Namentlich diese französische Reise und das auf derselben gesam- 
melte Material, sowie meine specielleren Studien über die reichen Faunen 
der westfranzösischen Kreideschichten in den grossen Sammlungen zu Paris 
und leMans waren es, die mich in den Stand setzten die böhmischen Kreide- 
bildungen, unbeirrt durch manche in der älteren Literatur verbreitete, bis 
dahin gewissermassen als Dogmen angesehene Annahmen, mit unbefange- 
nerem Auge zu betrachten. So bildete sich denn schon bald nach meiner 
Rückkehr aus Paris und vor Antritt meiner zweiten Reise nach Böhmen 
(Sommer 1865) in mir die Ansicht, dass ein grosser Theil derjenigen Glie- 
der der böhmischen Kreide, die man früher als Aequivalente der (enoman- 
Bildungen betrachtet und der Tourtia Belgiens und Westphalens paralleli- 
sirt oder wohl gar noch unterhalb derselben eingereiht hatte, viel jünger 
sei und jenen Bildungen zugerechnet werden müsse, für die Orbigny sein 
„lage turonien“ aufgestellt hatte, das heisst also: der rrasse der 

1 


140 Dr. U. Sehloenbach. [2] 


„eraie marneuse“ der Franzosen und des „oberen Pläners“ der Nord- 
deutschen. 

Diese Ansicht, welche ich zunächst nicht ganz ohne Mistrauen gegen 
die Richtigkeit der aus meinen Beobachtungen gezogenen, mit den bisherigen 
Annahmen im Widerspruch stehenden Schlüsse nur in Privatbriefen, z. B. 
gegen Herrn Dr. G. Laube und Herrn Prof. Geinitz, zu äussern wagte, 
von der aber bereits in der im 17. Bande der Zeitschr. der geol. Gesell. 
1. H., p. 24 ff. abgedruckten Mittheilung an Prof. Beyrich (Februar 
1865) Andeutungen zu finden sind, wurde bei meinem zweiten Aufenthalte 
in Böhmen (August 1865) zur Ueberzeugung. Diese Ueberzeugung sprach 
ich auf der Rückreise aus Böhmen in Dresden auch mündlich gegen Herrn 
Prof. Geinitz aus, indem ich denselben zugleich darauf aufmerksam 
machte, dass die in den tieferen Partien der Strehlener Steinbrüche bei 
Dresden in früherer Zeit gesammelten und im Dresdener Museum unter der 
Bezeichnung als „Amm Rotomagensis“ aufbewahrten grossen Ammoniten 
genau mit der in dem böhmischen Grünsandsteine ziemlich häufig vorkom - 
menden Ammonitenart übereinstimmten, welche — meiner Ansicht nach 
mit Unrecht — ebenfalls von den bisherigen Autoren als Am. Rotomagensis 
bestimmt worden seiund auf deren Vorkommen hauptsächlich die Annahme des 
cenomanen Alters jener Grünsandsteine beruhe. Eine genauere Untersuchung 
einer grösseren Anzahl von Exemplaren dieses Ammoniten hatte mich näm- 
lich belehrt, dass derselbe sich durch eine Reihe abweichender Kennzeichen 
von Amm. Rotomagensis Defr. unterscheide und vielmehr mit der von 
Sharpe als Amm. Woollgarei Mant. bestimmter festgestellten Art identi- 
fieirt werden müsse; letzteren kannte ich auch aus dem westlichen Frank- 
reich, wo er in der „zöne de U Ammonites peramplus“ (Triger) in Gesell-. 
schaft des Amm. peramplus selbst, der Ostrea(Exogyra) columba etc. ganz 
wie in Böhmen sich findet. Die Anomalie, dass Amm. peramplus in Böhmen 
in cenomanen Schichten mit Amm. Rotomagensis vorkommen sollte, während 
er sonst überall und stets nur in jüngeren Schichten sich gefunden hatte, 
war hiemit ebenfalls beseitigt. Auch die in diesem Horizonte, namentlich 
aber in den Exogyren-Sandsteinen so häufige Ostrea columba, die man trotz 
mehrseitigem Widerspruche meistens als ein Leitfossil der Cenoman-Bil- 
dungen betrachtete, konnte mir bei dieser Deutung nicht mehr im Wege 
stehen, seitdem ich im Sarthe-Departement auf’s Evidenteste gesehen hatte, 
dass diese Auster von den tiefsten Cenoman- bis zu den jüngsten Turon- 
Bildungen aufwärts durch alle Schichten hindurchgeht. 

Nachdem diese Deutung einmal als richtig erkannt war, erklärte sich 
auch leicht und natürlich das Vorkommen des Inoceramus labiatus (myti- 
loides) in den Plänersandsteinen, welche nach der zuerst von Rominger 
veröffentlichten und — wie ich mich durch eigene Anschauung überzeugt 
hatte — durchaus correcten Beobachtung unzweifelhaft unter dem Com- 
plex des Exogyren- und Grünsandsteines liegen; ') denn in der That musste 
auch nach Analogie des Vorkommens in Frankreich und Norddeutschland 
die Schicht, für welche Inoceramus labiatus charakteristisch ist, diejenigen 
Schichten unterteufen, welche Ammonites Woollgarei und peramplus ent- 
halten. 


t) Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellsch. XVII. 1, pag. 25. 185, 


[3] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 141 


Die Entdeckung, dass Herr F. Beckmann in Braunschweig in 
dem Strombeck’schen „weissen Brongniarti-Pläner,“ welcher nach diesen 
meinen neuen Ansichten das Aequivalent des böhmischen Exogyren- und 
Gründsandsteines bildete, bei Wolfenbüttel einen Ammoniten aufgefunden 
hatte, der mit meinen böhmischen Exemplaren des Amm. Woollgarei sich als 
ident erwies, erhob endlich meine Ueberzeugung, bezüglich der Deutung 
dieser Schichtengruppe zur Gewissheit. Aus diesem Grunde geschah es auch, 
dass ich in meinem Vortrage vor der Naturforscher-Versammlung zu Han- 
nover!) auf das Vorkommen des Amm. Woollgarei im „weissen Brongniarti- 
Pläner“ besonderes Gewicht legte, obgleich ich dasselbe nur mit einem ein- 
zigen Funde belegen konnte; mündlich wies ich auch bei jener Gelegenheit 
auf das Vorkommen derselben Art im böhmischen Grünsandsteine hin. 

Diese Ansichten hatte ich seitdem wiederholentlich in meinen wissen- 
schaftlichen Correspondenzen, namentlich z.B. gegen Forstmeister F.v.Unger, 
gegen Dr. A. Fritsch, gegen L. Saemann, gegenBergrath Gümbel und 
Prof. Geinitz, sowie mündlich gegen Dr. A. Kunth in Berlin, Prof. 
Hebert in Paris und Cammerrath von Strombeck in Braunschweig aus- 
gesprochen und theilweise specieller auseinandergesetzt. Zu einer Publica- 
tion derselben schritt ich deshalb noch nicht, weil ich die Absicht hatte, 
zuvor noch einen längeren Aufenthalt im böhmischen Kreidegebiete zu 
machen, um auch die übrigen Glieder der Formation möglichst genau zu 
studiren ; erst wenn dies geschehen wäre, beabsichtigte ichmiteiner grösseren 
stratigraphischen Arbeit über die böhmische Kreide hervorzutreten. 

Nachdem meine Hoffnung, diese Absicht im Jahre 1866 auszuführen, 
durch den Ausbruch desKrieges vereitelt war, glaubte ich dieselbe im Jahre 
1867 verwirklichen zu können und hielt mich, um auch von den Arbeiten 
der Prager Geologen genauere Kenntniss zu nehmen und deren Aufsamm- 
lungen zu besichtigen, bei Gelegenheit meiner Durchreise nach Oberitalien 
und Südtirol auf Einladung meines verehrten Freundes, des Herrn Dr. A. 
Fritsch, 11%, Tage in Prag auf. Während dieser Zeit sah ich mit dem 
genannten Herrn, sowie auch gelegentlich mit Herrn Prof. Krejei, nicht 
nur den betreffenden Theil der Sammlungen im Landes-Museum genauer 
durch, sondern hatte auch eingehende Besprechungen über die Deutung der 
von Herrn Dr. Fritsch beobachteten Profile. Das Resultat dieser Bespre- 
chungen war die vorläufige Feststellung einer Reihenfolge der verschiedenen 
bis dahin beobachteten Schichten der böhmischen Kreide; diese Reihenfolge 
wich in verschiedenen wesentlichen Punkten von derjenigen ab, welche die 
genannten Herren unmittelbar vorher in dem in böhmischer Sprache ge- 
druckten Berichte über ihre bisherigen Arbeiten veröffentlicht hatten, 2) und 
sie beschlossen daher, diese nach meinen Andeutungen veränderte Auffas- 
sung in der deutschen Ausgabe, mit deren Ausarbeitung sie eben beschäftigt 
waren, anzunehmen. Gleichzeitig theilte ich Herrn Dr. Fritsch auf seine 
Bitte rückhaltslos meine: Ansichten über die Deutung der betreffenden Glie- 
der dieser Schichtenfolge und deren Parallelisirung mit der Kreide Nord- 
deutschlands und Frankreichs mit, wie sie theils aus meinen früheren Beob- 
achtungen, theils aus der Durchsicht der betreffenden Faunen im Prager 
Museum sich mir ergeben hatten. 


1) Amtlicher Bericht über die 40. Versammlung der Naturf. ete,, Sitzung v. 
22. Sept. 1865, pag. 161; und neues Jahrb. 1866, pag. 311. 
2) Vergl. Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1867. Nr. 3. pag. 67. 


142 Dr. U. Schloenbach. [4] 


Für mich waren die Resultate dieses Besuches in Prag in mehren Bezie- 
hungen wichtig. Vor Allem lernteich bei dieser Gelegenheit die ungemein reiche 
Fauna der wirklich und unbestreitbar cenomanenBildungenBöhmens, namentlich 
des Rudistenkalkes von Korycan, welcher eine so überraschende Aehnlich- 
keit mit den gleichaltrigen Bildungen des belgisch-französischen Grenz-Ge- 
bietes und des westlichen Frankreichs zeigt, genauer kennen. Sodann über- 
zeugte ich mich, dass von den jüngeren cenomanen Bildungen, nach denen 
ich bis dahin in Böhmen ebenso wie in Sachsen vergeblich gesucht hatte, 
wirklich noch keinerlei sichere Spuren bekannt seien. Auch für das turone 
Alter der Pläner-, Exogyren- und Grünsandsteine enthielten die paläontologi- 
schen Aufsammlungen der Herren Fritsch und Krejei eine Reihe weiterer 
Belege. Endlich aber erhielt ich, ebenfalls durch diese Aufsammlungen, be- 
stimmtere Aufschlüsse über das Alter der jüngeren Quader-Bildungen 
Böhmens, über welche ich mir früher kein rechtes Urtheil hatte bilden 
können. Herr Dr. Fritsch zeigte mir nämlich eine Suite Petrefacten, wel- 
che er in den Quaderschichten des Chlomek bei Jungbunzlau gesammelt 
hatte; diese zeigten in jeder Beziehung eine ganz frappante Uebereinstim- 
mung mit der Fauna der Sandsteine, welche in der Gegend zwichen Reck- 
linghausen und Coesfeld (Westphalen) die Zone des Mier. cor anguinmum 
repräsentiren, sowie mit derjenigen des sandigen Mergels von Gehrden bei 
Hannover; es waren namentlich zahlreiche Bryozoen, Ostrea (Exogyra) 
laciniata, Janira quadricostata, Peeten- und Lima-Arten ete. Ich glaubte 
daher unbedingt diese Quader als in die Zone des Mier. cor anguwinum und 
Bel. Merceyi gehörig betrachten zu dürfen. Da nun aber nach Dr. Fritsch's 
Versicherung diesem Quader nach seinen Lagerungsverhältnissen ein jüngeres 
Alter, als den Baculitenschichten (oder oberen Plänermergeln), zugeschrieben 
werden müsste, und letztere ihrerseits die Repräsentanten der Zone des Sca- 
phites Geinitzi und Spondylus spinosus unzweifelhaft überlagerten, so hielt 
ich die Aequivalenz der Baculitenschiehten mit dem „Cuvieri-Pläner“, der 
in Norddeutschland dieselbe Stelle einnimmt, für in hohem Grade wahr- 
scheinlich, obgleich vom paläontologischen Standpunkte aus in Folge der 
Facies-Verschiedenheiten dieser beiden Horizonte sich nur wenige Anhalts- 
punkte zu einer directen Vergleichung boten. 

Diese meine Ansichten über die Gliederung und Altersbestimmung 
der böhmischen Kreideschichten theilte ich im Frühling vorigen Jahres 
während meines Aufenthaltes in München auch Herrn Bergrath Gümbel 
mit, der vor seiner beabsichtigten und bald nachher auch ausgeführten 
Reise nach Böhmen meine Auffassung der Verhältnisse der böhmischen, so- 
wie derjenigen der sächsischen, norddeutschen und französischen Kreide- 
bildungen genauer, als es bereits in unserer Correspondenz über diesen 
Gegenstand geschehen war, kennen zu lernen wünschte.'Zugleich legte ich ihm 
auch eine bereits in Prag im Beisein Dr. Fritsch’s entworfene Tabelle vor, 
auf der meine Ansichten über den wahrscheinlichen Synchronismus der 
böhmischen Kreideschichten mit den norddeutschen zur Darstellung ge- 
bracht werden. Bei derselben Gelegenheit besichtigten wir auch die von 
Bergrath Gümbelim östlichen Bayern in den Umgebungen von Regens- 
burg und Passau gesammelten Kreidepetrefacten und kamen zu dem Re- 
sultate, dass auch auf diese Vorkommnisse eine ähnliche Gliederung sich 
anwenden lasse, wie die für Böhmen festgestellte. Namentlich aber war es 
mir eine Genugthuung,, auch einen so ausgezeichneten Geologen , wie 


[5] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 143 


Bergrath Gümbel es ist, von der Richtigkeit meiner Deutung des Pläner-, 
Exogyren- und Grünsandsteins überzeugt zu sehen. 


Vorstehende Bemerkungen , welche die allmählige Entstehung 
meiner Auffassung der Verhältnisse der böhmischen Kreide darlegen, 
glaubte ich der nun folgenden kurzen, übersichtlichen Darstellung 
der Verhältnisse selbst voranschicken zu müssen, um von vorn 
herein dem Vorwurfe zu begegnen, den man mir sonst — scheinbar 
mit Recht — machen könnte, dem Vorwurfe nämlich, als mache 
ich mich eines Plagiats schuldig, indem ich Ansichten als die meinigen 
hinstelle, welche schon in den in neuerer Zeit erschienenen Publikationen, 
namentlich in jenen der Prager Geologen,, ausgesprochen sind. Nach- 
dem der Antheil, den ich an der Feststellung der Reihenfolge und an der 
Altersbestimmung der böhmischen Kreideschichten, gehabt habe, wie solche 
in dem „zweiten Jahresberichte über die Wirksamkeit der beiden Comite’s für 
disnaturwissenschaftliche Durchforschung Böhmens“ (Prag 1867) veröffent- 
licht wurde, durch ein Versehen unerwähnt geblieben ist, könnte ein der- 
artiger Vorwurf in der That begründet erscheinen, wenn nicht Herr Prof. 
Krejei mit dankenswerthem Freimuth den Thatbestand eines solchen 
Versehens sichergestellt hätte ı). 


Die nachstehenden Zeilen bitte ich nur als eine vorläufige Skizze 
meiner jetzigen Auffassung der Verhältnisse der Kreide-Formation zu be- 
trachten, deren specielle Begründung und Ausführung ich um so mehr auf 
spätere Zeit verschieben zu müssen glaube, als ein Specialstudium des böh- 
mischen Kreide-Gebietes mir für die nächsten Jahre als Aufgabe übertragen 
worden ist und ich nach Beendigung dieser Aufgabe Veranlassung haben 
werde, die Resultate meiner Beobachtungen in ausführlicherer Weise den 
Fachgenossen vorzulegen. 

Es ist bekannt, dass in der böhmischen Kreideformation Repräsen- 
tanten der unteren Abtheilungen, der Neocom- und Gaultgruppe, gänzlich 
fehlen und dass die ältesten in Böhmen vertretenen Glieder der Formation 
der Cenomangruppe angehören; dieselben erscheinen unmittelbar entweder 
den älteren Flötzformationen oder dem krystallinischen Gebirge aufgelagert. 
Andererseits scheinen auch die jüngsten Glieder der Kreidegruppe, welche 
im nördlichen Deutschland, in Frankreich und England in grosser Verbrei- 
tung vorhanden sind, in Böhmen eben so wie in dem angrenzenden Sachsen 
gänzlich zu fehlen; denn die bis jetzt bekannten obersten Ablagerungen der 
Reihenfolge, deren Alter sich mit einiger Sicherheit bestimmen lässt, ent- 
sprechen der unteren Abtheilung jenes Niveaus, das man in Norddeutsch- 
land als „Quadratenkreide“, in Frankreich als Horizont oder Zone des Meier. 
cor anguinum zu bezeichnen gewohnt ist und welches auch in einem ziem- 
lich grossen Theile Norddeutschlands, wo keine dem Horizont des Belem- 
mites mucronatus entsprechende Schichten entwickelt sind, das jüngste Glied 
der vorkommenden Kreideablagerungen bildet. 

Es würde also hiernach in Böhmen nur die Plänergruppe in dem 
Sinne, welchen Gümbel in seiner neuesten Publication diesem Namen 


1) Vergl. Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1867, Nr. 12, pag. 251. 


144 Dr. U. Schloenbach. [6] 


beizulegen vorgeschlagen hat !) zur Entwickelung gekommen sein, und auch 
diese nur in beschränkter Weise, indem die jüngsten in anderen Kreide- 
gebieten entwickelten Glieder derselben nicht vertreten sind. Die in Böh- 
men nachgewiesenen Glieder des Pläners in diesem Sinne sind aber von 
unten nach oben folgende: 

1. Die Zone der Trigonia sulcataria und des Cato- 
pygwus carinatus !) (II. 8, 7 bei Gümbel im neuen Jahrbuch 1867, 
p. 798) ist in sehr verschiedenen Formen entwickelt. Bald sind es Sand- 
steine mit eingelagerten Thonen und Schiefern (Perutz, Mseno, Kaunitz) 
mit Pflanzen und Süsswasser-Muscheln, hie und da auch mit Kohlenflötzen, 
bald mergelige Lumachellen mit zahlreichen Petrefacten, unter denen 
namentlich Einmuskler, Brachiopoden, Echinodermen, Bryozoen und Spon- 
gitarien sich befinden (Schillinge bei Bilin, Kamajk, Kuttenberg). An ande- 
ren Lokalitäten findet sich diese Zone als ein späthiger Kalk mit einem 
ausserordentlichen Reichthum an sehr mannigfaltigen und wohl erhaltenen 
Petrefacten, namentlich Gastropoden, Bivalven, einzelnen Rudisten- und 
Brachiopodenarten (Korycan). Eine vierte Ausbildungsform endlich ist die- 
jenige als feinkörniger mürber Sandstein mit zahlreichen wohl erhaltenen 
Gastropoden- und Bivalven-Steinkernen (Tisa oder Tyssa), welche entweder als 
blosse innere Ausfüllungen der Hohlräume der Muscheln erscheinen oder 
auch die Schale vollständig mit ersetzt haben, so dass deren Ornamentirung 
oft bis in feine Details sichtbar geblieben ist; ersterer Fall findet beson- 
ders bei den Austern, Pecten- und Lima-Arten, letzterer bei den meisten 
zweimuskeligen Bivalven statt. Diese vier Facies, welche in der Regel an 
verschiedenen Lokalitäten vorkommen und nur selten einander überlagern ?) 
werden im Allgemeinen als einander äquivalent betrachtet werden müssen ; 
während die erste als eine Süsswasserbildung zu betrachten ist, dürfte die 
zweite als Bildung eines flachen, steinigen, dem Wellenschlage stark aus- 
gesetzten Strandes, die dritte als Ablagerung auf zerklüftetem, felsigem 
Boden, der von einem wohl ziemlich hohen Meere bespült und überflutet 
wurde, die vierte endlich als Niederschlag eines ruhigen Beckens, dessen 
Fauna nicht durch Einmündung grösserer Süsswassermassen beeinflusst 
wurde und daher eine rein marine blieb, zu erklären sein. 

In diesen Horizont gehören die meisten der von den bisherigen Au- 
toren als „unterer Quader“ und „Pflanzen-Quader“ bezeichneten Schichten, 
ferner fast alle als „unterer Pläner“ bezeichneten, sodann die „Conglomerat- 
Schichten“, die „Hippuriten-Kalke.“ 

Die ausserböhmischen Aequivalente dieser Abtheilung ergeben sich 
aus der stratigraphischen Einleitung, welche ich meiner oben citirten 
Schrift über die norddeutschen Cenoman-Brachiopoden vorangeschickt habe. 

Für die Ablagerungen der beiden in der vollständigen Reihe nun 
folgenden paläontologischen Horizonte, nämlich: die Zone des Sca- 
phites aegualis und die Zone des Ammonites Rotomagensis 
konnten sichere Vertreter in der Reihenfolge der böhmischen Kreide- 


1) Vergl. Schloenbach über die Brachiopoden der norddeutschen Cenoman- 
Bildungen, pag. 32, (Geogn.-pal. Beitr. I, 3.) 

?2) Nur die zuerst genannte Facies des eigentlichen unteren Quaders tritt nach 
mündlicher Mittheilung des Herrn Dr. Fritsch ähnlich wie in Sachsen öfter un- 
ter einer der anderen auf, in welche sie dann bei stetiger Concordanz der Schich- 
tung allmählich überzugehen pflegt 


[7] Kleine paläontologische Mittheilungen. Ill. 145 


schichten noch nicht nachgewiesen worden. Es muss daher für jetzt noch 
zweifelhaft bleiben, ob in dieser Zeit in Böhmen überhaupt keine Gesteins- 
Ablagerungen stattgefunden haben, oder ob man etwa annehmen muss, 
dass die oben beschriebenen Bildungen auch die Ablagerungen derjenigen 
Zeit mit einschliessen, in welcher sich in den meisten übrigen Kreide- 
gebieten Niederschläge mit veränderten, neuen Faunen gebildet haben. 
Gümbel hat zwar!) in den oberen Regionen des vorigen Horizontes das 
Vorhandensein einer etwas abweichenden Fauna betont, welche möglicher- 
weise die Deutung dieser oberen Schichten als Aequivalente der jüngeren 
Cenoman-Zonen befürworten könnten; indessen liegen über dies Vorkommen 
noch zu wenige sichere Beobachtungen vor, um diese Möglichkeit schon jetzt 
als wahrscheinlich hinstellen zu können; ich selbst kenne dasselbe weder 
aus eigener Anschauung noch habe ich Petreiacten daraus gesehen. Erst 
für den hierauf folgenden Horizont: 

2. Die Zone des Inoceramus labiatus (II 5b bei Güm- 
bel im neuen Jahrb. 1867, pag 79%) sind wieder sichere Repräsentanten 
in Böhmen vorhanden. Auch diese sind wieder etwas verschieden ausge- 
bildet, aber doch bei Weitem nicht so mannigfaltig, wie die der ersten Zone 
Es gehören hieher namentlich die mürben, grobkörnigen Sandsteine, welche 
die imposanten Felsenpartien der 'lisa’er Wände westlich von Tetschen bil- 
den und die sich in einzelnen Lagen durch die Häufigkeit des darin vorkom- 
menden typischen Inoceramus labiatus auszeichnen; andere Petrefacten 
sind darin äusserst selten. Die Prager Geologen haben dieses Vorkommen 
als „Königswalder Schichten“ bezeichnet. Eine etwas abweichende Facies 
desselben Horizontes ist der an Bivalven- und Crustaceen-Resten (Callia- 
nassa bohemica Fritsch ) veiche, graue oder gelbe, beim Verwittern eine 
rothe Farbe annehmende, feinkörnige, kalkige Sandstein, welcher nament- 
lich in der Gegend von Postelberg und Laun ausserordentlich verbreitet ist 
und in der Regel als „Plänersandstein“, „gelber Bausandstein“, auch 
als „grauer Sandstein von Lippenz“ etc. bezeichnet wird. In der Gegend 
von Prag wird dieser Horizont durch ein mehr sandig-kalkiges Gebilde 
vertreten, das übrigens durch seine Petrefactenführung sich auf’s Engste an den 
oben beschriebenen Plänersandstein anschliesst; es ist dies der „Pläner des 
Weissenberges“, oder vielmehr, wie Gümbel gezeigt hat, ein Glied des 
von den Prager Geologen mit diesem Namen bezeichneten Schichtencom- 
plexes, für welches er selbst den Localnamen „Melniker Schichten“ vorschlägt. 

Die in diesem Niveau vorkommenden Petrefacten, namentlich der be- 
sonders charakteristische Inoc. labiatus, den ich nie in einem anderen Hori- 
zonte gefunden und auf den ich daher schon 1865 (Zeitschr. der deutsch. 
geol. Gesellsch. AVII.pag. 25) besonderes Gewicht gelegt habe, lassen nicht be- 
zweifeln, dass wir diese Schichten als Aequivalente des „rothen Pläners“ 
der norddeutschen, der untersten Abtheilung des Turonien und der Zone 
des Inoc. labiatus (problematicus) der französischen Geologen zu betrachten 
haben. 

Während dieser Horizont in Böhmen in Bezug auf seine Petrefacten- 
führung stets nur sehr schwache Beziehungen zu den ihn zunächt unter- 
lagernden Cenoman-Schichten zeigt, schliesst er sich sowohl in dieser Bezie- 


1) N. Jahrb. 1867, pag. 798 (III. 6) und 799. 
Jahrhuch der k. k. geologische Reichsanstalt, 1863. 18. Band, 1. Heft. 19 


146 Dr. U. Schloenbach. [8] 


hung als auch in der Regel hinsichtlich seiner Gesteinsbeschaffenheit sehr 
enge an 

3. die Zone des Ammonites Woollgareiund Inoceramus 
Brongniartian,(ll. 5aund IL.4 beiGümbell. c. p. 797). Unter diesem 
Namen fasse ich zwei an manchen Localitäten auf den ersten Blick leicht zu 
unterscheidende Formations-Glieder, den „Exogyren -Sandstein‘‘ und den 
„Grünsandstein‘‘ zusammen, weil dieselben bei genauerer Untersuchung so- 
wohl petrographisch als paläontographisch vollständig in einander übergehen 
und vielen Gegenden überhaupt nur ein Gebilde deren Stelle vertritt, in 
Bezug auf welches man in Verlegenheit sein würde, welchem von diesen 
beiden Gesteinen man es zurechnen sollte. Der Exogyren-Sandstein, welcher 
überall, wo beide Glieder entwickelt sind, eine tiefere Stelle einnimmt, ist in 
seiner typischen Ausbildung ein hell-gelbgrauer, fast weisser, feinkörniger 
Sandstein von geringer Festigkeit mit sehr sparsam eingestreuten feinen 
Glauconitkörnchen, welcher in gewissen Schichten ungemein reich ist an 
ziemlich wohlerhaltenen Petrefacten, namentlich Austern (besonders Ostrea 
columba von den riesigsten bis zu den kleinsten Formen), Inoceramen-, 
Janira-, Peeten- und Lima-Arten, ferner einigen Brachiopoden - Arten, 
Nucleoliten (selten) ; Cephalopoden und zweimuskelige Bivalven sind seltener 
und stellen sich besonders an solchen Localitäten ein, wo die Beimengung 
von Grünsand stärker wird. Wo diese endlich ihr Maximum erreicht, wie 
in den obersten Schichten des typischen festeren Grünsandsteins der Hügel- 
kette zwischen Laun und Malnitz, gewinnen die Ammoniten, Gastropoden, 
Cardien, Protocardien u. s. w. weitaus-die Oberhand über die Austern und 
Brachiopoden, während Pecten- und Lima-Arten noch immer selten bleiben. 
Dieser Zone gehören endlich auch noch die Mergelkalke des Eger-Ufers un- 
mittelbar unterhalb Laun an, welche in ihrer Petrefactenführung ganz mit 
den Grünsandsteinen, aus denen sie durch Aufnahme von mehr Thon und 
Kalk entstanden sind, übereinstimmen. Reuss hat dieselben zu seinem 
„unteren Plänerkalk* gerechnet. — Ueber die ausserböhmischen Aequiva- 
lente dieses Horizontes habe ich mich schon oben ausführlicher ausge- 
sprochen. 

4. Die Zone des Scaphites Geinitzi und Spondylus spv- 
nosus (II. 3 bei Gümb. 1. ce. p. 797) ist in ihrer typischen Entwicklung 
ein vorwiegend mergelig-kalkiges oder thonig-mergeliges, rein marines Ge- 
bilde. Fischreste, Crustaceen, Cephalopoden, Inoceramen, Spondylen, Lima- 
Arten, Brachiopoden und Seeigel (besonders Mier. Michelini) sind es, die 
vorwiegend die Fauna dieser Bildungen ausmachen, wo dieselben mehr kal- 
kiger Beschaffenheit sind; in den thonigeren Schlammbildungen gewinnen 
die Fischreste, Austern, Brachiopoden, Seeigel und Spongitarien so wie eine 
sehr mannigfaltige Foramiferenfauna ganz die Oberhand und verdrängen 
alles Andere. In dieses Niveau gehören der eigentliche „obere Plänerkalk“ 
und wahrscheinlich auch der grösste Theil des „oberen Plänermergels“ (mit 
Ausschluss der Baeculiten-Schichten), welcher erstere z. B. in den Umge- 
bungen von Teplitz, letzterer bei Bilin und namentlich in der Gegend von 
Laun entwickelt ist. Nach Gümbel reicht der Pläner des Weissenberges 
bei Prag mit seinen oberen mergeligen Lagen bis in diesen Horizont hinein. 
Der Plänerkalk pflegt überhaupt nach oben zu etwas thonig-mergeliger 
zu werden. — Diese Zone entspricht unzweifelhaft den norddeutschen 
Scaphiten-Schichten. 


[9] Kleine paläontologische Mittheilungen. II. 4147 


In Betreff der Einreihung der „Iser-Sandsteine“ der Prager 
Geologen, die ich nicht. selbst aus eigener Anschauung kennen gelernt, und 
aus denen ich im Prager Museum keine zu einer sicheren Altersbestimmung 
genügende Petrefactenvorräthe gesehen habe, bin ich — offen gestanden — 
ineiniger Verlegenheit, wo dieselben am richtigsten einzuordnen sein mögen. 
Die Prager Geologen betrachten dieselben als genaue Aequivalente der 
petrefactenreichen Schichten von Kieslingswalde und geben ihnen in ihrem 
3. Jahresberichte in der Schichtenfolge eine Stelle über dem „Plänerkalk 
von Teplitz“ und unter den „Baculiten-Schichten von Priesen“. Ich konnte 
mich über diesen Punkt bei meiner Anwesenheit in Prag vor einem Jahre 
nicht ganz mit Herrn Dr. Fritsch einigen, da ich jedoch positive strati- 
graphische und paläontologische Gründe für meine Idee, dass diese Sand- 
steine nur eine veränderte Facies der Zone des Scaphites Geinitzi darstellen 
und daher als Aequivalente des „oberen Plänerkalks von Teplitz“ anzusehen 
sein dürften, noch nicht vorzubringen vermochte, so wagte ich nicht auf der- 
selben bestimmter zu bestehen. Auf demselben Standpunkte stehe ich auch 
jetzt noch, und kann auch jetzt meine Annahme nur als Hypothese hinstellen, 
die indessen durch den Umstand, dass der an vielen Localitäten direct vom 
Plänerkalk überlagerte Grünsandstein an anderen Orten, wo kein Pläner- 
kalk vorkommt, die Basis des concordant darauf liegenden Iser-Sandsteins 
bildet, (vergl. den 2. Prager Jahresber., pag. 54) wohl einigermassen unter- 
stützt wird. Auch dürfte es etwas unwahrscheinlich sein, dass Plänerkalk 
und Iser-Sandstein, wenn sie wirklich zwei dem Alter nach verschiedene 
Formationsglieder darstellen, bei ihrer grossen Verbreitung nicht irgendwo 
in directer Ueberlagerung übereinander zu beobachten sein sollten. Aehn- 
lich ist die Ansicht, welche Güm bel in seiner oft eitirten neuesten Schrift 
vertritt; er bezeichnet das hauptsächlichste petrefactenführende Niveau der 
Iser-Sandsteine als „glaukonitische Gesteinsbank“ (1. c. p. 805) und be- 
trachtet diese als eine „obere Abtheilung des Hundorfer Schichten- 
complexes“, welchem sich auch die versteinerungsreichen „Kreibitzer Schich- 
ten“ unmittelbar anschliessen. 

Die beiden letzten Horizonte der böhmischen Kreide kommen hier 
für uns weniger in Betracht, da sie in ihren bis jetzt nachgewiesenen Aus- 
bildungsformen an Brachiopoden sehr arm sind. Ich führe sie deshalb nur 
kurz an. Es sind der „Cuvieri-Pläner“ und die untere Region der „Quadra- 
ten-Kreide* der norddeutschen Geologen. 

5. Die Zone des Inoceramus Ouvieri und Micraster cor 
testudinarsum scheint mir in Böhmen durch die bekannten petrefacten- 
reichen Baculiten-Mergel von Priesen, Postelberg, Luschitz etc. repräsen- 
tirt zu werden; Gümbel hingegen stellt letztere bereits in die folgende 
höhere Zone. Der Raum gestattet mir nicht auf diese Frage, deren Erör- 
terung ich mir für spätere Zeit vorbehalte, hier näher einzugehen, als ich 
. es schon oben im Vorwort gethan habe; auch dürften in diesem Augen- 
blicke die Materialien zur Entscheidung derselben noch nicht genügend 
sichergestellt sein, indem dazu namentlich eine sorgfältige Revision der 
Bestimmungen der zahlreichen aus diesen Schichten angeführten Petrefacten 
durchaus erforderlich ist. | 

6. Die Zone des Micraster cor anguinum und Belemni- 
tes Merceyi, welche in Westphalen in Form von mergelig-sandigen, in 
der Gegend von Hannover und im Vorlande des Harzes in Form von merge- 
19 


' \ 


148 Dr. U. Schloenbach. 10] 


ligen und mergelig-thonigen Schichten, im Harz selbst und in Schlesien als 
„oberer Quader“ weite Verbreitung gefunden hat, ist es endlich, welcher 
meiner Ansicht nach die jüngsten Quaderbildungen Böhmens angehören. 
Diese Deutung stützt sich hauptsächlich auf die Petrefactenfunde, welche 
Herr Dr. Fritschin diesem Horizonte am Chlomeker Berge unweit Jung- 
bunzlau gemacht hat und unter denen ich einige für die genannte Zone 
charakteristische Arten bestimmen konnte. Ob in diesem Niveau auch noch 
andere Facies im böhmischen Kreidegebiete sich beobachten lassen, ist bis 
jetzt nicht sicher bekannt ; indessen dürfte Gümbel’s Ansicht, dass die 
petrefactenleeren Quader von Gross-Skal denen von Chlomek äquivalent 
seien, grosse Wahrscheinlichkeit haben, während ich ‚seiner früher ausge- 
sprochenen, neuerdings aber nicht bestimmt wiederholten Annahme, dass 
dieser Horizont „dem Schichtencomplex der Schreibkreide mit Belemnitel- 
len gleichgestellt werden müsse“, nicht beistimmen möchte ı). Hiermit 
schliesst die Schichtenfolge der böhmischen Kreideformation 


Kritisches Verzeichniss der Brachiopoden der böhmischen 
Kreide. 

Zur Aufstellung des nachstehenden Verzeichnisses haben mir theils 
die Materialien der ausserordentlich reichen Brachiopoden-Abtheilung des 
k. k. Hof-Mineralien-Kabinetes, dessen unumschränkte Benützung mir von 
Herrn Direktor Dr. M. Hörnes mit bekannter Liberalität gestattet wurde, 
theils wiederholte Sendungen der interessantesten Arten des böhmischen 
National-Museums zu Prag durch meinen Freund, Herrn Custos Dr. A. 
Fritsch, theils endlich die in meiner eigenen Sammlung befindlichen 
böhmischen Brachiopoden gedient. Die im hiesigen Hof-Mineralien-Kabinete 
vorhandenen Stücke stammen grösstentheils aus der von diesem Institute 
acquirirten Sammlung böhmischer Kreidepetrefacten von Prof. Reuss her 
und sind daher als die Originalien der in dessen Werke: „Die Versteine- 
rungen der böhmischen Kreide“ angeführten Arten von besonderem Werthe 
und Interesse; nur durch sie ist es mir möglich geworden, über viele der in 
jenem Werke enthaltenen Brachiopodenarten, welche nur mit kurzen Bemer- 
kungen ohne speciellere Beschreibungen und Abbildungen eitirt sind, 
mir ein sicheres Urtheil zu bilden und so die Synonymik, welche wie bei 
allen paläontologischen Arbeiten über Kreide-Versteinerungen aus älterer 
Zeit, natürlich dem jetzigen Stande unserer Kenntniss in vielen Fällen nicht 
mehr entsprechen konnte, bestimmter festzustellen. Die Sendungen des 
Herrn Dr. Fritsch, welche fast ausschliesslich von ihm selbst unter sorg-* 
fältigster Feststellung der Lagerstätten gesammelte Exemplare enthielten, 
haben namentlich für die Brachiopoden-Fauna der untersten Zone der böhmi- 
schen Kreide interessante Beiträge geliefert. Meine eigene Sammlung end- 
lich enthält namentlich aus den mittleren und oberen Abtheilungen der 
Formation sehr zahlreiches Material, welches theils von meinem Vater, 
theils von mir selbst bei Gelegenheit unserer geognostischen Ausflüge nach 
Böhmen gesammelt wurde. 

Ausser den nachstehend besprochenen Arten liegen mir noch einige 
offenbar mit keiner derselben übereinstimmende Brachiopodenreste vor, die 
ich indessen, bis zahlreichere oder besser erhaltene Exemplare davon vor- 


1) Siehe Neues Jahrbuch 1867, p. 668 und Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 
1867, Nr. 13 p 299. 


[11] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 149 


handen sind, nicht zu bestimmen wage und deshalb bei der Aufzählung 
übergehe. 
1. Terebratulina chrysalis Schloth. sp. 1813. 


1798. Faujas St. Fond, St. Pierre, T. 26, F. 7—9. 

1813. Terebratulites chrysalis Schloth., Leonh. Taschenb. VII, p. 113. 

1846. Terebratula striatula Reuss, Verst. köhm. Kr. if, p. 49, 
A 

1846. Terebratula chrysalis Reuss, Verst. böhm. Kr. I, p. 49, 
E26, F, 3. 

1846. Terebratula Faujasi Reuss, Verst. böhm. Kr. I, p. 50. 
T. 26, F. 4. 

1866. Terebratulina chrysalis Schloenb. Krit. Stud. p. 11, T. 1, 
F. 3, 4. 

Wenn auch seltener, als die folgende Art, so ist doch auch 
Terebratulina chrysalis in der böhmischen Kreide ungemein verbreitet, Sie 
beginnt, wie diese, zuerst in der Zone der Trigonia sulcataria und des 
Catopygus carinatus, in der sie z. B. in den Mergeln bei Zbyslav und Ka- 
majk, sowie bei Weisskirchlitz nicht selten vorkommt. Die von Kamajk mir 
vorliegenden Exemplare stimmen besonders mit jenen Formen überein, die 
A. Römer (Nordd. Kreid.) als 7. auriculata und Faujasi beschrieben hat. 
Zu den grössten Seltenheiten dagegen gehört 7. chrysalis in der Reihenfolge 
der Sandsteinschichten, die man als Plänersandstein, Exogyren-Sandstein 
und Grünsandstein zu bezeichnen pflegt; sie liegt mir aus solchen nur im 
Hof-Mineralien-Kabinet vom Weissen Berge bei Prag vor, scheint aber der 
Gesteinsbeschaffenheit nach aus mehr mergeligen Schichten zu stammen, 
die vielleicht nach Gümb el’s Untersuchungen schon einem höheren Niveau 
angehören, als die übrigen Vorkommnisse des Plänersandsteines; die drei 
Exemplare von dort gehören derselben Varietät an, welche auch im oberen 
Plänerkalk Böhmens, d. h. also in der Zone des Scaphites Geinitzi und 
Spondylus spinosus besonders häufig ist und die sich durch ihre flache, 
breite, nach dem Schnabel hin schlank zugespitzte Gestalt und mässig dichte 
Berippung auszeichnet. Zu einer ähnlichen Varietät, die aber feinere und 
dichtere Rippen besitzt, gehört das einzige mir aus dem Baculitenthone von 
Luschitz vorliegende Exemplar im Hof-Mineralien-Kabinet. 


2. Terebratulina rigida Sow. sp. 1829. 


1829. Terebratula rigida Sow., Min. Conch. VI, p. 69, T. 536, F. 2. 

1846. . gracıhis Reuss, Verst. böhm. Kr. II, p. 49, T. 26, 
F. 1, T. 42, F. 24. 

1866. Terebratulina rigida Schloenb., Krit. Stud. p. 17, T.1, 
F. 10—17. 

Terebratulina rigida findet sich in vielen Schichten der böbmischen 
Kreide, darunter in einigen in erstaunlicher Häufigkeit. Als ihr erstes Auf- 
treten in diesem Gebiete muss das Vorkommen in der Zone des Catopygus 
carinatus und der Trigonia sulcataria von Kamajk bei Leitmeritz bezeich- 
net werden, welches ich durch eine Arzahl von Herrn Dr. A. Fritsch zur 
Bestimmung eingesendeter Exemplare kennen gelernt habe. Dieselben sind 
namentlich auch dadurch interessant, dass sie der von mir am oben citirten 
Orte beschriebenen Varietät 0 angehören, welche ich bisher noch nicht aus 


150 Dr. U. Schloenbach. [ 12] 


so tiefen Schichten gekannt hatte; sie sind ausserordentlich gut erhalten 
und stimmen in allen Punkten ganz mit dieser sonst vorzugsweise in der 
Öberregion der Zone des Scaphites Geinitzi mit Spondylus spinosus häufig 
vorkommenden grossen Varietät überein. In den nächstjüngeren Gliedern 
der böhmischen Kreide, namentlich in dem Pläner- oder gelben Bausand- 
stein, dem Exogyrensandstein und Gründsandstein, d. h. also in den Zonen 
des Inoceramus labiatus und des Amm. Woollgarer und Inoc. Brongmiarti, 
ist unsere Art noch nicht nachgewiesen, was wohl hauptsächlich in den Fa- 
cies-Verhältnissen seinen Grund hat, da in diesen Bildungen die Gattung 
Terebratulina an den bekannten böhmischen Fundorten kaum vorkommt. 
Dagegen tritt sie in dem hierauf folgenden Schichtencomplexe, in der Zone 
des Scaphites Geinitzi und Spondylus spinosus, d.h. also in dem „oberen 
Plänerkalke“ und in den Schichten, welche den Uebergang von diesem zu 
dem Baculitenthone z. B. in der Gegend zwischen Laun und Postelberg bil- 
den, in grosser Häufigkeit, und zwar in der Unterregion dieser Bildungen 
vorzugsweise in kleinen, in der Oberregion fast nur in grossen Exemplaren 
auf. Von den Fundorten der letzteren Form muss besonders der Abhang des 
Rannay-Berges bei Laun, unmittelbar oberhalb der zum Dorfe Leneschitz 
gehörigen Ziegelei hervorgehoben werden, wo man schöne Exemplare der- 
selben gemengt mit den aus etwas höheren Schichten herabgeschwemmten, 
zahlreichen verkiesten Petrefacten der Baculithenthone zu Hunderten auf- 
lesen kann. Die kleinere Form dagegen findet sich ausser in den Umgebun- 
gen von Bilin ganz besonders häufig in den ein wahres Petrefacten-Conglo- 
merat bildenden, namentlich auch an grossen Foraminiferen (Nodosarien, 
Dentalinen, etc.) reichen Mergelkalkplatten bei Kostic an derEger und süd- 

lich von Laun gegen Cendie zu. | 


3, Terebratula phaseolina Lam. 1819. 
Das. V „Big... 


1819. Terebratula phaseolina Lam., Anim. s. Vert. VI, p. 251. 
1846. ? Y biangularıs Reuss, Verst. II, p. 51. 


r y ovoides Reuss, Verst. II, p. 82. 
R h lentoidea Reuss, Verst. II, p. 53, z. Th. 
1866. N phaseolina Schloenb., Brach. nordd. Cenom., p. 42. 


In ungemeiner Häufigkeit findet sich an vielen Lokalitäten in den un- 
tersten Schichten der böhmischen Kreideformation die schöne biplicate 
Terebratel, deren Identität mit Lamarck’s T. phaseolina, wie dieselbe von 
Davidson!) festgestellt ist, ich a. o. a. O. nachzuweisen gesucht habe. 
Während dieselbe aber an ihren sächsischen Fundorten, namentlich bei 
Plauen, unweit Dresden gewöhnlich eine ziemlich bedeutende Grösse er- 
reicht, bleiben die meisten böhmischen Exemplare ungleich kleiner und 
schlanker, indem ihre durchschnittliche Grösse etwa 16 Millimeter Länge, 
13%/, Millimeter Breite und 81/, Millimeter Dicke beträgt. Der Erhaltungs- 
zustand ist meistens ein sehr schöner und zarter, indem nicht nur die Form 
ganz unverletzt, sondern auch die Schalenoberfläche so intact geblieben ist, 
dass die feinen radialen Linien, welche namentlich gegen die Seitenränder 
bemerkbar werden, sehr deutlich erhalten sind, in ganz ähnlicher Weise, 
wie man diese Erscheinung bei den prachtvollen Exemplaren von le Mans 


1) Ann. and Mag. nat, Hist. 2, V., pag. 439, Taf. 13, Fig. 24. 


[13] Kleine paläontologische Mittheilungen. II. 101 


im Sarthe-Departement sieht. Uebrigens zeigen sich die böhmischen Exem- 
plare ebenso veränderlich in ihren Formverhältnissen, wie ich es bei den 
übrigen beschrieben habe. 

Die Fundorte, von denen mir aus Böhmen Exemplare dieser Art zur 
Untersuchung vorgelegen haben, sind Korycan (Prager Museum und meine 
Sammlung) Holubitz (P. M.), Knezivka, Nebovid bei Kollin (meine Samnl.) 
Tuchomieritz, Deberno (k. k. Hof-Min.-Kabinet). Dieselben gehören alle der 
Zone der Trigonia sulcataria und des Catopygus carinatus an und über- 
haupt ist mir Ter. phaseolina in Böhmen nicht aus jüngeren Schichten 
bekannt geworden. Die von Reuss an den oben citirten Stellen angeführ- 
ten Fundorte stimmen ganz hiermit überein. 


4. Terebratula subrotunda Sow. 1813, 


1813. Terebratula subrotunda Sow., M. Co. I, p. 47 z.Th., T. 15,F. 1,2. 
Mr = subundata Sow., 5 » » » #1, T. 15, F. 7. 
a n semiglobosa SoW., 5 » „ » 48, T. 15, F. 9. 
1846. 4 carnea Reuss, Verst. böhm. Kr., II, p. 50 z. Th 


T. 26, F. 9—11. 
1846. Terebratula subrotunda KReuss, Verst. böhm. Kr., II, p. 50. 
” „ Punctata „ ” $,) „ 39 51. 
i „ elongata R 5 > yı „BROT BI, 


+ fr semiglobosa , 5 » wi urnr 51, 
ze EB,°1. 26, F.5—8. 
1846. Terebratula subundata Reuss, Verst. böhm. Kr., H. p. 51. 


” „ obesa E) ” EZ) Be) » » 51. 
E) ” acuta » a: 2" 19 a 
1867. M semiglobosa , Gegend zwischen Komotau, 


Saaz, Raudnitz etc., p. #1. 

Ich habe die Gründe, weshalb ich für diese Art statt des von David- 
son und Orbigny gebrauchten Namens 7. semiglobosa den ebenfalls von 
Sowerby herrührenden 7. subrotunda vorgezogen habe, in einer kürzlich 
der kais. Akademie der Wissenschaften vorgelegten Abhandlung über die 
Brachiopoden der norddeutschen Galeriten-Schichten, welche im Januar- 
heft der Sitzungsberichte der math.-naturw. Classe zum Abdruck kommen 
wird, erörtert und dort diese Art überhaupt ausführlicher besprochen, so 
dass ich hier auf jene Schrift einfach verweisen kann. Ich beschränke mich- 
daher darauf, die Verbreitung der in ihren Formverhältnissen ausserordent- 
lich variablen und deshalb von vielen Autoren mit einer Menge verschie- 
dener Namen belegten Ter. subrotunda in Böhmen kurz anzudeuten. Nach 
den bisherigen Beobachtungen erscheint sie hier ausschliesslich auf die 
Zone des Scaphites aequalis und Spondylus spinosus beschränkt; denn die 
wenigen aus den „Baculiten-Schichten“ und deren Aequivalenten bekannten 
Reste echter Terebrateln könnten zwar vielleicht ebenfalls auf unsere Art 
bezogen werden, sind aber zu schlecht erhalten, um eine genauere Bestim- 
mung zu gestatten. Die Angaben aus anderen Schichten dagegen, wie z. B. 
ein Citat der carnea und semiglobosa von den Schillingen und aus dem 
Zizkathale bei Bilin und von Weisskirchlitz (Zone der Trigonia sulcatäria 
und des Catop. carinatus) bei Reuss, beruhen, wie ich mich an vorliegenden 
Exemplaren aus jenen Schichten überzeugen konnte, wohl ziemlich unzwei- 


152 Dr. U. Schloenbach. [14] 


felhaft auf irrthümlicher Auffassung und Bestimmung ziemlich schlecht er- 
haltener Exemplare einer anderen Art, der Ter. phaseolina. 

Diein grosser Häufigkeit in verschiedenen Entwickelungsformen der Zone 
des Scaphites Geinüizi und Spondylus spinosus, namentlich im „oberen Pläner- 
kalk* sowie in den mergeligeren Schichten, welche denselben z. B. in der 
Gegend von Laun urd Postelberg ersetzen und dort meistens schon als ein 
unmittelbar unter den Baculitenschichten befindliches Glied zum sogenann- 
ten „Plänermergel“ gerechnet wurden, vorkommenden Exemplare der T. 
subrotunda stellen alle die zahlreichen Varietäten dar, in welchen diese 
Art in anderen Gegenden auftritt; indessen haben unter diesen die grossen 
gerundeten Formen mit verhältnissmässig feinem Schnabel, wie sie in. 
Norddeutschland vorzugsweise in der Oberregion derselben Zone (z. B. in 
der Gegend von Quedlinburg am Harz) häufig sind, das Uebergewicht; da- 
gegen sind die kleinen, stark gewölbten, eckigeren Formen, welche im nord- 
deutschen Galeriten-Pläner so massenhaft vorkommen, verhältnissmässig 
Seltenheiten. Eine Aufzählung der Fundorte der Ter. subrotunda darf ich 
mir ersparen; sie fehlt nirgends, wo der Horizont, dem sie angehört, auf- 
geschlossen ist. 


5. Megerleia lima Defr. sp. 1828. 


1828. Terebratula lima Defr., Dict. LIIL, p. 156. 

1846. ? Terebratula pectoralis Reuss, Verst II, p. 52, T. 2%, F. 12. 

1867. Megerleia lima Schloenb., Brach. nordd. Cenom. (Geogn.-pal. 
Beitr. I, 3), p. 69. 

Nach der Beschreibung, die Prof. Reuss an der oben eitirten Stelle 
gegeben hat, kann nicht sicher beurtheilt werden, ob das von ihm abge- 
bildete Exemplar seiner Terebratula pectoralis wirklich zu derjenigen Art 
gehört, welche A. Roemer mit diesem Namen bezeichnet hat, d. h. zu 
Megerleia lima. Dagegen liegen mir einige kleine Brachiopoden aus dem 
oberen Pläner,(Zone des Scaphites aequalis und Spond. spinosus) von Bilin ' 
vor, welche ziemlich sicher als Meg. lima gedeutet werden dürfen, so dass 
also das Vorkommen dieser so ungemein verbreiteten Art auch in Böhmen 
constatirt erscheint; jedenfalls aber ist sie hier ungleich seltener, als 
in Norddeutschland. 


6. Morrisia cf. Suessi Bosq. 
Taf.V, Fig.6, 7. 


1846. Terebratula lentoidea Reuss, Verst. böhm. Kr. U, p. 53 z. 
Th. (non Leym.) 

1867. Morrisia sp. Schloenb., Brachiop. d. nordd. Cenom. (Geog.-pal. 
Beitr. 1, 3), p. 44 Anm. 

Im k. k. Hof-Mineralien-Kabinet befinden sich unter der Etikette: 
„Terebratula lentoidea Leym. Unterer Pläner, Weisskirchlitz“ eine Anzahl 
kleiner Brachiopoden-Exemplare vereinigt, welche aus der Re uss’schen 
Original-Sammlung stammen, und dem Verfasser bei dem obigen Citate 
aus den „Versteinerungen der böhmischen Kreide“ vorgelegen haben. Unter 
diesen befinden sich ausser Jugendformen von Terebratula phaseolina auch 
einige winzige offenbar zu Morrisia gehörige Formen, von denen ich die bei- 
den besterhaltenen Exemplare abgebildet habe. Dieselben schliessen sich in 
ihren Merkmalen so eng an die von Bosquet zuerst als Morrisia Suessi aus 


115] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 153 


der obersten Kreide mit Bel. mucronatus von Maestricht beschriebene 
und nachher auch von mir aus ähnlichen Schichten bei Ahlten in Hannover 
nachgewiesene Art!) an, dass ich aus dem wenigen mir augenblicklich zu 
Gebote stehenden Materiale keine Unterscheidungs-Merkmale abzuleiten 
weiss; denn dass die Exemplare der böhmischen Tourtia (Zone des Catopy- 
gus carinatus und der Trig. sulcataria) die bei dem jüngeren Vorkommen 
häufig zu beobachtenden ausserordentlich zarten Radialreifen nicht erkennen 
lassen, erklärt sich aus dem weniger feinen Erhaltungszustande. Ebenso 
wenig aber möchte ich bei der noch ungenügenden Kenntniss der cenomanen 
Art es wagen, dieselbe ohne Weiteres mit der obersenonen zu identificiren 
und lasse daher einstweilen die Species-Bezeichnung offen, indem ich hoffe, 
dass, nachdem einmal auf das Vorkommen aufmerksam gemacht ist, weitere 
Funde nähere Aufklärung darüber geben werden. Auf alle Fälle sind die 
‚Exemplare von Weisskirchlitz schon dadurch in hohem Grade interessant, 
dass sie das Vorkommen dieser merkwürdigen und seltenen Gattung, deren 
Auftreten bisher nur bis in die jüngsten Schichten der Kreideformation her- 
ab verfolgt worden war, in den weit älteren tiefsten Cenoman-Schichten 
beweisen. 

Ich erlaube mir, bei dieser Gelegenheit einen Lapsus calami zu be- 
richtigen, der sich in der oben eitirten, während meiner Durchreise durch 
Wien im März vorigen Jahres nachgefügten Anmerkung in den „Brachio- 
poden der norddeutschen Cenom.“ findet; es sollte dort nämlich statt: 
„mit der von Davidson aus dem englischen eberen Grünsande beschrie- 
benen“ heissen: „mit der von Davidson aus der englischen oberen Kreide 
von Gravesend beschriebenen.“ Indesseh scheint Davidson’s Angabe 
(Classif. of Brach. p. 72) sich eher auf eine Form, wie meine Morr. antigua 
(Krit. Stud. p. 42, T. 2, F. 17) zu beziehen, während die böhmische Art 
jener Gruppe angehört, bei welcher der Wirbel der kleinen Klappe keinen 
Ausschnitt zeigt. 


7. Magas Geinitzi Schloenbach 1866. 


1846. Terebratula hippopus Reuss, Verst. II. p. 52, T. 26, F. 14. 

1866. Magas Geinitzi Schloenb., N. Jahrb. p. 575 und Krit. Stud., 
p. 32, T. 2, F.4—8, . 

1867. Megerlea lima Reuss, Gegend zwischen Komotau, Saaz etc., 
p- 38. 
1867. Magas Geimitzi Schloenb., Brachiop. Cenom. (Geogn.-pal. 
Beitr. I, 3) p. 74. 

Die Verbreitung dieser von mir früher ausführlich besprochenen Art 
in der böhmischen Kreide ist eine grosse. Auffallend ist es, dass sie dort in 
Schichten von entschieden cenomanem Alter, in denen sie im nordwest- 
lichen Deutschland ihr Hauptlager hat, nur als Seltenheit, und zwar bei 
Klein-Herrendorf (Knezivka) und in einem sehr zweifelhaften Exemplare 
bei Kamajk nachgewiesen werden konnte. Dagegen ist sie in den jüngeren 
Schichten überall verbreitet; so tritt sie namentlich im Plänersandstein 
(Zone des Inoc. labiatus und dem diesem äquivalenten grauen Kalkstein 
Reuss) bei Ceneic, bei Hradek, Triblitz und Opoena auf, im Exogyren- 


1) Bosquet, Monogr. d, Brach. Foss. d. terr. Cret. d. Limb., p. 49, T. V, 
F, 15—18 und Schloenb,, Krit, Stud. p. 41, T. II, F. 14—16. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868 18. Band. 1. Heft- 20 


154 Dr. U. Schloenbach. M 6] 


Sandstein und Grünsandstein (Zone des Amm. Woollgarei), namentlich im 
ersteren, bei Lobkowitz, Malnitz, Laun, Neuschloss, Drahomischl; im oberen 
Pläner (Zone des Scaph. Geinitzi) von Kutschlin, von Vehlovice und vom 
Hoblik bei Laun ; auf secundärer Lagerstätte in dem tertiären Pyropen- 
Conglomerate von Meronitz; sowie endlich in dem jüngsten Horizonte 
der böhmischen Kreide, dem oberen Quader von Chlomek bei Jungbunzlau 
(Zone des Mier. cor anguimum). | 

Die sonstige, ebenfalls sehr grosse verticale und horizontale Ver- 
breitung des Magas Geinitzi habe ich an den oben citirten Stellen genauer 
angegeben. 


8. Magas striolaris Schloenb. sp. mov. 1868. 
Taf. V, Pig. 2—5. 


Diese kleine mit Magas spathulatus Wahl. sp.!), Magas orthiformis 
Arch. sp.?) und Magas Davidsoni Bosq.:) nahe verwandte Art unterschei- 
det sich gleichwohl von allen diesen dreien durch wohl erkennbare Merk- 
male, obgleich aus der wenn auch nur geringen Anzahl vorhandener Exem- 
plare eine nicht unbedeutende Variabilität derselben hervorgeht. Eben 
wegen dieser Veränderlichkeit ist aber die Aufstellung einer guten Diagnose 
ziemlich schwierig. Halten wir uns zunächst an die Form, welche die Mehr- 
zahl der vorhandenen Exemplare zeigt, so muss Magas striolaris als eine 
kleine Art ven eckigem Umriss bezeichnet werden, deren Breite der Länge 
nahezu gleichkommt oder dieselbe etwas übertrifft ; nur selten tritt der um- 
gekehrte Fall ein. Die Gestalt nähert sich derjenigen eines Paralleltrapezes, 
dessen kleinere parallele Seite dem Stirnrande der Muschel, die grössere 
dem Schlossrande derselben entspricht, während die nicht parallelen Seiten 
die Seitenkanten darstellen ; Stirnrand und Seitenkanten gehen gerundet 
in einander über, während der gerade Schlossrand mit den Seitenkanten 
scharfe Ecken bildet. Die Schalenoberfläche ist fast glatt und nur mit 
äusserst zarten, symmetrisch zu beiden Seiten des glatten Medianraumes ge- 
ordneten Radiallinien geziert, deren Zahl auf jeder Seite etwa 3—5 beträgt. 
Die Perforation der Schale ist ähnlich wie bei Magas spathulatus, also ver- 
hältnissmässig dichter, als bei M. pumilus. 

Die kleinere Rückenklappe ist fast ganz flach und zeigt nur eine 
schwache, wellige Längserhöhung in der Mittellinie. Die grössere Klappe 
dagegen ist hoch gewölbt und steht mit ihrem Schnabelrande weit von der 
Schlosslinie der kleinen ab. Die ‚grosse Area des Schnabels, welcher nur 
ganz rudimentäre Deltidialplatten “besitzt, wird in noch höherem Grade, als 
bei Maygas spathulatus, fast ganz von dem ausserordentlich grossen Foramen 
eingenommen. 

Das Innere beider Klappen ist sehr bemerkenswerth. Die kleinere be- 
sitzt einen breiten stark entwickelten Schlossapparat, dessen Zahngruben 
ganz am Rande stehen und der demjenigen von Magas spathulatus und 


1) Anomites spathulatus Wahl., Nov. Act. Upsal. VIII, p. 62, T. 4, F. 10, 14; 
Vergl. auch Schloenb., Krit. Stud. p. 35. 

2) Terebratula orthiformis Arch., in Men. Soc. geol. Fr. 2, U, p. 333, T, 22, 
F. 4; Vergl. auch Davidson, Cret. Brach., p. 23, Note 1, und Schloenbach, Krit. 
Stud., p. 28. 

3) Magas Davidson: ‘'Bosg., Nouv. Brach. Cret., p. 5 (199), F. 3,4 (unter dem 
Namen Arg. Davidsoni) und Ann. and Mag. Nat Hist., Dec. 1855. 


17] F Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 153 


Davidsoni ungemein ähnlich ist; von ihm geht ein äusserst kräftiges Dor- 
salseptum aus, welches sich bis über die Mitte der Länge hinaus erstreckt 
und senkrecht über dem Endpunkte am höchsten ist, so dass es die Form 
eines rechtwinkeligen Dreieckes hat, dessen längere Kathete die Berührungs- 
linie mit dem Boden der Klappe ist, während die Hypothenuse eine etwas 
coneav ausgeschweifte Linie bildet. Die oberen Lamellen, welche sich bei 
den verwandten Arten an der Spitze dieses Septums befinden, sind bei allen 
vorhandenen Exemplaren des Magas striolarıs abgebrochen. Die unteren 
Lamellen sind sehr massiv; sie gehen in schwacher Krümmung zu beiden 
Seiten des Septums ziemlich nahe bei einander von der Schlossplatte aus 
und sind mit ihren vorderen Enden unmittelbar unter der Spitze des Sep- 
tums befestigt; dornartige Fortsätze, wie sie z. B. an der Zeichnung bei 
Suess, (Classific. der Brachiopoden von Davidson, T. 2, F, 17 ’b) in nächster 
Nähe des Anheftungspunktes an der Schlossplatte zu bemerken sind, sind 
an unserer Art nicht wahrzunehmen. Die grössere Klappe besitzt an ihren 
Schlossrändern zwei ziemlich kräftige Zähne, vermittelst deren die Einlen- 
kung in die kleine Klappe bewirkt wird; zwischen diesen zieht sich am 
ganzen Schnabelrande entlang eine breite wulstartige Verdickung, welche 
namentlich in der Mitte am stärksten ist, von wo aus sich gegen die Stirn 
hin eine bis über die Mitte der Länge hinaus reichende feine Erhöhung 
hinabzieht, zu deren Seiten sich die undeutlichen Muskeleindrücke be- 
finden. 

Die äusserst zarten Präparate, welche alle diese eben beschriebenen 
Merkmale erkennen lassen, verdanke ich, wie überhaupt alle mir zur Un- 

'tersuchung vorliegenden Exemplare dieser interessanten Art, der gefälligen 
Mittheilung des Herın Dr. A. Fritsch; sie gehören dem böhmischen 
National-Museum zu Prag an. 

Die Unterscheidungs-Merkmale des M. striolaris ergeben sich 
grösstentheils wohl schon aus der obigen Beschreibung. M, spathulatus zu- 
nächst, welcher seinem inneren Bau nach weniger genau bekannt ist, lässt sich 
mit unserer Art, wegen seiner abweichenden, rundlicheren Umrisse und 
wegen des Mangels der feinen Radiallinien, um deren Willen ich für die böh- 
mischen Vorkommnisse die Species-Bezeichnung striolaris vorgeschlagen 
habe, nicht leicht verwechseln. Magas orthiformis besitzt viel grössere Del- 
tidial-Platten und ein viel kleineres Foramen sowie einen der böhmischen 
Art fehlenden Sinus der grösseren Klappe; letzterer Charakter kommt eben- 
falls der Maestrichter Art M. Davidson: zu, deren Dorsalseptum überdiess 
ganz verschieden von dem der unserigen geformt ist. 

Die Zahl der mir bis jetzt bekannt gewordenen Exemplare von Magas 
striolaris beträgt nur 7. 


9. Thecidium vermiculare Schloth. sp. 1813. 
Taf. V, Fig. 8. 


1798. Terebratule qui parait wnedite Faujas, Mont. St. Pierre, p. 160, 
1.26,8,12: 

1813. Terebratulites vermicularis Schloth., Leonh. Min. Taschenb. VII, 
p. 113. 
186%. Thecıdium vermiculare Schloenb., Brach. nordd. Cenom., p. 82. 

Herrn Dr. Ant. Fritsch’s Verdienst ist es, das Vorkommen dieser 
in den verschiedenen Kreidegebieten so ausserordentlich verbreiteten Art 

20 * 


156 Dr. U. Schloenbach. [18] 


zuerst auch für Böhmen nachgewiesen zu haben. Er entdeckte dieselbe in 
der Zone des Catopygus carınatus und der Trigonia sulcataria bei Kamajk 
unweit Leitmeritz. Unter den mir gütigst übersendeten Exemplaren, die 
sämmtlich sehr junge noch nicht zur gehörigen Reife entwickelte Individuen 
darstellen, befinden sich zwei kleinere und zwei grössere Klappen, letztere 
sind mit dem grössten Theile ihrer Aussenseite auf Oberklappen von Orania 
gracilis aufgewachsen. Beide Klappen stimmen in allen ihren Merkmalen 
vortrefflich namentlich mit den von mir untersuchten kleinen Exemplaren 
aus den äquivalenten Schichten von Plauen bei Dresden überein und ich 
zweifte daher nicht ar der specifischen Identität mit denselben. 


10. Thecidium sp. . 
Taf. V, Fig. 9. 


Uffenbar einer anderen, als der eben besprochenen Art, gehört eine 
dritte kleinere Klappe eines Thecidiwm aus der Tourtia von Kamajk an, 
welche ich gleichfalls der Güte des Herrn Dr. A. Fritsch verdanke und 
von der ich in Fig. 9 meiner Tafel eine Abbildung gegeben habe. Wenn 
auch dieses Exemplar sich ebenfalls als ein noch nicht vollständig ent- 
wickeltes zu erkennen gibt, so sind doch die Unterschiede von Thecidium 
vermiculare bei gleicher Altersstufe so grosse, dass ein Uebergehen der 
einen Form in die andere wohl nicht gut denkbar ist. Die abweichenden 
Merkmale der in Rede stehenden Art von den damit vorkommenden Exem- 
plaren des Thec. vermiculare, sehe ich namentlich zuerst in dem viel feiner 
gekörnten Limbus; während sodann der Brachialapparat bei Th. vermiculare 
einen von der Stirn ausgehenden breiten, längs seiner Mitte sehr vertieften 
Hauptstamm zeigt, der selbst bei dieser geringen Grösse bereits die An- 
deutungen der seitlichen Digitationen erkennen lässt, besitzt unsere Art 
einen sehr schmalen leistenartigen Hauptstamm ohne Vertiefung in der 
Mitte und ohne Digitationen, ähnlich wie wir ihn namentlich bei vielen 
jurassischen Thecidien kennen. Auch die Gestalt ist verschieden: bei Thee. 
vermiculare mehr viereckig, bei der anderen Art mehr dreieckig. . 

Ich wüsste hiernach die Art von Kamajk nicht mit irgend einer be- 
kannten Art zu identificiren, möchte aber noch weniger auf so geringes 
Material hin dieselbe mit einem neuen Namen belegen. Indessen glaubte ich 
doch bei der Seltenheit der Thecidien in der böhmischen Kreide das Vor- 
kommen nicht unerwähnt lassen zu dürfen. 


11. Rhynchonella dimidiata Sow. sp. 1821. 


1821. Terebratula dimidiata Sow., M. C. IIl., p. 138, T. 277, F. 5. 
1846. h depressa Reuss, Verst, Ip: 46 z. Th.'(non I, 25, F. 9.) 
5 PTR rostrata Reuss, » p. 46, T. 42, F, 25. 

5 % latissıma Reuss, p. 47. 

® gallina Reuss, R ni AT STEIN 
1867. Rihnmchonella ala Reuss, ,„ Geg. zw. Komotau ete. p. 33. 
2 Rhynchonella dimidiata Schloenb., Brach. nordd. Cenom. (Geogn.- 
pal. Beitr. I, 3) p. 86, T.3, F. 1—3. 

Professor Reuss erkannte schon 1846 sehr richtig das Wesen dieser 
ausserordentlich veränderlichen Form , insofern er seine 7. depressa, ro- 
strata, latissima und gallına als in einander übergehend und daher als 
Unterarten zu einer und derselben Species gehörig betrachtete; nur darin 


119] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 457 


möchte ich mich ihm nichtanschliessen, dass er auch seine stetsnur inhöheren 
Schichten, d. h. in den Aequivalenten der Zonen des Inoceramus labiatus 
und des Amm. Woollgarei vorkommende alata ebenfalls mit zu derselben 
Art rechnete. Letztere, die ich nachstehend als Rihynchonella bohemica be- 
sprochen habe, möchte ich für eine besondere Art halten. 

Rhynchonella dimidiata kommt nach meinen Erfahrungen in Böhmen 
gerade so wie in Sachsen nur in dem unteren Horizonte der dortigen Kreide- 
formation und zwar ziemlich häufig und ausserordentlich verbreitet und in 
allen jenen zahlreichen Varietäten vor, die ich von Plauen bei Dresden be- 
schrieben habe; sie characterisirt also hier wie dort in ausgezeichneter 
Weise die Zone der Trigonia sulcatarıa und des Catopygus carınatus bei 
Deberno , Hollubitz, Wodolka, Kutschlin, Bilin, Grossdorf, Klein - Herren- 
dorf, Zbyslav, Kamajk, Korycan, etc. Besonders schön und gross, ganz an 
die prachtvollen, als 7. gallina und latissima von Tournay und Essen aus 
dem gleichen Horizonte beschriebenen Formen erinnernde Exemplare finden 
sich an den „Schillingen“ bei Bilin, sowie bei Zbyslav und Kamajk; bei 
Klein - Herrendorflassen sich namentlich schöne Uebergangsstufen zwischen 
den fein- und grob-gerippten Varietäten sammeln, welche letzteren vorzugs- 
weise in den Hippuriten- Conglomeraten bei Korycan vertreten sind. 


12. Rhynchonella Mantellana Sow. sp. 1825. 


1825. Terebratula Mantelliana Sow., M. C. VI, p. 72, T. 537, F. 5. 

1846? Terebratula Mantelliana Reuss, Verst. II., p, 47 z. Th. 

1867. Rihynchonella Mantellana Schloenb., Brach. nordd Cenom. (Geogn.- 
pal. Beitr. 1.3) p. 94, T. 3, F. 11. 

Ich konnte nur wenige sehr schlecht erhaltene Rhynchonellen aus der 

Zone des Catopygus carinatus und der Trigonia sulcataria Böhmens unter- 
suchen, welche wahrscheinlich dieser Art angehören. Ebenso dürfte das von 
Reuss am angeführten Orte eitirte Vorkommen in den untersten Pläner- 
Schichten vom Boren und den Schillingen bei Bilin sowie in den Conglo- 
merat-Schichten von Teplitz— Bildungen vom Alter der Zone des Catopygus 
carinatus und der Trigonia sulcataria — hieher zu rechnen sein, während die 
übrigen dort genannten Fundorte sich wohl eher auf eine Varietät der Rhyn- 
chonella Owvieri beziehen möchten. 


13. Rhynchonella bohemica Schloenb. sp. nov, 1868. 
Taf. V, Fig. 10. 


1846. Terebratula alata Reuss, Verst. II, p. 45, T. 25, F.3—8; 
T. 42, f. 26. 

Be Rhynchonella ala Reuss, Gegend zwischen Kommotau, Saaz 
etc. p. 90. 

1867. Rhynchonella vespertilio Krejöi, Verh. der geologischen Reichs- 
anstalt, Nr. 10, pag. 207. 

1867. Rhynchonella vespertilio Gümb., Neues Jahrbuch, p. 666. 

1867. Rhynchonella alata Gümb., Neues Jahrbuch, p. 797, 801, 
803, 804. 

Diese in Böhmen in ausserordentlicher Häufigkeit, namentlich im 
Exogyren-Sandstein, aber auch bereits nicht selten im Plänersandstein und 
zuweilen auch noch im Grünsandstein (z. B. bei Laun) auftretende Art 
seheint mir noch von keinem der bisherigen Autoren richtig erkannt zu sein. 


188 Dr. U. Schloenbach. [20] 


Sie vereinigt in sich gewisse Merkmale von allen jenen Arten, mit deren 
Namen man sie der Reihe nach belegt hat, ohne jedoch in ihrem ganzen 
Charakter mit einer derselben vollständig übereinzustimmen. 

Die Beschreibung dieser Art, welche Reuss in seinem grossen Werke 
über die Versteinerungen der böhmischen Kreideformation veröffentlicht 
hat, ist vortrefflich; ich habe derselben Nichts hinzuzufügen, und muss nur 
die Gründe darlegen, welche mich gezwungen haben, der Art — abweichend 
von den bisherigen Autoren — einen neuen Namen zu geben. Wenn ich als 
solchen den Namen Rhynchonella bohemica in Vorschlag bringe, so ge- 
schieht dies deshalb, weil unsere Art für die böhmische Entwickelungsform 
der Zonen des Inoceramus labiatus und besonders des Ammonites Woollgarei 
und Inoceramus Brongniarti sehr charakteristisch ist, nicht aber will ich 
damit andeuten, Rhynchonella bohemica sei nach den bisherigen Beobach- 
tungen auf die Kreide Böhmens beschränkt. 

Terebratula alata Lam. !), mit welcher unsere in Rede stehende böh- 
mische Art zuvörderst identifieirt worden ist, stimmt nach Davidson), 
welcher Gelegenheit hatte, die Originale der Lamarck’schen Arten zu 
untersuchen, specifisch mit der schon vorher als Anomia vespertilio von 
Brocchi beschriebenen Rrhynchonella überein. Wenn nun auch eine nahe 
Verwandtschaft der böhmischen Art mit der in Frankreich etwas jüngeren 
Schichten angehörigen Rhynchonella vespertilio nicht zweifelhaft sein kann, 
so scheint mir doch die ausgezeichnet dreilappige Gestalt der letzteren mit 
ihren scharf ausgeprägten Flügeln ein bei Rrhynchonella bohemica nie vor- 
kommendes, so auffallendes und constantes Merkmal, dass ich die Ver- 
einigung mit dieser Art nicht thunlich halten möchte. Es erhellt hieraus, 
dass weder der Name Rrhynchonella alata Lam. sp., noch Rhynchonella ve- 
spertilio Brocchi sp. für unsere Art in Anwendung gebracht werden kann. 
Eben so wenig halte ich aber die Wahl des Namens Rhynchonella ala Markl. 
sp. für zulässig. Terebratula ala Markl. wurde zuerst von Bronn:) mit 
ausdrücklicher Bezugnahme auf Exemplare aus der Kreide von Mörby in 
Blekinge (Scandinavien) veröffentlicht, welche er durch Marklin unter 
diesem Namen erhalten hatte und die mit Nilsson’s Abbildung von T. 
alata (non T. alata Lam.) übereinstimmten. Durch die Gefälligkeit des 
Herrn Cammerraths v. Strombeck in Braunschweig habe ich Gelegenheit 
gehabt, einige den Nilsson’schen Figuren genau entsprechende Exemplare 
zu vergleichen, und mich zu überzeugen, dass diese der jüngsten Kreide der 
Ostseeländer — also ungleich jüngeren Schichten als unsere Art der Zone 
des Amm. Woollgarei — angehörige Form der Rhynchonella octoplicata 
weit näher steht und jedenfalls schon wegen ihrer viel flacheren und breiteren 
Rippen nicht mit Rihynch. bohemica identificirt werden kann; auch erreicht 
die böhmische Art bei Weitem nicht so bedeutende Grösse, wie die bal- 
tische. Von anderen bekannten Rrhynchonellen der Kreideformation wären 
wohl besonders Rh. Lamarckana Orb., Rhynch. Cuvieri Orb., Rhynch. 
octoplicata Sow. sp., Rh. Eudesi Coq.*) mit unserer Art zu vergleichen. 
Rhymnchonella Lamarckana, eine in den jüngeren Cenoman-Schichten des 
westlichen Frankreichs verbreitete und häufig vorkommende Art, zeichnet 


!) Lam. An. s. Vert. VI, p. 254; 1819. 

®) Ann. and Mag. Nat. Hist., 2, V, p. 443, T. i4, F. 43; 1850, 
®) Leth. geogn., 1. Aufl. 1837, II, p. 645. 

*) Coquand, Synopsis, p. 89, 


[21] Kleine paläontologische Mittheilungen. II. 159 


sich durch ihren wenig gekrümmten, spitzen Schnabel, durch die Feinheit 
ihres Foramens und durch ihre länglich-dreieckige Gestalt in leicht erkenn- 
barer Weise aus, lauter Eigenschaften, in Bezug auf welche die böhmische 
Art sich sehr constant abweichend zeigt. Die Unterschiede der Letzteren 
von Rh. Cuvieri liegen namentlich in der weit kräftigeren Entwickelung 
des Schnabels und in der starken Ausbildung und gleichmässigen Vertiefung 
des Sinus, welcher letztere überhaupt ein sehr charakteristisches Merkmal 
der Rhynchonella bohemica ist. In dieser Beziehung zeigt Rh. octoplicata 
mit derselben grosse Aehnlichkeit; indessen lässt sich letztere durch ihre 
Bacheren Rippen und gerundeten Arealkanten leicht unterscheiden. Rhyn- 
chonella Eudesi endlich besitzt ungleich zahlreichere Rippen und ist in der 
Regel weit stärker gewölbt; sie wird von vielen Geologen nur als Varietät 
von Eh. vespertilio betrachtet, in deren Begleitung sie sich im westlicher 
Frankreich findet. 

Obgleich also meiner Ansicht nach ein verwendbarer Name für unsere 
Gattung noch nicht vorhanden ist, scheint mir die Verbreitung derselben doch 
eine nicht so geringe zu sein, als man hiernach fast anzunehmen geneigt sein 
möchte. Es liegen mir nämlich eine Anzahl von Exemplaren einer Rhyncho- 
nella aus der Zone des Amm. Wollgarei von St. Saturnin (Sarthe-Depart.) 
vor, welche in jeder Beziehung vortrefflich mit den böhmischen Exemplaren 
übereinstimmen; ich verdanke dieselben L. Saemann, der sie mir s. Z. 
ohne Spezies-Bestimmung zusendete. Ich zweifle nicht, dass es, wenn man 
einmal auf die Merkmale dieser Art aufmerksam geworden ist, ohne Mühe 
gelingen wird, sie auch von anderen analogen Localitäten Frankreichs nach- 
zuweisen ; in Deutschland habe ich sie dagegen trotz meinen eifrigsten Nach- 
forschungen nur aus den genannten Bildungen Böhmens, sowie der Gegend 
von Regensburg kennen gelernt. 


‚ 14. Rhynchonella Cuvieri Orb. 1847. 


1846. Terebratula pisum Reuss, Verst. II, p. 48, T. 25, F, 17—-20. 
(non Lam.) 

1846. Terebratula. Mantelliana Reuss, Verst. I, p. 48 z. Th., 
T. 25, F. 21, 22. (non Sow.) 

1847. Rhynchonella Cwvieri Orb., Cret. IV. p. 39, T. 497, F. 12-15, 


15. Rhynchonella plicatilis Sow. sp. 1816, 


1816. Terebratula plicatilis Sow., M. ©. IL, p. 37, T. 118, F. I. 
1846, " 5 Reuss, Verst. II, p. 47, T. 25, F. 10—13. 
4 FR octoplicata Reuss, Verst. I, p 48, T. 25, 
F. 14—16. 

Nachdem ich mich über die Auffassung dieser beiden Arten, über ihre 
Begrenzung gegen einander und gegen andere verwandte Formen, über ihre 
Verbreitung und ihre Synonymik in einem kürzlich der kais. Academie der 
Wissenschaften überreichten Aufsatze „über die norddeutschen Galeriten- 
Schichten und ihre Brachiopoden-Fauna*“ ausführlicher ausgesprochen habe, 
kann ich mich hier wie bei der Ter. subrotunda auf eine kurze Angabe der 
Verbreitung derselben im Gebiete der böhmischen Kreide beschränken. 

Beide Arten treten mit Sicherheit zuerst auf in dem oberen Pläner- 
kalk und dessen Aequivalenten, d. h. also in der Zone des Scaphites Geinitzi 
und Spond. spinosus; sie finden sich hier in ausserordentlicher Häufigkeit, 


160 Dr. U. Schloenbach. [22] 


variiren aber trotzdem nicht sehr, sondern gehören weitaus der Mehrzahl 
nach den typischen Formen an; ‘indessen bekommt Rh. Cwvieri zuweilen 
etwas gröbere Rippen und solche Exemplare sind es, welche gewöhnlich als 
„Ler. Mantelliana“ bezeichnet wurden. Von Rhynchonella plicatilis sind es 
besonders die bei Davidson, Cret. Brach., T. 10, F. 1—10 dargestellten 
Formen, welche in Böhmen auftreten. 

Auffallend ist es, dass beide Arten, welche in anderen Gegenden eine 
sehr grosse verticale Verbreitung besitzen, in Böhmen fast ausschliesslich 
auf das oben bezeichnete Niveau der Zone des Scaphites Geinitzi beschränkt 
erscheinen; für Rh. Cuwvieri wenigstens konnte bisher noch kein anderes Vor- 
kommen nachgewiesen werden, während allerdings Rh. plicatilis nach vor- 
liegenden Steinkernen im oberen Quader des hohen Schneeberges bei 
Tetschen und von Kreibitz vorzukommen scheint, welche möglicher Weise dem 
Niveau des Meer. cor anguınum äquivalent zu setzen sind. Eine Aufzählung 
der Fundorte dürfte überflüssig sein; beide Arten finden sich überall, wo 
die Zone des Scaph. Geinitzi entwickelt ist. 


16. Crania Parisiensis Defr. 1818. 
Taf. V, Fig. 19. 


1818. Orania Parisiensis Defr., Diet. IL, p. 313, no. 3. 

1846. ,„  Parisiensis Reuss, Verst. II, p. 53. 

1866. „ Parisiensis Schloenb., Krit. Stud., p. 57, T. 3, Fig. 
18—22. 

Von dieser in der obern Kreideformation so sehr verbreiteten Art, 
welche ich selbst 1866 aus allen Schichten vom Galeriten -Pläner (Zone 
des Amm. Woollgarei und Inoc. Brongniarti) aufwärts bis in die jüngsten 
Kreide- Ablagerungen nachweisen konnte, befindet sich im k. k. Hof - Mine- 
ralien - Kabinet eine wohl mit genügender Sicherheit bestimmbare, auf eine 
Austernschale festgewachsene Unterklappe, welche von Herrn Professor 
Reuss an der Localität „Schillinge“ bei Bilin in dem dortigen „unteren 
Plänerkalk“ (Zone des Oatopygus carinatus und der Trigonia sulcataria) 
gesammelt wurde. Es ist dies Exemplar eins von jenen, welche demselben bei 
seinem obigen Citat dieser Art vorgelegen haben; die übrigen dort eitirten 
Exemplare scheinen sich in andern Sammlungen zu befinden. Das dort 
gleichfalls eitirte Vorkommen von Grossdorf entspricht demselben geolo- 
gischen Horizonte. 

Die mir vorliegende Unterklappe ist 18 Millim. breit und 14 Millim. 
lang; der granulirte und von ziemlich groben Poren durchbohrte Saum (lim- 
bus) ist namentlich an der Stirn sehr breit und der Durchmesser der ver- 
vertieften inneren Fläche (discus) beträgt daher nur 12 Millim. Breite bei 
9 Millim. Länge. Uebrigens stimmen alle Merkmale sehr genau mit dem 
von Eug. Deslongchamps aus viel jüngeren Schichten, nämlich aus der 
Zone des Micraster cor testudinarium von la Faloize (Somme), beschrie- 
benen und abgebildeten Vorkommen ’) überein und kann ich mir daher er- 
sparen, |hier in eine genauere Beschreibung des böhmischen Exemplars ein- 
zugehen. 


1) Etudes critiques sur d. Brach. nouy. ou peu conn., 1. et 2. fasc., pag. 44, 
Taf. 8, Fig. 3, 4; 1862. 


[23] Kleine paläontologische Mittheilungen. Ill. 16i 


Crania Parisiensis ist somit sowohl aus den untersten Cenoman- 
Schichten, als aus den jüngeren Zonen der Kreide - Formation, welche Or- 
bignys Turon- und Senon-Etage zusammensetzen, nachgewiesen; ich 
zweifle nicht, dass es mit der Zeit gelingen wird, die bis jetzt noch vor- 
handenen Lücken im Vorkommen dieser Art durch ihren Nachweis auch in 
den Zonen des Scaphites aequalis, des Ammonites Rotomagensis und des 
- Inoceramus labiatus auszufüllen. 


17. Orania gracilis Mü. 1833. 
Taf. V, Fig. 12—15, 


1833. Crania gracilis Mü. in Goldf. II, T. 163, F. 2. 
1846. ,„ ürregularis Reuss, Verst. II, p. 53, T. 42, F. 27, 28. 
1866.  ,„ gracilis Schloenb., Krit. Stud., p. 56. 
5 » eximia Schloenb., Krit. Stud., p. 57, T. 3, F. 17. 
1867. „ gracilis Schloenb., Brach. nordd. Cenom., p. 102. 
” eximia ” 2 ” 103. 
Ausser den zahlreichen Exemplaren von Korycan, welche ich durch 
die Gefälligkeit des Herın Dr. A. Fritsch im Museum zu Prag zu unter- 
suchen Gelegenheit hatte und den 6 Exemplaren von den Schillingen bei 
Bilin, welche, aus der Reuss’schen Sammlung stammend, in den Besitz 
des k. k. Hof-Mineralien-Cabinets übergegangen sind, liegen mir 10 neuer- 
dings von Herrin Dr. Fritsch bei Kamajk unweit Leitmeritz gesammelte 
Exemplare (Oberklappen) dieser Art aus Böhmen vor, welche sämmtlich 
die Innenseite sowohl wie die Aussenseite der Schale in vortrefflichstem Er- 
haltungszustande zeigen. Die kleinsten darunter, aber gleichwohl schon 
vollkommen characterisirt, haben nicht mehr als 21/, Millimeter Durch- 
messer. Fast alle diese Exemplare weichen ein wenig von einander ab und 
beweisen dadurch, dass die Veränderlichkeit der Art eine ausserordentlich 
grosse ist. Während einige Exemplare sehr hoch gewölbt sind, sind andere 
fast ganz flach, und zwischen diesen beiden extremen Formen sind alle 
Uebergangsstufen vorhanden, ganz analog wie ich bei der norddeutschen 
Orania ürregularis aus den Neocombildungen nachweisen konnte. Ebenso 
zeigt die Sculptur der Schalenoberfläche dieselbe Variabilität, wie bei der 
letzgenannten Art; hieraus erklärt sich ganz natürlich, dass Prof. Reuss, 
der bei dem Erhaltungszustande der ihm vorliegenden Exemplare von den 
Schillingen bei Bilin das Innere nicht untersuchen konnte, die böhmische 
Art nicht von der norddeutschen Or. ürregularis trennen konnte. Denn es 
befinden sich unter den mir jetzt vorliegenden böhmischen Exemplaren 
nicht nur solche, welche dieselbe Oberflächenseulptur besitzen, wie das bei 
Goldfuss abgebildete Exemplar aus der Zone des Catopygus carinatus 
(Tourtia) von Essen (Westphalen), sondern auch solche, welche sich ın 
ihren Umrissen und ihrer Ornamentirung nicht von meinen Abbildungen der 
verschiedenen Varietäten von Cr. irregularis (Krit. Stud. T. IH, F. 13 
bis 15) unterscheiden lassen ; ausserdem sind auch mit den citirten Reuss- 
schen Figuren übereinstimmende Formen vorhanden. Alle diese, die zudem 
durch deutliche Uebergangsstufen mit einander verbunden sind, stimmen i in 
ihrem inneren Bau so vollständig überein, dass eine Trennung i in mehrere 
Arten durchaus unthunlich ist, ja selbst nicht einmal einigermassen con- 
stante Varietäten sich festhalten lassen. Dagegen zeigen dieselben bei deut- 
licher Erhaltung sämmtlich ein gemeinsames constantes Merkmal, welches 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1863. 18. Band 1. Heft. 21 


162 Dr. U. Schloenbach. [24] 


die speeifische Verschiedenheit von Orania irregularis beweist, nämlich die 
sich stets mehr oder weniger hoch von dem Grunde der Schale abhebenden 
vorderen Occlussor-Male, welche bei Orania irregularis ganz flach sind 
und sich gar nicht oder doch nur äusserst wenig als schwache Unebenheiten 
über die Innenfläche der Schale erheben. 

Auch vonjener grossen Crania, welche ich früher 1) als Orania exi- 
mia bezeichnete, befinden sich unter der neuen Sendung des Herrn Dr. 
Fritsch einige Exemplare (Oberklappen), deren Schalenoberfläche gut er- 
halten ist. Nachdem ich jetzt die ausserordentliche Variabilität der Or. 
gracilis an so zahlreichen gut erhaltenen Exemplaren kennen 'gelernt und 
mich überzeugt habe, dass mehrere der ursprünglich nach dem mir früher 
vorgelegenen geringeren Materiale für charakteristisch gehaltenen Merk- 
male inconstant sind, erscheint mir die specifische Seibstständigkeit jener 
Art zweifelhaft; denn namentlich die flachere Wölbung der Oberklappe und 
die ausserordentlich stark entwickelten Fortsätze in derselben, welche die 
Ocelusor-Male tragen. — Merkmale, die mir hauptsächlich die Verschieden- 
heit, der Or. eximia zu begründen schienen — ‚kommen auch ganz entsprechend 
bei Exemplaren vor, die ich nach allen ihren sonstigen Kennzeichen und 
wegen des Vorhandenseins von Mittelformen zu Orania gracilis rechnen 
muss. Auch die bedeutendere Grösse der Cr. eximia kann ich nach. dem 
neuerdings von mir untersuchten Materiale nicht mehr für ein specifisches 
Unterscheidungs-Merkmal halten, ebensowenig wie die bei Urania gracilis 
oft ausserordentlich stark entwickelten schmalen leistenartigen, radialen 
Erhöhungen, welche durch die Begrenzungslinien der Ovarien-Eindrücke her- 
vorgebracht werden und die namentlich an dem von Goldfuss abgebildeten 
Exemplare stark ausgeprägt sind; denn dass dies Merkmal wohl nur als ein 
individuelles zu betrachten sei, habe ich schon in meiner zuletzt citirten 
Schrift angeführt. 

Die neuen von mir untersuchten Exemplare der Orania gracılis 
stammen sämmtlich aus der Zone des Catop. carinatus und der Trig. sulca- 
tarıa von Kamajk bei Leitmeritz, so dass also diese auch aus Frankreich, 
Westphalen und Sachsen im gleichen Niveau bekannte Art nunmehr an 
drei böhmischen Fundorten (Korycan, Bilin) nachgewiesen ist. 


18. Crania Ignabergensis Retz 1781. 


1781. Orania Ignabergensis Retz, Schrift. d. Berl. Gesellsch. naturf. 
Fr, II, p. 75, T.1,F. #7. 

1866. Crania Ignabergensis Schloenbach, Krit. Stud., p. 60, T. 3, 
F. 23—25. 

Das Vorkommen dieser vertical und horizontal sehr verbreiteten Art 
in Böhmen habe ich schon in meiner oben citirten Arbeit erwähnt, dort auch 
bereits eine Abbildung des in der Zone des Scaphites Geinitzi und Spondylus 
spinosus bei Hundorf gefundenen zweiklappigen, wohlerhaltenen Exemplars 
(T. 3, F. 25) mitgetheilt. Prof. Reuss hatte Oranıa Ignabergensis früher ?) 
als bei Wunitz vorkommend angeführt , änderte diese Bestimmung ee 
später 3) selbst in Or. spinulosa um. 


1) Krit. Stud. 1866, p. 56, T. 8, F. 17, und Brach. d. nordd. Cenom. p. 103. 
2) Geogn. Skizzen, p. 29 und 142. 
3) Verst. böhm. Kr. II, p. 53. 


[23] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 163 


Weitere Vorkommnisse der Orania Ignabergensis in Böhmen sind 
mir nicht bekannt geworden. 


19. Crania sp. 


1846. Orania spinulosa Reuss, Verst. II. p. 53. 

Ausser obigen 3 Arten, die ich untersuchen konnte, führt Prof. Reuss 
noch Orania spinulosa an, von der er ein Exemplar im „oberen Plänerkalk“ 
von Wunitz, in Gesellschaft von Rhynchonella plicatilis, Owvieri und Tereb. 
subrotunda gesammelt hat. Eine Abbildung ist nicht beigefügt, doch wird 
ausdrücklich hervorgehoben, dass das Exemplar die Speciesmerkmale deut- 
lich zeige. Prof. Reuss bezieht sich dabei auf die Abbildungen bei Nilsson 
und Goldfuss, welche erstere nach einem Exemplare aus der baltischen 
jüngsten Kreide, letztere nach einem Maestrichter-Exemplare gezeichnet sind. 
Seitdem ist jedoch, namentlich durch Bosquet, nachgewiesen, dass diese 
beiden Abbildungen sich auf zwei von einander verschiedene Arten beziehen, 
von denen die Maestrichter Form den Namen Orania Hagenowi Kon. er- 
halten hat. Da ich aber leider keine Gelegenheit gehabt habe, das einzige 
aus Böhmen bekannte Exemplar zu vergleichen, so ist es bei dem Mangel 
einer Beschreibung und Abbildung desselben nicht möglich zu entscheiden, 
ob dasselbe zu der echten Orania spinulosa Nilss. oder zu Or. Hagenowi 
Kon. gehört; in Bezug auf seine Lagerstätte ist dasselbe ungleich älter als 
die beiden letztgenannten, den jüngsten Kreidebildungen angehörenden, und 
es würde deshalb eine sichere speeifische Bestimmung von um so grösserem 
Interesse sein, als jene beiden Arten bisher weder aus älteren Schichten, 
_ noch horizontal in grösserer Verbreitung bekannt waren. 


Rückblick 


Aus Obigem ergibt sich das Vorhandensein von 19 von einander ver- 
schiedenen Brachiopoden-Arten in der böhmischen Kreide, von denen in- 
dessen drei nicht speecifisch, sondern nur generisch sicher bestimmbar waren. 
Von diesen 19 Arten ist nur eine, nämlich Magas striolaris, nach den bis- 
herigen Erfahrungen ausschliesslich auf Böhmen beschränkt; dieselbe ge- 
hört den untersten Schichten der böhmischen Kreide, der Zone des Cato- 
Pygus carinatus und der Trigonia sulcataria an; die anderen kommen zwar 
zum Theil (z. B. Magas Geinitzi, Rhynchonella bohemica, Crania gracilis) 
in Böhmen besonders häufig vor, finden sich aber auch — und zwar zum 
Theil noch häufiger und verbreiteter (z. B. Terebratulina chrysalis, Orania 
Parisiensis und Ignabergensis) in anderen Kreidegebieten. Vereinzelt steht 
das Vorkommen von Crania Parisiensis in so tiefen, cenomanen Schichten, 
aus denen sie anderwärts bisher noch nicht bekannt war; auch das Vor- 
kommen von Morrisia ef. Suessi, wenn sich wirklich die Identität der böh- 
mischen Exemplare mit der von Bosquet beschriebenen Art herausstellen 
sollte, würde auf so tiefer Lagerstätte als eine Anomalie betrachtet 
werden müssen. 

Die aufgezählten 19 Arten vertheilen sich in Bezug auf ihre verticale 
Verbreitung in der Weise, dass 12 von ihnen bereits in dem untersten Hori- 
zonte, der Zone des Catopygus carinatus und der Trigonia 
sulcataria vorkommen, nämlich : 

21* 


164 Dr. U. Schloenbach. [26] 


- Terebratulina rigida. Thecidium vermiculare, 

2 chrysalis. > sp. ind. 
Terebratula phaseolina. Rhynehonella dimidiata. 
Morrisia cf. Suessi. HN Mantellana. 
Magas Geinitzi. Orania Parisiensis. 

„  striolaris. ».. gracıls. 


Von diesen sind nur drei, nämlich Terebratulina rigida, chrysavis und 
Magas Geinitzi in Böhmen auch aus jüngeren Schichten bekannt, während 
nach den Untersuchungen in anderen Kreidegebieten auch Morrisia Suessi, 
Theeidium vermiculare und Oramia Parisiensis noch in jüngeren, als ceno- 
manen Schichten vorkommen. 

In der Zone des Inoceramus labiatus sind nur Terebratulina 
chrysalis, Magas Geinitzi und Rhynchonella bohemica mit Sicherheit nach- 
gewiesen, von denen die letztere hier zum ersten Male auftritt; keine von 
ihnen hat hier ihre Hauptlagerstätte. 

In der Zone des Ammonites Wollgarei und Inoceramus 
Brongniarti finden sich ebenfalls nur Zerebratulina chrysalis, Magas 
Geinitzi und Rhynchonella bohemica ; beide letztere Arten erreichen hier das 
Maximum ihrer Häufigkeit und Ah. bohemica wird in höheren Schichten 
nicht mehr gefunden, 

Die Zone des Scaphites Geinitziund Spondylus spinosus 
führt folgende 9 Arten: 


Terebratulina rigida. Ehynchonella Owvveri. 

5 chrysalıs. z plicatilis. 
Terebratula subrotunda. Crania Ignabergensis. 
Megerleia lima. „sp. (spinulosa Reuss.) 


Magas Geinitzt. 

Von diesen traten Ter. subrotunda, Megerleia lima, Rhynchonella 
Cwvieri, plicatilis, Cramia Ignabergensis, Or.sp. in Böhmen in diesem Hori- 
zonte zum ersten Male auf, während in anderen Kreidegebieten 7. subro- 
tunda, Meg. lima, Rh. Cwvieri, Eh. plicatilis schon in tieferen Schichten 
vorkommen. Die beiden Terebratulinen und die beiden Rhyhchonellen finden 
sich hier in grösster Häufigkeit. 

In den beiden folgenden, jüngeren Horizonten der böhmischen Kreide, 
d.h. in der Zone des Mecraster cor testudinarium und Ino- 
ceramus Cuviert, sowie in der Zone des Mier. cor anguinum' 
treten Brachiopoden nur ganz vereinzelt auf; so findet sich Terebratulina 
chrysalis in der ersteren Zone in den Plänermergeln, und Magas Geinitei 
in der zweiten Zone, im sogenannten oberen Quader; im letzteren kommt 
ausserdem auch, wenn man nach Steinkernen von ziemlich mangelhafter 
Erhaltung urtheilen darf, Ahynchonella plicatılis vor. 

Es ergeben sich also hieraus für die böhmische Kreide drei Haupt- 
Horizonte, in denen Brachiopoden in grösserer lläufigkeit auftreten. Die 
Zone des Catopygus carınatus und der Trigonia sulcataria, die Zone des 
Amm. Wollgarei und des Inoceramus Brongniarti und die Zone des Sca- 
phites Geinitzi und Spondytus spinosus ; von diesen sind nur die erste und 
die letzte neben der Häufigkeit der Individuen zugleich durch Mannigfal- 
tigkeit der Formen ausgezeichnet. 

Im erstgenannten Horizonte kommen die Brachiopoden in zweierlei 
etwas verschiedenen Facies vor, welche dnrch die Mergel der „Schillinge“ 


[27] Kleine paläontologische Mittbeilungen. III. 165 


bei Bilin einerseits und durch den Rudistenkalk von Korycan andererseits 
repräsentirt werden. Auch in Bezug auf ihre Brachiopoden - Führung sind 
die genannten beiden Ausbildungs-Formen dieses Horizontes etwas ver- 
schieden, indem die Mannigfaltigkeit der Arten in der Facies des Rudisten- 
kalkes eine bei Weitem nicht so grosse ist, wie in der andern. Denn wäh- 
rend aus den Kalken bis jetzt nur Terebratula phaseolna, Rhynchonella 
dimidiata, Ih. Mantellana und Orania gracilis nachgewiesen sind, kom- 
men ausser diesen in den petrefactenreichen Mergeln alle anderen oben aus 
dieser Zone eitirten Brachiopoden-Arten vor; die petrefactenreichen Sandsteine 
aber, welche demselben Niveau als eine dritte abweichende Facies angehören, 
2. B. die von Tisa, scheinen von Brachiopodenresten ganz frei zu sein. 

Der zweite Haupt-Horizont sind die Exogyren - Sandsteine der Zone 
des Amm. Woollgarei, einelocale Ausbildungsform der tieferen Lagen dieser 
Zone. Magas Geinitzi und Rihynchonella bohemica bilden mit Ostrea (Exo- 
gyra) columba Lam. und cf. vesieularis die häufigsten Petrefacten dieses Ge- 
steins, welches stellenweise ein förmiges Muschelconglomerat ist; alle an- 
deren darin vorkommenden Arten (z. B. Limapseudocardium, Pecten, Ino- 
ceramus etc.) stehen an Häufigkeit weit hinter jenen zurück. Schon der 
Grünsandstein, in welchen der Exogyren -Sandstein in der Regel nach oben 
hin unmerklich übergeht, oder durch den er an vielen Localitäten ganz er- 
setzt wird, ist ungleich ärmer an Brachiopoden, enthält aber viel zahlrei- 
chere Bivalven und Cephalopoden. 

Der dritte Horizont, in welchem Brachiopoden eine grössere Rolle 
spielen, ist die Zone des Scaphites Geinitzi und Spondylus spinosus. Wo 
diese Zone als fester Mergelkalk mit Cephalopoden, Inoceramen, Limen, 
‚ Spondylen etc. auftritt, wie z. B bei Hundorf und anderen Orten in der 
nächsten Umgebung von Teplitz, sind es besonders Terebratula subrotunda, 
Rihnmchonella Cwvieri und plicatilis, welche die Mehrzahl der vorkom- 
menden Brachiopoden ausmachen. Daneben müssen als nicht selten Tere- 
bratulina rigida, als seltener Terebratulina chrysalıs und geradezu als Sel- 
tenheiten Megerleia lima, Magas Geinitzi und Orania Ignabergensis ge- 
genannt werden. An anderen Localitäten, wo diese Schichten mehr thonig- 
mergelig sind, wie z. B. am Fusse des Hoblik bei Laun, spielen die kleinen 
Terebratulinen eine grössere Rolle; letztere gewinnen endlich dort, wo in 
den Mergelplatten dieses Horizontes die Spongitarien häufig werden, wie 
z. B. am nördlichen Abhange des Hügelzuges zwischen Laun und Malnitz, 
. nebst Ostrea sulcata und lateralıs ganz die Oberhand. 


22 


166 Dr. U. Schloenbach. Kleine paläontologische Mittheilungen. III. [?8] 


Erklärung der Abbildungen auf Tafel V. 


Seite. 
1. Terebratula phaseolina Lam. Zone d.Trig. sulc. u. d. Catop. 
carınatus. Tuchomifritz, Ben im k. k. Hof-Mia.-Cabinet 

zu Wien . su Dar ABO 
2—5. Magas striolaris Schloenb. sp. NV. Aus derselben Zone von 
Kamajk bei Leitmeritz; 2—4. Dorsal-, 5. Ventral-Klappe 
verschiedener Individuen. Sämmtliche Originale im böh- 


mischen National-Museum zu Prag . : . 2.2 2.2... 154 [16] 
6—7. Morrisia ef. Swessi Bosgq. Aus derselben Zone von Weiss- 
kirchlitz. Originale im k. k. Hof-Min.-Cab. . . . . . . 152 [14] 


8. Thhecidium vermiculare Schloth. sp. Aus derselben Zone von 
Kamajk bei Leitmeritz. sn in meiner eigenen 
Sammlung . . ‚u SonaTeisuren] 

9. Thecidium sp. Hbendaher. Original i in meiner or Sammlung . 156 [18] 

10. Rhynchonella bohemica Schloenb. sp. nov. Aus der Zone des 
Amm. Woollgarer und Inoc. Brongniartı von Drahomischl. 
Orig. im Museum der k. k. geolog. Reichsanstalt.. . . . 157 [19] 

11. Orania Parisiensis Defr. Aus der Zone der Trig. sulc. und 
des Catop. carınatus von den „Schillingen“ bei Bilin. 
Original im k. k. Hof-Min.-Cabinet . . . Sess: 160122] 

12—15. Orania gracilis Münst. Verschiedene Varietäten aus der 
Zone der Trig. sulc. und des Catop. carınatus. 12—14. von 
Kamajk, aus dem böhmischen National-Museum zu Prag; 
15. von den „Schillingen“ bei Bilin, aus dem k. k. Hof- 
Min. -Cabinet z men ALL erben (4, oh 161 [23] 


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Durchschnitt vom Königs Berg durch den Kempfer Bach zum Alpl, Raibl W. 


Niveau d. Thalsohle von Raibl 2335 


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RAIBLu.«KALTWASSER 


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Zeichen-Erklärung 
„ HDillausend-Dolomit Br. Breecieukalke ZU Josephigang 
C. Corbula- Schichten Sk.Schwarzer Kalk W Strngglischergang 
M. Mesalodon Schichten WE WerfnerSchiefer: Vv Morgenblatt 
R.Raibler Schichten F Felsitporphyr 7 Abendblalt 
- EK.Erzführender Kalk ; SS. Tertiärer- Schotter und Schutt ZZ Johannikluft 
‘ Ir T. Tuffe von Kaltwas ser / Tuschangang ZI Rtult amhohen Kreuz 
We .Wengerschiefer v2 Rauschenbachsang + Hirudorte von Peirefacten 


Jahrbuch der k.k geologischen Reichsanstalt. 1868. Ba. AI. 


Scharten Klamm N f ; 


Königs F. 6ons" 
I N. 


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Geologische Karte 


von 


Autographie d.lith.Anst.r. F.Köke, Wien. 


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D. Stur. Raibl und Kaltwalser. Tafel N 1 
afel N? Il. 


Iredik Spitzen 


8462 Jalur Carnita 


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5168 Han 27 — 
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Ansicht des Torer - und Thörler - Sattels. 


Standpunet: Wasserscheide zwischen dem Kunzen - und Torer Graben, südlich v.Fünfspitz. 


Jahrbuch der k. A.geologischen Reichsanstalt. 1868 Ba.XVIIT. 


. Griesbach. Der Jura von St.Veit. Taf. Ill. 
Rosenber 2 
Einsiedelei Ob.St. Veit Ginzen Berg E) 0. 
i N Traxer Berg ' 
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irlimsebungen re >> N ; 

STVEIT-WIEN ee | 


71.Lone des Amm.Sauzei d’Orb. 


Mittlerer Dogger 9, Schiefer mit Posidonien 
IR Zone des A.Humplwiesianus Sow- 


-L:.Baculaten Horizont. 


|.) 1.Kös sener Schichten DL, ne 
Bits a. 
8 3.Mitllerer Dog ger BE: 7Neocom.AptychenkK. 
Hansl] Oberer Dogger 


6.Jura Aptychen Kalk 


1. Grestner Kalk. 
I. Brauner Sandstein. 


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Ni) Mn ul 
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Jahrbuch der k. R.geol. Reicksanstalt. 1868. Ba.XVıI. Aulogr. d. Lin. Anst.o.I. Köke, Wien . 


Taf. W. 
Druck.v. FE Koke 


FE 


1 


Griesbach. Der Jura von St.Ve 
Autor del.&elith. 


Ammonites Vindobonensis Griesb. n. sp. 


Jahrbuch.der k.kgeol Reichsanstalt 186 6 Ba. 


F 
? 
Taf. V. 


- Schloenbach, kl. palaeont .Mittheilungen.Ill. 


Druck v.F.Köke inWien 


Autor del. Strohmayer lith. 


1. Terebratula phaseolina Lam., %.5 Maßas striolaris Schloenb. sp. nov., 

6,7.Morrisiaef. Suessi Bosg., 8. Thecidium vermiculare Schloth.. 

9. Tnecidium sp., 10. Rhynchonella bohemica Schloenb. sp.nov.., 
12.15.Cranıa gracilis Münst. 


N. Crania Parisiensis Defr., 
Jahrbuch. der k.k geol. Reichsanstalt. 1868 BaAVI. 


. 


rzeichniss der von der k. k, geolog. Reichsanstalt geologisch colorirten Karten. 


P (In österreichischer Währung.) 


A. Specialkarten im Maasse von 1:144.000 der Natur. 2000 Klafter = 1 Zoll. 


\ Schv.| Color. Schw.| Color. | Schw.| Color 
"1. Oesterreich ob und Karte IN qı. Steiermark und . Karte _ Karte 
unter der Enns. fl. | kr] A. |kr Illyrien. A. jkr| A. |kr A.|kr| f. |r 
zur 1 Schladming . . .|[. 185] 1]25114 | /Brandeis .... . „| 1140| 4 
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Pe I De: 2 Rottenmann . . ./ 140) & . Königgrätz ... . . || 140) 4 
UL er, 3° Bruck u. Eisenerz. || 1140| 5) - Reichenau . . . .|,1l40| 4 
1la0l 4 4 Mürzzuschlag. . . | 1140 4% - Plan. . 272 2128140]. 4 
21 ılaol 5 5 | | Grossglockner.. . „||. \g5| 1 Pilsen . ......12140) 4 
Maga al. 6 Ankogel 2... ||, 85 1 Ban Saas 
Te 9 .f7 Ober-Wölz ..... .| 1la0| 2] » Bönaschan 0 el TO A: 
2.211140): - 3 8 | | Judenburg . . . . || 1140| | - Chrudim u. Czaslan || 1140| 4 
-..Hılaol 3] .|? Gratz . .-...11140 4 - Leitomischel . . „|| 1140| 4 
1 6 Ober-Drauburg ; 1140| % - ENHTTTentache, 3 .|85| 2 
ee 5 Gmünd... ....// 140 & - a Klatkauen oh. 1140| 5 
ee Art 4 Friesach . . . . . || ılao| 5150 &o/ Mirotitz .. . . „| 1140| 4 
Kt 2 Wolfsberg . . » - || 1140) 4]50126*°|Z\ Tabor.. . ... . „|| 140| 3 
ERS 5 Wildon ..- . . -|| 1l40) #]50527 |'®, \Deutschbrod .. .|| 1140| 2 
RE 3 Villach u. Tarvis „|| 1lao) 4)50]28 | |Bistrau ... ..|. si ı 
Re 3 3 | Klagenfurt... . . | ılao| , 650129 |P I[Schüttenhofen . „N 1140| 3 
Iı 4 € | Windischgratz . .|| 1la0|l 6| - Wodnian. -» ...ı 1140| 4 
en af 5 Ei Marburg . . » . - || 140) #]50 Neuhaus .. . ..| 140) 4 
el 5 2 | Friedau .. . - „| 1lao] 1175082 | Zerekwe .. ..% .185| 1 
RE > & | Caporetto u. Canale ||. |g5) 3150683 | N Kuschwarda .. „|. [85] 4 
k 1 Mi 5 |Krainburg .... .|| 140) 5 - Kruman ns 1140| 5 
1 6 9 |Möttnig u.Cilli. „|| ılao| 6  Wilkngau el hlaol 4 
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iener-Neustadt . || 1 6 Görz. . 2... ılaoı 3 - 8 Bucharapie 7. . 85) 1 
Wieselbug . ,.|ı 2 Laibach . . . . .1| 1lao) [50138 V. Ungarn. 152 
Hallstatt . ... .|. 2 Weizelburg . . . . | 1140| | - ne ag 
Spital am Pyhrn .||. 1 Landstrasse, . . »+|\.. |85 r 2 ; Txstjenna u. Nämestö) 1140) 1 
Mürzzuschlag 1 5 Triest . . ...... || 1]40) bednitz 2 N lF-N85|. 2 
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1231. rin Pier) 140 3.) Rosenberg u. Kubin|| 1/40| 5 
Habsrericigblen a 1 Rn |85 rn Käsmark u. Poprad. | 1140| 5 
Biene EUR DAN; 2,00 Holitsch . ....... | 1140| 3 
1 Daran Fuscine . Er s 2 15 | | Trentschin .... 1140|, 5 
: : Veglia u, Cherso . || 1l40| 2150]16 Fr ES ” H 
1 4 a ER - 18 | a | Dobschau u.Tisoyee| 1140) 5 
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1 el. .., Schluckenau .. . .||-.185| 1/2595 |&o/) Tymaun .....1140 5 
dstadt.....|ı.| a / Hainspach .. . .||- 85] 1) .$e |3/ Schemnitz.. . . . | ılao| 4 
| Zell im Zillerthale || 1 3. | Tetschen. ... .11140| 6|. © \Altschl ....,| 140) 4. 
DI Zell im Pinzgau .| ı 51, Reichenberg . . .| 1140| 6| .128 |? |Rima Szombath . . || 140 4 
Radstädter Tauern || ı 3 S\ Neustadt! ... .| 1140| 4lsoßs 15 Pressburg - . ... 140) 5 
i EEE Re 1 re Noudeki. susun..r [85 2| - 136 Neutrs......11l40) 1 
SU 3 Komotau . . ... 140) 6| . 137 Bars u. Verebely . || 1140| 2| 
alle j75ı 4 32\ Leitmeritz . ._. . 1!40! 6| 50fs8 Balassa-Gyärmath . | 1140) 3 
"ag &% | Jungbunzlau ... . | T40| 6) .f39 Hülek... 1.202.040] 8 
4 alien 2... ...|1la0l 7 .Ko Miskolez. . . ...1140| 3 
P (Braunau ..... 140 4| 50150 an... 23.11 1140| 3 
Eger...» . 2.0.1140) 5150851 Waitzen . . ...| 1440| 5 
12 ‘ Lubenz ... ..1.1[40| 5|. 152 Erlau . .. . 2.°11[40| 3 
13 Prag... 2.2.10 6.858 \Mezö Kövesd . . ."ılaol 2 


= Generalkarten im Maasse von 1: 288.000 der Natur. 4000 Klafter = 1 Zoll. etc. 


Umgebung von |X1I. Banat in 4 Blättern]] 4120] 8 
16 Lugos bis zur Grenze|| 1/25 3125 Al. Galizien, Lodomerien 
— über die Grenze|l_ | und Bukowina; Stras- 
1125| 11750 bis Karlsburg . || 1|25| 450 senkarte in 3 Blät- 
1125| 57517 Innerhalb derGrenze)| 65| 50 tern, 60000 1 Zoll 
; — bis zur Landes- 
1j25| 5125 N grenze ..-. 11/501 9 
1125| 1|7 VIl Salsburg; 1 Blatt . | 3]. | 30| . — über die Landes- 
1125| 5[75 VII. Kärnthen, Krain und grenze „ . . .|| 1152| 12 
1125| 5[25 Istrien in 4 Blättern || 4]. | 60| . XIV. Steiermark in 4 Bl. || 4 36 
1125| 5/25 IX. Lombardie und Vene- XV. Slavonien u. Militär 
1125] 3|25 dig in 4 Blättern «grenze ;1 Bl. 6000° | 
1125| 225 — bis zur Landes- TE Zoe rel 
1j25| 6). grenze „ - - „18.120. XVI, Croatien u. Militär- 
| Stuhlweissenburg . | 1125] 6| . — über die Landes- || grenze; ı Blatt 
 jSzolnok .... ..| 1125| 1/50 SHERORZEL Ur,» 8sI.| 34. 60000 = 1 Zoll, 
= X. Tirol und Vorarlberg bis zur Grenze . . |. 150| 8 
1125| 3|25 in 2 Blättern. . | 6]. | 30) . — über die Grenze |..|50 : 6 
X. Siebenbürgen ; Stras- IVIl. Dalmatien in 2 Bl, . 
1/25) 5175 senkarte in 2 Blät- 60000 = 1 Zoll» . | 11,| 4 
asdin 125) 4. tern, 60000 1 Zoll, 
i . 1/25! 3/50, bis z. Landesgrenze] 1|.| 9 
\Szegedin u. Arad . || 1125) 1175 — über die Grenze) 1]. | 10 


Sämmtliche Karten durch das k. k. militärisch-geographische Institut herausgegeben und in 
lage desselben, wie auch in der Kunsthandlung bei A. Artaria, I. Kohlmarkt Nr. 9, zu haben. 
XL, Banat, bei Artaria erschienen. : 

‚geologisch colorirten Karten werden von der k. k, geologischen Reichsanstalt und der Kunst- 
n A. Artaria auf Bestellung geliefert; auch werden schwarze Karten geologisch colorirt. 


1" 


Inhalt. 


I. ‚Geologische "Tebersichtskarte der österreichischen Monarchie. Von 
Franz Ritter von Hauer. Blatt Nr. VI. Oestliche Alpenländer . 


II. Beiträge zur Geognosie. Tirols. Von Adolph EN A 
III. Zur Geologie des ‚siebenbürgischen Erzgebirges.,.Von F. Posepny. 
IV. -Flöhenmessungen in Oberungarn. Von Dr. Kärl TR DILIG 
V. Beiträge zur Kenntniss der geologischen Verhältnisse der UmpeBend 
von Raibl und Kaltwasser. Von D. Stur. Mit Pal Tr. H...0% 
VI. Der Jura, Yön St. Veit bei Wien. yo Karl Griesbach. Mt |. 
Vatel Bil m, INES N Re ar he De ea 123°. 1° 
VII. Fossile Pflanzenreste ads’ dem Schiefergebirge von | hide in AR 
Oroatien, Yon Di. Baur an a an 181 
VIII. Kleine paläontologische Mittheilungen. III. "Von Dr. U.Schloenbach. » 1% 
Mit Tafel Ve... een sn RE 08 


Unter der. Presse: ’ 


JAHRBUCH DER K. K. GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. \ 


18638. XVII. Band. 
Nr. 2. April. Mai. Juni. 


Far 


JAHRBUCH 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


JAHRGANG 1868. XVII. BAND. 


NRO 2, APRIL, MAI, JUNI. 


| — ie — 
WIEN. 


DRUCK VONF.B. GEITLER. 


IN COMMISSION 


BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES,. FÜR DAS INLAND, — 
BEI F. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


| 
it Tafel VL—X. | 
| 
| 
| 
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Bei der Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt, Wien, Landstrasse, im 
fürstlich Liechtenstein’schen Palaste, dann bei W. Brau müller, Buchhändler des k. k. 
Hofes, Wien, Graben Nr. 572, sind zu haben: 


Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Band I. Mit 48 lithographirten Tafeln . 23 #1. 12 Nkr 
” ” ” » ” » u. ” 78 n_ ” * 36 ” 80 ” 
I RL ER 
Der dritte Band” der Abhandlungen enthält ausschliesslich das folgende Werk: 
Hörnes, Dr. M. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Unter der Mit- 
wirkung von P. Partsch, Vorsteher des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Nr. 1—10. 
Abhandlungen der k. k. geolog. Reiehsanstalt. Band IV, Nr. 11—16. Mit 44 lithogr. Tafeln, 
Enthält : Hörnes, Dr.M. Die fossilen Mollusken d. Tertiärbeckens v. Wien, Nr. 11&12.M. 11T. & 


| a. 
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” ” - ” ” n » ” ” n.13 „ 14..„20,„ 10, — 
” ” ” ” i ” ” n ” n „10, 21655.19.5 8 ,— 

Pe EI KR „83 n 2, — 


Andrae, ©. 3. Dr. Beiträge zur "Kenntniss” der fossilen Flora Siherhirdene und des Banates, 

Mit 12 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 5 „ 34 
Ettingshausen, Dr. Const. v. Beitrag zur Flora der Wealdenperiode. Aus den Abhandlungen R 
der k. k. geologischen Reichsanstalt. Mit 5 lithographirten Tafeln .. » .. 2... 2.2... 2,64 
Ueber Palaeobromelia; ein neues fossiles Pflanzengeschlecht. Aus den Abhandlungen der k.k. 
geologischen Reichsanstalt. Mit 2 lithographirten Tafeln... . - DE TETTREN EN 
„ Begründung einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der Lias- und Oolithflora. Mit 
3 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt ... 1,60 
Die Steinkohlenflora von Stradonitz. Mit 6 EN Tafeln. Aus den Abhandlungen der _ 


” 


1,6 


” 


k. k. geologischen Reichsanstalt . . . 2 .-».. Wohn 0 Den nn nenne 2 964 
„ Pflanzenreste aus dem trachytischen Mergel® von Heiligenkreuz bei Kramnite. Mit 2 lithogra- 
phirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. - .. . ne 
„ Die tertiäre Flora von Häring in Tirol. Mit 31 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen { 
der k. k. geologischen Reichsanstalt -. . . » 2. ..... EL 
» Die Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen. Mit 29 ithographirten Tafeln. Aus den Abhand- 
lungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . .... EN RS EN ET ge ler 15 „12 
Heidinger, W. Naturwissenschaftl. Abhandl. Gesammelt und durch Subscript. herausgegeben 
II. Band 1848, in 2 Abth. m, 30 lith. Taf. 18 fl. 92 Nkr. III, Band 1850, in 2 Abth, m, lit. 33 Taf. 21 „ — 
IV, 0» ©1851 2% m 5 in ee 0 en ne ee a: Dr el) 
Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. Gesammelt r 
und durch Subscription herausgegeben - 
VBINU ISA } 1 fl. 60 Nkr. V. Band 1849. N Se 1,60 
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Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, ABO TBB ET ER SONO 
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General-Register der ersten zehn Bände, Nr. 1 von 
1850 bis "Nr. "10 von 1859, ‚des Jahrbuches der k. k. BNIBELERNER Reichsanstalt. Von A. F. 
Grafen,Marschall,e. "22007... BÜSSLENEN ET RE EEE Se ER A El, 
Verhandlungen der k. k. Re Reichsanstalt. Jahrgang TBB RE ee ARE 3, —,„ 
Kenngott, Dr. G. A. Uebersicht der Resultate mineralegischer Forschungen in den Jahren, 
1844—1849. Herausgegeben von der k. k. geologischen Reichsanstalt . . . . . erishe wer} 
„ Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1850 und 1851. Bei- 
lage zum Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt ... . Re 2 „ 64 
; „  Vebersicht der Resultate mineralogischer- Forschungen in dem Jahre 1852. ONMES zum "Jahr- fl 
buche der k. k. geologischen Reichsanstalt -» » »... 2. 2.2.0. s EP Ba I 
Kudernatsch, Joh. Die Ammoniten von Swinitza. Mit 4 lithographirten Tafeln. Aus den Ab- : 
handlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . . 2... 2 nm .l. er 20. Ur 
Morlot, A. vw. Geologische Karte der Umgebung von Leoben und Judenburg N re Tee 
Partsch, P. Katalog der Bibliothek des k, k. Hof-Mineralien- Cabinetes. Herausgegeben von der 
k.k. geologischen Reichsanstaltit „ En Re er ee ee Deere. eat re im 


Peters, Dr. K. Beitrag zur Kenntniss der Lagerungsverhältnisse der oberen Kreideschichten an 
einigen Locälitäten der östlichen Alpen, Mit 1 er Tafel. Aus den ee > 
der k. k. geologischen Reichsanstalt . . . ..» «= A ae n 92 
Pettko, Joh. v. Die geologische Karte der Gegend von "Schemnitz. Mit ı lithographirten Tafel. - 
Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt -. - » 2. 22 2 2 202. — „54 
Reuss, Dr. A. E. Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Aschergebietes in 
“ Böhmen. Aus den Abhandlungen der k. k.-geologischen Reichsanstalt. Mit 1 lithogr. Karte... 1,60 , 
Zekeli, Dr. F. Die Gastropoden der Gosaugebilde. Mit 24 lithographirten Tafeln. Aus den Ab- 
handlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . . . v- . En 22220... a a 
Uebersicht, allgemeine, der Wirksamkeit der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht über 
die Jahre 13559-185323 2 2 2% . NE En 2 FE ORTEN TE RE N 


Im Verlage der Beck schen Universitäts- -Buchhandlung (A. Hpide ) 
in Wien ist erschienen: ” 


Geologische Uebersichtskarte der Deeibiusunen Monarchie, BAER den Aufnahmen der k. k. 
geologischen Reichsanstalt bearbeitet von Franz Ritter v. Hauer. Blatt Nr, V. be Alpen 


länder. Subscriptionspreis für die ganze Karte (12 Blätter). ee ae Mae et biete fl, — kr, 
Blatt V für, die Subseribenten auf die ganze Karte. . ... . : sn 2 mn er ne. " 
Blatt V..im Einzelverkauf. en ae DE N ER av ) 
Blatt VI. Osstliche Alpenländer für die Subseribentn - . 22 2 2 22. 2 2 BB, — | 
Blatt. VI Im Binzeinverkaut 2.2. N, ° WE EEE HERE 


JAHRBUCH 


DER 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


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JAHRGANG 1868. XVIIL BAND. 


NRoO 2, APRIL, MAI, JUNI. 
Mit Tafel VL—X. 


— 


‘WIEN. 


DRUCK VON EB. GEITLER, 


IN COMMISSION 


BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES, FÜR DAS INLAND, — 
BEI F. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


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18. Band. 1868. J AHRBÜCH Il. Heft. 
KAIS, KÖN. GEOLOGISCHEN REICHS-ANSTALT. 


I. Studien über die Gliederung der Trias- und 
Jurabildungen in den östlichen Alpen. 


Von Eduard Suess und Edmund von Mojsisovies. 


Nr. IE. Die Gebirgsgruppe des Osterhornes. 


Von Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics, 
(Mit Taf. VI-VII.) 


Einleitung. 


Im Westen des zwischen Salzburg und Golling befindlichen Ab- 
schnittes des Salzachthales scheidet sich aus den so mannigfaltig geglie- 
derten nordöstlichen Alpen eine wohlabgegrenzte Höhengruppe aus, welche 
wir nach einem ihrer bedeutenderen Gipfel unter der Bezeichnung „Gruppe 
des Osterhornes“ zusammenfassen. Ihre Südgrenze fällt bis über die Gegend 
von Abtenau hinaus mit der breiten Thalfurche der Lammer zusammen. 
Gegen Osten setzt die Begrenzungslinie über die Almmatten des Einberges 
in. das Thal des Strobl-Weissenbaches über; die Scheide gegen Norden ver- 
läuft von Strobl bis St. Gilgen der Längsrichtung des Wolfgangsees parallel 
und stimmt zwischen letzterem Orte und der Gegend von Salzburg mit 
einer Linie überein, welche durch das Thal der Faistenau und im Süden 
des Gaisberges gezogen wird. 

Die angedeutete Umfassungslinie bildet nahezu ein Parallelepiped, 
welches durch je zwei parallele Bruchlinien gebildet wird. Der südlichen 
Lammerlinie, welche durch das Auftreten von Werfener Schiefern und Gosau- 
Schichten gekennzeichnet ist und die über den Pass Gschütt durch die 
Gosau bis auf den Hallstätter Salzberg verfolgt werden kann, steht auf der 
Nordseite die gleichfalls dem Streichen der Alpenkette folgende und durch 
das Erscheinen von Werfener Schiefern und Kreidegebilden charakterisirte 
Linie St.Gilgen-Ischl gegenüber. Dieselben bezeichnenden Schichtengruppen 
gehen im Salzachthale zu Tage, und in der parallelen Querspalte des Strobl- 
Weissenbachthales ziehen sich eingekeilte Fragmente verschiedenen Kreide- 
Stufen angehöriger Glieder bis zu den Höhen des Einberges hinauf, eine 
bedeutsame Scheidungslinie 1) verrathend. 

Schon die Physiognomie des Gebirges lässt auffallende Unterscheidungs- 
merkmale erkennen, welche dieseGruppe vor allen benachbarten auszeichnen. 


‘) Die im Osten sich erhebende Gebirgsgruppe des Katters und des Haber- 
feldes ist zum grössten Theile aus älteren Formationen zusammengesetzt. 


Jahrbuch der k,k. geolegischen Reichsanstalt. 1868, 18. Band. 2. Heft. 23 


168 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovies. [2] 


Lange scharfe Rücken und Grate, welche sich zu gleichmässig abfallenden 
Gipfelhörnern von ziemlich gleicher Höhe (5— 6000’) zuspitzen, erheben 
sich über die tafelartige Hauptmasse, welche durch zahlreiche Gräben und 
Wasserrisse zerschnitten ist. Die Abhänge sind meist steil und kahl und 
über das ganze Gebiet zieht ein äusserst eintöniger Charakter, während die 
benachbarten zumeist aus Sedimenten der Trias aufgebauten Gebirgsgruppen 
Gegenden einschliessen, welche wegen ihrer hohen landschaftlichen Schön- 
heit mit Recht einen ausgebreiteten Ruf geniessen. Es theilen die Berge 
dieser Gruppe insoferne das äussere Gepräge mit den Höhen der Schieferzonen, 
welche die formenreichen krystallinischen Centralkerne umgeben. Undin der 
That besteht eine zufällige Analogie in den tektonischen Elementen zwischen 
beiden, so dass der physiognomische Gesammteffect ein ähnlicher werden 
muss. Eine ausserordentlich grosse Reihe von dünnen Bänken folgt hier oft 
regelmässig übereinander, und man kann auf grosse Entfernungen hin die 
an den steilen Abhängen fortlaufenden Lager verfolgen. 

Dem Alter nach vertheilt sich diese bei 4500 Fuss mächtige Schichten- 
masse auf sämmtliche in diesem Theile der Alpen auftretende Sediment- 
bildungen von den obersten Stufen der Trias bis zu den höchsten Gliedern 
des Jura, welche hier in ungestörter Reihe über einander folgen. Da und 
dort wölben sich wohl in der Thalsohle die tiefsten Bänke zu einer leichten 
Anticlinale, aber das kahle Gehänge gestattet zu erkennen, wie gegen oben 
die Wölbung flacher wird oder gar verschwindet. An anderen Punkten sieht 
man an den nackten Wänden Vertical-Brüche und Verwerfungen von der 
Tiefe des Thales gegen oben in eine scharfe S-förmige Beugung der Schichten 
übergehen, und es bleibt Regel, dass in der Tiefe der Thäler diese unterge- 
ordneten Störungen heftiger sind, als auf den Höhen. 

Dieser Gebirgsgruppe gehören die grossen Steinbrüche von Adneth 
und Oberalm an. Zwei im Alter weit von einander getrennte Schichten- 
gruppen, welche in grosser Verbreitung in den Alpen auftreten, führen die 
Namen dieser Localitäten. Ausserdem weisen Literatur und Sammlungen 
von einer grossen Anzahl von Punkten Fossilien auf, welche theils den 
Adnether Schichten, theils der rhätischen Stufe angehören. 

Mit dieser Hinweisung, welche nur zur allgemeinsten Orientirung 
dienen soll, müssen wir uns genügen lassen; es liegt unserer Aufgabe ferne, 
hieran, wenn auch nur in chronistischer Weise eine Geschichte der Strati- 
graphie der mittleren Secundärbildungen der Alpen zu knüpfen. 

Unser Vorsatz ging, wie in der Einleitung zum ersten Stücke dieser 
Studien gezeigt wurde, dahin, „möglichst einfach gebaute und durch grösseren 
Petrefactenreichthum ausgezeichnete Theile des Gebirges zu wählen, und 
an diesen, während eines längeren Aufenthaltes an Ort und Stelle, die Un- 
terabtheilung der Schichten so weit als möglich zu treiben, um nicht nur 
die grossen Gesammtzüge, sondern auch die Einzelheiten des Charakters 
dieser merkwürdigen Flötzbildungen kennen zu lernen.“ "Dieser Aufgabe 
folgend, wählten wir einen sehr beschränkten Theil der nördlichen Hälfte 
dieser, durch ihre normale Lagerung ausgezeichneten Gebirgsgruppe und 
widmeten der Untersuchung derselben im Laufe des Jahres 1866 mehrere 
Wochen, welche noch dazu fast ausschliesslich dem Studium des oberen 
Theiles einer einzigen Thalfurche zufielen. Wir gehen unmittelbar zur 
Schilderung dieser Stelle über. 


/ 


[3] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes 169 


Der durch seine grosse Holztriftung bekannte Zinkenbach, welcher 
aus Südwest in den Wolfgangsee mündet, erhält die grössere Menge seiner 
Wässer vom Königsbache, dessen langes und tief eingeschnittenes Thal bis 
hart an den Fuss der höchsten und beträchtlichsten Massen der Gebirgs- 
gruppe des Osterhornes zurückgreift. In einer kleinen Weitung des obersten 
Theiles dieses Thales. befindet sich die Königsbach-Alm, amphitheatralisch 
von hohen Bergen umgeben, und zwar im Osten von den langen Rücken des 
Zinkeneck’s und des Österhorn’s, gegen Südosten vom Hochzinken, gegen 
Südwest vom Genner-Horn und gegen West und Nordwest vom Königsberge 
und vom Königsbergschlage. Alle diese Berge fallen mit sehr steilem Ge- 
hänge, an vielen Punkten mit jähen Wänden gegen den kesselförmigen 
Abschluss des grossen Thales ab. Zahlreiche kleinere Wasserfäden und 
grössere Bäche kommen in radialen Richtungen herab, und die Entblössung 
der Abhänge ist eine so beträchtliche, dass man die durchaus in regelmäs- 
sige Bänke gesonderten Ablagerungen von einer Bergmasse zur anderen zu 
‚verfolgen und ihre Neigungsverhältnisse so wie ihre Aufeinanderfolge sehr 
deutlich zu sehen im Stande ist. 

Die wichtigsten von den radial gegen den Thalboden der Königsbach- 
Alm zusammenlaufenden tieferen Einrisse sind: der von SU. zwischen dem 
Zinkeneck und Osterhorn herabkommende Kendelbach, der von SW. kom- 
mende Hauptstamm des Königsbaches, welcher am Fusse des ÖOsterhornes 
und des Genner’s in den unersteiglichen Wänden des Dachsfelder Kessels 
und des Gennerkessels seinen Ursprung hat, endlich der Schwarzbach- 
graben, welcher aus NW. vom Königsbergschlage herabläuft. Diese Ein- 
risse, welche eben so viele deutliche Profillinien bieten, vereinigen sich wie 
gesagt in der unmittelbaren Nähe der Königsbach-Alm, und wir haben 
zweimal einen längeren Aufenthalt an dieser Stelle genommen, um uns ein 
Bild von der Schichtenfolge in diesem Gebirge zu schaffen. 

Der Bau dieser Berge ist wie gesagt ein sehr einfacher. Etwa eine 
halbe Stunde unterhalb der Königsbach-Alm trifft man in der Tiefe des 
Thales, welches sich an dieser Stelle zu einer felsigen Schlucht verengt, eine 
anticlinale Beugung der Schichten, welche ziemlich steil nach WNW. und 
OSO. von einander fallen. Es befindet sich diese schwer zugängliche Stelle am 
Fusse des Zinkeneck’s, dessen südliche Hälfte sammt der ganzen Masse des 
Osterhornes von diesem Sattel abfällt. Allmählig wendet sich gegen den 
Hintergrund des Thales das Fallen nach Süden; am Ausgange des Kendel- 
baches sind die Bänke mit 15 Grad S. etwas in W. geneigt, und die ein- 
zelnen Lagen, welche den Rücken des Zinkeneck’s bilden, kommen auf diese 
Weise nacheinander zum Thale herab, so dass im Dachsfelder Kessel, wo 
dasselbe seinen Abschluss findet, Schichten anstehen, welche einem ziemlich 
hohen Niveau angehören. 

Die linke Seite des Thales ist nicht ganz so einfach gebaut. Man sieht 
nämlich in dem vom Königsbergschlage aus NW. herabkommenden Schwarz- 
bachgraben alle die tieferen Bänke des jenseitigen Abhanges sich mit zu- 
weilen wellenförmig gebogenen Schichtflächen ziemlich steil aufrichten 
(St. NNW., Fall. WSW.) und beiläufg in der Hälfte des Abhanges ein 
Gewölbe bilden, so dass über demselben bis zur Höhe des Königsbach- 
schlages in normaler Folge ein Theil der tieferen Bänke des jenseitigen 
Gehänges wieder erscheint, die höheren jedoch erst in grösserer Ent- 

23* 


170 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [4] 


fernung, gegen den Breitenberg hin, sich auf diesen oberen Schenkel der 
Wölbung legen. 

Die Schichten, welche an diesen beiden Anticlinalen sichtbar sind, 
bilden die tiefsten an der Königsbach-Alm zu Tage tretenden Ablagerungen 
und sind an beiden Stellen gleich. Wir stellen sie nach ihren organischen 
Resten m das Niveau des Plattenkalkes. Die höchsten hier vertretenen 
Lagen bilden die Gipfel des Österhornes und gehören den oberen Lagen des 
Weissen Jura an. Die Gesammtmächtigkeit der aufgeschlossenen Sediment- 
bildungen beträgt mehrere Tausend Fuss. 

Um uns eine möglichst treue Vorstellung von der Gliederung, nament- 
lich ihrer tieferen Theile, zu schaffen, haben wir den Versuch gemacht, bis 
in den unteren Lias hinauf jede einzelne Bank, sei sie nun viele Klafter 
mächtig oder nur ein Band von weniger als einem Zoll, für sich abzumessen 
und zu beobachten. Am rechten Ufer des Königsbaches beginnen unsere 
Beobachtungen an der früher erwähnten Anticlinallinie am Fusse des 
Zinkenecks. Das felsige Gerinne des Königsbaches gestattete hier eine Bank 
nach der anderen in der Reihenfolge zu beobachten, ın welcher sie die Thalfurche 
erreichen. Wir konnten jedoch auf diese Weise nicht bis an den Fuss des 
grossen und prachtvollen Aufschlusses im Kendelbachgraben vordringen, da 
dieser durch vorgelagerten Schutt verdeckt ist. Das Bett oder vielmehr die 
Anprallungslinie eines dem Kendelbache parallelen Giessbaches, der in ge- 
ringer Entfernung vom Zinkeneck herabstürzt, liess uns jedoch die Schicht- 
folge des Bachbettes an der Wand aufwärts verfolgen, bis zu einem Niveau, 
das, nach den da und dort durch das Gehölz blickenden Schichtenköpfen 
zu urtheilen,, den tiefsten im Kendelbachgraben entblössten Schichten 
entspricht. 

Wir glauben daher dievon der Anticlinal-Wölbung längs dem Königs- 
bache, dann an der jähen Wand des Zinkenecks vorgenominenen Messungen 
unmittelbar an jene im Kendelbachgraben anschliessen zu dürfen, und zwar 
um so mehr, als alle diese tieferen Lagen, so wie die tiefsten Lagen des 
Kendelbaches, dem Plattenkalke zufallen und höhere Ablagerungen erst in 
dem höheren Theile des Kendelbachgraben erscheinen. 

In ähnlicher Weise schliessen sich die Beobachtungen im Dachsfelder 
Kessel an das Ende der hier im Kendelbache gemachten Aufzeichnungen, 
indem sie hauptsächlich Juraschichten betreffen. Die im Schwarzbach- 
graben aufgeschlossenen Bänke aber lassen uns das Bild des Platten- 
kalkes wesentlich vervollständigen, und wir werden aus der Fortsetzung 
der Profillinie des Schwarzbachgrabens hier noch ein Detail-Profil der Lias- 
Ablagerungen am Breitenberge beifügen, welches die im Kendelbachgraben 
und Dachsfelder Kessel in Bezug auf die Gliederung des Lias gemachten 


Beobachtungen bestätigt. 


1. Im Gerinne des Königsbaches und an der Wand im 
Jinkeneck - Schlag. 


Es ist bereits erwähnt worden, dass etwa eine halbe Stunde ausser- 
halb der Königsbach-Alm die Schichten sich in einer Wölbung nach OSO. 
und WNW. von einander neigen; hier beginnen unsere Messungen, und 
zwar unter einem verlassenen Holzstege. Die Beschaffenheit der überall 
deutlich und scharf in Bänke von wechselnder Mächtigkeit gesonderten Ab- 


[5] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias to. IL. Dis Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 4171 


lagerungen ist eine höchst eigenthümliche. Die unterste Bank, welche den 
Sattel des Gewölbes bildet und deren Mächtigkeit nicht erkennbar ist, besteht 
aus licht-rehbraunem Kalkstein von etwas dolomitischem Aussehen, der von 
zahlreichen, offenbar von einer Koralle herrührenden, eylindrischen Gängen 
durchsetzt ist, welche mit durchsichtigem Kälkspath erfüllt sind und auf 
der Bruchfläche die spiegelnden Spaltungsflächen desselben sichtbar werden 
lassen. Die nächstfolgende Bank, welche die ungewöhnliche Mächtigkeit 
von 15 Fuss besitzt, besteht aus grauem Kalkstein und über dieser wieder- 
holt sich mehrere Male eine Erscheinung, welche durch ihre Fremdartigkeit 
diese Schichtengruppe vor den meisten uns ın den Alpen bekannten Ablag- 
erungen auszeichnet. Es treten nämlich zwei wesentlich verschiedene Bil- 
dungen mit einander in Verbindung, der rehbraune Kalkstein mit den zahl- 
reichen mit krystallinischem Kalkspath ausgefüllten Hohlräumen organi- 
scher Reste und der graue, petrefactenarme Kalkstein, und diese beiden 
Gesteine bilden nicht etwa jeeinen Schichtenverband, sondern sind in den mei- 
sten Fällen rehbraune und graue Kalksteine in eine einzige Bank vereinigt, 
wobei eine zackige, einer Schädelnaht vergleichbare Linie die Grenze der 
beiden Gesteine bildet. Trennt man nach der Nahtlinie beide Gesteine, so 
zeigt sich, dass zahlreiche, vertical gestriemte und den Stylolithen ver- 
gleichbare Zapfen des einen Gesteins in das andere vordringen, welche an 
ihrer Oberfläche mit einer dunklen thonigen Masse in ähnlicher Weise be- 
deckt sind, wie die Stylolithen. Es tritt also hier der sonderbare Fall ein, 
dassdie Scheidung der Bänke nicht zusammenfällt mit der 
Scheidung der verschiedenen Gesteine, sondern dass mehrere 
aufeinanderfolgende Bänke aus demselben Gestein bestehen mögen, während 
in einer und derselben Bank der Charakter der Ablagerungen zweimal, ja 
auch dreimal, wechselt und die eben erwähnten Schädelnähte es sind, 
welche die Gesteinsgrenzen bilden. 

Ausser diesen beiden wichtigsten Gesteinen, dem rehbraunen, petre- 
factenreichen und dem grauen Kalkstein, gibt es auch lichte Lagen von 
mehr dolomitischem Charakter und dunkle Zwischenlagen, welche Pflanzen- 
trümmer enthalten und bituminös sind. Diese letzteren treten jedoch erst 
in einiger Entfernung über der Anticlinal-Linie auf. Wir halten es für über- 
flüssig, die Einzelangaben über die tiefsten Bänke im Bette des Königs- 
baches hier anzuführen, welche in einer aus der Summirung der Einzel- 
mächtigkeiten sich ergebenden Gesammtstärke von 176 Fuss hier nacheinan- 
der sichtbar werden, da dieselben einen ziemlich gleichförmigen Wechsel 
von rehbraunem und grauem häufig durch Nähte vereinigten Kalk und da 
und dort eine Einschaltung von lichteren mehr splittrigen Bänken zeigen, 
und beginnen mit der Aufzählung der Bänke im Bachbette unter dem 
Zinkeneckschlage, gegenüber der Holzriese 
Uebertrag: 


Fuss Zoll 
176 — 

2 1 Jlicht-rehbrauner Kalk mit zahlreichen, krystallinisch ausgefüllten Resten 

von Gastropoden. 
— 2 dunkelgraue Kalkplatte. 
— 1/, sehr dunkle, bituminöse Lage mit Kohlensplittern und Pflanzen- 
fragmenten. 

10  Jichtgrauer, splittriger Kalk ohne Fossilien. 

9 ebenso, zwei- bis dreimal in unregelmässige Bänke untergetheilt. 

9 ‚splittriger,. mehr lichtbrauner Kalk. 

4 lichtgrauer Kalk, sehr splittrig. 


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172 
Fuss Zoll 
Du 
3 4 
— 10 
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— 5b 


A 
Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics, [6] 


lichtgrauer, splittriger Kalk. 

ebenso, etwas dunkler. 

rehbrauner Kalkstein. 

lichtgrauer Kalk. 

massige Bank von festem, lichtgrauen Kalk. 

ebenso. 

etwas dunklere Zwischenlage. 

lichtgrauer Kalk. 

ebenso. 

rehbrauner Kalkstein, hier mit etwas splittrigem Bruche ; zahlreiche mit 
krystallinischem Kalkspath ausgefüllte Höhlungen von Korallen. 

starke Bank, rehbraun, gleich der vorhergehenden. 

grauer, homogener Kalkstein. 

sechs Bänke von grauem Kalkstein, von ziemlich gleicher Stärke. 

grauer Kalk. 

eine zusammenhängende Bank, bestehend unten aus 1° 10 von rehbrau- 
nem homogenem Kalkstein mit Megalodus und Turbo solitarius?, durch 
eine Schädelaaht getrennt von 1‘ 14” grauem Kalkstein von auffallend 
verschiedener Färbung, mit sehr wenig Spuren von Versteinerungen. 
Handstücke zeigen das Hinabdrängen der thonig bekleideten und aus 
grauem Kalk bestehenden Zapfen in den braunen Kalkstein. 

grauer, stark bituminös riechender Kalkstein. 

ebenso. 

drei durch Schädelnähte vereinigte Lagen, und zwar: unten a) 1° 7“ reh- 
brauner Kalk mit Versteinerungen , etwas splittrig, darüber 5) 1° 5“ 
ähnlicher rehbrauner Kalk mit Versteinerungen, minder splittrig; oben e) 
2“, Platte von grauem Kalk. Die beiden hier sichtbaren Nahtlinien liegen 
also im ersten Falle zwischen gleichartigen, rehbraunen Lagen, im zwei- 
ten zwischen rehbraunem und grauem Kalk. 

ziemlich dunkelgrauer Kalk. 

zwei gleichstarke Bänke vom selben. Die Profillinie, bisher knapp an dem 
Königsbache hinlaufend, wendet sich jetzt an dem steilen Gehänge des Zinken- 
eckschlages nach aufwärts. 

grauer Kalk wie zuvor. 

grauer Kalk. 

zwei etwas schwächere Bänke vom selben. 

etwas stärkere Bank von grauem Kalk. 

vereinigte Bänke und zwar unten eine in zwei gleich starke Lagen geson- 
derte 3‘ starke Masse von rehbraunem Kalk mit Korallen, oben von einer 
Schädelnaht begrenzt, über welcher 1° 4” grauer Kalk. 

und zwar unten 5’ 2 vielfach vertical zerklüftete Bank von rehbraunem 
Kalk mit Gastropoden, oben eine Schädelnaht und über derselben eine 
nur 7° starke Platte von grauem Kalk. 

grauer, dolomitischer Kalk. 

zu einem starken Absatze vereinigte Bänke, und zwar: a) 1’ 4“ rehbrau- 
ner Kalk mit Gastropoden; 5) — 11“ rehbrauner Kalk; ce) 1° 4” 
derselbe mit Versteinerungen: d) 6° 4“ dem vorhergehenden sehr ähnlich, 
doch sehr splittrig, ohne Versteinerungen; e) 1° 1“ grauer Kalk; f) — 4" 
Platte von festem grauem Kalk; g) — 5 ebenso, von stark bituminösem 
Geruche. Es ist schwer an der abgewitterten Felswand die Existenz der 
Schädelnähte nachzuweisen. 

und zwar a) 1° — rehbrauner Kalk; d) 6° 9“ derselbe, dolomitisch, mit 
Höhlungen von Versteinerungen. 

zwei gleich starke Bänke von lichtem, etwas dolomitischem Kalk. 
lichtgrauer, splittriger Kalk. 

Bank, bestehend aus a) 1° 11” rehbraunem Kalk mit Versteinerungen, 
durch eine Schädelnaht getrennt von 5) — 2“ Platte von sehr lichtem 
dolomitischem Kalk; e) — 3° lichtgrauer, sehr dolomitischer Kalk. 
verticaler Absatz, bestehend aus grauem Kalkstein; die Bänke sind: 
a) Ke RR b) 2 10; e) EN 9°, d) Ki 13% e) 6‘ 6.2) 3 6“; 9) ER 6% 
D) Ra 10”; Ü) ber, red k) 1‘ 10%. 

und zwar a) — 1“ und 5) — 4“ Platten von lichtgrauem Kalk. 


[?] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 173 


Fuss Zoll 

3 3  rehbrauner Kalk mit Versteinerungen. 

5 2 grauer Kalk, und zwar a) 2° — splittrige Lage; ö, — 8” ebenso; 
c) 1° 6” fest; d) 1° — fest. 

5 3 und zwar: a) 2‘ 5“ rehbrauner Kalk; 5) 1‘ 9“ grünlichgraue Kalkbank 
von fremdartigem Aussehen und dunkleren Fragmenten von organischen 
kiesten; e) 1° 1” rehbrauner Kalk mit Versteinerungen. 

6 2 und zwar: a) 4 — grauerKalk; 2) — 4“ Platte vom selben; e) 1’ — 
etwas lichter; d) — 10 wie e). 

2 11 und zwar: a) 1’ 1“ rehbrauner Kalk, verbunden mit 2) 1‘ 10“ dunkel- 
grauer Kalk. 

4 9 undzwar: a) — 7“ lichter, gebänderter Kalkstein, ähnlich dem rehbrau- 
nen, darüber nur Lagen von grauem Kalk in der Stärke von 1‘ 8%, — 6%, 
— 44, 1 —, — 4" und — 4”. 

5 10 und zwar: a) 4° — rehbrauner Kalkstein, etwas dolomitisch, mit Ver- 
steinerungen, innig verbunden mit 6) — 8“, einer aufliegenden Platte 
von grauem Kalkstein; die Schädelnaht, an einzelnen Stellen deutlich 
zwischen a) und 5) sichtbar, verschwindet an anderen Stellen; endlich e) 
4‘ 2“ lichtgrauer, splittriger Kalkstein. 

349 1%, ar. 

Mit diesen etwa 350 Fuss starken Bänken ist die Mächtigkeit dieses 
Schichtencomplexes weder nach unten noch nach oben erschöpft und obwohl 
es möglich wäre, an den Wänden des Zinkeneck die Messungen noch in 
höhere Bänke fortzuführen, liessen wir sie darum hier enden, weil die am 
Abhange in geneigter Richtung fortlaufenden Schichtenköpfe uns lehrten, 
dass mit hinreichender Genauigkeit das Niveau erreicht sei, in welchem 
der grosse Aufschluss des ganz nahen Kendelbachgrabens beginnt. Wir hal- 
ten uns in der That für berechtigt, die eben angeführten Beobachtungen 


unmittelbar an die tiefsten Daten der folgenden Reihe anzuschliessen. 


2. Der Kendelbachgraben. 


Dieser Aufriss dürfte durch die grosse Mannigfaltigkeit und die sehr 
regelmässige Lagerung der Bänke, welche er blosslegt, kaum von irgend 
einem Aufschlusse in unseren Kalkalpen übertroffen werden. Einen beson- 
deren Werth glauben wir auf den Umstand legen zu müssen, dass hier auch 
eine grosse Anzahl schiefriger und thoniger Lagen zwischen den massigen 
Kalkbänken sichtbar wird, welche sonst durch die Vegetation oder durch 
das Nachsinken und Abbrechen der hangenden Kalksteine verdeckt bleiben. 
Es ist die Aufmerksamkeit unserer Fachgenossen vor Kurzem durch die 
Entdeckung eines merkwürdigen Cephalopoden (Choristoceras Marshi Hau.) 
in den rhätischen Schiefern des Kendelgrabens zuerst hieher gelenkt wor- 
den ‘) und hat Herr Hinterhuber einige Nachricht über das Auftreten 
rhätischer Gebilde in demselben gegeben ®). Wir lassen im nachfolgenden 
unsere Einzelmessungen in diesem Graben folgen, welche, in der Gruppe 
des Hauptdolomites beginnend, bis in die Fleckenmergel des oberen Lias 
reichen und folglich die gesammte Mächtigkeit sowohl der rhätischen Stufe 
als auch der verschiedenen Abtheilungen des unteren Lias umfassen. 

Der Kendel- (Quendel-) Graben besteht aus zwei wesentlich verschie- 
denen Hälften, einer oberen, mehr kesselförmigen, mit steilen, bewaldeten 
Lehnen, hauptsächlich von den Fleckenmergeln gebildet, und einer unteren, 


...) F. v. Hauer, Choristoceras, eine neue Cephalop.-Sippe aus den Kössener 
Schichten, Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissenschaften. 1865. Band LIL. 
2) Ebenda, Seite 6 (Sep.) 


174 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovices., | [8] 


in welcher der Bach in wiederholten Cascaden über die Kalkbänke des un- 
teren Lias und der rhätischen Stufe herabstürzt und sich eben so oft grös- 
sere Kammern oder „Stuben“ in den weniger widerstandsfähigen Bänken 
aushöhlt. Auf den rothen Adnether-Schichten, an der Basis der Flecken- 
mergel, ist eine Klause errichtet, mittelst welcher man zeitweise, insbeson- 
dere im Frühjahre zum Zwecke der Triftung, die Wässer in dem oberen 
Kessel staut, um dann Wasser und Holzstämme plötzlich und mit grosser 
Gewalt durch den unteren Theil des Grabens herabschiessen zu lassen. Die- 
sem Umstande hat man eine jährliche Erneuerung vieler Aufschlüsse in den 
weicheren Schichten und das frische Aussehen derselben zu verdanken. 

Die tiefsten, durchaus kalkigen Lagen bilden eben so viele klei: ere 
Stufen und sind 15° Süd etwas in West geneigt. 

Fuss Zoll 

1. 7 — (wobei jedoch die Basis der Schichte nicht entblösst ist) rehbrauner 
Kalk mit kleinen, von organischen Resten herrührenden Hohlräumen, 
welche genau wie am nahen Zinkeneckschlage mit hellem krystallini- 
schem Kalkspathe ausgefüllt sind; im oberen Theil ist die Farbe des 
Kalkes dunkelgrau, doch enthält derselbe auch hier organische Ein- 
schlüsse, 

2. 9 — licht bräunlichgrauer Kalk; beiläufig in der Mitte der Bank mehrere 
Fragmente von Glanzkohle, von zerdrückten Pflanzenstämmen 
herrührend. 

3. 6 — schwarzgrauer Kalk mit Durchschnittenvon grossen Megalodonten an der 
oberen Fläche, 

4. — 3 schwaches Band von schwarzgrauem, auch schwarzem bituminösem 
Kalkstein mit kleinen Ganoidenschuppen, Fragmenten und 
Schuppen von Araucarites alpinus (entsprechend den später zu be- 
schreibenden Bänken des Schwarzbachgrabens). 
rehbrauner Kalk mit Durchschnitten eines grossen Megalodus; im ober- 
sten Theile häufige Kohlenspuren, auch Schuppen des Araucarites. 
Platte, oben breceienartig, grauer Kalk in lichtgrauem Bindemittel. 
drei ähnliche breceienartige Lagen. 
lichtgrauer Kalk, starke Bank. 
und zwar (durch beiläufig 2° polyedrisch zerbröckelnder Kalkstein, 
darüber drei unvollkommen getrennte Kalkbänke; im oberen Theile 
Durchschnitte eines grossen Megalodus. Von hier an wiederholt sich 
oft die Erscheinung, dass der untere Theil jeder einzelnen Stufe 
polyedrisch zerbröckelt, während der obere Theil fest ist; bald ist 
die zerbröckelnde Masse als eine selbständige Bank von dem aufla- 
sernden festen Kalkstein getrennt, bald lässt sich eine scharfe Grenze 
nicht erkennen. 

2 wnten zerbröckelnd, oben fester weissgrauer Kalkstein. 

fester Kalkstein, weissgrau. 

unten polyedrisch zerbröckelnd, oben fest, mit Megalodonten - Durch- 
schnitten. 

unten zerbröckelnd, oben drei unvollkommen getrennte Kalkbänke. 
unten zerbröckelnd, darauf zwei feste Kalkbänke. 

eine feste Kalkbank, etwas lichter grau als die vorhergehenden. 
unten zerbröckelnd, darauf feste Kalkbank. 

zwei unvollkommen getrennte Bänke von festem grauem Kalk. 
Kalkbank;; in der Mitte läuft eine polyedrisch zerbröckelnde Lage durch. 
stark ausgewaschene Bank von grauem, zerbröckelndem Kalk. 
vorspringende Stufe, von mehreren Lagen eines etwas dünner geschich- 
teten, grauen Kalksteins gebildet. 

unten bröckelnd, darauf etwa sechs unvollkommen geschiedene Lagen 
von verschiedener Mächtigkeit; zahlreiche Durchschnitte kleinerer 
Megalodonten in vereinzelten Klappen. Durch die Mitte der zweithöch- 
sten Lage läuft ein etwa einen Zoll starker Streifen, der sich durch 
die grosse Menge der eingeschweamten Muschelschalen auszeichnet. 


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[9] Stud. ü. d. Glieder d Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 175 


Fuss Zoll 
DOSE NG: 
230070 
234. % — 
25.12 — 
2b. 01 6 
27, k - 
38.5 — 
Ma 
0.3 4 
31. — 1lia 
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Ba 56 
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Ber 2 A, 
37. — 2 
38. 4 9 
3% 7 
40. 1 8 
41.36 
42. — 2 
43.2 3 
44.2 4 


Die nächst höhere, oberste Bank enthält lichtrothe Flecken und zahl- 
reiche Spuren von sogenannten Lithodendren. 

drei Lagen von dunklem, schwarzgrauem Kalkstein; erstes Auftreten 
eines an die dunkleren Lagen der rhätischen Stufe erinnernden Gesteins. 
unten durch 1° bröckelnd, dann fest, grau. — Die fünf’folgenden Bänke, 
welche den oberen Theil einer überhängenden Stufe des Wasserfalles 
ausmachen, konnten nicht ganz erreicht werden, sie verrathen den 
Charakter der vorhergehenden grauen Kalksteine; wir mussten uns 
damit begnügen, ihre Mächtigkeit aus geringer Entfernung abzu- 
schätzen. 

feste Kalkbank. j 

davon 2° unten bröckelnd, darauf zwei massige Bänke, oben wieder 
3° zerbröckelnd. 

ausgewaschene, bröckelnde Bank. 

fester Kalkstein, in vier regelmässige Lagen getheilt. 

unten eine 9“ starke Lage, darauf eine sehr starke Kalkbank, oben 
zwei Platten, jede 6 stark. Mit diesen ist die obere Fläche des 
Absturzes erreicht. Die Neigung der Schichten ist hier 22° S. etwas 
in W., also etwas steiler als unten. 

vier Lagen von dunklem, schwarzgrauem Kalk: a) — 5°; 6) — 2"; 
e) — 4 mit Mytil. minutus, Anomia alpina und Querschnitt eines 
Turbo von der Gestalt des T. capitaneus, keine Brachiopoden ; 
d) — A". 

drei vereinigte Bänke von schwarzgrauem Kalk mit einzelnen weissen 
Kalkspathadern; die obere Fläche der obersten Bank auffallend eben. 


„ dunkles, braungraues, etwas thoniges Zwischenmittel. 


Kalkbank, unten gegen das thonige Mittel ebenflächig, dann durch 
etwa 21,” gebändert durch dunklere, thonige Streifen, oben fest und 
lichter grau; der gebänderte untere Theil scheidet sich nicht als 
selbständige Bank aus. 

vier untereinander mehrfach abgetheilte Lagen von etwas mehr licht- 
grauem Kalkstein von reinerem Bruche, ohne Versteinerungen, 

Kalk, in mehrere dünne Platten getheilt. 

vier lichtgraue Kalkbänke, in der zweitobersten Querschnitte von 
Bivalven. 

vier Bänke, und zwar — 9%, — 3%, — 11% und 1’ 3° von grauem, 
thonigem Kalkstein mit grossmuschligem Bruche, an den Aussen- 
flächen röthlich beschlagen. Dieses Gestein, welches an viele hydrau- 
lische Kalksteine erinnert, entspricht wohl Gümbel’s Lebermergel 
und wird fortan als solcher bezeichnet werden; die grelle Färbung 
des rothen oder rothgelben Beschlages zeichnet es immer in besonde- 
rer Weise aus. 

verwitterndes, thoniges, bräunliches Zwischenmittel, darauf ein sehr 
dünnes Blatt von Kalkstein, welches sich von der nächsthöheren 
Schichte regelmässig ablöst. 

vier Bänke von dunklem, schwarzgrauem Kalkstein; Spuren von zwei- 
schaligen Muscheln. n 

mehrere dünne Bänke von schwarzgrauem Kalk mit knotigen Schicht- 
oberflächen, Anomia alpina und unzähligen kleinen, lumachellartig 
eine der Bänke erfüllenden Schalen, welche hauptsächlich zu Taenio- 
don oder einer nahestehenden Form gehören dürften. 

dünnbankiger, dunkler Kalkstein mit knotiger, Oberfläche, ähnlich 
dem Gervillien-Kalkstein. 

lichtgrauer Kalk, unten in mehrere dünne Platten gesondert, oben 
mehr massig. Neigung der Schichten hier 18—20°; bildet die Basis 
eines grösseren Absturzes. 

unregelmässiges, thoniges Zwischenmittel. 

dunkler, knotiger Kalkstein, in viele Platten gesondert; Pinna, 
Mytilus. 

vier Lagen, und zwar: a) — 6“ feste Kalkbank; 5) — 11’ einige 
knotige, dunkle Platten; ce) — 9“ feste, dunkle Kalkbank; d) — 2” 
thoniges, dunkles Zwischenmittel. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Keichsanstalt. 1868 18. Band. 2. Heft 24 


80. 
81. 


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Eduard Suess und Edmund von Mojsisovies, [10] 


„sieben Lagen von schwarzgrauem Kalk, in der zweiten von unten 


Querschnitte von Megalodus. 

thoniges Zwischenmittel. 

schwarzer Kalkstein. 

wechselnde Lagen von dunklem, knotigem Kalkstein und etwas Schiefer. 
fester, lichtgrauer Kalkstein, unten in mehrere Platten gesondert, 
oben massig; bildet den oberen Rand eines Absturzes. 

zusammen etwa dreizehn Bänke von grauem Kalkstein; in der ober- 
sten Spuren von kleinen Bivalven. 

zwei Bänke von grauem Kalk; auf der Oberfläche der oberen Bank 
Cardium austriacum. 

massige Bank von grauem Kalkstein, erfüllt mit Querschnitten von 
Megalodus; auch Mytilus minutus. 

schwarzgrauer Kalk, unten unregelmässig in einige Platten geson- 
dert, oben massig. 

ähnlicher Kalk, in sechs Bänke getheilt. Gegen die rechte Seite des 
Grabens stellen sich einige thonig-schiefrige Zwischenmittel ein, 
welche auf der linken Seite verdrückt sind. Während die Bänke bis 
hieher noch ganz normal liegen, stellen sich in den nächstfolgenden 
leichte S-förmige Krümmungen ein, als Folge eines localen Einsin- 
kens in die Zwischenmittel. 

acht ähnliche Kalkbänke, die obersten nur abgeschätzt, bilden den 
oberen Rand eines Absturzes. 

dunkler Kalk mit weissen Adern, in dünnen Platten. 

vier Bänke von schwarzgrauem, dunklem Kalkstein. 

fester, lichtgrauer Kalkstein. 

wechselnde, dünne Lagen von Lebermergel und knotigem, dunklem 
Kalkstein. Ohne Versteinerungen. 

schwarzer, knotiger Kalkstein in mehreren Lagen, die oberste Schicht- 
fläche mit unzähligen Schalen von Myt. minutus bedeckt. 


sehwarzer Schiefer voll Rutschflächen, auf einer Seite verdrückt. 


Lebermergel, weich, braungrau. 

fester, lichtgrauer Kalkstein, ziemlich dünn geschichtet. 

schwarzer Schiefer als Zwischenmittel. 

starkes Lager von lichtgrauem Kalkstein in mehrere Lagen gesondert. 
schwarzer Schiefer. 

lichtgrauer, etwas breccienartiger Kalkstein, grau in grauweissem 
Bindemittel, massig. 

zwei starke Bänke desselben. 

schwarzer Schiefer, von einer Kalkplatte durchzogen. 

drei Bänke von grauem Kalkstein, mit thonigen, wulstigen Ablösun- 
gen auf den Schichtflächen. 

schwarzer Schiefer. 

schwarzer Kalk mit vielen Durchschnitten von Megalodus. 

massige Kalkbank, lichtgrau mit weissen Adern. 

lichtgrauer Kalkstein in fünf Lagen. 

wiederholter Wechsel von dunklem, knotigem Kalk in dünnen Platten 
mit schwarzem Schiefer; Myt. minutus auf den Kalkplatten. 
schwarzer Schiefer. 

Wechsel von knotigem Kalkstein, einzelnen Kalkknauern und unregel- 
mässigen Flasern von dunklem Schiefer. In dem Schiefer finden sich 
einzelne wohlerhaltene Muscheln mit vereinigten Klappen; sie stehen 
alle quer auf die Schichtflächen, vielleicht in natürlicher Lage. 

fester, lichtgrauer Kalkstein, in vierzehn dünne Bänke gesondert. 
Wechsel von eilf Lagen von Lebermergel mit Myt. minutus und von 
schwarzem Schiefer; unten überwiegt der Lebermergel, oben nimmt 
die Mächtigkeit des Schiefers zu. 

fester, grauweisser Kalkstein, oben in dünneren Bänken- 

zusammen siebzehn Bänke von knotigem, dunklem Kalkstein mit 
Myt. minutus; auf der obersten Bank erstes Erscheinen der Gerv. 
inflata. 


[11] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc, II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 177 


Fuss Zoll 
82.57 — 


83. 12 — 


84. 12 — 


85. 16 — 


86. 4 — 
87. 3% 3 


anhaltender Wechsel von dunklem Kalkstein und schwarzem Schiefer, 
und zwar: a) — 3 Kalk mit Gero. inflata, welche hier 6 lang wird; 
5) — 4” Schiefer; c) — 3“ schwarzer Kalk, Gerv. inflata; d) — 4" 
Schiefer; e) — 3“ Kalk mit Gero. inflata in besonderer Menge an 
der oberen Fläche; f) — 1!/, Schiefer; g) — 3° dunkelgrauer Kalk; 
mitten durch zieht ein eingeschwemmtes Band von kleinen Bivalven 
(? Taeniodon), auf der oberen Fläche erstes Erscheinen von einzel- 
nen Exemplaren der Avicusa conrorta,; Ah) — #* schwarzer Schiefer ; 
i) — 3 Kalkstein; %) — 11/g‘‘ Schiefer; 2) 1° — mehrere Lagen 
von knotigen Kalkplatten, deren dritte voll von Myt. minutus, die 
fünfte lumachellartig, die sechste und siebente (oberste) thonig und 
ohne Petrefacten; m) 1° — bräunlicher, thoniger Schiefer, n) — 2” 
Kalk mit Myt. minutus; 0) — 4° knotiger Kalkstein; p) — 3 
schwarzer Schiefer; g) — #° Kalkstein; r) — 3“ Kalk mit My. 
minutus; s) — 1° Kalkplatte, ganz erfüllt mit Mye. minutus; it) — 8 
bräunlicher Thonschiefer; 4) — 11 fester schwarzer Kalkstein; 
v) 7‘ — zusammen 18 Bänke von dünngeschichtetem Kalkstein; auf 
der zweiten Avwscula contorta, auf der dritten Curd. austriacum, 
Taeniodon; auf der sechsten Myt. minutus; auf der neunten Ave. con- 
torta; auf der vierzehnten zahlreiche Exemplare von Myt. minutus und 
Card. austriacum; die oberste Bank ist eine Lumachelle; %) % 6 
braungrauer, thoniger Schiefer mit einer schlecht erhaltenen Bivalve, 
ähnlich Zima; x) 3° 9“ zusammen eilf Lagen von knotigem, dunklem 
Kalkstein; auf der dritten Taeniodon; auf der siebenten My. minutus 
und Anie. contorta; auf der achten Taeniodon, auf der obersten Myr. 
minutus; 4) — 4° schwarzer Schiefer; z) 2° 3“ zwei Bänke von 
schwarzem Kalkstein; aa) — 2” Schiefer; 55) — 4 Kalk; cc) — 3“ 
Schiefer; dd) — 7” Kalk; ee) — 7“ Kalk; ff) 4' — zusammen 
sieben verdrückte Bänke von Kalk mit Zwischenmitteln von Schiefer; 
es folgt noch ein Schichtencomplex von etwa 30° Höhe, in welchem 
man noch 25-30 Kalkbänke von ähnlichem Charakter wie bisher 
unterscheidet, welche mit schwarzem Schiefer wechseln. Der Schiefer 
ist dünnblättrig und dem höheren cephalopodenführenden Schiefer 
vollkommen gleich; in seinen obersten Lagen sind verdrückte Schalen 
des Card, austriacum ziemlich häufig. Die Kalkbänke zeigen einzelne 
S-förmige Biegungen; sie enthalten My’. minutus; in ihnen tritt zum 
ersten Male Piecatula intusstriata auf. 

fester, grauer Kalkstein in einigen starken Bänken, bildet den weit 
überhängenden oberen Rand eines Absturzes, und sein oberster Theil 
blieb uns unzugänglich. Er ist zugleich die Basis einer kleinen, rings 


- von steilen Wänden begränzten „Stube“ des Wasserfalles, in welche 


wir nicht vorzudringen vermochten; es entstand dieselbe durch Aus- 
waschung eines etwa 
mächtigen Wechsels von Schiefer und dunklem Kalkstein, welcher ganz 
dem zweitvorhergehenden Complexe ähnlich zu sein scheint. An 
dieser Stelle schneidet der Graben das Streichen der Schichten unter 
einem spitzen Winkel. 
(sehr annähernd) dunkel blaugrauer, von Korallen durchzogener, soge- 
nannter Lithodendronkalk, in fünf starke Bänke getheilt; nur 
die oberste ist etwas schwächer (1° — stark). 
massige Bank von grauem Kalk ohne Korallen. 
Wechsel von Schiefer und Kalk, und zwar: a) — 3“ schwarzer 
Schiefer; 6) — 4° dunkler Kalk; e) — 3” Schiefer; d) — 7“ bläu- 
licher, thoniger Kalkstein (zum Lebermergel gehörig), erstes Auf- 
treten von einzelnen Klappen der Terebratula gregaria und einer Av- 
eula; e) — 2’ thoniges Zwischenmittel; f) — 3 Kalk; g) — 6“ 
Schiefer; 3) —4”Kalk; ’) —3“ Kalk; %) --3“Kalk; die beiden letzten 
Bänke enthalten in Menge Ter. gregaria, Plicat. intusstriata, Gervillea, 
selten die ersten Exemplare von Peeten acuteauritus und einer Av- 
eula; die Schalen sind meistens lumachellartig dem obersten Theile 
der Kalklagen eingeschwemmt; !) — 7“ thoniger Schiefer ; m) 1‘ 4" 
eine einzige stärkere Kalkbank; an der Oberfläche Peeten acuteauritus, 
24% 


178 

Fuss Zoll 
88. — 8 
89. — 9 
90. 110 
91. 16 11 
923.5 — 
31 4 
94.144 3 
9 4 6 
9. 16 
97.46 
98 2 — 
99. 20 — 


Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. 112] 


Aviec. contorta, Plieat. intusstriata, l\umachellartig; n) — 2” Kalk mit 
denselben Conchylien, auch Taeniodon; o) 2’ — vier unregelmässige, 
knotige Kalkbänke mit thonigen Mitteln; p) 4 — eilf Kalkbänke 
ohne Zwischenmittel; 9) 15° — zweiundzwanzig Bänke von Kalk in 
regelmässigem Wechsel mit Schiefer; die zweite mit Ave. contorta 
in zahlreichen Exemplaren bedeckt, dazwischen einzelne Schalen der 
Gerv. inflata; in den oberen Schierermitteln selten vereinzelte Klap- 
pen einer kleinen Azzeula; r) 4 — wiederhelter Wechsel von dünn- 
geschichtetem knotigem Kalk und thonigen Mitteln; s) 2° — zwei 
starke Kalkbänke, auf der unteren Teer. gregaria, auf der oberen @erv. 
inflat a. 

schwarze Kalkbank. 

mehrere Platten von lichtgrauem Kalkstein. 

eine starke Kalkbank ; Ter. gregaria;, Versteinerungen im Querbruche. 
wechselnde Bänke von Kalk und Schiefer, und zwar a) —: 3 Schie- 
fer; 2) — 1/5“ Platte mit Myt. minutus,; ec) 1' — vier Kalkbänke, 
erfüllt mit Tausenden von Schalen der Ter. gregaria, dazwischen Plieat. 
intusstriata und Cidaris Falgeri; d) — 4" Schiefer; e) — 6“ drei 
Platten erfüllt mit Ter. gregaria, dabei seltene Schalen von @erv. in- 
flata, Plicat. intusstriata und Avteula; f) — 7“ thonige Platten mit 
sehr vereinzelten Schalen von 7er. gregaria und Myt. minutus; wurm- 
förmige Ablösungen auf den Schichtflächen; 9) — 11/2“ Kalkplatte; 
Conchylien wie früher; es folgt durch 14° ein ähnlicher Wechsel und 
zwar unterscheidet man zuerst 23 dünne Kalkplatten zwischen Schiefer- 
bändern, dann 11 Kalkplatten, welche ohne Zwischenmittel aufein- 
anderfolgen; eine der unteren Kalkplatten führt Gero. ‚nflata in 
grosser Menge, doch ist es in den oberen Bänken nicht möglich, das 
Auftreten der Versteinerungen zu verfolgen, da der Fels von dem 
tosenden Wasserfalle glatt abgeschliften ist. 

eine massjge Bank von lichtgrauem Kalk, welche vorspringend den 
oberen Rand eines Absturzes bildet; auf ihrer knolligen Oberfläche 
Megalodus in grosser Menge. 

drei knotige Bänke von dunkelgrauem Kalk; vereinzelte Exemplare 
von Ter. gregaria, Plicat. intusstriata und Card. austriacum. 

wechselnde Bänke von Kalk und Schiefer, und zwar: a) — 3“ 
schwarzer Schiefer; 8) — 3” Kalkplatte, zahlreiche Bivalven; ce) 
— 10° lichter thoniger Schiefer; d) 1‘ 4° fünf unregelmässig ge- 
theilte Kalkbänke, auf welchen Ave. contorta, Card. austriacum und 
wurmförmige Wülste;, e) - 8 thoniger Schiefer; f) — 5" 
knotige, unregelmässige Kalkbank mit A»ie. eontorta und Peet. acu- 
teauritus; g) 1‘ 11 tlioniger Schiefer mit einzelnen ellipsoidischen 
Knauern von Lebermergel, an der Luft rothgelb beschlagen ; A) — 4" 
dunkle Kalkplatte, oben bedeckt mit Gere. inflata; ©) — 3° schwarzer 
Schiefer; %) — 3“ Kalkplatte, @erv. inflata; 1) — 5“ Schiefer; 
m) — 3” Lumachellen-Kalk, Avie. contorta, Cidaris Falgeri (2); 
n) 7° — (beiläufig) weiterer Wechsel von Schiefer und Kalk, wovon 
jedoch nur die unteren 1?/,‘ gut entblösst, die oberen Lagen aber 
meist verstürzt und durch das Nachsinken der mächtigen auflagernden 
Kalkbänke an einer Seite des Grabens verquetscht sind. Vielleicht ist 
die Mächtigkeit noch etwas grösser anzunehmen; man erkennt im 
oberen Theile eine mit Gero. znflata bedeckte Kalkplatte und eine an- 
dere mit C'hemnitzia, Card. austriaeum, Myt. minutus und Anomia 
alpina. 

massige Bank von blauschwarzem Lithodendronkalk. 

drei Kalkbänke ohne Versteinerungen. 

massige Bank von blaugrauem Lithodendronkalk. 

zwei Bänke mit seltener eingestreutem Lithodendron, die obere 
fast frei davon. 

(beiläufig) wechselnde Bänke; etwa A’ an der Sohle durch Schutt 
verdeckt und 16‘ sichtbar, schräge von einer leichten Verwerfung 
durchsetzt. Der Schiefer ist vorwaltend und. nur von 4 dünnen 
Platten durchsetzt. Die erste, dritte und vierte Platte bestehen aus 


113] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d Österhornes.. 179 


Fuss Zoll 
100, 6 — 
1000, 3 
102. 14 — 
103. # — 
104. 2 6 
ID. 8 
106. 20 — 
107. 5 — 
108. 35. — 
109. 60 — 
210r 5 6 
111. 4 — 
DIRT 1% 


grell gelb beschlagenem Lobermergel, die zweite aber, welche bei- 
läufig 4° über der sichtbaren Basis durchläuft, aus einer harten Kalk- 
Jumachelle, insbesondere mit Ter. gregaria. Die tiefsten sichtbaren 
Schieferlagen enthalten zahlreiche, doch durchaus kleine Exemplare 
von Taeniodon, Arie. eontoria und Myt. minutus. 

zehn Platten von festem Kalk, voll Versteinerungen; Gere. inflata, 
Myt. minulus. 

Lebermergel mit einzelnen Exemplaren von Ter. gregaria und Tae- 
miodon. 

Lebermergel im Wechsel mit bläulich thonigem Schiefer; man zählt 
%2 härtere Lagen, welche oben und unten auffallend ebenflächig sind, 
nur die. obere Fläche der obersten Bank ist knotig; wahrscheinlich 
zur Cement-Erzeugung geignet. 

schwarzer Schiefer, in seiner oberen Hälfte von 3 Reihen von Knoten 
von Lebermergel durchzogen. 

massige Kalkbank; bildet den oberen Rand eines kleineren Ab- 
sturzes, 

dunkler Kalk mit Ter. gregaria, Avie, contorta und Nulliporen ähn- 
lichen Bildungen auf der Schichtoberfläche. Das Proäl ist jetzt 
durch beiläufig 

von riesigen Blöcken bedeckt, welche sich von der mächtigen, ‚höher 
folgenden Kalkmasse abgelöst haben; über diesem Versturze sieht 
man nur durch 

die Unterlage, bestehend aus dünngeschichtetem, blaugrauem Kalk mit 
Avic, contorta; hierauf folgt wieder ein Versturz, entsprechend einer 
verdeckten Mächtigkeit von etwa 

und hervorgebracht durch das Abbrechen der unterwaschenen riesigen 
Bänke, welche darüber anstehen. 

(beiläufig) grosse Masse von grauweissem Lithodendronkalk, 
eine verticale Wand bildend, welche vom Bache mitten durchnagt ist, 
der zahlreiche Riesentöpfe ausgewaschen hat. Diese Masse ist nur in 
der Mitte durch eine Fuge in zwei ziemlich gleichstarke Bänke ge- 
sondert. 

drei bis fünf unvollkomimen getheilte Bänke von ähnlichem, bläulich- 
weissem, harten Kalkstein; in der obersten einzelne mit Kalkspath 
erfüllte Durchschnitte von Brachiopoden. 

zusammenhängender Schichtencomplex von dunkler Farbe, und zwar; 
a) 5‘ 3 schwarzgrauer, kaotiger Kalk in acht unregelmässigen Bänken 
mit Brachiopoden; in der obersten Bank Teredratula pyriformis, Bryn- 
chonella fissicostata, Ihynchonella subrimosa, Spirigera oxycolpos, alle 
mit geschlossenen Gehäusen. Spirigera oxyeolpos ist besonders häufig; 
diese Bank stelıt mit grossem Petrefactenreichthum im rechtseitigen 
Walde an; 6) 2° 3° zwei etwas dunklere Bänke; ce) 1‘ 1” Kalkbank; 
d) — 5“ Kalkbank; e) — 8” etwas lichtere Kalkbank; f) 1’ — 
zwei ähnliche Bänke, unregelmässig von einander getheilt; 9) — 9 
zwei Bänke mit Spirigera oxyeolpos; h) — 6° etwas dunklere Bank; 
ö) — 3° Schiefer; 4) — 9“ Kalkbank; 1) — 2% Schiefer; m) 1‘ 5% 
stärkere Kalkbank, etwas lichter, mit knotiger Oberfläche; n) — 4 
Schiefer; 0) — 9 Kalkbank; ») 2° 8” sechs Bänke von Lebermergel, 
in der oberen härteren Bank Spirigera oxycolpos, Pinna sp.;g) — 3° 
schiefer; r) 5° — neun Kalkbänke; s) 5° — sechs Bänke, durchaus 
schwarzgrauer brachiopodenführender Kalk ; 2) 3° — vier Bänke; 
u) — 8° eine Bank; diese letzteren 20 Bänke, zusammen 13’ 8%, 
sind sich durchaus ähnlich; ») schwaches Schieferband ; ») 8° 6 fünf- 
zehn Bänke von dunkelgrauem brachiopodenführenden Kalk, wie früher ; 
in der achten Bank liegen Rkynchonella subrimosa, Avieula Koessenensis, 
Pecten acuteauritus, in der neunten Pinna sp., in der obersten 
Ehynchonella fissieostata, Es scheint keine dieser Bänke ohne Verstei- 
nerungen zu sein. 

Eine, Schichtengruppe, bestehend aus den folgenden Bänken:; a) 9! — 
schwarzer, dünnblättriger Schiefer mit zahlreich eingestreuten, sehr 


180 


118. 


114. 


115. 


116, 
lc» 
118 


119. 


121. 


Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [14] 


Fuss Zoll 

kleinen Schwefelkieskügelchen ; Choristoceras Marshii in Menge 
als Schwefelkieskerne; ferner Awzicula Koessenensis, Taeniodon (?) 
sp. Diese Schiefermasse beschlägt sich an der Luft gelb in ähnlicher 
Weise, wie die Lebermergel; 5) — 5 mit grosser Regelmässigkeit 
durchsetzende Bank von hartem, blaugrauem Lebermergel, rothgelb 
beschlagen, in würfelförmige Stücke brechend; diese Bank lässt das 
Vorhandensein mehrerer kleiner Verwerfungen erkennen; ec) & — 
zweite Hauptmasse von schwarzem Schiefer; in der unteren Hälfte 
dieser zweiten Masse findet sich der grösste Reichthum an Choristoceras 
Marshi, d) 8' 11“ wechselnde Bänke und zwar 10“ Kalkplatten, 
2' Schiefer, 7” Kalkband mit einzelnen grossen Exemplaren der 
Avicula Escheri, 5' 6 weiterer Wechsel von Schiefer und etwa 12 

' Platten von dunklem knotigen Kalkstein; in einer der mittleren Kalk- 
steinplatten Rhynchonella fissicostata. 

6 6 Neun Bänke von lichtgrauem Kalkstein mit knotigen Schichtflächen 
und mit unregelmässigen Zwischenmitteln von Schiefer, aussen röthlich 
beschlagen; diese Gruppe scheidet sich treppenförmig von den 
übrigen aus. In der vierten Bank: Avseula Escheri, Avicula Koes- 
senensis, Terebratula pyriformis, Waldheimia norica, Ihynchonella sp., 
Pinna sp. 

7 6 Wechsel von schwarzem Schiefer und sieben Bänken von hartem, 
- gelbbeschlagenem Lebermergel. Sowohl die Lagen von Schiefer als 
auch die harten Lebermergel nehmen nach oben an Mächtigkeit zu. 
Die fünf tiefsten Lagen von Lebermergel sind sammt den Schiefer- 
mitteln nur von geringer Stärke; die sechste harte Bank misst — 6°, 
darauf 1° 1“ Schiefer, — 7° Lebermergel, endlich als oberste Lage 
2° 9 Schiefer. 


3 6 Fünf unregelmässige Bänke von grauschwarzem Kalk; Peeten acuteau- 
ritus, Pinna sp. 

1 — Schiefer, darin eine schwache Lage von Lebermergel. 

9 — zwölf Bänke von hartem lichtgrauen Kalkstein. 

6 — Wechsel von blauem thonigen Schiefer und zehn harten Bänken von 


Lebermergel. Diese Gruppe geht durch das Uebergreifen von ganz 
ähnlichen, thonig schiefrigen Zwischenmitteln zwischen die untersten 
Bänke über in eine mächtige wohlgeschichtete dunkle Kalkmasse, welche 
eine senkrechte Wand bildet. Die mittlere Region dieser Wand blieb 
uns unzugänglich; durch theilweise Messungen glauben wir jedoch 
die Mächtigkeit dieser Ablagerung sehr annähernd mit 

53 — angeben zu können; die Zahl der Bänke ist beiläufig 67. Die oberen 
zeigen einen durchaus einheitlichen Charakter; sie bestehen aus festen 
dunkelgrauen knolligen Kalken. Zwischen die 57. und 58., dann die 
58. und 59. Bank schalten sich Knauer von schwarzem Hornstein ein. 
Die 61. Bank ist bräunlich gefärbt. Die oberste Kalkbank endet mit 
einer bituminösen Rinde, welche Fucorden, Schuppen von (Ganoiden, 
Plicatula sp. (ähnlich intusstriata) , Avicula Koessenensis, Cardinia (?) 
sp. (sehr klein), Rhynchonella sp.!) einschliesst. 

— 61/, Blauschwarzer Kalkstein mit vielen weissen Kalkspathlinien. In 
seinem oberen Theile, beiläufig !/, Zoll tief, wird er durch Auf- 
nahme von Bitumen schwarz und braun gebändert und führt dann 
‘zahlreiche kleine Gano’d-Schuppen. Im unteren kalkigen Theile trifft 
ınan Schwefelkiesknollen und fucoidenartige schwarze Bänder. Zu den 
Petrefacten der vorhergehenden Lage kommen hier hinzu: Lima sue- 
eincta, Ostrea arietis.. Der bituminöse Streifen bildet nicht eine 
Schichte für sich, sondern stellt nur den obersten Theil der einzigen 
ungetrennten Kalkbank dar. 

19 5 Wechsel von mergeligen Schiefern und Kalkbänkchen. Die ersteren 
sind von anderem Charakter, als die rhätischen Lebermergel, blaugrau 
statt schwarz, nicht fett, und zeichnen sich insbesondere durch starken 


1) Die Fossilreste der rhätischen Formation wurden von E, Suess, die 


der Jura-Periode von Edm. v. Mojsisovics bestimmt. 


[15] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d, Osterhornes. 181 


Fuss Zoll 


122.73 
123. #3 6 
124. 16 
195.,,3 ;2 
16. 56 
127. 25 — 


Gehalt an Sand aus. Sie verwittern braun. Die Kalke sind von 
blauer Farbe, an der Luft braun, klotzig an ihrer Oberfläche. Man 
unterscheidet folgende Lagen: a) 4° — mergeliger Schiefer; 5) — 6" 
Kalk; e) — 2%1/,“ Kalk; d) 3° — mergeliger Schiefer mit kohligen 
Pflanzenspuren, kleinen @anod-Schuppen, Astarte psilonoti Qu., Cucul- 
laea psilonoti Qu., Arca sp.; e) 1' — Kalk; f) — 5” sandiger Schiefer ; 
9 — 4" Kalk; A) — 2% Schiefer, :) — 3° Kalk; R — 61,4" 
Schiefer mit unregelmässiger Oberfläche; 7) — 7° (im Mittel) Kalk; 
m) — 6“ Schiefer; n) — 10° zwei Kalkbänke mit unbedeutendem 
Schiefermittel; 0) — 3 Schiefer; 2) — 6 Kalk. In seinem Fort- 
streichen wird dieser Complex noch mächtiger, indem auf p) ein 
grösserer Wechsel von sandigem Mergel und Kalk folgt: Avzcula 
Koessenensis, gegen oben: Terebratula cf. punctata, Unicardium car- 
dioides, Pecten securis, Ganoid-Schuppen, Fuceoiden. Am Schlusse 
der „Stube“ beträgt in Folge dieses Anwachsens die volle Stärke 
19%". 

Neun Bänke von hartem dunkelgrauem Kalk; einige führen zahlreiche 
Crinoiden-Fragmente. Die siebente Bank umschliesst: Spiriferina Wal- 
cotti (häufig), Ter. ef. punctata, Ter. perforata Piette, Terebratula 
sp., HZhynchonella sp., Lima gigantea (häufig), Pinna semistriata 
Terg. Die oberste Bank ist an ihrer Unterseite erfüllt mit Ostrea 
arietis. Bis in dieses Niveau reichen die bituminösen Zwischenmittel 
mit den fucoidenartigen Streifen; die Auster selbst liegt vorherrschend 
in einem solchen. Auch die kleinen G@anod-Schuppen steigen bis 
hierher. 

Drei Bänke grauen Kalkes, welche uns keine Versteinerungen 
gaben. 4 
knotige Kalkbank mit unregelmässigen thonigen Ablösungen: Am- 
monites angulatus (häufig), Amm. longipontinus, Amm. laqueus, Amm. ef. 
Kridion, Orthoceras sp., Nautilus sp., Terebratula,c/. punctata, Ühem- 
nitzia Zinkeni, Lima gigantea. Das Gestein ist grau, hart und 
in der Regel durch seinen Gehalt an Crinoiden-Fragmenten grob- 
brüchig. Die petrographische Grenze gegen die auflagernden gelben 
Kalke ist sehr scharf. 

Vier ziemlich gleich starke Bänke von gelbem Kalk. Durch die beiden 
unteren ziehen knotige Massen von wachsgelbem Hornstein Die oberen 
Bänke haben eine etwas in das Leberbraune hinüberspielende Färbung 
und sind weiss geadert. „Enzesfelder Kalk,“ 

fester Adnether Marmor mit wenig Schichttheilungen, dunkelroth, zu- 
weilen an den Rändern grünlich. 

rothe dünnplattige Kalke mit sehr knotigen Schichtflächen, welche 
thonig belegt sind. Typische Adnether-Schichten. Viele Ammoniten, 
Orthoceras. 

Ueber den Adnether Schichten folgen in grosser Mächtigkeit 
die sogenannten „Fleckenmergel“ des oberen Lias, begleitet von 
bunten Breccien- und Pentacriniten-Bänken. Es wurde jedoch die 
Fortsetzung des Profils auf dieser Linie aufgegeben , weil die 
Aufschlüsse in den höheren Schichtengruppen nicht ausreichend waren. 
Der nächste Parallelgraben des Kendelbachgrabens, der sogenannte 
„Dachsfelderkessel“, bot uns hingegen ausgezeichnete Gelegenheit, 
das Profil nach oben fortzusetzen, indem dort die Risse tief in 
das Felsgerüste des Osterhornes und Hohen Zinken einschneiden. 


38. Gennerklause— Dachsfelderkessel. 


Steigt man von der Königsbachalm das Königsbachthal aufwärts, so 
bietet sich die Gelegenheit dar, die ganze Schichtenfolge des Kendelbach- 
grabens zu beobachten, indem die Schichten in ihrem Herüberstreichen sich 
flacher neigen und der Reihe nach das felsige Gerinne des Königsbaches er- 
reichen. Häufig sind jedoch die weicheren Lagen der rhätischen Formation 


182 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovies. [16] 


von den Gewässern des Königsbaches ausgewaschen und in Folge dessen 
sind die Einstürze bedeutender. Die Gennerklause wird von Kalk- 
felsen getragen, welche weit über ausgespülte schwarze Schiefer empor- 
ragen und wohl der Wand des Hauptlithodendronkalkes im Kendelbache 
entsprechen werden. An dieser Stelle mündet von der rechten Seite her ein 
tief ausgefurchter Wasserlauf, welcher im Dachsfelder Kessel am Fusse des 
Hohen Zinken und des Osterhornes seinen Anfang nimmt und parallel dem 
Gerinne des Kendelbaches streicht. Er bietet namentlich in den höheren 
Schichtengruppen ausgezeichnete Aufschlüsse dar, so dass das Profil des 
Kendelbachgrabens am zweckmässigsten hier fortgesetzt wird. Zunächst 
über der Gennerklause folgt - verstürztes Terrain. Es wird dasselbe dem 
Complexe mit Ohoristoceras Marshi entsprechen, welcher jenseits im Hasel- 
graben wieder anzutrefien ist und hier durchstreichen muss. Dem Bache 
aufwärts folgend, gelangt man über ein grosses Haufwerk von Felstrümmern 
zu jener grossen Aufeinanderfolge von Kalkbänken, an der Grenze zwischen 
der rhätischen und der Lias-Formation, weiche im Profile des Kendelbaches 
die steile Wand unter der Kendelklause bildet und uns dort in ihrem 
mittleren Theile unzugänglich blieb (Schieht Nr. 119.). Man bemerkt auch 
hier grosse Knollen von dunklem Hornstein zwischen die einzelnen Bänke 
wie eingeschoben. Höher oben in den fossilienreichen Schichten des unteren 
Lias erscheinen Hornsteine häufig in den Kalkbänken, während sie den Ge- 
steinen der rhätischen Formation überhaupt fremd sind. Von Petrefacten 
lieferten uns diese Schichten nur einzelne verstreute Spuren. Eine Kalkbank, 
deren oberer Theil in eine bituminöse Rinde mit Fucoiden- und Ganoid- 
schuppen übergeht, entblösst ihre Schichtfläche im Bette des Baches. Dar- 
über erscheint der Wechsel von dunklen Kalkbänken und schiefrigen Zw ischen- 
mitteln mit Ostrea arietis. In den tiefer liegenden Theilen der letzteren 
findet man die silbern blinkenden Schalen. einer neuen Art von Rhynchonella 
häufiger, als in den entsprechenden Schichten des Kendelbaches. Ausserdem 
sammelten wir hier: Lima gigantea, Pinna semistriata, Terebratula per- 
forata, Terebratula cf. punctata, Terebratula ef. cor Lamk. 

Eine kleine Verwerfung bringt die Enzesfelderkalke sofort im 
das Niveau des Baches. Auf die graue knotige Bank des Ammonites 
angulatus, deren Knollen in Vertiefungen der auflagernden Schichte 
passen, folgen: 

a) % Zoll im Mittel. Gelbbrauner Kalk, welcher durch eine durch- 
ziehende Lage von grossen wachsgelben Hornsteinnieren in gleiche Hälften 
getheilt wird. 

b) 7 Zoll. Der vorhergehenden ähnliche Kalkhank, im allgemeinen von . 
gelber Farbe. An einzelnen Stellen erscheint sie jedoch blaugrün mit blau- 
grünen Hornsteinen. 

c) 2bis3 Zoll. Mehrere unregelmässige Platten von wachsgelbem Kalk. 

Darüber liegen ohne weitere Zwischenlage sofort die plattigen rothen 
Adnetherkalke, deren Mächtigkeit 36 —40 Fuss betragen dürfte. In die 
obersten Bänke schalten sich Lagen von rothem Hornstein ein. 

Ueber den Adnether Schichten erscheint sofort eine beiläufig 1 Fuss 
starke Bank von Conglomerat mit lichter grauweisser Grundmasse, Geröllen 
von verschiedenen bunten Varietäten von Alpenkalk, Hornsteinknollen und 
einzelnen Crinoidenstielen. 


[17] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes 183 


Auf die Conglomeratlage folgt sodann ein Wechsel von liehtgrauen 
plattigen Kalken und Fucoiden-führenden Schiefern, sogenannte „Flecken- 
mergel,“ in welchen wir ausser einigen unbestimmbaren Brachiopodenschalen 
keine Petrefacten sahen. Diese Fleckenmergel bilden am Eingange in den 

‘eigentlichen Dachsfelderkessel jähe Wände, welche die von uns auf 240 bis 
260 Fuss geschätzte Gesammtstärke in vielen Hunderten von Platten und 
schiefrigen Zwischenmitteln erkennen lassen. 

Ueber den Fleckenmergeln lagert ein sehr bemerkenswerthes Gebilde, 
nämlich eine grosse ungeschichtete Masse von Conglomerat mit röthlicher, 
innen grünlicher Grundmasse, welche stellenweise roth übergossen ist. Es 
sind alle Anzeichen einer stürmischen Bildung vorhanden. Nicht weit von 
der unteren Grenze schalten sich dem Conglomerate dunkelrothe eisenreiche 
Bänke von Kalkstein ein. Dieser umschliesst Knauer und concentrisch sich 
abschälende Bohnen von Rotheisenstein, welche im Durchmesser gewöhnlich 
1ı/,—3/, Zoll messen aber auch mehrere Zoll Grösse erreichen und zerstreut 
und vereinzelt im Kalke liegen. In petrographischer Beziehung ist die Aehn- 
lichkeit mit den Schichten von Swinitza im Banat und der Klaus-Alm bei 
Hallstatt eine auffallende. Von den Versteinerungen, welche wir hier sam- 
melten, nämlich : ; 
Ammomites polyschides Waag., 

Ammonites subcoronatus Opp. , 
Ammonites cf. Humphriesianus Sow., 
Ammonites subradiatus Sow. (2)., 
Nautilus sp., 
Belemnites sp 
deuten jedoch die drei zuerst angeführten Ammoniten auf einen tieferen 
Horizont, welchem ausserhalb der Alpen die Zone des Ammonites Sauzei 
entspricht. | 

Das Conglomerat hält in grosser Mächtigkeit an. Da und dort wieder- 
holen sich schieferige Zwischenlagen, und gequälte Scherben des Schiefers 
finden sich eingebettet in das Conglomerat selbst, so dass die Erhärtung, 
Beugung und das Zerbrechen dieser Schiefermassen ohne Zweifel der Ab- 
lagerung des Conglomerates vorausgegangen ist. Etwa 150 Fuss über 
dem Lager des Ammonites polyschides an der Stelle, wo der Bach sich theilt, 
schalten sich vier, zusammen drei Fuss starke Bänke von roth und lichtgrün 
gebändertem, kieselreichem Kalkschiefer ein, welche stellenweise in Bänke 
von rothem Hornstein übergehen. Das Conglomerat nimmt nun etwas mehr 
Schichtung an, enthält aber auch hier noch gebogene Einschlüsse. Es folgen 
wiederholte schiefrige Zwischenlagen, von denen die rothen und thonigen 
einige petrographische Uebereinstimmung mit den Aptychenschiefern 
von St. Veit bei Wien zeigen. Beiläufig 300 Fuss über der Schichte mit 
Ammonites polyschides schiebt sich ein grösserer, zusammen etwa 8 Fuss 
starker Complex von grauem Kalkschiefer ein, zwischen welchem eine Horn- 
steinbank liegt. Auf weitere Conglomerat-Schichten folgen neuerdings horn- 
steinreiche Schiefer und röthlich gefiecke Breccienkalke von sehr auffallendem 
Aussehen. Endlich überwiegen die Kalkschiefer und Kalkbänke mit grauem 
und rothem Hornstein über das Conglomerat und sind am Ende des Dachs- 
felderkessels in mehr als 1000 Fuss hohen, unersteiglichen Wänden aufge- 
schlossen, welche von hier aus etwa zur halben Höhe des Osterhornes und 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band, 2. Heft. 25 


184 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [18] 


Hohen Zinken reichen. Es fallen jedoch auch hier noch von den Wänden 
vereinzelte Trümmer von bunten Breccien herab. 


4. Dachsfelderkessel— Osterhorn-Gipfel. 


Die zuletzt erwähnten hornsteinreichen Kalkschiefer gehören bereits 
zu den OÖberalm-Schichten Lipold’s oder Ammergauer Wetzstein-Schichten 
Gümbel's, welche auch schlechtweg als Jura-Aptychenschiefer bezeichnet 
worden sind. Um auch die oberen Theile beobachten zu können und das 
Hangende derselben kennen zu lernen, hat einer von uns !) aus der Gegend 
des Dachsfelderkessels die Spitze des Osterhornes erstiegen. 

In einer staunenswerthen Mächtigkeit, welche mit 2000--2500 Fuss 
nieht zu hoch angeschlagen sein dürfte, reichen die Oberalm-Schichten bis 
zu den Hörnern und Zinken des bei 5600 Fuss hohen Gebirges und werden 
daselbst von keinem weiteren Gebilde überlagert. Es ist ein gewaltiger, offen- 
bar zuzammengehöriger Complex, welchen man nicht leicht in Unterabthei- 
lungen zerlegen kann. Völlig gleich bleibt der Charakter bis zu zwei Dritt- 
theilen der Gesammtstärke. Tausende von dünnen Kalksteinbänken wechseln 
mit schieferigen Kalkschichten und mit Hornsteinlagen. Höher oben werden 
die Kalke dickbankiger, die Farbe wird lichtgrau oder röthlichgrau, der 
Bruch muschelig. Dünne Platten von dunklem Hornstein bilden die Zwi- 
schenmittel der bis über einen Fuss starken Bänke. Der Gehalt an Hornstein 
ist jedoch im Ganzen ein geringerer, als in den tieferen Schichten, und 
zeigt sich meist in concretionären Knauern und Ringen. 

In diese oberste Abtheilung sind drei auffallend starke Bänke einge- 
lagert, welche das Auge schon aus grösserer Entfernung wahrnehmen und 
von Grat zu Grat, von Horn zu Horn verfolgen kann. Die unterste bildet 
über der Saurückenalm eine 2—3 Klafter hohe Wand und hat ein sehr 
massiges dolomitisches Gepräge. Sie besteht aus lichtem, graugrünen, 
stellenweise breccienartigen Kalk, welcher senkrecht auf die Schichtung 
splittert und Hornsteinknöllchen von Linsengrösse einschliesst. Das Gestein 
ist von zahlreichen Kalkspathadern durchsetzt und enthält viele von orga- 
nischen Resten herrührende krystallinische Flimmer. Schon petrographisch 
ist die Analogie mit vielen Abänderungen des Strambergerkalkes eine grosse. 
‚Leider ist der Erhaltungszustand der seltenen Petrefacte kein günstiger, 
doch tragen die Einschlüsse den Typus der Strambergerfauna. Es kommen 
vor: theilweise in Hornstein verwandelte Korallen (Gümbel’s Barmstein- 
kalk?), Oidaris-Stacheln, Crinoiden-Stielglieder, Reste von Diceras, Austern 
und andere Bivalven. Darüber folgen wieder Oberalm-Schichten. Die beiden 
oberen Wände lieferten keine Spur von Versteinerungen; das Gestein unter- 
scheidet sich in nichts von den Kalken der Oberalm-Schichten, welche hier 
mit grösserer Reinheit und Dichte Neigung zur Plattenbildung im Grossen 
verbinden, beim Anschlagen hell klingen und nur selten mehr Hornsteine 
führen. Auf der Spitze des Osterhornes richtet sich die Neigung der Schichten 
unter flachem Winkel nach SW. 

Die Oberalm-Schichten bilden grosse plateauartige Stufen, welche sich 
zwischen die höheren Kämme spannen und vortreffliche Almweiden tragen. 


t) E: vi Mojsisovies.: 


[19] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 185 


Es wiederholen sich im Kleinen alle Erscheinungen der Hochgebirgsplateaux. 
Klüfte und tiefe Sturzlöcher unterbrechen die Flächen des von zahlreichen 
messerschneidigen Karren zerschrundenen Gesteines. 


5. Der Breitenberg. 


Zur linken Seite des oberen Königsbachthales erhebt sich der hohe 
. kammartige Grat des Königsberges, welchem gegen Osten eine tafelförmige 
niedrigere Masse folgt, die unter dem Collectivnamen „Breitenberg“ ver- 
standen wird und die Alm gleichen Namens trägt. Im Osten reicht der 
Fuss des Breitenberges bis zum Haupteinschnitte des Zinkenbaches. Es ist 
daher unter Breitenberg jene Bergmasse gemeint, welche den Raum zwischen 
dem Königsbachthale und dem Wolfgangsee im Süden und Norden und zwi- 
schen dem Königsberge und dem Zinkenbachthale im Westen und Osten aus- 
füllt. Wie schon am Eingange dieser Darstellung erwähnt worden ist, haben 
wir durch den bei der Königsbachalm mündenden Schwarzbachgraben unsere 
Arbeit auf die Höhe des Breitenberges ausgedehnt, und es bot sich hiedurch 
die Gelegenheit dar, in einigen Gliedern unseres Osterhornprofiles Beob- 
achtungen anzustellen, welche die Charakteristik derselben wesentlich 
ergänzen. 

Die Gehänge der linken Thalseite sind in der Nähe der Mündung des 
Schwarzbachgrabens durch grosse Schuttmassen verdeckt, so dass eine 
direete Verbindung der zunächst entblössten Schichten mit der Profillinie 
des Kendelbachgrabens nicht herzustellen ist. Die ersten Schichten, auf 
welche wir trafen, bildeten dünngeschichtete graue Kalkbänke, welche bei 
einem Streichen nach NNW. ein Einschiessen der wellenförmig gebogenen 
Schichten mit wechselnder Steilheit gegen WSW. erkennen liessen. Man be- 
gibt sich daher, aufwärts steigend, in immer tiefer liegende Bänke. Die grauen 
Kalke halten an, und Zwischenlagen von schwarzem Schiefer schalten sich 
zwischen dieselben. Weiterhin ist das Streichen mehr gegen NW. gerichtet, 
das Verflächen gegen SW., jedoch nochsteiler als früher. Esfolgt eine dunkle 
Kalkplatte, welche mit Dachsteinbivalven ganz und gar erfüllt ist. Bald 
ändert sich das Fallen von neuem, denn bei der Schwarzbachklause notirten 
wir: Streichen WNW., Fallen SSW. Hier fällt eine grosse Holzrinne ein. 
Durch das Abschiessen der Holzblöcke von derselben ist am linken Gehänge 
des Grabens der steile Abhang auf grössere Strecken aufgestossen worden 
und es werden wohlgeschichtete Bänke sichtbar, welche das gleiche Ver- 
flächen zeigen wie die Bänkein der-Nähe der Klause. Zu oberst hoch am Ab- 
hange liegen dicke Bänke, deren jede in der unteren Hälfte polyedrisch zer- 
bröckelt. Es folgt sodann eine stark krystallinische Bank mit Anatina 
Suessi Opp., Anatina praecursor Qu., Cardium austriacum (das häufigste 
Petrefact), Leda(?) sp., Fragmenten von Zähnen. Die vierttiefere dunklere 
Bank umschliesst grosse Megalodonten, darunter liegen zwei Bänke lichten 
dolomitischen Kalkes mit zahlreichen kleinen Gastropoden (.Rissoa (2) alpina 
Gümb.) und unter diesen noch eine Bivalvenbank. Nun erscheinen, entspre- 
chend den Lagen mit Kohlenschmitzen im Profile des Kendelbaches, zwei 
zusammen 13 Zoll starke Schichten von milderem, etwas mehr plattigem 
blaugrauem Kalk, überstreut mit unzähligen Schuppen und Aestchen von 
Araucarites alpinus. Nebstbei kommen Reste anderer Pflanzen und kohlige 


Streifen und Schuppen, sowie vollständige Abdrücke einer Art von Semio- 
25* 


186 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [20] 


notus vor. Unter diese Lagen neigt sich zunächst ein 3—4 Zoll starkes 
Lager von Schiefer, worunter neuerdings dolomitische weisse und po- 
lyedrisch bröckelnde Bänke erscheinen. Etwas tiefer in der Sohle 
des Grabens erreicht man sodann klüftigen bräunlichgrauen Kalk mit 
zahlreich ausgewitterten Gastropodenresten; kantiger Turbo, Rissoa (?) 
alpina Gümb. und grössere an Ohemnitzia erinnernde Formen. Im Bruche 
ist dieser bräunliche Kalk von krystallinischen Flimmern bedeckt, was 
daher rührt, dass zahlreiche, meist sehr kleine Fossilien von hellem krystal- 
linischen Kalkspath erfüllt sind, welcher die rhomboedrischen Flächen dar- 
bietet. Bei dem uun eintretenden flacheren Fallen der Schichten gelangt man 
in der Grabensohle, ohne dass noch eine Wölbung gebildet wird, wieder 
in höhere Schichten. Bevor man den Schluss des Grabens erreicht, passirt 
man mehrere Bänke mit Gastropodenspuren und weisse zuckerkörnige dolo- 
mitische Kalke von gering aufgeschlossener Mächtigkeit, welche das tiefste 
Glied darstellen. Die Wand am halbkreisförmigen, mauerartigen Schlusse 
des Grabens besteht an ihrem Fusse aus lichtgrauem, petrefactenleerem, 
wohlgeschichtetem, zum Theile dolomitischem Kalke und liegt den Gastro- 
podenkalken nahezu horizontal auf. Von oben herabfallende Blöcke ent- 
halten Dachsteinbivalven. Ueber der beiläufig 160 Fuss hohen Wand trifft 
man im Königsbergschlage auf eine dunkelgraue Kalkbank mit Dachstein- 
bivalven, Streichen NW,, Fallen mässig NO. Es bat eine Umwölbung der 
Schichten aus SW. Fallen in NO. Fallen stattgefunden. Im Schlage 
lassen sich bei lückenliaftem Aufschlusse doch die mittleren Glieder der 
rhätischen Stufe erkennen: Dachsteinkalk, Lebermergel, an einer Quelle 
Lumachelle mit Mytilus minutus, etwas höher Blöcke von Lumachellen mit 
Terebratula yregaria. Die Höhe des Ueberganges bildet in ziemlicher 
Ausdehnung der Hauptlithodendronkalk. Der weitere Weg’ bis zur Brei- 
tenbergalm führt über bedecktes Wald- und Wiesen-Terrain und erst 
ın der unmittelbaren Umgebung dieser Alm sind grössere Aufschlüsse 
vorhanden. 

Im Südosten des Scheitels des Breitenberges unter den Almhütten 
trifft man die Schichten des unteren Lias in vortrefflicher Weise entblösst. 
Von hier stammten die unterliasischen Fossilien, darunter Amm. planorbis, 
welche Herr Hofrath Dr. v. Fischer in München bereits vor einigen Jahren 
aufgefunden und uns zur Kenntnissnahme mitgetheilt hatte, 

Die Liasschichten bilden eine niedrige fortlaufende Wand, auf welcher 
die die Weidenflächen der Alm tragenden höheren Etagen des Lias auf- 
lagern. Zu unterst liegt Lithodendronkalk und nur durch eine kurze 
verdeckte Strecke getrennt folgen darüber: 

9° 11°. Feste graue "Kalksteine mit mürben Zwischenmitteln und 
zwar: & e 12 Kalkbank, an deren Unterseite eine mürbe braune Fucoiden 
führende Lage befindlich ist, entsprechend den Austernlagen im Kendel- 
bachgraben; b) — 11“ Kalkbank; e) — 15° Kalk, mit einer mürben Lage 
oben; d) -- 9 Kalk mit 
Lima gigantea Sow 
Pinna semistriata Terg. 

2.2° 2’. Sieben schwache Bänke von lichtgrauem Kalk, überladen 

mit Schalen von 


Terebratula cf. punctata Sow. 
Lima gigantea Sow. 


[?1] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 187 


Ferner ziemlich häufig, besonders an der Unterseite der obersten Bank 
Ammonites planorbis Sow. 
A Johnston Sow. 
" Hagenowi Dunk., 
sodann einzelne Exemplare von 
Ostrea arietis Qu. 
und sehr selten 
Terebratula perforata Piette 
Rhynchonella sp. 
3.3’ 3°, Drei Bänke von hartem grauen Kalk. Die unterste enthält 
noch sehr zahlreich 
Lima gigantea Sow., 
und könnte noch dem vorhergehenden Complexe zugerechnet werden, obwohl 
sie bedeutend stärker ist. Die mittlere ist 10—12‘ mächtig, knotig und 
bildet das Lager von 
Ammonites angulatus Schloth. 
Die oberste Bank misst nur etwa 6”. Sie birgt zahlreiche Individuen des 
Ammonites Moreanus Orb., 
welche bis 14° Durchmesser erreichen. Ferner findet sich hier: 
Pecten Valoniensis Defr. 

4. 18. Drei Bänke von gelbem und rothgelbem Kalkstein. Die 
unterste zeichnet sich allerdings, wie die ihr entsprechende des Kendelbach- 
grabens, durch fortziehende Nieren von gelbem Hornstein schon von ferne 
aus, doch ist der Kalk selbst statt gelb und muschlig brechend meist bräun- 
lich und von unregelmässigem Bruche, voll kleiner Crinoidenflimmer, mit 
eingeschlossenen Partien des gelben, erinoidenlosen Kalkes. In dieser Bank 
liegen eingehüllt in Rinden und Knoten von Brauneisen, wie alle Am- 
moniten dieses Complexes: 

Ammonites Moreamus Orb. 
N bisulcatus Drug. 
Ammonites Moreanus wurde jedoch nur an der Unterseite der unteren 
Bank beobachtet. Die oberen Bänke umschliessen: 
Ammonites bisulcatus Brug. 
2 Charmassei Orb. 
Orthoceras sp. 
Rhynchonella sp. 

5. 6“. Bank von dunkelrothem Crinoidenkalk mit zahlreichen Schalen- 
trümmern von Brachiopoden. Dieselbe wurde weder im Kendelbachgraben 
noch im Dachsfelderkessel angetroffen. 

6. Rother Adnether Marmor. Dieser tritt hier auch in den unteren 
‚Theilen ziemlich plattig auf, Darüber folgen dann, wie gewöhnlich, die knol- 
ligen Lagen der Adnether Schichten und auf diese die grosse Masse der 
Fleckenmergel, welche die Kuppe des Breitenberges bilden. 

In dem hier mitgetheilten Profile muss es auffallen, dass der Haupt- 
Lithodendronkalk bis auf wenige Klafter an die der Zone des Ammonites 
planorbis angehörigen Gesteine herantritt. In der That läuft in der Rich- 
tung der Wand eine Verwerfungslinie durch. Schreitet man nämlich 
zur Rechten fort, so sieht man bald die aus dem Rasen hervorstechenden 
Adnether Schichten in die Nähe des Lithodendronkalkes rücken, während 


188 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [22] 


der ganze tiefere Theil des Lias verschwindet. Andererseits steigen die 
Adnether Schichten so rasch auf, dass sie am Wege zur Alm im W. 
des hier beschriebenen Punktes bei 200 Fuss höher liegen. Das Streichen 
der Schichten ist nach WNW., ihr Verflächen gegen NNO. 


6, Bemerkungen über den Plattenkalk und die rhätische 
Stufe. 
Von Eduard Suess. 


Die lange Reihe von Schichten, welche von der Anticlinale am Fusse 
des Zinkeneckschlages durch den Kendelgraben aufwärts bis zu dem Fusse 
der Wand (Schicht Nr. 119) entblösst ist, welche wahrscheinlich als der 
Beginn des Lias anzusehen ist, erreicht eine Gesammtmächtigkeit von 
1077 Fuss 3 Zoll und umfasst den oberen Theil des Plattenkalkes und die 
gesammte rhätische Stufe. Gewiss sind dabei z. B. die Zwischenlagen mit 
Araucarites alpinus und Semionotus (z. B. Schicht Nr. 4) ganz wesentlich 
verschieden etwa von dem brachiopodenreichen schwarzen Kalkstein 
(Nr. 111) und auch innerhalb der gewiss der rhätischen Stufe zufallenden 
Bänke beobachtet man ansehnliche Abänderungen im Gestein wie in der 
Natur der organischen Reste. Versucht man jedoch in der vorangeschickten 
Schiehtenfolge ganz genau die Grenze anzugeben, an welcher eine Stufe 
endigt und eine nächste beginnt, so gelangt man an eigenthümliche Schwie- 
rigkeiten, deren Wesen zu erläutern für uns um so wichtiger ist, als einer- 
seits die vorliegenden Aufnahmen die in der Natur vorhandene Sachlage so 
genau darstellen, als die äusseren Umstände uns bei allem Aufwande an 
Zeit und Aufmerksamkeit dieselben zu erkennen gestatteten und als anderer- 
seits mit dieser Frage eine Reihe von anderen und zum Theile sehr weittra- 
genden Fragen in engster Verbindung steht. Zu diesem Ende ist eine kurze . 
Abschweifung von dem engeren Gebiete dieser Studien nöthig. 

Das Verschwinden einer und das Erscheinen einer folgenden Fauna, 
wie sie bei der gegenwärtig angestrebten schärferen Erfassung der Unter- 
abtheilungen des mesozoischen Gebirges für die Trennung der soge- 
nannten Stufen, Zonen, Lager oder Horizonte als bezeichnend angenom- 
men werden, bilden "eine Erscheinung, elche fast niemals selbstän- 
dig auftritt. Man sieht im Gegentheile die neue Fauna fast immer in einem 
(Gestein von etwas verschiedener Zusammensetzung begraben, sei es dass 
diese Verschiedenheit gegenüber der vorhergegangenen Ablagerung nur 
durch eine etwas andere Färbung des Kalksteins, durch seinen grösseren 
oder geringeren Thongehalt, oder durch häufigere Einschaltung von Schiefer 
zum Ausdrucke gelangt, oder sei es auch, dass sie sich in viel auffallenderer 
Weise durch eine gänzliche Aenderung des Sedimentes ausprägt, indem z. B. 
statt Schiefer Sandstein, statt Kalkstein Thon die neue Schichte bildet. 
Auf diese Weise erkennt man immer, dass die Veränderung in der organi- 
schen Welt begleitet gewesen sei von einer Veränderung der physischen Er- 
scheinungen und kann füglich kein Zweifel darüber bleiben, dass diese 
letztere wohl Ursache aber nicht Wirkung sein konnte. 

Welcher Art nun auch diese veranlassenden Ereignisse sein mögen, obsie _ 
inOscillationen des Bodens, des Clima’s, inVeränderungen der Flussläufe u.s. f. 
bestehen mögen, so kann man doch annehmen, dass sie unter verschiedenen 


[23] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 189 


Verhältnissen mit sehr verschiedener Intensität ihre Wirkung äussern 
werden. 

Die auffallendste Veränderung wird, insoferne wir uns auf Meeresbil- 
dungen beschränken wollen, dort eintreten, wo durch andauernde Erhebung 
ein Gebiet ganz vom Meere abgetrennt und in einen Binnensee verwandelt 
wird, wie etwa im nördlichen Mittel-Europa zwischen Jura und Kreide- 
Periode. 

Wo die Veränderung nicht so weit geht, dass eine gänzliche Verdrän- 
gung alles marinen Lebens folgen muss, wird sie am stärksten sich in den 
littoralen und sublittoralen Gebieten äussern, welche den grössten Theil 
mechanisch herbeigetragenen Sedimentes enthalten, deren Bewohner die ge- 
ringste Verticalhöhe der bathymetrischen Zonen aufweisen, jeder climati- 
schen Aenderung und jeder Aenderung des Salzgehaltes am leichtesten 
ausgesetzt sind und bei jeder Oscillation des Bodens, je nach dem Vorrücken 
oder Zurücktreten der Strandlinie ihren Wohnort zu verschieben oder auf 
weite Strecken hin gänzlich aufzugeben genöthiget sind. 

Die geringste Aeusserung ist dagegen dort zu erwarten, wo in pela- 
gischen Regionen in grosser Tiefe eine gleiche und unveränderliche Tem- 
peratur herrscht, wo nie oder nur selten das Sediment anders als in der 
Form chemischer Lösung anlangt und wo die Fauna eben wegen der Gleich- 
förmigkeit der abyssischen Verhältnisse, wenn auch ärmer an Formen, 
doch eine Verticalverbreitung besitzt, welche ausserordentlich viel ausge- 
dehnter ist, als jene der Bewohner des Strandes oder demselben näher 
gelegener Theile des Meeresgrundes. 

Unter diesen Voraussetzungen begreift man die Möglichkeit, dass 
grosse Veränderungen an den kändern eines Meeres vor sich gehen, wäh- 
rend in den abyssischenRegionen desselben die nämlichen reineren Sedimente 
ungestört fortfahren sich zu bilden, ja vielleicht dieselben Thiere fortleben, 
während nur von Zeit zu Zeit erfolgende Einschwemmungen von littoralem 
oder sublittoralem Sediment gleichsam Nachricht bringen mögen von den 
Ereignissen, welche seither dort eingstreten sind. Die vorliegenden Anga- 
ben scheinen allerdings auf ein solches Verhältniss hinzudeuten; um einen 
Ueberblick derselben zu schaffen, mag die nachfolgende Gruppirung dienen. 

I. Die Schichten von der Anticlinale über den Zinkeneckschlag bis 
zum Fusse des Kendelgrabens, zusammen 349’ 1” sammt den untersten 
Lagen im Kendelgraben (Nr. 1-5) mit 34° und den zwei breceienartigen 
Bänken (Nr. 6 und 7) mit 2° 5°; zusammen 385° 9". 

Diese Schichten gehören sicher jener Abtheilung an, für welche 
Gümbel den Namen Plattenkalk in Anwendung gebracht hat. Es sind 
drei verschiedene Elemente, aus welchen sich diese Schichtengruppe auf- 
baut, und zwar: 

a) Der lichtgraue, zuweilen splittrige und dolomitische Kalkstein ; 

b) der lichte rehbraune Kalkstein mit Turbo solitarins und anderen 
Gastropoden, Megalodus und den Resten stengeliger Korallen, und 

c) die mehr bituminösen und dunkleren Lagen mit Araucarites alpr- 
nus und Semsonotus. 

Von diesen erscheint «) häufig in selbständigen Bänken, b) in der 
Regel durch die Schädelnähte mit a) verbunden, c) dagegen selbständiger 
in der Gestalt von dünneren Zwischenmitteln, welche jedoch auch in soferne 


190 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [24] 


mit «) und D) vereinigt sind, als in diesen zuweilen lose Araueariten- 
Schuppen und Stücke von Glanzkohle getroffen werden. ı) Ebenso enthält @) 
wenn auch nur seltener die herzförmigen Durchschnitte des Megalodus, 
dessen Schale in dem rehbraunen Kalkstein b) durch weissen oder durch- 
sichtigen Kalkspath ersetzt ist. 

Von diesen drei Elementen ist offenbar ce) dasjenige, welches die mei- 
sten Beziehungen zum Strande, ja sogar zum Festlande zeigt, während der 
petrefactenarme Kalkstein a) als jenes angesehen werden muss, in welchem 
die pelagische Bildungsweise am deutlichsten hervortritt. 

LI. Gruppe von lichtgrauen, an ihrer Unterseite in der Regel polyedrisch 
zerbröckelnden Kalksteinbänken (Schicht Nr. 8S—19), zusammen 38° 10. 

Diese Bänke entsprechen ganz und gar dem Kalkstein, welcher das 
Element «) der Gruppe J. ausmacht, in zweien dieserBänke (Nr. 9 und 12) 
ist Megalodus zu sehen. 

III. Gruppe von ähnlichen lichtgrauen Kalksteinbänken, zwischen 
welchen die ersten schwarzgrauen Kalksteinlagen auftreten; im unteren 
Theile auch Durchschnitte von kleinen Bivalven und darüber (Schicht Nr. 21) 
Spuren von stengeligen Korallen (Lithodendron?). Diese Gruppe (Nr. 20 
bis 28) misst 45° 6”. 

Hier konnten einzelne Lagen, insbesondere Nr. 23, nicht genau genug 
beobachtet werden; der Charakter der nächstfolgenden Bänke ist ein so 
eigenthümlicher und wiederholt sich in so auffallender Weise im Schwarz- 
bachgraben, dass man annehmen muss, dass die höchsten Zwischenlagen 
mit Semionotus und Araucarites dieser Gruppe zufallen, welche somit 
sammt der vorhergehenden dem Plattenkalke zufallen muss, dessen gesammte 
hier entblösste Mächtigkeit daher 470° 1“ beträgt. | 

IV. Ein Wechsel von dunkelgrauem bis schwarzem Kalk, oft dünn- 
geschichtet und knotig, mit Schiefer, etwas Lebermergel und eingeschalteten, 
meist stärkeren Bänken von lichtgrauweissem Kalkstein (Schicht Nr. 29 
bis 81), zusammen 152° 4. 

Schon in den tiefsten Lagen dieser Gruppe erscheint im Kendelgraben 
Mytil. minutus und Anomia alpina; die Schalen der Conchylien sind hier 
auf eigenthümliche Weise durch Kalkspath zum Theile ersetzt; man erkennt 
die Bank deutlich im Schwarzbachgraben, nicht hoch über den semionotus- 
führenden Lagen wieder und sie enthält dort auch einen Fischzahn, Anat. 
praecursor, Anat. Suessi und Card. austriacum. Ausser diesen Fossilien, 
von denen die Anatinen nur aus der tiefsten Bank bekannt sind, führt diese 
Grupp auch in grosser Menge Reste von Taeniodon, selten von einer Pinna. 
Megalodus ist auf die massigen Kalksteinbänke beschränkt; in der höchsten 
Lage erscheint zum ersten Male Gerv. inflata. 

Die Mannigfaltigkeit des Sedimentes ist so gross, dass man nur schwer 
eine Sonderung der Elemente wahrnehmen kann; diese sind: 

a) der petrefactenleere grauweisse Kalkstein, in einzelnen Gruppen 
von stärkeren Bänken (z.B. Nr. 41, 4$, 73, 74, 80); er ist dem lichtgrauen 
Kalkstein des Plattenkalkes durchaus gleich ; 


ı) Gümbel, Pichler u. A. haben die Schädelnähte aus dem Plattenkalk 
beschrieben und abgebildet, es scheint jedoch nicht innerhalb der Alpen auf die 
Verschiedenbeit der verbundenen Bänke aufmerksam gemacht worden zu sein. 


[25] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 191 


b) der etwas dunklere zuweilen schwarzgraue, doch feste und auch 
stärkere Bänke bildende Kalkstein mit Megalodus (z. B. Nr. 45, 52, 72) ; 
in einem Falle (Nr. 52) enthält er zugleich Myt. minutus ; 

c) der noch mehr bituminöse und dünner geschichtete, oft knotige 
Kalk mit Myt. minutus und anderen Conchylien (doch ohne Megalodus), häufig 
wit Zwischenmitteln von Schiefer oder Thon; zuweilen überwiest der Schiefer 
und der Kalk bildet nur dünne Zwischenlagen (z. B. Nr. 29, 61, 75, 81); 

d) der rothgelb beschlagene Lebermergel, meist ebenflächig und in 
Verbindung mit Schiefer, petrefaetenarm (z. B. Nr. 36, 62, 79.) 

V. Ein 5% Fuss starker Wechsel von dunklen Kalksteinlagen und 
Schiefer, welcher ganz der Ablagerung c) der vorhergehenden Gruppe zu- 
fällt (Schicht Nr. 82). Zu den Conchylien derselben treten hier in grosser 
Menge Gerv. inflata und Avic. contorta; in den höchsten Lagen auch schon 
einzelne Stücke der Plicat. intusstriata. 

Es ist eine sehr auffallende Thatsache, dass die dunklen und conchy- 
lienreichen Lagen der Gruppen IV. und V. gar keine von jenen Formen 
enthalten, welche sonst die rhätische Stufe in den Alpen am häufigsten 
kennzeichnen, nämlich gar keine Brachiopoden. Es tritt im Gegentheile in 
unverkennbarer Weise hier eine Aehnlichkeit mit der Conchylienfauna der 
schwäbischen, wie überhaupt der sublitoralen Aequivalente der rhätischen 
Stufe hervor, und zwar am auflallendsten in ihrem tiefsten, Anatinen führenden 
Theile, während im höchsten Theile schon Plicat. intusstriata auftaucht. 

Es mögen daher die beiden Gruppen /V. und V. fortan als die 
schwäbische Facies der rhätischen Stufe angesehen werden ; ihre 
Mächtigkeit ist hier 209° 4. 

VI. Grössere Massen von lichtgrauem petrefactenleerem Kalkstein in 
starken Bänken, unten petrefactenleer, dann eine nicht näher beobacht- 
bare Einschaltung von Schiefer und dunklem Kalkstein; über dieser durch 
16 Fuss blaugrauer Lithodendronkalk, dann viel lichtgrauer petrefacten- 
leerer Kalk (Schicht Nr. 83—86), zusammen 44°. 

Hier begegnet man zum ersten Male in grösserer Selbständigkeit 
einer Bildung, welche in höheren Abtheilungen grosse Bedeutung erlangt, 
nämlich dem von zahlreichen Korallenstengeln durchsetzten Kalkstein, wel- 
cher bis zu genauerer Erkenntniss der Beschaffenheit dieser Korallen auch 
hier noch als Lithodendronkalk bezeichnet bleiben mag. 

VII. Eine grosse Gruppe von wechselnden Schichten von Litho- 
dendronkalk, schwarzem Kalk, Schiefer und Lebermergel (Schicht Nr. 87 
bis 107), zusammen 151’ 6°, von denen jedoch etwa 20° (Nr. 106) dem 
Auge durch Verschüttung entzogen sind. 

Schon in den untersten Bänken dieser Gruppe tritt zu den Öonchy- 
lien der vorhergehenden Gruppe in grosser Menge Terebrat. gregaria. Sie 
erreicht mit Plecat. intusstriata hier ihre grösste Häufigkeit. Die Schichten 
87, i, k, dann 91, c und e sind mit Tausenden von Exemplaren erfüllt. Hier 
erscheinen auch Pecten acuteauritus und Oidaris Falgeri. 

Der lichtgraue Kalk der tieferen Gruppen, welcher dort als der Ver- 
treter pelagischer Bildungsweise bezeichnet worden war, ist hier schon fast 
ganz verschwunden. Schicht Nr. 92, 5 Fuss stark, gehört ihm jedoch noch 
an und führt Megalodus. Sonst vertritt hier die Stelle dieser Bildungen 
der meistens blaugraue Lithodendronkalk, welcher in vielen Bänken von 


Jahrbuch der k. k. ‘geologischen Reichsanstalt, 1868. 18. Band 2, Heft. 26 


192 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovies. [26] 


verschiedener Stärke dem Schiefer und den conchylienreichen Schichten 
eingeschaltet ist. 

Terebrat. gregaria und Plicat. intusstriata bezeichnen weit und breit 
Vorkommnisse der rhätischen Stufe, welchen andere bezeichnende Formen, 
wie Spirigera oxycolpos, Bhynchonella cornigera, Spiriferina Emmrichi 
u.s.f. immer fehlen, während wie hier viele Arten der schwäbischen Faeies, 
wie Avic. contorta, Gerv. inflata und mit diesen etwa Spiriferina Jung- 
brunnensis Petzhold (= Sp. Münsteri Dav. bei Suess) und Waldh. 
norica ihre Begleiter sind. So ist es an vielen Stellen in den Südalpen und 
den Karpaten, am Stockhorn, an der Meillerieu.s.f. 

Wir bezeichnen diese Abtheilung des Kendelbachgraben-Profiles als 
die karpatische Facies der rhätischen Stufe; ihre Mächtigkeit beträgt, 
wie gesagt, 151’ 6”. 

Es ist möglich, dass der verstürzte Raum über derselben (Nr. 108), 
einer weiteren Mächtigkeit von 35 Fuss entsprechend, ihr auch zuzu- 
zählen ist. 

VIII. Der Hauptlithodendronkalk, etwa 65° 6“ stark, bildet 
einen grossen Abschnitt in diesem Profile; seine obersten Lagen umschlies- 
sen schon Brachiopodenreste, wie sie für die nächstfolgende Gruppe so 
bezeichnend sind (Schicht Nr. 109, 110). 

Die lichtgrauen, pelagischen Kalksteinbänke ohne Petrefacten, oder 
höchstens mit Megalodus, sind fortan nicht mehr zu sehen. 

IX. Ein zusammenhängender Schichteneomplex von dunklem Kalk 
mit schiefrigen Zwischenlagen (Schicht Nr. 111); 41 Fuss mächtig. 

Hier erst ist das Lager jener zahlreichen Brachiopoden, welche durch 

die gesammten nordöstlichen Alpen hin die „Kössener Schichten“ auszeich- 
nen; so finden sich insbesondere nahe über dem Lithodendronkalk T. pyri- 
formis, Rh. fissicostata, Bih. subrimosa und Spürigera oxycolpos, höher oben 
auch Pinna, Pecten acuteauritus und Avicula Kössenensis (oder inaequi- 
valvıs). 
Dieses sind die Ablagerungen, für welche ursprünglich der Name 
„Kössener Schichten“ gebildet wurde und es mag dieser Theil die „Kös- 
sener Facies“ der rhätischen Stufe heissen; sie misst hier, wie ge- 
sagt, 41 Fuss 2). 

X. Die nächste Gruppe, welche wir als den obersten Theil der rhä- 
tischen Stufe ansehen (Schicht Nr. 112—118), beträgt 60° 10“. Wir nen- 
nen sie die „Salzburger Facies“ 

Sie beginnt mit der mächtigsten Schieferlage der ganzen Serie, 
17‘ stark, und ist in ihrer Mitte von einem 5°’ starken Band von Lebermer- 
gel in zwei fast gleiche Hälften getheilt; hier liegt Choristoc. Marshi in 
grosser Menge, mit Schwefelkies erfüllt und begleitet von Avic. Koessenen- 


ı) Stur hat den Vorschlag gemacht, den Namen in „Tiroler Facies“ um- 
zuändern (Jahrb. 1866, Verh. 178), da die Namen der anderen Facies auch von 
Ländern genommen seien. Abgesehen davon, dass dies nicht richtig ist (Vergl. 
Karpatische Facies) und dass auch die Nöthigung zu solcher Gleichförmigkeit gar 
nicht vorliegt, sollte man bei der betrübenden Reichhaltigkeit unserer Synonymik 
der Schichten doch lieber vorhandene und gute Namen brauchen, um die Dinge zu 
Br für welche sie geschaffen wurden, anstatt wieder neue in’s u zu 
rufen. Br 


[27] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes.. 193 


sis und Taeniodon ; grosse Exemplare der Avsc. Escheri lagern darüber und 
über diesen erscheinen dunkle Kalksteinbänke vom Charakter der Kössener 
Facies und mit einem grossen Theile derselben Petrefacten (Rh. fissicostata, 
W. norica u. Ss. w.). 

Das oberste Glied bildet blauer, thoniger Schiefer mit etwas Leber- 
mergel, welcher deutlich durch die Wiederholung ähnlicher Zwischenmittel 
mit der nächstfolgenden mächtigen Folge von Kalkbänken verbunden ist, - 
die wir schon dem untersten Lias zuzählen. Indem wir also die oberste 
Grenze der rhätischen Stufe vorläufig zwischen Schicht Nr. 118 und 119 
setzen, ziehen wir eben die Hauptschieferlage zur rhätischen Stufe herab, 
ohne über ihr auf eine in der Natur irgend wie angedeutete schärfere Grenz- 
linie hinweisen zu können. Der obere Theil dieser folgenden Kalklagen 
aber führt schon jene eigenthümlichen Fucoidenspuren und kleinen Ganoid- 
schuppen, welche bis zum Lager des A. planorbis hinaufreichen. — 

- Der untere Theil der Schichtenfolge dieses Gebirgstheiles lässt sich 


also folgendermassen gliedern : 
Fuss Zoll 


1. Plattenkalk und Araucariten führendeZwischenschichten . . 470 1 
2. Schwäbische Facies der rhätischen Stufe ; 
a) unterer Theil, Anatıina, Myt. minutus, Tae- 


HN 


miodon, Card. austriacum » » : 2... . 152 4 
b) oberer Theil, Gerv. inflata, Avic. contorta kom- 

men aka. ‚nal aubıen Ydinen ir 209 4 
Grössere Masse von ich Kalkstein’ also] u Ak — 

Karpatische Facies der rhätischen a m. ae Pie. 
imtusstridta - » -» 2... 151 6 
NGERDUBZE el le a 8 Di LEE 3 35 — 
er anptlithodendronkalk nd. u... ln a. , 65 6 
6. Kössener Facies (Spirig. oxycolpos, Rh. fissicostata) . . - 41 — 
7. Salzburger Facies (Chorist. Marshi, Avic. Escheri).. . . - 60 10 


Summe: Plattenkalk. . 470 1 
Rhätisch . . . 607 2 


Gesammte Mächtigkeit bis zum untersten Lias . . 1077 3 


In Bezug auf die rhätische Stufe ergibt sich als eine auffallende That- 
sache, dass die Einschaltungen der petrefactenarmen und lichtgefärbten 
pelagischen Kalksteine gegen oben allmählig seltener werden, während die 
dunklen Kalksteine und Schiefer mehr und mehr vorherrschen, und dass 
der Mitte der Stufe die grösste Menge von Lithodendronkalk angehört. Die 
Fauna beobachtet dabei genau den verkehrten Gang ; jene Lagen, welche 
den tieferen Abtheilungen eingeschaltet und als die Schwäbische Facies 
bezeichnet sind, tragen nämlich gewiss einen mehr litoralen Typus an 
sich, als die Fossilien der höheren Karpatischen oder der noch höheren Kös- 
sener Facies. 

Seitdem wir im Herbste 1866 ') die wesentlichen Züge dieser Unter- 
abtheilung der rhätischen Stufe am Wolfgang-See bekannt machten, haben 
einige unserer Freunde dieselben mit Erfolg auf die nähere Bestimmung von 


/ 
) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1866. Verh. S. 165, 166. 
20 


194 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics, [28] 


rhätischen Vorkommnissen angewendet, so Schloenbach bei Kössen ?) 
und Stache in den Karpaten ?2). Dabei wurde hervorgehoben, dass eine 
Auflassung dieser Unterabtheilungen als „Zonen“ zum mindesten verfrüht, 
die Bezeichnung „Horizonte“ dagegen schärfer und richtiger sei ®). Eine 
solche Abänderung wäre aber wohl schwerlich als eine Verbesserung anzu- 
sehen. Das Wort „Facies“ ist innerhalb des beschränkten Kreises der zu 
Gebote stehenden Ausdrücke mit Vorbedacht gewählt worden. Niemand 
kann heute mit Bestimmtheit sagen, ob etwa die Sandsteine von Nürtingen 
nur das Zeit-Aequivalent der schwäbischen Facies, oder ob sie die Vertreter 
der gesammten rhätischen Serie, oder ob sie gar, bei andauernder Senkung 
des Bodens und fortwährendem Vordringen der Strandlinie, nur die Zeit- 
Aequivalente der obersten Gruppen, etwa der Kössener und Salzburger Facies, 
seien. Es ist von demselben trefilichen Beobachter (St ache)sogar selbst her- 
vorgehoben worden, „dass der Ausdruck Facies insoferne einige Berech- 
tigung haben möge, als in vielen Gegenden, z. B. besonders der Karpaten 
eines dieser Schichtenglieder der einzige Vertreter des ganzen, an einzelnen 
Punkten reicher gegliederten Complexes ist.“ 

Hieraus folgt aber eben, dass, so lange uns nicht bekannt ist, welchen 
Grad von Beständigkeit jeder einzelnen solchen Gruppe zukömmt und‘ ob 
nicht z. B. gegen den Strand hin in einer und derselben Schichte die Fauna 
der Kössener Facies jener der karpatischen und diese jener der schwäbi- 
schen Facies das Feld räumt, wofür mancherlei Anzeichen sprechen, — so 
lange auch gar kein Ausdruck gewählt werden darf, welcher eine solche 
Beständigkeit in horizontaler Erstreckung voraussetzt. Das Wort „Hori- 
zont“ erscheint aus diesem Grunde noch verwerflicher als „Zone“, das 
Wort „Facies“ aber, in einer von Gressly’s Sinne wenig abweichenden 
Bedeutung das passendste. 

Hiebei mag erinnert werden, dass im Kendelgraben selbst eine wei- 
tere, in unseren Alpen wohlbekannte Facies der rhätischen Stufe, die 
Starhemberger Facies, nicht bekannt ist. 


7. Bemerkungen über den Jura. 


Von Edm. v. Mojsisovics. 


Die Beobachtungen im Kendelbachgraben, Dachsfelderkessel und am 
Breitenberg findet man beifolgend in einer kleinen Tabelle combinirt, 
welche den Charakter der untersten Liaszonen in diesem Theile der Alpen 
annähernd wird erkennen lassen. Die selbständige Vertretung der Zonen 
des Amm. planorbis, Amm. angulatus und Amm. Bucklandi tritt klar her- 
vor und die Grenzlinien zwischen denselben ergeben sich, zu Folge der 
eigenthümlichen Vertheilung und Vergesellschaftung der Fossilreste, 
von selbst. 

Den zwischen den Schichten mit Choristoceras Marshi und der durch 
Petrefaetenführung als Zone des Amm. planorbis erwiesenen Gruppe 
lagernden 53 Fuss mächtigen Complex von dunklen Kalksteinen, welcher 


t) Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1867. pag. 211. 
®) Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 3. März 1868. pag. 99—102. 
?) Eben daselbst pag. 101. 


195 


[29] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc. IL. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 


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196 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [30] 


die Stelle der an einigen Punkten England’s nachgewiesenen „Insect and 
Crustacean Beds“ ı) einnimmt, haben wir bereits der Planorbiszone zuge- 
zählt. In Ermangelung positiver Anhaltspunkte bestimmte uns hiezu das 
allmählige Auskeilen der für die oberen Glieder der rhätischen Stufe hier 
charakteristischen Lebermergel und das erste Erscheinen von Knauern von 
Hornstein zwischen den einzelnen Bänken. Hornsteinknollen sind nämlich 
in den unteren Gliedern des Lias (allerdings stets innerhalb der Bänke) so 
häufig, dass man in ihnen ein ‚petrographisches Unterscheidungsmerkmal 
der sonst einander ziemlich ähnlichen Kalksteine erkennen kann. 

Die darüber folgende Schichtengruppe, 29’ 5‘ stark, erweist sich 
durch die Fossile, welche sie umschliesst, als ein palaeontologisches Gan- 
zes, welches als die Zone des Amm. planorbis sich unzweifelhaft zu erken- 
nen gibt. Der Nachweis dieser Zone ist für die alpine Stratigraphie um so 
bedeutungsvoller, als bisher nur schwache Anzeichen bekannt waren, welche 
kaum zu einem Schluss auf die selbständige Entwicklung derselben berech- 
tiget hätten. Keinenfalls wird man in Zukunft den oberen Theil des Dach- 
steinkalkes als das alpine Aequivalent der untersten Liashorizonte betrach- 
ten dürfen. — Die mit Kalkbänken wechsellagernden bituminösen Streifen 
sind das Lager der Fucoiden, Ganoidschuppen und der gefalteten Auster, 
welche wohl am besten als Quenstedt’s Ostrea arietis gedeutet wird. 
Diese Auster hat für die Planorbiszone dieser Gegend eine analoge Bedeu- 
tung, wie im gleichen Horizonte an vielen anderen Orten Ostrea sublamellosa 
Dunk., welche neuerlich wieder von Dumortier im Rhönebecken, ganze 
Lagen erfüllend, gefunden wurde. Im Südwesten England’s nennt Moore in 
seiner eben erschienenen Arbeit über den abnormen Lias in Somersetshire 
und Süd-Wales Ostrea liasica, welche unter den gleichen Verhältnissen 
auftritt, wie O. sublamellosa anderwärts. In den Profilen von Camel Hill 2), 
Bedminster 3), Llanbethian *) erscheint jedoch auch die gegen Ostrea liasica 
sehr zurücktretende Ostrea arietis (= multicostata Terg. nach Moore) 5) 
bereits in Planorbis-Schichten. i 

Während von rhätischen Fossilien nur Avicula Kössenensis bis in die 
untere Hälfte der Zone heraufgreift, finden sich unter den Brachiopoden 
Formen vor, welche in den wenigen vorliegenden Exemplaren keine Ver- 
schiedenheit von solchen erkennen lassen, welche bisher meist nur aus höhe- 
ren Horizonten ausserhalb der Alpen angeführt wurden. Terebratula punc- 
tata wird jedoch auch von Moore 6) bereits in Gesellschaft des Ammonites 
planorbis genannt. — Da hier Ammonites planorbis Sow. zum ersten Male 
aus den Alpen citirt wird, so dürfte es angezeigt sein, zu betonen, dass 
die typische englische Form, welche mit Amm. planorboides Gümb. °) nicht 
verwechselt werden kann, verstanden wird. Amm. planorbis liegt zusammen 


1) Moore, On abnormal conditions of secondary deposits etc. Quart. Jour. 
Geol. Soc. of London. 1867. Pag. 462. 

2) Moore, Eben daselbst. Pag. 467. 

®) 1. c. pag. 501. 

%) 1. c. pag. 519. 

5) Eine ähnliche Austernform wird auchvonDumortieraus dem Rhönebecken 
als Ostrca Zinodani beschrieben. Dumortier, Etudes paleont. I. pag. 82. 

°) Moore, l. ce. pag. 505, Profil von Shepton. 

7) Gümbel, bayer. Alpengebirge, pag. 410. Winkler, Zeitschrift der deut- 
schen geologischen Gesellschaft. 1861. Tafel IX. Figur 3. 


[31] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 4197 


mit Amm. Hagenowi und Amm. Johnstoni Sow. in der obersten Bank der 
mächtig entwickelten Zone. 

Im Missverhältniss zur Mächtigkeit der Planorbis-Zone steht die Zone 
des Amm. angulatus, deren mittlere Stärke 3 Fuss 3 Zoll beträgt. Nichts 
desto weniger ist sie palaeontologisch sehr gut charakterisirt, und es ist 
nicht zu bezweifeln, dass länger fortgesetztes Sammeln in ihr so wie auch in 
der Planorbiszone noch viele Arten an den Tag bringen wird, welche uns bei 
der Kürze der Zeit entgehen mussten, welche wir ihrem Studium widmen 
konnten. In den Alpen wurde die Zone des Amm. angulatus zuerst von 
Gümbel :) an der Kammerkarplatte nachgewiesen und Oppel ?) erwähnt 
seinen Amm. longipontinus, welchen wir an der Kendelklause zusammen 
mit dem echten, in den Östalpen bisher noch nicht nachgewiesenen 
Amm. angulatus Schl. sammelten, von Blumensteinallmend (Schweizer 
Alpen), Kammerkar und Lämmerbach. Der letztere Fundort gehört der 
Gruppe des Osterhornes an. 

Es ist vorzugsweise eine Cephalopoden-Fauna, welche die Angulatus- 
zone hier auszeichnet. So verhältnissmässig reich an Arten scheint sie an- 
derswo selten aufzutreten. Zu den bereits genannten treten der bisher nur 
als Unicum bekannte Amm. laqueus Qu., Amm. ef. Kridion ?), Orthoceras 
sp., Nautilus sp. und in der obersten Lage Amm. Moreamus. In dieser fin- 
det sich zugleich Peeten Valomiensis Defr., welcher oft mit Pecten 
acuteauritus Schf. der Kössener Schichten verwechselt wird. 

Es wäre vielleicht hier am Platze, über die Vereinigung der beiden 
eben besprochenen Liaszonen mit der Zone der Avicula contorta zu Einer 
Gruppe „Infralias“ noch einige Worte beizufügen. Doch scheint diese Frage, 
in so weit es sich nur um conventionelle Grenzen zwischen „Formationen“ 
handelt, von untergeordneter Bedeutung zu sein. Der Umstand, dass die 
rhätische Stufe sich in mehrere wohlmarkirte Faunen sondert, über welchen, 
erst durch eine grössere fossilfreie Masse getrennt, die Zonen des Amm. 
planorbis und Amm. angulatus ihre selbständige Vertretung finden, weist 
wohl die Bedeutung dieser Zonen auf das schlagendste nach, scheint aber 
nicht sehr geeignet zu sein, zu Gunsten der besagten Frage in Anspruch ge- 
nommen zu werden. 

Die Zone des Amm. Bucklandi, seit Jahren schon durch die sehr ver- 
dienstlichen Forschungen Stur’s*) zu Enzesfeld in den österreichischen 
Alpen nachgewiesen, zeichnet sich durch eine eigenthümliche petro- 
graphische Beschaffenheit zu Enzesfeld sowohl wie in der Gruppe des 
Österhornes aus, so dass es leicht fällt, die ihr angehörigen Fossile wie- 
der zu erkennen und in den Sammlungen von denen höherer Horizonte zu 
trennen. Am Breitenberge sahen wir die untere Hälfte (nur diese) der un- 
tersten Bank noch mit grossen Exemplaren des Amm. Moreanus bedeckt, 
welcher in der vorhergehenden, zur Zone des Amm. angulatus gerechneten 


!) Bayer. Alpengebirge, pag. 430, 434. 
2) Palaeont. Mittheiluugen, pag. 131. 
ey ®), SieheDumortier, Etudes pal&ont. dans le bassin duRhöne. I. Tab. XVII. 
igur 3. 4. 
*) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1851, Seite 24. 1865. Vh. Seite 
107. Siehe ferner Hauer, Ceph. des Lias. Denkschriften der k. k. Akademie der 
Wissenschaften, XI, 1856, pag. 79. 


198 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [32] 


Bank sein Hauptlager hat. Amm. Charmassei !) fanden wir mit Amm. bi- 
sulcatus, während in tieferen Schichten keine Spuren desselben getroffen 
werden. In der That zeigen auch die zahlreichen in den Wiener Sammlungen 
aus Adneth oder Enzesfeld vorfindlichen Exemplare desselben insgesammt 
die charakteristische Beschaffenheit des Enzesfelder Arietenkalkes, und auch 
Dumortier kennt ihn nur im gleichen Horizonte. Auch Amm. salınarius 
Hau.?) stammt aus diesen Schichten und liegt aus Adneth in mehreren 
Exemplaren vor. 

Dieüber der Bucklandi-Zone folgende Crinoidenlage mit Brachiopoden- 
Bruchstücken nimmt genau die Stelle der Zone des Pentacrinus. tubercula- 
tus ein, und ihr mögen wohl die untersten Lagen der berühmten Kalke am 
Hierlatzberge bei Hallstatt entsprechen, während die höheren nach ihren 
Cephalopoden - Einschlüssen , wie Oppel bereits nachwies 5), der oberen 
Hälfte des unteren Lias entsprechen und bis an die Grenze des mittleren 
reichen. 

Die Gliederung der Adnether Schichten erforderte einen grösseren 
Aufwand an Zeit, als wir derselben hätten widmen können. Nachdem aber 
die unteren Zonen sich in so erfreulicher Weise unterscheiden liessen, mag 
die Annahme wohl als keine ungerechtfertigte betrachtet werden, dass auch 
innerhalb der Adnether Schichten das Lager und die Association der zahl- 
reichen Arten in gleicher Weise bei längerem Studium an Ort und Stelle ' 
wird nachgewiesen werden können, wie ausserhalb der Alpen. Nach den in 
den Sammlungen liegenden Fossilen zu urtheilen, reichen die echten Adne- 
ther Schichten bis zur Zone des Amm. margaritatus. Ob diese selbst noch 
mit inbegriffen sei, lässt sich dagegen, ohne vorausgehende specielle Unter- 
suchungen an Ort und Stelle, mit Sicherheit nicht bestimmen*). An ande- 
ren Punkten, wie z. B. an der Kammerkarplatte, liegen auch die Petrefaeten 
der Zone des Amm. Bucklandi und des oberen Lias in rothem, dem Adne- 
ther ähnlichen Gesteine und auch auf diese ist die Bezeichnung „Adnether 
Schichten“ angewendet worden, wodurch dieselbe zu einer rein petrographi- 
schen herabsank, 

Ganz das gleiche ist bei den sogenannten „Fleckenmergeln“ der Fall. 
Während an vielen Orten z. B. die Fossile der Zone des Amm. raricostatus 
in Fleckenmergeln begraben liegen, repräsentiren in anderen Gegenden die 
Fleckenmergel die Zone des Amm. margaritatus oder der Posidomia Bronni 
oder auch die des Amm. Bucklandi und Amm. obtusus. Es wäre eben so 
ungerechtfertigt, verkennen zu wollen, dass zur Zeit ihrer Einführung diese 
Localnamen Berechtigung und auch practischen Werthhatten, als es unzweck- 
mässig erscheint, sie in Zukunft in einer anderen als rein petrographischen 
Bedeutung zu gebrauchen. Unter allen den liasischen localen Schichten- 


1) Sowohl die typische französische Form, als auch die von Oppel als Amm, 
marmoreus (= Amm. Charmassei Hau.) bezeichnete Varietät liegt in derselben Ge- 
steinsmasse. 

2) Die Cephalopoden des Salzkammergutes. Wien, 1846, Seite 30, Taf. X, 
Figur 1—3, 

. 3) Neues Jahrbuch von Leonhard und Bronn. 1862. Seite 63. 

%), Vergl. Mojsisovics, Versteinerungen des mittleren Lias vom Hall- 
stätter Salzberge. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1868, Nr. 1, 
Seite 10. 


i 


[33] Stud. fi. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes.. 199 


Bezeichnungen, die Hierlatz-Schichten nicht ausgeschlossen, von denen ein 
Theil sicher dem mittleren Lias angehört (z. B. Schafberg) , verbindet sich 
blos in den sogenannten „Enzesfelder Kalken“ ein scharfer palaeontologi- 
scher mit einem eben so scharfen petrographischen Begriffe. Aber auch 
dieser, es ist gut dies hervorzuheben, hat nieht auf allgemeine Giltigkeit 
Anspruch, da in unseren Alpen die Zone des Amm. bucklandi auch in an- 
derer petrographischer Beschaffenheit auftritt. Seine beschränkte Berechti- 
gung liegt nur in dem negativen Momente, dass bisher Kalke von seinem 
Aussehen nur in Verbindung mit der Zone des Amm. Bucklandi bekannt 
und nur in dieser Verbindung gebraucht worden sind. 

Nach dem oben Gesagten entsprechen die Fleckenmergel der Oster- 
horngruppe einem Theile des mittleren und dem oberen Lias und es ist 
nicht unmöglich, dass auch die Zonen der Trigonia navis und des Amm. 
Murchisonae in den obersten Lagen derselben vertreten sind, da diese in 
den dem alpinen Gürtel angehörigen Karpathen, ähnlich wie in Frankreich, 
petrographisch von den obersten Liashorizonten nicht gut trennbar sind. 

Die mächtigen Conglomeratmassen über dem Lias deuten auf äusserst 
stürmische, wechselvolle Zustände während der Zeit des Doggers und des 
Malm bis zur Ablagerung der tithonischen Stufe. 

An ihren unteren Grenzen befindet sich die der Zone des Amm. Sau- 
zei angehörige Lage eingeschaltet. Es ist die erste ) Andeutung dieses 
Horizontes in unseren Nordalpen. Auch in den Südalpen ist derselbe erst 
in der jüngsten Zeit durch Benecke, Neumayr, Schloenbach und 
Waagen?) und zwar am Cap San Vigilio am Gardasee nachgewiesen 
worden. 

Der Umstand, dass eine grosse Anzahl von Dogger- und Malm-Hori- 
zonten bisher in den Alpen nicht angetroffen wurde, mag zum Theile die 
nur locale Bedeutung einiger dieser Horizonte vermuthen lassen, zum Theile 
aber, namentlich im Hinblick auf die bereits an vielen Orten constatirte 
übergreifende Lagerungsweise der bekannt gewordenen Dogger- und Malm- 
Zonen mag er in den Verhältnissen seine Erklärung finden, welche die 
Bildung der Conglomeratmassen der Osterhorngruppe veranlasst hatten. 


Die Oberalm-Schichten treten in einer staunenswerthen Mächtigkeit 
auf und entsprechen wohl dem Hochgebirgskalk der Schweizer, da sie, 
wie unlängst 3) gezeigt worden ist, von der Zone des Amm. tenuilobatus unter- 
lagert werden. Ausden Steinbrüchen von Oberalm *), welche den unteren Thei- 
len des Complexes angehören werden, liegen in den Wiener Sammlungen nur 
wenige Öephalopodenreste vor, welche, der Art nach vorläufig unbestimmbar, 
doch den Habitus der tithonischen Cephalopoden deutlich an sich tragen. 


1) Seitdem diese Zeilen niedergeschrieben worden sind, hat Herr Gries- 
bach das Vorkommen des Amm. mesacanthus Waag. zu St. Veit bei Wien nach- 
gewiesen, Vergl. Verhandlungen der k k. geologischen Reichsanstalt 1868, Seite 54. 
Jahrbuch 1868, I, Seite 125. 

2) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1867, Seite 158, und 
Waagen, Zone des Amm, Sowerbyi. Geogn. pal. Beiträge I, Seite 559. 

3) Verhandlungen 1868, Seite 124 fg. 

%) Man vergleiche hierüber auch Oppel in Gümbel's bayerischem Alpen- 
gebirge, Seite 488. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band 2. Heft 27 


200 Y%. Suess u. E. v. Mojsisovics Studien ü. d. Glieder. d. Trias etc. [34] 


Sehr bemerkenswerth ist die nur kümmerliche Andeutung eines oberen 
Horizontes, welcher doch in den mächtigen Zackenreihen der Donnerkogel 
und in den Pyramiden des Hoch-Plassen, Sandling u. s. w. eine so ausge- 
zeichnete Entwicklung findet !). 

Von grosser Bedeutung ist der Umstand, dass auf den Höhen der 
Österhorngruppe die Oberalm-Schichten von keinem weiteren Gebilde über- 
lagert werden und die Sedimente der neocomen Stufe erst mehrere Tausend 
Fuss tiefer längs der grossen Bruchlinien in eingekeilter Lagerung ?) an- 
getroffen werden. Die Grenzlinie zwischen tithonischen und neocomen 
Schichten ist mithin in diesem Theile der Alpen ebenso scharf markirt und 
bedeutungsvoll, als im Klippengebiete der Hohen Tatra 3). 


t) Vergl. Mojsisovics, über den Malm des Salzkammergutes. Verhandlun- 
gen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1868, Seite 12% fg. 

2) Am Saum der Österhorngruppe z. B. im Strobl - Weissenbachthale 
(Schloenbach, Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1867, Seite 378) 
und am Ufer des Wolfgang-See’s gegen den Eingang in das Zinkenbachthal. 

5) Mojsisovics, Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1367, 
Seite 356. 


Erklärung zu Tafel VI. 


Fig. 1. a Plattenkalk, & Rhätische Stufe, e Unterster Lias und Adnether Schichten, 
d Fleckenmergel, e Brauner Jura, f Weisser Jura. 

Fig. 2. a Plattenkalk, a’ Plattenkalk mit vielen Gastropoden, a” Lagen mit Se- 
mionotus, b Unterer Theil der rhätischen Stufe, 2’ Mittlerer Theil derselben, - 
insbesondere Haupt-Lithodendronkalk, e Zone des A. planorbis, dann des 
4. angulatus und A. disuleatus, € Adnether Schichten, d Fleckenmergel. 


Il. Die nördliehe Arva. 
Von 6. M. Paul. 


(Vorgelegt in der Sitzung am 21. April 1868.) 


Einleitung. 


Unter der Bezeichnung Arva versteht man in politischer Beziehung 
das zwischen den Comitaten Trenczin, Thurocz und Liptau einerseits, und 
der galizischen Landesgrenze andererseits eingeschlussene Verwaltungs- 
gebiet, in orographischer Beziehung die Landschaft, deren Südgrenze durch 
das Klein-Krivangebirge, den Chocs, den Höhenzug des Hatje- und Blato- 
berges, und die hohe Tatra, und deren Nordgrenze durch den Beskidenkamm 
bezeichnet ist. Hydrographisch endlich ist mitdem Worte Arva das gesammte 
Wassergebiet des Arvaflusses bezeichnet, welcher von seiner Quelle bis 
zu seiner Vereinigung mit der Waag bei Kralowany dem in Rede ste- 
henden Terrain angehört, und sämmtliche Wasserläufe desselben in sich 
aufnimmt. 

Die Arva !) entsteht aus der Vereinigung mehrerer, grösstentheils von 
den Nordgehängen des Para6-Gebirges bei Erdödka herabkommenden Bäche, 
von denen der Fleischowa-Bach der bedeutendste ist. Von Lomna an führt 
der hier noch sehr bescheidene Fluss den Namen Arva, und fliesst von hier 
in nordöstlicher Richtung über Kraseenica bis Breza, wo die Thalrichtung 
unter einem rechten Winkel gegen Süd abbiegt, und das Thal somit aus 
einem Längsthale auf eine kurze Strecke zu einem Querthale wird. Von 
Lokia bis Slanica ist das Thal wieder in seiner früheren ostnordöstlichen 
Richtung als Längsthal entwickelt. 

Bei Slanica nimmt die Arva ihren bedeutendsten nordwestlichen 
Zufluss, die Polhoranka, auf, und fliesst mit dieser in sädöstlicher Richtung 
bis Usztya, wo sie sich mit der wasserreichen, von Nordost kommenden 
„schwarzen Arva“ vereinigt, und sich nach Süden wendend, die östlichen 
Ausläufer des Magura-Gebirges zwischen Usztya und Thurdossin (Twrdosin) 
als Querthal durchbricht. 

Bei Thurdossin vereinigt sich die Arva mit der Oravicza und schlägt 
mit dieser nun eine, im Ganzen betrachtet, südwestliche Thalrichtung ein. 


1) Der Name „Arva“ wird für die Landschaft und für den Fluss gebraucht, 
wie dieses bei mehreren bedeutenderen Thälern des nördlichen Ungarns üblich ist. 
So bezeichnet man z. B. die Thäler der Kissucz, der 'T’hurocz ete. als die „Kis- 
sucz“, die „Ihurocz“ u. s. w. 

213 


202 C. M. Paul. [2] 


Der Fluss tritt hier in das Gebiet der Kalkklippen ein, durch welche er zu 
zahlreichen Windungen genöthigt, und hierdurch sowohl die südwestliche 
Richtung des Thales, als auch der Charakter desselben als Längsthal vielfach 
gestört erscheint. 

Unterhalb Parnica durchbricht der Fluss in einem engen Felsenpasse 
den östlichen Ausläufer des Granit-Massivs, welches den südlichen Theil des 
Klein-Kriwan-Stockes bildet, und vereinigt sich unmittelbar beim Austritte 
aus der erwähnten Felsenspalte bei Kralowany mit der Waag. 

Der gesammte Lauf des Arvaflusses lässt sich nach dem Gesagten 
naturgemäss in drei Abschnitte theilen : Das obere Arvathal, ein vorwiegend 
nach NO. gerichtetes Längsthal, von Lomna bis Slanica; das mittlere Arva- 
thal, ein vorwiegend nach S. gerichtetes Querthal von Slanica bis Thurdossin ; 
endlich das untere Arvathal, ein vorwiegend südwestliches Längsthal, von 
Thurdossin bis Kralowany. 

Es ist zu bemerken, dass sowohl in Beziehung auf die Thalrichtung 
als auch insbesondere auf die geologischen Verhältnisse, auf die später näher 
eingegangen werden soll, die Fortsetzung des unteren Arvathales nicht das 
mittlere Arvathal zwischen Thurdossin und Usztya, sondern das Oravicza- 
thal zwischen Thurdossin und Trstjena ist, so dass streng genommen der 
Fluss von Thurdossin abwärts un nicht Arva (Orava), sondern Oravicza 
heissen sollte. 

Das Wassergebiet der oberen Arva bildet vom landschaftlichen, sowie 
auch vom volkswirthschaftlichen Standpunkt einen traurigen Anblick dar. 

Einförmige , vorwiegend zu Huthweiden verwendete Hügelreihen, 
devastirte Wälder, rissiges Erdreich, mangelhafte, auf wenige Thalsohlen 
beschränkte Bodencultur, und allerorts die Spuren der durch die Frühlings- 
hochwässer hervorgebrachten Verwüstungen — das ist mit wenigen Worten 
der Charakter dieser Gegend, wohl einer der ärmsten Ungarns. 

Mag wohl auch die, in dieser Gegend seit Jahrzehnten, trotz mehr- 
seitigen Abmahnungen betriebene Devastation der Wälder, die immer fort- 
gesetzt wird, (um durch Gewinnung von Huthweiden ein besseres momentanes 
Erträgniss zu erzielen) nicht unwesentlich zur Verschlechterung des Klima’s 
beigetragen haben, der Hauptgrund der Bodenarmuth dieser Gegend sowohl, 
als sämmtlicher Karpathensandstein-Gebiete des nördlichen Ungarn liegt in 
der geognostischen Beschaffenheit des Bodens. 

Die Karpathensandsteine überziehen sich an ihrer Oberfläche mit einer 
Verwitterungskruste, welche nicht wasserlässig, das Einsickern der Atmosphär- 
Wässer nicht gestattet, sondern dieselben wie ein Spülwasser von den Ge- 
hängen herablaufen lässt. Hierdurch trocknet der Boden immer mehr aus, 
jede sich bildende Humusschichte wird gleich im Entstehen abgespült, und 
in den Thälern bilden sich im Frühjahre bei bedeutenderen, atmosphäri- 
schen Niederschlägen Giessbäche, deren bedauerliche Wirkungen allerorts 
sichtbar sind. 

Nur eine kräftig schützende Vegetationsdecke, hervorgebracht durch 
eine rationelle, ohne Rücksicht auf momentanes Erträgniss betriebene Wald- 
cultur kann hier dauernde Abhilfe schaflen, und die stets zunehmende Ver- 
armung dieser Gegenden aufhalten. 

Bei Thurdossin tritt der Fluss in das Gebiet der älteren, kalk- und 
mergelreicheren Etage der Karpathensandsteine, mit ihren zahlreichen Inseln 


[3] Die nördliche Arva. 203 


von Kalken der Neocomien-Jura- und Liasformation ein, und hier verändert 
sich mit einemmale das Bild. 

Das untere Arvathal ist eine wohleultivirte, fruchtbare und freundliche 
Landschaft, deren mittlere, durch das alte, auf überhängendem Felsen 
kühn erbaute Arvaschloss gezierte Partie wohl zu den reizendsten Punkten 
Ungarns zählen dürfte. 

Man kann hier, im Gezensatze zum oberen Arvathale, recht deutlich 
den mächtigen Einfluss erkennen, den die geognostische Beschaffenheit 
einer Gegend auf deren gesammte volkswirthschaftliche Entwicklung aus- 
zuüben im Stande ist. 

Das untere Arvathal mit seiner nordöstlichen Fortsetzung, dem Ora- 
viezathale zwischen Thurdossin und Trstjena theilt das Arvaer Comitat 
in zwei Hälften. Was nördlich von der erwähnten Linie liegt, bezeichnen 
wir als die „nördliche Arva“, und dieses ist das Terrain, in welchem der 
Verfasser vorliegender Mittheilung im Laufe des Sommers 1867 in Be- 
gleitung des Volontärs Herrn C. L. Griesbach geologische Detailauf- 
nahmen durchzuführen hatte, und welches den Gegenstand der gegenwärtigen 
Skizze bilden soll. 

Der südliche, etwa ein Viertheil der Flächenausdehnung des Comitates 
betragende Theil, wurde in seinen östlichen Partien von den Herren 
Dr. v. Mojsisovics und Pallausch, in seinem westlichen von den 
Herren Bergrath Stur und Mayer aufgenommen, daher betreffs dieser 
Gegenden auf die, von den Genannten zu erwartenden Mittheilungen ver- 
wiesen werden kann. ’ 

Die nördliche Arvazerfällt in geologischer und orographischer Beziehung 
in vier Hauptgruppen. 

Die erste, südwestlichste derselben wird durch den östlichen Theil des 
an der Grenze des Trencziner, Thuroczer und Arvaer Comitates sich er- 
hebenden Klein-Kriwan-Gebirges gebildet. Nur ein verhältnissmässig sehr 
geringer ‘Theil dieses Gebirges gehört der Arva an, nämlich die Partien 
östlich vom Zebrak-Berge, den Still, dem grossen und kleinen Rossetec und 
dem Pupov-Passe, durch welchen das Klein-Kriwan-Gebirge mit dem nörd- 
lich sich anschliessenden, bereits dem Karpathensandstein Gebiete ange- 
hörigen Vojenne-Gebirge zusammenhängt. 

Die zweite geologische Gruppe begreift die Klippenreihe mit den die- 
selbe umgebenden, älteren Gliedern der Karpathensandsteine. Diese zerfällt 
in zwei räumlich von einander getrennte Partien. Die westliche im Norden 
des Klein-Krivan-Gebirges, begreift die Karpathensandstein- Partie des 
Pupow-Berges mit der, an der Ostgrenze derselben hervorragenden Klippen- 
gruppe von Zazriva. Diese Partie ist die directe östliche Fortsetzung der, 
ebenfalls durch zahlreiche Klippen unterbrochenen Zone von Kreidesand- 
steinen, welche von Bellus (im Treneziner Comitate) bis Ob. Hridov in nord- 
östlicher, von hier in östlicher Richtung den Lauf der Waag begleitet, und 
sich über Sillein, Teplicza und Tjerhova bis an den erwähnten Pupow-Berg 
fortsetzt. Die zweite Partieim Osten des Klein-Kriwan-Gebirges begreift 
die Klippen- und Karpathen-Sandsteinbildungen, welche einerseits durch 
den Arvafluss und den Oraviczabach (oder durch die Linie Nagyfalu-Trstjena), 
andererseits durch den Südabhang des Kubinska-Hola— Priszlop-Zuges, und 
der Arvaer Magura begrenzt werden. 


204 ©. M. Paul. [4] 


Die dritte geologische Gruppe des Terrains wird durch das einförmige 
Gebiet jüngerer (eocener) Karpathensandsteine gebildet, welche mit dem 
Kamme des Vojenne-Gebirges, des Höhenzuges Kubinska Hola— Priszlop, 
und der Arvaer Magura beginnen, und den gesammten nördlich von den 
erwähnten Höhenzügen gelegenen Theil des Comitates zusammensetzen. 

Die vierte Gruppe endlich begreift die auffallende Terraiusenkung, 
welche die Klippenreihe und das Magura-Gebirge gegen Nordosten plötzlich 
abbricht, durch Neogen- und Diluvialbildungen ausgefüllt ist, und nach 
dem in der Mitte derselben gelegenen Marktflecken als die Niederung von 
Bobrow bezeichnet werden kann. 

Wir gehen nun zur Betrachtung der geologischen Verhältnisse dieser 
einzelnen Gruppen über. 


l. Der, der Arva angehörige Theil des Klein-Kriwan-Gebirges. 


Für dieses Gebiet lag als Vorarbeit nur die von D. Stur ausgeführte 
Uebersichskarte, und der darauf bezügliche Abschnitt in dem „Berichte 
über die geologische Uebersichts-Aufnahme des Wassergebietes der Waag 
und Neutra von D. Stur“ (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 
Bd. XI. H. 1, S. 17) vor. 

Stur bemerkt hier sehr richtig !) dass der Mangel an Versteinerungen 
und die gestörten Lagerungsverhältnisse dieses Gebirges, dessen geologische 
Aufnahme so schwierig machen, dass wohl kein zweites genannt werden 
könnte, welches demselben in dieser Beziehung gleich wäre. 

Dieses gilt namentlich von den westlichen und centralen, den Grenz- 
kamm zwischen den Treneziner- und Thuroczer Comitate bildenden Theil 
des Gebirges, während sich im östlichen, der Arva angehörigen Theile die 
Lagerungsverhältnisse etwas vereinfachen, und wenigstens stellenweise 
petrographische Anhaltspunkte zur Orientirung geboten sind. 

Der südliche Theil des Gebirges besteht aus Granit, einer Fortsetzung 
des Granitstockes, der im Westen des Streöno-Passes, den centralen Theil 
des Mincov- und Weterne-hole-Gebirges zusammensetzt. 

An den Granit schliesst sich im Norden zunächst ‚eine Zone von 
Quarzit und rothem Sandstein, und an diesen ein Complex von Kalken und 
Dolomiten an, deren höchstes und nördlichstes Glied der Dolomit des 
Rossutec darstellt, welcher seinerseits unmittelbar von Eocengebilden 
überlagert wird. 

Diese Eocengebilde stellen in einem Zuge, der von Varin (Värna) 
über Tjerhowa bis Zazriva läuft, die Nordgrenze des Klein-Kriwan-Gebirges 
dar, und sind eine nordöstliche Fortsetzung der ausgedehnteren Eocen- 
Terrains, welche im Nordwesten des Min&öov- und Weterne-hole Gebirges 
die Becken von Sulov und Rajec zusammensetzen. 

Betrachten wir die erwähnten Kalke des Gebirges, insoweit sie dem 
Arvaer Comitate angehören, etwas näher. 

Wenn man die Westgrenze des Comitates verfolgend, vom Arvathale 
aus durch das Bistrika-Thal gegen Norden aufwärts steigt, so durch- 
schneidet man zunächst den Granitkern. (Fig. I. 1.) 

Auf den Granit folgt, schon ziemlich nahe am Südfusse des Stitt- 
Berges eine hier sehr schmale Zone von Quarzit (2). Der Quarzit ver- 


THE AS, 


[5] ; Die nördliche Arva. 90% 


Fig. 1. 
| N. 
alien Stitt B. * Grosser Rossutee Kleiner Rossutec-Punoy Pass 

1 i 
| | 
AN, | 
AREA H 
ANENtHET elN\.. ı 
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IIND | 
ID» Bunl EN NER f 
N Z\ NH } 
4 5 NER 
UIIÄNNN 

£ KINN 


N 
UNU 
RE 


1. Granit. 2. Quarzit. 3. Dolomitische Kalke. 4. Neocomkalke, 5. Einlagerung von dünnplattigem Sand- 
stein im Neocomkalk. 6. Kreidedolomit, 7. Sulower Conglomerat, &. Feinkörniges Conglomerat mit dunk- 
len Schiefern wechselnd, 


. schwindet gegen Ost bald, setzt jedoch gegen Westen (im Thuroezer Comitate 
in einer zusammenhängenden Zone fort, welche durch das Sutov-Thal, am 
Südfusse des Na Koncita- und Javorino-Berges bis an die Spitze des Klein- 
Kriwan zu verfolgen ist. Ueberall ist seine unmittelbare Auflagerung auf 
den Granit deutlich zu beobachten. Im Hintergrunde des Sutov-Thales ist 
auch seine Lagerung gut aufgeschlossen; er fällt hier unter circa 45° gegen 
NNO., also unter die Gesammtmasse der Kalke ein. Er ist meistens dicht, 
gegen Westen (namentlich am Südfusse des Klein-Kriwan an der Grenze 
gegen den Granit) conglomeratartig, indem gerundete Brocken ‘von weissem 
Milchquarz in der ebenfalls quarzigen Grundmasse eingeschlossen erscheinen. 
Rothe Sandsteine stehen ebenfalls, aber selten, und in den höheren Lagen 
mit dem Quarzite in Verbindung. 

Eine genaue Alterbestimmnng der Quarzite gehört wohl zu den 
schwierigsten Aufgaben, welche die Karpathen-Geologie darbietet, um so 
mehr, nachdem die fortschreitenden Untersuchungen Quarzite, rothe Sand- 
steine und Schiefer von nahezu identischer petrographischer Erscheinung in 
den verschiedenen Niveaux nachgewiesen haben. 

Schon im ersten Jahre (1863), als die Detailaufnahmen der geologischen 
keichsanstalt im westlichen Ungarn begannen, wurden in den kleinen Kar- 
pathen und im Inovec-Gebirge die folgenden Niveaux von Quarziten, rothen 
Sandsteinen und Mergeln unterschieden: 1. Der älteste Quarzit, in den 
Karpathen unmittelbar an den krystallinischen Stock anliegend, conglomerat- 
artig, in chloritschieferähnliche Gesteine übergehend, ohne Mergeleinlagen ; 
er wurde schon damals als paläozoisch betrachtet 1), eine Annahme, die 
durch die neuesten interessanten Resultate, die Baron v. Andrian in der 
Gegend von Dobschau gewann, ihre palaeontologische Bestätigung er- 
langte ?). 2. Der rothe Sandstein mit Melaphyreinlagerungen, damals nach 
Stur’s Vorgange als wahrscheinlicher Repräsentant des Rothliegenden auf- 
gefasst, die fortschreitenden Untersuchungen haben jedoch für diese Deutung 
keine Belege geliefert. 3. Die bunten Mergel, quarzigen Schiefer und Sand- 
steine, welche Dr. Stache zuerst im Inovec-Gebirge beobachtete, und als 
Vertreter der oberen Trias bezeichnete 3) ; sie wurden seitdem an zahlreichen 


1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 14. Band. III, Heft. S. 347, 
2) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 3. 
®) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. B. 14, Verhandl, S. 71, 


206 C. M. Paul. [6] 


Punkten der Karpathen in demselben Niveau wiedergefunden, und bilden 
einen, namentlich für die Deutung der karpathischen Dolomite wichtigen 
Horizont. 4. Der Liasquarzit der kleinen Karpathen !), durch Lagerung 
über palaeontologisch nachgewiesenen Kalken des unteren Lias und unter 
rothen Jurakalken sichergestellt. In neuester Zeit wurden rothe Sandsteine 
mit Melaphyren im Gebiete der schwarzen Waag von Dr. Stache durch 
Auffindung bezeichnender Petrefacte als bunter Sandstein nachgewiesen ?) 
(hierher scheinen nun wohl auch die rothen Sandsteine der kleinen Kar- 
pathen zu stellen zu sein), und endlich hat Dr. v. Mojsisovics in der 
hohen Tatra Quarzite in Verbindung mit Crinoidenkalken beobachtet, welche 
Belemniten enthalten, nach seinen Mittheilungen „jedenfalls älter sind als 
die karpathische Zone der rhätischen Formation“ und mit dem Namen 
„Pisana-Quarzite bezeichnet wurden 3). 

Wir haben somit Quarzite und quarzitähnliche Gesteine in der paläo- 
zoischen Epoche, in der unteren Trias, der oberen Trias, ım Lias und end- 
lich den noch zweifelhaften Pisana-Quarzit. Welchem von diesen Niveaux 
der Quarzit des Klein-Kriwan-Gebirges angehört, ist schwer zu entscheiden ; 
die petrographische Beschaffenheit, sowie die Lagerung unmittelbar am Granit 
sprechen wohl für den ältesten Quarzit; doch liest der Pisana-Quarzit nach 
Dr. v. Mojsisovics ebenfalls unmittelbar auf dem Granite der Tatra, und 
es ist zu bemerken, dass am Ostfusse des Kriwan (südlich unterhalb der 
Einsattlung zwischen der Kriwan- und Javorinospitze) schwarze Pen tta- 
crinitenkalke vorkommen, welche mit Pisana-Gesteinen grosse Aehn- 
lichkeit haben, unmittelbar über dem Quarzit, und anscheinend zwischen 
diesen und den, den Kamm zusammensetzenden dolomitischen Kalken liegen. 
Ob die Pentacrinitenkalke diese letzteren wirklich unterteufen, wie es an 
dieser Stelle wohl den Anschein hat, oder ob man es hier mit einer der 
grossartigen Störungen zu thun hat, wie sie gerade in diesem Theile des 
Gebirges zu beobachten sind, kann ich nicht entscheiden. Diese Gesteine 
treten aber nur an der erwähnten Stelle auf, sonst folgen im Hangenden 
der Quarzitzone stets unmittelbar dunkle dolomitische Kalke, zu- 
weilen in echten Dolomit übergehend. Die Kalke dieser Zone sind meistens 
leicht daran zu erkennen, dass sie an der Oberfläche licht bläulichgrau er- 
scheinen, und nur im frischen Bruche die ursprüngliche schwarzgraue Färbung 
des Gesteines erkennen lassen. Stets sind diese Kalke von einem engge- 
gitterten Netze weisser Adern durchzogen. Ausser dem erwähnten Typus 
treten jedoch noch sehr mannigfaltige petrographische Formen, namentlich in 
den höheren Lagen auf, deren nähere Schilderung wohl unterlassen werden 
kann, da eine stratigraphische Trennung aufGrund derselben in dem in Rede 
stehenden Terrain nirgends durchführbar erschien. 

In unserem Durchschnitte an der Westgrenze des Arvaer Comitates 
durchschneidet man diese Zone an den südlichen Vorbergen des Spitzberges 
(Fig. I. 3). Im Hintergrunde des Bistriöka-Thales, wo sich der Weg auf die 
Höhe des Zebräk-Berges gegen West abzweigt, beobachtete ich an einem 
Felsblocke Spuren von Schalenauswitterungen, an denen aber nichts weiter 
erkannt werden konnte, als dass sie wahrscheinlich von irgend einem Cepha- 


1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. B. 14. II. Heft. $. 351. 
2) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1867. Nr. 17. 
2) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1867. Nr. 12. S. 258, 


7] Dieı nördliche ‚Arva. 207 


lopoden herrühren dürften. Diese. zweifelhaften Gesteine reichen ‚bis an den 
Südfuss des kahlen, spitzkegelförmigen Stittberges, welcher aus charakteristi- 
schen, lichten Neocomien-Kalkmergeln zusammengesetzt ist. Der gegen- 
wärtige Durchschnitt ergiebt somit für die Deutung dieser Schichten nur das 
sehr mangelhafte Resultat, dass sie über dem Quarzit, und unter dem Neo- 
comien liegen; verfolgt man dieselben jedoch gegen Osten bis in das Zazriwa- 
Thal, so gewinutman etwas bessere Anhaltspunkte für ihre Altersbestimmung, 
wie im zweiten. Durchschnitte gezeigt werden soll. Zu bemerken ist hier 
noch der Umstand, dass westlich von der Arvaer Comitatsgrenze, an dem 
Kamme, der das Trencziner vom Thuroczer Comitat trennt, wiederholt 
Quarzite inmitten der Zone der fraglichen dolomitischen Kalke auf- 
treten, ohne dass bisher ermittelt werden konnte, ob. diese den 
Schichten regelmässig. einlagert, oder durch Störungen an die Oberfläche 
gebracht sind. 

Die Neocomien-Kalkmergel des Stittberges (Fig. I. 4) streichen 
über den Oznica - Berg, den Ostri- Berg, und über das Zazrivathal 
hinaus fort, und sind auch gegen Westen (im Trencziner Comitate) 
über den Stochberg etc. als zusammenhängende, weit verbreitete Zone 
zu verfolgen. 

In der Einsattlung zwischen dem Stitt und dem grossen Rossutec 
treten dünnplattige Sandsteine auf (Fig. 1. 5), welche in den gegen 
Nordost hinabführenden Schluchten und Wasserrissen gut aufgeschlossen 
sind. Sie sind dunkel, glimmerreich, mit geradlinigen weissen Kalkspath- 
adern durchzogen, und lassen sich in beinahe papierdünne Scheiben spalten ; 
stellenweise stehen sie auch mit dickschichtigeren, kalkigeren Lagen in 
Verbindung; am Südfusse des Rossutec sind sie überlagert von einer 
Schichte lichter Kalkmergel, welche den im Liegenden der Sandstein- 
schichten auftretenden ganz gleich sind, und in denen ich einen Ammoniten 
auffand, dessen Erhaltungszustand zwar eine sichere Bestimmung der 
Spezies nicht zulässt, jedoch hinreicht, um denselben als Neocomientypus 
(wohl wahrscheinlich Amm. angulicostatus d’ Orb.) erkennen zu lassen. Das 
petrografisch leicht wiederzuerkennende Gestein findet sich im Klein-Kriwan- 
Gebirge nur an dieser Stelle, tritt jedoch im Karpathen-Sandstein-Gebiete 
zwischen den Klippen häufig auf, und es sind daher die Verhältnisse des in 
Rede stehenden Durchschnittes, wo die dünnplattigen Sandsteine den 
Neocomien-Kalkmergeln regelmässig eingelagert sind, auch für das Klippen- 
gebiet von Bedeutung. 

Neben den Kalkmergeln mit Amm. angulicostatus (?) liegt, den grossen 
und kleinen Rossutec zusammensetzend, eine mächtige Dolomitmasse 
(Fig. 1. 6), der nach den Beobachtungen der letzten Jahre so weit ver- 
breitete Kreidedolomit der Karpathen. Der Dolomit ist ungeschichtet, 
meistens breccienartig, und schneidet überall scharf gegen die darunter liegen- 
den Neocommergel ab, ohne durch Wechsellagerung in dieselben überzugehen. 
Was das geologische Alter desselben betrifft, so kann er wohl nur mit den 
Sandsteinen und Mergeln verglichen werden, welche im Karpathen-Sandstein- 
Gebiete dasselbe Niveau, über den Neocomienmergeln, einnehmen, und in 
denen Gault und Cenomanien nachgewiesen sind. Nirgends treten die ceno- 
manen Exogyrensandsteine mit dem Kreidedolomite zusammen auf; wo die 
Sandsteine vertreten sind, fehlt regelmässig der Dolomit, die Gesteine er- 
setzen sich vollkommen, und es erscheint daher wohl gerechtfertigt, wenn 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868 18. Band. 2. Heft 28 


208 C. M. Paul. [8] 


wir den fraglichen Dolomit als die kalkige Facies der mittleren Kreide in 
den Karpathen, als das Aequivalent der mittleren Etagen der Karpathen- 
sandsteine bezeichnen. 

In der Einsattlung zwischen dem grossen und kleinen Rossutee treten 
wieder die Neocommergel, ersichtlich durch eine Faltung emporgebracht, 
unter dem Dolomite hervor. Sie enthalten hier (nach Stur) Amm. Nisus 
d’ Orb. und Amm. Astierianus d’ Orb. Die Dolomitmasse des grossen 
Rossutec erscheint hier von der des kleinen Rossutee auf eine kurze Er- 
streckung getrennt, doch vereinigen sich dieselben gegen Westen bald, und 
setzen in einem zusammenhängenden Zuge durch das Wratna-Thal gegen 
Varin (im Treneziner Comitate) fort. Am Eingange des Wratna-Thales 
bei Tjerhowa bilden sie die, in der Gegend wegen ihren eigenthümlichen 
Felsformen berühmten wildromantischen Partien, welche das genannte Thal 
zu einem der reizendsten Punkte der Karpathen gestalten. 

Schreitet man längst der Westgrenze des Comitates weiter gegen Nord, 
gegen den Punov-Pass fort, so findet man am Nordgehänge des kleinen 
Rossutee als unmittelbares Hangendes des Dolomites das bekannte, aus- 
schliesslich aus wohlabgerollten Kalkgeschieben zusammengesetzte Con- 
glomerat, welches seine mächtigste Entwickelung im Sulower-Gebirge (im 
Treneziner Comitate, östlich vom Waagflusse}) erreicht, und daher als 
Sulower Conglomerat bezeichnet zu werden pflegt (Fig. I. 7). Fast 
überall, wo dieses Oonglomerat erscheint, repräsentirt es die unterste Etage 
der karpathischen Eocenbildungen, liegt meistens unmittelbar auf dem 
Kreidedolomite (nur an wenigen Stellen durch eine Schichte echten Num- 
muliten-Kalkes von diesem getrennt) und enthält an einigen Punkten 
Nummuliten; so fand ich in dem in Rede stehenden, den Dolomit des 
Klein-Kriwan-Gebirges gegen Nord begrenzenden Zuge bei den südlichsten 
Häusern des Dorfes Tjerhova am Eingange in das Wratna-Thal Nummulites 
spira de Roiss., mit mehreren anderen, spezifisch nicht zu bestimmenden 
Nummulitenformen unmittelbar an der Grenze des Kreidedolomites darin 
auf. Die Begrenzung dieses Conglomerates gegen den Kreidedolomit ist 
stellenweise nicht mit der wünschenswerthen Schärfe ausgeprägt, indem das 
Conglomerat sein Material beinahe ausschliesslich aus dem Dolomit ent- 
lehnt, hiedurch schon eine grosse petrografische Aehnlichkeit der beiden 
Gesteine bedingt wird, und überdies die Felsformen der beiden Gebilde 
genau die gleichen, bizarren Gestalten zeigen, wie sie an anderen Bildungen 
wohl selten beobachtet werden dürften. So zeigt beispielsweise der nördliche 
Theil des Klein-Kriwan-Gebirges, von dem gegenwärtig eben die Rede ist, 
ganz denselben landschaftlichen Charakter, wie das Sulower-Gebirge, und 
doch besteht dieses aus Eocenconglomerat, jener aus Kreidedolomit. 

Das Sulover-Conglomerat bildet hier nur einen schmalen Zug am 
Saume der steilen, vielfach zerissenen Felsmauer, welche von Zazriwa gegen 
Westen streichend, den Nordrand des Klein-Kriwan-Gebirges bildet; die 
sanftgerundeten Berglehnen, welche dieser Mauer vorliegen, bestehen aus 
einer Wechsellagerung dunkler dünnblättriger Schiefer mit einem fein- 
körnigen Conglomerate aus schlecht'gerollten oder ganz eckigen Kalkstückchen 
(Fig. I. 8), in welchen letzteren ebenfalls (bei Zazriwa) Nummuliten-Spuren 
gefunden wurden, und welches daher ebenfalls dem Eocen angehört. 

Diese Eocenbildungen, welche wie bereits oben erwähnt, eine nord- 
östliche Fortsetzung der ausgehnteren Eocengebiete des Trencziner Comitates 


[9] Die nördliche Arya. 209 


sind, finden jenseits, der Poststrasse zwischen Zazriwa und Tjerhowa ihre 
nördliche Begrenzung durch die Karpathensandsteine des Pupow-Berges, 
in denen, wie später gezeigt werden soll, wohl wahrscheinlich eine Fort- 
setzung der Kreidesandsteine des Waagthales zu suchen ist. 


Während der eben geschilderte Durchschnitt einen ziemlich klaren 
Einblick in die Gliederung der jüngeren, den nördlichen Theil des Gebirges 
zusammensetzenden Bildungen gewährt, lassen sich über die Deutung aller 
unter den Neocomien liegenden Schichten aus demselben wenig Resultate 
ziehen. Das Westgehänge des Thales, welches von Zazriwa gegen Pärnica 
herabzieht, namentlich der nördliche Theil desselben, bietet in dieser Be- 
ziehung besseren Aufschluss; ich füge daher hier den Durchschnit bei, wie 
er sich, wenn man von Zazriwa gegen Süden die Strasse nach Parnica ver- 
folgt, auf der rechten Thalseite darbietet (Fig. 11.) 


Fig. Il. 
S, N. 


Czreveng -Thal 


= 
\ \\ N Wa 


7 1 


1. Neocomien-Mergel. 2, Plattenkalk mit Aptychus. 3. Rother Knollenkalk. 4. Röthlichgrauer Kalk 
mit Hornstein. 5. Dunkle Fleckenkalke mit Schieferlagen. 6. Dunkler Kalk. 7. Rothe und schwarze 
quarzige Schiefer. 8, Dolomit. 


Beim Strassenwirthshause am südlichen Ende des Dorfes Zazriva, ge- 
genüber vom Försterhause, stehen noch die feinkörnigen eocenen Conglo- 
merate an, von denen schon bei Besprechung des vorhergehenden Durch- 
schnittes die Rede war. 


Etwa 800— 1000 Schritte weiter südlich treten graue merglige und 
kalkige Schiefer auf, deren Schichten in auffallender Weise gebogen und 
gewunden sind, und welche bis zu der Kapelle an der Einmündung des 
Cserweny-Thales anhalten. Südlich und westlich von dieser Kapelle sieht 
man sie inenger Verbindung stehen mitechtenNeocomien-Kalkmergeln 
von dem bekannten petrographischen Habitus, welche vom Stitt-, Osnica- 
und Ostri-Berge hieher streichen (Fig. II., 1). Man kann daher wohl mit 
Wahrscheinlichkeit auch die Schiefer mit den stark gewundenen Schichten 
dem Neocomien zuzählen, wenn auch ihre petrographische Beschaffenheit 
stellenweise sehr an die Posidonienschiefer des Unter-Ooliths erinnert, wie 
sie im nördlich und östlich angrenzenden Klippenterrain auftreten. 

Von der Kapelle südwärts geht man noch eine kurze Strecke in ech- 
ten Neocomienmergeln, dann sieht man sich bei einer kleinen Biegung des 
Thales plötzlich einer grossen, auffallenden Schichtfläche gegenüber. 

Dieselbe besteht aus mergeligem, plattigem Kalke, der WSW. 
stieicht, und NNW., also unter die Neocomienmergel einfällt. (Fig. II., 2). 
Ich fand hier einen Aptychus, dessen zerstörte Oberfläche zwar eine speci- 
fische Bestimmung nicht zuliess, dessen äusserer Umriss jedoch mehr an 
die grossen Aptychen der jurassischen Aptychenschiefer der Alpen, als an 


einen Neocomien-Aptychus erinnert. Ein zweites, ebenfalls mangelhaftes 
28 * 


210 C. M. Paul, | 10] 


Exemplar fand sich, genau im Streichen dieser Schichte, in der a su: 
zwischen dem Osremos- und Kritoesowa-Berge. 

Weiter ins Liegende dieser wenig mächtigen Schichte fortschreitend, 
findet man zunächst unter demselben bei der Thalverengung, eine ebenfalls 
nur wenige Fuss mächtige Schichte rothen Knollenkalkes (Fig. I., 3) 
und unter diesem einen röthlichgrauen Hornstein führenden 
Kalk (4), ‚alles concordant gegen NNW. einfallend. e 

Der rothe Knollenkalk ist ein petrographischer Typus, der bisher aus 
den Kalkzonen der karpathischen Gebirgsmassivs nicht bekannt, dagegen 
in der, die Karpathen im Norden begleitenden Zone isolirte Kalkberge, die 
wir die Klippenreihe nennen, weit verbreitet ist. Es ist das Gestein, welches 
man sonst eigentlichen Klippenkalk nannte, und welches in letzter Zeit von 
Dr. v. Mojsisovics mit dem Localnamen „Csorsztiner Kalk“ belegt 
wurde. Jedenfalls erscheint durch dieses Auftreten auch ohne Petrefacten- 
funde das Vorhandensein einer Zone jüngerer Malmschichten im Klein 
Kriwan-Gebirge nachgewiesen. 

Der röthlichgraue Hornsteinkalk unseres Durchschnitts dürfte mög- 
licherweise ein Analogon der rothen Crinoidenkalke sein, die in den nächst- 
gelegenen Klippenterrains stets das unmittelbare Liegende des Knollen- 
kalkes bilden und in denen, wie später näher erörtert werden soll, wahr- 
scheinlich der obere oder mittlere Dogger zu suchen ist. 

Unter diesen Schichten liegt längs des Gehänges neben der Strasse 

gut aufgeschlossen und ebenfalls regelmässig gegen NNW. einfallend, eine 
Wechsellagerung dunkelgrauer gefleckter Kalke mit dünnblättrigen, dunklen 
Schiefern (Fig. II. 5). Diese Gesteine lassen sich gegen NO. durch das 
Istebne-Thal bis an den Ostrand des Klein Kriwan-Gebirges verfolgen. Im 
Sattel zwischen dem Marnow- und Martinezowa-Berge (NNW. von Revi- 
snye) fanden sieh in den Schiefern schlecht erhaltene Fragmente von Am- 
moniten, die aber sicher der Familie der Falciferen angehören, und den 
ganzen Complex mit Wahrscheinlichkeit als Lias deuten lassen, wofür auch 
die concordante Lagerung unter den ‚Juraschichten im Zazriva - Thale 
spricht. 
; Weiter gegen Süd vorschreitend, trifft man auf schwarze, weiss- 
geaderte, etwas dolomitische Kalke (Fig. II., 6), welche das unmittelbare 
Liegende der erwähnten Liasfleckenkalke darzustellen schienen, und durch 
welche vielleicht die Grestener oder Kössener Schichten repräsentirt sein 
mögen. 

i Wenn man von Zazriva aus etwa eine halbe Meile zurückgelegt hat, 
fällt auf dem linken (entgegengesetzten) Ufer der felsige Sokol-Berg auf. 
Genau gegenüber von diesen findet man am rechten Ufer ein Gestein, wel- 
ches, wenn auch petrefactenlos, doch durch seine charakteristische petrogra- 
phische Beschaffenheit einen sicheren, dem Karpathen-Geologen wohlbekann- 
ten Horizont darstellt; es sind diess die rothen, stellenweise auch schwarz 
oder grünlich gefärbten, quarzigen, in kleine rhomboedrische Stücke zer- 
bröckelnden Schiefer, welche zuerst von Dr. Stache bei Bänka im Inovec- 
Gebirge beobachtet, und als der oberen Trias (dem Keuper) angehörig, be- 
zeichnet wurden ') (Fig. II., 7). 


1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Band 44. Verhandl. 8. 71. 


[11] Die nördliche Arva., >11 


Unter diesen folgen endlich, durch Wechsellagerung an den Berüh- 
rungsstellen vielfach übergehend, die Dolomite und dolomitischen Kalke, 
weche schon im vorhergehenden Durchschnitte erwähnt wurden, und welche 
von den südlichen Vorbergen des Stitt hieher streichen (Fig. II., 8). Auch 
diese lassen sich nun wohl als Trias bezeichnen; ob wir aber in denselben 
nur die obere oder auch die mittlere und untere Trias zu suchen haben, 
hierüber geben die Verhältnisse des in Rede stehenden Gebirges keinen 
Aufschluss. 

Der südliche Theil des Thales (von der Stelle, wo die Strasse auf das 
östliche Ufer übertritt, bis Pärniea) scheint eine Wiederholung der eben ge- 
gebenen Reihenfolge zu ergeben. Ein auffallender, quer in das Thal vorge- 
schobener Riff besteht aus schönen, Hornstein führenden Fleckenmergeln, 
die von einer Bank lichtgrauen Kalkes unterlagert werden; unter diesen 
folgen dunkle, mit Schiefern wechselnde Fleckenkalke (wohl Lias) und un- 
ter diesen am Ausgange des Thales gegen Pärnica schwarzgraue Kalke, 
wohl ein Analogon der Schichten, die wir früher als Grestener oder Kössener 
Schichten bezeichneten. 

Analoge Verhältnisse zeigt der Durchschnitt des Thales nördlich von 
Istebne, des östlichsten Querthales des Gebirges; man findet hier (von 
Nord nach Süd) zuerst, unmittelbar unter den Eocensandsteinen und Öonglome- 
raten des Krittosowa-Berges die dunklen gefleckten Liaskalke und Schiefer 
mit Faleiferen, darunter dunkle ungefleckte Kalke, und unter diesen, an 
mehreren Punkten im Bachbette anstehend, die rothen quarzigen Schiefer. 
Der südlichere Theil des Thales wird von Dolomiten zusammengesetzt, 
welche durchgehends gegen N. unter die früher erwähnten Bildungen ein- 
fallen und vielfach mit quarzigen Lagen in Verbindung stehen. Nahe am 
südlichen Ausgange des Thales gegen Istebne tritt am Westgehänge echter, 
dichter Quarzit, anscheinend unter dem Dolomite liegend, hervor. Am Thal- 
ausgange selbst (etwa 1000 Schritte NW. von Istebne) hat man westlich 
wieder den Dolomit, östlich einen dunklen Kalk mit Petrefactenspuren, des- 
sen Verhältniss zum Dolomite nicht klar ist. 

Am nördlichen Ufer der Arva, westlich von Pärniea tritt aus der hier 
sehr verbreiteten, bis an das Arvathal herabreichenden Dolomitzone eine, 
vom Hauptgranitstocke vollkommen isolirte Granitinsel hervor. Nur an 
einer Stelle, am Nordrande derselben, ist hier eine Quarzitzone zu beobach- 
ten, sonst liegt der dunkle, weiss geaderte dolomitische Kalk und Dolomit, 
den wir als wahrscheinlich triadisch kennen gelernt haben, unmittelbar auf 
dem Granite auf. Etwa eine halbe Wegstunde WSW. von Pärnica ist der 
Granit am Rande der Poststrasse aufgeschlossen; geht man von hier längs 
des Gehänges gegen Pärnica, so findet man zunächst auf dem Granite den 
weiss geaderten Dolomit und Kalk. Darüber folgt eine wenig mächtige 
Schichte schwarzgrauen, an den Verwitterungsflächen gelblichen Kalkes, 
welcher an der Oberfläche eine grosse Menge ausgewitterter Conchylien- 
schalen zeigt, genau so, wie wir es an typischen Kössener Schichten zu 
sehen gewöhnt sind. Liasfleckenmergel konnten hier nicht nachgewiesen 
werden ; auf dem Kalke mit Schalenauswitterungen liegt rother Hornstein- 
kalk (wohl Jura) und auf diesem (bei der Brücke unmittelbar vor Pärnica) 
lichter, kalkiger Neocomien-Mergel mit Aptychen, derselbe, der hier auf 
das gegenüberliegende (linke) Ufer der Arva übersetzt, und dort (nach 


212 C. M. Paul 12] 


Stur!) Amm. grasianus, morelianus und multicinetus, Ancyl. Duvalii, 
Ptych. Foeterlei und gigas enthält. 

Die gegebenen Beispiele dürften hinreichen, um die Aufstellung der 
folgenden Schichtenfolge für den östlichen, der Arva angehörigen Theil des 
Klein Kriwan-Gebirges zu rechtfertigen. 

Eocen: 1. Feinkörniges Conglomerat mit schwarzen  Schiefern 

wechselnd. 

. Sulower Conglomerat. 

. Kreidedolomit des Rossutee (Cenomanien und Gault?) 

. Kalkmergel, Fleckenmergel und dünnplattiger Sandstein 
(Neocomien). 


Kreide: 


=» ou 


Jura: 5. Aptychenkalk, Malin 

6. Rother Knollenkalk (Csorsztiner Kalk, r 

7. Röthlichgrauer Hornsteinkalk (Dogger ?). 

8. Dunkle Fleckenkalke mit dünnblättrigen Schiefern 
wechselnd. 

9. Schwarze Kalke (Grestener Schichten?) 
Rhätisch? 10. Kalk mit Schalenauswitterungen (Kössener Schichten ?). 

Trias: 11. Quarzige zerbröckelnde Schiefer (Keuper). 

12. Weissgeaderte Dolomite und Kalke. 
Paläozoisch? 13. Quarzit. 
14. Granit. 

Die älteren dieser Schichten bis zum Neocomien scheinen nach dem 
Durchschnitte des Zazriwa-Thales concordant übereinander zu folgen; das 
Neocomien jedoch, welches im Zazriwa-Durchschnitte ebenfalls regelmässig 
über die Juraschichten folgt, scheint unmittelbar westlich von dem erwähn- 
ten Durchschnitte die Jurazone in übergreifender Lagerung zu verdecken, 
denn genau an der Stelle, wo nach dem, im Zazriwa-Thale deutlich zu con- 
statirenden Streichen die westliche Fortsetzung des Aptychenkalkes, des 
Usorsztiner-Kalkes, des Hornsteinkalkes und der Liasfleckenkalke zu suchen 
wäre, (im Czerweny-Thale) findet man die Neocomienmergel unmittelbar 
auf den älteren dolomitischen Kalken aufliegend. 

Es wäre wohl kaum zu rechtfertigen, wollte ich aus den, in einem 
kleinen und künstlich begrenzten Gebiete gewonnenen Resulsaten irgend 
welche weitergehende , theoretische oder genetische Folgerungen ziehen, 
wie man sie bei Besprechung eines Gebietes, das ein geologisches Ganzes 
daxstellt, zu finden gewohnt, und auch zu erwarten berechtigt ist. Ueberdiess 
gestalten die vielfachen Verwerfungen und Faltungen, die Petrefactenarmut, 
und die petrografische Aehnlichkeit stratigrafisch einander fernstehender 
Schichten die Beobachtung in diesem Gebirgstheile zu einer so schwierigen 
und unsicheren, dass man sich bei Besprechung dieses ungünstigen Gebietes 
gern auf rein empirische Daten beschränkt. 


Lias: 


ll. Das Klippengebiet. 


Es ist bereits wiederholt auf die Reihe isolirter Kalkberge hingewiesen 
worden, welche in der, vom Waagflusse durchströmten südlichen Abdachung 
des mährischen Grenzgebirges (im Treneziner Comitate) beginnt, in einem 


1) A. a. 0. S. 44 und 45. 


fi 3] Die nördliche Arva. . 213 


nach Norden convexen Bogen die Karpathen umschliesst, im Saroser 
Comitate ihr östliches Ende erreicht, und unter den Namen der „Klippen- 
reihe“ bekannt ist. 

Genauer betrachtet, zerfällt der erwähnte Bogen in zwei von einander 
getrennte Kreissegmente. 

Der westliche umfasst die Klippen des Treneziner Waagthales, hat 
seinen nördlichsten Punkt in der Klippengruppe von Radola, seinen östlichsten 
in der Klippengruppe von Zazriwa. . 

Dieselbe auffallende Dislocationslinie, welche das Klein - Kriwan- 
Gebirge gegen Osten plötzlich abbricht, bedingt auch die Trennung der 
Klippenreihe in zwei Theile; die Klippen sammt den, dieselben umgebenden 
Gebilden des älteren Karpathensandsteines erscheinen zwischen Zazriwa 
und Nagyfalu mit einemmale in Form einer Horizontal-Verschiebung gegen 
Süden gerückt. Der hierdurch von dem kleineren, westlichen abgetrennte 
grössere östliche Klippenbogen beginnt mit den Klippen des Arvathales, 
erreicht seinen nördlichsten Punkt in den Klippen von Rogoznik und Osorsztyn 
(in Galizien), und seinen östlichsten in denen des Saroser Comitates. Dieser 
östliche Theil der Klippenreihe ist durch die grosse Terrainsenkung zwischen 
Bobrow und Illadowka noch einmal unterbrochen, doch treten jenseits der- 
selben (bei Rogoznik) genau in der Fortsetzung der Linie, welche die Klippen 
des Arva- und Oravitzathales einhalten, die Klippenbildungen wieder auf, 
ohne dasswie zwischen Zazriwa und Nagyfalu, eine bedeutendere Horizontal- 
Verschiebung zu beobachten wäre. 

So sehr aber das Auftreten der Klippen im Ganzen betrachtet, an eine 
scharf markirte Streichungslinie gebunden ist, so wenig ist in den allermeisten 
Fällen eine Gesetzmässigkeit im Streichen der Schichten bei Vergleichung 
der einzelnen Klippen untereinander zu beobachten, so dass, wie Herr 
Director v. Hauer bemerkt!), „beinahe jeder einzelne, in der Klippenzone 
emporragende Kalkfels eine für sich abgeschlossene, mit den übrigen Klippen 
weiter nicht in unmittelbarem Zusammenhange stehende Gebirgsscholle 
bildet.* Ausser der tektonischen ist jedoch auch eine nicht minder auf- 
fallende stratigrafische Individualisirung der einzelnen Klippen zu beobachten, 
denn nicht selten sieht man Schichten, die in einer Klippe mächtig und 
petrefactenreich entwickelt sind, in einer oft nur wenige Schritte davon 
entfernten Klippe gänzlich fehlen, oder nur in Rudimenten angedeutet. 

Die in letzterer Zeit wiederholt zur Sprache gebrachte Frage über den 
Entstehungsgrund der so auffallenden Erscheinung der Klippen, ist trotz der 
in den letzten Jahren wesentlich erweiterten Kenntniss der Zusammen- 
setzung derselben noch zu keiner befriedigenden Lösung gelangt. 

Dass die Klippen wohl sicher nicht Korallenriffe sind, hat schon 
Dr. v. Mojsisovics?) hervorgehoben, und ich kann mich in dieser Be- 
ziehung der Ansicht des Genannten vollkommen anschliessen, nachdem ich 
im Laufe der letzten Jahre über fünfzig Klippen zu untersuchen Gelegenheit 
hatte, und überall Cephalopoden-Anhäufungen, Crinoidenkalke, mehr oder 
weniger mergelige Kalke und thonige Schiefer, nirgends aber echte Korallen- 
bildungen an der Zusammensetzung derselben Antheil nehmen sah. Mehr 
als dieses negative Resultat scheint mir aus den bisherigen Erfahrungen 


") Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1867. Nr. 14. 
®) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1867. Nr. 16. 


244 C. M. Paul. [14] 


nicht hervorzugehen, und die Aufstellung einer positiven Theorie dürfte 
wohl für jetzt noch verfrüht sein. 

Auf einen Umstand, der vielleicht bei den gegen Osten fortschreitenden 
Untersuchungen einige Bedeutung erlangen kann, glaube ieh die Aufmerk- 
samkeit der Fachgenossen noch lenken zu müssen; es ist dıess der Zusam- 
menhang, der zwischen dem Auftreten der Klippen, und der, noch so sehr 
der Aufhellung bedürftigen Gliederung der Karpathensandsteine zu bestehen 
scheint. Wo es bisher gelungen ist, die tiefere, der mittleren und oberen 
Kreide angehörige Etage der Karpathensandsteine paläontologisch nach- 
zuweisen, und dieselbe scharf von der höheren, eocenen zu trennen (wie 
namentlich im Treneziner Comitate) gehören die Klippen aus- 
schliesslich der Zone der Kreidesandsteinean. Die südliche 
Grenze der Eocensandsteine des Javornik-Gebirges und der Beskiden, welche 
aus der Gegend von Lednice (unweit von Bellus) zwischen Ober und Unter 
Marikowa hindurch, über Papradne, Stjavnik, Rovne, Dlhepole gegen Kissuc- 
Neustadtl läuft, weiter gegen Osten durch den Südabhang des Vojenne- 
Gebirges bezeichnet ist, und in der Arva in dem Höhenzuge Kubinska hola — 
Priszlop und der Arvaer Magura ihre zwar räumlich gegen Süd verschobene, 
aber petrographisch sichergestellte Fortsetzung findet, — diese Grenze ist 
zugleich die Nordgrenze der Klippen, und es ist mir nördlich von derselben 
auch nicht ein einziges Klippenvorkommen bekannt geworden. 

Ich glaube daher "mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit behaupten zu 
können, dass wir die östliche Fortsetzung der Kreidesandstein - Zone des 
Waagthales in derjenigen Linie zu suchen haben werden, die ich früher als 
den östlichen Klippenbogen bezeichnete. 

Im westlichsten Theile dieses Bogens, in der Umgebung der Klippen 
des Arvathales ist es mir im Laufe des letzten Sommers bereits gelungen, 
mindestens petrographische Analoga dieser Kreidebildungen wiederzufinden, 
leider hatte ich nicht Gelegenheit, in den Sandsteinen, welche die Klippen 
von RogozZnik und Csorsztyn, und die des Saroser Comitates umgeben, 
persönlich nach Belegen für meine oben ausgesprochene Vermuthung suchen 
zu können. 

Nachdem die Frage nach der genetischen Erklärung der Klippen eine 
noch ungelöste ist, erscheint auch die scharfe Präcision des geologischen 
Begriffes der Klippe mit Schwierigkeiten verbunden, und doch wäre bei der 
- Bedeutung, welche die fragliche Erscheinung für die Karpathengeologie 
besitzt, in dieser Beziehung Uebereinstimmung wünschenswerth. Dass man 
nun wohl nicht mehr jeden isolirten Kalkfelsen im geologischen Sinne eine 
Klippe nennen kann, scheint einzuleuchten, und ich möchte daher vorschlagen, 
bei der Begriffsbestimmung der Klippe namentlich die tektonischen Ver- 
hältnisse im Auge zu halten, und als Klippen diejenigen Inseln älterer 
Gesteine im Karpathensandstein-Gebiete zu bezeichnen, welche, ohne dem 
Gesammtbaue des Gebirges regelmässig eingefügt zu sein, theils jede für 
sich, theils in kleinen Gruppen unter einander verbunden, eigene, unab- 
hängige stratigrafische Systeme darstellen. 

Unter solchen Verhältnissen sah ich Bildungen des unteren, mittleren 
und oberen Lias, des Dogger und Malm auftreten ; die Neocomien-Bildungen 
dagegen scheinen mir, obwohl sie in der kalkigen Entwicklung zuweilen die 
Form klippenähnlicher Inseln annehmen, nicht in den Begriff einbezogen 
werden zu dürfen, indem sie einerseits mit dem umgebenden Karpathen- 


[1 5] . Die nördliche Arva. 215 


sandsteine stellenweise durch Wechsellagerung eng verbunden, andererseits 
von den, unter einander concordanten Lias, Dogger und Malm-Gesteinen, 
welche sie gewöhnlich mantelförmig umgeben, durch eine auffallende, bei- 
nahe an allen Localitäten constatirbare Discordanz getrennt sind. 

Ueber die Zusammensetzung und das Vorkommen der Klippen des 
Arvaer Comitates soll uns nun eine möglichst kurz gehaltene Betrachtung 
der einzelnen Localitäten, von West nach Ost, Aufschluss geben. 

Klippengruppe von Zazriwa. Wenn man bei den nördlichsten 
Häusern des Dorfes Zazriva das westliche Gehänge des Thales betrachtet, 
so hat man graue oder braune, kalkreiche, mit dicken weissen Kalkspath- 
adern durchzogene Sandsteine vor sich, welche, aus der Gegend von Sillein 
über StraZa, nördlich bei Tjerhove vorbei, hierher streichen, vielfach mit 
Conglomeraten in Verbindung stehen, und die ich als die direete Fortsetzung 
der Gesteine betrachte, die bei Orlowe und Vrtizer Exogyra columba führen, 
- überall in ihren höheren Lagen die charakteristischen Einlagerungen von 
dunklen Conglomeraten aus krystallinischen Geschieben enthalten und an 
vielen Stellen von einer mächtigeren Lage dieses Conglomerates mit Hip- 
purites sulcata bedeckt werden. Wir haben hier somit wahrscheinlich die 
mittlere, demCenomanien und Turonien entsprechende Etage des Karpathen- 
sandsteines vor uns. 

Gleich hinter den nördlichsten Häusern des Dorfes, unmittelbar unter- 
halb der Thaltheilung findet man die dünnplattigen Sandsteine, die wir im 
Durehschnitte des Klein-Kriwan-Gebirges am Südfusse des Rossutec kennen 
gelernt haben, und gleich darauf lichte, kalkige Neocomienmergel. Man hat 
bier drei Thäler vor sich, geht man durch das mittlere derselben gegen 
Norden, so findet man, (bei den einzeln stehenden Häusern) dunkle Flecken- 
mergel, und an der Stelle, wo sich das Thal plötzlich stark verengt, rothen 
Knollenkalk, der mit senkrechten Schichten gegen SO., quer durch das Thal 
streicht, und auf beiden Seiten zu beobachten ist. Er wechselt mit lichteren 
Kalkbänken, und enthält unbestimmbare Ammonitenspuren. 

Hat man diese Schichte verquert, so kommt man auf lichte Flecken- 
mergel, in denen ich 

Ammonmites T'hetys d’ Orb. 
und Aptychen aufland, die somit neocom sind. 

Unterhalb des Kammes des Havranskyberges, der das Westgehänge 
des Thales bildet, sieht man jedoch den Knollenkalk wie ein rothes Band 
fortstreichen, und in dem, von Westen kommenden Seitenthälchen tritt er 
auch wieder in’s Thal herab; das Streichen dieses Gesteines erscheint hier- 
nach in einem rechten Winkel gebrochen, indem die Schichten am Eingange 
des Thales senkrecht auf die Thalrichtung stehen, weiterhin aber parallel 
mit demselben fortstreichen. 

Der westliche, dem Thale abgekehrte Abhang des Havranskyber ges 
besteht aus dunkelgrauen, gefleckten Kalken, in denen ich 

Ammonites raricostatus Zieth. und 

Avicula inaequiwalvis Sow. 
gesammelt habe, und die somit als Unter-Lias sichergestellt sind. Hierher 
sind wohl auch die dunklen Fleckenmergel bei den einzelnen Häusern vor 
der Thalverengung zu stellen. 

Die Neocomien-Fleckenmergel ziehen sich von hier am Nordgehänge 
des Kozinec-Thales weit gegen Osten fort, und enthalten hier noch einmal 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1868. 18. Band, 2. Heft. 29 


216 ©. M.»Paul. [16] 


eine kleine Insel von Knollenkalk. Ebenso sind sie südlich vom Kozinec- 
Thale, zwischen Zazriwa und dem Waskow-Berge entwickelt. 

Im Bette des Zazriva-Baches, namentlich im Orte selbst, stehen blau- 
graue Mergelschiefer und dünngeschichtete, sandig-kalkige Gesteine an, 
welche den Kreidekarpathen-Sandsteinen stellenweise ähnlich, andererseits 
aber auch sehr an die Posidonomyen-Schiefer erinnerten, in denen weiter 
im Osten eine charakteristische Fauna des Unterooliths auftritt. Nach langem 
vergeblichen Suchen fand ich endlich wirklich unterhalb der Brücke am 
südlichen Ende des Dorfes dieselbe Posidonomya, welche an den, später 
näher zu schildernden Localitäten von Lehotka, Dubowa ete. im Verein mit 
bezeichnenden Dogger-Ammoniten vorkommt, so dass auch diese Schichte 
in der Klippengruppe von Zazriwa nachgewiesen erscheint. Aehnliche dunkle 
Schiefer, die wohl auch hierher gehören dürften, stehen in dem Thälchen 
zwischen dem Klobu@nik- un Havranskyberge an. Am Havranskyberge 
selbst, wo diese Schichte zwischen dem Unterlias und dem Malm (dem 
rothen Knollenkalk) gesucht werden sollte, konnte ich dieselbe nicht auf- 
finden. Möglicherweise stellt der braune Kalkstein, über den sich der 
Wasserfall am Nordabhange des Hayranskyberges herabstürzt, ein Analogon 
derselben dar. 

Die Localität ist im Allgemeinen wegen der höchst verworrenen La- 
gerungsverhältnisse für stratigrafische Studien sehr ungünstig, und ich be- 
gnüge mich daher zu constatiren, dass bei Zazriva eine ausgedehnte, bisher 
noch von keinem Forscher erwähnte Klippengruppe existire, in der Lias, 
Dogger und Malm nachgewiesen sind, die mit Neocomien in Verbindung 
steht, und das östliche Ende der Klippenreihe des Waagthales darstellt, 
welche hier, wie bereits erwähnt, abbricht, um weiter im Süden mit den 
Klippen des Revisnye-Thales wieder aufzutreten. 

Revisnye-Thal. Dieses Thal, welches östlich von Nagyfalu (Wel- 
kaves) in das Arvathal einmündet, stellt ein wellenförmiges Sandstein- 
Hügelland dar, aus dem sich zahlreiche Kalkinseln erheben, die durch Form 
und Vegetation scharf markirt, und in der Gegend unter dem Namen 
„Mohilky“ bekannt sind. 

Der Sandstein ist, wenigstens im südlichen Theile des Thales nicht 
aufgeschlossen, und die verwitterten, auf den Feldern herumliegenden Stücke 
geben über die Etage desselben keinen Aufschluss. 

In den Kalkbergen lassen sich auf den ersten Blick zwei Formen unter- 
scheiden: Die unregelmässig geformten, ruinen- und mauerartigen Felsen 
der eigentlichen Jura-Klippen, und die regelmässig kegelförmigen, stellen- 
weise zu kleinen Hügelketten sich vereinigenden Neocom-Kalkinseln. 

Wenn man vom Thaleingange gegen Norden geht, hat man zunächst 
links, noch bevor man den Ort Revisnye erreicht, einen auffallenden, röthlich 
gefärbten Felsen vor sich, den ersten auf dieser Thalseite. Er besteht 
aus einem rothen Mergel mit kalkigen Lagen wechselnd. In dem Mergel 
fand ich: 

Aptychus lamellosus Park. 
in zahlreichen und gut erhaltenen Exemplaren ;» auch Ammoniten aus 
der Familie der Planulaten kommen häufig, aber in schlecht erhaltenem 
Zustande vor. 

Gegenüber von diesem Felsen mündet ein kleines, von NO. herkom- 
mendes Seitenthälchen ein. In diesem bemerkt man eine Klippe, die genau 


[17] Die nördliche Arva. 217 


das Ansehen eines alten Mauerwerkes besitzt. Sie. besteht aus rothem Cri- 
noidenkalk, in dem eine Terebratula (Macandrewia) gefunden wurde, die, 
wenn auch specifisch nicht bestimmbar, doch an die Formen der Klaus- 
schichten erinnert. Aus demselben Crinoidenkalke besteht ein kleiner, leicht 
zu übersehender Felsen auf der Westseite des Thales, am Ostgehänge des 
Skalica-Berges, wo ein kleiner Aptychus darin gefunden wurde. 

Die übrigen auffallenderen „Mohilky“ bestehen aus lichten Neoeomien- 
Kalkmergeln. In dem gerade westlich vom Dorfe Revisnye gelegenen Kalk- 
hügel habe ich 

Ammonites multseinctus Hamer und 
2 Grasianus d’Orb., 
ausserdem Aptychen vom Typus des Aptychus Didayı gesammelt. 

Der ‚grösste Neocom-Kalkberg, der Skalica-Berg auf der Westseite 
des Thales sendet nördlich vom Dorfe Revisnye einen mit Gebüsch bewach- 
senen Ausläufer in das Thal herab. An der Stelle, wo dieser Ausläufer an 
den Rand des Baches tritt, sieht man rothen Knollenkalk (Csorsztyner 
Kalk) mit Aptychen- und Planulaten-Fragmenten unter dem lichten Neoco- 
mien-Kalkmergel liegen. Ueber diesem folgen, wenn man weiter gegen 
Norden schreitet, zuerst die bekannten dünnplattigen Sandsteine, welche 
noch vielfach mit kalkigen Lagen wechseln, und dann die knolligen, weiss 
geaderten Sandsteine, die ich als die tiefere, der Kreide angehörige Abthei- 
lung der Karpathen-Sandsteine betrachte. 

Man kann sich hier recht deutlich von dem allmähligen Uebergange 
aus den kalkigeren zu den sandigeren Schichten, und von der Zusammen- 
: sehörigkeit der Neocomien-Kalkmergel mit den tieferen Lagen der Karpa- 
then-Sandsteine überzeugen. 

Noch etwas weiter nördlich findet man, schon ganz nahe am Rande 
des Klein Kriwan-Gebirges aus diesen Sandsteinen noch zwei Crinoiden- 
Kalkklippen hervorragen, die keine Petrefacte lieferten, aber wohl mit dem 
obenerwähnten Crinoidenkalke, den wir als Klippen bildendes Gestein in 
der ganzen Arva sehr häufig wiederfinden, zusammenzustellen sind. 

Das Thal von Benyova Lehota zeigt im Allgemeinen ähnliche 
Verhältnisse. Die Sandsteine gehören wohl zum grössten Theile dem Zuge 
eocener Sandsteine an, welche zwischen Zarkalya und Pärnica vom südli- 
chen Arva-Ufer auf das nördliche übertreten, und sich wohl in der Gegend 
von Benyova Lehota mit dem öfter erwähnten nördlichen Eocen-Sandstein- 
zuge der Kubinska hola vereinigen. 

Aus diesen Sandsteinen ragen zahlreiche Inseln aus Neocom-Kalk- 
mergeln hervor, an deren Rändern jedoch beinahe immer, sowohl in diesem 
als in den angrenzenden Thälern, eine Zone der dünnplattigen Sandsteine, 
wenn auch stellenweise nur in Spuren zu beobachten ist. 

An der Basis der Kalkmergel finden wir hier (am südlichen Ende 
des Dorfes Benyova Lehota) zum erstenmale ein Gestein auftreten, welches 
wir in demselben Niveau noch häufig in der Arva wiederfinden werden, und 
vorläufig als Unterneocom bezeichnen. Es sind röthliche, in der Verwit- 
terung weisse Mergel, selten kalkig, häufiger sandig, und an mehreren 
Stellen mit Sandsteinbänken in Wechsellagerung. Ausser Fucoidenspuren 
enthalten sie keine Petrefacte. 

Eigentliche Juraklippen wurden in dem Thale von Benyova Lehota 


nicht beobachtet. 
29* 


218 C. M, Paul, [18] 


Zaskalya-Thal. Am Eingange des Thales (nördlich von Zaskalya, 
süd-westlich von Mokrad) stehen grobkörnige, eocene Sandsteine an. Die 
Entblössung am Arva-Ufer, südlich vom Eingange in das Zaskalya-Thal be- 
steht aus grauen oder röthlichen, mit Conglomeraten in Verbindung ste- 
henden Schiefern und gefleckten Mergeln, welche den Eocensandstein unter- 
teufen, unbestimmbare Bivalven enthalten, und ihrer petrographischen Be- 
schaffenheit nach an die Schiefer mit Amm. tardefurcatus erinnern, die wir 
im Dedina-Thale bei Krasnahorka kennen lernen werden, und die dem 
Gault entsprechen. Sie sind nur am Arva-Ufer in einem schmalen Streifen 
entblösst und reichen nicht in das Thal hinein. 

Der erste, aus dem Eocensandsteine auf der Südwestseite des Thales 
hervorragende Felsen besteht aus Crinoidenkalk. Dieser Felsen bezeichnet 
das nördliche Ende einer Terrainstufe, welche die Sandsteine in ein tieferes 
östliches, und ein höheres westliches Plateau scheidet, und an deren gegen 
Osten gerichteten Abhange Neocommergel in Verbindung mit Kreidesand- 
stein unter dem Eocensandsteine hervortreten. 

Der zweite und auffallendste Kalkberg auf dieser Thalseite, der Trny 
wrch, besteht seiner Hauptmasse nach aus Neocomien-Kalkmergeln, welche 
von der Spitze desselben quer durch das Thal herabziehen, und sich mit 
dem Neocomien-Kalkberge auf der nordöstlichen Thalseite vereinigen. An 
der südlichen Basis des Trny wrch treten unter dem Neocomienkalke blau- 
graue Schiefer mit Posidonomyen (unterer Dogger) in sehr beschränkter 
Ausdehnung hervor. An seinem Ost-Abhange gegen das Zaskalya-Thal er- 
scheint mitten im Neocom eine Insel von Crinoidenkalk. Am Nord-Abhange 
endlich sieht man wieder die häufige Wechsellagerung von kalkigen und 
sandigen Schichten, welche endlich mit dem Auftreten der grobkörnigen 
Eocen-Sandsteine der Kubinska hola ihr Ende erreicht. 

Am Nordostgehänge des Thales besteht der erste auffallende Kalk- 
berg (der Homola-Berg), ebenfalls aus Neocomien, welches jedoch petro- 
graphisch von dem des Trny wrch abweicht; man hat hier dunkle Mergelkalke 
mit weichen Schiefern wechselnd. Im Mergelkalke fand ich einen Ammo- 
niten, dessen innere Windungen genau mit Amm. Astierianus d’Orb. 
stimmten, während die äusseren durch gröber werden der Rippen abwei- 
chen; in den weichen Mergeln kommen grosse Aptychen vor, die jedoch 
beim Versuche sie zu gewinnen, stets zerbröckeln, so dass ich kein bestimm- 
bares Exemplar erlangen konnte. 

Auf der Höhe dieses Berges (an der Wasserscheide zwischen dem 
Zaskalya- und Jelsava-Thale) tritt ein lichter, gelblicher oder röthlicher 
Kalk auf; Herr Ingenieur A. Nadeniczek hat an dieser Stelle gesam- 
melt und uns die gewonnenen Stücke freundlichst übersendet. Ich konnte 
daraus 

Terebratula Diphya F. Col. 

Ammonites ptychowcus Quenst. 

Aptychus lamellosus? Park. 
bestimmen; ausserdem liegen zahlreiche aber nicht sicher erkennbare Fim- 
briaten, ein Belemnit und ein Fragment eines Pecten vor. 

Etwa 15—20 Klafter abwärts von dieser Stelle gegen das Zaskalya- 
Thal zu, tritt der bekannte rothe Crinoidenkalk auf. Ich habe hier eine 
Rhynchonella, an Rh. plicatella erinnernd, gesammelt. Unmittelbar darun- 
ter endlich findet man ein kalkig-sandiges Gestein, welches Ammoniten- 


[1 9] Die nördliche Arva. 219 


abdrücke zeigt, die zwar specifisch unbestimmbar, doch den Arietentypus 
deutlich erkennen lassen. 

Wir haben hier somit Lias, wahrscheinlichen Dogger und Malm; alles 
dieses scheint, soweit es der bebaute Boden erkennen lässt, von Neocomien 
umgeben zu sein. Deutlicher werden wir diess Verhältniss an weiter östlich 
gelegenen Klippen kennen lernen. 

Ausser den Stücken vom Homola-Berge lag in der Sendung des Herrn 
v. Nadeniczek ein Stück mit der Fundorts-Angabe: „von den kleinen, 
stellenweise hervortretenden Klippen im Zaskalyer-Thale“ vor; es ist dieses 
ein sicher erkennbares Fragment von 

Ammonites margaritatus Monff. 

(Amm. amaltheus coronatus Quenst.), 
das einzige Exemplar, durch welches das Auftreten des mittleren Lias in 
die Klippenreihe des Arva-I'hales nachgewiesen erscheint. Es ist dieses 
Vorkommen um so interessanter, nachdem, wie wir an der grossen Klippe 
von Podbjel zeigen werden, anderwärts sicherer unterer, und eben so siche- 
rer oberer Lias unmittelbar und concordant an einander grenzen. 

Jelsawa-Thal. Rechts vom Eingange des Thales (am Arva-Ufer) 
stehen Sandsteine an, welche nordöstlich streichen und nordwestlich fallen ; 
sie wechseln in den obersten Lagen mit dünnschichtigen, rothbraunen Mer- 
geln und werden (im Orte Jelsawa) überlagert von denselben rothen, in der 
Verwitterung weissen Mergeln, die wir als die Basis der Neocom-Aptychen- 
kalke und Fleckenmergel wiederholt auftreten sehen, und als Unterneocom 
betrachten. Diese Sandsteine, die am Arva-Ufer nördlich von Mokrad schön 
aufgeschlossen sind, können somit ebenfalls nicht jünger sein, als Neocom. 
Im Liegenden derselben, die zwischen Mokrad, Knja3a und Mezibrody in die 
Arva vorgeschobene Landzunge bildend, finden wir abermals röthliche Mer- 
gel, dieselben welche Stur !), durch petrographische Aehnlichkeit geleitet, 
mit den senonen Puchower Schichten des Treneziner Waagthales vereinigen 
zu können glaubte. Da die Schichten von Mokrad keine Petrefacten liefer- 
ten, so bleibt ihre Deutung wohl allerdings der individuellen Ansicht über- 
lassen, doch scheinen mir die angedeuteten Lagerungsverhältnisse sehr ge- 
gen eine Identificirung derselben mit Puchower Schichten zu sprechen. 

Geht man im Jelsawa-Thale weiter gegen Norden, so findet man bald 
im Hangenden der erwähnten röthlichen, in der Verwitterung weissen Mer- 
gel, die Neocomien-Kalkmergel, welche vom Illatke Luki-Berge in das Thal 
herabsetzen, und auf der Westseite desselben über den Hamola-Berg fort- 
setzen. 

Etwas hinter der letzten Mühle tritt in denselben eine kleine Klippe 
von rothem Crinoidenkalk auf, in dem ich eine Rhynchonella (ähnlich RA. 
subdecorat«) gefunden habe. 

Auch nördlich vom Orte Jelsawa findet man die höheren Kuppen zu 
beiden Seiten des Thales (den Malina-Berg und Ptatsnik-Berg) aus lichten 
Kalkmergeln, die wohl zum grössten Theile neocom sind, gebildet, während 
in der Thalsohle dünngeschichtete Sandsteine und Conglomerate anstehen. 

Am Südfusse des Malina-Berges fand ich ein ziemlich sicher bestimm- 
bares Fragment von 

Amm. Partschi Stur, 


1) A. a. O. Seite 102. 


220 C. M. Paul, [20] 


was darauf hinzudeuten scheint, dass an der Basis des Neocomien auch lias- 
sische Schichten, wenn auch in sehr beschränkter Ausdehnung, stellenweise 
hervortreten dürften. Ich konnte jedoch hier keine petrographischen Anhalts- 
punkte zu deren Ausscheidung gewinnen. 

Nördlich vom Malina-Berge finden wir wieder dünnplattige Sand- 
steine, und mit dem Südfusse des Cserny wrch (einer nordöstlichen Fort- 
setzung der Kubinska hola) treten wieder die mehrerwähnten grobkörnigen 
Eocensandsteine des Kubinska hola — Priszlop-Zuges auf, mit denen die 
nördliche Begrenzungslinie der Klippenvorkommen bezeichnet ist. 

Racibor-Thal. Die Neocomien-Kalkmergel des Illatke Luki-Ber- 
ges setzen nach NO. fort und bilden eine ausgedehnte Partie am Südwest- 
gehänge des Racibor-Thales, ebenso besteht auf der Nordostseite dieses 
Thales der Raczowa- und Schotta-Berg aus demselben Gesteine. Auf dem 
Kamme des letztgenannten Berges, an der Wasserscheide zwischen dem 
Racibor Thale und Raczowa-Thale habe ich 

Amm. Thetys d’Orb und 

Apt. cf. Didayi Coqu. 
darin gefunden. Etwas weiter östlich, am Gehänge des Raczowa-Thales, 
fand Foetterle (nach Stur !) 

Aptychus pusillus Pet. 

Ammonites Astierianus d’Orb. 

Toxoceras obliguatus d’Orb., 
wodurch die Deutung dieser Schichten als Neocomien sichergestellt ist. 
Innerhalb dieser Neocomienmassen treten nun wiederholt Klippen älterer 
Gesteine auf. | 

So besteht der Opaleny-Berg (der bewaldete Höhenzug westlich von 
der Poststrasse zwischen Knjaza und dem Eingange in das Racibor-Thal) 
aus Crinoidenkalk; im Racibor-Thale selbst, etwa 500 Schritte thalaufwärts 
von der Mündung des Baches, tritt ein plattiges, kalkig-sandiges Gestein 
auf, welches in der Verwitterung einem glimmerreichen Sandstein gleicht, 
und leicht mit den, die Neocomienpartien gegen Norden begrenzenden 
Karpathen-Sandsteinen verwechselt werden kann. Zahlreiche und wohler- 
haltene Exemplare von 

Ammonites raricostatus Zieth., 
die Herr Nadeniczek darin auffand, stellen das Vorkommen jedoch als 
eine kleine Insel unterliassischer Schichten fest. Auffallend ist der Umstand, 
dass die Zone des Amm. raricostatus, welche sonst in der Arva überall als 
gefleckter Kalk (sogenannter Fleckenmergel) entwickelt ist, an dieser ein- 
zigen Stelle in so fremdartiger petrographischer Erscheinung auftritt. 

Vom Hegerhause an sieht man nur mehr Sandsteine, und zwar bis an den 
Fuss des Kubinska hola — Priszlop-Zuges vorwiegend die kalkigeren, dünnplat- 
tigen Varietäten, am genannten Höhenzuge den grobkörnigen Quarzsandstein. 

Raczowa-Thal. Die erste klippenartige Hervorragung auf der 
Westseite des Thales (an der Strasse von Unterschloss nach Hrustin) besteht 
aus lichtem, dünngeschichtetem Kaikmergel, welcher mit der obenerwähnten 
srossen Neocomien-Partie des Raczowa-Berges zusammenhängt. 

Während bei der Mühle schon die Sandsteinschichten im Bachbette 
anstehen, zieht sich der Neocomienkalk links von der Strasse auf der Höhe 


1) A, a. O. Seite 102. 


[21] Die nördliche Arva. 221 


fort, und wird an der Einmündung des ersten grösseren, vom Raczowa-Berge 
herabkommenden Seitenthales von rothem Hornsteinkalk unterlagert, welcher 
im Bette dieses Seitenbaches, bei seiner Einmündung in den Raczowa-Bach 
ansteht, und petrographisch vollkommen dem rothen Horasteinkalke von 
St. Veit bei Wien gleicht. 

Hierauf folgt der Karpathensandstein, in welchem jenseits der Ein- 
mündung des Zahutov-Baches links von der Strasse, zwei kleine, orografisch 
beinahe gar nicht markirte Klippen auftreten, von denen die erste aus rotem 
Crinoidenkalk, die zweite aus Csorsztynerkalk besteht. Weiterhin ist nur 
mehr Sandstein anstehend. 

Auf der Ostseite des Thales ist von der Mühle an nur Sandstein mit 
untergeordneten Partien von Neocomkalk zu beobachten. 

Interessanter und instructiver als die bisher betrachteten Klippen- 
gruppen sind diejenigen, welche wir weiter gegen Nordost fortschreitend 
kennen lernen werden. Zunächst wäre die auffallende Klippe zu betrachten, 
welche durch das alte Arvaschloss (Arvavär) gekrönt ist; da dieselbe jedoch 
von Dr.v. Mojsissovics einer spezielleren Untersuchung unterzogen 
wurde, so übergehe ich sie hier, um den von dem Genannten zu erwartenden 
Mittheilungen nicht vorzugreifen. 

Strassendurchschnitt zwischen Unterschloss und Le- 
hotka. Verfolgt man von Unterschloss (Arvavarallya) die Poststrasse 
gegen NO., so hat man bald hinter den letzten Häusern des Ortes links 
oberhalb der Strasse einen kleinen Steinbruch vor sich, der aus lichten 
Kalkmergeln wie der kaczowa-Berg besteht, in welchem: 

Aptychus cf. Didayi Coqu. und 

Amm. Matheroni d’ Orb. 
gefunden wurden, und dessen Zugehörigkeit zum Neocomien sichergestellt 
ist. (Fig. III. 1 ) Unterhalb dieser Entblössung, am Rande der Strasse findet 
man eine Partie von Karpathensandstein und Conglomerat, welche jedoch 
von den Südgehängen des Ripa-Berges, wo diese Schichten im Hangenden 
der erwähnten Neocommergel anstehen, in historischer Zeit herabgerutscht 
ist, und sich daher nicht an der Stelle ihrer ursprünglichen Ablagerungen 
befindet. Viele Bewohner der Gegend erinnern sich noch gut an diese Ab- 
rutschung, durch welche auch eine kleine Verlegung der Strasse gegen Süd 
erforderlich wurde (2). 

Die Schichten der Neocommergel fallen flach gegen West. In ihrem 
Liegenden finden sich dunkle, sandige Fleckenmergel (3), ebenfalls fach 
gegen West einfallend, und unter diesen eine kleine Partie schwarzer 
Schiefer (4). Unter diesen liegt, mit steilen Schichten gegen West fallend, 
eine mehrere Klafter mächtige Lage von Sandstein mit zopfartigen Relief- 
Zeichnung‘ n auf den Schichtflächen (5), welcher gegen Osten wieder von 
dunklen Schiefern (6) unterlagert wird. An der Grenze zwischen den beiden 
letztgenannten Bildungen ist eine deutliche und zweifellose Wechsellagerung 
zu beobachten. 

In den Schiefern findet sich an der Stelle, wo ein kleiner, aber 
ziemlich tief einschneidender Wasserriss die Strasse kreuzt, eine reich- 
haltige Fauna des unteren Doggers, aus der ich die folgenden Arten be- 
stimmen konnte: 

Ammonites Murchisonae Sow., 
N opalinus Rein., 


222 ©. M. Paul. [22] 


Ammonites ophioneus Ben., 

h scissus Ben., 

1 Beyrichi 2 Schloenb , 
Posidonomya opalina Quenst., 
Inoceramus amygdaloides ? Goldf. 

Am häufigsten ist die Posidonomya, welche das Gestein stellenweise 
ganz erfüllt, und die Bezeichnung desselben als Posidonomyen-Schiefer 
rechtfertigt. Amm. Mwurchisonae und opalinus, deren Hauptlager nach 
Dr. v. Mojsissovies!) in dem Klippengebiete der Tatra zwei getrennte 
Zonen bezeichnen, liegen hier ganz sicher beisammen, indem ich wiederholt 
beide Arten auf derselben Schieferplatte beobachtet, und auch Handstücke 
mit Resten von beiden gesammelt habe. Ä 

Unter diesen Schichten liegen wieder Fleckenmergel (7), ähnlich wie 
3, mit grossen Fueoiden, in denen ein Ammoniten-Abdruck gefunden 
wurde, der wahrscheinlich Ammonites Nodotianus aus dem Unter-Lias 
angehören dürfte. 


M 


Nage, 


| N NR 
/} N (hi A 
SLR 


1. Neocom-Aptychenkalk. 2. Karpathen-Sandstein. 3. Fleckenmergel. 4. Schwarze Schiefer. 5. Sandstein. 
6. Posidonomyenschiefer, 7. Fleckenmergel. 


Gegen Nord wird die ganze Entblössung von Karpathensandsteinen 
begrenzt. Die scharfe Begrenzung derselben gegen die wohl sicher dem 
Dogger zuzuzählenden Sandsteine, die wir im Hangenden der Posido- 
nomyen-Schiefer kennen lernten, wird wohl stets eine sehr schwierige und 
unsichere bleiben. 

Während wir zwischen den Neocomien-Mergeln und den Dogger-Ge- 
steinen zwar einen Fleckenmergel zweifelhaften Alters, aber keine Spur von 
den bekannten Crinoidenkalken und Csorsztynerkalken auftreten sehen, 
finden wir den kleinen, gegenüber von der Entblössung der Neocommergel 
aus dem Arvaflusse auftauchenden Felsen aus Crinoidenkalk bestehen; die 
Schichten desselben streichen gegen Nord, sind jedoch auf der linken 
Strassenseite nicht zu verfolgen, indem sie unter der erwähnten Karpathen- 
Sandstein-Abrutschung, und dem Neocommergel verschwinden. 

Die Lagerungsverhältnisse des geschilderten Durchschnittes, wo die 
Schichten des Doggers sehr steil, beinahe senkrecht stehen, die Neocom- 
mergel dagegen Nach gelagert sind, liefern einen Beweis für die obener- 
wähnte Discordanz zwischen Jura und Neocomien, wie wir deren noch 
mehrere in der Arva wiederfinden werden. 

Lehotka-Thal. Wenn man vom Orte Lehotka aus in dem gleich- 
namigen Thale gegen Norden aufsteigt, hat man zunächst beim Orte Sand- 


lm 


!) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1867. 16. 


[23] Die nördliche Arva. 223 


steine, die kalkreich und plattig sind, mit den grobkörnigen eocenen Quarz- 
sandsteinen desKubinska hola und Magura-Zuges keine Aehnlichkeit haben, 
und die tiefere, wohl zum grösstentheile der Kreide augehörige Etage der 
Karpathensandsteine bezeichnen. | 

Rechts vom Thaleingange hat man eine auffallende Klippe vor sich. 
(Fig. IV). Indem man zu ihr hinaufsteigt, sieht man sie mantelförmig von 
liehten Neocom - Kalkmergeln Fig. IV. 
umgeben; in denselben fanden 
sich Aptychen-Fragmente, die, 
wenn auch schlecht erhalten, 
doch sicher in die Reihe der, 
dem Apt. Didayi Coqu. ver- 
wandten Formen gehören. Der 
Klippenfelsen selbst besteht 
zum grössten Theile aus dem 
oft erwähnten rothen Crinoiden- 
kalke, mit grossen Pentacrini- 
ten, dessen Schichten steilnach 
Norden einfallen und in ihrem Pr 
Hangenden eine nur wenige Kan). I Hoher Crmeidenkalk. 1Y. Einries, In welchen? die 
Fuss mächtige Bank von TO- Schichten der Pos. ER een Amm. cornucopiae bloss- 
themKnollenkalke (Csorsztyner 
Kalk) mit undeutlichen Ammoniten-Spuren tragen. 

Crinoidenkalk mit einer innig verbundenen Lage von Csorsztyner 
Kalk im Hangenden, das Ganze umgeben von Neocomien — diess ist ein 
sehr häufig wiederkehrender Klippen-Typus in der Arva und man irrt selten, 
wenn man bei den‘zahlreichen zahn- und mauerförmig aus dem Neocomkalk 
oder Sandsteingebiet auftauchenden Klippen des Gebietes, von denen hier 
natürlich nur die bedeutenderen geschildert werden können, diese Zusam- 
mensetzung voraussetzt. 

Die Klippe von Lehotka zeigt aber auch das Liegende dieser Schich- 
ten. Der Mantel von Neocom-Aptychenkalk, der dieselben umgibt, ist 
nämlich von Schluchten und Wasserrissen durchzogen, und in einem dersel- 
ben, der von der Spitze gegen SW. herabführt, erscheinen die Posidono- 
myen-Schiefer, die wir früher als Repräsentanten des Unterdoggers kenuen 
gelernt haben, als Unterlage des Crinoidenkalkes entblösst. Aus demselben 
Risse stammt ein, von Herrn Nadeniczek eingesendetes, ziemlich deut 
lich erkennbares Fragment von 

Ammonites cornucopiae Young, 
daher hıer auch die Schichten des oberen Lias entblösst zu sein scheinen. 

Geht man von der Klippe am Ostgehänge des Lehotka-Thales gegen 
NNO., über den KnaZorowa-Berg gegen den Magura-Kamm hinauf, so er- 
hält man beifolgenden Durchschnitt. (Fig. V., Seite 224.) 

Die erste, mit Gebüsch bewachsene Kuppe nördlich von der Klippe 
besteht aus dem grobkörnigen Quarzsandsteine der Magura (7), eines der 
wenigen isolirten Vorkommnisse dieses Gesteines, welches sonst im Süden 
der mehrerwähnten Höhenzüge des Vojeune-Gebirges, der Kubinska hola 
und der Magura, welche ganz aus demselben bestehen, nicht aufzutreten 
pflegt. Unmittelbar darunter findet man wieder die dünnplattigen und kal- 
kigen Varietäten der Sandsteine (6), die durch die grosse Partie von 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft. 30 


294 C. M. Paul. [24] 


Fig. V. 
NNO. SSW. 
Magura Knazorawa- Klippe von Dorf 
kamm Berg Lehotka Lehotka 


1. Schichte des Amm. cornucopiae (Ob. Lias). 2. Schichte der Pos. opalina (Unt. Dogger), 3. Rother 
Crinoidenkalk (Ob. Dogger?). 4. Csorsztyner Kalk (Malm). 5. Neocom- Aptychenkalke und Mergel. 
6. Kreidesandsteine. 7. Grobkörniger Quarzsandstein (Eocen). 
Neocom-Aptychenkalken, die den Knazorawa-Berg zusammensetzen, unter- 

lagert werden. 

Am Nordgehänge des genannten Berges, an dem Kamme, der das 
Lehotka-Thal vom Lhota-Thale scheidet, tritt eine kleine Klippe von dunkel- 
rothem Csorsztyner Kalk, mit Spuren von Crinoiden-Kalk, aus den Neocom- 
kalken hervor; im Csorsztyner Kalke finden sich hier wieder schlecht er- 
haltene Ammoniten, und zwar vorwiegend Planulaten. 

Von hier gegen den Magura-Kamm hat man zuerst die dünnplattigen 
und kalkigen, am Magura-Kamme die grobkörnigen, quarzigen Sandsteine, 
dieich der Kürze wegen Magura-Sandsteine nennen will. 

Arva-Ufer von Lehotka bis Dluha. Verfolgt man von Lehotka 
die Poststrasse Arva aufwärts, so gelangt man unmittelbar vor den west- 
lichsten Häusern des Dorfes Lhota zu einem Steinbruche, in welchem Kar- 
pathen-Sandsteine aufgeschlossen sind. Die Sandsteine sind feinkörnig, 
glimmerreich, blaugrau, in der Verwitterung gelblich, und stellenweise auf 
den Schichtflächen mit einer Menge kleiner, verkohlter Pflanzenfragmente 
bedeckt. In den höheren Lagen derselben treten Conglomeratschichten auf. 

Wer jemals die cenomanen Exogyren-Sandsteine des Treneziner 
Waag-Thales sah, muss hier durch die auffallende petrographische Iden- 
tität der Gesteine an dieselben erinnert werden. Auch ein Fragment eines 
Inoceramus (ähnlich In. mytiloides), das die Herren Stur und Mayer 
hier auffanden, spricht dafür, dass wir es hier mit Kreidesandsteinen zu 
thun haben. 

Hieher gehören wohl auch die Sandsteine und Schiefer, welche nörd- 
lich von Lhota mit steilen, stark gestörten Schichten am Rande der Strasse 
anstehen und in denen ich (am Eingange des Thälchens, welches nördlich 
von Lhota bei der Strassenbiegung einmündet), ebenfalls einen Inocera- 
mus gefunden habe. Doch ist man hier nicht mehr ganz sicher vor einer 
Verwechslung mit dem Doggersandsteine, den wir zwischen Unterschloss 
und Lehotka kennen lernten, denn wir finden hier wie dort auf den Schicht- 
flächen sehr ähnliche zopfartige Reliefzeichnungen , und auch der Inocera- 
mus ist demjenigen ähnlich, der bei Lehotka in den Posidomyen-Schiefern 
mit Amm. mwrchisonae ete. vorkommt. 

Diese Schichten stehen von der erwähnten Einmündung des Thälchens 
bei der Strassenbiegung noch etwa bis auf den halben Weg gegen Dubowa 
an der Strasse an, dann folgen röthliche Schiefer und sandige Flecken- 
mergel, welche gegen West (also unter die vorigen Schichten) einfallen. 


[25] Die nördliche Arva. 225 


Unter diesen liegt (an der Einmündung des Dubowa-Thales) der echte 
Posidonomyen-Schiefer, mit Pos. opalina Quenst. und Ammoniten-Spuren, 
genau so wie bei Lehotka. 

Die Posidonomyen-Schichten bilden von hier bis zur Brücke (nord- 
östlich von Dluha) den Rand der Strasse, welche, abgesehen von den durch 
den Lauf des Flusses bedingten Krümmungen, im Ganzen dem Streichen 
derselben folgt. 

Zwischen Dubowa und Dluha sind in einem grossen Steinbruche an 
der Strasse diejenigen Schichten aufgeschlossen, welche man nach der La- 
gerung als den tieferen Theil der Posidonomyen-Schichten betrachten muss. 
Es sind Fleckenmergel mit dunklen Schiefern wechselnd. Das Streichen ist 
sehr deutlich ONO., das Fallen NNW. Es fanden sich hier; 

Ammonites ophioneus Ben., 

Aptychus nov sp., 

Posidonomya opalina Quenst., 

Inoceramus amygdaloides Goldf., 

Pecten sp. ; 
ausserdem Falciferen, die jedoch nicht sicher bestimmbar waren. Hiernach 
sind wohl auch diese tieferen Lagen noch dem unteren Dogger und nicht 
dem Lias zuzuzählen; dagegen ist der obere Lias hier anı südlichen Arva- 
Ufer, wo die Liegendschichten der in Itede stehenden Bildungen anstehen, 
zu vermuthen. 

Dubowa-Thal. Am Eingange in das Dubowa-Thal, welches west- 
lich von Dubowa in das Arva-Thal einmündet, stehen, wie bereits erwähnt, 
die schwarzen Posidonomyen-Schiefer an. Geht man im Thale gegen Norden, 
so findet man über denselben, am Westgehänge und im Bachbette aufge- 
schlossen, den oben erwähnten sandigen Fleckenmergel, auf welchen röth- 
liche Schiefer folgen. Die Schichten liegen concordant auf dem Posidono- 
myen-Schiefer und fallen nach NW. Dieselben Schichten findet man auch, 
wenn man von Dluha den Weg am Kirchhofe vorbei gegen Norden verfolgt, 
im Hangenden des Posidonomyen-Schiefers. Nördlich von Dubowa und beim 
Kirchhofe von Dluha tritt mitten in diesen Schichten ein Zug von weissem 
Mergelkalk mit Hornsteinen auf, der seiner Petrographie nach an neocome 
Aptychenkalke erinnert; ich konnte jedoch nicht entscheiden, ob derselbe 
den Schichten regelmässig eingelagert ist, oder eine auflagernde Scholle 
darstellt. 

Hat man im Dubowa-Thale die sandigen Fleckenmergel und röthli- 
chen Schiefer verquert, so gelangt man (auf der östlichen Thalseite) an 
eine grosse Klippe. Diese Klippe bezeichnet das südwestliche Ende einer 
Reihe von sechs Klippen, welche, in einer von SW. nach NO. gerichteten 
Linie liegend, bisin das nächstöstliche Seitenthal (das Lutowa-Thal) hinüber- 
reichen, und alle genau dieselbe Zusammensetzung zeigen; alle bestehen 
nämlich in ihrem südöstlichen Theile aus rothem Crinoidenkalk, in ihrem 
nordwestlichen aus Osorsztyner Kalk, das Streichen ist NO., das Fallen NW. 

Dieser Klippenlinie scheint eine etwas nördlichere Antieclinallinie entge- 
gengesetzt zu sein, welcher die zweite Klippe im Dubowa-Thale, der Stoikowy 
wrch, und die zweite Klippe im Lutowa-Thale angehört; bei den Klippen 
dieser Linie fallen die Schichten SO. und der Csorsztyner Kalk als das 
Hangende nimmt daher die südöstlichen Parthien der Klippen ein. Doch ist 


226 C. M. Paul. [26] 


bei dieser Linie das Verhältniss nicht so deutlich wie bei der ersterwähnten, 
südlicheren. | 

Ueber und zwischen den Klippen hat man im Thale Karpathen-Sand- 
steine, mit groben Conglomeraten in Verbindung, aus denen ausgedehnte 
Züge von weissen Neocom-Kalkmergeln (so der Wratnaberg und dessen 
nördliche Fortsetzung) hervorragen , und durch mehrere quer durch das 
Thal streichende Züge mit den Partien der anderen Thalseite zusammen- 
hängen. Das Streichen der Kalkmergel ist NO., das Fallen NW., das 
Verhältniss derselben zu den Sandsteinen istin diesem Thale nicht deutlich. 

Lutowa-Thal. Die Posidonomyen-Schichten reichen nicht bis 
zum Eingange dieses Thales, welches gegenüber von Kriva in das Arva-Thal 
mündet. Am Eingange des Thales stehen Sandsteine an, die etwas weiter 
nördlich auf groben Conglomeraten aufliegen. Etwa eine Viertel-Wegstunde 
vom Thaleingange trifft man zwei schön geformte Klippen, welche zu bei- 
den Seiten des Baches emporragen. Sie gehören der obenerwähnten Reihe 
von Klippen an, bei denen die Schichten NO. streichen und NW. fallen, 
nnd die aus Orinoidenkalk mit einer Csorsztyner Kalkbank im Hangenden 
bestehen. In der Umgebung derselben liegen allerorts Trümmer von Neo- 
com-Kalkmergeln herum. Geht man weiter im Thale gegen NW., so ge- 
langt man auf der östlichen Thalseite an zwei fernere Klippen. Sie beste- 
hen zum grössten Theile aus Csorsztynerkalk. Die erste derselben zeigt auf 
den, gegen SO. geneigten Schichtflächen zahlreiche aber undeutliche Am- 
moniten; unter anderen fand ich hier einen stark involuten Ammoniten 
mit scharfem Rücken von nahezu 1 Fuss Durchmesser, leider auch nicht 
näher bestimmbar. 

Diese Klippen sind von Neocomien-Fleckenmergeln umgeben, in 
denen ich schlecht erhaltene Aptychen und ein gut bestimmbares Exem- 
plar von 
Ammonites Nisus d’ Orb. 
gefunden habe. 

Klippe von Podbiel. Gegenüber vom Dorfe Podbiel ragt am 
rechten Arva-Ufer eine schöne grosse Klippe empor, welche durch die gün- 
stige Entblössung der Schichtenfolge, so wie durch die reichere paläontolo- 
gische Ausbeute, welche sie darbietet, wohl zu den interessantesten Punk- 
ten der Klippenreihe zählen dürfte. 

Schon von Weitem sieht man die, stellenweise sehr steile, vom Flusse 
bespülte Felswand aus einem Complexe verschieden gefärbter Schichten be- 
stehen, welche alle concordant unter einem Winkel von circa 45% gegen 
SW. einfallen, so dass am südwestlichen Ende der Klippe die höchsten, am 
nordöstlichen die tiefsten Schichten auftreten. Die höchsten Schichten sind 
aber hier gerade die geologisch ältesten des ganzen Complexes, so dass wir 
hier ein Beispiel von Schichtenumkippung vor uns haben, wie es wohl in 
dieser Klarheit selten zu beobachten ist. 

Die höchste Schiehte am südwestlichen Ende der Klippe, die erste 
deren Schichtflächen man vor sich hat, wenn man die Klippe von Podbiel 
aus besucht, besteht aus Mergeln, die theils roth und thonig, theils licht, 
kalkig und gefleckt sind (Fig. VI., 1). Diese Gesteinsvarietäten gehen viel- 
fach ineinander über und finden sich auch oft an demselben Gesteinsstücke 
vereinigt, bedingen daher keine weitere Trennung der Etage, 


[27] Die nördliche Arva. 227 


Y 
ba N /NpR 


Al 


)) 


. Rothe Mergel und lichte Fleckenmergel mit Amm. Nodotianus, raricostatus etc, (Lias B). 
. Weicher Schiefer mit Amm. bifrons etc. ) Tiase 

. Rother Kalk mit Fimbriaten etc. ) ö 

. Rother Crinoidenkalk. 

. Ungeschichteter grauer Kalk. 

. Dünngeschichteter Hornsteinkalk. 

. Grauer Mergel mit Amm. Astierianus etc. (Neocom). 
. Karpathen-Sandstein. 

ch, — Schutthalde A. — Arva-Fluss. 


In dieser Schichte finden sich namentlich Belemniten in ausserordent- 
licher Häufigkeit, so dass stellenweise ganze Schichten aus Fragmenten 
derselben zusammengesetzt sind. Ausser diesen fanden sich: 

Ammonites Nodotianus d’ Orb., 
2 Ceras Gieb., 
} raricostatus Zieth., 
“ brevispina Sow., 
2 Birchi ? Sow., 
Nautilus sp., 
Avicula inaegwivalvis Sow., 
Spiriferina obtusa Opp., 
eineFauna, durch welche die stratigraphische Stellung der Schiehte genügend 
sichergestellt ist; sie entspricht der Oberregion des unteren Lias, dem Lias 
ß Quenstedt's, der Raricostatus-Zone Oppel's. 

Unter dieser Etage liegt eine 3—4 Fuss mächtige Lage eines 
dünngeschichteten, weichen, dunkelrothen Mergelschiefers (2), und unter 
diesem 4—5 Fuss mächtig, ein rother Kalk (3). In den Mergelschiefern 
fand sich: 


URAÄDNNROnD- 


Ammonites bifrons Brug. 
5 Holandrei d’ Orb., 
; tatricus Pusch. (Capitanei Cat.), 
Nautilus sp. 
Im rothen Kalke kommen grosse, aber unbestimmbare Steinkerne von 
Fimbriaten, Heterophyllen und Nautilus vor, darunter eine Form, die an 
Ammonites cornucopiae Young 
erinnert, 


228 €. M. Paul. [28] 


Wir haben somit hier eben so sichergestellten oberen Lias (Lias e 
Quenst.) concordant unter dem unteren Lias liegend. 

Der rothe Kalk des oberen Lias wird von rothem Crinoidenkalk (4) 
unterlagert, von welchem er durch eine nur 1 Fuss mächtige Bank eines 
grauen mergeligen Kalkes getrennt ist. 

Der rothe Crinoidenkalk, ebenfalls nicht über 3 Fuss mächtig, ist 
petrografisch gar nicht zu unterscheiden von dem oft erwähnten Crinoiden- 
kalke der Klippen von Lehotka, Dubowa ete., dessen Lagerung über den 
Posidonomyenschiehten und unter dem Csorsztynerkalke wiederholt constatirt 
wurde. Fassen wir ihn (wozu wohl die grösste Wahrscheinlichkeit vor- 
handen ist) als ein Analogon dieser Crinoidenkalke auf, so haben wir in der 
kaum 1 Fuss mächtigen Bank grauen Kalkes, der den rothen Kalk des 
oberen Lias vom Crinoidenkalke trennt, ein Aequivalent der gesammten 
Posidonomyenschichten zu vermuthen, welche 1/, Meile weiter südlich (bei 
Dluha) eine so bedeutende Mächtigkeit und Entwicklung erreichen. 

Unter dem Crinoidenkalke liest eine 6—8 Fuss mächtige Bank eines 
grauen ungeschichteten Kalkes (5) und unter diesem liehter, dünnge- 
schichteter Hornsteinkalk (6), der bis an den Fluss herabreicht. Diese beiden 
Schichten lieferten trotz sorgfältigen Nachsuchens keine Petrefacten; nach 
dem petrografischen Habitus des Hornsteinkalkes dürften wir hier vielleicht 
schon die höheren Juraschichten vor uns haben. 

Am nordöstlichen Fusse der Klippe (bei 7) finden sich graue, kalkige 
Mergel, in denen 

Ammonites Astierianus d’ Orb., 
H Matheroni d’ Orb., 
N Thetys d’ Orb., 
Aptychus cf. Didayi Coquw., 
Belemnites dilatatus Blainv. 
gefunden wurden, und die somit sicher dem Neocomien angehören. Die bei 
den Lias- und Juraschichten so eclatante Umkippung der Schichten scheint 
auf das Neocomien nicht von Einfluss gewesen zu sein, denn wenige Schritte 
von den erwähnten Fundorten der Neocomienpetrefacte gegen Osten finden 
wir die, wiederholt als Unter-Neocom bezeichneten rothen, in der Ver- 
witterung weissen Mergel, mit Sandsteinbänken wechselnd, regelmässig 
unter den Neocomien-Kalkmergel einfallen. 

Eine Vergleichung dieser Klippe mit den bisher betrachteten ergiebt 
sehr merkwürdige stratigraphische Differenzen. Die Zone des Ammonites 
raricostatus sehen wir in ähnlicher Entwicklung (als Fleckenmergel) wieder- 
holt in der Arva auftreten, so bei Zazriva, an der Arvaer Schlossklippe, bei 
Lehotka etc. Dagegen konnten wir den mittleren Lias, dessen Auftreten in 
der Arvaer Klippenreihe durch das Vorkommen des Amm. margarıtatus im 
Zaskalja-Thale sichergestellt ist, bei Podhbiel durchaus nicht nachweisen. 
Die rothen Kalke und Schiefer des oberen Lias, deren Stellung bei Podbiel 
durch eine kleine, aber charakteristische Fauna sichergestellt ist, sind bis 
jetzt in der ganzen Klippenreihe nicht wiedergefunden worden. Der ander- 
wärts so mächtig entwickelte Unter-Dogger ist, wie bereits erwähnt, bei 
Podbiel gar nicht, oder nur in einem unsicheren Rudimente vorhanden, und 
von dem allerverbreitetsten Klippengesteine, dem Csorsztynerkalke, haben 
wir hier gar keine Spur. Die Schichten des Neocomien dagegen zeigen 
sowohl in der Art der Anlagerung an die älteren Gesteine, als auch in 


[29] Die nördliche Arva. 229 


Bezug auf petrographische Gliederung und Petrefaetenführung gar nichts 
fremdartiges mehr, sondern verhalten sich hier ganz so, wie wir sie 
an den meisten übrigen Punkten ihres Auftretens im Arvathale kennen 
gelernt haben. 

Was endlich die, im Westen der Klippe unmittelbar an den Unter- 
Lias angrenzenden Karpathensandsteine betrifft, so lässt sich über dieselben 
nur soviel sagen, dass sie sicher nicht Magura-Sandsteine sind, sondern den 
tiefer liegenden, kalkigeren Varietäten angehören, und weiter im Westen 
(namentlich im Cziczow-Thale) mit ausgedehnten Partien von weissen, 
aptychenreichen Neocom-Kalkmergeln in Verbindung stehen. Dass nicht 
alle Sandsteine über diesen letzteren liegen, davon kann man sich in dieser 
Gegend mehrfach überzeugen; ich konnte jedoch keinen petrografischen 
Anhaltspunkt zur Trennung der tieferen Sandsteine (welche wohl zum 
grössten Theile dem mehrerwähnten Unter-Neocom angehören mögen) von 
den höheren gewinnen. 

Dedina-Thal. Westlich von Krasnahorka mündet das Thal des 
Dedina- (der Dolina) Baches in das Arvathal; beim Eingange des Thales 
(am südwestlichen Gehänge) stehen Fleckenmergel, mit schwarzen blättrigen 
Schiefern wechselnd an. Etwa 50 Klafter oberhalb der unteren Dedina- 
Mühle findet man eine, bei 2 Fuss mächtige Schichte dieser schwarzen 
Schiefer, in welcher 

Ammonites tardefurcatus Leym., 
y mammilaris Schloth., 
a Mayorianus ? d’ Orb., 
5 Velledae Mich. 
ausserdem einige andere nicht bestimmbare Ammonitenformen, ein kleiner 
Ptychoceras, ein Delemnit, ein Inoceramus, und grosse, gestreifte Fisch- 
schuppen, welche den in den eocenen Melettaschiefern vorkommenden voll- 
kommen gleichen, gefunden wurden. Amm. tardefurcatus ist am häufigsten 
und tritt in dieser Schichte in bedeutender Individuenanzahl auf, während 
darüber und darunter in petrographisch gar nicht unterscheidbaren Schichten 
von der ganzen Fauna keine Spur mehr zu finden ist. Zwei Exemplare dieser 
Art hatte bereits Herr Bergrath Fötterle im Jahre 1853 von dieser 
Localität mitgebracht, und Stur:t) die Schichte hiernach als Gault ge- 
deutet ; die reichere, im letzten Jahre durch die Herren Stur, Nadeniczek, 
Griesbach, Mayer und mir selbst an dieser Stelle gewonnene Ausbeute 
stellt nun diese Deutung ausser allen Zweifel. 

Die Schichten fallen steil nach NW., so dass das Liegende derselben 
am Ostgehänge des Arvathales, südlich unterhalb der Einmündung des 
Dedinathales zu suchen ist. Hier finden wir (wahrscheinlich als unmittel- 
bares Liegendes der Tuardefwrcatus-Schichten) ein Conglomerat aus Kalk, 
Quarz und krystallinischen Geschieben, und unter diesen einen graubraunen 
Sandstein, der durch einen Steinbruch an der Strasse aufgeschlossen ist, 
und unter 75—80° gegen NNW. einfällt. 

Das Hangende der Tardefurcatus-Schichten trifft man, wenn man am 
SW.-Gehänge des Dedina-Thales weiter gegen das Dorf Dedina hinaufgeht. 
Statt der schwarzen Schiefer treten zunächst gelbliche und lichtgraue, in 
papierdünne Scheiben spaltbare Schiefer auf, auf welche eine Wechsel- 


1) L. 6. Seite 30. 


230 C. M. Paul. [30] 


lagerung von grobkörnigem Conglomerat mit feinkörnigen Sandsteinbänken 
folgt. Alle diese Schichten sind im Bachbette gut aufgeschlossen und fallen 
concordant nach NW. 

Das Conglomerat enthält grosse Geschiebe, unter denen Melaphyr und 
andere krystallinische Gesteinsarten vorherrschen, und erinnert durch seine 
Zusammensetzung sehr an die mehrerwähnten Conglomerate, welche im 
Treneziner Waagthale in den höheren Lagen der cenomanen Exogyrensand- 
steine aufzutreten pflegen. 

Im Sandsteine wurde ein Bruchstück eines Inoceramus gefunden, 
wodurch die Deutung dieser Schichten als obere Kreide eine weitere Wahr- 
scheinlichkeit erlangt. 

Bei der oberen Dedina-Mühle tritt eine Klippe in’s Thal herab, durch 
welche die regelmässige Aufeinanderfolge der Schichten des älteren Kar- 
pathensandsteins gestört ist. 

Wir finden hier mit einem Male locken ttönsel, welche lichter und 
kalkiger sind, als die mit den Tardefurcatus-Schiefern in Verbindung 
stehenden, und antielinal gegen die bisher beobachteten Schichten, vor- 
wiegend gegen Ost, einfallen. Das Streichen derselben folgt in einer ge- 
krümmten Linie der äusseren, östlichen Begrenzungslinie der Klippe, so 
dass wir hier wahrscheinlich eine schmale, die Klippe mantelförmig um- 
lagernde Neocomien-Zone vor uns haben. 

Die Klippe selbst besteht ihrer Hauptmasse nach aus lichtem Horn- 
steinkalk der petrefactenlos und daher seinem Alter nach nicht sicher 
bestimmbar ist; am Nordrande der Klippe wird er von rothem Csosztyner- 
kalk unterteuft. Aehnliche Zusammensetzung zeigt auch der Ostrasa-Berg, 
eine grössere, meist bewaldete Klippe, die sich südlich von der Dedina- 
Mühle gegen NiZna hinzieht. 

Nördlich vom Dedina-Thale, zwischen diesem und dem Medwedca- 
Thale, ragen ebenfalls mehrere Klippen aus dem Sandsteingebiete hervor. 

Die grösste derselben, die Krasnicka skala (W. von Krasnahorka) 
besteht ihrer Hauptmasse nach aus einem weissen Crinoidenkalke, der zahl- 
reiche Quarzkörner und grosse Pentacriniten enthält, und die grosse, gegen 
den Eingang des Dedina-Thales gekehrte Felswand zusammensetzt. Auf 
dem Plateau nördlich oberhalb dieser Wand findet man Stücke eines dunkel- 
grauen Kalkes herumliegen, die eine ganz auflallende petrographische 
Uebereinstimmung mit den Kalken der alpinen Grestenerschichten zeigt. 
Es fanden sich darin Bruchstücke von 

Lima gigantea Desh. ? 
und ein glatter Pecten, dem P. liasinus ähnlich. 

In der südlichen und östlichen Umgebung dieser Klippe finden sich 
Neocomienbildungen, und zwar südlich gegen den Eingang des Dedina-Thales 
zu Neocom-Fleckenmergel, östlich, die Lehne gegen Krasnahorka und 
Medwedca zusammensetzend, die ofterwähnten kalkarmen, rothen, in der 
Verwitterung weissen Mergel, die wir als Unter-Neocom betrachten. 

Nordwestlich von der Krasnicka skala treten einige kleinere Klippen 
auf, die aus steil gegen NW. einfallenden Schichten von lichtem Horn- 
steinkalke, unterteuft von weissem, quarzreichem Crinoidenkalke bestehen. 
Im Hornsteinkalke finden sich Belemniten-Fragmente, die durch die tiefe 
Seitenfurche mehr an jurassische, als an Neocomien-Typen erinnern, eine 
weitere Bestimmung jedoch nicht zuliessen. 


[31] Die nördliche Arva. 231 


Die Medwedca skala, ein auffallend geformter, einzeln stehender Felsen 
im Norden der Krasnicka skala, besteht aus weissem Crinoidenkalk, ebenso 
die nördlich von diesem Felsen auftauchende, bis zu den letzten Häusern 
des Dorfes Medwedca hinabreichende Klippe. Unbestimmbare, verkieselte 
Petrefacten-Fragmente (Ostrea, Peeten, Rhynchonella, Belemnites) kommen 
nicht selten im Crinojdenkalke vor. An der letztgenannten Klippe findet 
man auch wieder den lichten Hornsteinkalk, der hier in einer kleinen Partie 
zwischen den steil aufgerichteten Schichten des Crinoidenkalkes eingeklemmt 
erscheint. In der Umgebung dieser Klippen kommen grünliche Mergel vor, 
deren Verhältniss zum Crinoidenkalke jedoch nicht deutlich ist, und die 
wohl auf eine Neocomien-Randzone hindeuten mögen. 

Es ist nicht zu übersehen, dass alle Klippen zwischen dem Dedina- 
und Medwedca-Thale durch das Vorherrschen des weissen, quarzreichen 
Crinoidenkalkes, den wir sonst in der ganzen Arvaer-Klippenreihe nicht 
wiederfinden, eine gewissermassen fremdartige petrographische Entwicklung 
besitzen. Hiervon macht nur ein kleiner Felsen nordwestlich von den Med- 
wedca skala eine Ausnahme, welcher aus dem bekannten rothen Ösorsztyner- 
kalke mit schlechterhaltenen Planulaten und Fimbriaten besteht. In einer 
der tieferen Schichten {welche flach gegen SO. einfallen) fand Herr Mayer 
ein Exemplar der 

Terebratula Diphya Col. 

Im Dedina-Thale selbst geht man von dem erwähnten Punkte bei der 
oberen Dedina-Mühle an im Sandsteine, der der tieferen kalkreicheren Etage 
(wohl noch der oberen Kreide) angehört. 

Oberhalb der letzten Häuser des Dorfes Dedina spaltet sich das Thal. 
Geht man in dem südlicheren, dem Kohanowka-Thale weiter gegen West, 
so gelangt man nach etwa !/, Wegstunde an eine grosse Partie von lichten, 
aptychenführenden Neocomien-Kalkmergeln , welche vom Bache durch- 
schnitten wird. Im Bachbette selbst stehen hier deutlich nach West, unter 
den Aptychenkalk einfallend, die rothen und weissen kalkarmen Mergel, 
mit Sandsteinbänken wechselnd an. Die Lagerung dieser Schichten unter 
der kalkigeren Etage des Neocomien, welche übereinstimmend an vielen 
Punkten constatirbar ist, erscheint hier besonders deutlich und überzeugend. 

Hat man die Neocomien-Partie verquert, so trifft man südlich vom 
Thale eine Klippe von rothem Csoreztynerkalk, welche von den östlich 
angrenzenden Neocom - Aptychenkalken wieder durch rothe und weisse 
Mergel getrennt ist. 

Weiter im Thale ist nichts mehr aufgeschlossen als bräunliche Sand- 
steine mit Kalkspathadern; mit dem Südfusse des Magura-Gebirgszuges 
erreicht man endlich das Gebiet der charakteristischen quarzigen Magura- 
Sandsteine. 

Oravitza-Thal. Die keihe der Klippen, welche wir bisher den 
Lauf des Arvaflusses begleiten sahen, setzt von Thurdossin aus längs den 
Ufern des ÖOravitza-Baches gegen Nordosten fort. Hier findet man keine 
Spur mehr von dem weissen, quarzreichen Crinoidenkalke der Klippen von 
Krasnahorka und Medwedcea; die meistens kleinen und unbedeutenden 
Klippen des Oravitza-Thales haben wieder ganz den Typus der südwest- 
licheren Vorkommnisse. 

Nordöstlich von Thurdossin treten zwei kleine Klippen von Üsorsztyner- 
kalk mit schlecht erhaltenen Ammoniten auf, ebenso an der Strasse süd- 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band, 2. Heft, 31 


237 62 Mr Paul [32] 


westlich von Trstjenna, wo der Csorsztynerkalk von einer grösseren Partie 
lichter Kalkmergel überlagert wird, die eine Gruppe bewaldeter Hügel 
zusammensetzen, und wohl schon dem Neocomien angehören mögen. Endlich 
findet man westlich von Trstjenna noch einmal eine kleine Klippe aus dem 
bekannten rothen Crinoidenkalke, genau so wie wır ihn weiter im Südwesten 
auftreten sahen. 

Nördlich von 'I'rstjenna verschwindet, wie bereits erwähnt, die ganze 
Klippenreihe sammt den sie umgebenden Karpathensandsteinen unter den 
Diluvialablagerungen der Niederung von Bobrow. 

Nach den mitgetheilten zerstreuten Beobachtungen möge nun eine 
kurze Zusammenstellung der gewonnenen stratigraphischen und paläonto- 
logischen Resultate folgen, welche sich jedoch nur auf das Klippenterrain 
am nördlichen Arvaufer (mit Ausnahme der Arvaer Schlossklippe) be- 
zieht, und auf Vollständigkeit für die ganze Klippenzone durchaus nicht 
Anspruch macht. 


A. Lias. 


1. Unterer Lias. Wenn wir absehen von den, nur an einer 
einzigen Stelle in mangelhafter Entwicklung beobachteten dunklen Kalken 
der Krasnicka skala, welche wohl sicher den alpinen Grestenerkalken, und 
somit den tiefsten Etagen des Unter-Lias entsprechen, so finden wir in der 
Arvaer Klippenreihe überall nur die höheren Lagen dieser Gruppe, die Zone 
des Ammonites raricostatus entwickelt. 

Die Verbreitung der Zone scheint in der Arva eine ziemlich bedeutende 
zu sein; wir finden sie am Havransky-Berge bei Zazriva, im Zaskalya-Thale 
im Raecibor-Thale und bei Podbiel, ausserdem dürfte sie vielleicht noch an 
manchen Punkten nachgewiesen werden, da in Folge der grossen Aehnlichkeit 
der Gesteine leicht stellenweise eine Verwechslung mit Neocomien-Flecken- 
mergeln statthaben konnte. 

Das Gestein ist meistens ein bläulich oder grünlich grauer Kalk, der 
durch zahlreiche Fucoidentrümmer ein geflecktes Ansehen erhält. Man nennt 
solche Gesteine gewöhnlich Fleckenmergel, eine ziemlich ungenaue Bezeich- 
nung, indem meistens gerade dort, wo die Flecken am deutlichsten hervor- 
treten, das Gestein ein reiner Kalk ist. Bei Podbiel geht der gefleckte Kalk 
in wirkliche röthliche thonige Mergel über. Im Raciborthale ist die Zone als 
ein kalkig-sandiges, plattiges Gestein, mit Glimmerschüppchen und kleinen 
verkohlten Pflanzenresten auf den Schichtflächen entwickelt. 

Die Fauna der Schichte wird wohl bei dem Petrefactenreichthum ein- 
zelner Localitäten in der Folge noch wesentliche Bereicherungen erfahren ; 
gegenwärtig liegen mir die folgenden Arten daraus vor: 

Ammonites raricostatus Zieth. (Hauer, Denkschrift der kais. Akademie 
B. al, S. 52, T. XVI.) Die Exemplare stimmen gut mit den alpinen Formen, 
die v. Hauer hierher bezog. Zazriva, Racibor-Thal, Podbiel. 

Amm. Nodotianus d’ Orb. (d’ Orb. Terr. jur. Pl. 47.) Mit diesem 
Namen bezeichnen wir den Arieten, der einen hohen und scharfen Kiel und 
gar keine oder nur schwach angedeutete Kielfurchen besitzt. Wir finden in 
der Arva zahlreiche Varietäten, welche d’Orbigny’s engrippige Form mit 
der v. Hauer schen Abbildung (Denkschrift. der kais. Akademie. B. XI, 
T. VI.) verbinden. Oppel’s Angabe des Amm. Nodotianus aus den Arieten- 
schichten von Waldenbuch (Juraform. S. 80) stimmt nicht mit unserem 


[33] Die nördliche Arva, 333 


Lager dieser Art, welche bei Podbiel massenhaft mit Ammonites rari- 
costatus liegt. 

Amm. Ceras Gieb. (Hauer, Denkschrift. der kais. Akademie B. XI, 
S.25, T.6.) Nur zwei Exemplare, aber gut übereinstimmend mit v. Hauer's 
Beschreibung. Podbiel. 

Amm. brevispina Sow. (Hauer, Denkschrift. der kais. Akademie 
B. XT, S. 53, T. 27.) Die Ammonitenform mit doppelter, seitlicher Knoten- 
reihe, welche bei Podbiel nicht selten mit Amm. Nodotianus vergesell- 
schaftet vorkommt, ist wohl sicher identisch mit den alpinen Formen, die 
v. Hauer unter diesem Namen vereinigt. Die über den Rücken weglaufenden 
Rippen, welche die Species von verwandten Formen unterscheiden, sind bei 
allen Exemplaren aus der Arva zu beobachten. Eine zweite Form, die 
bei Podbiel vorkommt, unterscheidet sich nur durch viel enger stehende 
Rippen, und dürfte vielleicht nur als Varietät zu betrachten sein. 

Amm. Birchi Sow. ? Ein Bruchstück eines grossen Capricorniers mit 
breitem glatten Rücken und groben Seitenrippen, die sich zu einer doppelten 
Knotenreihe verdicken. Podbiel. 

Amm. sp. Ein keiner Ariet mit niedrigem Kiel, breiten und tiefen 
Kielfurchen, und beinahe quadratischem Querschnitt (etwas höher als breit), 
Podbiel. 

Nautilus sp. Ein Bruchstück aus Podbiel, welches keine weitere Be- 
stimmung zuliess. 

Belemnites sp. Sehr häufig bei Podbiel, wo stellenweise ganze Schichten 
aus Belemnitentrümmern zusammengesetzt sind, aber in schlechtem Er- 
haltungszustande. 

Avicula inaequivalvis Sow. (Av. sinemuriensis d' Orb.) (Quenst. 
Jura $. 79.) Vollkommen übereinstimmend mit Quenstedt’s eitirter 
Beschreibung und Abbildung. Sehr häufig bei Podbiel, auch bei Zazriva. 

Spiriferina obtusa Oppel. Nicht selten bei Podbiel; es ist dies die 
einzige Brachiopodenart, die mit Sicherheit bestimmt werden konnte. 
Die anderen Formen von Podbiel, eine Jtöhynchonella und eine Terchratula 
(Seet. Macandrewia) lassen sich nicht bestimmt mit bekannten Arten 
identificiren. 

2. Mittlerer Lias. Der Nachweis des Auftretens dieser Etage basirt 
auf einem einzigen Petrefactenfunde; es ist diess ein deutlich erhaltenes 
Exemplar von 

Amm. margaritatus Montf., und zwar die von Quenstedt (Jura 
Taf. 26, Fig. 13) unter dem Namen Amm. amaltheus coronatus abgebildete 
Form mit groben vorspringenden Seitenrippen und grossem knotigen Kiel. 
Zaskalja-Thal. 

3. Obergr Lias. Die Klippe von Podbiel ist (mit Ausnahme des 
Arvaschlosses, wo die faleiferenreiche Facies dieser Etage auftritt) der ein- 
zige Punkt des nördlichen Arvaufers, wo wir oberen Lias mit einiger Deut- 
lichkeit entwickelt finden. Ueber die petrographischen und Lagerungsver- 
hältnisse, unter denen die in Rede stehenden Schichten hier auftreten, ist 
bereits bei Besprechung dieser Localität (Fig. VI.) das Nöthige mitgetheilt 
worden. Was die paläontologische Ausbeute betrifft, so ist dieselbe zwar 
nicht reich an Arten, bietet aber hinreichend bezeichnende Formen, um es 
wahrscheinlich zu machen, dass wir es hier mit der tieferen Zone der Etage 
(Lias e Quenst., Zone der Pos. Bronni Oppel) zu thun haben. 

31* 


934 C. M. Paul. [34] 


Ammon. Holandrei d’Orb. (Terr. jur. Pl. 105). Die allerdings nicht 
sehr wohlerhaltenen Bruchstücke von Planulaten, mit hohen, am Rücken 
gespaltenen Rippen, welche in den weichen Schiefern der Podbieler Klippe 
vorkommen, lassen wohl nur die angegebene Bestimmung zu; auf Amm. 
communis Sow. (d’Orb. Terr. jur. Pl. 108) könnte man sie wohl allenfalls 
auch beziehen, doch wäre hiedurch ebenfalls dieselbe Zone bezeichnet. 

Ammon. bifrons Drug. (Ene. meth. vers. B. I. Nr. 15, S. 40). Stein- 
kerne von 4—5 Zoll Durchmesser, welche die charakteristischen Merkmale 
der Art mit hinreichender Deutlichkeit erkennen lassen. Die stellenweise 
erhaltene Lobenzeichnung stimmt mit der von d’Orbigny (Terr. jur. 
Pl. 56) gegebenen überein. Mit dem vorigen in den weichen Schiefern der 
Podbieler Klippe. 

Amm. cf. tatrieus Pusch. Ein verkalkter Steinkern mit gut erhalte- 
ner Lobenzeichnung, der jedenfalls in die von v. Hauer (Heterophyllen der 
österreichischen Alpen, Sitzungsberichte der kais. Akademie. B. XII.) unter 
dem Namen Amm. tatricus zusammengefasste Formenreihe gehört. Der 
Dorsallobus ist etwa halb so tief als der Laterollobus, die von v. Hauer 
hervorgehobene horizontale Stellung eines dem Nabel zugewendeten Blattes 
des Dorsal-Sattels ist deutlich zu erkennen. Die seitlichen Einschnürungen 
sind schief nach vorn gerichtet, aber nicht wellenförmig gebogen, wie bei 
Amm. Calypso d Orb. (Terr. jur. Pl. 110); auch sind sie ziemlich eng an- 
einander gerückt, so dass die Form dem Amm. Capitanei Cat. (Prodr. di 
geogn. pal. Append. T. XII. F. IV.) am nächsten zu stehen scheint. Mit den 
vorigen im weichen Schiefer bei Podbiel. 

? Ammon. Oornucopiae Young. (d’UOrb. Terr. jur. Pl. 99). Bei man- 
gelhaft erhaltenen Exemplaren kann leicht eine Verwechslung mit dem 
sehr verwandten Am:n. fimbriatus Sow. vorkommen, daher ich das Auftre- 
ten dieser Art in der Arva nur als fraglich hinstelle. Ein Steinkern von 
6 Zoll Durchmesser aus dem rothen Kalke der Podbieler Klippe weicht 
von d“’Orbignys Abbildung des Amm. cornucopiae dadurch 2b, dass der 
Querschnitt der Umgänge höher ist als breit, wie bei Amm. fimbriatus;, da- 
gegen fehlen gänzlich die Einschnürungen am Steinkerne, die ’Orbigny’s 
Abbildung des Amm. fimbriatus Sow. (Terr. jur. Pl. 98) angiebt. Ein zwei- 
tes Exemplar, ein Schalenfragment von Lehotka, stimmt auch in der Ober- 
flächenzeichnung besser mit Amm. cornucopiae. 

Ammonites sp. Bruchstücke von grossen Heterophyllen, mit den vori- 
gen im rothen Kalke bei Podbiel. 

Nautilus sp. Ein Bruchstück einer sehr grossen Art. Mit den vorigen. 


B. Dogger. 


1. Unterer Dogger. Die Verpreitung dieser Etage in der Arvaer 
Klippenreihe ist eine ziemlich bedeutende. Man findet sie in der Klippen- 
gruppe vomZazriwa und am nördlichen Ufer des Arva-Thales und in dessen 
Seitenthälern vom Trny wreh bei Gross-Bisteretz an an zahlreichen Punkten 
bis zur Brücke von Dluha; weiter gegen Nordosten ist sie in der Arva nicht 
mehr bekannt. 

Die Etage lässt sich in mehrere petrographisch unterschiedene Glie- 
der theilen, die allerdings bei der in den Klippen so ausserordentlich wech- 

selnden Entwicklung der Schichten nicht überall nachweisbar sind. 


[35] Die nördliche Arva. 335 


Das tiefste Glied bildet eine Wechsellagerung von dunkel blaugrauen 
Schiefern mit Fleckenmergeln, welche an der Strasse zwischen Dubowa und 
Dluha in mächtiger Entwicklung ansteht und durch Steiubrüche deutlich 
aufgeschlossen ist. 

Darüber folgt ein weicher, dunkelgrauer oder schwarzer Schiefer, des- 
sen Mächtigkeit nicht über wenige Klafter steigt, und der stellenweise ganz 
erfüllt ist von Resten der: Posidonomya opalina Quenst., die übrigens verein- 
zelter auch schon in den tieferen Lagen auftritt. 

Ueber dem Hauptlager der Posidonomya liegt, an den Berührungs- 
stellen wechselnd, ein Sandstein mit zopfartigen Wülsten auf den Schicht- 
flächen. Ueber dem Sandsteine oder wo dieser fehlt, über den schwarzen 
Posidonomyen-Schiefern liegt endlich ein sandiger Fleckenmergel, für des- 
sen Deutung ich gar keine Anhaltspunkte mehr besitze. 

Es ist wohl naturgemäss, Gesteine, die überall (mit Ausnahme des 
Sandsteines) Posidonomyenreste enthalten, ja in einzelnen Schichten bei- 
nahe ganz aus solchen zusammengesetzt sind, als „Posidonomyen-Schichten * 
zu bezeichnen, wie ich es bisher gethan; doch muss ich, um mögliche Irrun- 
gen zu vermeiden, hier besonders betonen, dass unsere Arvaer Posidono- 
myen-Schichten durchaus nicht identisch sind mit jenen Schichten des 
schwäbisch-fränkischen Jura, die Oppel (Juraform $. 29) mit dem Namen 
„Posidonomyen-Schichten“ belegte. Diese finden in den Arvaer Klippen ihr 
Analogon in den rothen Schiefern mit Amm. bifrons, Hollandrei ete., die 
wir an der Podbieler Klippe kennen lernten, während unsere Posidonomyen- 
Schichten, wie sich aus der beifolgenden Zusammenstellung ihrer Fauna 
von selbst ergibt, ganz sicher in die höheren Lagen des unteren Doggers zu 
stellen sind, und namentlich mit den Murchisonae-Schichten Südtirols, wie 
uns dieselbon durch Benecke's Untersuchungen bekannt wurden, über- 
einstimmen. 

Ammon. Murchisonae Sow. (Min. Conch. T. 550, Quenst. Jura 
S. 336. T. 46). Die Art war bereits durch Stur (Wassergeb. d. Waag u. 
Neutra S. 102) nach einigen von Foetterle aus der Arva mitgebrachten 
Exemplaren richtig bestimmt, später aber (Geol. Karte der nordöstlichen 
‘Alpen, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt. B. 15, 1. Heft, S. 6) diese 
Bestimmung wieder zurückgezogen worden, da man die mitvorkommende 
Posidonomya immer für Pos. Bronnz hielt, und Amm. Murchisonae in das 
Niveau derselben allerdings nicht passte. Durch die zahlreicheren, zum 
Theil ziemlich wohlerhaltenen Exemplare, die durch die Aufsammlungen 
des letzten Jahres gewonnen wurden, wie auch durch die Vergesellschaf- 
tung mit mehreren anderen Formen des unteren Doggers erscheint nun die 
erste Deutung als die richtige sichergestellt. Sehrhäufig zwischen Unterschloss 
nnd Lehotka im dunkelgrauen, Posidonomyen-reichen Schiefer. 

Ammon. opalinus Rein sp. (Amm. primordialis d’Orb. Terr. jur. 
Pl. 62). Alle Exemplare aus der Arva, die mir vorlagen, zeigten diejenige 
Form, bei welcher die feinen Sichelstreifen sich seitlich zu Bündeln vereini- 
gen, wie bei d’Orbigny’s eitirter Abbildung, und welche zwischen der 
typischen Opalinusform, wie sie z. B. Quenstedt (Jura T. 42) abbildet 
und Amm. Murchisonae einen Uebergang herstellen. Häufig mit dem vori- 
gen zwischen Unterschloss und Lehotka. 

? Ammon. Beyrichi Schloenb. (Beitr.zur Pal. der Jura- u. Kreideform. 
im nordwestl. Deutschl. Cassel 1865. S. 24. T. 2). Ein Bruchstück eines 


936 ©. M. Paul. [36] 


grossen Faleiferen, das mit Amm. opalinus und Posidonomyen auf einem 
stücke sich fand, stimmt nahe mit der von Schloenbach als Amm. 
Beyrichi aus der Zone der T'rrigonia navis von Braunschweig und Hannover 
beschriebenen Form. Das Exemplar ist jedoch zu einer vollkommen siche- 
ren Bestimmung nicht genügend erhalten, und könnte, da der Nabel und 
die Lobenlinie daran nicht erkenntlich ist, möglicherweise auch einer grös- 
seren, flachrippigen Varietät von Amm. Murchisonae angehören. 

Ammon. Scissus Den. (Trias und Jura in den Südalpen. München 
1866. S. 175. T. 6). Die markirten Einschnürungen, welche Benecke bei 
den Exemplaren vom Cap. S. Vigilio, nach welchen er dis Art aufstellte, an- 
giebt, fehlen bei den Stücken aus der Arva theils ganz, theils sind sie (an 
einem Exemplare) nur in Spuren vorhanden. Nichtsdestoweniger glaube ich 
an der Identität unserer Arvaer Art mit der der südalpinen Murchisonae- 
Schichten festhalten zu sollen, indem mit Ausnahme der angegebenen Ab- 
weichung alle übrigen Verhältnisse, sogar die Anzahl der Rippen (50 auf 
einen Umgang) genau übereinstimmen. Im Posidonomyen-Schiefer zwischen 
Unterschloss und Lehotka. 

Ammon. ophioneus Ben. (Trias und Jura in den Südalpen. S. 172. 
T. 6). Ein Exe..plar aus den tieferen Lagen des Arvaer Doggers, zwischen 
Dubowa und Dluha stimmt gut mit der von Benecke aus den Murchisonae- 
Schichten vom Cap S. Vigilio beschriebenen und abgebildeten Form. Min- 
der gut erhalten, aber wohl auch hieher gehörig, ist ein zweites grösseres 
Exemplar, das zwischen Unterschloss und Lehotka im Posydonomien-Schiefer 
mit Amm. Mwurchisonae, opalinus und Seissus gefunden wurde. 

Aptychus nov. sp. Beschreibung und Abbildung des Aptychus, der 
zwischen Dubowa und Dluha mit Amm. ophioneus, Posidonomya opalına, 
unbestimmbaren Faleiferen und Inoceramus amygdaloides vorkommt, wird 
Herr Dr. Schloenbach in den „kleinen paläontologischen Mittheilungen * 
im vorliegenden Bande unseres Jahrbuches geben, daher ich hier nicht wei- 
ter auf das Vorkommen einzugehen brauche. 

Posidonomya opalina Quenst. (Jura T.%5, F. 11). Quenstedt weist 
l. ec. S. 329 auf die Schiefe hin, wodurch sich die Posidonomya des braunen 
Jura von der liasischen Pos. Bronnii unterscheidet. Da dieses Merkmal an 
zahlreichen Stücken aus der Arva wieder zu erkennen ist, so kann hier, auch 
ohne Rücksichtsnahme auf die mitvorkommende bezeichnende Cephalopoden- 
fauna, wohl keine Verwechslung mehr stattfinden. Ich glaube auch die Ver- 
muthung aussprechen zu dürfen, dass die, von anderen, ausserhalb der Arva 
gelegenen Punkten der Klippenreihe als Pos. Bronnis eitirten Vorkomm- 
nisse wohl ebenfalls hieher zu beziehen sein mögen. Die Verbreitung der 
Art in der Arva ist bereits mit der Etage angegeben, da sie überall als 
eigentliches Leitfossil darin vorkommt; am massenhaftesten tritt sie in den 
weicheren Varietäten der Schiefer zwischen Unterschloss und Lehotka, und 
beim Eingang in das Dubowa-Thal, seltener, aber in besser erhaltenen 
Exemplaren in den tieferen Lagen der Etage zwischen Dubowa und 
Dluha auf. 

Inoceramus amygdaloides Goldf. (Petref. Germ. T. 115). Ein Exem- 
plar aus den tieferen Schichten zwischen Dubowa und Dluha zeigt die cha- 
rakteristische schmale, gegen den Wirbel stark zugeschärfte Form der Art 
ziemlieh deutlich. Weniger gut erhalten ist ein Exemplar, das zwischen 


[37] Die nördliche Arva. 337 


Unterschloss und Lehotka in den weichen Posidonomyen-reichen Schiefern 
mit Amm. Murchisonae etc. gefunden wurde. 

Pecten sp. Zwei Exemplare einer glatten, nicht näher bestimmbaren 
Art. Zwischen Dubowa und Dluha. 

2. Oberer Dogger. Die paläontologischen Anhaltspunkte, welche 
uns im Lias und unteren Dogger den stratigraphischen Horizont einzelner 
Schichten mit ziemlicher Genauigkeit nachweisen liessen, fehlen uns in den 
Arvaer Klippen bei den jüngeren Gliedern der Juraformation fast gänzlich, 
und man muss sich hier zufrieden geben, die einzelnen Schichten mit einiger 
Wahrscheinlichkeit in die weiteren Hauptgruppen des stratigraphischen 
Systems einreihen zu können. 

So können wir über die so weit verbreiteten rothen Crinoidenkalke, 
welche in der Arva das Hauptgestein der meisten zacken- und mauerförmi- 
gen Klippenfelsen bilden, kaum mehr sagen, als dass sie constant über den 
Posidonomyen-Schichten, und unter dem Csorsztyner Kalke liegen, und 
daher irgend eine Etage des mittleren und oberen Doggers, oder auch des 
tieferen Malm repräsentiren. 

Die letzte Annahme hat wohl die geringste Wahrscheinlichkeit, indem 
die wenigen in dem fraglichen Gesteine gefundenen Petrefacten in ihrem 
Gesammthabitus eher auf Unter-Oolith, und zwar auf Schichten, die den 
alpinen Klausschichten nicht ferne stehen, hinzudeuten scheinen. 

Es sind diess: eine echte Terebratula, anscheinend aus der Gruppe 
der Biplieaten,. eine Terebratula (Macandrewia) aus der Verwandschaft der 
impressa, und zwei Arten, von Rhynchonella, von denen eine sehr an Rh. 
plicatella, die andere an Rh. subdecorata erinnert. 

Ueberall findet man grosse Pentacrinus-Stielglieder an der verwitter- 
ten Oberfläche des Gesteines hervorragen, während im frischen B:uche ge- 
wöhnlich nur ein undeutliches Gemenge krystallinischer Fragmente zu er- 
kennen ist. 

Enalich ist noch ein kleines Bruchstück eines Aptychus zu erwähnen, 
das ich in einer kleinen Klippe von rothem Crinoidenkalk am Skalica-Berge 
auffand. 

Hiernach können wir den rothen Crinoidenkalk vorläufig wohl nur als 
die höhere Abtheilung des Arvaer Doggers bezeichnen. 

Der weisse, quarzreiche Crinoidenkalk der Klippengruppe zwischen 
dem Dedina- und Medwedca-Thale tritt in der Arva nirgends im Contacte 
mit dem rothen auf. Nach den, in dem angrenzenden Klippenterrain von 
Csorsztyn und Rogoznik von Dr. v. Mojsisovics gemachten Beobach- 
tungen !) nimmt er jedoch constant ein tieferes Niveau ein. Stur, der die 
Klippengruppe zwischen dem Dedina- undMedwedea-Thale beiGelegenheit der 
Reise in sein Aufnahmsgebiet ebenfalls besuchte, bemerkt darüber?): „Die 
Klippenkalkreihe der Medveska skala bei Turdossin zeigt im Westen des 
Zuges den Üsorsztyner Marmor, in welchem Herr R. Meier die Terebratula 
diphya Col. mehrere Fuss tief im Liegenden der Ammonitenschichte ent- 
deckte. Hiernach sollte der weisse Crinoidenkalk der Medveska skala im 
Hangenden des Csorsztyner Marmors, die Diphyakalke von Rogoznik vertre- 
ten.“ Diese Ansicht möchte ich nun wohl nicht {heilen ; der rothe Csorszty- 


‘) Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt. Nr. 10 und 16. 
*) Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt. Nr, 12. 


238 C..M. Paul. [38] 


ner Marmor mit Zer. diphya und der weisse Crinoidenkalk der Medveska 
skala repräsentiren zwei ganz selbständige, von einander unabhängige Klip- 
pen, und bei der wiederholt beobachteten und hervorgehobenen Individuali- 
sirung der Klippen kann man aus der Neigung der Schichten einer Klippe 
gegen die einer anderen wohl selten einen sicheren Schluss auf das jüngere 
Alter dieser letzteren ziehen. 


6. Malm. 


Eine auf paläontologische Gründe gestützte Gliederung der dem Malm 
angehörigen Schichten, wie sie in den Klippengruppen von Csorsztyn und 
RogoZnik in Galizien gewonnen wurde!), kann in der Arva wegen der 
Petrefacten-Armuth und überhaupt sehr untergeordneter Entwicklung, in 
der die Formation hier auftritt, nicht durchgeführt werden. 

Gesteine, die ich hieher beziehen zu können glaube, treten in der 
Arva in vier petrographischen Formen auf. 

1. Die häufigste Erscheinungsform ist diejenige des rothen knolligen 
Ammoniten-Marmors, ein durch seine charakteristische petrographische Be- 
schaffenheit nicht zu verkennendes Analogon der im angrenzenden galizi- 
schen Klippenterrain mit dem Namen (sorsztyner Kalk belegten Schichten. 
Diese Bildung finden wir in der Arva beinahe überall dort, wo der oben- 
erwähnte rothe Crinoidenkalk auftritt, stets im Hangenden dieses letzteren 
eine engverbundene, niemals mächtige Bank bildend. Das Gestein enthält 
Ammoniten in grosser Menge, und ist stellenweise ganz aus solchen zusam- 
mengesetzt, doch konnte ich nicht ein einziges mit Sicherheit bestimmbares 
Exemplar gewinnen. Mit alleiniger Ausnahme eines grossen, involuten 
Ammoniten mit schneidigem Rücken, der sich in der Sammlung des Arva- 
Schlosses befindet, gehörten alle Exemplare, die ich aus diesen Schichten 
sammelte, den Familien der Planulaten und Fimbriaten an. Terebratula 
diphya ist in der Arva im petrographisch charakteristischen Csorsztyner 
Kalke nur in einem einzigen Exemplare, zwischen dem Dedina- und Med- 
wedca-Thale gefunden worden. 

2. Stratigraphisch wohl vielleicht identisch mit dem Csorsztyner 
Kalke, aber petrographisch von demselben abweichend ist der lichte Diphya- 
kalk, der, ebenfalls von rothem Crinoidenkalke unterteuft, am Hamola- 
Berge zwischen dem Zaskalja- und Jelsawa-Thale auftritt. Das Gestein ist 
meistens ganz licht, nur auf verwitterten Flächen röthlich, und von Neocom- 
kalken ohne Petrefacte schwer zu unterscheiden. Es enthält Terebratula 
diphya Col. in grosser Häufigkeit und gut erhaltenen Exemplaren, Ammon. 
Pptychowcus Quenst., grosse, an der Oberfläche fein gestreifte Aptychen (sehr 
ähnlich der Quenstedt’schen Abbildung des lpt. lamellosus Park. Jura 
Tt. 74), Belemniten und sehr zahlreiche Fimbriaten und Planulaten, auf 
deren nähere Bestimmung ich gegenwärtig vor dem Erscheinen der von 
Prof. Zittel in München vorbereiteten Monographie der Ammoniten der 
tithonischen Stufe nicht eingehen wollte. 

3. Der weiche thonige Aptychenmergel, mit festen Kalkbänken wech- 
selnd, der nur im Revisnye-Thale beobachtet wurde, enthält sicher erkenn- 
baren Aptychus lamellosus Park. in zahlreichen Exemplaren und schlecht 


t) Verhandl, d. k. k. geol. Reichsanstalt. Nr. 19. 


[39] Die nördliche Arva. 239 


erhaltene Ammoniten. Ein Hangendes oder Liegendes desselben ist nicht zu 
beobachten. 

4. Endlich glaube ich noch die verschieden gefärbten Hornsteinkalke 
hieherzählen zu müssen, die an verschiedenen Punkten des Terrains auftre- 
ten, aber nirgends erkennbare Petrefacte lieferten. Der rothe Hornstein- 
kalk des Raczowa-Thales erinnert petrographisch sehr an den rothen 
Aptychenkalk von St. Veit bei Wien, der Hornsteinkalk der Podbieler 
Klippe an alpine Oberalmschichten. Der lichte Hornsteinkalk von Dedina 
liegt über Ösorsztyner Kalk, könnte daher etwa ein Analogon der galizischen 
Rogoäzuniker Schichten sein. Ein sicherer paläontologischer Nachweis für das 
Auftreten dieser letzteren in der Arva ist mir bis jetzt nicht bekannt ge- 
worden. 


D. Neocomien. 


1. Unter-Neocomien. Vorwiegend rothe, in verwittertem Zu- 
stande grünlichweisse bis schneeweisse, sandige oder thonige, sehr kalkarme, 
dünngeschichtete Mergel mit Sandsteinbänken wechselnd, deren Mächtig- 
keit von wenigen Zoll bis auf mehrere Klafter ansteigt, und die die Mergel 
stellenweise auch gänzlich zu ersetzen scheinen. 

Die hiehergezählten Schichten sind an mehreren Punkten in unmittel- 
barer concordanter Lagerung unter der höheren, kalkigeren Etage des Neoco- 
mien zu beobachten, so namentlich deutlich am Punov-Passe nächst der 
Comitatsgrenze, nördlich von der Strasse, im Thale von Benyo-L£hota, beim 
Eingange in das Jelsawa-Thal, bei Podbiel, im Kohanowka-Thale etc. 

Dass wir in diesen Schichten ein Analogon der unteren Teschner 
Schiefer Hohenegger’s (Geognost. Karte der Nord-Karp. S. 23), und, 
wie Dr. v. Mojsisovics (Verhandlungen der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt. 1867. Nr. 17) vermuthet, der unterneocomen Schichten Pictet's 
von der Porte de France (Not. s. 1. cale. d. 1. Porte de France ete. Genf 
1867. Nr. 5) zu suchen haben, ist mindestens sehr wahrscheinlich. Eine 
genaue Bestimmung des Lagers dieser Schichten bedarf aber noch paläon- 
tologischer Funde. Gegenwärtig liegen mir aus denselben nur Belemniten- 
Fragmente und Fucoiden (dem F. intricatus der, den Wiener Sandsteinen 
der Nordalpen eingelagerten Mergel sehr ähnlich) vor. 

2. Neocomien-Aptychenkalke. Die höhere kalkige Abtheilung 
des Neocomien besteht in der Arva aus lichten oder weissen Kalkmergeln 
und Fleckenmergeln, welche letztere den Fleckenmergeln des unteren Lias 
zuweilen vollkommen gleichen. Sie bilden zwar stellenweise auch kleinere 
Inseln, vorwiegend aber grössere zusammenhängende Züge von meistens 
südwest-nordöstlichem Streichen, welche sich wohl am besten als Auf- 
bruchswellen im Karpathensandsteine deuten lassen. Ausserdem finden wir 
sie als mantelförmige Randzonen in der Umgegend der älteren Klippen ent- 
wickelt. 

In ihren höheren Lagen stehen sie vielfach mit dünnplattigen Sand- 
steinen in Verbindung und gehen auf diese Weise häufig allmählig in die 
Karpathensandsteine über. 

Diese sandigen Partien enthalten nichts als unbestimmbare Fucoiden. 
Aus den Kalken und Fleckenmergeln des Klippengebietes nördlich von der 
Arva liegen folgende Arten vor. 

Jahrbuch der k. k. geologischen KReichsanstalt. 1868 18. Band. 2. Heft- 32 


240 C. M. Paul. [40] 


Ammon. Astierianus d’Orb. (Terr. cret. Pl. 28). Ein gutes Exemplar 
fand ich in grauen kalkigen Mergeln am Nordostfusse der Podbieler Klippe, 
ein zweites Vorkommen dieserArt gibt Stur (Wassergeb. der Waag und Neutra 
S. 102) am Schotta Berge nordwestlich vom Schlosse Arva an. Ein Exem- 
plar aus dunkelgrauen Kalkmergeln rechts vom Eingange in das Zaskalja- 
Thal stimmt in den inneren Windungen mit d’Orbigny's eitirter Abbil- 
dung, während ein erhaltenes Fragment einer äusseren Windung grobe 
Rippen zeigt, die sich nahe am inneren Rande zu einer Knotenreihe ver- 
dicken ; dieser äussere Umgang allein wäre von Amm. Denarius Sow. aus 
dem Gault, wie ihn d’Orb. (Terr. Cret. Pl. 62) abbildet, nicht zu unter- 
scheiden. 

Ammon. Thetys d’Orb. (Terr. eret. Pl. 53). Ziemlich häufig, . aber in 
mangslhaften Exemplaren. Zazriva, Schottaberg, Podbiel. 

Ammon. Grasianus d’Orb. (Terr. Cret. Pl. 44). Ein gut erhaltenes 
Stück von dem Kalkhügel westlich von Revisnye. 

Ammon. Nisus d’Orb. (Terry. Cret. Pl. 55). Im lichten Fleckenmergel 
des Lutowa-Thales, zwischen der ersten und zweiten Klippe. 

Ammon. Matheroni d’Orb. (Terr. Cret. Pl. 48). Die eigenthümliche 
Oberflächenzeichnung lässt diese Art auch aus Bruchstücken erkennen, wie 
sie bei Arvavarallya (nördlich von der Strasse nach Lehotka) und bei Pod- 
biel vorkommen. 

Ammon. multieinctus Hauer mmser. Ein Exemplar von dem Kalk- 
hügel westlich von Revisnye, das mit den in der Sammlung der k. k. geolo- 
gischen Reichsanstalt befindlichen Stücken aus Rossfeld genau überein- 
stimmt. 

Toxocvras obliquatus dOrb. Nach Stur (Wassergeb. der Waag und 
Neutra S. 102) am Schottaberge nordwestlich vom Arva-Schlosse. 

Aptychus ef. Didayi Coqw. Die allerorts in den kalkigen Lagen der 
Arvaer Neocombildungen auftretende Aptychenform mit scharfwinklig ge- 
kniekten Rippen stimmt sehr nahe mit den Exemplaren aus den, auch 
petrographisch sehr ähnlichen Kalkmergeln von Waidhofen an der Ybbs, 
Stollberg etc. in Niederösterreich, weniger, (wie schon Stur betreffs der 
Vorkommnisse aus dem Ober-Neutraer Gebirge und von Malatina 1. c.8.27 
bemerkt) mit den Formen der Hoheneggerschen Grodischter Sandsteine. 
Revisnye-Thal, Raczova-Thal, am Gehänge nordöstlich von Arvavarallya, 
bei Lehotka, im Csiczhov-Thale, am Nordostfusse der Podbieler-Klippe, 
bei Trstjenna etc. | 

Aptychus pusillus Pet. Nach Stur (L. ce. S. 102) am Schottaberge 
nordwestlich von Arvavarallya. 

Belemnites dilatatus Bleinv. Am Nordostfusse der Podbieler Klippe. 


E. Gault. 


‘ Schichten, die mit Sicherheit dem Gault angehören, sind bis jetzt in 
den ungarischen Karpathen nur an zwei Punkten nachgewiesen worden. 
Der eine derselben ist am Eingange des Dedina-Thales in der Arva. 
Da die, an dieser Localität sich darbietanden Verhältnisse bereits bei der 
Schilderung des Dedina-Thales angegeben sind, so brauche ich hier nicht 
weiter darauf zurückzukommen. 


[41] Die nördliche Arva. 341 


Den zweiten Punkt gibt Hohenegger (Geogn. Skizze der Nordkar- 
pathen von Schlesien und den nächsten Angrenz. Jahrbuch der k. k. geol. 
Reichsanstalt. Bd. III. 3. Heft) bei Radola zwischen Sillein und Caca im 
Treneziner Comitate an, wo in hellgrauen Schiefern, die mit mergeligen 
Kalken wechsellagern, und an den Klippenkalk der grossen Klippe von 
Radola angelagert sind Amm. Hugardianus d’Orb., Amm. eristatus Deluc, 
Amm. Buchardianus d’Orb., Rostellaria cf. papilionacea Goldf., Cardium 
cf. subhillanum Leym. und Inoceramen gefunden wurden. 

Eine fernere Localität, bei Bezdedo nächst Puchov, die Hocheg- 
gerL.c.S. 142 nach einer älteren Angabe von Dr. Rominger (Leonh. 
und Bronn’s Jahrbuch 1847) ebenfalls für Gault hielt, gehört nach Stur 
(Wassergeb. der Waag und Neutra S. 31) wahrscheinlicher der oberen 
Kreide an. 

Beide sichergestellten Gaultvorkommnisse der ungarischen Karpathen 
liegen im Klippenbogen, und wir haben daher ein Wiederauffinden dieser 
Schichten weiter im Osten nur in den, die galizischen und Saroser Klippen 
umgebenden Karpathen-Sandsteinbildungen zu erwarten. 

Bei der Dedina-Mühle fanden wir in einer nicht über 2 Fuss mächti- 
gen Schichte die folgenden Arten beisammen: 

Ammon. tardefurcatus Leym. (Orb. Terr. eret. Pl. 71). Die Art, 
die schon bei Stur (Wassergeb. der Waag und Neutra S. 30 und 102) von 
dieser Localität angegeben ist, erfüllt in zum Theil sehr wohlerhaltenen, 
und daher sicher bestimmbaren Exemplaren massenhaft die ganze Schichte. 
Die Uebereinstimmung mit d’Orbigny’s eitirter Abbildung ist sowohl in 
der seitlichen Rippung, als auch in der, an einigen Stücken deutlich erkenn- 
baren Form des Rückens eine vollständige. 

Ammon. mammillaris Schloth. (d’Orb. Terr. eret. Pl. 75). Nur ein 
Rückenfragment sammt Gegendruck, aber sicher bestimmbar. Sogar die 
L. e. Fig. 2@ angegebenen seitlich hervorspringenden Stacheln sind er- 
kenntlich. 

Ammon. Velledae Mich. (d’Orb. Terr. eret. Pl. 82). Nur ein Exem- 
plar, aber gut stimmend mit d’Orbigny’s eitirter Abbildung. 

Ammon. Mayorianus(?) d’Orb. (Terr. eret. Pl. 79). Ziemlich häufig, 
doch scheint diese Form besonders dünnschalig gewesen zu sein, daher die 
Stücke im Gegensatze zu den wohlerhaltenen Tardefurcatus-Resten mei- 
stens zertrümmert sind, und die Bestimmung daher nur als wahrscheinlich 
bezeichnet werden kann. 

Ammon sp. Aehnlich Amm. tardefurcatus, aber mit ungespaltenen 
Rippen. 

Ptychoceras sp. Bruchstücke einer kleinen , nicht näher bestimm- 
baren Art. 

Belemnites sp. Nur in einem zu einer näheren Bestimmung ebenfalls 
nicht ausreichenden Exemplare vorliegend. 

Inoceramus sp. Ein mangelhaft erhaltenes Bruchstück. 

Meletta? sp. Die grossen gestreiften Schuppen, die in Gesellschaft 
verschiedener kleinerer Skelettfragmente in grosser Menge mit Amm. tar- 
defucatus zusammen vorkommen, gleichen sehr den Resten, nach denen man 
eine Etage der Eocenformation als „Meletta-Schichten“ zu bezeichnen pflegt. 
Hiernach wird man, insolange nicht sichere Speciesunterschiede zwischen 


949 C. M. Paul. [42] 


den Formen der Kreide und denen des Eocen festgestellt sind, wohl nicht 
mehr mit Sicherheit überall dort, wo Melettaschuppen gefunden werden, 
Schichten der Eocenformation annehmen können. Ich glaube auf diesen Um- 
stand namentlich betreffs der petrefactenarmen Karpathen-Sandsteingebilde 
aufmerksam machen zu müssen, indem hier leicht in Folge einer solchen 
Verwechslung ausgedehnte Schichten-Complexe falsch gedeutet werden 
können. 

Vergleicht man die eben mitgetheilte Fauna mit derjenigen, die 
Hohenegger bei Radola angibt, so findet man (mit Ausnahme etwa des 
unbestimmten Inoceramus) auch nicht eine einzige gemeinschaftliche Art, 
und es ist demnach sehr wahrscheinlich, dass an den beiden Localitäten 
verschiedene Horizonte entwickelt sind, über deren relative Niveaux wir 
allerdings noch keine Anhaltspunkte besitzen. Man könnte die bei der 
Dedina-Mühle entwickelten Schichten nach der in überwiegender Menge 
darin auftretenden Ammonitenform am besten als „Schichten des Ammo- 
mites tardefwrcatus“ bezeichnen. 


P. Obere Kreide. 


Ich habe bereits in den, dem vorliegenden Abschnitte über das Klip- 
penterrain vorausgeschiekten einleitenden Worten den Grund angegeben, 
der mich in den, die Klippen des nördlichen Arvaufers umgebenden Sand- 
steinen und Conglomeraten die Fortsetzung jener Zone jüngerer Kreide- 
schichten vermuthen liess, die am Südfusse des ungarisch - mährischen 
Greuzgebirges, im Treneziner Waagthale, die tiefere Etage der Karpathen- 
»andsteine bilden 1) 

Was ich nun an positiven Belegen für diese Anschauung sammeln 
konnte, ist an sich allerdings gering, erlangt jedoch einiges Gewicht dadurch, 
dass in den von mir hierher gestellten Sandsteinpartien auch nicht ein 
einziges Petrefact gefunden, und nicht eine einzige auffallendere petro- 
graphische Analogie beobachtet wurde, wodurch eine Zusammenwerfung 
derselben mit der eocenen Hauptmasse der Karpathensandsteine motivirt 
werden könnte. 

Betreffs der Sandsteinpartien, die im Norden des Klein-Kriwan-Ge- 
birges, von diesem durch einen schmalen Zug eocener Conglomerate getrennt, 
anstehen, und sich östlich bis gegen Zazriwa ziehen, kann wohl am wenigsten 
ein Zweifel obwalten, denn dieselben lassen sich von Sillein (wo ich noch 
selbst in dem, die höheren Lagen der Sandsteine begleitenden Conglomerate 
einen Hippuriten auffand), nördlich bei Teplieza, StraZa und Tjerhowa 
vorüber, mit stets gleichbleibendem petrographischen Verhalten bis hieher 
verfolgen. 

Die Sandsteine, die zwischen dem Arvaflusse und dem Kubinska hola- 
und Magura-Zuge die Klippen begleiten, sind nun diesen letzteren sehr 


1) S. Stur: „Wassergeb. der Waag und Neutra.“ S. 31 und 74. Paul: 
„Das linke Waagufer zwischen Bistritz und Sillein.“ (Jahrb. der k. k. geol. Reichs- 
anstalt. B. 15. 3. Heft). Babänek: „Die nördlichen Theile des Trentschiner Co- 
mitates.“ (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. B. 16. 1. Heft). 


[43] Die nördliche Arva. 243 


ähnlich, unterscheiden sich scharf von sichergestellten Eocensandsteinen und 
wechseln an zahlreichen Stellen mit Conglomeraten, die aus gemischten, 
vorwiegend krystallinischen Geschieben zusammengesetzt, ihrerseits den 
Upohlawer-Conglomeraten des Waagthales petrographisch analog sind. End- 
lich wurden an drei Punkten (im Dedina-Thale, im Lhota-Thale und 
westlich von Lhota) Inoceramenfragmente in den von mir hierherbezogenen 
Schichten gefunden. 

So berechtigt nach dem Gesagten die Abtrennung dieser Schichten als 
einer tieferen Etage von den höheren, eocenen Karpathensandsteinen er- 
scheinen muss, so unberechtigt wäre es, mit Bestimmtheit behaupten zu 
wollen, dass alle Schichten, die wir in der Arva als tiefere Etage der Kar- 
pathensandsteine zusammenfassen, der oberen Kreide angehören. Die Sand- 
steine des Neocomien, Sandsteine und Mergel des unteren Doggers und 
selbst Schichten des unteren Lias finden wir stellenweise in solcher petro- 
sraphischer Entwicklung auftreten, dass eine Auseinanderhaltung derselben 
von den tieferen Gliedern der Karpathensandsteine ohne Versteinerungen, 
oder sehr deutliche Lagerungsverhältnisse höchst schwierig und unsi- 
cher ist. 

Durch spätere Petrefaetenfunde, die selbst bei sorgfältiger Begehung 
eines Terrains doch immer die Sache eines glücklichen Zufalles bleiben, 
mag hier vielleicht in der Folge noch manches aufgehellt werden ; gegen- 
wärtig begnüge ich mich zu constatiren, dass in der Arva zwischen dem 
Arvaflusse und den Gebirgszügen der Kubinska hola und der Arvaer Magura 
eine tiefere, von der höheren, eocenen scharf zu sondernde Abtheilung der 
Karpathensandsteine entwickelt ist, die vorwiegend der Kreide angehört, 
in ihren tieferen Lagen aber auch noch stellenweise mit anderen, petro- 
graphisch nicht unterscheidbaren Schichten älterer Bildungsperioden in 
Verbindung stehen mag. 


Ill. Das Gebiet der eocenen Karpathensandsteine. 


Durch das eben geschilderte Klippenterrain erscheint das Gebiet der 
eocenen Karpathensandsteine in der Arva in zwei Hälften getheilt. 

Die südliche Hälfte, südlich vom Arva- und Oravitza-Flusse, bildet 
die nördlichen Vorberge des Tatra-, Proseöno- und Chod-Gebirges, tritt 
zwischen Zaskalja und Parnica auf das rechte Arvaufer über, und scheint 
bei Benyova Lehota mit der nördlicheren Partie wirklich zusammen zu 
stossen. Hierher gehörige Schichten sind am rechten Arvaufer zwischen Kubin 
und Zaskalja aufgeschlossen. Sie enthalten hier unbedeutende, nicht über 
2—3 Zoll mächtige Lagen einer unreinen Kohle, die ich hier nur erwähne, 
um in Folge mehrseitig an mich gerichteter Anfragen vor etwaigen Abbau- 
versuchen zu warnen. Betreffs weiterer Daten über Gliederung, Petro- 
graphie etc. dieses Karpathensandsteinzuges verweise ich auf die Mittheilung 
von Dr. v. Mojsissovics!) in dessen Untersuchungsgebiet der Zug seiner 
grössten Ausdehnung nach gehörte. 


') Verh. der k. k. geol. Reichsanstalt. 1867. Nr. 11. 


244 ©. M. Paul. [44] 


Die nördliche Eocensandsteinpartie bedeckt weitaus den grössten 
Theil des Arvaer Comitates. Ihre Südgrenze ist bezeichnet durch das 
Vojenne-Gebirge (noch im Treneziner-Comitate) durch den Ukruchlica, 
Paroch- und Turkowa-Berg; beim letztgenannten Berge springt sie nach 
Süd bis an den Südfuss der Kubinska hola vor, und setzt von hier in der 
ursprünglichen nordöstlichen Richtung über den Cserny wrch bis an den 
Priszlop fort. Hier tritt eine zweite Horizontal-Verschiebung der Grenzlinie 
gegen Süd ein, indem die fernere Fortsetzung derselben durch den Gebirgs- 
zug der Arvaer Magura bezeichnet ist. 

Die genannten Berge und Höhenzüge bestehen alle aus demselben 
Gesteine, nämlich aus dem vorwiegend rein quarzigen, grobkörnigen, durch 
Aufnahme einzelner grösserer Quarzgeschiebe in Quarzeonglomerat über- 
gehendem Sandsteine, den wir als „Magura-Sandstein“ bezeichneten. Genau 
derselbe Sandstein findet sich jenseits der Niederung von Bobrow in der 
Fortsetzung der Streichungslinie des Magura-Zuges in den Thälern von 
Ober- und Unter-Lipnic, bildet den nördlichen Grenzkamm Ungarns gegen 
Galizien, den Höhenzug der Babiagura, und ist auch in der Mulde zwischen 
der Babiagura und Magura (im nördlichen Arvathale) vorherrschend ent- 
wickelt. In der Gegend von Polhora, namentlich die Lehne östlich vom 
Polhoranka-Bache zusammensetzend, findet man einen lichten, dünnblättrigen 
Mergelschiefer entwickelt, der mit dem Sandsteine innig zusammenzuhängen 
scheint, und in dieser Gegend meistens die niedrigeren Gehänge und Ab- 
dachungen zusammensetzt, während die Bergkuppen aus Magurasandstein 
bestehen. 

Was die Lagerung der Eocensandsteine betrifft, so beobachtet man 
in der Arva genau dasselbe Verhältniss, welches ich schon bei den Kar- 
pathensandsteinen des Treneziner Comitates nachwies!). Die Lagerung ist 
eine muldenförmige, indem die Schichten im Norden vorwiegend nach Süd 
und Südost, im Süden nach Nord und Nordost einfallen. In der Mitte der 
Mulde, wo im Ganzen flachere Schichtenstellung vorherrscht, beobachtet 
man freilich stellenweise sehr auffallende locale Störungen. So findet man 
beispielsweise zwischen Rapca und Zubrohlaw im Einriss westlich von der 
Strasse eine Wechsellagerung von Sandstein und Schiefer, welche unter 800 
aufgerichtet ist, und wenige Schritte davon nach der entgegengesetzten 
Richtung einfällt, und bei Rap£ica treten auf eine kleine Erstreckung Sand- 
steine auf, welche den tieferen, kalkigeren Karpathensandsteinen gleichen, 
so dass man versucht wird, hier einen Aufbruch von Kreidesandsteinen an- 
zunehmen, wie Babänek solche in den westlichen Theilen der Trencziner 
Karpathensandsteine beobachtete 2). 

Solche Anomalien treten aber wie bemerkt, nur ganz local und unter- 
geordnet auf, und die muldenförmige Lagerung ist im Ganzen in der Arva 
ebenso deutlich, wie im Treneziner Comitate zu constatiren. 

Von einiger praktischer Bedeutung in diesem Gebiete, dessen sterilen 
landschaftlichen und volkswirthschaftlichen Charakter ich bereits in der 
Einleitung mit einigen Worten skizzirte, ist die Salzquelle von Polhora, auf 


') Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. B. 15. 3. Heft. 
?) Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. B. 16. 1. Heft, 


[ 45] Die nördliche Arva. 245 


welche eine in letzterer Zeit rasch aufblühende Mineralbad-Unternehmung 
basirt ist. Dass man jedoch aus dem Auftreten dieser Quelle keineswegs auf 
ein Herüberreichen des Wieliezkaer Salzstockes schliessen dürfe, wie in der 
dortigen Gegend vielfach geglaubt wird, hat schon Foetterlet) nachge- 
wiesen. Die vielfach zur Erreichung dieses vermutheten Salzstockes in 
dieser Gegend eingetriebenen Versuchbaue haben nun natürlich zwar kein 
praktisches Resultat, dagegen für die theoretische Wissenschaft eine er- 
freuliche Vermehrung der im Karpathensandsteingebiete so ausserordentlich 
seltenen Petrefactenfunde ergeben, indem unter den von Herrn Bergrath 
Foetterle mitgebrachten Stücken eines mit Nummuliten „von der Halde 
des Schachtes I. an der Slana woda bei Polhora“ vorliegt 2). 


Ich selbst habe zwar in der Arva, in den Magura-Sandsteinen oder 
den dieselben begleitenden schiefrigen Schichten nirgends eine Spur von 
Nummuliten gefunden, doch beobachtete ich die Auflagerung derselben auf 
den, den Nordrand des Klein-Kriwan-Gebirges begleitenden Numuliteucon- 
glomeraten deutlich am Südgehängn des Martinezowa-Berges, NNW. von 
Revisnye. 


IV. Die Niederung von Bobrow. 


Durch die Linie Hladowka-Trstjenna-Usztya-Namesto im Süden, und 
die Linie Zubrohlaw-Jablonka im Norden ist eine Terrainsenkung einge- 
schlossen , welche von der schwarzen Arva als Hauptlluss in südwest- 
licher Richtung durchströmt, und durch Neogen- und Diluvialbildungen 
ausgefüllt ist. 

Das tiefste Glied dieser durchgehends fast horizontal gelagerten 
beckenausfüllenden Schichten ist ein grauer plastischer Thon, dem Wiener 
Tegel ähnlich, der namentlich an den tiefsten, durch Wasserläufe entblössten 
Stellen der Niederung zu Tage tritt, so am Gehänge der schwarzen Adler 
bei Jablonka, Osada und Usztya, ausserdem im Orte Bobrow, im Thale von 
Ober Lipnica etc. Ueber die nicht unbedeutende Braunkohlenführung dieser 
Schichte hat Herr Bergrath Foetterle bereits im Jahre 1851 genaue 
Untersuchungen angestellt, daher ich, um unnöthige Wiederholungen zu 
vermeiden, hier auf diesen Gegenstand nicht weiter eingehe, sondern auf die 
von dem Genannten darüber gemachten Mittheilungen verweise °). 

Ueber dem Tegel liegt Schotter, im östlichen Theile aus Geschieben 
von krystallinischen Gesteinen der Tatra (vorwiegend Granit), im westlichen 
Theile vorwiegend aus Karpathensandstein bestehend. Ueber diesem findet 
man stellenweise noch eine wenig mächtige Lehmablagerung, namentlich 
zwischen Bobrow und Jablonka entwickelt. 

Endlich sind noch die nicht unbedeutenden Torfahlagerungen zu er- 
wähnen, welche namentlich auf den nicht wasserlässigen, an den Flussufern 
entblössten Tegelflächen entwickelt sind, und östlich von Jablonka, bei 


!) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt. B. II. 4. Heft. S. 157. 
?) Stur: „Wasserg. der Waag und Neutra.“ S. 70. 
F. Foetterle: „Braunkohlenabl. in der Arva.“ Jahrb. der k k. geol. 
Reichsanstalt. B. U. 4. Heft. S. 160. 


246 C. M. Paul. Die nördliche Arva. [46] 


Chizne, am linken Ufer der Arva und Polhoranka von Usztya his nördlich 
von Slanica, und an der Landzunge bei der Vereinigung ber beiden genannten 
Flüsse östlich von Nämesto ziemlich ausgedehnte Flächen einnehmen. 

Der Torf, der eine Mächtigkeit bis 9 Fuss erreicht, und von guter 
Qualität ist, wird mindestens in den westlichen, mir bekannten Gegenden 
der Niederung nur wenig verwendet, indem gewöhnlich nur die Coniferen- 
stämme, die darin enthalten sind, gesammelt, getrocknet und als Brenn- 
material benützt werden. Es bedarf jedoch wie ich glaube nur einer be- 
deutenderen industriellen Entwicklung, dieser Gegenden um den hier so 
massenhaft vorräthigen fossilen Brennstoffen eine entsprechende Verwerthung 
zu sichern. 

Das mehrfach erwähnte, in den Torfmooren dieser Gegend gefundene 
Elenngeweih soll sich gegenwärtig in der Bibliotheka Csaplovicziana zu 
Also Kubin befinden, doch gelang es mir nicht, dasselbe zu einer näheren 
Untersuchung zu acquiriren. 


II. Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhmi- 
schen Kreideablagerungen bei Wartenberg unweit 
Turnau. 


Von Prof. Dr. Ferdinand v. Hochstetter. 


(Mit einem Holzschnitt.) 


Vorgelegt in der Sitzung am 21. April 1868. 


Ein mehrwöchentlicher Aufenthalt in der Kaltwasser - Heilanstalt 
Wartenberg bei Turnau im Herbste 1867 gab mir Gelegenheit, das für die 
Ablagerungen der böhmischen Kreide so klassische Terrain in der Umge- 
bung von Turnau kennen zu lernen und namentlich das geologische Profil 
näher zu studiren, welches ein Durchschnitt durch den Nordrand der Kreide- 
ablagerungen von den Abhängen des Kosakov in Nordost über Rodstein, 
Wartenberg, Gross-Skal bis zum Annaberg bei Wisker in Südwest bietet. 
Die zum Theile sehr auflallenden geologischen Verhältnisse , welche 
der Nordrand des Kreidegebietes am Fusse des Riesengebirges bietet, 
wurden von Jokely in einem Berichte vom 31. August 1858 berührt und 
durch eine Skizze erläutert !). Ich komme daraufzurück, weil ichzu wesent- 
lich anderen Resultaten gelangt bin, und mich bald überzeugt habe, dass die 
Auffassung der Kreideablagerungen in der Umgegend von Turnau und wei- 
terhin im Bunzlauer Kreise, wie sie von Jokely in seiner Abhandlung über 
die Quader- und Pläner-Ablagerungen des Bunzlauer Kreises ®) gegenüber 
den richtigen Ansichten früherer Beobachter gegeben wurde, eine irrige 
war, so zwar, dass auch die geologische Colorirung der Gegend auf den 
Karten der geologischen Reichsanstalt, da für dieselbe diese irrigen Voraus- 
setzungen massgebend waren, eine unrichtige wurde und daher sehr be- 
deutende Abänderungen nothwendig macht. Auch die Herren Paul und 
Wolf bei ihren Aufnahmen im Königgrätzer Kreise, und ebenso die Prager 
Geologen in ihrem zweiten von Prof. Joh. Krej£i verfassten Jahresberichte 
(für 1865 und 1866) hatten sich der Auffassung Jokely’s angeschlossen ; 
das Irrige derselben wurde jedoch durch die im Jahre 1867 von der natur- 
wissenschaftlichenLandescommission in Böhmen fortgesetzten Untersuchungen 


1) Jahrbuch der k k. geologischen Reichs-Anstalt. 1859, Verhandlungen. 
Seite 115. 

2) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 12. Bd. 1861 und 1862. 
Seite 367. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868, 18. Band. 2. Heft- 39 


Ag Dr. F. v. Hochstetter. [2] 


vollständig erkannt, zumal da gleichzeitig sowohl Dr. Gümbel') als auch 
Dr. Schloenbach?) sich auf das erfolgreichste bemüht haben, in der Auf- 
fassung der Verhältnisse der böhmischen Kreideformation wieder die frühere 
gute Ordnung herzustellen und in die Parallelisirung der einzelnen Glieder 
derselben neue Klarheit zu bringen. Wenn ich nach den massgebenden Ar- 
beiten der beiden zuletzt genannten Forscher es trotzdem nicht für über- 
flüssig halte, diese Zeilen zu schreiben, so geschah es, weil der Durchschnitt, 
den ich erläutern will, jederzeit einer der wichtigsten sein wird für die Auf- 
fassung der Verhältnisse der böhmischen Kreideformation, und weil er ein 
überaus lehrreiches Beispiel abgibt, zu welchen Irrthümern eine falsche Prä- 
misse, selbst einen so geübten Beobachter wie Jokely, geführt hat. Zugleich 
mögen die folgenden Blätter eine kurze geologische Skizze der Umgegend 
des unter der Leitung Dr. Schlechta’s so bekannt und beliebt geworde- 
nen Bades Wartenberg geben. 

Mit vollem Rechte wird Wartenberg wegen seiner Lage als einer der 
anziehendsten Landaufenthalte gerühmt. Es verdankt den besonderen Reiz 
seiner Umgebungen der grossen Mannigfaltigkeit des landschaftlichen 
Charakters der Gegend. Das saftig grüne, wasser- und wiesenreiche Libunka- 
Thal, das sich von Südost nach Nordwest gegen Turnau erstreckt und hier 
mit dem Iserthal vereinigt, bietet zu beiden Seiten, rechts und links, die 
vollsten landschaftlichen Gegensätze. Links, an der Schattenseite des 
Thales, an welcher das Bad selbst liegt, der steile Absturz des Oberquaders 
mit einer romantischen Fels- und Waldlandschaft, aus der hoch oben einer- 
seits das Schloss von Gross-Skal, andererseits die Ruine und die Kapelle 
von Waldstein hervorblicken. Schattige Waldwege führen durch Felsen- 
labyrinthe — die sogenannte Felsenstadt -- und durch düstere Waldschluchten 
auf das Plateau des Oberquaders, das südlich überragt wird von dem Anna- 
berg, einem kleinen mit einer Kapelle gezierten Basaltkegel bei Wisker, 
südöstlich von der auf zwei hoch hervorragenden Basaltpyramiden kühn 
erbauten alten Burg Trosky, dem Wahrzeichen der Gegend. Rechts, 
jenseits der Hauptstrasse, die von Jidin nach Turnau führt, an der Sonnen- 
seite des Libunkathales, steigt das Terrain allmälig in der Form einer flach- 
welligen, von kleinen Thalfurchen durchschnittenen schiefen Ebene an. Der 
fruchtbare, sonnige Boden trägt üppige Klee- und Waitzenfelder, und Obst- 
alleen verbinden die an dem sanften Gehänge zerstreut liegenden Gehöfte. 
Seine Fruchtbarkeit verdankt der Boden an dieser Thalseite einer Löss- 
schichte, welche den Quadersandstein, der in den Thaleinschnitten zu 
Tage tritt, bedeckt. Gegen Nordost erhebt sich die schiefe Ebene höher und 
höher, bis sie bei Rodstein, Dubetzko, Wollawetz u. s. w., anderthalb 
Stunden von Wartenberg, plötzlich abbricht, und das Terrain nun terrassen- 
förmig gegen die Thalmulde abfällt, in welcher die Ortschaften Westez, 
Lochtusch, Leskov u. s. w. liegen, und jenseits welcher der mächtige und 
langgestreckte, zum Theil bewaldete Rücken des Kozäkov ansteigt, der 
mit seinen Ausläufern in nordöstlicher Richtung die Aussicht von Warten- 
berg: abschliesst. 


!) Dr. C. W. Gümbel: „Skizze der Gliederung der oberen Schichten der 
Kreideformation in Böhmen“, im Neuen Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. 1867. 
Seite 795. 

?2) Dr. U. Schloenbach: „Die Brächiopoden der böhmischen Kreide.“ 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. Seite 139. 


[3] Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhm. 


Während die grotesken Felsformatio- 
nen des Quadersandsteines in der Felsen- 
stadt bei Wartenberg, die ihr Analogon in 
dem berühmten Felsenlabyrinth von Wek- 
kelsdorf und Adersbach, und in den Fels- 
mauern und Felsthürmen der böhmischen 
und sächsischen Schweiz haben, reiche Ge- 
legenheit bieten zu Beobachtungen über 
die unter dem Einflusse der Atmosphärilien 
und des strömenden Wassers vor sich ge- 
hende Verwitterung und Auswaschung der 
Felsmassen, so verdankt der achat- und 
olivinreiche Kozäkov seine Entstehung den 
plutonischen und vulkanischen Kräften des 
Erdinnern. Der Kosäkov war einst ein feuer- 
speiender Berg. Mitten durch die in einer 
früheren Periode der Erdbildung emporge- 
brochenen Massen von Melaphyr und Mela- 
phyrmandelstein, welche die Grundmasse 
dieses Gebirgszuges bilden, haben in einer 
späteren Periode unter echt vulkani- 
schen Erscheinungen basaltische Laven 
aus dem Erdinnern sich Bahn gebrochen. Ihre 
Ströme bilden den Gipfel des Berges. So 
erhebt sich jetzt dieser Melaphyr- und Ba- 
saltberg als eine Grenzscheide der sedimen- 
tären Bildungen. An seinem nordöstlichen 
Fusse bei Semil und Eisenbrod beginnen die 
rothen thonigen Sandsteine des Rothliegen- 
den und darunter der von kıystalliuischem 
Kalk und Quarz durchzogene Urthonschiefer, 
während an seinem südwestlichen Fusse 
sich die Quader- und Plänerschichten abge- 
lagert haben, die in südwestlicher Richtung 
auf der Linie über Westetz, hodstein, War- 
tenberg, Gross-Skal in ihrer Lagerungstolge 
einen für die Verhältnisse der bömischen 
Kreideablagerungen an ihrem Nordrande 
am Fusse des Riesengebirges sehr lehrreichen 
Durchschnitt bieten, den ich mir jetzt näher 
zu erläutern erlaube. 

Das tiefste Glied der Kreideschichten, 
welches unmittelbar auf dem Melaphyr- 
mandelstein des Kosakov aufliegt, ist ein 
feinkörniger, meist weisser Quadersandstein, 
der Unterquader, dessen 50—100 Fuss 
mächtige, steil bis zu 45° aufgerichtete 
Bänke mantelförmig, ungefähr bis zu 
1800 Meereshöhe, mit scharf ausgezacktem 
oberem Rande an die südwestlichen und 
westlichen Abhänge des Kosäkov angelagert 

33 * 


Nordost 


Kreideablagerungen ete. 


Iserthal Semil 


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Phyllit. 


Melaphyr. Rothlieg, 


Basalt. 


Melaphyr. 


Kreide- Ablagerungen 


Basalt. 


el 


3, Isersandstein. 


2. Unterplänermeigel. 


Unterquader. 


4, Oberquader. 


250 Dr. F, v. Hochstetter. [4] 


sind. Dieser Unterquader bildet mit senkrecht aufgerichteten, stellenweise 
sogar übergeneigten Schichten weiter nordwestlich die merkwürdige, viel- 
beschriebene Felsmauer, die sich bis Liebenau hinzieht, und zu welcher an 
der linken Thalseite der „dürre Felsen“, an der rechten Thalseite die 
bizarre Felsmauer von Klein-Skal gehört. An Versteinerungen ist dieser 
Unterquader arm; die einzigen erkennbaren Fossilien, welche ich darin ge- 
funden, sind Ostreaw (Exogyra) columba und Janira aeqwicostata. Von 
Pflanzenresten ist nirgends eine Spur. Es ist desshalb kein Pflanzenquader, 
wie in den westlicheren Gebieten bei Lippenz oder Perutz, sondern ein ma- 
riner Unterquader, der nur der Oberbank des Unterquaders bei Perutz ent- 
spricht. Die obersten Bänke dieses Unterquaders — und das haben sie mit 
der Oberbank des Unterquaders im westlichen Revier 1) sehr charakteristisch 
gemeinschaftlich — werden thonig und glaukonitisch, und in diesem thonigen 
Grünsandstein, wie er oberhalb Westetz, bei Prakov, Hamstein und Koberov 
am Fusse der Sandsteinfelsen in zahlreichen grösseren und kleineren Blöcken 
gefunden wird, kommen die Steinkerne von Exogyren am häufigsten vor. 
Diesen Unterguader nehme ich alsNr.6 des Schemas von Gümbel (A. a. 0. 
Seite 798), als Stufe des Pecten asper oder Haupt-Grünsandstein. 
Zwischen den Felsmassen des Unterquaders und der charakteristisch 
ausgeprägten und rasch ansteigenden 120—150 Fuss hohen Terrasse des 
Isersandsteines in südwestlicher Richtung liegt eine Nache Thalmulde, die 
sich von Hamstein angefangen in südöstlicher Richtung dem Fusse des 
Kosäkov entlang bis Rovensko hinzieht, und in der die Ortschaften Westetz, 
Lochtus, Leskov u. s. w. liegen. In den Brunnen und Wassergruben dieser 
Ortschaften sind lichtgraue Thonmergel aufgeschlossen, welche von Jokely 
als in die Thalmulde eingelagerter Pläner aufgefasst wurden. Es sind diess 
jedoch dieselben Mergellagen, die in dem ganz naheliegenden Iser-Thale am 
Ostausgange des Eisenbahntunnels bei Laucek in einer Mächtigkeit von circa 
20 Fuss deutlichzwischen dem Unterquader und Iser-Sandstein eingelagert er- 
scheinen, somit eine Zwischenschichte zwischen Unterquader und Iser-Sand- 
stein bilden, die ich als Unterplänermergel bezeichne. Petrefacten habe 
ich in diesen Mergeln nicht gefunden, jedoch gibt Gümbel (A.a.0.5.800), 
Inoceramen an, deren Formen sich der Art des I. labvatus und striatus an- 
reihen. So unbedeutend dieser Unterplänermergel erscheint, so ist er doch, 
wie es scheint, eine weit verbreitete und in demselben Niveau constant wie- 
derkehrende Schichte; denn bei Vergleichung meiner im Jahre 1856 bei Ge- 
legenheit der Aufnahmen in den westlichen Revieren der Kreideablagerun- 
gen in meinen Notitzbüchern gemachten Aufschreibungen fand ich, dass 


1) Bei Lippenz, Tauchowitz, Opotschna, Perutz, Libochowitz und an anderen 
Punkten des westlichen Kreidegebietes besteht der Unterquader constant aus drei 
Etagen: einer unteren, grobkörnigen Sandstein- und Conglomeratbank, einer thoni- 
gen und kohligen Zwischenbank, und einer oberen, feinkörnigen Sandsteinbank, die 
nach oben glaukonitisch wird und in Grünsandstein übergeht. Diess ist der tiefste 
Grünsandstein, der nicht zu verwechseln ist mit einem zweiten Grünsandstein, der 
dem Niveau der Plänersandsteine angehört, und in dieser Gegend über dem gelben 
Baustein und Exogyrensandstein liegt. Im östlichen Gebiet (im Chrudimer und 
Königgrätzer Kreise) zeigt der Unterquader, nach Herrn Paul (Jahrbuch XII. 
S.45;) ganz dieselbe Gliederung in 3 den obigen vollkommen entsprechenden Etagen. Auch 
hier wird die Oberbank des Unterquaders glaukonitisch und zu einem wahren Grün- 
sandstein. Dieser mit demselben petrographischen Charakter im Westen wie im 
Osten auftretenden Oberbank des unteren Quaders, entspricht nach meiner Ansicht 
der Unterquader von Klein-Skal, und vom Fusse des Kosakov. 


[5] Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhm. Kreideablagerungen etc. 251 


auch bei Lippenz, Perutz, Libochowitz u. s. w. überall wenig mächtige 
thonige Zwischenschichten den Unterquader von dem höher liegenden gelben 
Baustein trennen '). 

Ueber dem Unterplänermergel lagert nun als drittes Glied der Iser- 
sandstein. Mit diesem Namen bezeichnen die Prager Geologen die bald 
mehr thonigen, bald mehr kalkigen daher mergelartigen , plattig oder 
plänerartig brechenden und leicht verwitterbaren, feinkörnigen Sandsteine, 
durch welche sich die Iser zwischen Klein-Skal und Turnau ihren Weg 
durchgebrochen hat, und auf welchen sich z. B. das Schloss Gross-Rohosetz 
erhebt. Dieser Isersandstein begleitet das Iserthal weiter abwärts bis 
Benatek; er breitet sich zu beiden Seiten des Thales plateauartig aus, 
einerseits bis zum Fusse des Leitmeritzer Basaltgebirges , andererseits 
bis zur Elbe, und indem er an manchen Punkten eine Mächtigkeit von gegen 
300 Fuss erreicht, bildet er sowohl durch Verbreitung als durch Mächtigkeit 
das Hauptglied im mittleren Gebiet der Kreideablagerungen. Die Eisenbahn 
hat diese Schichten bei Turnau und Sichrow in zahlreichen Durchschnitten 
blossgelegt, und besonders grossartig ist der Anschnitt, welchen die Eisen- 
bahnlinie bei Backofen gemacht hat. Hier wurden aus diesen Schichten 
grosse Quadern zum Eisenbahnbau gewonnen. Auf unserem Durchschnitt 
bildet der Isersandstein eine rasch ansteigende, circa 120— 150 Fuss hohe 
sehr charakteristische Terrasse, über die man aus der Thalmude am Fusse 
des Kosäkov bei Westetz, Lochtusch und Rovensko gegen Südwest aufsteigt. 
Im Allgemeinen ist der Isersandstein das petrefactenreichste Glied, jedoch 
petrefactenreicher an der rechten, als an der linken Iserseite. Bei der Mühle 
von Dubetzko in dem Thale gegen Laucek zu, habe ich in den tieferen 
Bänken eine kalkig knollige Schichte gefunden, aus der ich in kurzer Zeit 
folgende Fossilien gesammelt habe: Dradema (eine neue Species), Am- 
monites (eine grosse, aber für spezielle Bestimmung zu schlecht erhaltene 
Art), Panopaea gurgitis, Pholadomya, Arca glabra, Cucullea, Janira 
quinquecostata, Lima multicostata, Pinna, Ostrea sulcata, Ostrea (Exogyra) 
columba. 

Ueber dem Isersandstein, dessen oberste Bänke sehr kalkig sind und 
oft schneeweiss werden wie Plänerkalk, erheben sich auf der Linie unseres 
Durchschnittes bei Rodstein unmittelbar, ohne dass man ein Zwischenglied 
wahrnimmt, die Sandsteinfirsten des Oberquaders. Etwas weiter westlich 
jedoch bei Beseditz, und jenseits der Iser bei Borek und Woderad treten 
wenig mächtige, mergelige Zwischenschichten zu Tage, die ich als Ober- 
plänermergel bezeichne. Weiter südlich bei Dneboch am Fusse des Musky- 
berges (unweit Münchengrätz) sollen nach einer freundlichen Mittheilung 
des Herrn Prof. Krejc£i dieselben Mergelschichten am Fusse des Oberquaders 
und über dem Isersandstein zu Tage treten, und Bakuliten enthalten, so dass 
also der Oberplänermergel den Bakulitenschichten des westlichen Gebietes 
bei Priesen und Postelberg oder den sogenannten Priesener Schichten 
entsprechen würde. Ist dem so, so kann man auch über das Aequivalent 
des Isersandsteins nicht im Zweifel sein. Der Isersandstein liegt zwischen 


1) Ebenso erwähnt Herr Paul (A. a. O. Seite 454), dass im Königgrätzer 
und Chrudimer Kreise im Quadermergel (was hier Quadermergel genannt wird, ist 
nichts anderes als unser Isersandstein) sich eine untere dünnschiefrige, mehr thonige 
Abtheilung von einer oberen mehr sandigen unterscheiden lasse. 


252 Dr. F. y. Hochstetter. [6] 


Unter- und Oberplänermergel, muss also denjenigen Schichten entsprechen, 
welche in der Gegend von Postelberg zwischen den Unterplänermergeln und 
den Bakulitenschichten liegen, und dort als gelber Baustein (Plänersandstein) 
Exogyrensandstein, Grünsandstein und Plänerkalk entwickelt sind. So stellt 
sich uns der Isersandstein, den die Prager Geologen in ihrem zweiten Jahres- 
bericht über den Grünsandstein von Mallnitz und sogar über den Teplitzer 
Pläner stellen wollten, und denDr.Schloenbach in seiner neuesten gedie- 
genen Abhandlung nur den Hundorf- Strehlener Plänerschichten paralleli- 
sirt, übereinstimmend mit Gümbel (a.a.0.S. 806) als ein petrographisch 
gleichartiger, aber paläontologisch in tiefere und höhere Zonen gliederbarer 
Schichtencomplex dar, der in sich die Mallnitzer, Hundorfer und Wehlowitzer 
Schichten (Callianassen-Bänke) vereinigt. Und in dieser Auffassung wäre 
der Isersandstein vollkommen identisch mit dem Weissenberger Pläner bei 
Prag, von dem Gümbel gleichfalls nachgewiesen hat, dass er mehrere pa- 
läontologische Horizonte in sich begreift, und ebenso mit den Kieslingswalder 
Schichten. Alle diese Schichten sind eine und dieselbe, durch thonige 
Schichten nach oben und unten von den Quadern getrennte Entwicklungs- 
form des Pläners, und unter diesem Wort begreifen wir also ein stratigra- 
phisch und geotektonisch zusammengehöriges Ganze, dem der Plänersandstein, 
Plänerkalk und Plänermergel der westlichen Gebiete angehören. Ich für 
meinen Theil würde sehr bedauern, wenn die klare Dreitheilung der böh- 
mischen Kreide, die in den herkömmlichen Bezeichnungen: Unterquader, 
Pläner (inclusive Plänersandstein, Plänerkalk und Plänermergel) und 
Oberquader ihren ganz bestimmten und adäquaten Ausdruck findet, in 
der Nomenklatur dadurch verwischt würde, dass man nach dem Vorschlage 
Gümbel’s den Namen Pläner auf alle Ablagerungen ausdehnt. Ebenso 
wenig scheint es mir entsprechend, in dem Schema für die Gliederung der 
Ablagerungen die Bakulitenmergel, wie dies Güm bel thut, mit dem Ober- 
qnader zusammen als dritte obere Stufe zusammenzunehmen. Die Bakuliten- 
mergel schliessen sich wenigstens in der Natur auf's engste an den Pläner 
an; in der Gegend von Postelberg ist diese Verbindung eine so enge, dass 
jeder Versuch, die Bakulitenmergel vom Plänerkalk auf einer geologischen 
Karte scharf zu trennen, sich als unausführbar erweisen wird; eben so enge 
ist im Bunzlauer, Chrudimer und Königgrätzer Kreis die Verbindung des 
Oberplänermergels mit den tieferen sandigen Plänerschichten. Dagegen 
wo sie mit Oberquader zusammen vorkommen, wird man nie im Zweifel 
sein, wo man die Grenze ziehen soll. 

Der Oberquader bildet für sich das letzte und oberste Glied der 
Kreideablagerungen in Böhmen. Er ist ein, in der Regel feinkörniger, bis- 
weilen aber grobkörniger, im Uebrigen dem Unterquader ähnlicher Sandstein, 
dessen 60— 80 Fuss mächtige Bänke bei Rodstein und Kloko@, und ebenso 
jenseits der Iser sich über die Isersandsteinterrasse mit senkrechten Fels- 
wänden erheben, und eine zweite Terasse bilden, deren Oberfläche gegen 
Südost sich senkt und, gegen das Libunka-Thal flach abdachend, das von 
Löss bedeckte fruchtbare Ackerland bildet. In dem Steinbruche am Wege 
zwischen Laucek und Dubetzko enthält der sonst sehr versteinerungsarme 
Oberquader, der hier etwas eisenschüssig ist, Steinkerne von Inoceramus 
(die Form erinnert an Inoceramus Brongniarti), Janira (vielleicht guadri- 
costata), Lima und anderen undeutlich erhaltenen Zweischalern, und in den 
Felswänden bei der Praslavicer Kirche bemerkt man grosse Pinnen und 


[7] Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhm. Kreideablagerungen etc. 259% 


eylindrische Steinkerne von Serpulen. Interessante Felsformationen zeigt 
die im Oberquader ausgewaschene, steilwandige Schlucht, die von Radvanovic 
gegen Stepanovic führt, das sogenannte „Kraxel-Thal.“ Höchst eigenthümlich 
sind hier die coulissenförmig hinter einander stehenden, in riesige Paral- 
lelepipede von 80 Fuss Höhe zerklüfteten Felsmassen und die bienenwaben- 
artige Auswitterung der Felswände. 

Derselbe Oberquader nun ist es, der jenseits der Libunka in der Felsen- 
stadt bei Wartenberg und den Felsenthürmen von Gross-Skal sich zum 
zweiten Male in grösserer Mächtigkeit mit einem gegen das Gebirge zu 
gerichteten Steilrand erhebt, und das vielfach von Schluchten durchzogene 
Sandsteinplateau zwischen Gross-Skal und Münchengrätz bildet, zu dem als 
südöstliche Partie die durch ihre Naturschönheit so berühmten Prachover 
Felsen bei Jicin, und als südwestlichster Ausläufer die Sandsteinfelsen bei 
Chlomeck unweit Jungbunzlau gehören. 

Aus der Thatsache, dass dieselben Sandsteinbänke, welche von dem 
Steilrande bei Rodstein angefangen, mit flacher Neigung sich mehr und 
mehr gegen das Libunkathal herabsenken, jenseits desselben bei Waldstein, 
Wartenberg und Gross-Skal mit einem Male wieder mit steilem Bruchrande 
anstehen, und in horizontaler Lagerung plateauförmig sich ausbreiten, geht 
mit Nothwendigkeit hervor, dass längs des Libunkathales vom Trosky bis 
Turnau eine Dislocationsspalte verlauft, durch welche die Continuität der 
Schichten unterbrochen ist. 

Nimmt man die Niveaudifferenz zwischen der Sohle des Libunka- 
Thales und dem Plateau von Waldstein oder Gross-Skal, die wenigstens 
350 Fuss beträgt, als das Maass der Höhe dieser Verwerfung, so sollte man 
nach der Mächtigkeit der verworfenen Schichten erwarten, dass an dem 
Bruchrande bei Wartenberg der unter dem Öberquader liegende Isersand- 
stein zu Tage trete. Dass dies nicht der Fall ist, erklärt sich daraus, dass 
der ganze Abhang bei Wartenberg durch abgebrochene und niedergerutschte 
Theile des Oberquaders verstürzt ist, wie ich es auf dem Durchschnitt dar- 
gestellt habe. Trotzdem lässt sich das obere Niveau des Isersandsteines 
auch an diesem Abhange in der Terrasse, auf welcher das Hegerhaus ober- 
halb des Bades liegt, und welche sich durch die sogenannte „Sahara“ bis 
zur Fahrstrasse nach Gross-Skal zieht, deutlich erkennen. In dieser Höhe 
auf der Grenze des Isersandsteines und des Oberquaders entspringt die 
Excellenzquelle, während die übrigen Quellen '!) in einem etwastieferen Niveau, 
unter dem verstürzten ÖOberquader hervortreten. Die grauen Thonmergel, 


1) Die Temperatur der Wartenberger Quellen habe ich mittelst eines Herrn 
Dr. Schlechta gehörigen Thermometers bestimmt. 


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Das Mittel aus diesen Zahlen 6°. 8 dürfte ee nahe der mittleren Jahres- 
temperatur von Wartenberg entsprechen. 


254 Dr. F. v, Hochstetter. [8] 


welche in den Wiesengründen bei Wartenberg zu Tage treten, und auf 
welchen die Eichen von Wartenberg so vortreftlich gedeihen, fasse ich daher 
nicht als Bakulitenschichten oder als Oberplänermergel auf, wie Gümbel 
und die Prager Geologen, sondern als Unterplänermergel, der unter dem 
durch den abgerutschten Oberquader verdeckten Isersandstein liegt. Wollte 
man diese Mergel als Bakulitenschichten nehmen, so müsste der Oberquader 
der jenseits der Jiöiner Strasse höchstens eine Mächtigkeit von 100 Fuss 
hat, diesseits der Dislokationsspalte auf einmal zu einer Mächtigkeit von 
wenigstens 300 Fuss anwachsen, was doch wohl nicht möglich ist. 

Die Ablagerungen der Kreideperiode in der Umgebung von Turnau 
bestehen also, wie wir gesehen haben, aus folgenden, concordant über ein- 
ander liegenden Schichten und Schichtencomplexen, die sich vollkommen 
naturgemäss, d. h. petrographisch, stratigraphisch und geotektonisch in drei 
Hauptstufen gliedern: 

1) Unterquader, 

2) Pläner: Unterplänermergel, 

Isersandstein (oder Plänersandstein), 
Oberplänermergel, 

8) Öberquader. 

Vergleichen wir nun mit diesen Resultaten die Auffassung Jokely’s. 
Der Hauptirrthum Jokely's beruht auf dem vollständigen Verkennen des 
Oberquaders. Es gab bei ihm nur einen Quader, und die mächtig ent- 
wickelten Isersandsteine, die zwischen dem Unter- und Oberquader liegen, 
betrachtete er als eine Zwischenlagerung im Quader und bezeichnete sie in 
in ihren sandigen Bänken ebenfalls als Quader, in ihren theils mehr thonig- 
theils mehr kalkig-sandigen Bänken aber als Quadermergel. So wurde der 
Plänersandstein zum Quadermergel. Das hatte zur Folge, dass auch die 
Lagerungsverhältnisse der thonigen Plänerschichten falsch aufgefasst wurden, 
indem ihr Niveau ohne Unterscheidung von unterem und oberem Pläner- 
mergel gleichmässig über den Quader, also auch über den Oberqua- 
der gestellt wurde. Wo also die Unterplänermergel unter den Iser- 
sandsteinen zu Tage treten, wie in der Thalmulde am Fusse des 
Kosäkov, da war nach Jokely’s Auffassung dieser Pläner nur angelagert, 
d. h. in die Mulde eingelagert, und wo, wie am Fusse des Musky-Berges 
bei Münchengrätz der OÖ berplänermergel unter dem Oberquader zu Tage 
tritt (vergl. den von Jokely von dieser Localität im Jahrbuch 1859, Ver- 
handlungen S. 115 gegebenen Durchschnitt), da war es nach seiner Auffassung 
derselbe, wieder nur angelagerte Pläner. 

Diese Auffassung verleitete weiter dazu, thonige Ablagerungen, die 
in einem um mehrere hundert Fuss höheren Niveau noch über dem Oberquader 
am Fusse der demselben aufgesetzten Basaltkuppen, wie am Musky (vergl. 
wieder den angeführten Durchschnitt) und Wisker, vorkommen, und wahr- 
scheinlich tertiären Ursprungs sind, gleichfalls für Pläner zu halten; am 
Chlomek bei Jungbunzlau endlich, wo es zweifellos war, dass die Ober- 
plänermergel von Oberquader überlagert werden, half sich Jokely damit, 
dass er den Oberquader vom Chlomek, der mergelige Zwischenlager hat, als 
Plänersandstein (S. 376 der angegebenen Abhandlung) mit zu seinem Pläner 
rechnete. Da somit vier verschiedene, in einem vierfach verschiedenen 
Niveau liegende Schichten als Pläner bezeichnet wurden, so begegnete 
Jokely den Schwierigkeiten, die sich nach seiner Auffassung für die Pläner- 


[9] Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhm. Kreideablagerungen ete. 255 


ablagerungen in so verschiedenem Niveau ergeben, mit der Hypothese, „dass 
nach beendetem Absatze der Quaderschichten und vor Beginn der Ablagerung 
des Pläners ein gewisser Zeitraum verstrichen sein musste, wo nicht allein 
jede Sedimentbildung unterbrochen war, sondern auch manche und örtlich 
nicht unbedeutende Zerstörungen in den Relieflormen der bereits, sei es nun 
unter- oder überseeisch vorhanden gewesenen Quaderschichten erfolgt waren, 
wo dann sich erst der Pläner auf dem so neu veränderten Meeresgrund unter 
den oben dargestellten Verhältnissen (d. h. in den verschiedenen Niveaus) 
niederzuschlagen anfing“ (8. 378). So konnte sich „der Pläner einerseits 
ringsum an die höheren Quadersandsteininseln anlagern, und auch über- 
greifend auf dem Quadersandsteine ablagern.“ (S. 114 des Berichtes vom 
31. August.) 

Indem dieser Auffassung gemäss die geologische Karte des Bunzlauer 
und Jiäiner Kreises, und auch des Königgrätzer und Chrudimer Kreises 
colorirt wurde, so sind also auf derselben mit einer und derselben Farbe 
für Quader drei wesentlich verschiedene und auf der Karte aus einander zu 
haltende Horizonte bezeichnet, nämlich: Unterquader, ein Theil des zum 
Pläner gehörigen Isersandsteins und der Oberquader; als Quadermergel ist 
ein Theil des Isersandsteines mit einer besonderen Farbe hervorgehoben, 
und mit der Plänerfarbe sind gar vier gänzlich verschiedene Schichten be- 
zeichnet, und zwar zwei, für welche die Farbe berechtigt ist, d.i. der Unter- und 
Oberplänermergel, und zwei andere Ablagerungen, für die die Farbe nicht 
angewendet werden kann, nämlich der Oberquader bei Jungbunzlau und die 
wahrscheinlich tertiären thonigen Ablagerungen am Fusse der Basaltkuppen 
über dem Oberquader. Diese Bemerkungen mögen genügen, um anzudeuten, 
welche bedeutenden und wesentlichen Aenderungen an der geologischen 
Karte des nördlichen Böhmens nothwendig sind. 

Nach meiner Ansicht müssten auf einer geologischen Uebersichtskarte 
zum wenigsten die drei, auch geotektonisch ganz charakteristisch hervor- 
tretenden Hauptstufen, als: Unterquader, Pläner, und Oberquader unter- 
schieden werden, während für eine detaillirte Specialaufnahme der böhmi- 
schen Kreide eine weitere Gliederung in wenigstens sieben Etagen, etwa 
nach folgendem Schema, nothwendig sein wird, wobei freilich die karto- 
graphische Trennung und Ausscheidung der Etagen in der Plänergruppe 
theilweise mit grossen Schwierigkeiten verbunden sein dürfte. 


Schema der Gliederung der böhmischen Kreide- 
ablagerungen. 


A. Unterquader. (Zone der Trigonia sulcatarıia und des Pecten asper, 
1 bei Schloenbach.) 

1. Pfanzenquader mit Kohlen, oder Perutzer Schichten (8 bei 
Gümbe)). 

2. Mariner UnterquaderundGrünsandstein, tiefstes Niveau 
der Exogyra columba (7 und 6 bei Gümbel), oder die Korycaner- 
Schichten, Oberbank des Unterquaders im Saaz-Leitmeritzer Kreis, 
Sandstein von Klein-Skal u. s, w. 

B. Pläner. 

3. Unterplänermergel mit Inoceramen (6 bei Gümbel 

zum Theil). 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 2. Heft. 34 


56 Hochstetter. Durchschnitt durch d. Nordrand d. böhm. Kreideabl. [10] 


4. Sandiger Pläner oder unterer Plänersandstein (Zone des 
Inoceramus labiatus und Inoe. Brongniarti, 5und 4 bei Gümbel, 
2 und 3 bei Schloenbach). Hierher gehören die Mallnitzer 
Schichten (gelber Baustein, Exogyrensandstein und Grünsandstein), 
die unteren Bänke des Isersandsteins und des Weissenberger Plä- 
ners, sowie ein Theil des sogenannten Quadermergels, auf den 
Karten der geologischen Reichsanstalt im Königgrätzer und Chru- 
dimer Kreise. 

5. Kalkiger Pläner, höchstes Niveau der Exogyra columba 
(Zone des Spondylus spinosus, 3 bei Gümbel, 4 bei Schloen- 
bach). 

a) westliche Facies als Plänerkalk (Teplitzer und Postel- 
berger Pläner). 

b) östliche Facies als oberer (kalkiger) Plänersandstein 
(Calianassa-Bänke). Hierher gehören die oberen Bänke 
des Pläners bei Wehlowitz (Melnik), des Isersandsteins, 
des Weissenberger Pläners und des Quadermergels im 
Chrudimer und Königgrätzer Kreis. 

6. Oberplänermergel (Zone des Imoceramus Cuvieri, 2 bei 
Gümbel, 5 bei Sehloenbach), Bakulitenschichten oder Priese- 
ner Schichten und thoniger Pläner im Bunzlauer, Königgrätzer und 
Chrudimer Kreis. 

C. Oberquader (Zone des Micraster cor angwinum, 1 bei Gümbel, 6 bei 
Schloenbach). 

7. Sandstein von Chlomek bei Jungbunzlau, Sandstein von Gross- 
Skal, der Schneebergkuppe, der Heuscheuer und der Adersbacher 
und Weckelsdorfer Felslabyrinthe u. s. w. 


IV. Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka 
in Ungarn. 


Von R. Meier, 


k. k. Montan-Exspectant. 


(Mit 1 Tafel.) 


(Vorgelegt in der Sitzung am 31. März 1867.) 


Die Granitkette des Djumbjer zieht sich in ihrer Hauptrichtung von 
West nach Ost und theilt sich an ihrem westlichen Ende, vom Gyurkova 
Vreh aus, gabelförmig in einen nördlichen und einen südlichen Zug, die 
beide steil gegen einander abfallen und ein sehr enges, im Osten kesselför- 
mig abgeschlossenes Thal, Gyurkova Dolina genannt, bilden, in welchem 
der Bergort Magurka 561 Klafter über dem Meere liegt; er besteht aus 
einer kleinen Colonie von 30 Häusern, die ausschliesslich von Bergarbeitern 
bewohnt werden. ‘Der nördliche Zug setzt den Javorina Vreh zusammen, 
der südliche bildet die Jaszenaer Alpe, an deren Nordgehänge der Bergbau 
umgeht. Die höchsten Spitzen befinden sich im östlichen Theile der Kette, 
der Djumbjer erreicht 1077 Klafter Meereshöhe; nach Westen aber senkt 
sich das Terrain allmählig, so dass der Gyurkova Vrch noch 905 Klafter, 
die Jaszenaer Alpe jedoch nur mehr 830 Klafter Höhe hat. 

Während das Südgehänge der Jaszenaer Alpe sanft abfällt und wenig 
gegliedert erscheint, ist das Nordgehänge von fünf tiefen, vom Scheitel ge- 
gen das Thal zu convergirenden Schluchten zerrissen, die ihren Abschluss 
in dem Gyurkova-Thale finden, welches sich nach kurzer westlicher Er- 
streckung nach Nord wendet und dann Liptscher Thal heisst. Längs dieses 
Thales führt ein sehr schlecht erhaltener Weg nach Deutsch-Lipsche;; der 
zweite noch mögliche Ausgang ist ein ärarischer Weg, der in westlicher 
Richtung über die Latiborska-Höhe nach Osada führt. 

Fast parallel mit der Hauptrichtung der Djumbjer-Kette wird das 
Nordgehänge der Jaszenaer Alpe von drei bis jetzt bekannten goldhaltigen 
Antimonerzgängen durchsetzt, die unter einem Winkel von 20-30 Grad 
nach Süd einfallen und durch ein circa 50 und 90 Klafter mächtiges Zwi- 
schenmittel getrennt sind. Der Ausbiss ist nur an sehr wenigen Punkten 
wahrzunehmen, und er liegt bei dem südlichsten Gang am höchsten, bei- 
läufig 110 Klafter unter dem Scheitel der Alpe, schon in der Region der 
Krummholzkiefer. 

34 * 


258 R. Meier. [2] 


Das nachstehende von Nord nach Süd geführte Profil erläutert die 
oben angegebenen Verhältnisse und zeigt zugleich einige der wichtigsten 
Zubaustollen. 


Fig. 1. 
Profil der Jaszenaer Alpe. 


M. Magurka. R. Russegger Stollen. K. Killianstollen. MG. Magurka-Gang. S. Silberstollen, J. Joachim- 
stollen. E. Erzherzog Stefan Erbstollen. 


Nur der nördlichste Gang, nach dem Bergorte benannt, wurde bisher 
auf grössere Erstreckungen ausgerichtet und auch abgebaut, der Aufschluss 
beträgt 450 Klafter dem Streichen nach und 90 Klafter in die Teufe. Von 
den beiden noch bekannten, jedoch namenlosen Gängen, liegt der südlichere 
von dem Magurka-Gang westlich, schon ganz nahe am Rande des Granites, 
der andere aber östlich, und es kann die ganze Länge des untersuchten Ge- 
bietes mit 1000 Klafter angenommen werden. (Siehe Karte.) 

Dass aber die Erzablagerung nicht auf einen so geringen Raum be- 
schränkt war, beweisen die Schurfbaue, die Herr Bergrath Stur und ich 
bei einer Begehung an der Nordseite der Dechtarska Hola, ungefähr eine 
Meile nordöstlich von Magurka, knapp an der Grenze des Gneises gegen 
den Granit, gesehen haben. Eine grosse Anzahl alter, kleiner Halden, die 
sich theils in nordöstlicher Richtung, theils an dem Gehänge bis ins Thal 
hinab ziehen, zeigen ein gangförmiges Vorkommen von derbem Antimon- 
olanz vergesellschaftet mit Schwefel- und Kupferkies; auch der weisse 
Glimmer, der die Salbänder der Magurkaer Gänge charakterisirt, erscheint 
hier wieder. Es dürften dies dieselben Lagerstätten sein, die in Cotta’s 
Gangstudien unter Dubrova und Lubella als in Kalkstein auftretend, ange- 
führt werden. Auch südlieh von Magurka, bei Jaszena, setzen Gänge im 
(rlimmerschiefer auf, die derselben Gangformation angehören und nebst 
soldhaltigem Quarz auch Antimonglanz, Bleiglanz, Kupferkies und Blende 
führen. Ebenso sind auch in der östlicben Verlängerung derselben Gebirgs- 
kette bei Bisztra und Bötza ähnliche Gänge bekannt. 

Schon unter Bela IV. sollen eingewanderte Sachsen, die sich in 
Deutsch-Liptsche ansiedelten, in MagurkaBergbau betrieben haben ; Schlacken- 
halden, sowohl am Fusse als auch in beträchtlicher Höhe der Alpe, die 
jetzt schon mit einer beinahe 1 Schuh mächtigen Humusschichte bedeckt 
sind, sowie Mühlsteine von Granit, die an ihrer Oberfläche sehr bedeutend 
verwittert sind und die man am Ursprunge des 'Thales trifft, dürften aus 
jener Zeit herrühren. Später wird auch die Stadt Neusohl unter den Berg- 
bautreibenden angeführt. Im Jahre 1782 nahm das Montan-Aerar in Ge- 
meinschaft mit der Geramb’schen Gewerkschaft den verlassenen Bau auf, 
und betrieb ihn mit günstigen Resultaten ziemlich schwungvoll bis in die 


[3] Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka. 259 


letzte Zeit; wegen plötzlicher Vertaubung der aufgeschlossenen Mittel 
wurde voriges Jahr der Arbeiterstand bedeutend vermindert, der Abbau 
fast gänzlich eingestellt und das Hauptaugenmerk auf neue Aufschlüsse ge- 
richtet. Die Geramb’sche Gewerkschaft besitzt 5/;, Antheile an den 19 
Grubenmassen und mehreren Schurfkreisen. 


Erst in neuerer Zeit wurden auch wieder an Private von Liptsche 
zwei Feldmassen verliehen. 


Der Granit der Jaszenaer Alpe besteht, wo er sich unverändert zeigt, 
aus Oligoklas mit Orthoklas, Quarz und dunklem Glimmer;; er ist ziemlich 
grobkörnig, und die bedeutende Menge des weisslich-grünen Oligoklases 
gibt ihm auch im Ganzen ein grünliches Aussehen; die kleinen rauchgrauen 
Quarzkörner sind nur spärlich vertreten, ebenso die mehr zu Bündeln ver- 
einigten Glimmerblättchen. Zuweilen trifft man Ausscheidungen von Ortho- 
klas in Krystallen oder mehr oder weniger breiten Streifen. 


Wenn der Granit nicht mehr frisch ist, zeigt sich der Glimmer braun 
oder messinggelb, und es tritt noch ein grünlichweisser Talk und ein bläu- 
lichgrüner Chlorit hinzu. In der Nähe der Gänge wird der Glimmer silber- 
weiss und ist auch mehr lagenweise vertheilt, in Folge dessen bricht der 
Granit mehr plattig und erhält ein geschichtetes Aussehen; auch sind Spu- 
ren von Schwefelkies und Antimonit im Hangenden und Liegenden der 
Gangspalte zu beobachten, die beide das Resultat einer Imprägnation zu 
sein scheinen. Auf welche Entfernungen sich diese Veränderungen des Gra- 
nites erstrecken, ist nicht bekannt, jedoch ist anzunehmen, dass sie mit der 
Ausfüllung der Gänge im Zusammenhange stehen. 


Die Erzgänge nehmen keinen gradlinigen Verlauf, sondern sie sind 
durch Klüfte bedeutend verworfen und von ihrer Richtung abgelenkt. Im 
Bereiche des Bergbaues ist der Granit von unzähligen Klüften und Sprüngen 
durchsetzt, die nach allen möglichen Richtungen streichen und verflächen, 
von sehr verschiedener Mächtigkeit sind und einen sehr ungleichen Einfluss 
auf die Gänge ausüben. 


Sechs dieser Klüfte, Kreuzklüfte genannt, sind aber von besonderer 
Wichtigkeit; sie haben ein mehr paralleles Streichen nach NNW. und ein 
west-südwestliches Fallen, auch durch die grössere Mächtigkeit sind sie 
vor den übrigen ausgezeichnet und für den Bergbau von grösster Bedeu- 
tung, weil sie den Magurka-Gang in sechs gesonderte Trümmer zertheilen. 
Den Zusammenhang dieser Klüfte mit den schon früher bei der Beschrei- 
bung des Terrains erwähnten Schluchten halte ich für unzweifelhaft, obwohl 
er sich auch auf der Karte, wegen den doch bedeutenden Schwankungen im 
Streichen und Fallen nicht direct nachweisen lässt. Die Kreuzklüfte strei- 
chen erst in den tieferen Horizonten ziemlich gradlinig, während sie gegen 
den Ausbiss vielfach gewunden sind; auch das Verflächen wird mit zuneh- 
mender Teufe regelmässiger und zeigt weniger Abweichungen. Im Allge- 
meinen varlirt der Fallwinkel von 25—35 Grad, die Mächtigkeit wechselt 
von 1/,—2 Fuss, nur ausnahmsweise wird sie grösser. 


Die Ausfüllungsmasse der Kreuzklüfte besteht zum grössten Theil aus 
zersetztem Granit; in dem mehr oder weniger zähen Letten liegen eckige 
(Quarzkörner und weisse Glimmerschüppchen, bisweilen auch grössere oder 


N 


260 R. Meier. [4] 


kleinere Granitbrocken von eckiger oder mehr runder Form. Auch ganz 
wenig mächtige Lagen eines sehr zähen Lettens ohne fremdartige Ein- 
schlüsse sind zu beobachten. Bisweilen erweisen sich die Kreuzklüfte auch 
als erzführend ; so wurde die dritte Kreuzkluft am Adolf-Stollen abgebaut, 
der Adel hielt aber nur wenige Klafter gegen den unteren Franzstollen an 
und setzte auch nicht in die Teufe. Gegenwärtig baut man am Leopoldi- 
Stollen ebenfalls eine adelführende Kluft ab. 


Die horizontale Entfernung der Kreuzklüfte ist sehr ungleich; sie 
wird von Ost nach West, in welcher Richtung man die Klüfte und die Gang- 
trümmer fortlaufend bezeichnet, grösser; die Abstände liegen innerhalb der 
Grenzen von 10—18 Klafter. 


Ueber die Erstreckung der Kreuzklüfte dem Streichen nach ist nichts 
bekannt, da die zwei noch bekannten südlicheren Gänge noch nicht im Be- 
reiche dieser Klüfte ausgerichtet wurden. 


Die übrigen untergeordneten Klüfte haben nur eine sehr geringe 
Mächtigkeit, sind meist steil aufgerichtet und manche von ihnen haben das 
Fallen der Gänge etwas geändert. 


Auf der Karte sind die Kreuzklüfte durch interpunktirte, die übrigen 
Klüfte durch strichlirte Linien angedeutet. 


Die Erzgänge sind im Vergleiche zu den Klüften viel unregelmässiger, 
die Mächtigkeit wächst von einer Gesteinsscheidung nach kurzer Er- 
streckung bis über 2 Klafter, um bald darauf sich wieder zu verdrücken ; 
ebenso verhält es sich mit dem Fallwinkel. Aus der schwebenden Lage biegt 
sich der Gang rasch um mehr als einen rechten Winkel um, so dass er öfter 
widersinnig einfällt und gefaltet erscheint. Der durchschnittliche Fallwin- 
kel liegt zwischen 20 und 30 Grad, die durchschnittlich Mächtigkeit be- 
trägt 1 Klafter. Wie bei den Kreuzklüften so ist auch bei den Gangtrüm- 
mern in den tieferen Horizonten das Streichen ein mehr gradliniges, wäh- 
rend die Unregelmässigkeiten im Verflächen auch in der Tiefe zu tref- 
fen sind. 

Die Ausfüllungsmasse der Gänge besteht vorherrschend aus Quarz, 
Antimonit und Granit. 

Der Quarz ist entweder weiss oder rauchgrau, sehr dicht, nur selten 
porös und zellig; oft erfüllt er die ganze Gangspalte oder er tritt nur unter- 
geordnet in grösseren oder kleineren Partien auf, die von Antimonglanz 
vielfach durchzogen und umhüllt sind; seltener erscheint er lagenförmig 
und vom Antimonit scharf getrennt. Immer aber enthält er Gold in äusserst 
fein vertheiltem Zustand eingesprengt und nur selten ist dieses in grösseren 
Partien entwickelt und mit freiem Auge sichtbar; auch hat man die Beob- 
achtung gemacht, dass der graue und schwärzliche Quarz goldreicher als 
der weisse ist, und dass mit zunehmender Teufe der Goldgehalt im Allge- 
meinen abnimmt. 


Der Antimonglanz ist meist dicht, bisweilen körmig und nur aus- 
nahmsweise ist er in Drusen nadelförmig als Federerz entwickelt; er bildet 
oft ganz derbe, scharf getrennte Lagen selbst bis 5 Fuss Dicke ohne ander- 
weitige Einschlüsse, meist aber minder mächtige Lagen und Schnürchen, 


[5] Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka. 261 


die den Quarz und Granit durchziehen, oder er tritt in grösseren oder klei- 
neren Körnern eingesprengt auf, und enthält nur selten gediegen Gold. 


Der Granit nimmt bisweilen so überhand, dass er die Gangspalte, wie 
am sechsten Gangtrumm des Adolf-Stollens, vollständig erfüllt. Hangend 
und Liegend sind aber auch hier wie gewöhnlich sehr scharf durch lettige 
Lagen zu unterscheiden, und es scheint, als ob sich die Gangspalte getheilt 
hätte, und den ganz erzlosen, zusammenhängenden, sehr festen Granitkeil 
umschliessen würde. 


An der Ausfüllung der Gänge nehmen noch folgende Mineralien, 
jedoch in untergeordneter Menge, Antheil: Gold, Bleiglanz, Zinkblende, 
Schwefelkies, Kupferkies, Braunspath und Caleit; als secundäre Mineralien 
sind zu nennen: Antimonblende und Antimonocher, Kupfergrün und 
Kupferlasur, Talk, Chlorit und Speckstein. 


Das Gold ist grösstentheils an den Quarz gebunden, zumeist ist es 
fein vertheilt, und es vereinigt sich nur selten zu zackigen und körnigen 
Partien; es ist fast chemisch rein und enthält nur 0:01 0/. Silber. 


Der Bleiglanz wurde nur am oberen und unteren Franz-Stollen am 
fünften Gangtrumm in grösserer Menge gefunden, wo seine Mächtigkeit 
zwischen 2 und 3 Fuss wechselte. In feinen Schnürchen und in mehr oder 
weniger grossen Körnern tritt er im Quarz und Granit auf; er ist meist 
grossblätterig ausgebildet und ist silberhaltig. 


Die Zirkblende erscheint in feinen Schnürchen und schmalen Streifen, 
ist blätterig oder faserig und von gelblichbrauner Farbe. 


Der Schwefelkies bildet im derben Zustand 1—3 Zoll dicke, linsen- 
artige Körper, oder er ist in Quarz, Antimonglanz und Granit eingesprengt; 
er ist stets goldhaltig. 


Der Kupferkies erscheint fein eingesprengt, der Braunspath entweder 
lagenförmig oder auch wie der Caleit, krystallisirt. 


Antimonblende und Antimonocher, sowie Kupfergrün und Kupferlasur 
sind stete Begleiter des Antimonites. 


Fig. II. 
N Bern 


II wis 
REES 


a N 


Gr. Granit. Q. Quarz. A. Antimonit. 2. Braunspath. 


969 R. Meier. [6] 


Der Talk, Chlorit und Speckstein sind selten so mächtig, dass man 
sie als selbständige Gangart bezeichnen könnte, sie bilden meist die Salbän- 
der des Ganges und sind dem Granit und dem Quarz beigemengt. . 


B. v. Cotta hat in seinen Gangstudien zwei lehrreiche Profile veröf- 
fentlicht; eine nähere Bezeichnung des Ortes, dem sie entnommen sind, 
fehlt, wahrscheinlich gehören sie dem fünften Gangtrumm über dem Killian- 
Stollen an. 


Das Profil Fig. II. zeigt bei sehr flachem Fallen des Ganges eine 
lagenförmige, oben nicht ganz symmetrische Anordnung der Mineralien. 
Diese Unregelmässigkeit erklärt v. Cotta dadurch, dass der Quarz das 
älteste Glied der Ausfüllung sei, und nach einer späteren Erweiterung der 
Gangspalte sich erst der Braunspath gebildet habe. 


Eine solche lagenartige Bildung ist sehr selten zu finden, meist ist 
die Ausfüllungsmasse so beschaffen, wie sie nachstehendes Profil Fig. II. 
zeigt, das in geringer Entfernung von dem oberen, bei sehr steilem Einfal- 
len des Ganges, beobachtet wurde. 


Fig. III. 


Gr, Granit Q. Quarz. A. Antimonit. 

Der Aufschluss der Gänge erfolgt naturgemäss durch Stollen von der 
Nordseite aus, die aber wegen des widersinnigen Einfallens der Gänge mit 
zunehmender Teufe immer länger und kostspieliger werden. 

Der Magurka-Gang ist, von oben nach abwärts gezählt, mit folgenden 
Stollen angefahren, und dieselben haben, auf den Horizont des Eleonora- 
Stollens bezogen, nachstehende Tiefen eingebracht: 


Eleonora- Sollen... „0. U. Klalter, 
Oberer Fam 5 0.0... 0 Be 
Magurka- EEE REZENLENN 
Klintsoker- SE er rt 6 R 
Pillersdorf- ER en - 
Unterer Hana, 7... Bro TERN 
Adolf- FRE RE En 

- . . . . . . . ” 
ER en 0. 


Russegger 


[7] Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka. 263 


Der Eleonorastollen ist am Ausbiss angeschlagen, und verfolgt nur 
das dritte Gangtrumm. Der Russegger-Stollen, der jetzige tiefste Einbau, 
wurde im Jahre 1850 angeschlagen und hat erst voriges Jahr im August 
mit einer Länge von 420 Klafter das dritte Gangtrumm erreicht. Dass zu 
seiner Vollendung ein Zeitraum von 18 Jahren erforderlich war, hat seinen 
wichtigsten Grund in dem Wettermangel; man sah sich genöthigt, vom 
Killian-Stollen durch ein Abteufen (Katharina Gesenk) den Horizont des 
Russegger-Stollens zu erreichen, und durch einen Gegenbau mit ihm zu 
löchern. Aber auch hier hatte man mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen ; 
die bedeutende Länge des Gesenkes, schlechte Wetter und eine grosse Menge 
zusitzender Wässer, die wegen der wellenförmigen Biegungen des Ganges 
nur mit grosser Mühe gehoben werden konnten, verzögerten bedeutend 
die Vollendung. 


Diesen misslichen Verhältnissen ist es auch zuzuschreiben, dass der 
Aufschlussbau nicht in dem Maasse vorschreiten konnte, als es der Abbau 
erfordert hätte, und dass, als sich die wenigen vorhandenen Mittel plötzlich 
vertaubten, das Bestehen dieses Bergbaues in Frage gestellt wurde. Man 
hatte gehofft, durch das Katharina-Gesenk das dritte Gangtrumm für den 
Abbau vorzubereiten, es wurde auf mehreren Horizonten durch Mittelläufel 
untersucht, und überall nur ein sehr goldarmer, jedoch sehr fester Quarz 
ohne Antimonglanz erbaut; erst in der Sohle des Russegger-Stollens zeigte 
sich das auf allen höheren Horizonten sehr edle Gangtrumm wieder bau- 
würdig, und es steht zu erwarten, dass in westlicher Richtung die Ver- 
edlung anhält, und sich dadurch die Zukunft des Werkes wieder freund- 
licher gestaltet. 


Bei der Ausrichtung der Gangtrümmer verfolgt man dieselben bis zu 
den sie verwerfenden Klüften, und da es sich gezeigt hat, dass hier alle 
Verwerfungen auf dieselbe Weise stattgefunden haben, so hat man die Klüfte 
immer nach derselben Richtung zu verfolgen, um die verworfenen Trümmer 
wieder zu erreichen. Das bei Verwerfungen allgemein angenommene Gesetz, 
dass das Hangende des Verwerfers in der Richtung der Fall-Linie nach ab- 
wärts gerutscht sei, und dass die Grösse der dadurch erfolgten Verschiebung 
von dem Winkel, den die Schaarungs-Linie mit der Fall-Linie des Verwerfers 
einschliesst, abhängt, findet auch hier seine Bestätigung. 


Aus dem bekannten Streichen und Verflächen des Ganges und des 
Verwerfers lässt sich aus einer einfachen Construction entnehmen, dass man, 
wenn das Hangende oder Liegende einer Kluft erreicht wird, dieselbe stets 
nach rechts zu verfolgen habe, um das verworfene Gangtrumm wieder an- 
zufahren. Die Grösse der horizontalen Verschiebung wechselt von 10 bis 
50 Klafter, und zwar ist sie im östlichen Theile geringer als im westlichen; 
die Sprunghöhe oder die Grösse der saigeren Rutschung liegt innerhalb der 
Grenzen von 20—-80 Klafter. 

Die äussere Figuration des Gehänges lässt von diesen bedeutenden 
Senkungen wohl nichts mehr erkennen, als eine ziemlich rasche, jedoch all- 
mälige Höhenabnahme des Terrains in westlicher Richtung. In welcher 
Reihenfolge und in welcher Richtung sich die Klüfte gebildet haben, lässt 
sich nicht angeben; die Verwerfungen erklären sich aber am leichtesten, 
wenn man die östlichste Kluft als die älteste, die westlichste hingegen als 
die jüngste annimmt. 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft, 35 


364 R. Meier. [8] 


Wegen der grossen Druckhaftigkeit der Ausfüllungsmasse der Kreuz- 
klüfte und des dadurch bedingten massenhaften Holzverbrauches, hat man 
schon seit längerer Zeit einen anderen Weg zur Ausrichtung der Trümmer 
eingeschlagen. Von dem Ende des durch den Zubau angefahrenen und aus- 
gerichteten Trummes wird ein Schlag derart getrieben, dass man die fol- 
genden Trümmer verquert oder doch durch kurze Querschläge erreichen 
kann; diese Art hat den Vortheil, dass man die kostspielige Erhaltung der 
Strecken in den Klüften umgeht, und die Förderung bequemer, leichter und 
billiger ist, hingegen den Nachtheil, dass die Untersuchung der Klüfte auf 
ihre Erzhaltigkeit unterbleibt. 


Die erste nach dieser Weise geführte Ausrichtung ist im Horizont des 
Adolf-Stollens, und Bräunerschlag benannt; er ist nach Stunde 19 geführt, 
und es hat sich diese Richtung günstig gezeigt, wesshalb sie auch auf dem 
tieferen Killian-Stollen beibehalten wurde. 


Die Länge der Gangtrümmer ist abhängig von der horizontalen Ent- 
fernung der Kreuzklüfte, und da diese untereinander fast parallel sind, und 
die Gangtrümmer beinahe senkrecht auf ihnen stehen, so sind diese beiden 
Dimensionen nahezu identisch und variiren, wie schon erwähnt, von 10 bis 
80 Klafter. Das erste und zweite Gangtrumm sind die kürzesten, und nur 
auf den Horizonten des Magurka- und Adolf-Stollens ausgerichtet. Das 
dritte und fünfte Trumm sind die edelsten und zugleich mächtigsten, wäh- 
rend das vierte nur stellenweise abbauwürdig ist, und sich besonders auf 
den tieferen Horizonten unedel gezeigt hat. Das sechste Trumm wurde bis 
jetzt nur auf Adolf-Stollen ausgerichtet, und erreichte man in westlicher 
Richtung einen tauben Granit-Keil; auf dem Horizonte des Killian-Stollens 
zeigt sich schon das fünfte Trumm in der Streichungsrichtung so vielfach 
gewunden und durch zahlreiche Klüfte verworfen, dass sich der Anfang des 
sechsten Trummes nicht constatiren lässt. 


Durch den oberen und unteren Silber-Stollen wurde nach kurzer Er- 
streckung ein Gang erreicht, über dessen Verhältnisse nichts näheres be- 
kannt ist, da diese Baue schon sehr alt und verbrochen sind; zu seiner 
weiteren Ausrichtnng wurde in letzterer Zeit beiläufig 20 Klafter tiefer der 
Zubaustollen nach Stunde ® ins Feld getrieben und gegenwärtig bis auf 
70 Klafter erstreckt; bei regelmässigem Einfallen des Ganges wird er 
eine Länge von 110—120 Klafter bekommen müssen, um sein Ziel zu 
erreichen. 


Der südlichste bis jetzt bekannte Gang wurde durch den Joachim- 
Stollen vom Ausbiss an verfolgt, und in einem 10 Klafter tieferen Horizont 
durch den Aloisia-Stollen wieder erreicht, und nach West ausgerichtet; auch 
5 Klafter unter dieser Sohle wurde er in einem Abteufen noch edel gefunden, 
der Bau musste aber wegen zu grossen Wasserandranges sistirt werden. Es 
wurde nun behufs weiterer Ausrichtung 40 Klafter tiefer der Ritterstein- 
Stollen angelegt und nach Stunde 24 getrieben; man hofite den 
Gang in 220 Klafter zu treffen, aber fast genau an dieser Stelle erreichte 
man eine nach Stunde 15 streichende und nach SSW. fallende Kluft, die 
man auch auf 10 Klafter, jedoch ohne Resultat verfolgte. Hierauf wurde 
der Schlag in der ursprünglichen Richtung noch um 40 Klaft. verlängert, 


[9] Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka. 265 


und da auch dies erfolglos blieb, wurde beschlossen, die Kluft noch weiter 
zu verfolgen. 


Durch einen um 300 Klafter östlicheren Einbau, den Leopoldi-Stollen, 
erreichte man in 140 Klafter einen Gang, der wahrscheinlich identisch mit 
dem letztbeschriebenen ist; bei seiner östlichen Ausrichtung kam man auf 
eine Kluft, die unter 75 Grad nach Osten, also widersinnig gegen die 
Kreuzklüfte, fällt, aber dasselbe Streichen wie diese hat und nach beiden 
Richtungen vom Anfahrungspuncte Erze führt und deshalb auch abgebaut 
wird. In der westlichen Erstreckung wird derselbe Gang von der Liptscher 
Gewerkschaft ausgebeutet; sie benützt auch den Leopoldi-Stollen zur Ein- 
fahrt und Förderung. Die gemachten Aufschlüsse sind so hoffnungsreich, 
und die Masse der gewonnenen Pochgänge genügend, um das kürzlich neu- 
erbaute Pochwerk mit neun Eisen über die Sommermonate bestürzen 
zu können. 


Im Jahre 1841 fasste man den Plan, vom Südgehänge der Jaszenaer 
Alpe aus die bekannten Erzgänge durch einen Erbstollen zu verqueren, und 
dadurch zugleich das ganze südliche Terrain zu prüfen; nach Vollendung 
desselben beabsichtigte man auch die Förderung, Aufbereitung und Hütte 
an die Südseite der Alpe zu verlegen und eine Verbindung mit der Bries- 
Neusohler Strasse herzustellen, wodurch man eine bedeutende Ersparung an 
Transportkosten für die Abfuhr der erzeugten Producte und der Zufuhr der 
Lebensmittel erreicht hätte. Auch das mildere Klima wäre von grossem 
Vortheil für die Aufbereitung gewesen, indem dieselbe durch einen grösseren 
Theil des Jahres hätte im Betrieb erhalten werden können. 


Noch in demselben Jahre wurde im Gelfussova Dol, 269 Klafter unter 
dem Scheitel der Alpe, und 68 Klafter unter der Killian-Stollen-Sohle, an 
der Grenze des Granites gegen den Gneiss, der Erzherzog Stephan-Erbstollen 
angeschlagen und nach Stunde 24 erstreckt; in 980 Klafter sollte der 
Magurkagang erreicht werden. Der Stollenhieb wurde mit 3 Schuh Höhe 
und 6 Schuh Breite genommen, und zur Förderung gleich eine Eisenbahn 
eingebaut. Die Arbeit ging indessen nicht nach der gemachten Voraus- 
setzung von Statten; der Granit zeigte sich fast gar nicht zerklüftet und 
grösstentheils ausserordentlich fest, so dass der Feldortschuh mit 20 bis 
25 fl. bezahlt werden musste. Diese Erzcheinung steht ganz im Einklange 
mit der äusseren Beschaffenheit des Südgehänges, und es ist aus diesem 
Grunde auch die Vermuthung auszusprechen, dass bis zur Erreichung des 
Scheitels der Alpe, wo man den südlichsten Gang anfahren sollte, kein neuer 
Gang verquert werden dürfte. 


Das langsame Fortschreiten des Unternehmens liess es nothwendig 
erscheinen, die Gänge nochmals von der Nordseite her in kürzerer Zeit auf- 
zuschliessen, um nicht in die missliche Lage zu kommen, den Abbau aus 
Mangel an aufgeschlossenen Mitteln gänzlich einstellen zu müssen. Es 
wurde desshalb, wie schon erwähnt, 33 Klafter unter dem Niveau des 
Killian-Stollens der Russegger-Stollen angelegt, und der Betrieb des Erb- 
stollens, nachdem man ihn in neun Jahren auf 242 Klafter erstreckt hatte, 
eingestellt. 


Nachdem nun durch den Russegger-Stollen constatirt wurde, dass der 
Magurkagang auf diesem Horizont noch seine frühere Mächtigkeit besitzt, 
35 * 


266 R. Meier. [10] 


und bauwürdig erscheint, und dass, um eine saigere Höhe von 35 Klafter 
einzubringen, um welche der Erbstollen noch den Russegger-Stollen unter 
fährt, von der Nordseite ein ebenso langer Schlag nothwendig wäre, als 
der Erbstollen noch erstreckt werden müsste, so erscheint es zweckmässig, 
schon jetzt den Bau wieder aufzunehmen und zu vollenden, wenn das Be- 
stehen dieses Bergbaues nicht neuerdings gefährdet werden soll. Man würde 
auch in viel kürzerer Zeit, als diess von der Nordseite aus möglich ist, durch 
die Aufschliessung der beiden südlicheren Gänge Mittel zum Abbau be- 
kommen, oder im Falle, dass sich diese im Verflächen schon auf einem 
höheren Horizonte auskeilen, sich darüber Gewissheit verschaffen und einer 
möglicherweise eintretenden bitteren Enttäuschung vorbeugen. 


Die auf zwei Horizonten aufgeschlossenen Gangtrümmer werden durch 
ein Abteufen oder einen Ueberbau gewöhnlich in zwei Abbaufelder getheilt, 
und dann firstenmässig, gleichzeitig nach beiden Seiten hin, abgebaut. Zum 
Schutze der Strecken bleibt eine 1—1°/, Klafter mächtige Bergfeste zurück, 
auf welche der Versatz, gleichmässig mit dem Abbau vorschreitend, zu 
liegen kommt. Die Gesenke werden durch trockene Mauern gesichert, und 
dem Fallwinkel entsprechend, entweder Fahrten oder hölzerne Treppen 
eingebaut. Die Firstenstrassen werden sieben Schuh hoch getrieben, und die 
ganze Mächtigkeit des Ganges bildet die Breite der Strasse. Wenn kein 
Antimonglanz einbricht, ist das Mittel wegen des geringen Goldgehaltes 
meist nicht bauwürdig und wird in der Grube zurückgelassen. Nur das 
dritte und fünfte Gangtrumm sind gewöhnlich in ihrer ganzen Erstreckung 


bauwürdig. 


Die Herstellung der Zimmerung in den Firstenbauen wird von den 
Häuern besorgt, welche Arbeit zugleich in den Gedingssatz, der 3—7 fi. 
per Schuh beträgt, einbezogen ist; ferner sind die Häuer noch verpflichtet, 
eine Sortirung ihres gewonnenen Hauwerkes vorzunehmen. 


Die Gewinnung geschieht mittelst Bohren und Schiessen; als Spreng- 
materiale wird das gewöhnliche Sprengpulver verwendet, Haloxylin wurde 
noch nicht versucht, obwohl nicht zu zweifeln ist, dass seine Anwendung bei 
der oft sehr festen Gangfüllungsmasse von entschiedenem Vortheile wäre, 
und auch eine entsprechende Ersparung eintreten würde. 


Zur Förderung der erbauten Geschicke hat man auf den Adolf-, Killian- 
und Russegger-Stollen Eisenbahnen eingebaut. Die Schienen sind mittelst 
Laschen auf Längsträmen befestigt, die wieder durch Querbalken unter- 
stützt sind, was gewiss nicht als die billigste Methode bezeichnet werden 
kann. Die Grubenhunde sind von gewöhnlicher Construction mit eirca 
14 Cubikfuss Fassungsraum. Die Förderung wird von eigenen Hundstossern 
besorgt, und ihre Arbeit nach dem bestehenden Fördertarif bewerthet. 


Die Wettereirculation erfolgt auf natürlichem Wege durch die Strecken 
und vorhandenen Gesenke. Nur bei dem Betriebe der Zubaustollen ist man 
öfter bemüssigt, durch Wetterlutten und Focher den natürlichen Wetterzug 
zu unterstützen. 


Die Aufbereitung des gewonnenen Hauwerkes beginnt in der Grube 
und wird von den Häuern geschieden in Scheiderze, Pochgänge, Waschgänge 


[11] Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka. 267 


und taube Berge; die besonders reichen Goldanbrüche werden ausserdem 
noch separat ausgehalten. 


Für die weitere Aufbereitung der Waschgänge besteht eine Reibgitter- 
Wäsche, welche sechs Kornklassen erzeugt, von denen die zwei gröbsten 
Sorten auf Klaubtischen durch Buben in Scheiderze, Pochgänge und Taubes 
sortirt werden. Die Anreicherung der nächsten drei Kornelassen geschieht 
auf Handstauchsieben, welche Arbeit von Mädchen besorgt wird. Das feinste 
Product wird durch das Waschwasser weiter getragen, mit der Pochtrübe 
vereinigt, und weiter verarbeitet. 


Die Pochwerke sind in vier Etagen angelegt und benützen dasselbe 
Kraft- und Ladenwasser; jedes Pochhaus enthält neun Eisen, und je zwei 
Pochhäuser besitzen eın Schlämmlokale. Die Pochsohlen sind aus Granit 
hergestellt ; das Austragen erfolgt durch Schuber, und werden dieselben der 
Beschaffenheit der Pochgänge gemäss gestellt. Die erzeugte Pochtrübe wird 
in den Schlämmlokalen zuerst über Plachenherde geleitet, dann passirt sie 
zwei Reihen Mehlrinnen. Nach einer Stunde werden die Plachen abge- 
nommen, und die grossen hölzernen Bottiche abgewaschen; aus dem abge- 
setzten Mehl wird auf Lichertrögen das Gold ausgezogen. Die röschen Mehle 
welche sich in der ersten Reihe der Mehlrinnen abgesetzt haben, werden 
ausgestochen, in Gumpen aufgelöst, und über Goldlutten geleitet. Zur An- 
reicherung der entgoldeten röschen Mehle, sowie der milden Mehle aus der 
zweiten Reihe der Mehlrinnen, sind vier Stossherde vorhanden. 


Früher benützte man zur Gewinnung des Mühlgoldes Quickmühlen, 
die sich aber nicht bewährten, indem sich in Folge der antimonialischen 
Geschicke ein festes Amalgam bildete, und den Amalgamirungs-Prozess in 
einem weiteren Fortgange störte. 


Die jährliche Verarbeitung an Pochgängen kann mit 70— 80,000 
Centner angenommen werden. Die daraus erzeugten Schliche, sowie die 
Scheiderze werden gegenwärtig an Private zur Verhüttung verkauft. Früher 
wurden die Erze in eigener Regie, unter freiem Himmel auf offenen Herden 
in irdenen Töpfen ausgesaigert; die Darstellung des Regulus geschah in 
Graphittiegeln, die mit 18 bis 20 Pfund Antimonium crudum und den ent- 
sprechenden Zuschlägen gefüllt, und in Windöfen einer höheren Temperatur 
ausgesetzt wurden. 


Im Jahre 1859 betrug die Erzeugung 6083 Centner Antimonerz, 
10 Münz-Pfund Gold, und 5 Münz-Pfund Silber mit einem Keinertrag von 
31,608 fl.; von dieser Zeit an wurde der Gewinn immer geringer, und das 
erste Semester des Jahres 1867 ergab eine Einbusse von circa 8000 fi. 


In Folge dieses traurigen Ergebnisses fand im September vorigeh 
Jahres unter der Leitung des Herrn Oberkammergrafen, Freiherrn von 
Mednianszky eine Hauptbefahrung statt, und da mein Aufenthalt in 
Magurka in dieselbe Zeit fiel, und ich in Folge seiner freundlichen Erlaub- 
niss daran theilnehmen konnte, bin ich dem Herrn Baron zum grössten 
Danke verpflichtet; zugleich erfülle ich eine angenehme Pflicht, dem Herrn 
Bergmeister von Porubsky für die gastireundliche Aufnahme, sowie 
für die Bereitwilligkeit mit der er mir Auskunft ertheilte, weinen Dank 
auszusprechen. 


268 R. Meier. Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka, [12] 


Das Resultat der Befahrung war, dass der Abbau zum grössten Theil 
eingestellt wurde, die Aufschlüsse am Russegger- und Leopoldi-Stollen, 
sowie die Vorbaue am Ritterstein- und Zubaustollen foreirt werden sollen, 
um die Einbusse auf ein Minimum herab zu drücken, und in kurzer Zeit als 
möglich wieder bauwürdige Mittel zu erreichen. Der Häuerstand wurde von 
75 auf 26: vermindert; es sollen jedoch die Arbeitslosen nach Thunlichkeit 
in Herrengrund Verwendung finden, bis sich die Verhältnisse wieder 
günstiger gestalten. 


V. Geologische Studien in den Tertiärbildungen des 
Wiener Beckens. 


Von F, Karrer und Th. Fuchs. 


(Vorgelegt in der Sitzung am 21. April 1868.) 


Nr. I. Ueber die Tertiärbildungen bei Goys und Breitenbrunn am Neu- 
siedler-See. 


Von Th. Fuchs. 


Ein kleiner Ausflug, welchen ich im verflossenen Sommer von Bruck 
an der Leitha aus über das Gebirge nach Breitenbrunn am Neusiedler See 
unternahm, bot mir Gelegenheit an einigen Punkten Beobachtungen über 
den geologischen Bau der das Leitha-Gebirg umgebenden Tertiärbildungen 
zu machen, welche für die Kenntniss dieser für Wien so wichtigen Forma- 
tion einige interessante Resultate ergab, die ich mir im Nachfolgenden mit- 
zutheilen erlaube. 

Der erste Punkt, an welchem ich Untersuchungen anstellte, befindet 
sich auf der Anhöhe unmittelbar vor Goys, von wo aus die Strasse direct 
gegen die Niederung des Neusiedler See’s hinabführt. Hier befindet sich 
auf der Höhe der Hügelkette mitten im Gebiete des Leithakalkes in un- 
mittelbarer Nähe des hier aus dunklem, dichtem Kalkstein bestehenden 
Grundgebirges eine Gruppe von Steinbrüchen, welche die Tertiärbildungen 
bis in eine Tiefe von beiläufig 6 Klaftern aufschliessen, und deren näheres 
Studium dem an die in der Umgebung Wiens herrschenden geologischen 
Verhältnisse gewöhnten Beobachter eine solche Fülle sonderbarer That- 
sachen erschliesst, dass ihm dieser Punkt gewiss als einer der interessan- 
testen des Wiener Tertiärbeckens erscheinen muss. 

Da die Verhältnisse sich in den verschiedenen übrigens ohnedem sehr 
nahe bei einander liegenden Brüchen im Wesentlichen gleich bleiben, halte 
ich es für hinreichend, dieselben, mit Beiseitelassung der kleineren Auf- 
schlüsse durch die Schilderung des grössten und tiefstgehenden unter den 
Brüchen zu erläutern. 

In diesem Bruche nun findet man zu oberst eine Ablagerung von gro- 
bem, grusigem Sand, der mit Conglomeratlagen und Muschelbänken wechsel- 
lagert. Sand und Conglomerat bestehen theils aus Kalk, theils sind sie aus 
der Verwitterung granitischer Gesteine hervorgegangen. Diese Ablagerung 
ist theils lose, theils aber bankweise durch krystallinischen Kalkspath zu 


270 F. Karrer und Th. Fuchs. [2] 


überaus festen Steinplatten verbunden, welche durch das Glitzern des kry- 
stallinischen Bindemittels gewissermassen ein granitisches Aussehen erhal- 
ten. Wie erstaunt man nun, wenn man bei näherem Hinsehen anstatt der 
sicher erhofften Olypeaster und Panopaeen plötzlich Steinkerne von Conge- 
ria triangularis und Cong. Partschi, von grossen Cardien, von Melanopsis 
Martiniana und Bouei findet, und zwar in solcher Menge und so vollkom- 
mener Ausprägung, dass kein Zweifel bleiben kann, dass man es hier 
mit Congerienschichten zu thun hat. Das anfängliche Erstaunen wird 
jedoch noch erhöht, wenn man bei weiterem Suchen in denselben Schich- 
ten, mit den früher erwähnten Conchylien zusammen, abgerollte Nulli- 
poren, so wie gar nicht selten Scherben von Austernschalen findet, 
welche sich hier natürlich nur auf secundärer Lagerstätte befinden 
können. — In dem hinteren Theil des Bruches kommt in Mitten dieser 
Ablagerung eine Tegellage eingeschaltet vor, welche sich nach vorne 
auskeilt. Eine Schlemmprobe dieses Tegels lieferte nur etwas Sand, ohne 
eine Spur von Foraminiferen. Untersucht man nun in dem Bruche die tiefer 
liegenden Schichten, so findet man hier in dicke Bänke gesondert, ein fei- 
nes, lichtgelbes, zart tuffiges Kalkgestein, welches bei einem flüchtigen An- 
blick den feinen Varietäten des Kroisbacher Leithakalkes täuschend ähnlich 
sieht. Das Gestein enthält häufig eine kleine Serpula, die stellenweise förm- 
liche Knäule bildet, und nach einigem Suchen fand ich auch eine Gesteins- 
platte, die bedeckt war mit Ceritium pictum, rubiginosum, Trochus patulus 
und kleinen Bivalven. Neben diesen Anzeichen der sarmatischen Stufe fan- 
den sich in demselben Gestein aber auch die schon in den Congerienschich- 
ten erwähnten abgerollten Nulliporen, welche hier indessen so massenhaft 
auftreten, dass sie lagenweise zusammengehäuft, förmliche Bänke bilden. 
Daneben fanden sich vereinzelt auch vollständige Nulliporenknollen, so wie 
Austernscherben, Cellepora globularis, und in den benachbarten Brüchen 
selbst ästige Bryozoen, welche Funde mich begreiflicher Weise in nicht ge- 
ringe Verlegenheit setzten. Da jedoch alles weitere Suchen erfolglos blieb, 
setzte ich schliesslich meine Hoffnung auf zwei bankförmige Einlagerungen 
von Tegel, welche dem fraglichen Schichtensystem eingeschaltet waren, 
und aus deren mikroskopischer Untersuchung ich mir ein bestimmteres Re- 
sultat versprach. Diese Hoffnung bewährte sich denn auch auf das vollstän- 
digste. Ein paar mitgebrachte Tegelproben lieferten eine erstaunliche Menge 
von Foraminiferen, welche nach der Untersuchung des Herrn F. Karrer 
lauter für die Cerithiensande bezeichnende Formen darstellten. Er übergab 
mir davon folgende Liste: 
Bulimina Buchiana d’Orb. s. 
Uvigerina pygmaea d’Orb. ns. 
Discorbina planorbis d’Orb. ns. 
Truncatulina lobatula d’Orb. s. 
Dutemplei d’ Orb. ns. 
Pol ystomella crispa d’ Orb. h. 
P aculeata d’Orb. hh. 
ei regina d’ Orb. hh. 
I subumbilicata Oziz. hh. 
Fichteliana d’Orb. ns. 
Amphistegina Haueri d’Orb. s. (abgerollt.) 


[3] Geol. Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 97 


Es kann demnach kein Zweifel mehr obwalten, dass wir es hier mit 
Congerien- und Cerithienschichten zu thun haben, welche sowohl petro- 
graphisch sehr eigenthümlich entwickelt, als auch in paläontologischer Hin- 
sicht durch die merkwürdig grosse Menge eingeschwemmter marıner Orga- 
nismen, theilweise bis zur Unkenntlichkeit entstellt, in vollkommen con- 
cordanter Lagerung übereinander folgen. 

Wenn man aus dem Bruche heraustretend gegen das Grundgebirge 
zu geht, trifft man sehr bald festen Nulliporenkalk und noch etwas wei- 
ter dem Grundgebirge unmittelbar aufgelagert ein grobbankiges Conglo- 
merat mit Pecten, Nulliporen, Celleporen und förmlichen Bänken von Am- 
phisteginen. Beobachtet man nun das Einfallen dieser Schichten unter die 
sarmatische Stufe, so gelangt man zu der Ueberzeugung, dass eine geringe 
Vertiefung des Bruches hinreichen müsste, um auch die echten marinen 
Leitha-Kalkschichten zu erreichen, ja wenn man bedenkt, dass man in den 
tiefsten, blossgelegten Lagen des Bruches bereits ziemlich häufig wohlerhal- 
tene Exemplare der Amphistegina Haueri findet, ist es nichi unwahr- 
scheinlich, dass man die Grenze der marinen Schichten bereits erreicht hat 
und dass man in diesem einen Bruche alle drei Glieder der Wiener Tertiär- 
bildung in ununterbrochener Entwickelung in einander übergehend vor sich 
aufgeschlossen sieht. 

Ein zweiter bemerkenswerther Punkt sind die zum Kaisersteinbruch ge- 
hörigen sogenannten Zeindler-Brüche, wo man auf echtem Nulliporenkalk 
eine beiläufig zwei, Klafter mächtige Masse eines blauen Tegels aufgelagert 
findet, welcher Tegel durch zwei dünnere, eingelagerte Bänke von Nulliporen- 
kalk wieder in zwei ziemlich gleichmächtige Partien getheilt wird. In dem 
Tegel unterhalb dieser Nulliporenbänke war ich nicht im Stande, Con- 
chylien aufzufinden, und der Schlemmrückstand lieferte nebst vielem 
Schwefelkies nur einige schlecht erhaltene Exemplare von Amphistegina 
Haueri d’ Orb. 

In dem Tegel oberhalb der Nulliporenbänke hingegen fand ich nach 
längerem Suchen Abdrücke von Bivalven, welche vollkommen sarmatischen 
Arten, nämlich der Modiola Volhynica und dem Cardium obsoletum glichen. 

Von Foraminiferen fand Herr Karrer in grosser Menge die für die 
sarmatische Stufe bezeichnende Polystomella erispa und subumbilicata 
d’ Orb. nebst einigen Exemplaren von Truncatulina Dutemplei d’ Orb., welche 
übrigens auch schon in Cerithienschichten nachgewiesen wurden, und so 
vereinigt sich Alles, um kaum einen Zweifel darüber zu lassen, dass wir hier 
eine unmittelbare Auflagerung von Hernalser Tegel auf Leithakalk vor 
uns haben. 

Der dritte Punkt, an welchem ich Beobachtungen machte, sind die, 
sowohl wegen ihres feinen weichen Steines, als auch der ziemlich häufig in 
ihnen vorkommenden Fisch- und Säugethierreste wegen, seit langem be- 
kannten Brüche von Breitenbrunn. Ein besonderes Interesse erhielten die- 
selben noch, seit Prof. Suess in ihnen das häufige Vorkommen von Oerithium 
rubiginosum beobachtete, und die Ansicht aussprach, dass diese stets für 
Leithakalk gehaltenen Bildungen nicht Leithakalk, sondern Cerithien- 
schichten wären, und die in ihnen ebenfalls vorkommenden  Nulliporen und 
älteren marinen Conchylien nur eingeschwemmte Vorkommnisse auf 
secundärer Lagerstätte darstellten; eine Ansicht, die durch den Umstand 

Juhrbuch der k,k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18 Band. 2. Heft 36 


3723 F. Karrer und Th. Fuchs. [4] 


wesentlich unterstützt wurde, aass namentlich die Austern stets in sehr ab- 
serolltem Zustande vorkommen. 

Nach meinen Erfahrungen in den Brüchen von Goys zweifelte ich 
nicht im Mindesten mehr an der Richtigkeit dieser Ansicht und war nicht 
wenig überrascht, mich schliesslich doch zu der Ueberzeugung gedrängt zu 
sehen, dass die fraglichen Schichten denn doch nur gewöhnlicher Leithakalk 
wären, und die häufige Abrollung ihrer organischen Einschlüsse demnach 
mehr auf Rechnung der Brandung, als einer stattgefundenen Umschwem- 
mung zu schreiben sei. 

Was nun meine Beobachtungen selbst anbetrifft, welche ich zumeist 
in den Putz’schen und Win kler’schen Steinbrüchen anstellte, so bestehen 
die Resulte derselben in Folgendems 

Das Gestein selbst scheint aus der Zerreibung von Nulliporen, Bryo- 
zoen und Foraminiferen hervorgegangen zu sein, und ist nach dem Grade 
der Zerreibung von sehr verschiedenem Korn. Es finden sich sämmtliche 
Uebergänge von den gröbsten löcherigen Abänderungen bis zu dem feinsten, 
vollkommen dichten Stein, der keine Spur mehr von organischen Bestand- 
theilen erkennen lässt, und wegen seiner Zartheit und Weichheit namentlich 
zu feinen architektonischen Arbeiten verwendbar, deshalb von den Arbeitern 
„Bildhauer“ genannt wird. Stellenweise wird dieser „Bildhauer“ so weich, 
dass man grössere Stücke davon mit Leichtigkeit zwischen den Fingern zu 
einem mehligen Pulver zerdrücken kann. 

Dieses Material ist in dicken Bänken gesondert, welche mit leichter 
Neigung vom Gebirge ab, gegen die Ebene zu fallen. Im Allgemeinen sind 
die obersten Bänke die gröbsten, und nehmen gegen die Tiefe zu ein immer 
feineres Korn an, doch stellt sich unterhalb des „Bildhauers“ abermals ein 
etwasgröberes Gestein ein. Oberhalb des „Bildhauers“ sind dann Kalkschichten, 
zwei Lagen eines zähen grünlichen Lettens, an seiner Basis aber eine un- 
gefähr 1 Fuss mächtige Schichte blauen Tegels, in welchem man bei meiner 
Anwesenheit gerade Reste eines Halitherium-Skeletes aufgefunden hatte, 
eingeschaltet. Von Interesse ist noch eine Verwerfung von beiläufig zwei 
Klafter Sprunghöhe, welche in mehreren Brüchen aufgeschlossen ist, und 
die sich durch das Abbrechen der eingelagerten Letten und Tegelschichten 
schon aus der Entfernung bemerkbar macht, wobei noch der Umstand be- 
merkenswerth ist, dass nicht das gegen die Ebene, sondern vielmehr 
das näher am Gebirge gelegene Stück gesunken ist. Versteinerungen 
fehlen in den feineren Abänderungen des Gesteines vollständig, sie werden 
jedoch um so häufiger, je gröber das Korn. So fand ich in den gröbsten 
Varietäten : 

Nulliporen, einzelne Stämmchen oder ganze Knollen, abgerollt, ver- 
einzelt oder in Lagen angehäuft. Austern, abgerollt, vereinzelt oder ange- 
häuft, Bryozoen, abgerollt. — Pecten elegans Andrz., mehrere gut erhaltene 
nicht abgerollte Exemplare. Eine kleine Bivalve (Ervilia pusilla ?), förm- 
liche Muschelbänke bildend. Dazwischen Steinkerne von Oerithium rubigi- 
nosum, sehr häufig. Cerithium pictum, selten. Cerithium scabrum, häufig, 
sowie schliesslich noch ziemlich häufig eine kleine Bivalve, ähnlich der 
Diplodonta rotundata. 

Eine mitgenommene Tegelprobe aus der Tegellage unter dem Bild- 
hauer, lieferte beim Schlemmen eine Menge Foraminiferen, deren freund- 


[5] Geol. Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 278 


liche Bestimmung ich Herrn Karrer verdanke, der mir davon folgende 

Liste übergab: 

Truucatulina variolata, d’ Orb. h. h.\ zusam. beinaheden ganzen Schlammrückstand 
hr lobatula, d’ Orb. h. h.\ bildend. Bezeichnend für Leithakalk. 

Polystomella Fichteliana, d' Orb. s. 

5 crispa, d' Orb. n. s. 

h aculeata, d’ Orb. n. S. 

Nach diesen Befunden kann es wohl als sichergestellt angesehen 
werden, dass der Kalk von Breitenbrunn nicht der sarmatischen Stufe an- 
gehöre, sondern alter Leithakalk sei, um so mehr, als ich von den aus- 
schliesslich sarmatischen Formen nie eine Spur zu entdecken im Stande 
war, und Cerithium rubiginosum und pietum auch schon anderwärts in den 
älteren marinen Schichten nachgewiesen sind. 

Kurze Zeit vor meinem Besuche, war in dem Steinbruche des Herrn 
Winkler, ungefähr 2:/, Klafter von der Oberfläche entfernt, im mittel- 
groben Gestein ein vollständiger Dinotherium-Schädel aufgefunden worden, 
der aber leider durch Mangel an Aufmerksamkeit bis auf fünf Backenzähne, 
welche ich für das k. k. Mineralienkabinet acquirirte, vollständig zerstört 
wurde. — Zur Vervollständigung muss ich noch hinzufügen, dass in den 
meisten Brüchen sich oberhalb des Leithakalkes noch eine Ablagerung von 
blauem Tegel vorfindet. Die Oberfläche des Leithakalkes scheint jedoch vor 
der Ablagerung dieses Tegels bedeutenden Erosionen ausgesetzt gewesen zu 
sein, sie ist unregelmässig wellenförmig und der Tegel nivellirend darüber 
gelagert. Eine solche Discordanz innerhalb der Tertiärformation, ist bisher 
in der Umgebung Wiens meines Wissens noch nicht beobachtet worden, und 
macht es nur um so bedauerlicher, dass es mir nicht gelang, die strätigra- 
phische Stellung dieses Tegels näher festzustellen, da selbst der Schlamm- 
rückstand nur unorganische Bestandtheile enthielt. 

Schliesslich möchte ich noch eines kleinen Bruches gedenken, welchen 
ich, auf der Rückfahrt von Parendorf begriffen, unmittelbar vor der Neu- 
siedler Mauth, hart an der Strasse bemerkte, und wo man auf Nulliporen- 
kalk eine ungefähr eine Klafter mächtige Masse blauen Tegels aufliegen 
sah. Der Schlemmrückstand dieses Tegels lieferte ausser sehr viel Gyps, 
fast nur Truncatulina lobatula d’ Orb. Daneben noch als Seltenheit Zrun- 
catuliına Boueana d’ Orb., Globigerina bulloides d’ Orb. und Polystomella 
crispa und gehört mithin zu den Tegeln des Leithakalkes. 


Nr. Il. Ueber das Verhältniss der Congerienschichten zur sarmatischen 
Stufe bei Liesing. 


Von Felix Karrer. 


Zwischen dem letzten Hause von Mauer, und den neuen Kellern des 
Brauhauses in Liesing sind längs des ganzen Abhanges, welcher gegen die 
Ebene zu abfällt, und hier den vulgären Namen „Steinmassel“ führt, eine 
Reihe von Steinbrüchen in den petrefactenreichen Kalken der sarmatischen 
Stufe angelegt. 

Die Ausbeute an Bruchsteinen ist gegenwärtig sehr bedeutend, und 


bietet wegen der fortgesetzten Blosslegung der mitten durch das ausge- 
36* 


274 F. Karrer und Th. Fuchs. 16} 


beutete Terrain, unmittelbar unter der Oberfläche des Ackerlandes ge- 
henden römischen Wasserleitung auch in archäologischer Beziehung einiges 
Interesse. 

Die den obenerwähnten Kellern zunächst und am tiefsten gegen die 
Risenbahn zu gelegenen drei letzten Brüche stehen gegenwärtig zum Theil 
ausser Betrieb, bieten aber bei näherer Untersuchung einige, mir nicht 
unwichtig scheinende Aufschlüsse über das Verhältniss der Congerien- 
schichten zur sarmatischen Stufe gerade an diesem Punkte. 

Ueber die Lagerung dieser Schichten bei Goys am Leithagebirge hat 
Herr Th. Fuchs ebenfalls an Ort und Stelle interessante Daten gesammelt, 
und in Nr. i unserer Studien mitgetheilt, und ich erlaube mir darauf 
hinzuweisen. Ebenso haben Herr Bergrath Stur und Herr Wolf über die 
Auflagerung der Oongerienschichten auf den sarmatischen, leider nicht ver- 
öffentlichte sehr werthvolle Beobachtungen am Durchschnitte der Hetzen- 
dorfer Verbindungsbahn gesammelt. Bei Liesing nun stellt sich das Schich- 
tenverhältniss nach den vorgenommenen genauesten Beobachtungen, in der 
auch in dem beigegebenen Durchschnitte bezeichneten Reihenfolge und 
relativen Mächtigkeit in folgender Weise fest. 


Er | — m — — — 
a Ä 3- + Galturschichte und 
Era Diluviutgerölle 
B 
U rin gel 
To ERB35 54 Rerüll zuik Ongeri2 ET ET 
JISS958S OSsas520%e angerjen.z] DR = PIRELZEZ 


LE a ar en ei It 


3 realer mit Felre efürlten der SETMOE Sue 
— ren zT — 


Aus dem Spiegel der in der Tiefe des Bruches angesammelten Wasser- 
masse erhebt sich zuerst: 

Eine 2 Fuss mächtige, sehr harte Kalkbank, mit wenig deutliche- 
Versteinerungen der sarmatischen Formation, nun folgt 

A bis 5 Zoll Tegel, dann eine 

A Zoll harte Kalkbank, wieder 

9 Zoll zum Theil sandiger Tegel, hierauf 


7] Gevl. Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 275 


6 Zoll Kalkbank, und abermal 

4 bis 5 Zoll Tegel. 

Alle diese wechselnden Lagen enthalten die schlecht erhaltenen Reste 
der Bivalven der sarmatischen Stufe im Kalk, als Steinkerne, im Tegel 
zwar noch mit der Schale, aber fast durchgehends in so mürbem Zustande, 
dass sie bei der Berührung zerfallen, was dem bedeutenderen Sandgehalte 
des Tegels zuzuschreiben ist, welcher dadurch sehr wasserdurchlässig wird, 
und damit die Auflösung der Kalkschalen bedingt. Nun folgt eine 

11/, bis 2 Fuss mächtige Kalkbank mit zahlreichen Steinkernen der- 
selben Bivalven und auch mit Trochus podolicus d’ Orb.in einigen Exemplaren. 
Auf diese Bank folgt 

6 Zoll Tegel mit Bivalven, 

3 Zoll oolithischer mürber Sandstein mit ganz zerriebenen Petre- 
facten, hierauf 

4 bis 6 Zoll sandiger Tegel, endlich eine 

21), bis 3 Fuss mächtige, in ihrer unteren Partie zum Theil ein 
wahres Conglomorat bildende Kalkmasse mit vielen Bivalven, dann durch 

11/, Fuss eine oolithische, sandig mergelige Schichte mit Bivalven 
und Trochus podolicus, endlich eine 

1 bis 11), Fuss harte Kalkbank, die in ihrem unteren Theile sehr 
wenig Petrefacte führt, in ihrem oberen Theile aber ganz erfüllt ist mit 
den Steinkernen und Hohlräumen der Melanopsis impressa Krauss, welche 
in ihrer verticalen Verbreitung im Wiener Becken ziemlich weitgehend ist, 
indem sie aus den marinen Schichten von Niederkrugstätten und Weinsteig 
in die sarmatische Stufe von Pirawart, Nexing, Gaunersdorf, wenn auch als 
Seltenheit, hereintritt. Ihre horizontale Verbreitung beschliesst sie aber 
nicht, wie die übrigen sarmatischen Conchylien in unserem Becken, sondern 
findet sich noch weit im Westen in Baiern und Württemberg. 

Ueber ihr Auftreten im Osten berichtet Herr v. Hantken!t), dass er 
dieselbe in einer untergeordneten Schichte der sarmatischen Stufe, aber 
häufig bei Szomor angetroffen habe, sonst aber fehle sie dem ganzen übrigen 
Complexe der sarmatischen Formation an allen Orten. 

In dieser eigenthümlichen, durch das massenhafte Auftreten der 
Melanopsis impressa ganz deutlich charakterisirten Bank, kommen in ver- 
einzelten Exemplaren noch Trochus podolicus Dub., Cerithium pietum Bast. 
und Cardium desertum Stol.*), letzteres als Seltenheit bisher nur in den 
Congerienschichten von Stegersbach bekannt, vor. 

Damit schliesst die sarmatische Stufe. 

Mit der darauf liegenden dünnen Gerölllage beginnt ein neuer Schichten- 
complex, die Congerienstufe. Schon in der Geröllbank zeigen sich die Schalen 
und Hohlräume der Congeria Partschi O2j?., wenn auch sehr vereinzelt, 
darüber ruht 3 bis 4 Fuss mächtig Tegel, welcher an einigen Stellen durch 
ein 6 Zoll mächtiges Band rostbraun gefärbten Schotters aus Wiener Sand- 


1) Verhandl. der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1867. Nr. 1. S. 26 u. 27. 
?) Stoliczka, Beitrag zur Kenntniss der Mollusken-Fauna der Cerithien 
und Inzersdorfer Schichten des ungarischen Tertiär-Beckens. Verhandl. der zool. 


bot. Ges. in Wien. Jahrg. 1862. 


276 F. Karrer und Th. Fuchs. [8] 


stein durchsetzt wird, welches mit den Schalen der Oongeria Partschi aber 
ganz erfüllt ist. 

Diese Congeria ist schon früher nach Dr. Hörnes Angaben, unter 
anderem auch im Bachbette der Liesing nächst der Eisenbahn gefunden 
worden, gehört den Congerienschichten an; dürfte aber auch, nach den Be- 
obachtungen von ÜZjZek, eine tiefere Etage derselben kennzeichnen. Sie 
kömmt mit Congeria spathulata auch in Matzleiusdorf u. s. w. vor — nie 
aber zugleich mit Oongeria subglobosa. 

Drei bis vier Fuss mächtige Schottermassen des Diluviums und die 
Kulturschichte liegen als Decke darüber. 


Nr. Ill. Die Tertiär-Ablagerungen in der Umgebung von Pressburg und 
Hainburg '). 


Von Th. Fuchs. 


Zwischen Hainburg und Pressburg fliesst die Donau bekanntlich durch 
ein breites Thal, welches unter dem Namen der „Porta hungariae* be- 
kannt, auf der rechten Seite durch die Berge von Deutsch-Altenburg 
Hundsheim, Hainburg und Wolfsthal, die sogenannte Hundsheimer Berg-' 
gruppe, ober der linken Seite aber durch einen Hügelzug gebildet wird, 
welcher bei Pressburg mit dem Schlossberge beginnt, die Donau aufwärts 
ziehend, mit dem Thebner Kegel abschliesst und durch das von Blumenau 
nach Pressburg führende T'hal von dem Gemsenberg, dem eigentlichen An- 
fange der kleinen Karpathen, getrennt ist. 

Diese beiden isolirten Hügelzüge bestehen theils aus einem feinkör- 
nigen Granit, theils aus einem diehten, schwarzblauen, stellenweise Horn- 
stein führenden Kalkstein liassischen